BLKÖ:Viganò, Salvatore
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 50 (1884), ab Seite: 287. (Quelle) | |||
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[288] zeigte, ihn die musikalische Laufbahn; einschlagen zu lassen, in der Folge aber, als er den Eifer gewahrte, mit welchem der Sohn Musik trieb, weiter nicht mehr hindernd in den Weg trat, dem dieser mit Beharrlichkeit, aber auch mit vollem Bewußtsein der Zwecke, die er zu erreichen die Absicht hatte, zusteuerte. Vierzehn Jahre alt, kam Salvatore nach Rom und brachte daselbst ein musicalisches Intermezzo zur Aufführung, welches, die einzige Composition mit Text von seiner Hand, außerordentlich gefiel. In der ewigen Stadt fand auch sein erstes Debut als Tänzer statt, und zwar in weiblicher Tracht, da er selbst noch ungemein kindlich aussah, und dann weil es den Frauen verboten war, auf der Bühne zu tanzen. Von Rom begab er sich nach Florenz, wo er wegen einer Liebesaventure mit einem sehr vornehmen Edelmanne in einen Conflict gerieth, der es ihm räthlich erscheinen ließ, die Arnostadt zu meiden. So kam er nach Spanien und tanzte auf der Bühne in Madrid. Daselbst verliebte er sich in die ebenso schöne als ausgezeichnete Tänzerin Medina[WS 1], heiratete sie und theilte nun mit ihr seine Triumphe. Von Madrid ging er nach London, wo beide Gatten außerordentlichen Beifall fanden, und von da nach Paris, wo er zunächst auf die Vollendung, welche die Tanzkunst daselbst erreicht hatte, aufmerksam wurde und mit allem Eifer die Zusammensetzung des damaligen französischen Ballets studirte. Auch schloß er Contract ab, auf der königlichen Bühne zu tanzen, aber schon nahmen die politischen Zustände (1789) einen Charakter an, welcher für das Gedeihen der Künste überhaupt, insonderheit jener des Tanzes, sich wenig förderlich erwies. Er verließ daher Paris, um sich nach Bordeaux zu begeben, wo er indeß zur gleichen Erkenntniß gelangte. Und so fuhr er denn zur See nach Venedig. Dort trat er nun im Teatro S. Samuele mit seiner Gattin in neuen Pas de deux-Pantomimen auf und setzte auch sein erstes Ballet: „Fanciulla male custodita“ in Scene, mit welchem er einen entschiedenen Erfolg feierte. Vom Teatro S. Samuele ging er zum Teatro Fenice über und tanzte in „Amore e Psiche“, dem berühmten Ballete seines Vaters. Von Venedig folgte er einem Rufe nach Wien. Daselbst gefiel er am Hoftheater so außerordentlich, daß er eine Einladung nach Berlin erhielt, wo er, seine Gemalin und sein Töchterlein vom Hofe reich beschenkt wurden. Von Berlin begab er sich nach Dresden. Hier feierte er gleichfalls glänzende Triumphe, und man hatte die Absicht, ihn auf die Dauer zu fesseln. Doch Wien kam zuvor, wohin er mit seiner Familie zurückkehrte, und wo er sich denn auch am behaglichsten fühlte, so daß es ihn immer wieder an die Hofbühne daselbst zurücktrieb, für welche er auch seine schönsten Ballete componirte, wie z. B. damals: „Aci e Galatea“, „Raoul de Crequi“, „Ricardo cuor di Leone“. Einen Ruf nach St. Petersburg lehnte er klimatischer Verhältnisse wegen ab, ging aber nach Venedig, wo er mit seinem Ballete: „Ricardo cuor di Leone“ das Theater S. Benedetto vor dem Ruin, von dem es bedroht war, rettete. Aufs Neue nach Wien zurückgekehrt, brachte er daselbst die Ballete: „Prometeo“, „I Giuochi istmici“ und „Il Noce di Benevento“ zur Aufführung. Hierauf ging er nach Mailand, wo das Teatro Carcano mit Viganò’s „Coriolano“ eröffnet wurde, welchem „Spagnuoli nell’isola Cristina“ und in der nächsten Stagione: „Il Semplice [289] e la Vanerella“ folgten. Nun begab er sich neuerdings nach Wien, wo neben den obengenannten in Mailand aufgeführten Balleten auch das neue: „Gli Zingani“ in Scene ging. Von Wien reiste er wieder nach Venedig, dann nach Neapel, darauf nach Rom, wo er in fünf Tagen seine später berühmt gewordene „Principessa del bosco“ niederschrieb. Von Rom folgte er einem Rufe nach Padua, wo er die Ballete: „Ipotoo“ und „L’alliero della giumenta“ auf die Bühne brachte; in Vicenza und später im Teatro Fenice zu Venedig gab man sein Ballet: „Gli Strelizzi“. Hierauf ging er nach Turin, dann 1812 nach Brescia, wo er als Tänzer Abschied von der Bühne nahm, um sich fortan ausschließlich der Composition von Balleten zu widmen. Von 1812 bis zu seinem 1821 erfolgten Tode schrieb er nun deren eine Reihe, welche auf diesem Gebiete der darstellenden Kunst einen völligen Umschwung hervorbrachten und für lange Zeit das Ballet neben der Oper seinen Platz behaupten ließen. Viganò’s Compositionen gingen über alle größeren Bühnen des Continents. Wir führen hier die Titel der noch nicht genannten an: „Un Equivoco“; – „La Pastorella fortunata“; – „Due cose attigue“; – „Il Seraglio“; – „La Villanella bizarra“; – „Il Diavolo alla vendemmia“; – „I Serviani“; – „Il nuovo Pigmalione“; – „Gli Ussiti“; – „Il Sindaco vigilante“; – „Numa Pompilio“; – „Mirra“; – „Psammi rè d’Egitto“; – „Le tre Melarance“; – „Dedalo“; – „La scuola del villaggio“; – „Otello“; – „La spada di Lennetli“; – „La Vestale“; – „Bianca“; – „I Titani“; – „Cimene“; – „Alessandro nelle Indie“; – „Le Sabine“; – „Giovanna d’Arco“; – „Didone abbandonata“, sein letztes Ballet, welches unvollendet blieb, da er während der Composition desselben vom Tode ereilt wurde. Viganò kann als Reformator des Ballets angesehen werden. Bis vor ihm war die Sorge der Componisten darauf gerichtet, die ersten Rollen glänzen zu lassen. Er aber nahm auf das Ganze Rücksicht und erhob die Masse des Ballets zu einem Kunstkörper. Er unterrichtete die ersten mimischen Künstler, ein Costa, Molinari, Bocci, Abrami waren seine Schüler; über allen aber steht die berühmte Pelegrini, auch seine Schülerin, welche lange noch nicht in Italien vergessen war, als schon das Doppelgestirn der Taglioni und Elsler am theatralischen Horizonte aufging.
Viganò, Salvatore (Tänzer und Balletcompositeur, geb. zu Neapel 1769, gest. in Mailand am 10. August 1821). Sein Vater Onorato besaß als Balletcompositeur einen bedeutenden Ruf in Italien und in Frankreich, und seine Mutter war eine Schwester des berühmten Violoncellisten Boccherini. Den ersten Unterricht im Tanze erhielt er von seinem Vater, da er aber bald erkannte, daß, um es in dieser Kunst zu einer hohen Stufe zu bringen, das Studium und die Kenntniß der Musik unerläßlich sei, wurde er ein Zögling seines Oheims, der ihn sowohl in der Technik des Spiels unterwies, als auch die erste Anleitung in der Composition ihm ertheilte. Bei seiner vorherrschenden Neigung für die Musik stieß Salvatore auf den Widerstand des Vaters, welcher sich anfangs nichts weniger als geneigt- Conversationsblatt. Herausgegeben von Franz Gräffer (Wien, gr.) 1821, Bd. III, S. 872: „Ueber und aus Italien. Von Dan. Leßmann. Salvatore Viganò“. – Enciclopedia italiana (Venedig 1852, Tasso, gr. 8°.) 256. Heft, S. 2417. – Cenni biografici di Salvatore Viganò morto il 10 Agosto 1821 (Milano 1821, Pogliano, 8°.).
- Porträte. A. Unterschrift: „Salvatore Viganò“. G. Gallina des. Lith. Riccordi (4°.). Ein zweites Porträt befindet sich auch vor den in Viganò’s Todesjahre erschienenen „Cenni biografici“. – B. Porträte der Gemalin Viganò’s. 1) Dorffmeister p. Pfeiffer sc. Halbfigur (8°.). – 2) Dorffmeister pinx. Pfeiffer sc. 1794. Ganze Figur (gr. Fol.) – Es gibt auch Abdrücke vor Veränderung des Gesichts, welche aber sehr selten sind.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Maria Viganò (Wikipedia).