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BLKÖ:Zeni, Fortunat Vincenz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 319. (Quelle)
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Zeni, Fortunat Vincenz (Alterthumsforscher und Sammler, geb. zu Roveredo 12. Jänner 1819, gest. daselbst 18. Februar 1879). Ein Sohn Simon Zeni’s aus dessen Ehe mit Elisabeth Marzani. Früh verlor er seinen Vater, besuchte 1828–1831 die Normalschule in Roveredo, 1832–1835 die vier Grammaticalclassen und erwarb sich durch Stundengeben seinen Lebensunterhalt. Seinen Studien lag er mit so glänzendem Erfolge ob, daß ihn Kreishauptmann Graf Bubna, als derselbe von Roveredo nach Ungarisch-Hradisch in Mähren übersetzt wurde, als Lehrer seiner Kinder mitnahm. Daselbst beendete er bis 1837 die beiden Humanitätsclassen. Eine weitere Fortsetzung seiner Studien aber gestatteten ihm die Verhältnisse nicht, und heimgekehrt wendete er sich dem Handelsgeschäfte zu und diente bis 1860 bei verschiedenen Firmen, bildete sich jedoch aus eigener Neigung in Sprachen, Geschichte und Literatur der verschiedenen Völker emsig weiter. Nun regte sich auch sein Sammeleifer, in welchem er freilich mit Gegenständen minderer Wichtigkeit begann, die aber doch später einige Bedeutung gewannen, so verlegte er sich auf Briefmarken, Theaterzettel der Roveredaner Bühne seit deren Gründung, und Todesanzeigen, die einzigen Documente, welche die Zeit des Hinscheidens berühmter und unberühmter Menschen feststellen. Bald ging er aber zu den Schätzen der Natur über, zu Steinen, Pflanzen und Thieren, vornehmlich Koleopteren, von welchen er bald die reichste Sammlung besaß, und über welche er seine Beobachtungen Anderen, so dem P. Vincenz Gredler, einem der eifrigsten Entomologen Tirols, mittheilte. Schon war sein Ruf als Forscher und Sammler so gediehen, daß ihn die Akademie von Roveredo 1851 zu ihrem Mitgliede erwählte und 1853 der Wiener zoologisch-botanische Verein ein Gleiches that. Aber Zeni beschränkte sich nicht bloß auf Sammeln, er vereinigte auch bald gleichgestimmte Jünglinge um sich, mit denen er systematisch seine Forschungen betrieb, und in diesen Zusammenkünften wurzeln die Anfänge des städtischen Museums von Roveredo, welches am 18. November 1855 eröffnet wurde und ausschließlich als seine Schöpfung zu betrachten ist. Längst ein Freund und Sammler von Büchern, wurde er 1859 zum Vicebibliothekar der Stadtbibliothek zu Roveredo ernannt. Aber nicht lange erfreute er sich dieser ihm zusagenden Stellung. Am 24. Juni 1860 ward er verhaftet und nach Znaim in Mähren internirt. Von seinem Biographen wird die Ursache seiner Entfernung aus Roveredo verschwiegen, die wohl in politischen Motiven zu suchen ist. Nach einjähriger Internirung kehrte er am 26. Juni 1861 zu den Seinen [320] zurück. Nun arbeitete er wieder in Handelsgeschäften, bis sein Verhalten am 22. Juni 1866 seine neuerliche Verbannung veranlaßte. Er begab sich nach München und über die Schweiz nach Mailand, aber schon am 20. October desselben Jahres war es ihm vergönnt, zu seiner Schwester zurückzukehren, mit welcher er nun gemeinsam lebte. Jetzt flossen seine Tage ungestört unter Arbeiten dahin, mit denen er seinen Lebensunterhalt bestritt. Unter diesen seien genannt seine „Quadri statistici della società operaia di Rovereto“; – „Sunto storico degli statuti e privilegi concessi a Rovereto da Massimiliano I. fino a Giuseppe II.“, aus den Pergamenturkunden des Roveredaner Archivs zusammengestellt. Im Jahre 1868 nahm er einen Antrag der Handelsfirma Giuseppe Lugo in Trient an und übersiedelte dahin. Auch während seines dortigen Aufenthaltes, der bis 1875 währte, war er neben seinem kaufmännischen Berufe wissenschaftlich thätig, und seine Hauptarbeit daselbst besteht in der Ordnung des numismatischen Museums der Stadt und in der Anfertigung eines wissenschaftlichen Katalogs, wofür ihn das Museum zum Mitglied erwählte. Im Februar 1875 ernannte ihn die Società agraria von Roveredo zum Bibliothekar und am 17. April desselben Jahres das städtische Museum von Roveredo zum Vice-Director. Da traf ihn im Juli 1875 ein Schlaganfall, von dem er sich wohl nach und nach etwas erholte, aber schmerzlicher traf ihn im Februar 1878 der Verlust seiner Schwester, der einzigen, die ihm von allen Angehörigen geblieben. Im März 1878 schenkte er dem Museum der Stadt und der Bibliothek zu gleichen Theilen seine Büchersammlung, dem ersteren überdies seine reiche entomologische und Münzensammlung, wofür zum Dank die Stadt die Aufstellung einer Denktafel in den Räumen des Museums beschloß. In seiner letztwilligen Verfügung vom 25. Mai 1878 setzte er das Museum und die Akademie von Roveredo zu gleichen Theilen zum Erben seiner Gesammthabe ein. Einem längeren Leiden erlag er im Alter von 60 Jahren. Zenis’ Andenken in Roveredo lebt fort als des Gründers des Stadtmuseums, welches er überdies mit seinen kostbaren Sammlungen bereichert hatte. Er war auch Mitglied der Gesellschaft für specielle, besonders vaterländische Naturgeschichte zu Dresden, des entomologischen Vereins von Stettin und seit 1875 Conservator zur Erforschung und Erhaltung der Alterthümer für die Diöcese Trient.

Cobelli (Ruggero). Alla memoria del Fondatore del civico museo di Rovereto, Fortunato Zeni (Rovereto 1879, V. Sottochieso, gr. 8°.).
Porträts. Lichtdruck und Facsimile des Namenszuges: Fortunato Zeni (bei vorbenannter Biographie).