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BLKÖ:Wrbna-Freudenthal, Andreas (gefallen 1241)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 175. (Quelle)
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4. Andreas lebte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ein Sohn Stephans, des Landeshauptmannes von Liegnitz, zog er mit demselben 1241 gegen die Mongolen, die aus Asien herüber wie eine unwiderstehliche Fluth sich nach Europa wälzten, nach Polen und Ungarn vordrangen, Krakau einäscherten, den Herzog Miecislaw von Oppeln schlugen und nun gegen Heinrich den Frommen[WS 1], Herzog von Breslau, vorrückten. Dieser trat ihnen entgegen, als Sohn der h. Hedwig[WS 2] mit dem Entschlusse, die Feinde der Christenheit zu vertilgen und nicht wieder heimzukehren durch die Thore von Liegnitz, denn als Sieger oder als Leiche. Unter trüber Vorbedeutung trat er den Zug an: Als er eben den Segen zum großen Kampfe erflehte, stürzte ein großer Stein vom Giebel der Liegnitzer Marienkirche dicht vor seines Rosses Hufen nieder, und eine einzige düstere Wolke an des Himmels sonst heiterem Blau donnerte wie bekräftigend in den flehenden Angstruf der Seinigen. Ihn aber schreckten und beugten nicht des Feindes Uebermacht, nicht die bösen Vorzeichen. Am 9. April 1241, eine Meile von Liegnitz, wurde Heinrich der ungeheueren Schaaren der Mongolen ansichtig. In fünf Häuflein theilte er sein kleines Heer und stellte es auf den Anhöhen, die das Gebiet umgrenzten, auf: im ersten die Kreuzfahrer und die Knappen von Goldberg und Nikolstadt, im zweiten die polnischen Flüchtlinge, im dritten die Oberschlesier, im vierten die deutschen Ordensritter unter dem preußischen Heermeister Poppo; das fünfte bildete er selbst mit einer Anzahl Auserwählter, darunter die beiden Wrbna, Vater und Sohn, noch etliche Waffenbrüder und einige Ritter des deutschen Ordens. Diesen fünf Häuflein stellten die Mongolen ebenso viele Schlachthaufen, jeder einzelne so stark, wie Heinrichs gesammte Heerschaar, entgegen und griffen an. Schon war der [176] Vortheil auf Seite Heinrichs und der Seinen, als der ermuthigende polnische Schlachtruf zabicze (schlagt todt), als Angstruf „biesce“ (flieht) mißverstanden, die erste Unordnung hervorrief; allein Herzog Heinrich hielt dem Andrängen der Mongolen Stand, und wieder neigte sich das Zünglein der Siegeswage zu seinen Gunsten. Da sollte ein bösartiger Teufelsspuk wieder verhängnißvoll werden. Die Mongolen führten eine Kriegsmaschine mit, die ein ungeheueres Menschenantlitz zeigte, aus riesigem Rachen Feuer spie und durch plötzliche Explosionen und dicken Qualm Finsterniß verbreitete, und davor erschraken die vom entsetzlichen Kampfe Uebermüdeten. Die Mongolen, diese Wirkung benutzend, würgten nun unter dem kleinen Heere Heinrichs, der nur noch mit einem Dutzend der Seinen kämpfte und sich durchzuschlagen versuchte; aber vergebens, schon lagen beide Wrbna, die der Herzog selbst gegen die andrängenden Feinde zu schützen versucht hatte, erschlagen, nun stach ein Mongole auch dem zum gewaltigen Streiche ausholenden Herzog die Lanze unter die Achsel, und sterbend sank Heinrich neben beiden Wrbna nieder. Furchtbar waren die Greuel, welche die siegenden Feinde verübten: die Leichen vieler Gefallenen wurden verstümmelt, neun Säcke mit Ohren der Erschlagenen sollten dem Großchan die Herrlichkeit des Sieges zeigen. Ein glücklicher Zufall wollte es, daß man die Leichen beider Wrbna unverstümmelt fand, man brachte sie Nachts nach Breslau und setzte sie dort in der St. Jacobskirche bei. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Heinrich II. (Polen) (Wikipedia).
  2. Hedwig von Andechs (Wikipedia).