BLKÖ:Wahrmann, Israel
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 52 (1885), ab Seite: 146. (Quelle) | |||
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[147] als Oberrabbiner einer großen Gemeinde unermüdlich gewirkt hatte, segnete er im Alter von 71 Jahren das Zeitliche. Wenngleich streng orthodox, ehrte er doch das Wissen und sah Religion gern mit demselben verbunden. Ihn überlebten fünf Söhne und vier Töchter. Von Ersteren ist David Joseph Oberrabbi in Großwardein, Jehuda, dessen Lebensskizze S. 144 mitgetheilt wurde, israelitischer Lehrer, Abraham Salamon Obercantor in Altofen, Ezechiel und Maier Wolf sind Kaufleute, Letzterer k. k. privil. Großhändler, Beirath des Pesther israelitischen Gemeindevorstandes und Mitglied der Schulinspection daselbst.
Wahrmann, Israel (Oberrabbiner in Pesth, geb. zu Altofen 1755, gest. in Pesth 24. Juni 1826). Ein Sohn wohlbemittelter Eltern, erhielt er im Hause eine gute Erziehung, kam dann, 13 Jahre alt, unter Leitung des gelehrten Rabbiners zu Eisenstadt Lasar Kaller, hörte 1769 zu Preßburg die Vorträge des scharfsinnigen Rabbi Mair Barbe, setzte nach einigen Jahren zu Prag unter Sorach Eidlitz das talmudische Studium fort und machte sich zum ersten Male mit der neuhebräischen Literatur vertraut, indem er die Vorlesungen des in diesem Fache berühmten Abigdor Gloge besuchte. Nach vierjährigem Aufenthalt in Prag kehrte er 1781 heim, verheiratete sich mit der Tochter eines reichen Zempliner Kaufmannes und widmete sich auf Wunsch seines Schwiegervaters den Vorbereitungen für ein Rabbinat, zu welchem Ende er ein volles Jahr unter Leitung des nachmaligen Rabbiners zu Posen Rabbi S. Pservorsky sich in Entscheidung religiöser Fragen übte. Nach erlangter Approbation wurde er zunächst Rabbiner der kleinen Gemeinde Keresztur, 1796 aber kam er nach Pesth, wo sich ihm schon ein ungleich weiterer Gesichtskreis eröffnete. Sein Hauptaugenmerk richtete er nun auf die Schule, worüber er sich mit dem Consistorialsecretär zu Cassel David Frankel berieth. Er that Alles, um die Gemeinde für die Interessen einer öffentlichen Schule anzueifern, deren Errichtung er nach dem Muster von Amsterdam plante. Allmälig gelang es ihm, die bigotten Widersacher mit der Idee einer Schule zu versöhnen, und am 8. September 1814 sah er durch Eröffnung einer solchen in seiner Anwesenheit das Ziel seiner Wünsche gekrönt. Nun überwachte er sorgfältig selbst den Unterricht und eiferte durch Austheilung von Silbermünzen die Schüler zu fleißigem Besuche an. Dann erwirkte er 1825 ein Hofkanzleidecret, welchem zufolge der Religionsunterricht für die israelitischen Gymnasialsschüler Ungarns obligat wurde. Nun war dieser Sieg ein um so größerer, als der Provincial des Piaristencollegiums und die Statthalterei selbst, in einer solchen Anordnung eine Schädigung des Ansehens der christlichen Religion besorgend, dagegen waren. Auch veranlaßte man auf Wahrmann’s Ansuchen die jüdischen Studirenden sämmtlicher Facultäten, jeden Sabbat den Tempel zu besuchen, wo ihnen um 11 Uhr Vormittags in Gegenwart des Rabbi ein besonderer Gottesdienst gehalten wurde. Ein Zeugniß für den humanen Sinn unseres Rabbiners finden wir in dem von ihm angeregten und gegründeten „Unterstützungsverein für die verschämten jüdischen Armen der Stadt“, welcher segensvoll zur Stunde noch besteht. Nachdem Wahrmann 28 Jahre- Beth-El. Ehrentempel verdienter ungarischer Israeliten. Von Ign. Reich (Pesth 1859, Alois Bucsánszky, 4°.) Zweites Heft, S. 39.