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BLKÖ:Zdekauer von Treukorn, Friedrich Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 59 (1890), ab Seite: 232. (Quelle)
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Zdekauer von Treukorn, Friedrich Freih. (Finanzmann, geb. 10. Mai 1810, gest. zu Prag 5. Mai 1873). Ein Sohn Moriz [S. 235, Nr. 10] trat er nach zu Prag beendeten Studien in das Bankhaus seines Vaters, wurde, erst 22 Jahre alt, mit der Procura betraut und steigerte den schon längst begründeten Ruf des Hauses, nachdem er die Oberleitung übernommen, zu noch höherem Einfluß und Ansehen. Er wies überzeugend auf die unerschlossenen reichen Hilfsquellen des Landes hin und nahm energisch deren Nutzbarmachung in Angriff. Auf die zahlreichen Geldinstitute Böhmens, deren mehrere unter seiner Einflußnahme und Mitwirkung sich entwickelten, den soliden Geist seines Hauses zu übertragen, war stets sein eifrigstes Bemühen. Die Geschäftswelt sah eine hinreichende Bürgschaft für ein Unternehmen, sobald sein Bankhaus dabei [233] betheiligt war, und die gefährlichen Handelskrisen, von welchen der europäische Markt in den letzten Decennien wiederholt heimgesucht wurde, vermochten nicht die Grundvesten dieses Bankhauses zu erschüttern, ja dasselbe ging aus allen denselben vielmehr mit erhöhtem Glanze hervor. Die zahlreichen Bahnen, welche heute das Königreich Böhmen nach den verschiedensten Richtungen durchziehen, die Dampfschifffahrt, welche den Handel mit vaterländischen Erzeugnissen nach dem Norden vermittelt, sie führen ihr Gedeihen vielfach auf die Anregungen und die hervorragende Thätigkeit Friedrich Zdekauer’s zurück. Da er in Finanzkreisen als einer der gediegensten und erprobtesten Fachmänner galt, so wurde bei den wichtigsten Finanzoperationen des Staates immer sein Rath eingeholt, oder er um die Erstattung seines Gutachtens angegangen und zu allen seit 1853 in financiellen und volkswirthschaftlichen Fragen angestellten Enqueten beigezogen. Wenn es sich um Gründung neuer oder Umgestaltung bereits bestehender Anstalten handelte, waren sein Rath, seine Ansichten ausschlaggebend. Seit Jahren stand er bei mehreren der bedeutendsten volkswirthschaftlichen Anstalten Böhmens in leitender Stellung: seit 1843 wirkte er als Director der böhmischen Sparkasse, seit 1868 als Directionspräsident der Prager Bankfiliale, welcher er vom Beginne ihrer Gründung als Directionsmitglied angehörte, seit 1873 als Präsident des Prager Kettenbrücken-Actienvereines, in dessen Direction er schon 1848 gewählt worden; ferner war er Präsident der Aussig-Teplitzer Eisenbahn, Vicepräsident der Buschtiehrader Eisenbahn, Präses-Stellvertreter der Prager Handelskammer, Mitglied der wechselseitigen Brandschaden-Versicherungsgesellschaft. Aber auch die gemeinnützigen und Wohlthätigkeitsanstalten Prags zählten ihn zu ihren werkthätigsten Mitgliedern, und wohl gab es kein Institut in der Hauptstadt, dem er nicht als Mitglied angehört hatte. Wenn es Linderung öffentlicher Bedrängnisse galt, leistete er die ausgiebigste Mithilfe, so in der Ueberschwemmungsnoth der Jahre 1862 und 1872, in der Kriegsnoth 1859, in welchem Jahre er überdies für die Ausrüstung eines böhmischen freiwilligen Corps bedeutende Summen widmete. Eine nicht minder große Thätigkeit entwickelte er in den Hilfscomités, welche sich zur Pflege und Unterstützung der auf den Schlachtfeldern verwundeten österreichischen Krieger gebildet hatten, und wirkte vorbereitend auf eine Organisation nach den Grundsätzen der Genfer Convention. So lebt heute noch, nach nahezu zwei Decennien, in der Geschichte des volkswirthschaftlichen Aufschwungs der Neuzeit Böhmens und der Förderung aller Wohlthätigkeits- und gemeinnützigen Anstalten Prags sein Andenken fort. Diese vielseitigen Verdienste fanden aber auch mehrfache Würdigung: so wurde er 1854 in den österreichischen Adelstand mit dem Prädicate Edler von Treukorn erhoben, 1865 folgte die Verleihung des Ordens der eisernen Krone dritter Classe und den Statuten desselben gemäß der Ritterstand und im Mai 1872 der Freiherrenstand. Auch von fremden Regierungen hatte er Auszeichnungen erhalten. Die Thermenstadt Karlsbad ernannte ihn zu ihrem Ehrenbürger, das Prager bürgerliche Schützencorps zum Major. Aus seiner Ehe mit seiner frühverstorbenen Gattin Antonie geborenen Edlen von Muth hinterließ er nur eine Tochter Gabriele, die seit 15. August [234] 1863 mit dem k. k. Oberstlieutenant und Generalstabschef Joseph Freiherrn Wolf von Wachtentreu vermält war und nach dessen (31. August 1871) erfolgtem Tode am 8. Juni 1874 mit ihrem Vetter Karl Amadeus Ritter v. Zdekauer [S. 235] sich wieder vermälte.