Zum Inhalt springen

Benutzer:Maasikaru/Ludwig Adolf Strümpell

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
  • nach De summi boni notione, qualem proposuit Schleiermacherus. Dissertatio. Dorpat, 1843. Model. 2¾ Bgn. 7½ Ngr. Google, MDZ München Zweiter Vorname Ludwig Heinrich


Werke

[Bearbeiten]
  • De methodo philosophica. Dissertatio. Königsberg, 1833
  • Erläuterungen zu Herbart’s Philosophie. Göttingen, 1834. Dieterich. 12½ Bgn. 20 Ngr. Google (BS), Google (British Library), California = Google
  • De summi boni notione, qualem proposuit Schleiermacherus. Dissertatio. Dorpat, 1843. Model. 2¾ Bgn. 7½ Ngr. Google, MDZ München
    • vollständiger Titel: De summi boni notione, qualem proposuit Schleiermacherus : dissertatio, quam scripsit et auctoritate amplissimi philosophorum ordinis in Universitate Caesarea Dorpatensi pro venia legendi rite impetranda defendet / Ludov. Henr. Strümpell, dr. phil. et artt. libb. magister
  • Die Verschiedenheit der Kindernaturen. Dorpat, 1844. Model Digar Estland
    • Wiederabdruck als Heft 1 der Pädagogische Abhandlungen (Leipzig : A Deichert 1894)
  • Die Universität und das Universitäts-Studium. Ebendas. 1848. 82 S. Google (British Library), MDZ München
  • Die Geschichte der griechischen Philosophie : zur Übersicht, Repetition und Orientirung bei eigenen Studien. Band 1: Die Geschichte der theoretischen Philosophie der Griechen. Leipzig, 1854. Voß Columbia = Google (1), Illinois (1), Google (Oxford)
  • Der Vortrag der Logik und sein didaktischer Werth für die Universitätsstudien. Berlin, 1858. Renger. 32 S. Google (Israelische Nationalbibliothek)
  • Der Elementarunterricht in der Arithmetik mit besonderer Rücksicht auf die negativen Größen. Berlin, 1861.
  • Die Geschichte der griechischen Philosophie : zur Übersicht, Repetition und Orientirung bei eigenen Studien. Band 2: Die Geschichte der praktischen Philosophie der Griechen. Leipzig, 1861. Voß. 934 S. 4 Thlr. 12 Ngr. MDZ München = Google, Google (Oxford)
  • Erziehungsfragen: gemeinverständlich erörtert. Leipzig, 1869. Gräbner. 108 S. 15 Ngr. Google BSB, Google BSB
  • Lehrpläne für Knaben-Elementarschulen im Dorpater Lehrbezirk. Dorpat, 1869. Gläser. 71 S. 16 Ngr.
  • Der Causalitätsbegriff und sein metaphhs. Gebrauch in der Naturwissenschaft. Leipzig, 1871. Hässel. 27 S. [ ÖNB Wien] = Google
  • Die zeitliche Aufeinanderfolge der Gedanken : nach einem Vortrag im Dorpater Handwerkerverein. Berlin, 1872. Lüderitz. 47 S. Google (ÖNB Wien), MDZ München = Google, Google (Biblioteca Statale Isontina di Gorizia), Google (National Library of the Netherlands)
  • Pädagogische Abhandlungen von Mitgliedern der wissenschaftlich-pädagogischen Practicums an der Universität Leipzig. Leipzig, Siegismund & Volkening, 1874-77 Harvard = Google (H. 1-3. NF 1-2)
    • H. 1
    • H. 2 Eine Festgabe zur Herbartfeier [ ÖNB Wien] = Google (nu H. 2)
    • H. 3 Herbart über die regligiöse Erziehung (Kipping); Sprachunterricht besonders geeignet die Verstandesthätigkeit des Kindes zu wecken und zu befördern (Lyon), Über die hauptsächlichen Quellen der Fehler der Kinder (Weinhold)
    • Neue Folge Heft 1 (1878) Princeton = Google (NF 1), MDZ München = Google
    • Neue Folge Heft 2 (1879)
  • Grundriss der Logik : oder, Der Lehre vom wissenschaftlichen Denken : für Studirende und Lehrer. Leipzig : G. Böhme, 1881 Harvard = Google, Wisconsin = Google
  • Die Einleitung in die Philosophie vom Standpunkte der Geschichte der Philosophie. Leipzig, G. Böhme, 1886 Harvard = Google, Wisconsin = Google
  • Gedanken über Religion und religiöse Probleme: eine Darstellung und Erweiterung Herbart'scher Aussprüche. Leipzig, Georg Böhme, 1888 Harvard = Google
  • Die pädagogische Pathologie oder Die Lehre von den Fehlern der Kinder : Versuch einer Grundlegung für gebildete Ältern, Studirende der Pädagogik, Lehrer, sowie für Schulbehörden und Kinderärzte. Leipzig, E. Ungleich, 1890 Harvard = Google
  • Der Aberglaude was er ist, woraus er entspringt und wie er sich überwinden lässt : Ein Beitrag zur Volksbildung von Ludwig Strümpell. Leipzig, G. B. Böhme, nachf. E. Ungleich, 1890 Harvard = Google
  • Die pädagogische Pathologie oder Die Lehre von den Fehlern der Kinder : Versuch einer Grundlegung für gebildete Ältern, Studirende der Pädagogik, Lehrer, sowie für Schulbehörden und Kinderärzte. 2. bedeutend verm. Aufl. Leipzig, E. Ungleich, 1892 California = Google
  • Pädagogische Abhandlungen. Leipzig : A Deichert 1894
    • H. 1 Die Verschiedenheit der Kindernaturen Google (Israelische Nationalbibliothek)
    • H. 2 Die Pädagogik Kant's und Fichte's
    • H. 3 Das System der Pädagogik Herbarts Google (Indiana) nicht in Hathitrust eingespeist
    • H. 4 Die Universität und das Universitätsstudium Google (Stanford) nicht in Hathitrust eingespeist
  • Abhandlungen aus dem Gebiete der Ethik, der Staatswissenschaft, der Ästhetik, und der Theologie. Leipzig : A. Deichert, 1895 Harvard = Google, Cornell = Google
    • H. 1 H. Heine's Bericht "Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland" an die Franzosen i. J. 1835 ; Die sittliche Weltansicht des Spinoza ; Die Freiheit des logischen Denkens Google (Israelische Nationalbibliothek)
    • H. 2. Uebersicht und Beurtheilung der hauptsächlichsten Begründungsweisen der Ethik [u. a.]  ; De summi boni notione qualem proposuit Schleiermacherus , dissertatio . Harvard
    • H. 3. Die sittlichen Ideen Harvard
    • H. 4. Das Ideal der Jugend und die Pflichterfüllung; Selbsterkenntniß und Charakterbildung im Hinblick auf die sittliche Idee Harvard
    • H. 5. Die revolutionären Ereignisse in Deutschland im Jahre 1848 : die moralischen Grundlagen des öffentlichen Verkehres Harvard, California = Google (nur H. 5)
    • H. 6. Die Unterschiede zwischen dem sinnlichen, dem intelectuellen und dem ästhetischen Interesse und Wohlgefallen ; Was hindert die Ausbildung der Ästhetik zu einer Wissenſchaft? ; Die falsche Verbindung zwischen Philosophie , Theologie und Kirche Harvard

1895

  • Abhandlungen zur Geschichte der Metaphysik, Psychologie und Religionsphilosophie in Deutschland seit Leibniz. Leipzig, U. Deichert (G. Böhme) 1896 California = Google, Harvard = Google
    • Heft 1 Gottfried Wilhelm Leibniz und die Hauptzüge seiner Metaphysik, Psychologie und RMeligionsphilosophie California
    • H. 2 De methodo philosophica commentatio . – Die Metaphysik Herbart's nach ihren Principien und in ihrem Verlaufe geschildert California
    • H. 3 Die wirklichen und wesentlichen Bestandtheile der Welt, von denen das in ihr stattfindende Geschehen herkommt ; Johann Friedrich Herbart's Theorie der Störungen und Selbsterhaltungen der realen Wesen, dargestellt nach ihrer historischen und syſtematischen Begründung ; Das Problem der Causalität oder die Frage nach dem Ursprunge des Geschehens ; Der Causalitätsbegriff und sein metaphysicher Gebrauch in der Naturwissenschaft California
  • H. 4 Die intellectuellen Verhältnisse der Welt ; Von der Schöpfung, der Erhaltung, der Regierung der Welt und von der Vorsehung ; Gott und die Kategorien der Endlichkeit und Unendlichkeit California


  • Vermischte Abhandlungen aus der theoretischen und praktischen Philosophie. Leipzig : Abel & Müller, 1897 Columbia = Google (allgemein zugänglich ab 2023)
  • Die Unterschiede der Wahrheiten und der Irrthümer. Leipzig, Abel & Müller, 1897 Harvard = Google (allgemein zugänglich ab 2023)
    • Die vorgliegende Broschüre bildet den Schluss meiner gleichzeitig veröffentlichten 'Vermischten Abhandlungen aus der theoretischen und praktischen Philosophie (Strümpell im Vorwort)
  • Die pädagogische Pathologie oder Die Lehre von den Fehlern der Kinder : Versuch einer Grundlegung für gebildete Ältern, Studirende der Pädagogik, Lehrer, sowie für Schulbehörden und Kinderärzte. 3. bedeutend verm. Aufl. Leipzig, E. Ungleich, 1899 Harvard = Google (allgemein zugänglich ab 2025)


Literatur zu Strümpell

[Bearbeiten]
  • Johann Friedrich Gottlob Közle (1845-). Die pädagogische Pathologie in der Erziehungskunde des 19. Jahrhunderts. Gütersloh, C. Bertelsmann, 1893 Harvard = Google, Wisconsin = Google
    • Gekrönte Preisschrift der Pädagogischen Gesellschaft zu Leipzig zu der im Jahre 1891 in Nr. 8 der Allgemeinen deutschen Lehrerzeitung veröffentlichten Preisaufgabe : Darstellung dessen, was für die pädagogische Pathologie vom Anfange dieses Jahrhunderts bis zu ihrer wissenſchaftlichen Begründung durch Prof. Ludwig Strümpell geleistet worden ist
  • Hugo Schmidt. Die Lehre von der psychologischen Kausalität in der Philosophie Ludwig Strümpells (Ein Beitrag zur Geschichte des Kausalitätsbegriffes). Leipzig, R. Druck von E. Glausch, 1907 California, Colombia = ungültiger Identifikator (Vorlage:IA) (ist von IA digitalisiert)
  • Rudolf Unger. Die kinderpsychologischen Bestrebungen Ludwig Strümpells : dargestellt auf dem Grunde seiner philosophischen Anschauung von der Welt und dem menschlichen Geiste / vorgelegt von Rudolf Unger. Strassburg i. E. : F. Bull, 1912 (Aus Schule und Leben : Beiträge zur Pädagogik und allgemeinen Bildung.) Illinois = Google, Harvard = Google
  • O. Flügel. Herbart und Strümpell. Langensalza : Beyer, 1904
  • Aleksejev, Vissarion (1866-1943) = В. Г. Алексеев. Гербарт, Штрюмпель и их педагогические системы : [статьи] (Herbart, Strümpell und ihre pädagogischen Systeme. Dorpat = Jur'ev : Mattisen 1907 Digar Estland

, [1] = Google


Würdigung / Nachruf

[Bearbeiten]

Die Kinderfehler : Zeitschrift für Pädagogische Pathologie und Therapie Bd. 4.1899, S. 130-133 S. 130


B . Mitteilungen .

1 . Professor Ludwig von Strümpell * . Einer der bedeutendsten unter den modernen Pädagogen , der Begründer der psychologischen Pädagogik und der pädagogischen Pathologie , Staatsrat Professor Dr . Ludwig von Strümpell ist tot . Nach kurzem aber schwerem Leiden starb er am 18 . Mai kurz vor der Vollendung des 87 . Lebensjahres . Mitten aus seiner akademischen Thätigkeit und seinen wissenschaftlichen Arbeiten wurde der in wunderbarer geistigen Frische sich erhaltende Greis herausgerissen . Vor einigen Wochen – nach der letzten brieflichen Mitteilung des Verstorbenen an den Ver fasser , datiert vom 28 . April – war Strümpell von einer heftigen und nicht ungefährlichen Influenza befallen worden , befand sich jedoch schon auf dem Wege der Besserung . Strümpell schrieb damals , er meide nur noch den gesellschaft lichen Verkehr , hoffe aber bald wenigstens seinen Schüler und Freund Dr . Spitzner wieder bei sich sehen zu können . Nach einem Briefe D . Spitzners an den Ver fasser erfüllte sich diese Hoffnung auch . Spitzner konnte Strümpell die eben er schienene dritte Auflage seiner » Pädagogischen Pathologie « überbringen , jenes Zweiges der Erziehungskunde , welcher in der eigenartigen Neuschöpfung durch Strümpell so mächtigen Eindruck auf die Lehrerwelt hervorbrachte . " ) Ebenso besprach Strümpell noch die ihm vom Verfasser vorliegenden Nekrologes eben übersandte Abhandlung über die Einführung pädagogischer Laboratorien und deren An gliederung an die Lehrerbildungsanstalten und gröſseren pädagogischen

1 ) Hier muſs , ohne Strümpells Verdienste irgendwie dadurch schmälern zu wollen , doch klargestellt werden , daſs Strümpells , Kochs und Ufers theoretischen und meine praktischen Arbeiten mit dem theoretischen Ziele , einmal eine » päda gogische Pathologie « zu gewinnen , fast zu gleicher Zeit und vollständig unbeeinfluſst voneinander entstanden sind und daſs die gleichen Bestrebungen uns erst nachher in eine mehr oder weniger enge , ja innige Fühlung brachten . Kochs > Psycho pathische Minderwertigkeiten « haben z . B . die 2 . Aufl . von Strümpells » Pädag . Pa thologie vollständig verändert . Strümpell besaſs die sehr seltene Gabe , daſs er noch mit 80 Jahren neue Gedanken erwerben und sein eigenes System darnach um formen konnte . Es giebt Gelehrte , die das mit 30 Jahren nicht mehr fertig bringen können oder wollen . Diese Fähigkeit des Verstorbenen war nicht bloſs eine intellek tuelle Elastizität , sondern auch eine ethische Zierde . Strümpell erfaſste überhaupt seine Aufgabe ebenso sehr oder mehr mit dem Herzen als mit dem Kopfe . Mehrere Briefe , worin er Stellung nimmt zu den von andern mit Achselzucken begleiteten Gründungen erst meiner Anstalt und dann unserer Zeitschrift , bekunden einen weiten Blick und ein warmes Gefühl seines Herzens .


S. 131


Vereine . Strümpell war geistig vollkommen frisch , beschäftigte sich mit der Vollendung der infolge der Erkrankung abgebrochenen wissenschaftlichen Arbeit > über die Thatsachen des Bewuſstseins « , machte Pläne für die Zukunft und - wenige Tage später zeigten sich die Symptome eines Blasenleidens , das sich rasch gefährlich ausbildete . Es ward der Sohn des Kranken , der berühmte Arzt Dr . Adolf Strümpell , Professor der Nervenheilkunde an der Universität Erlangen , an das Krankenbett berufen . Er konnte dem schwerleidenden Vater leider keine Hilfe bringen , er konnte nur wünschen , daſs ein rascher Tod den Kranken von seinen furchtbaren Qualen erlöse .

Es dürfte vor allem der Lehrerwelt , für welche der Verstorbene so warm empfand , welcher er eine so besondere Wertschätzung entgegenbrachte , eine kurze Skizze vom Leben des ausgezeichneten Pädagogen willkommen sein .

Denn Strümpell war der einzige noch lebende direkte Schüler Herbarts und ein Fortbildner der einfluſsreichen Pädagogik und Psychologie Herbarts ; ebenso ist Strümpell der Begründer der Schule der psychologischen Pädagogik « und der systematische Bearbeiter der » pädagogischen Pathologie « , welch letztere nach Strümpell als eine wichtige Zweigwissenschaft der allgemeinen Pädagogik anzusehen ist .

Ludwig Adolf von Strümpell wurde am 23 . Juni 1812 zu Schöppenstedt im Braunschweigischen geboren . Die Mutter war sehr religiös und von hohen und erhabenen Gedanken erfüllt . Zunächst genoſs Strümpell einen anregenden Unter richt in den klassischen Sprachen von dem zweiten Ortsgeistlichen und besuchte hierauf das Gymnasium » Katharineum « zu Braunschweig ( vom 14 . - 17 . Jahre ) . Groſsen Einfluſs nahm der Rektor Traugott Friedemann auf den jungen Strümpell ; noch gröſseren Einfluſs jedoch übte Professor Griepenkerl , ein Schüler Herbarts , und eine Zeitlang Lehrer bei Pestalozzi und Fellenberg , auf Strümpell aus . Dieser Einfluſs steigerte sich noch , als Strümpell mit Robert , dem Sohne Griepenkerls , Freundschaft schloſs und Aufnahme in dem Griepenkerlschen Hause fand .

Strümpell besuchte sodann das Kollegium » Carolinum « und ward dort be sonders durch Griepenkerls Vorträge über Ästhetik angeregt . Der junge Mann faſste den Entschluſs , Philosophie zu studieren , und führte denselben unverweilt aus , d . b . es ward sofort mit dem Studium der alten wie der neuen Philosophie begonnen . Strümpell machte zu jener Zeit die persönliche Bekanntschaft Herbarts , als dieser auf der Durchreise sich in Braunschweig aufhielt . Im Jahr 1830 besuchte Strümpell die Universität zu Königsberg und trat in nähere Beziehung zu Herbart , war auch Mitglied des von Herbart geleiteten pädagogischen Seminars . 1833 ward Strümpell Doktor der Philosophie und vollendete dann seine Studien in Bonn und in Leipzig ; in letzterer Stadt hörte er bei Professor Drobisch Vorlesungen über mathematische Psychologie ; denn Strümpell war ein vorzüglicher Mathematiker . Durch Vermittlung des Prof . Jäcke in Dorpat ward Strümpell Erzieher zweier Knaben des Grafen Medem in Kurland . Von hervorragenden Männern an die Universität Dorpat empfohlen , begann Strümpell 1843 seine akademische Laufbahn als Privatdozent . 1845 ward er auſser ordentlicher , 1849 ordentlicher Professor und 1865 wirklicher Staatsrat . 1870 erfolgte sein Abgang von Dorpat und 1871 seine Übersiedelung nach Leipzig . 1872 ward Strümpell Ehrenprofessor daselbst und zugleich Prüfungs - Kommissär für Philosophie in der Prüfungskommission für das höhere Schulamt . Zur selben Zeit gründete er das wissenschaftlich - pädagogische Praktikum ( Seminar ) und leitete es bis 1888 . Sechs Bände Arbeiten der Zöglinge derselben wurden veröffentlicht , der letzte durch den Verfasser dieses Artikels , der auch in den beiden ersten Jahren die technischen


132


Arbeiten des Seminars für Strümpell besorgte . Von den zahlreichen Werken Strümpells sind zu nennen : 1 . Die Pädagogik der Philosophen Kant , Fichte und Herbart 1843 . 2 . Vorschule der Ethik 1845 . 3 . Entwurf der Logik 1846 . 4 . Er ziehungsfragen 1861 . 5 . Psychologische Pädagogik 1880 . 6 . Grundriſs der Logik 1881 . 7 . Grundriſs der Psychologie 1884 . 8 . Einleitung in die Philosophie vom Standpunkte der Geschichte der Philosophie 1886 . 9 . Pädagogische Pathologie , 3 . Aufl . 1899 . 10 . Religiöse Probleme 1890 etc . Eine Neuausgabe seiner kleineren pädagogischen Schriften erschien in 4 Bänden 1893 und 1894 .

In der Pädagogik haben Strümpells scharfsinnige Untersuchungen wesentlich dazu beigetragen , eine richtigere Vorstellung vom Wollen in die Erziehungstheorie einzuführen und dabei festzustellen , daſs wir weder äuſserlich in Bezug auf die Form der Bewegungen , noch innerlich in die Bestimmung der Denkabläufe un mittelbar durch einen Impuls eingreifen können . Die Kenntnis des psychischen Mechanismus , die Gesetze der Bildsamkeit der Seele und die Methode der päda gogischen Beobachtung erfahren in Strümpells Werken eine bis dahin fehlende wissenschaftliche Behandlung auf Grundlage der empirischen Seelenkunde .

In der Psychologie hat Strümpell den Begriff des Erlebnisses schärfer präzisiert , die Naturgesetze des Seelenlebens zum erstenmal entwickelt , die Gefühle aus der gänzlichen Unrichtigkeit der Herbart schen Definition gelöst und zu einer die richtige Auffassung dieser Zusätze zum Quale des Erlebnisses an bahnenden Auffassung geleitet . Ebenso wurden die höheren Kausalitäten des Wissens , des Gefallens , des Billigens , oder des Wahren , Schönen , Guten und Zweck mäſsigen besser entwickelt und der Begriff der Bestimmung unseres Handelns nach Werten ( Wertschätzungen ) geklärt . Neu begründet wurde endlich durch Strümpell die » pädagogische Pathologie « , d . h . die Lehre von den verschiedenen Fehlern der Kinder mit besonderer Rücksicht auf die , geistige Kränklichkeit ^ ) ( psychopathische Minderwertigkeit ) .

Strümpell war ein vollendet edler Mensch , eine wahrhafte Verkörperung seiner Ethik . Sein Familienleben war ein vorzügliches , seine Kinder musterhaft erzogen . Der persönliche Verkehr mit Strümpell war ein Genuſs . Zu den zahlreichen Schülern und Verehrern des Verstorbenen aus Deutschland , Österreich und Ruſsland , ja aus allen Ländern Europas sowie aus Nordamerika gehören eine ganze Anzahl namhafter Schulmänner . Als spezielle Vertreter seiner Richtung betrachtete Strümpell die mit ihm eng befreundeten ehemaligen Schüler Dr . Spitzner in Leipzig und den Verfasser dieses Erinnerungsblattes .

Und nun schläft der Geist , der so viel gedacht , nun ruht die Hand für immer , die so viel Bedeutendes geschaffen ! Wie tief die Gröſse des Verlustes gefühlt wurde , den die wissenschaftliche Welt durch den Tod Strümpells erlitten hat , bewies die erhebende Trauerfeier , welche am Pfingstsonntage in Leipzig im Trauerhause abgehalten wurde . Die Beerdigung fand am Pfingstmontage in Schöppen stedt , der Vaterstadt Strümpells statt , wo er , seinem Wunsche entsprechend , an der Seite seiner treuen Lebensgefährtin , die ihm vor einigen Jahren im Tode voran gegangen war , seine letzte Ruhestätte finden sollte . - An der Todtenfeier in Leipzig aber beteiligten sich die Vertreter der Universität , der Studentenschaft , deren Fahnen Trauer - Abzeichen trugen , zahlreiche Kollegen , ehemalige Schüler und Freunde Strümpells und die Angehörigen des Verstorbenen , an ihrer Spitze der Sohn Strümpells , Professor Dr . Strümpell aus Erlangen . Die würdige , ergreifende Feier wurde mit dem herrlichen Trauer - Chore Mendelssohns » Beati mortui « eingeleitet ,

1 ) Letzteres jedoch erst in der 2 . Aufl . durch Kochs Einfluſs .


133


vorgetragen von dem akademischen Gesang - Vereine Arion . Die Gedächtnisrede , welche hierauf Herr Pastor Dr . Hartung hielt , weckte in ihrer warmen Schlicht heit tiefe Rührung . Zum Texte hatte er die Worte der Schrift gewählt : » Selig sind die Todten , die in dem Herrn sterben , von nun an . Ja , der Geist spricht , daſs sie ruhen von ihrer Arbeit ; denn ihre Werke folgen ihnen nach . Im Namen der Universität rief der Dekan der philosophischen Fakultät , Prof . Dr . Mayer , dem toten Gelehrten , der so lange Jahre eine Zierde der Hochschule war , einen Ab schiedsgruſs nach . Im Namen des Leipziger Lehrer - Vereines sprach der Vereins Vorstand Herr Meyrich , im Namen der Schüler Strümpells sagte Dr . Spitzner noch am Sarge des Toten dem geliebten Lehrer innigen Dank .

Ein Gebet und ein Chorgesang beschlossen die Trauerfeier . Dann wurde der Sarg , bedeckt von zahlreichen herrlichen Kränzen - viele derselben hatten dem Toten seine Freunde und Schüler gewidmet - nach Schöppenstedt überführt .

Alle aber , die um den herrlichen seltenen Mann trauern , seien die Worte des Apostels Johannes ein Trost : » Selig sind die Toten ! Sie ruhen von ihrer Arbeit , und ihre Werke folgen ihnen nach ! « Troppau .

Prof . Dr . F . M . Wendt .