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BLKÖ:Weiser, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weiser, Karl
Band: 54 (1886), ab Seite: 75. (Quelle)
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Weiser, Joseph (Director der k. k. Oberrealschule auf der Vorstadt Landstraße in Wien, geb. zu Goldenfluß in Mähren am 25. November 1810, gest. zu Brunn im Gebirge nächst Wien am 18. Juli 1881). Das Gymnasium und die philosophischen Jahrgänge beendete er in Wien, worauf er sich 1834 an der Hochschule daselbst dem Studium der Arzeneiwissenschaft widmete und daraus im Jänner 1842 die Doctorwürde erlangte, zu welcher er noch im Juli desselben Jahres das philosophische Doctorat gesellte. Bereits seit October 1840 wirkte er als Adjunct der Mathematik und Physik an der genannten Universität, auf welcher er auch vom October 1842 bis zum Schlusse des Schuljahres 1844 die Professur der Mathematik an der philosophischen Facultät und von August 1844 an die Professur der Physik supplirte. Im Jänner 1845 bewarb er sich im Wege des Concurses um einen Lehrstuhl der Physik, welchen er auch im August 1845 an der neuerrichteten technischen Akademie in Lemberg erhielt. Von derselben wurde er im Jänner 1851 als Lehrer der Mathematik an der k. k. Oberrealschule und als Professor des Mercantilrechnens am k. k. Polytechnicum in Wien berufen. Noch im November desselben Jahres kam er als ordentlicher Lehrer und provisorischer Director an die Staatsoberrealschule auf der Vorstadt Landstraße in Wien; im November 1853 erfolgte seine Ernennung zum wirklichen Director, in welcher Eigenschaft er bis ein Jahr vor seinem Tode wirkte. Außer verschiedenen Programmaufsätzen gab Weiser ein „Lehrbuch der Physik für Oberrealschulen“, dann „Anfangsgründe der Physik zum Gebrauche für Unterreal- und Gewerbeschulen, beide vom k. k. Ministerium für Unterricht und Cultus approbirt, heraus; von letzterem Werke erschien in Wien 1860 die dritte Auflage mit vielen Holzschnitten. Seine letzte wissenschaftliche Arbeit in seinem Fache waren die „Grundlehren der Physik und theoretischen Mechanik für Gewerbeschulen“ (Wien, 8°.). Als zu Anfang der Fünfziger-Jahre die Commune der Stadt Pesth sich entschloß, eine sechsclassige Oberrealschule zu errichten, und zu diesem Zwecke die entsprechenden Mittel votirte, wurde von Seite des k. k. Unterrichtsministeriums Dr. Weiser, damals Director der Landstraßer Oberrealschule, nach Pesth gesendet, um die neue Anstalt ins Leben zu setzen und zu organisiren. Es galt hierbei, nicht nur einen tüchtigen Lehrkörper zusammenzustellen, die erforderlichen Lehrmittel anzuschaffen und die zeitweiligen Oertlichkeiten auszumitteln, [76] sondern es waren auch für den Bau eines eigenen Schulhauses Einleitungen zu treffen, das Publicum mit dem Wesen der Realschule vertraut zu machen, kurz das Ganze in jene Form zu bringen, welche dem durch den Lehrplan hingestellten Zwecke möglichst vollständig entsprechen sollte. Die dabei zu überwindenden Schwierigkeiten waren nichts weniger als gering. Aber die Durchführung des Planes gelang vollkommen; im Jahre 1859 befand sich die Realschule, eine wahre Musteranstalt in ihrer Art, im eigenen neuen Gebäude, und die Eröffnung von Parallelclassen stand bei dem zunehmenden Besuch des Institutes bevor. In Würdigung der von Director Weiser vollführten Leistung erkannte ihm die Commune der Stadt Pesth das Ehrenbürgerrecht zu, und am 5. Mai 1858 fand auch die feierliche Uebergabe des Diploms statt. Eine gleiche Aufzeichnung widerfuhr dem verdienstvollen Schulmanne von Seite der Stadt Kaschau. Als infolge der Wandlung der politischen Verhältnisse im Kaiserstaate im Jahre 1861 der Gemeinderath der Großcommune Wien aus der freien Wahl und dem Vertrauen ihrer Mitbürger hervorging, wurde im dritten Wahlbezirke (Landstraße) auch Director Weiser in den Gemeinderath gewählt, welchem er viele Jahre angehörte, eine in Schulsachen verdienstliche Rührigkeit entfaltend. 1860 veröffentlichte Weiser seine Schrift: „Die Gewerbeschule, was sie sein soll und was sie nicht sein soll“, in welcher er Front machte gegen eine bestimmte Richtung der Lehrthätigkeit der Gewerbeschule. Als nun darin Angriffe gegen die Gewerbeschule zu St. Johann in der Jägerzeile erkannt wurden, entspann sich zwischen den Angegriffenen und dem Angreifer eine unerquickliche Polemik, in welcher die erfahrenen Schulmänner auf Seite des Letzteren standen. Ueberhaupt war Director Weiser auf seinem Gebiete ein stets kampfbereiter Fachmann, der allem Schlendrian und jeder Unzukömmlichkeit im Gebiete der Schule energisch zu Leibe ging, was freilich den Angegriffenen wenig gefallen mochte. So fanden denn auch seine „Anträge zur Hebung der Wiener Volksschulen, erstattet an die Schulsection des Gemeinderathes“ (Wien 1861, 8°.) alsbald eine anonyme Entgegnung, die, wäre sie zutreffend gewesen, nicht der Larve der Anonymität bedurft hätte. Diese Entgegnung fertigte denn auch Director Weiser mit der „Antwort auf die anonyme Broschüre: Dir. Dr. Weiser und die Wiener Volksschule“ (Wien 1862, 8°.) in gebührender Weise ab. Die ihm gewidmeten Nachrufe bezeichnen unseren Gelehrten einstimmig als einen tüchtigen Schulmann, der um das österreichische Schulwesen große Verdienste besitzt. So war die so nöthig gewordene Reorganisation der Gewerbeschule vornehmlich sein Werk, und auch bei der Organisation der österreichischen Volksschule hatte er thätig mitgewirkt. Seine Verdienste nach diesen beiden Richtungen wurden auch von Seiner Majestät durch Verleihung des Regierungsrathtitels und des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens gewürdigt. Seine feierliche Beerdigung aber gab Zeugniß, welche Sympathien dem braven Schulmanne von allen Seiten ins Grab folgten. Er wurde aus dem Ortsfriedhofe zu Brunn im Gebirge bestattet.

Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1881, Nr. 6067 Morgenblatt; Nr. 6069 Abendblatt. – Presse (Wiener politisches Blatt) 1860, Nr. 230 und 233. beide Male in der Rubrik „Eingesendet“. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1876, Nr. 302. – Pesth-Ofener Zeitung [77] 13. Mai 1857, Nr. 109. – Handschriftliche Notizen des Freiherrn Otto Steiner von Pfungen wofür ich demselben hier öffentlich meinen Dank ausspreche.