BLKÖ:Schönborn, Lothar Franz Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 31 (1876), ab Seite: 138. (Quelle)
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14. Lothar Franz Graf Sch. (Bischof von Bamberg und Erzbischof von Mainz, geb. 4. October 1655, gest. 30. Jänner 1729), ein Sohn des Grafen Philipp Erwein von S. aus dessen Ehe mit Maria Ursula Greifenklau von Vollraths. Erhielt in jungen Jahren Dompräbenden in Würzburg, Bamberg, Mainz, wurde in Bamberg Domscholaster, am 16. November 1693 Fürstbischof und am 3. September 1694 Coadjutor des Churfürsten Anselm Franz von Mainz, nach dessen am 30. März 1695 erfolgten Tode er vom Erzbisthum Besitz nahm. Graf Lothar Franz war es vornehmlich, welcher die Association des ober- und niederrheinischen, des fränkischen, schwäbischen, bayerischen und westphälischen Kreises am 23. Jänner 1697 zu Stande brachte. Diese Association verpflichtete sich, in Kriegszeiten sechzig, in Friedenszeiten vierzigtausend Mann in Bereitschaft zu halten, und dem Einflusse derselben dürfte zunächst der Ende October 1697 erfolgte Friedensschluß zwischen Kaiser und Reich einer- und dem Könige von Frankreich andererseits zu verdanken sein. Der Churfürst Lothar Franz zeigte, wie denn überhaupt sein ganzes Geschlecht, besonders große Anhänglichkeit zu Oesterreich, das er in seinen Ansichten, Bemühungen und Unterhandlungen nach Kräften unterstützte. Vor allem – leider vergeblich – war er bemüht, Bayern von Frankreich abzuziehen und die alte Freundschaft zwischen Oesterreich und Bayern herzustellen. Am 6. Juni 1707 erließ der Fürst eine für den Weinhandel im Rheingau sehr wichtige Verordnung, durch welche die sogenannte Gabelung, ein Jahrhunderte alter Brauch, dem zufolge der Weinkäufer an jedem Orte ebenso viele Weine von der geringen, wie von der besseren Sorte beziehen mußte, aufgehoben wurde. So sollte das Mißverhältniß: indem der steigende Luxus besseren Gewächsen höhere Preise beilegte, während geringere Weine zu unverhältnißmäßig niederen Preisen herabgedrückt wurden, beseitigt werden. Die Weinmärkte gingen – bis 1726– einer nach dem andern ein. Ueber diese eigenthümliche, nur in den Rheinweinlanden herrschende Procedur und die Sitte der Gabelungen berichtet ausführlich der „Rheinische Antiquarius“, Mittelrhein, III. Abtheilung, 2. Bd. S. 197–202. Am 22. December 1711 vollzog Churfürst Lothar Franz an Kaiser Karl VI. die Kaiserkrönung und im folgenden Jahre, am 13. December, feierte er sein eigenes Jubiläum als Capitular. Zur Hebung der Universität in Mainz erwirkte er eine päpstliche Bulle (4. September 1713), welcher zufolge die ihr von Churfürst Dieter von Ysenburg verliehenen 14 Canonicate ihr endlich einverleibt wurden. Dann bemühte er sich, eine bessere Lehrmethode einzuführen, bestellte einen eigenen Lehrer für Geschichte und bereicherte die Bibliothek mit zahlreichen werthvollen Büchern. Auch für wohlthätige Zwecke wirkte der Fürst ungemein viel. Die in seiner Familie vorherrschende Neigung zu Prachtbauten bethätigte er ziemlich stark an den Anlagen und Gebäuden der Favorita bei Mainz, an den Mainzer und Erfurter Befestigungswerken, bei dem Baue des Schlosses Weißenstein, das er in aller Pracht und mit Kunstsinn herstellen ließ. Ferner baute er das Schloß zu Gaibach, das Rochuespital in Mainz, das Schloß in Bamberg, die Klöster zu Gößweinstadt und Hochstädt, dann Straßen, Schanzen und Brunnen in Mainz und Fabriken in Erfurt und Lahr. Der verzeihlichen Liebhaberei des Fürsten, alle seine Thaten durch Denkmünzen zu verewigen, ist eine stattliche Folge schöner Medaillen zu verdanken. [Porträt. Unterschrift: Lotharius Franciscus a Schoenborn | S. Sed. Mocunt. (sic) Archiepisc. S. R. J. [139] Archi- | Canc. Eccl. Bamb. Epi. et El. (ohne Ang. des Zeichners u. Stechers, Kupferstich. 4°.).] –