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BLKÖ:Zedtwitz, die Grafen, Genealogie

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 59 (1890), ab Seite: 263. (Quelle)
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I. Zur Genealogie der Grafen Zedtwitz. Dieselben sind ein ursprünglich fränkisches Geschlecht, das seine Ahnen bis in das 14. Jahrhundert zurückführt, in welchem ein Kilian von Zedtwitz auf dem 19. Turnier in Bamberg (1362) erscheint. Mit Kilians Sohne Heinrich spaltet sich das Geschlecht in zwei Hauptstämme und in der Folge auch in mehrere Aeste und Zweige, in welchen es noch heute in Bayern, Oesterreich und Preußen reich blüht, denn es sind noch die zwei Hauptlinien Liebenstein und Asch und von letzterer ein älterer und ein jüngerer Ast mit mehreren Speciallinien, und zwar den Häusern Asch (evang.), Schönbach (kath.), Sorg (evang.), Neuschloß (evang.), Unter- und Ober-Neuberg (evang.) vorhanden. Die jüngere von Hans gestiftete Hauptlinie erwarb im 15. Jahrhundert zu der Veste Neuberg den Markt Asch, welchen die Grafen Reuß als Reichspfandschaft besessen hatten, und außerdem mehrere Dorfschaften, ferner auch die Güter Feilitzsch und Neidberg, aus welchem Gütercomplexe die heutige Herrschaft Asch gebildet wurde. Die selbe gehörte bis 1775 zum Reiche, ist aber später, mit Beibehaltung ihrer Privilegien, Böhmen incorporirt worden. Die ältere Hauptlinie zu Liebenstein erlangte 1766 in der Person Heinrich Siegmunds die Grafenwürde, die jüngere, welche gegenwärtig in sechs Speciallinien blüht, wurde am 25. August 1790 während des Reichsvicariats von Karl Theodor Kurfürsten der Pfalz in den Grafenstand erhoben. Dagegen ist die mittlere Hauptlinie zu Königswart, die nach der Schlacht am weißen Berge bei Prag (1620) wegen ihres Anschlusses an die Rebellen ihre Besitzungen verlor, im Ritterstande geblieben. – Die Zedtwitz – wir haben dieselben nur in Beziehung auf den Kaiserstaat im Auge – machen sich vornehmlich im Dienste des kaiserlichen Heeres bemerkbar. Noch heute steht eine ansehnliche Zahl ihrer Sprossen in österreichischen, aber auch in auswärtigen Kriegsdiensten. Freiherr Johann Franz Anton, dessen Lebensskizze auf Seite 265 folgt, erlangte die Würde eines kaiserl. Feldzeugmeisters und für seine Tapferkeit den Maria Theresien-Orden. Im Dienste des Staates, wenigstens in höheren Aemtern, oder solchen, welche am Hofe der Krone nahe stehen, wenn wir die Kämmererswürde ausnehmen, begegnen wir, soweit die Geschichte dieses Hauses reicht, keinem Namen; ebenso wenig unter den Würdenträgern der Kirche, was immerhin erklärlich ist, da mit Ausnahme der älteren Hauptlinie Zedtwitz-Liebenstein, welche katholisch ist, die sämmtlichen Speciallinien der jüngeren Hauptlinie evangelisch sind. Kam es doch im vorigen Jahrhundert bei dem Tode Joseph Adams Freiherrn von Zedtwitz (gest. 10. Februar 1747) betreffs der Religion zu widerwärtigen Auftritten. Der Freiherr hatte nämlich in seinem letzten Willen angeordnet, daß sein Sohn Christoph Karl Ludwig Adam, der, als der Vater starb, im 12. Jahre stand, bis zum 18. oder 20. Jahre in der evangelischen Religion zu erziehen sei, nachher stehe es ihm frei, evangelisch zu bleiben, „oder er könne auch, wenn es ihm gefalle, türkisch werden“. Die Mutter, Maria Anna geborene Freiin v. Krafft, war eine strenge Katholikin und wollte ihren Sohn, nachdem er das Alter freier Religionswahl erreicht, für ihren Glauben gewinnen. Darüber kam es zu den bedauerlichsten Auftritten, zu militärischer Execution und anderen Amtshandlungen, immer unter Protest und Vorstellungen der evangelischen Familienangehörigen an Seine Majestät; die ganze Angelegenheit wird im 131. bis 137. Theil des „Europäischen Staatssecretarius“ ausführlich dargestellt. – Ein Blick auf die ehelichen Verbindungen des Hauses zeigt uns wohl Namen ansehnlicher österreichischer und deutscher Geschlechter, wie der Beulwitz, Mannsbach, Bülow, Schallenberg, Humbracht, Lengefeld, Lazarini, Perglas, Lerchenfeld, Holnstein, Kolowrat, Bethlen, die Menge erloschener einst bekannter und vielgenannter Geschlechter ungerechnet; aber er zeigt uns auch eine große Anzahl von Ehen mit Familiengliedern unter sich, wie solche vielleicht kein Adelsgeschlecht der Gegenwart in gleicher Menge aufzuweisen hat. Die vorhandenen genealogischen Quellen reichten nicht aus, um eine authentische Stammtafel aufzustellen, mich aber an die Familie um Ueberlassung der erforderlichen Materialien zu wenden, habe ich nach den während vier Jahrzehnte mehr als genügend gemachten [264] Erfahrungen wohlweislich unterlassen. [Hellbach (Joh. Christian von). Adels-Lexikon (Ilmenau 1826, Fr. Voigt, 8°.) Bd. II, S. 817, mit reichem Quellenapparat. – Vlasák (Franz). Der altböhmische Adel und seine Nachkommenschaft. Nach dem dreißigjährigen Kriege (Prag (1866), Styblo, 12°.). – (Zedler’s) „Universal-Lexikon“ 61. Bd., Sp. 1837–1864. – Historisch heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuch der gräflichen Häuser (Gotha 1853, J. Perthes, 32°.) S. 1102. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser (Gotha Perthes, 32°.) 37. Jahrgang 1864, S. 1024 bis 1036, mit unzulänglichen genealogischen Angaben. – Dasselbe, 60. Jahrg., 1887, S. 1144–1150.]