Benutzer:Bodhi-Baum/Das Tagebuch vom Wiener Kongress

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Carl Bertuchs Tagebuch.

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Carl Bertuchs Tagebuch.
herausgegeben
von
Herrmann Freiherrn von Egloffstein.
Mit einem Bildnis
Berlin
Verlag von Gebrüder Paetel.
1916.

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Vorwort.

Dank dem gütigen Entgegenkommen der Erben Friedrich Justin Bertuchs ist es mir ermöglicht worden, das Tagebuch seines frühverstorbenen Sohnes Carl vom Wiener Kongreß, das ich vor nicht langer Zeit in der "Deutschen Rundschau" mitgeteilt habe, auch als Einzelband herauszugeben.

Mein auf die vorliegende Veröffentlichung abzielender Antrag, den ich mit dem Hinweis auf den geschichtlichen und kulturgeschichtlichen Wert der Handschrift begründete, fiel bei ihren Eigentümern, den Mitgliedern der Familie Froriep, auf empfänglichen Boden. Als ein Zeichen ihres Verständnisses für meine Absichten durfte ich es auch betrachten, daß sie sich zugleich erboten, mir in die Briefe Carl Bertuchs aus Wien, deren Vorhandensein mir nicht bekannt gewesen war, Einblick zu gestatten. Über ihre Verwertung in dieser Arbeit ist auf Seite 16 Näheres zu lesen.

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- VIII -

Was von ihnen im Anhang enthalten ist, bezieht sich zunächst auf den eigentlichen Zweck der für die Geschichte des deutschen Buchhandels bedeutsamen Reise Carl Bertuchs zum Kongreß.

Außerdem habe ich mich aber auch bemüht, Stellen, die allgemeineres Interesse besitzen, dafür auszuwählen. Als solche glaubte ich vor allem diejenigen ansehen zu sollen, die Carl August von Weimar und seinen Aufenthalt in Wien vom September 1814 bis zum Juni 1815 betreffen.

Sie bei der Gelegenheit weiteren Kreisen bekannt zu machen, lag mir um so mehr am Herzen, als sie meine im vergangenen Jahr erschienene Darstellung dieses Abschnittes im Leben des berühmten deutschen Fürsten nach gewissen Richtungen bereichern und ergänzen.

Dem Leser, der an Carl Bertuchs Persönlichkeit Interesse nimmt, dürfte das dem Bande beigegebene sympathische Bildnis, das allerdings geraume Zeit vor dem Wiener Kongreß entstanden ist, nicht Unwillkommen sein.

Würzburg, im Juni 1916.

Der Herausgeber.

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Die geistige Kultur Wiens zur Zeit des Kongresses und die Sehenswürdigkeiten der lieblichen Phäakenstadt hat kaum einer unter den fremden Besuchern, die vor hundert Jahren dort zusammengeströmt sind, mit mehr Verständnis zu würdigen gewußt als Carl August von Weimar. Wie er darüber urteilte, ist in verschiedenen während seines damaligen Wiener Aufenthaltes geschriebenen Briefen zu lesen. »L’on trouve des (!) veritables tresors en tout genre ici, et des hommes tres savants, schreibt er seiner Gemahlin am 17. November 1814, ,,mais le point central manque et le talent de se faire valoir.« In gleichem Sinne spricht er sich auch anderen, z. B. Goethe gegenüber aus. »Es ist unglaublich« heißt es in dem Brief an diesen vom 16. Januar 1815, »was hier für Schätze in allen Theilen der Wissenschaft und Künste aufgehäuft sind, und wie viele bedeutende Menschen

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man hier antrifft, denen es sehr ernst um ihre Gegenstände ist. Die Erzherzöge sind an der Spitze dieses Haufens. Nur fehlt es an dem Bindeknoten und an Mitteln zur leichteren Publicität . . ."1)

Tiefer in die Kreise der Künstler und Gelehrten einzudringen, war allerdings Goethes fürstlicher Freund bei dem zerstreuenden Leben der großen Welt, das er während des Kongresses führen mußte, nicht imstande. Um so mehr tat dies eines seiner Landeskinder, der Buchhändler Carl Bertuch aus Weimar, der jene Zeit ebenfalls in Wien zubrachte und in gewissem Sinne mit zu Carl Augusts Gefolge gehörte.

Er war der Sohn Friedrich Justin Bertuchs2) der aus den Annalen der Goethe-Zeit wohl bekannt ist. „Jugend- und Altersgenosse jener großen Männer, die an Weimars Namen den höchsten Ruhm deutscher Literatur geknüpft haben, teilnehmender Förderer und Würdiger ihres Strebens, vielen der edelsten Geister des Auslandes innig befreundet, mit Achtung genannt, soweit deutsche Schrift und Betriebsamkeit reichen“ —- diese Worte, die der Kanzler von

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Müller am Grabe des älteren Bertuch gesprochen hat, deuten die Richtungen an, in denen er sich von Jugend auf bis ins hohe Alter betätigte.

Seinem Fürsten diente er als Kabinettssektetär und Schatullverwalter lange Jahre hindurch mit hingebender Treue; zu den Dichtern und Denkern, die jener um sieh versammelte, ebenso wie zu manchen außerhalb Weimars lebenden Größen der Literatur stand Bertuch - selbst poetisch veranlagt und ein gewandter Übersetzer - in sehr regen, teilweise freundschaftlichen Beziehungen. Gleichzeitig wirkte aber der rührige, vielseitige und mit hervorragend praktischen: Sinn ausgestattete Mann auch in weitere Kreise hinaus durch die großzügigen kaufmännischen Unternehmungen, die er, vor allem auf dem Gebiete des Kunstdruckes und Verlagsbuchhandels, ins Leben rief. Eine unter ihnen, das Geographische Institut hat, sich fast bis ans Ende des vorigen Jahrhunderts in Weimar erhalten.

Des reichbegabten und verdienstvollen Vaters war der Sohn nicht unwürdig. Am 27. Dezember 1777 geboren, empfing Carl Bertuch seine Kindheits- und Jugendeindrücke in Altweimars

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glorreichen Jahren. Um die Wende des Jahrhunderts besuchte er die Hochschule in Jena, wo er besonders kunstgeschichtliche, geographische und naturwissenschaftliche Studien trieb. Im Sommer 1803 begab er sich, um seine Bildung zu vollenden nach Paris, „der stolzen Bürrgerstadt...“, vom Raub der Länder groß«, wie Schiller kurz zuvor von ihr gesagt hatte. Seinen eigenen Worten nach verlebte Carl Bertuch dort einen sehr tatenreichen, gewitterhaften Winter: scharf beobachtete er Menschen und Verhältnisse in jenen entscheidenden Tagen, wo sich der Übergang vom Konsulate zum Kaisertum vollzog. Einige der damaligen Pariser Berühmtheiten, Männer wie Millin, Cuvier, Lamarck und Grégoire wußte der lernbegierige junge Deutsche der im Gebrauche der französischen Sprache große Gewandtheit erlangte, sich zu Gönnern und Freunden zu machen.

Nach seiner Heimkehr im Sommer 1804 nahm er dem Vater einen nicht geringen Teil der auf ihm ruhenden geschäftlichen Lasten ab, unter anderem die Leitung des von ihm gegründeten Modejournals und der Zeitschrift „Paris und London“. Einige Monate später war er Zeuge

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des Einzuges der jungen Kaisertochter Maria Paulowna in Weimar; ein halbes Jahr darauf, im Mai 1805, erlebte er den Tod dessen, der ihrem Empfang in Ilm-Athen die dichterische Weihe gegeben hatte. „Alles, was mich mit Schiller in Berührung setzt“, schrieb er im Jahr 1813 an dessen Witwe, „hat unaussprechlichen Werth für mich, jeden Auftrag der theuern Familie des Unsterblichen auszurichten, sehe ich, wenn auch nur für ein schwaches, doch aber herzliches Dankesopfer seinen Manen dargebracht, an.“ Dem Wunsche, sie durch ein solches zu ehren, gab er gleich nach Schillers Hinscheiden Ausdruck, indem er sich, sonderbarerweise vergeblich, darum bemühte, wenigstens im kleinen Kreise eine seiner würdige Totenfeier zu veranstalten.

Im darauffolgenden Spätherbst und Winter finden wir Carl Bertuch in Wien. Er verhehlte sich zwar nicht die Unannehmlichkeiten und Gefahren, denen er sich im Augenblicke, wo Napoleon gegen das mit Russland verbündete Österreich zu Felde zog, durch die Reise nach dessen Hauptstadt aussetzte, gab sie aber dennoch nicht auf und gelangte auch glücklich ans Ziel. Seine Erlebnisse

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auf der Fahrt über Bamberg, Nürnberg, Regensburg und Linz hat er, ebenso wie die Eindrücke des monatelangen Wiener Aufenthaltes in einem mehrere Jahre danach erschienenen kleinen Buche fesselnd geschildert.3) Wertvoll als Beitrag zur Geschichte des Krieges von 1805 ebenso wie des künstlerischen und wissenschaftlichen Lebens in Wien zu jener Zeit, erweckt es in dem Leser auch persönliches Interesse für seinen Verfasser, denn er offenbart darin ein feines Empfinden, ein hohes, ernstes Bildungsstreben, besonders aber eine auf edlem, gediegenem Geschmacke beruhende Liebe zur Kunst. Daß er selbst zu ihren Jüngern zählte, beweist die Wiedergabe der von ihm ausgeführten sauberen Sepiamalerei, die dem Buche beigefügt ist. Wie daraus hervorgeht, suchte er sich das Leben in Wien trotz der ungünstigen Zeitverhältnisse so nutzbringend und genußreich wie möglich zu gestalten. Vor allem bemühte er sich, wie in Paris, so auch hier nach Kräften, mit interessanten Menschen in Verkehr zu treten, und brachte es z. B. dahin, beim greisen Josef Haydn eingeführt zu werden, den er öfters in seinem bescheidenen Heim besuchen durfte.

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Wenige Monate nach der Niederlage Österreichs, die Carl Bertuch damals mit ansehen mußte, gelang es Napoleon, auch den Staat Friedrichs des Großen zu Boden zu werfen, in seinen Zusammenbruch aber wurde Weimar mit hineingerissen. Die Schrecken der Plünderung, die dessen Bewohner nach der Schlacht bei Jena durchlebten, stellten den Mut und die Geistesgegenwart des jungen Mannes auf eine ernste Probe. Sein Vater, der das preußische Kriegsmanifest gedruckt hatte, hielt es für gut, sich vor der Rache der Gegner nach Halle a. S. zu flüchten, als sein Stellvertreter aber verteidigte der Sohn die weitläufigen Bertuchschen Gebäude unter dem Beistande der darin einquartierten Generale Verdier und Suchet mit dem Säbel in der Faust gegen eindringende französische Soldaten. Nicht lange danach, am 5. November 1806, starb in Carls Zimmer sein Pate und väterlicher Freund, der betagte Maler Georg Melchior Kraus, einer der tüchtigsten unter den Künstlern Altweimars, infolge erlittener Mißhandlungen als Opfer der zügellosen Roheit des siegestrunkenen Feindes.

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Von den Leiden der jetzt beginnenden siebenjährigen Fremdherrschaft blieb auch das Haus Bertuch mit seinen ausgedehnten Geschäftsbetrieben keineswegs verschont. Wenn es aus den drückenden Geldsorgen, in die es geriet, am Ende doch mit Ehren hervorging, so war dies nicht am wenigsten dem hingebenden Eifer Carl Bertuchs zu danken, der seinen alternden und kränklichen Vater in unermüdlich treuer Pflichterfüllung unterstützte. Den Mut und die Kraft dazu schöpfte er vor allem aus dem beglückenden Familienleben, dessen er, seit dem März 1807 mit Henriette Feder aus Dessau verheiratet, sich erfreute. Ihm über die Not der Zeit hinwegzuhelfen, trug außerdem, neben dem geistig regsamen Kreise, in dem er verkehrte, wohl auch seine ganze Persönlichkeit bei. Ansprechend zeichnet sie ein nach seinem Tod erschieneaer Nachruf, der ihn schildert als „offen in Mittheilung, bescheiden im Urtheil, gewandt im Umgang, glühend für Recht und Wahrheit, für Fürst und Vaterland . . .“ „Ein zarter Sinn für das Schickliche,“ heißt es weiter darin, „ein richtiger Tact für alles höhere in den wechselnden Erscheinungen des Lebens verbreitete

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eine erfreuliche Milde über sein ganzes Thun: selbst unter lastenden Arbeiten und Sorgen übte er stets die heitere Kunst: Freunden ein Freund zu seyn. . .“4) Mit einem Wort: ein reiner und liebenswürdiger Charakter. Schon in seinem Äußeren schien er sich anzukündigen, wie das diesem Band als Titelblatt vorangestellte Miniaturbild aus der Pariser Zeit vermuten läßt.

Bei seinem warmen und tiefen Empfinden war vorauszusehen, daß die nationale Begeisterung des Jahres 1813 in ihm lauten Widerhall erwecken würde. Zeugnis dafür gibt die von ihm verfaßte „Wanderung nach dem Schlachtfelde von Leipzig im Oktober 1813“5) Die grausigen Eindrücke, die er dort zwei Tage nach beendigtem Kampf empfangen hatte, schildert seine Gelegenheitsschrift in herzbewegenden Worten. „Doch erhebend,“ ruft er aus, Ist der Gedanke, daß diese Tausende der Alliirten diesmal nicht für fernere Unterdrückung, sondern für die Befreiung Deutschlands fielen.“

Dem hohen Zwecke bemühte sich Carl Bertuch auch seinerseits nach Kräften zu dienen. In die

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Reihe der Kämpfer ist er selbst zwar nicht eingetreten, wohl aber hat er mit einigen Anderen öffentlich zur Ausrüstung freiwilliger Jäger aufgerufen und so die Sammlung der notwendigen Geldbeiträge in dem verarmten Weimar wesentlich gefördert.

Daß dem deutschen Volke als verdienter Lohn für alle im Laufe der letzten Jahre gebrachten schweren Opfer die den Zeitbedürfnissen entsprechende Erweiterung seiner bürgerlichen Rechte nicht vorenthalten werden dürfe, darüber war er mit allen Vaterlandsfreunden einig. „Ich glaube an einen nahen Frieden,“ schrieb er am 31. März 1814. „Der Himmel verleihe uns nur dann eine auf Volksmajestät gegründete Constitution, daß der Deutsche nicht mehr wie bisher durch den Adel von seinen Fürsten getrennt werde, und wir werden stark genug sein, allen künftigen Ränken des rachsüchtigen Corsen zu begegnen“6).

Je mehr man von der Zukunft ersehnte, desto erwartungsvoller blickte man dem Kongreß entgegen, der sich nach dem Friedensschluß in Wien versammeln sollte. Auch Carl Bertuch war ausersehen, dort an der Lösung einer wichtigen Aufgabe mitzuarbeiten.

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Es handelte sich darum, bei der bevorstehenden Beratung der deutschen Angelegenheiten ein Gesetz über die Freiheit der Presse und das Verbot des Nachdruckes zustandezubringen. Dazu hatte man als Vertreter der deutschen Buchhändler zwei der angesehensten unter ihren Berufsgenossen ins Auge gefaßt, Johann Friedrich v. Cotta und Friedrich Justin Bertuch. Bei seinen vorgerückten Jahren und seiner schwankenden Gesundheit glaubte dieser jedoch sich den Mühen der Reise nach Wien nicht mehr unterziehen zu können. Er beauftragte deshalb seinen Sohn, ihn zu vertreten.

Dazu war Carl gewiß gern bereit. „Je mehr ich Wien kennen lerne,“ hatte er im Dezember 1805 von dort geschrieben 7), „desto reichhaltiger und vielseitiger finde ich diese herrliche Kaiserstadt —- Welche Schätze für bildende Kunst, welche Menge trefflicher Künstler jedes Fachs; und das erscheint mir jetzt so, wo alles unter dem Drucke des Krieges mannichfach leidet! Welchen noch erhöhten Lebensgenuß mag Wien nicht den Fremden gewähren, wenn die angeborne Fröhlichkeit der Bewohner jede trübe Laune verscheucht und das

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Gefühl allgemeiner Wohlhabenheit, Product dieses an innern Kräften fast unerschöpflichen Kaiserstaates eine unnennbare Behaglichkeit hervorbringen muß.“

Daß er sie auch diesmal vermissen würde, brauchte er nach den errungenen glänzenden Siegen nicht zu befürchten. Ebenso konnte er beim Scheiden von Weimar kaum voraussehen, wie lange der Kongreß ihn der geliebten Gattin und den beiden Kindern, die sie ihm geschenkt hatte, entziehen würde. Als ein gutes Vorzeichen für den Erfolg seiner Sendung — auf deren Abschluß bis Mitte November er anfänglich hoffte 8) - mochte Carl Bertuch die Empfehlung Goethes an einen ihm nahestehenden sehr einflußreichen Kongreßbevollmächtigten betrachten. „Ew. Wohlgeboren,“ schrieb am 29. August 1814 der Dichter aus Wiesbaden seinem Vater, der anscheinend für sich darum gebeten hatte, „erhalten hiebey ein Schreiben an Herrn von Humbold, weiter habe ich es nicht bringen können. Diesen Freund bat ich um Empfehlung der Personen und Sachen an Fürst Metternich. Meine besten Wünsche folgen Ihnen, möchten Sie für so viele reuissiren9).

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Mit dieser Einführung versehen, brach Friedrich Justins Sohn am 21. September 1814, so viel sich aus seinem ersten Reisebriefe schließen läßt, von Weimar auf. Durch den ohnedies weiten Weg über Leipzig, Grimma, Dresden und Prag, vor allem aber durch die anstrengenden Nachtfahrten fühlte er sich auf die Dauer natürlich sehr ermüdet. Gleichwohl gönnte er sich an den Orten, wo er sich länger aushielt, kaum die notwendigste Ruhe, denn es galt noch, sich in Eile mit einigen Berufsgenossen und anderen Personen, denen der Erfolg seiner Sendung ebenfalls am Herzen lag, zu besprechen; so z. B. in Hohenstädt bei Grimma mit Georg Joachim Göschen dem bekannten Verleger Wielands, Goethes und Schillers, in Dresden mit Carl August Böttiger, dem Schulmann und Archäologem in Prag mit dem angesehenen Buchhändler Friedrich Tempsky. Dazu kam, daß Carl Bertuch bei seiner großen Wißbegier sich nicht versagen konnte, das am Wege liegende Schlachtfeld von Kulm, das schon damals berühmte Modebad Teplitz und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt von Böhmen zu besichtigen. Er verließ diese am 27. September

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nachmittags 4 Uhr, und erreichte Wien nach mehr als achtundvierzigstündiger Reise am 29. gegen Abend.

Bei der strengen Überwachung aller Fremden durch die k. k. Geheimpolizei blieb auch seine und Cottas Ankunft nicht unbeachtet, vielmehr wurde dem Kaiser Franz am 15. Oktober vom Polizeipräsidenten Baron Hager über den Zweck, den die beiden verfolgten, ebenso wie über ihre Personen Bericht erstattet10). „Bertuch,“ heißt es darin, „ist weit offener als Cotta; es schmeichelt ihm, Vertreter einer wahrscheinlich bedeutenden Sache zu sein. Nebenbei betreibt er als Besitzer der — von seinem Vater gegründeten — Kunsthandlung in Rudolstadt seine Handelsgeschäfte. Er ist vielseitig gebildet, aber etwas kleinstädtisch . . .,“ was man sich bei einem Weimaraner jener Zeit, trotz allen Weltbürgertums, wohl vorstellen kann! Jedenfalls war er darum nicht minder ein guter Gesellschafter, wie ihm der preußische Staatsrat Friedrich August von Staegemann bezeugt. „Vorgestern,“ schreibt er am 21. Oktober 1814 an seine Frau, „war beim Staatskanzler wieder Gesellschaft. Ich habe mich

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vorzüglich mit dem jungen Bertuch aus Weimar und Herrn Cotta aus Tübingen unterhalten11). Nicht lange danach, am 27. Oktober, berichtet Lager wieder an den Kaiser: „Cotta und Bertuch betragen sich hier sehr bescheiden, und man nimmt nicht an, daß sie sich einen Zirkel zu bilden suchen. Cotta ist ein vermöglicher Mann; in seiner Gesellschaft sind der Professor Dannecker und Bertuch, die beyde den Wissenschaften leben« . . .12)“.

An die Charakteristik der Wiener Geheimpolizei, soweit sie sich auf den letzteren bezieht, mögen sich dessen tägliche Aufzeichnungen während jener Zeit anschließen. Aus zwei Gründen schien es mir empfehlenswert, diese Handschrift, soweit sie allgemeines Interesse besitzt, einem größeren Leserkreise zugänglich zu machen: erstens gibt sie über die Person des Verfassers ebenso wie über Leben und Treiben auf dem Kongreß wertvolle neue Aufschlüsse; zweitens aber vervollständigt sie auch aufs willkommenste das, was in Bertuchs früherer Arbeit über Wiens geistige Kultur zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts und ihre Träger enthalten ist.

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Dem Tagebuche zur Seite steht eine große Anzahl meistenteils an Friedrich Justin Bertuch gerichteter, mehr oder weniger ausführlikher Briefe seines Sohnes, deren Vorhandensein mir erst nach der Veröffentlichung desselben in der Deutschen Rundschau 13) bekannt geworden ist. Da sie es vielfach erläutern und ergänzen, glaubte ich im Interesse des Geschichtsforschers manches in ihnen Gesagte den Anmerkungen einfügen zu sollen. Was in diesen nicht Platz finden konnte, habe ich teils in den Schlußabschnitt des Buches verflochten, teils ihm als Anhang hinzugesetzt.

Wien: Freitag d. 30.Sept. 1814.

In meiner Spelunke im wilden Mann14) räume ich den Morgen zusammen, finde bey Schaumburg15) das durch Armbrusters16) Güte am Graben besorgte Quartier, Graben N° 655 im 3t Stock über Cotta, und mit Cotta zugleich den biedern Dannecker17). - Den Mittag im Casino gegeßen. —

Des Morgens zuerst Depeschen abgegeben bei dem Herzog18) und der Großfürstin19) in der Burg. - Der Herzog freundlich und wohlwollend.

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Sonnabend d. 1. Oct.

Den Brief nach Weimar geendigt 7½ Uhr zu Ebling20). —- Von da zur Gräfin Henkel21) und spreche auch die Großfürsrtin — die an unserer Sendung lebhaften Antheil nehmend, uns auf den Mittwoch 8½ Uhr mich u. Cotta einladet.-

Den Morgen noch . . . zu Humbold, dem ich Goethes Brief überreiche. Er wollte eben zur Conferenz fahren, nahm mich freundlich auf und sagte im Hinsicht unserer Sendung: Er glaube nicht, daß bey dem Congresz zu Wien diese Angelegenheit zum Vortrag käme, doch wolle er es (!) das (!) Gegentheil nicht verburgen; inzwischen werde sich bald Gelegenheit finden, anderwärts davon zusprechen (wahrscheinl. Ftankfurt) wie er bereits Cotta gesagt habe. Doch scheint Metternichs Aeußerung gegen Cotta dennoch hier Hoffnung dazu zu machen. Er (H.) lud mich Mittwoch d. 5. October zum Diner ein.

In seinem Zimmer bemerkte ich die auf Kissen ruhende Büste der toden Königin von Rauch sehr anziehend; die Kraftvolle Büste des Königs von Rauch — mehrere Bilder von Schieg (!)22), die ich nicht ansehen konnte.

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... Zum Essen zu Miß Dillon23), mit Völkel24) Starke25) u. 2 Kaiserl Camerdienern. Alle Königl. anwesenden Gäste, so wie die Großfürstinnen werden vom Oesterr. Hof defrayirt (Gestern war der erste ungeheuer volle Hof Cercle; Prinz Eugene26) war auch angekommen, sowie auch der Churfürst von Hessen. Des Kronprinzen v. Schweden Ankunft bleibt problematisch —)

Des Nachmittags von der Dillon in das Palais des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen27), welches an der Bastei liegt. Die Suite der Zimmer groß und fürstlich, meistens aber noch nach dem alten Geschmack. Viele Bronzen, Gobelins, Tapisserien aus den Niederlanden Die Fußboden sehr schön; hiesige Arbeit ....

Sontag d. 2. Oct.

Die Zahl der Fürsten mehrt sich noch immer. —

Alle bis jetzt gehaltenen Conferenzen betreffen noch die einleitenden Punckte Als verhandelnde Mächte beim Wiener Congreß sind bis jetzt folgende 6 anerkannt: Oesterreich, Rußland, Preußen, Frankreich, England und Spanien, deren 6 Gesandte also die Seancen in der Staats Canzlei

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dieser Tage eröffnen werden. So wie man hört, hat Taleyrand, welcher mit Dalberg und Labesnardière28) hier ist, eine Note übergeben, worin Frankreich sich kräftig erklärt, die Existenz unabhängiger Staaten (Sachsen ist nicht genannt, aber gemeint) ausrecht zu erhalten, und wozu im äußersten Fall 200000 M. schlagfertiger Truppen bereit wären. Überhaupt nehmen sich viele Stimmen Sachsens an, auf der einen Seite scheint England, Frankreich u. Oesterreich (u. an diese lehnen sich Baiern usw. an) auf der andern Rußland u. Preußen zu stehen.

Das Endresultat liegt noch geheimnisvoll da. — Der Prinz Anton v. S. 29) welcher hier in Schönbrunn lebt, intetessirt sich lebhaft für das Interesse seines Hauses u. hat selbst bey Rasumowsky30) Schritte gethan. — ...

In Hinsicht der deutschen Angelegenheiten sind die wichtigen Schritte geschehen, daß Baiern bereits an einer neuen Constitution mit Landständen war (?); danach sind Schritte bey Würtemberg geschehen; dem Könige wurde etwas von Mett. zugesezt, und gescheut wie er ist, sah er ein, daß er selbst vorbauen und einlenken müsse.

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Er hat daher erklärt, daß er nach dem Vorgange v. Baiern seinem Königreiche eine neue Constitution mit Landständen geben würde. So fängt ein neues schönes Leben an sich zu entwickeln.

Diesen Morgen gegen 9 Uhr war große militair. Meße auf dem Glacis zwischen Burg und Schottenthor. 11 Grenadier Bataillone außer der andern Infanterie (die Regimenter Starray u. Hiller, die in Frankfurt waren) dabei, von der Cavalerie das Regiment Constantin (Hohenzollern- Cuirassier)31) und Schwarzenberg Uhlanen. — Die beiden Kaiser, der König v. Preußen, von Dänemark die Prinzen Wrede, äußerst brillante Suite erscheinea zum Burgthor heraus. Die Truppen hatten ein doppeltes Carré gebildet, in der Mitte kleines Zelt zur Messe. Als diese vorbei war, stellten sich die Souverains gegen das Schottenthor u. alles defilirte en parade vorbei. Alex. hat eine sehr edle ernste militärische Haltung gewonnen, sein Teint etwas gebräunt." — Der Feldmarschall Prinz Würtemberg32) stellte heute vor.

... Abends die große Redoute des Kais. Hofes. Die Manege in einen Saal verwandelt,

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dann noch großer Redoutensaal und kleiner als Orangerie. Der große Saal mit doppelten Galerien, weiß, blau u. Silber war einzig schön, ein wahrer Zauberpalast. Das ganze mit 16000 Lichtern erleuchtet, zahlreiche Buffets, ein Musikchor von 80 Musikern roth u. gold im großen Saal“ - Die Herrschaften kamen gegen 11 Uhr; der russische Kaiser führte die Kaiserin von Osteirreich, der Kaiser Franz die Kaiserin von Rußland, der König o. Dänemark die Königin v. Baiern, der König v. Preußen die Großfürstin Marie, der König von Baiern, dann folgten die andern Prinzen nach. Die Tour mehrere mal gemacht u. Platz auf dem Banquet genommen. Die Etikette verbannt alle Uniformen u. Ordenauszeichnungen. — Bis 1 Uhr geblieben, dann zurück.

Montag 3 Oct.

Des Morgens 8 Uhr zum Minister Stein, ließ mich melden u. wurde angenommen. - Vorbereitet auf seinen energischen barschen Ton antwortete ich auch darnach dreist u. kurz. —-

Ach! es ist nicht genug, daß die Herrn Häuser bauen, u. Güter anlegen, die Herrn Buchhändler

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muesten auch wohlfeile Preise u. gute Drucke liefern. — O ja! die Preise werden sich mindern, so wie man uns gegen den Nachdruck sichert. - Es existiren ja nicht viele Nachdrucke in Deutschland. — O ja! Außer Würtemberg, Baden, in Nassau — So schreiet. - Wegen Rechte der Erben den Fall mit Nassau angeführt wegen Wieland. — So schreiet. — Dann geendigt; ich muß fort. —33)

Von da mehrere Besuche gemacht 11 Uhr mit Dannecker u. Quandt34) zu Fries35), Rechberger36) zeigt uns die Gemehlde die jezt anders vertheilt sind, worunter aber viele sehr trefliche Landschaften des Poussin u. andere von hoher Schönheit.

.... Die Herrschaften zum Artillerie Manoeuvre auf dem Semmering. In offenen Wagen zurück. — Geg. Abend zu Pjlatc(!)37), der uns gute Winke gibt.

Dienstag d. 4. Oct.

Des Morgens 8 Uhr mit Quandt u. Dannecker zu der Lichtenstein-Gallerie im Majorathause in der Vorstadt. Trefl. Sachen in der Reihe v.

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Zimmern, aber auch Mittelmäßiges. Corregio, Venus u. Amor von höchster Schönheit. Die Geschichte des Decius Rubens treflich. — Wallenstein Portrait38) von van Dyk vorzüglich. — Kleiner herrlicher Mondschein von van der Meer. —

Von da in die Albertsche Sammlung. — Unendlich reich. — 30 Cahiers — allein von der d. Schule.

... Zuhause fand ich den Priester Werner 39), wohnt bei den Serviten, u. wird nächsten Sonntag predigen. — Spricht ganz unbefangen über seinen Schritt, zugleich als sorgenfreiere Lebens Carriere ... 4 Uhr zum Herzog im Müllerschen Gebäude am rothen Thurm. Ist freundlich und gut. — Catalog von Artaria40). Gehe zu Prinz Ligne, den ich nicht finde. Wohnt auf der Mölkerbastei, dem Schauplatz von den Klingsbergen41)...

Mittwoch 5. Oct.

Die Discussionen über die Congreß Seancen dauern fort. Man sagt, daß die Frage noch nicht entschieden, wer den Vorsitz führen solle. Sie wurden übrigens in der Staats Canzlei [rechts

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der Burg] gehalten. Graf Münster42) liegt an zwei gebrochenen Rippen krank.

Der Kaiserl. Oesterr. Hof behandelt die fremden Souveraine mit ungemeiner Gastfreundlichkeit. Wenn die Könige von Baiern, Würtemberg, Dänemark, welche alle in der Burg logiern, nicht bey Hof sind, so stehen ihnen immer 30 Couverts zu Befehl, wo sie auch Gäste bitten können. Unzehlige Equipagen sind täglich zu ihrer Disposition. semtl. Hofdienerschaft wird eben so bewirtet.

Diesen Morgen ... um 11 Uhr mit Desport43) u. Völkel nah Dornbach, ¾ Stunden von Wien, wohin auch Edling u. Wolzogen 44) kommen, nebst Sartorius 45), Frieſen46) u. Thon47). — Das ehemal. Schloß des Feldm. Lacy 48)) gehört jetzt dem Fürsten Schwarzenberg, der es aber nicht bewohnt. Vom Schloß zieht sich die Anhöhe hinauf ein angenehmer Waldpark, obenauf mit einem Pavillon u. kleinen umliegenden Häusern, von wo man einen Theil von Wien u. die Donau Gegend überschauet.

._._. Auf dem Rückweg den chinesischen Pavillon, sowie das Grabmahl des Feldmarschalls Lacy, so wie seines Vetters, des Grafen Browne,

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angeschauet, welches ganz einfach, nur aus einigen Schrifttafeln besteht. Im Hirsch sehr gut, aber theuer gespeiset. Cotta auch nebst Dannecker da. Um 6 Uhr zurück. Zuhause gearbeitet. Die Höchsten Herrschaften haben heute Ball. — Die Witterung fortdauernd schön. —

Donnerstag 6. Oct. Des Morgens 8 Uhr zu Rühle49) Treffe ihn krank zu Bett an, am Zahnweh. Wir sprechen sehr warm über Landsturm, ständische Verfassung, welche sicher durchgeführt werden wird. Rühle deutet an, daß das Capitel der Preßfreiheit in der neuen deutschen Conſtitution discutirt u. niedergelegt. In so fern muß man uns hören. Er war von der Nothwendigkeit unserer Mission ganz überzeugt . . . Kräftiger, genialer, aber wechselnder Mann. — Von da zu Bartholdy 50)... Mit Cotta zu Wolzogen.

Der Prinz Eugene sollicitirt ein souveraines Fürstenthum. Niemand, nicht einmal Wrede nimmt sich seiner an. Man will diese Dynastie nicht. Er an Baiern verwiesen u. wahrscheinl. mit Geld entschädigt. — Der König v. Neapel 51)

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macht viele Pretentionen, sie werden durch 60,000 Mann Truppen, die er hat, Nachdruck erhalten. Oesterreich hat die Hände gebunden, da man ihm zuviel einräumte. . . Diner 5 Uhr bey Humboldt mit Stegmann52), Schlegel 53), Tralles, Pilate (!), Hedemann) etc. ganz unterhaltend. Gespräch Leipzig. Um 8 Uhr nah dem Augarten gefahren. Die Belustigungen u. das Feuerwerk vorbei. Die Beleuchtung gut

Freitag 7. Oct.

Heute findet zu Bruck an der Leitha ein großes Artillerie Manoeuvre statt mit Globe de compression, wohin der ganze Hof. — Mittags bey Wittmann 54) gegessen. Bekanntschaft von Sinclair56) u. D. Kore57). — Beides interessante Menschen. Sinclair blond, nicht auffallend und doch .… (unleserlich), Koreff precios, schwarzes, mehr jüdisches Äußere, sehr gebildet, etwas scharf im Urtheil. Mann von Geist u. Bildung. — Abends in Axel u. Warburg von Oelenschleger. Die Adamberger 58) liebliches Äußere. Ich konnte das Ganze nicht aushalten. —

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Sonnabend 8. Oct.

Des Morgens 8 Uhr zum Herzog, treffe Wagner58a) u. Stoffregen58b). Übergebe dem Herzog mehreres, der sehr gemütlich ist ... Halb zwei Uhr war Cotta und ich zur Audienz bey Metternich in die Staats Canzlei bestellt. Wir fanden noch eine Deputation aus Italien (Gf. Regnier) 59), eine aus Ungarn, Minister von Baden u. Wir. Baron Binder60) u. Genz61) kamen in der Zwischenzeit. — ½3 Uhr wurden wir vorgelassen. Cotta übergab die Vollmacht zur Ansicht, die der Fürst mit Aufmerksamkeit durchlas, und äußerte sich wohlwollend : Unsere Sache sey auch die Seinige. Er wisse recht gut, daß bisher falsche Ansichten darüber in Oesterreich geherrscht, er müsse den Quellen weiter nachspüren, um dann Schritte zu thun. Er finde die jetzige Zeit als die beste zur Verbesserung gewählt. Jetzt oder nie, wir könnten auf seinen Beistand rechnen.

Wir sagten noch einiges über die allgemeinen Wünsche. Als er abbrechen wollte, überreichte ich ihm mit einigen wahren Worten das Diplom der Akademie zu Erfurt, welches er wohlwollend aufnahm. Beym Weggehen sagte ich noch: „Ganz

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Deutschland sieht vertrauensvoll auf Oesterreich.“ — Nun! (erwiderte er) das Vertrauen soll nicht getäuscht werden.

So endigte diese erste für uns folgenreiche Audienz62). Metternich ist ein einnehmender Mann von einigen 40 Jahren, die feine höhere Hof Urbanität.

... Abends die beyden Füchse. Mad. Milder63) als Stimme sehr gut.

Nachtrag zum 7. Oct.

Mit Cotta zu Arnsteiners64), durch Bartholdy eingeführt. Eine angenehme Frau von großem Welttone. In ihrem Hause wechseln des Abends oft 100 Personen. Ein Graf Degenfeld65), Jordan66), Stegmann da.

Sontag 9. Oct.

Des Morgens 9 Uhr zu der Kirche von 14 Nothelfern in Lichtenthal (Vorstadt von Wien) wo Werner predigt, und wo sich viele Freunde einfinden. Gleichniß vom König, der seinem Sohn ein Gastmal giebt, und wo dem, der kein hochzeitl. Kleid anhatte, der Eingang verweigert wurde. — Das hochzeitl. Kleid ist die Liebe zu Christus.

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Der Hof war nicht da, blos Herzog Albert und der Herzog, einige Prinzen .

Freitag 28. Oct.

. … . Abends in den Fidelio von Beethoven. Tiefe treffliche Musik, die Milder gibt die Rolle des Fidelio sehr brav. Die Oldenburg, Weimar und Kaiserin von Rußland 1°). Erste krank, Alle gehen fort. —

Sonntag 30. Oct.

11. Uhr Schloß Capelle, dann Conzert Ständehaus Herrengasse. Charles Pictet 108). Mittag bei Henickstein 109) 16—18 Personen. Senator Smidt 110), Ganz unterhaltend.

Montag 31. Oct.

... 8 Uhr nach der Joſefstadt zu Klein aus Nürnberg 111). Trefflicher Pferdezeichner, auch geschickter Landschafter. Zeichnungen und Aquarelle angesehen. — 11 Uhr mit Völkel zu Mazzola, dann auf die Kaiserliche Bibliothek. Das ganze Locale schön .… Manuscript von Tassos Jerusaleme conquistata. Das erste Buch fehlt. Viele Correcturen von Tassos

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Anmerkungen.

1) v. Egloffstein, Carl August auf dem Wiener Kongreß, Jena 1915, S. 23/24

2) Das im Folgenden über die Beiden Gesagte beruht vor allem auf dem Lebensbilde F. J. Bertuchs von Dr. Wilh. Feldmann, Saarbrücken 1902. Daneben finden sich manche von mir verwertete Mitteilungen bei Ludw. Geiger, Aus Alt-Weimar, Berlin 1897.

3) Bemerkungen auf einer Reise aus Thüringen nach Wien, 2 Hefte, Weimar 1808/10.

4) Morgenblatt für gebildete Stände, 26. Oktober 1815, Nr. 256.

5) Weimar 1814.

6) Geiger, Aus Alt-Weimar, S. 217/18.

7) Bemerkungen usw. II, S. 29/30.

8) A. Fournier, Die Gehempolizei auf dem Wiener Kongreß, Wien und Leipzig 1914, S. 181.

9) Gesammelte Werke, Sophien-Ausgabe IV, Briefe Bd. 25, S. 29.

10) Archiv des k. k. Ministeriums des Innern, Wien, Kongreßakten, Fafz. 2. Bericht, Wien 15. Okt 1914. Fournier hat die betreffebde Stelle weggelassen. Vgl. S. 87, Anm. 3.

11) Hedwig von Olfers, 1799 - 1891. Ein Lebenslauf. Bd. I, Berlin 1908, S. 232.

12) Archiv des k.k. Ministeriums des Innern, Wien, Kongreßakten, Fafz. 2.

13) Oktober 1915 bis Januar 1916

14) Wo B. die erste Nacht zugebracht hatte. Der Verlauf seiner Reise bis zur Ankunft in Wien ist in den Briefen 1-4 geschildert.

15) Zwei Wiener Buchhändler.

16) Zwei Wiener Buchhändler.

17) Der berühmte Bildhauer.

18) Carl August; vgl. dessen Brief an seine Gemahlin vom 1. Oktober 1814, v. Eggloffstein, Carl August auf dem Wiener Kongress, S. 139.

19) Maria Paulowna. Die Angabe des Polizeiberichtes vom 15. Oktober, Bertuch stehe „Mit der Frau Herzogin von Oldenburg“ d. h. mit Großfürstin Katharina Paulowna, in Verbindung, beruht offenbar auf deren Verwechselung mit ihrer Schwester.

20) Graf Albert Cajetan Ebling, Obermarschall Carl Augusts, einer seiner Reisebegleitev Egloffstein, ebenda, S. 15.

21) Gräfin Henckel v. Donnersmarck, geb.Gräfin Lepel, Oberhofmeisterin der Großfürstin Maria Paulowna.

22) Christoph Gottlieb Schick Freund des Ehepaares Humboldt. Die erwähnten Famllienbilder sind jetzt in Tegel bei Berlin.

23) Kammerfrau der Großfürstin Maria Paulowna.

24) Sekretär der Großfürstin Maria Paulowna.

25) Leibarzt der Großfürstin Maria Paulowna.

26) E. de Beauharnais, Napoleoas Stiefsohn.

27) Des Sohnes König Augustst III. von Polen Schwiegersohnes der Kaiserin Maria Theresia und Witwers der Erzherzogin Maria Christine. Das Palais schließt sich südwärts an die Hofburg an und ist jetzt Eigentum des Erzherzogs Friedrich. Es enthält u. a. auch die in B.s Tagebuche noch öfters erwähnte berühmte Albertina.

28) Französischer Diplomat, Talleyrands Kanzleichef

29) Der sächsische Thronfolger und spätere König von Sachsen, vermählt mit Erzherzogin Therese, der älteren Schwester des Kaisers Franz.

30) Graf, später Fürst Andrè R., russischer Diplomat.

31) Dessen Inhaber Großfürst Constantin, der Bruder Kaiser Alexanders I.

32) Ferdinand Herzog von Württemberg, Bruder König Friedrichs.

33) Ergänzt wird das hier Gesagte durch die Schilderung der Audienz in C. B.s Briefe an seinen Vater v. 4. X. 14 (Anhang).

34) Wohl der bekannte sächsische Kunstfreund und Sammler Joh. Gottlob v. Qu.

35) Moritz Graf F., Bankier und Kunstfreund.

36) Zeichner und Radierer, Aufseber der Friesischen Sammlungen.

37) Anton Ritter v. Pilat, Sekretär des Fürsten Metternich.

38) Eine der Perlen der Liechtenstein-Galerie, männliches Porträt, das früher fälschlich als Wallenstein bezeichnet wurde.

39) Zacarias W., der bekannte romantische Dichter und Kanzelredner. Vgl. das in C. B.s Briefe vom 4. X. 14 (Anhang) über ihn Gesagte.

40) Kunst- und Kartenhandlung; eine Firma, die noch jetzt besteht und hohes Ansehen genießt.

41) „Die beiden Klingsberg“, Stück von Kotzebue.

42) Ernst Graf M., englisch-hannoverscher Kongreßbevolmächtigter. ”Der arme Graf M.“ schreibt. C.B. seinem Vater am 8. X. 14 (Nr. 6) „ist umgeworfen worden und hat einige Ribben gebrochen.“

43) Von Carl August als Kurier verwendet.

44) Ludwig Frhr. v. W., russischer, später preußischer General.

45) Georg S., Geschichtschreiber und Publizist, Universitätsprofessor in Göttingen, von B. näher gekennzeichnet im Anhang. S. Register.

46) Königl. sächs. Hauptmann v. Fr.

47) Oberleutnant Ottokar Th.

44-47) 44—47) zum Gefolge Carl Augusts zählend.

48) Feldmarschall Moriz Graf L., der Vertraute Kaiser Josefs II.

49) Rühle v. Lilienstern, der spätere preußische General, damals Oberstleutnant, H. v. Kleists Freund.

50) Preußischer Diplomat, zur Umgebung des Fürsten Hardenberg gehörig.

51) Murat.

52) Fr. Aug. v. Staegemann, preußischer Staatsrat.

53) Friedrich Schl., Dichter, Hofsekretär in der Staatskanzlei.

54) Preußischer Major v. H., später Humboldts Schwiegersohn.

55) Gasthaus Widmann in der Singerstraße.

56) John Frhr. v. S., Major im k. k. Generalstabe, geborener Schotte, seit 1788 in Deutschland, Schriftsteller und Philosoph.

57) Arzt des Fürsten Hardenberg.

58) Antonie A., Schauspielerin am k. k. Hofburgtheater, ehemals Braut Theodor Körners.

58a) Vielleicht identisch mit dem im Briefe B.s an seinen Vater vom 20. X. 14 erwähnten, aber nicht näher bezeichneten Hauptmann Wagner.

58b) Leibarzt eines der in Wien anwesenden fremden Fürsten; nicht näher festzustellen.