Zum Inhalt springen

BLKÖ:Stanisavljevic von Wellenstreit, Aron

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Stanig, Valentin
Band: 37 (1878), ab Seite: 136. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Aron Stanisavljevic von Wellenstreit in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Stanisavljevic von Wellenstreit, Aron|37|136|}}

Stanisavljevic von Wellenstreit, Aron (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Morovice in Syrmien im Jahre 1753, gest. zu Neusatz im Banat 19. August 1833). Entstammt einer alten serbischen Familie. Der Vater war Commandant des Czaikisten-Bataillons. Der Sohn kam zur höheren militärischen Ausbildung in die Ingenieur-Akademie [137] nach Wien, in welcher er fünf Jahre verblieb. Im Jahre 1777 trat er aus der Anstalt in das Czaikisten-Bataillon als Officier ein und kämpfte im Kriege gegen Preußen 1778 und 1779. In den Jahren 1785–1787 war er in Bayern, Tirol und an anderen Orten thätig. Als im Jahre 1788 der Türkenkrieg ausbrach, war S. Hauptmann. Im Jahre 1795 befand S. sich in Italien. Als im folgenden Jahre der Rückzug unserer Armee aus Italien begann, fand er bei dem Uebergange über die Etsch Gelegenheit, sich auszuzeichnen. In den Jahren 1799–1803 rückte S. rasch zum Major, Oberstlieutenant und Commandanten des Czaikisten-Bataillons vor. Im Jahre 1809 gerieth S. in französische Gefangenschaft und wurde nach Frankreich gebracht. Im J. 1813 wurde er General-Major, und in den Feldzügen dieses und des folgenden Jahres wendet sich dem umsichtigen General die gesteigerte Aufmerksamkeit zu. S. hatte den Auftrag erhalten, mit seiner Brigade den rechten Flügel unserer Armee in den Gebirgen zu decken, was er mit großer Umsicht ausführte. Im Gefechte bei Caliano commandirte er unseren linken Flügel und bei dem Vordringen unserer Armee bis Roveredo, in dem Gefechte bei Marco, unsere Vorhut. Er hielt damals den Feind nicht nur von weiterem Vordringen ab, sondern warf ihn gänzlich zurück und bewachte mit seinen Landtruppen die wichtigen Uebergänge über den Monte Baldo, die Veste Rocca d’Anso und mit einer Flottille den Comer-See. Im Februar 1814 erhielt er Befehl, eine Expedition gegen Brescia und eine Diversion gegen den Feind einzuleiten. S. begann nun die Ausführung des ihm ertheilten Auftrages zunächst mit der Umgehung der Veste Rocca d’Anso, welche bei dem vielen Schnee, der die Gebirge bedeckte, mit unsäglichen Schwierigkeiten verbunden war, rückte dann durch das Thal Trompia bis Gardone vor, wo sich der Feind in einer stark befestigten Position befand, nun aber umgangen, unvermuthet und mit solcher Energie angegriffen wurde, daß der größte Theil der feindlichen Truppe gefangen, der Rest in die Berge zerstreut und so das Thal Trompia gänzlich von feindlichen Truppen gesäubert wurde. Es war nun die Communication bis Brescia frei gemacht und die in Gardone befindliche berühmte Gewehrfabrik in den Besitz der Unsern gefallen. Der Feind, dem es an der Erhaltung des Besitzes der genannten Gewehrfabrik sehr gelegen war, rückte, nachdem er sich von dem erlittenen Schlage erholt und durch beträchtliche Truppenzuzüge verstärkt hatte, im Eilmarsch nächtlicher Weile gegen Gardone, wurde aber bei seinem Versuche, des besetzten Punctes sich wieder zu bemächtigen, von der Brigade des Generals S. zurückgeschlagen. So blieb Gardone mit seiner Gewehrfabrik nicht blos in unserem Besitze, sondern es wurden bei diesem Gefechte auch mehrere Gefangene gemacht. Das Regiment Lindenau aber, das zum großen Theil schon vom Feinde abgeschnitten und der Gefangenschaft preisgegeben war, wieder befreit. Nun kehrte die Brigade mit neuerlicher Umgehung der Veste Rocca d’Anso in ihre erste Aufstellung nach Riva am Lago di Garda zurück. Bei der weiteren Besetzung des Landes, führte S. das Obercommando im Departement Mella und in der Stadt Brescia, und bewährte bei den schwierigen Verhältnissen jener Anstellung überall große Umsicht und Tact gegenüber [138] der Bevölkerung und den verschiedenen dort befindlichen Landesbehörden. General-Major S. wurde in Anerkennung seiner Verdienste am 29. Jänner 1815 mit dem Commandeur-Kreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet. Im nämlichen Jahre noch kam er als Brigadier nach Vinkovce in Slavonien, wo S. sich um Förderung des dortigen Straßenwesens und überhaupt um die Hebung der Culturverhältnisse des nach dieser Richtung noch stark zurückgebliebenen Volkes viel verdient machte. Nun wurde er zum Feldmarschall-Lieutenant befördert und kam als Divisionär nach Agram; später als Festungs-Commandant nach Königgrätz, von wo er über sein Verlangen in gleicher Eigenschaft nach Peterwardein übersetzt wurde. Im Jahre 1828 erfolgte den Statuten des Leopoldordens gemäß seine Erhebung in den Freiherrnstand. Im Jahre 1832 trat der 79jährige General in den Ruhestand über und zog sich nach Neusatz im Banate zurück, wo er schon im folgenden Jahre starb. Er wurde in seiner Familiengruft im Kloster Kovilja beigesetzt.

Freiherrnstands-Diplom ddo. 30. October 1828.
Wappen. Ein blau und silberquadrirter Schild; 1 und 4 in Blau ein aufrechtstehender goldener Löwe mit offenem Rachen, roth ausgeschlagener Zunge und mit über dem Rücken aufgeschlagenem Schwanze, in der rechten Pranke ein bloßes Schwert haltend. 2 und 3 in Silber ein Rabe, der zwei kleine grüne Palmzweige im Schnabel hält. Den Schild deckt eine freiherrliche Krone, auf welcher drei goldgekrönte Turnierhelme ruhen. Der mittlere, ins Visir gestellte, trägt auf seiner Krone einen aufrecht stehenden Anker, an dem ein Stück Ankerthau herabhängt. Auf der Krone des rechten Helmes erhebt sich der oben beschriebene goldene Löwe; dann auf der Krone des linken Helmes steht der obbemeldete Rabe. Helmdecken. Jene des mittleren Helmes sind rechts blau mit Gold, links schwarz mit Silber unterlegt; jene des rechten Helmes blau mit Gold, jene des linken schwarz mit Silber unterlegt. Schildhalter. Zwei aufrecht stehende goldene Löwen mit offenen Rachen, roth ausgeschlagenen Zungen und mit über den Rücken aufgeschlagenen Schwänzen.