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BLKÖ:Ziegler, Johann Anton

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 60 (1891), ab Seite: 53. (Quelle)
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Ziegler, Johann Anton (Großindustrieller, geb. in Böhmen(?) 1800, gest. zu Friedrichshütte, Bezirk Taus in Böhmen, am 12. October 1865). Mit einem bescheidenen Vermögen begann er 1820 mit der Erzeugung von Tafelglas; bald dehnte sich der sorgsam geführte Betrieb so aus, daß er im Jahre 1826 die Fabrication von Spiegeln und Spiegelgläsern in den Bereich desselben ziehen konnte. Dabei war er auf billige Erzeugung [54] der Waare bedacht, um sie auch dem minder Bemittelten zugänglich zu machen. So brachte er der Erste die halbweißen Spiegel in den Handel, welche 1835 mit der silbernen Industriemedaille ausgezeichnet wurden. Schon im Jahre 1848 arbeiteten über 2000 Menschen in seinen fünf von ihm neu errichteten Spiegel- und Spiegelfolien-Fabriken, den ersten in Oesterreich. Die Gegend im westlichen Theile Böhmens, im Böhmerwald längs der bayrischen Grenze von Ronsperg bis Klattau, damals noch Urwald, zeigt jetzt blühende Dörfer, lachende Fluren, Kirchen und Schulen mit stärker, ziemlich wohlhabender Bevölkerung und schönen Straßen, die einen mächtigen Verkehr vermitteln. Einer der Hauptpionniere, welche aus dem Urwald diese reich bewohnte, emsig bebaute anmuthige Landschaft schufen, war in erster Linie Johann Anton Ziegler. Das Jahr 1848, das auch in Böhmen seine blutigen Tage hatte, und in welchem die Arbeiterverhältnisse infolge der stockenden Geschäfte sich auf das kläglichste gestalteten, hinterließ in der Gegend, in welcher die Ziegler’schen Fabriken standen, keine Spuren. Trotz mangelnden Absatzes schränkte Ziegler die Arbeit nicht nur nicht ein, sondern schuf neue Thätigkeit, indem er neue Straßen baute, die alten schadhaften herstellen ließ und sonst große materielle Opfer brachte, um die Arbeiter zu beschäftigen und dadurch die Ruhe zu erhalten, was ihm auch vollkommen gelang. Bei den Glasmacherleuten gab es keine Revolution. Ueber den humanen in alle Lebensverhältnisse sowohl seiner Familie, als seiner Arbeiter sich erstreckenden Sinn Ziegler’s sind die Nekrologe des Lobes voll. Als 1865 die Gemeinde Millitz durch Schadenfeuer großen Verlust erlitten hatte, beschenkte er dieselbe unaufgefordert mit dem nöthigen Bauholz und Sonstigem so reichlich, daß sie in kürzester Zeit in wohnlicher Beziehung sich in besseren Stand setzen konnte, als sie es vor dem Brande gewesen. Die Thätigkeit in seinen Fabriken zu Friedrichs-Kreuzhütte und Nürschan, dann zu Deffernik, Offerhütte und Wittuna hatte bis zu seinem Todesjahre so zugenommen, daß er in demselben nahezu 4000 Menschen lohnende Beschäftigung gab. Die Söhne führen das Geschäft im Geiste des Vaters fort.

Amtlicher Katalog der Ausstellung der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder Oesterreichs im Jahre 1873 (Wien, 8°.) S. 305, Nr. 361. – Neue Freie Presse (Wiener politisches Blatt) 1865, Nr. 413: „Johann Anton Ziegler“. – Hoffinger (J. v.). Oesterreichische Ehrenhalle (Wien 1866. gr. 8°.) Bd. III, 1865, S. 42.