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BLKÖ:Wiedenfeld, Wilhelm Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wiedemann
Band: 56 (1888), ab Seite: 5. (Quelle)
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Wiedenfeld, Wilhelm Ritter von (Großindustrieller, geb. in Aachen 1788, gest. zu Troppau am 30. November 1874). Der Sohn eines angesehenen Tuchfabrikanten in den damals noch österreichischen Niederlanden, ging er auf den Wunsch der Eltern und Verwandten, als er 16 Jahre zählte, nach Wien, wo er in mehreren der ersten Handlungshäuser seine praktische Ausbildung im Handlungsfache erhielt. Seine spätere Betheiligung an einem Tuchfabriksgeschäfte führte ihn nach Schlesien, wo er bald darauf seinen bleibenden Aufenthalt nahm. 1816 gründete er in Troppau eine Handelsniederlage für den Tüchereinkauf im Großen – Tuchgroßhandlung – und führte dieses Geschäft lange über ein halbes Jahrhundert bis an sein Lebensende, wodurch der schlesischen Tuchfabrication Millionen Gulden zuflossen. Gleich als er sein Geschäft begründete, veranlaßte er einerseits die Tucherzeuger, wirklich gute, marktgängige, den Bedürfnissen der Nachfrage entsprechende Waare herzustellen, andererseits aber erweiterte und steigerte er durch Aufsuchung neuer Absatzwege den Absatz der schlesischen Tücher. Nachdem durch die Schlußacte des Wiener Congresses 1815 die Lombardie wieder österreichisch geworden, knüpfte er, einer der ersten Kaufleute der Monarchie, Verbindungen mit Italien an und machte die Lombarden auf die vorzüglichen schlesischen Tuchwaaren aufmerksam, wodurch es geschah, daß bald Tausende von schlesischen Tüchern nach Italien versendet wurden. In gleicher Weise eröffnete er den schlesischen Wollstoffen einen großen Absatzmarkt in der Schweiz, welche bald ein starker Abnehmer von schlesischen Tüchern ward. Dabei ging er den schlesischen Arbeitern bei Erzeugung ihrer Waare mit Rath und That an die Hand, unterstützte die mittellosen Erzeuger mit den nöthigen Geldmitteln und ermöglichte ihnen einen ausgedehnteren, lohnenderen Gewerbsbetrieb. Als später die Richtung der Nachfrage durch die sogenannten Schafwollmodestoffe sich änderte, versah er die Arbeiter, um sie in ihrer Fabrication concurrenzfähig zu erhalten, mit allen im Auslande beliebten Mustern dieser Stoffe. So trug er auch zum Aufblühen der Tuchfabrication in Jägerndorf wesentlich bei. Infolge dessen steigerte sich das Vertrauen, das ihm die Bevölkerung Schlesiens entgegenbrachte, und als 1850 die schlesische Handels- und Gewerbekammer errichtet wurde, wählte man ihn nicht nur zu ihrem Mitglieds, sondern bei ihrer Constituirung gleich in ihrer ersten Sitzung einstimmig zum Präsidenten, welches Ehrenamt er durch fünfzehn Jahre, immer wieder gewählt, [6] mit Umsicht, Eifer und Unparteilichkeit bekleidete. In dieser seiner amtlichen Stellung förderte er nun die Interessen Schlesiens, mit Hintansetzung seines eigenen Vortheils, mit allen ihm zu Gebote stehenden Kräften. Als 1851 der Kaiser auch die Provinz Schlesien besuchte, veranstaltete Wiedenfeld innerhalb der kurzen Frist von nur drei Wochen in Troppau eine schlesische Industrie-Ausstellung. Wiederholt schloß er sich bei wichtigen Anlässen, welche Schlesien betrafen, den nach Wien entsendeten[WS 1] Deputationen an; so um den Bau der Schönbrunn-Troppauer Flügelbahn zu befürworten; dann wegen Bewilligung einer Bankfiliale für Troppau; wegen Errichtung der Oberrealschule daselbst; ferner verdankt ihm wesentlich Bielitz die Errichtung einer Bankfiliale, Troppau diejenige einer Handelsschule, und dann wirkte er mit dem Kammermitgliede Hohenegger vornehmlich zur Erlangung einer Eisenbahnverbindung für den Teschener Kreis. Und so war es Wiedenfeld, welcher das Wohl Schlesiens und das örtliche Interesse der einzelnen Bezirke und Gemeinden dieses Landes bei jeder sich ihm darbietenden Gelegenheit mit allen seinen Kräften förderte. Der Monarch zeichnete ihn 1860 mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens, dann mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe aus, welcher Verleihung statutengemäß die Erhebung in den österreichischen Ritterstand folgte. 1866 beging Wiedenfeld das fünfzigjährige Jubiläum als Kaufmann, welches er noch acht Jahre überlebte. Der Statthalter von Oberösterreich Otto Freiherr von Wiedenfeld [siehe daneben in den Quellen] ist sein Sohn.

Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1874, Nr. 356. – Roman-Zeitung (Berlin, Otto Janke, 4°.) 1873. Bd. II, Sp. 156. – Die Urne. Jahrbuch für allgemeine Nekrologie. Von Dr. H. Schramm-Macdonald (Leipzig, Thiele, 8°.) II. Jahrgang (1874), S. 181.
Porträt. Trefflicher Holzschnitt von F. Gesch in der „Silesia“. Kalender für das Herzogthum Schlesien, das benachbarte Mähren, Galizien und Ungarn. II. Jahrg. (1866), S. 58.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ensendeten.