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BLKÖ:Wölfler, Bernhard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 57 (1889), ab Seite: 220. (Quelle)
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Wölfler, Bernhard (Arzt, geb. zu Praschnoaugezd in Böhmen am 8. December 1816). Er legte in Prag das Gymnasium und die Jahrgänge der Philosophie zurück und studirte von 1836 bis 1842 auf der Wiener Universität Medicin nebst ihren Nebenfächern. Nachdem er von 1843–1845 im Wiener allgemeinen Krankenhause in Verwendung gestanden hatte, wurde er vom Prager freiweltadeligen Damenstifte als Arzt für die Herrschaft Křitz in Böhmen angestellt und übernahm nach vierjährigem Dienste daselbst 1849 die ökonomische und administrative Leitung an dem Krankenhause der israelitischen Cultusgemeinde in Wien, in welcher Stellung ihn seine Gattin, geborene Gottlieb, kräftigst unterstützte. Ihre vereinten Bemühungen galten der gewissenhaften Führung des Hauses, dessen Pfleglinge dem kinderlosen Paare die eigene Familie ersetzen sollten. Infolge dieser gemeinsamen, durch Jahrzehnte fortgesetzten Thätigkeit brachte man dem Spitale das größte Vertrauen entgegen, und obwohl es wegen seiner Ausdehnung und seines Baustandes den hygienischen Anforderungen durchaus nicht entsprach, wurde es doch wegen seiner allgemein anerkannten Leistungen den bestgeleiteten Spitälern zugezählt, was den Baron Anselm von Rothschild mit veranlaßte anstatt des baufälligen alten ein neues, den Anforderungen der modernen Krankenpflege mehr entsprechendes Krankenhaus aus eigenen Mitteln erbauen und einrichten zu lassen und es der Cultusgemeinde als Eigenthum zu übergeben. Die Sorge für den Bau des neuen Hauses erfüllte Wölfler’s ganzes Sein, er besuchte die Krankenanstalten des westlichen Europa, um das Nützliche in dem neuen Hause einzubürgern; war unermüdet bei dem Entwurfe und der Ausführung des Planes und hatte die Freude, die Stadt Wien in den Besitz einer Krankenanstalt gelangen zu sehen, deren Einrichtungen mustergiltig für ähnliche Anstalten sein werden. Um dies zu erleichtern, verfaßte er eine „Beschreibung der Anstalt“, welcher er genaue Pläne beifügte, und welche er als Festschrift bei Eröffnung des Spitales vertheilte. Ein wissenschaftlicher und ökonomischer Bericht nach zehnjährigem Bestande dieses Krankenhauses erweist ziffermäßig die Ersprießlichkeit der getroffenen Einrichtungen. Der ununterbrochene Verkehr mit armen Kranken in Wien, welche Stadt leider immer noch die Stadt der Phthisiker ist, ließ es [221] Wölfler als dringend nöthig erscheinen, für solche Kranke außerhalb Wiens eine Pflegestätte zu schaffen, und es gelang ihm, einen Verein zur unentgeltlichen Verpflegung Brustleidender auf dem Lande zu gründen, durch welchen seit 1872 zu Kierling nächst Klosterneuburg jeden Sommer in zwei Wohnungen eine Anzahl Kranker ohne Unterschied der Confession Landaufenthalt bei entsprechender ärztlicher Behandlung und Pflege genießen und Linderung ihrer Leiden, viele auch Genesung finden. Von dem Gedanken geleitet, daß der Arzt vor allen Anderen berufen sei, Werke der Nächstenliebe jeder Art nach Möglichkeit zu üben, nahm er, als Dr. L. A. Frankl das Blindeninstitut auf der Hohen Warte gegründet hatte, bereits während des Baues und der Einrichtung dieser Anstalt die Berufung in das Curatorium derselben freudig an, auch steigerte sich mit dem Gedeihen dieses Institutes seine Neigung zu demselben, und als dann L. A. Frankl die Sorge für dasselbe seinen Curatoriumsgenossen überließ, wurde Wölfler mit dem Präsidium im Vorstande betraut, welche Ehrenstelle er noch einnimmt. Die Regierung zeichnete Wölfler’s Bestrebungen 1866 durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens und 1873 durch Ertheilung des Titels eines kaiserlichen Rathes aus; der israelitische Gemeindevorstand aber würdigte dieselben dadurch, daß er aus Anlaß der Feier des 70. Geburtstages, welchen Wölfler 1886 erlebte, dessen von der Gräfin Adrienne Pötting in Oel ausgeführtes Porträt im Sitzungssaale des Krankenhauses den Bildnissen der Wohlthäter desselben für alle Zeiten anreihen ließ.

Die Heimat (Wiener illustr. Blatt, 4°.) 1879, S. 608: „Sprichwort und Spital“.