BLKÖ:Zierotin, Franz Joseph Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 73. (Quelle)
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Zierotin, Franz Joseph Graf (Humanist, Forst- und Landwirth, geb. in Mähren 6. April 1772, gest. in Brünn 30. Mai 1845). Einer der edelsten Humanisten und einflußreichsten Förderer der Forst- und Landwirthschaft im Lande Mähren. Er ist ein Sohn des Grafen Joseph Karl (gest. 1818) aus dessen Ehe mit Johanna Gräfin von Schrattenbach. Bald nach Antritt seines großen Grundbesitzes – vorher stand er im kaiserlichen Staatsdienste, zuletzt als Gubernialrath – erkannte er die Gebrechen und Nachtheile des mangelhaften Forstbetriebes. Rasch diese Angelegenheit vom praktischen Gesichtspunkte regelnd, berief er sofort theils aus Maria-Brunn, theils aus Privatanstalten tüchtige Zöglinge, welche sich zunächst einen Ueberblick der Wälder zu verschaffen und alsdann die Forsteinrichtung derart zu treffen hatten, daß aus der fortschreitenden Bewirthschaftung und Controle, zum Beispiel durch ein Jahrzehnt, Besitzer und Taxator in jeder Periode den Stand der Beforstung ganz zu überblicken und zu berechnen im Stande waren. In solcher Weise begann der Graf und leitete persönlich mit scharfem Blicke diese fruchtbringende Forsteinrichtung der Reihe nach auf seinen Herrschaften und Gütern Blauda im Olmützer, Meseritsch im Prerauer Kreise und Prauß in Preußisch-Schlesien. Alles, was zum Behufe und zur Förderung einer guten Forsteinrichtung und wissenschaftlichen Ausbildung nöthig war, Instrumente, Bücher, Zeitschriften, wurde angeschafft und unter die verantwortliche Aufsicht des Forstpersonals gestellt. In gleicher Weise aber wie die Forstwirthschaft förderte der Graf auch die Landwirthschaft. Als mit ah. Entschließung vom 18. April 1826, nachdem alle seit 1798 vorgenommenen Versuche, dem Brandunglücke auf dem Lande zu steuern, sich als fruchtlos erwiesen hatten, die Statuten der wechselseitigen Brandschaden-Versicherungsanstalt für Mähren bestätigt wurden, bildete sich dieselbe zunächst unter dem Vorsitze Zierotin’s, begann dann am 1. Juni 1830 ihre Wirksamkeit und wählte den Grafen, der schon provisorisch die Direction [74] führte, 1831 zu ihrem Generaldirector. Im Jahre 1827 auch zum Director der mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde gewählt, versah er diese Stellen bis zu seinem Tode. Auch der wissenschaftlichen Förderung wendete der Graf sein Augenmerk zu und bereicherte das Landesmuseum und andere Anstalten mit mehreren hundert Büchern und Flugschriften, welche sich vornehmlich auf die neueste Zeitgeschichte bezogen. Ueber das edle humane Wesen des Grafen spricht sich sein Nekrolog in höchst bezeichnender Weise aus: „Aus allen seinen Handlungen strahlte nur Wohlthun gegen Arme, Unterthanen und Diener, besonders waren Letztere nach seinem Wunsche stets so gestellt, daß Nahrungssorgen auch bei der zahlreichsten Familie nie drückten; Witwen, elternlose Kinder fanden in ihm ihren Beschützer und Versorger. Alle liefen ihm mit Freude entgegen, ergriffen unter Freudenthränen küssend seine Hände, umklammerten knieend seine Füße – wie hob er sie dann freundlich auf, tröstete und unterstützte Jeden nach Bedürfniß. In dieser Situation aber mußte man diesen edlen Beschützer nur sehen! Freude, Wehmuth, mit einer Thräne im Auge, verklärten ihn stets zu einem himmlischen Gesandten der hilfsbedürftigen Menschen, sowohl der Würdigen als Undankbaren.“ Der Monarch würdigte auch die Verdienste dieses Edelmannes in des Wortes voller Bedeutung, und nachdem der Graf 1835 preußischerseits den rothen Adlerorden erhalten hatte, verlieh ihm der Kaiser von Oesterreich im nämlichen Jahre die geheime Rathswürde und im folgenden das Ritterkreuz des Leopoldordens. Graf Franz Joseph war seit 5. September 1804 mit Ernestine geborenen Freiin Skrbenský von Hrzistie vermält, und entstammten dieser Ehe vier Söhne und zwei Töchter. Von Ersteren starben die Zwillinge Joseph und Ludwig noch im Jahre ihrer Geburt 1805, Gustav Ernst als Jüngling von 21 Jahren, während Zdenko den Stamm fortpflanzte. Von den Töchtern vermälte sich Gräfin Mathilde mit Emanuel Grafen Dubsky von Trzebomyslic und Ernestine mit Alois Grafen Serényi von Kis-Serénye.

Wolny (Gregor). Taschenbuch der Geschichte Mährens und Schlesiens (Brünn, Traßler, 12°.) I. Jahr (1826) S. 158. – d’Elvert (Christian Ritter von). Geschichte der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur und Landeskunde u. s. w. (Brünn 1870, Rohrer, gr. 8°.) S. 202, 244, 247, 401. – Moravia, 1846, Seite 97.