Barbarossa (Gerstäcker)
Barbarossa.
Dort drüben im Kyffhäuser Berge
Gepanzert in Gold und Stahl,
Da sitzet der alte Kaiser
Im hochgewölbten Saal.
Und schlief den langen Tag,
Und träumte von Deutschlands Jammer
Und träumte von Deutschlands Schmach.
Der Bart war ihm gewachsen
Die sorgenschwere Stirne
Lehnte er auf den Stein.
Da weckt ihn Trompeten-Schmettern
Vom fernen Osten her,
Herunter vom deutschen Meer.
Er hebet den Kopf und lauschet
Und horchet gespannt dem Klang;
Noch will er den Ton nicht glauben,
Da plötzlich, mit blitzenden Augen
Empor der Kaiser fährt,
Und reißt den Bart aus dem Tische
Und reißt aus der Scheide das Schwert,
In klirrender Gewalt,
Und Licht und Glanz umfließen
Die göttliche Gestalt.
„Ha, endlich!“ jubelt die Stimme,
Mein deutsches Volk da droben,
Und ruf’st mich aus meiner Nacht.“
„Ich höre Dein fröhliches Stürmen
Und wie’s in den Lüften braust,
Den blitzenden Stahl in der Faust.“
„Fort, Knabe, rufe die Mannen,
Geh’, rufe sie alle zu Hauf,
Und öffene weit die Pforten,
„Was steh’st Du da, blöder Geselle,
Und schau’st so trüb und verzagt;
Hörst Du nicht der Schwerter Klirren,
Der donnernden Hufe Schlag?“
Was horch’st Du und zögerst doch? –“
„„Mein Kaiser“, klagte der Knabe,
„„Die Raben fliegen noch!““
Friedr. Gerstäcker.