BLKÖ:Schwarzenberg, Adam Franz Karl Fürst

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 33 (1877), ab Seite: 1. (Quelle)
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Schwarzenberg, Adam Franz Karl Fürst (Ritter des goldenen Vließes, geb. zu Linz 25. September 1680, gest. zu Brandeis in Böhmen 11. Juni 1732). Ein Sohn des Fürsten Ferdinand Wilhelm Euseb [s. d. S. 19, Nr. 21] aus dessen Ehe mit Maria Anna Gräfin von Sulz. Da in Wien die Pest wüthete, war die Fürstin nach Linz geflüchtet und gab dort ihrem Sohne das Leben. Adam, der nach des Vaters ausdrücklicher Weisung, es nicht nur den ausgezeichnetsten seiner Standesgenossen gleich, sondern wo möglich zuvorthun sollte“, erhielt demgemäß eine sehr sorgfältige Erziehung, welche er auf mehrjährigen Reisen und behufs seiner Studien längerem Aufenthalte zu Prag, Rom und Paris vollendete. Nach dem Tode seines Vaters übernahm er das reiche, von seiner Mutter durch die schönen Sulz’schenen Güter und die Landgrafschaft Kleggau vermehrte Erbe, das jedoch durch verschiedene Erbansprüche von anderer Seite bedroht wurde. So erhoben 1719 die Gräfinen von Leslie, geborne Fürstinen von Eggenberg, nach dem Erlöschen des Eggenberg’schenen Mannsstammes, die Verfügungen von des Fürsten Adam Franz Karl Tante, der Fürstin Ernestine [s. d. S. 18, Nr. 17], verwitweten Fürstin Eggenberg, bestreitend, Ansprüche auf Krumau und andere Eggenberg’schene Güter, jedoch ohne Erfolg. Mehrere Jahre später, 1723, bei Gelegenheit der Krönungsfeierlichkeiten zu Prag, wurde das schon ein Jahrhundert früher als Eggenberg’schener und noch früher schon als Rosenberg’schener Besitz zum Herzogthum erhobene Krumau neuerdings als Herzogthum bestätigt, mit der Bestimmung, daß der jeweilige effective Allodialbesitzer von Krumau aus dem Hause Schwarzenberg den Herzogtitel mit den damit verbundenen Vorrechten führe, und so erscheint denn Adam Franz Karl in seinem Hause als der erste Herzog von Krumau, welchen Titel die Schwarzenberg heute noch führen. Seit dem Jahre 1711 an des Fürsten von Lamberg Stelle Oberststallmeister und noch im nämlichen Jahre von Kaiser Karl VI. zum Obersthofmarschall, im folgenden Jahre zum Ritter des goldenen Vließes und dann zum geheimen Rathe ernannt, hielt er im Jahre 1721 um Enthebung seiner Hofdienste an. Er glaubte nämlich darin, daß die Kaiserin auf ihrer Reise nach Karlsbad nicht ihn, sondern den Oberstpostmeister Grafen Paar mitgenommen hatte, ein Zeichen kaiserlicher Ungnade zu erblicken, in welcher er obige Vertrauensstellung nicht länger bekleiden zu dürfen glaubte. Er erhielt aber die erbetene Entlassung nicht. Der Fürst war seit 1701 mit Amalie Eleonore Prinzessin von Lobkowitz, einer Tochter des Fürsten Ferdinand August von Lobkowitz vermält. Als nun sein Schwiegervater im Jahre 1706 in vierter Ehe des Fürsten Adam Franz [2] Karl Schwester Prinzessin Maria Elisabeth Louise zur Gattin nahm, ergab sich das interessante Schwägerschaftsverhältniß: daß des Fürsten eigene Schwester seine Schwiegermutter und der Fürst selbst der Schwager seines Schwiegervaters – von anderen verwandtschaftlichen Curiositäten nicht zu reden – wurde. Als des Fürsten Tochter Maria Anna sich dem Markgraf Ludwig Wilhelm[WS 1] von Baden-Baden vermälte und bei dieser Gelegenheit dem Markgrafen der Orden des goldenen Vließes vom Kaiser verliehen wurde, erhielt Fürst Adam Franz Karl den auszeichnenden Auftrag, als Stellvertreter des Kaisers seinen Schwiegersohn zum Ritter des goldenen Vließes zu schlagen. Der Fürst war ein großer Kunstfreund und mit der Macht seines Besitzes ging sein Streben, ihn zu verschönern und geistig zu heben, Hand in Hand. Er schuf die noch heute in Frauenberg bestehende Gemäldegallerie, in welcher der sogenannte Hamiltonsaal eine Menge der schönsten, in des Fürsten Auftrag gemalten Thier- und Jagdstücke von der Meisterhand des berühmten Thiermalers J. G. Hamilton enthält. Dieser Künstler [Bd. VII, S. 264, im Texte] arbeitete viele Jahre, 1706–1713, im Dienste des Fürsten. Der berühmte Maler Daniel Gran [Bd. V. S. 307][WS 2], den der Fürst zu seinem Gartendirector gemacht, schmückte im Auftrage des Fürsten das neuerbaute Gartenpalais am Rennwege in Wien mit seinen Bildern und legte im Garten die schon damals durch eine sinnreiche Dampfmaschine getriebenen Wasserkünste an. Außerdem ließ der Fürst viele und ansehnliche Schloß- und ökonomische Bauten auf seinen ausgebreiteten Besitzungen in Böhmen von italienischen Architekten ausführen; bereicherte ansehnlich die fürstliche, jetzt über halbhunderttausend Bände zählende Bibliothek. In der Vollkraft seiner Jahre stand der Fürst, als er, ein großer Freund der Jagd, auf welcher sich auf des Fürsten Besitzungen auch der Kaiser einzufinden liebte, von diesem erschossen wurde; er verschied am folgenden Tage. Die Jagd hatte auf Schloß Brandeis am 10. Juni 1732 stattgehabt. Der Fürst war durch den aufspringenden Hirschen in die Schußlinie des Kaisers gerathen und von diesem zu Tode getroffen worden. Kaiser Karl VI. war vor Schmerz außer sich; als der Fürst die verzweiflungsvollen Ausrufe des Kaisers hörte, rief er im Sterben, um der unfreiwilligen That des Monarchen den Stachel von Selbstvorwürfen zu nehmen, mit gottergebener Ruhe: „Stets sei es seine Schuldigkeit gewesen, für den Kaiser sein Leben hinzugeben“. Das ist ein Ausspruch, eines Fürsten würdig. Außer oberwähnter Tochter hinterließ er nur einen Stammeserben, den Fürsten Joseph Adam Johann Nep. [s. d. S. 84], der die fürstliche Linie fortpflanzte.

Transsylvania. Beiblatt zum Siebenbürger Boten (Hermannstadt, 4°.) 1856, Nr. 3, S. 12, im Artikel: „Das Fürstenhaus Schwarzenberg“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ludwig Georg Simpert (Baden-Baden) (Wikipedia).
  2. Vorlage: [Bd. V. S. 507].