BLKÖ:Szirma, Lach (Lach Christian)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szirmay, Ludwig
Band: 42 (1880), ab Seite: 201. (Quelle)
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12. Lach Szirma, oder auch Lach Christian Szirma genannt, wird im genealogischen Artikel, den das „Gothaische Taschenbuch der gräflichen Häuser“ (Gotha, bei Justus Perthes, 32°.) im Jahrgang 1863, S. 898 u. f. über die Familie Szirmay enthält, als ein Sproß der Familie Szirmay bezeichnet, und zwar heißt es daselbst wörtlich: „Simons Sohn Johann geleitete die Prinzessin Hedwig 1385 nach Polen und erhielt im Sirader Palatinate große Besitzungen. Dessen Sohn Paul pflanzte das Geschlecht in Polen fort; der aus der letzten (1830) polnischen Revolution bekannte Oberst Lach [202] Szirma ist sein Nachkomme“. Der in Rede Stehende wurde zu Woynasy in Preußisch-Polen am 17. December 1791 geboren. Anfänglich für den geistlichen Stand bestimmt, trat er zu Königsberg ins Seminar, später aber gab er das theologische Studium auf und ging nach Wilna, wo er das philosophische Doctorat und beim Examen zugleich einen Preis erlangte. Hierauf unternahm er als Erzieher mit seinem Zöglinge Reisen, auf denen er auch England besuchte, wo er die Vorträge des berühmten Wilson hörte, mit Campbell, Bowring und Anderen verkehrte und seine „Letters on Poland“ veröffentlichte, in denen er die Engländer zum ersten Male näher mit seinem Vaterlande bekannt machte. Nach seiner Rückkehr in die Heimat erhielt er die Professur der Philosophie an der Universität in Warschau, mußte jedoch seinen Gegenstand in lateinischer Sprache vortragen, da man nicht nur der Entwicklung der Philosophie einen Hemmschuh anlegen. sondern ihn selbst auch hindern wollte, durch seine patriotische Begeisterung die Gemüther seiner Zuhörer zu entflammen. Um diese Zeit erschien sein Werk: „Anglia i Szkocya“, d. i. England und Schottland, 3 Bände (Warschau 1828), in welchem er die Erinnerungen aus seiner Reise daselbst in den Jahren 1820–1824 niedergelegt hat. Bald gewann er in hohem Grade die Theilnahme seiner zahlreichen Zuhörer, seine steigende Popularität erweckte aber den Verdacht des Großfürsten Constantin, der ihn mit Spionen umgab und ihm noch sonst durch allerlei kleinliche und unwürdige Plackereien das Lehramt zu verleiden suchte. Aber Szirmay ließ sich nicht abschrecken, im Gegentheil, dieser Zwang steigerte seinen Patriotismus, und der Professor wurde auch dann nicht eingeschüchtert, als bereits der Schrecken in Warschau herrschte und die Bänke der Hörsäle durch zahllose Verhaftungen sich leerten. Ale am 29. November 1830 endlich der Aufstand ausbrach, betheiligte sich auch die Jugend der Warschauer Schulen mit Begeisterung an demselben, Szirma brachte die ganze Nacht unter Waffen zu, und am folgenden Tage riefen die in Krieger verwandelten Studenten ihren geliebten Lehrer zu ihrem Commandanten aus. Als solcher rettete er dem Verräther General Vincenz Krasiński, der sonst dem gewissen Tode verfallen wäre, das Leben. Krasiński schwor in seiner Todesangst mit lauter Stimme Treue seinem Vaterlande – um sie, sobald er sich sicher wußte, zu brechen. Szirma blieb so lange an der Spitze seines Corps, bis ein militärischer Führer, Oberst Lagowski, dessen Leitung übernahm. Später wurde die Studentengarde unter verschiedene Regimenter der polnischen Armee vertheilt. Obwohl nun Szirma nicht mehr das Commando führte, blieb er doch beim Heere. Man sah ihn in den Gefechten und Schlachtfeldern mit bewunderungswürdiger Kaltblütigkeit den Verwundeten Hilfe leisten, Arzneien, Lebensmittel reichen, u. s. w. Nach Bewältigung der polnischen Erhebung durch die russischen Bajonnete begab er sich neuerdings nach London, um daselbst die Sympathie der Engländer für seine Landsleute wieder zu erwecken. Indessen war seine Familie im Auslande zurückgeblieben. Ueber Szirma’s und der Seinen spätere Schicksale fehlen alle Nachrichten. [Strassewics (Joseph), Les Polonais et les Polonaises de la révolution du 29 Novembre 1830 etc. etc. (Paris 1832, A. Pinard, Lex.-8°.). – Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „Krystyn Lach Szyrma“, darunter in römischen Uncialbuchstaden „Christin Lach Szyrma“. Lith(ographie) de Villain (Paris, gr. 8°., 1832). –

Anmerkungen (Wikisource)