Zum Inhalt springen

BLKÖ:Weißkircher, Adam

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Weißkircher, Karl
Band: 54 (1886), ab Seite: 187. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Hans Adam Weissenkircher in der Wikipedia
Hans Adam Weissenkircher in Wikidata
GND-Eintrag: 124637868, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Weißkircher, Adam|54|187|}}

Noch sind bemerkenswerth:

1. Adam Weißkircher, ein steirischer Künstler aus dem siebzehnten Jahrhunderte, der noch 1700 am Leben war. Ueber seinen Lebens- und Bildungsgang fehlen uns alle Nachrichten, während wir ziemlich gut unterrichtet sind über seine Werke, deren sich eine große Anzahl in den Kirchen der Stadt Gratz finden, in welcher er lebte und arbeitete, und zwar in der Kirche zum h. Anton von Padua auf der linken Seite des Schiffes das Altarbild: „Die vierzehn Nothhelfer“; – in der Pfarrkirche zu St. Anna im Münzgraben das Hochaltarbild: „Die h. Anna“; von den Armen des Jesukindes umschlungen, sitzt die Heilige neben der Madonna, Engel halten eine Blumenkrone über der Gruppe, über [188] welcher der h. Geist schwebt und auf welche Gott Vater von seinem Wolkensitze segnend hinunterblickt; eines der besten Bilder des Künstlers; – in derselben Kirche auf dem letzten Seitenaltare rechts: „Der h. Cajetan“, in der Tracht der regulirten Chorherren; und auf dem letzten Seitenaltare links: „Die h. Magdalena zu den Füßen der h. Dreifaltigkeit“; – in der Pfarrkirche zu Sanct Leonhard in der gleichnamigen Vorstadt von Gratz das Hochaltarbild: „Der h. Leonhard“; in der Höhe die Madonna mit dem Kinde, unten im Vordergrunde der h. Leonhard in schwarzer Mönchskleidung, Buch, Tiara und Bischofsstab zu seinen Füßen; ihm zur rechten Seite stehen die Apostel Andreas und Jacobus, zur linken Matthäus und Johannes; als eine Geschmacklosigkeit, mit welcher das schöne Bild verunstaltet ward, sei erwähnt, daß der Kopf des h. Leonhard mit einem Heiligenschein aus Rauschgold eingefaßt ist; – in der Sacristei der Pfarrkirche zu Mariahilf in der Murvorstadt: „Der h. Hieronymus“; – in der Minoritenkirche eine „Madonna“; – in der Dreifaltigkeitskirche in der Vorstadt Karlau das Hochaltarbild: „Die h. Dreifaltigkeit“; – in der Kirche der Ursulinerinen das Hochaltarblatt: „Die h. Dreifaltigkeit“; – Altarblätter Adam Weißkircher’s sind auch in den Kirchen zu Wildon, Stainz, Straß und St. Veit am Aigen vorhanden; – in dem bei Gratz gelegenen Schlosse Eggenberg hat er den Plafond des großen Saales in Oel gemalt, und befinden sich in den verschiedenen Sälen und Gemächern mehrere seiner Gemälde, ebenso in der ständischen Bildergalerie und in der Privatsammlung des früheren steiermärkischen Landeshauptmanns Ignaz Grafen von Attems. Einige Arbeiten Weißkircher’s sind aus Stichen bekannt, welche nach seinen Bildern ausgeführt wurden, so z. B. stach E. Heinzelmann das Bildniß des Kaisers Leopold I.; J. Kauperz eine vom Satyr belauschte Nymphe, als Gegenstück zur „Artemisia“ von A. D. Trebusch (in gr. qu. Fol.); B. Kilian eine Allegorie, welche einen Prälaten darstellt, dem Minerva und Mercur huldigen, während ihm die Zeit den Cardinalshut bringt (gr. qu. Fol.); schließlich sind noch sechs nach Weißkircher’s Zeichnung von Heinzelmann gestochene Blätter bekannt. welche eine Allegorie auf den großen von Leopold I. geführten Krieg darstellen und zu einer These, betitelt: „Universa Aristotelis philosophia“, gehören. Weißkircher ist kein gewöhnlicher Maler, seine Kirchenbilder zeigen große Kunstbegabung uns Studium bedeutender Meister. Die Gestalten, insbesondere die Köpfe seiner Heiligen, sind voll Adel, die Engelsköpfe reizend und das Colorit, das selten etwas nachgedunkelt, ist frisch und lebendig. Nach Nagler trägt das Madonnenbild in der Minoritenkirche zu Mariahilf die Jahreszahl 1611. Nun mochte der Künstler damals mindestens 20 Jahre alt gewesen sein; da er aber nach Nagler 1700 noch am Leben war, so müßte er weit über hundert Jahre alt geworden sein, was uns nicht ganz glaublich erscheint. [Polsterer (J. A. Dr.). Gratz und seine Umgebungen (Gratz 1827) S. 254 und 256. – Schreiner (Gust. Dr.). Gratz (Gratz 1843) S. 200, 201, 269, 274, 291, 301, 305. – Caesar (Jul). Beschreibung der k. k. Hauptstadt Gratz und aller daselbst befindlichen Merkwürdigkeiten (1781, 8°.) Bd. II, S. 96; Bd. III, S. 108. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XXI, S. 248.] –