BLKÖ:Widmann, Bohuslaw Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Widl, Maria
Band: 55 (1887), ab Seite: 244. (Quelle)
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Widmann, Bohuslaw Freiherr (Staatsmann, geb. in Olmütz am 12. März 1836). Der Sproß einer Adelsfamilie, über deren Genealogie S. 246 die Quellen Näheres berichten, ist er der zweitgeborene Sohn des in frühem Mannesalter infolge gänzlicher Erblindung als Kreishauptmann von Olmütz aus dem activen Dienste geschiedenen und am 1. Jänner 1876 verstorbenen Joseph Karl Ritter von Widmann aus dessen Ehe mit Anna geborenen Gräfin Vetter von der Lilie und Freiin von Burg-Feistritz. Er beendete die Gymnasial- und juridisch-politischen Studien als Zögling der k. theresianischen Akademie und trat, nachdem er mit ausgezeichnetem Erfolge die Staatsprüfungen abgelegt hatte, am 1. August 1856 als Conceptspracticant bei der mährischen Statthalterei in den Staatsdienst. Am [245] 16. März 1858 zum Bezirksamtsactuar und am 23. October 1859 zum Statthaltereiconcipisten ernannt, stand er bis zum Ausbruch des Krieges im Juni 1866 im Statthalterei-Präsidialbureau in Verwendung und erhielt in Anerkennung seiner sehr entsprechenden Thätigkeit 1865 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone. Beim Ausbruch des Krieges wurde er zum Civilcommissär des unter den Befehlen des Generals der Cavallerie Freiherrn von Gablenz gestandenen X. Armeecorps berufen, in welcher Eigenschaft er sich die wiederholte Zufriedenheit seiner Oberen und die ah. Anerkennung Seiner Majestät erwarb. Nach dem Friedensschlusse kehrte er auf seinen Dienstposten zurück, ward am 3. April 1867 mit der Leitung des Bezirksamtes Neutitschein betraut, am 3. August 1868 zum Bezirkshauptmann daselbst und am 20. März 1870 zum Bezirkshauptmann in Olmütz ernannt, in welchen Stellungen er sich der Sympathie und des besonderen Vertrauens der Bevölkerung erfreute. Aber schon am 20. December 1870 von Olmütz abberufen und der Statthalterei in Brünn als Referent zugetheilt, sah er sich kurz darauf, und zwar am 29. August 1871 zum Statthaltereirathe befördert. War er bereits in Olmütz als landesfürstlicher Commissär der dortigen Sparcasse und Ministerialcommissär der Handelskammer bestellt, so wurden ihm die gleichen Functionen nun auch für Brünn übertragen, und er fand in denselben unter den damaligen Zeitverhältnissen mannigfache Gelegenheit, sich vortheilhaft bemerkbar zu machen. Unter seiner Mitwirkung entstand das mährische Gewerbemuseum, in dessen Curatorium er als Vertreter des Staates fungirte, und er leitete die Angelegenheiten für die Betheiligung Mährens an der Weltausstellung in Wien im Jahre 1873. Mit seiner am 7. Juli 1874 erfolgten Ernennung zum Landeschef von Krain eröffnete sich ihm ein größeres und wichtigeres Feld administrativen Wirkens, indem er unter eifriger Fürsorge für die Interessen des Landes die Autorität der Regierung den Bestrebungen einer mächtigen Opposition gegenüber zu wahren und sich durch seine objective Amtsführung ein ehrenvolles Andenken zu sichern verstand. Es waren auch die Tage der Präsidentschaft Widmann’s die letzten sonnigen Tage des Landes Krain mit seiner deutsch-slovenischen Bevölkerung; nach seinem Abgange wurde reichlich der Dünger gelegt, aus welchem die Pfützenblume des Racenhasses emporwucherte, der nun die auf das Nebeneinanderwohnen angewiesenen Volksstämme scheidet und sich so weit gehen ließ, sein Müthchen an einem Denkmale von Stein zu kühlen, welches einem der edelsten Landessöhne errichtet worden, der, obgleich ein Deutscher, doch das Slaventhum durch die classische Uebersetzung der Volkslieder desselben dauernd verherrlicht hat, wir meinen Anastasius Grün. Nach dreijähriger Wirksamkeit in Krain wurde Freiherr von Widmann am 9. December 1877 zum Statthalter in Oberösterreich und am 13. August 1879 unter Verleihung der Würde eines geheimen Rathes zum Statthalter in Tirol und Vorarlberg ernannt. Und auf diesem Posten hat er sich bisher als umsichtiger, unparteiischer und energischer Verwaltungschef erwiesen. Er verschafft sich meist persönlich genaue Einsicht in die Verhältnisse und dringt, selbst rastlos thätig, immer auch auf rasche Ausführung der getroffenen Maßregeln. Dieses administrative Talent bewährte sich vorzüglich bei der Ueberschwemmungskatastrophe des Jahres 1882, wo er sich [246] durch schnelle Hilfeleistung und energische Inangriffnahme der Schutz- und Regulirungsbauten im Eisack- und Pusterthale um die Heilung der Wunden und Schäden hochverdient gemacht hat. In dankbarer Anerkennung dieser Verdienste wurden ihm zu Ehren die neue Brücke bei Brixen und im schwerheimgesuchten Orte Welsberg der Platz mit der Denksäule nach seinem Namen genannt. Auch der Regelung des Sanitätswesens, vorzüglich anläßlich der drohenden Choleragefahr der letzten Jahre, widmete er seine Obsorge; desgleichen hat die Schule, besonders die Landesuniversität Innsbruck in Baron Widmann, der selbst in allen seine Berufssphäre irgendwie berührenden Wissenschaften wohl bewandert ist, einen warmen Förderer ihrer Interessen. Es sei hier nur seiner Bemühungen um die Errichtung des anatomischen Institutes gedacht. Sehr ersprießlich wirkte er bisher im Landtage, wobei ihn seine glänzende Rednergabe unterstützt. Seine Rede, rückhaltslos und überzeugend, versteht es, in nie verletzender Form selbst den schärfsten Inhalt zu mildern und den Gegner zu entwaffnen. Durch seine warme Vertretung der Landesinteressen und sein humanes Wesen hat er die Achtung aller Kreise der Bevölkerung erworben, und ist er besonders beim Landvolke sehr beliebt. Diese Verdienste hat auch der Monarch wiederholt gewürdigt, am 30. April 1881 durch Verleihung des Commandeurkreuzes des Leopoldordens und durch die Erhebung in den österreichischen Freiherrenstand. Baron Widmann ist überdies Ehrenmitglied mehrerer landwirthschaftlichen Gesellschaften, des krainisch-küstenländischen Forstvereines und der uniformirten bewaffneten Bürgercorps der Städte Rudolfswerth und Gurkfeld in Krain und Ehrenbürger der Stadt Ried und Urfahr in Oberösterreich, dann Adelsberg in Krain. Seit 5. Juni 1871 ist Freiherr Bohuslaw mit Gabriele, Tochter des Gutsbesitzers und Großindustriellen Alfred Skene vermält. Die Kinder dieser Ehe sind aus der angeschlossenen Stammtafel ersichtlich.

(Augsburger) Allgemeine Zeitung, 1879, Nr. 232: „Aus Südtirol 17. August“. – Neue Freie Presse, 9. Juli 1874, Nr. 3544: „Drei neue Statthalter“ [Widmann, Pino, Alesani].