Benutzer:Methodios/Annalista Saxo/Das Jahr 1009.
"Reichschronik"
Das Jahr 1009.
[Der heilige Bruno, auch Bonifacius genannt, Erzbischof der Heiden, zuerst Canonicus von Sankt Mauricius in Magdaburh, ging am 14. Februar als berühmter Märtyrer zum Himmel ein.] Sein Vater hieß Bruno, die Mutter Ida und sein Bruder Gebehard. Gebehard zeugte Burchard und Ida, Burchard zeugte Gebehard, des Magadaburger Erzbischofs Konrad Vater. Ida gebar Gebehard, den Vater des Kaisers Lothar. Also war der selige Märtyrer Bruno von erlauchtem Geschlechte entstammt, aber durch Gottes Erbarmen vor seinen übrigen Verwandten unter den Kindern Gottes ausgezeichnet. -
Der Vater [des Grafen Dedo vom Stamme Butzieci], Namens Theoderich, lebte zur Zeit Ottos I als ein Mann von besonderer Freiheit und er zeugte diese Brüder, die Grafen Dedo und Friderich. Dedo diente von Kindheit an dem Markgrafen Ricdag und seinem Sohne Karl. -
[Viele Brände entstanden, so daß in einem Flecken selbst Menschen im Feuer umkamen. Auch das Mainzer Münster,] welches vom Erzbischof Willigis mit dem größten Streben nach Pracht zur Ehre des heiligen Martin erbaut war, [wird mit allen dazu gehörigen Baulichkeiten, so daß allein die alte Kirche übrig blieb, elendiglich vom Feuer verzehrt] am 30. August im achten Jahre des Königthums Heinrichs II. [Donner und Blitzen geschah oft in der Zeit des Winters.] Unter demselben Heinrich soll die Stadt Goslar in folgender Weise gegründet worden sein. Heinrich II pflegte die Gegend häufig der Jagd wegen zu besuchen, denn sie war waldreich und ausgezeichnet durch die Jagd auf Bären, Hirsche und Rehe. An demselben Orte lebte ein armer Mann, ein Bauer, Namens Gundelkarl, und in seine Hütte pflegte der König nach der Jagd einzutreten und jener ihm in der Hoffnung größeren Lohns Heerd und Tisch zuzurüsten, die Speisen zu kochen und nach der Arbeit ihm darzubringen. Denn in solchem Falle verschmähen auch die Könige nicht den Dienst der Knechte und Bauersleute. Als er nun, da er dies oft that, sein bischen Vermögen ausgegeben hatte, erinnerte er den König daran, daß er seines Dienstes gedenken und ihm etwas zuwenden möge, womit er sein armes Leben erhalten könne, doch so viel als der königlichen Freigebigkeit gezieme. Da sagte der König: "Du wirst für deinen Dienst Lohn bekommen, wenn es mir gelegen sein wird." Aber, wie es so geht, die Erinnerung an den Armen verschwand sehr schnell aus dem Herzen des Mächtigen. Als der König darnach wiederum in diese Gegend kam, trat er nach seiner Gewohnheit in das Haus des Bauers und der wandte für ihn den aufgespeicherten Unterhalt eines ganzen Jahres auf. Weil er dies nun öfters gethan und nichts von ihm bekommen hatte, warf er sich eines Tags dem Könige zu Füßen und bat, ihm etwas Lohn zu gewähren. Dieser gab ihm die Erlaubniß zu bitten, was er wollte. Der Bauer sagte, er wolle nichts anderes, als daß ihm der benachbarte Berg, welcher Rammesberch heißt, zu Lehen gegeben würde. Da hieß der sehr gnädige König ihn um etwas bitten, was ihm mehr nütze, aber jener blieb dabei, daß er nichts anderes wolle, da er vielleicht recht gut wußte, welchen Nutzen jener Berg ihm bringen konnte. Endlich verlieh ihm der König, durch das Drängen des Mannes besiegt, den Berg, sagte jedoch, er hätte gewünscht, jener möchte um etwas Nützlicheres gebeten haben. Ohne Verzug ging der genannte Mann nach Franconien, denn er war selbst ein Franke, brachte mehrere Stammesgenossen mit und begann den Ort Goslar zu bauen, und fand daselbst zuerst Erzadern mit Silber, Kupfer und Blei. Was soll ich mich noch bei vielem aufhalten? Jener Mann wurde mit den Seinen übermäßig reich und viele Menschen begannen sich in der Gegend anzusiedeln und ihre Sachen zum Verkauf dorthin zu bringen. Auf diese Weise entstand der so sehr berühmte Markt. Wie es aber zu geschehen pflegt, mit dem Reichthum wuchs jenen auch ihr Uebermuth und sie verachteten die von allen Seiten Hinzukommenden und thaten diesen viel Unrecht. Das wurde den Fürsten Sachsens gemeldet. Diese lassen ihnen durch Boten sagen: wenn sie ein friedliches und ruhiges Leben führen wollten, sollten sie aufhören, die dorthin Kommenden ungerechter Weise zu belästigen. Da sie aber auf ihren Reichthum zu sehr vertrauten, thaten sie, wie sie es gewohnt waren, den Ankommenden Schimpf an. Darüber waren die Fürsten Sachsens erzürnt, schickten ihre Leute dorthin und tödteten ihrer Viele; andere sind kaum den Händen der Wüthenden entgangen. So fiel jener Platz, der früher von Fremden bewohnt war, den Sachsen zu. Daß es also zugegangen, habe ich von denen, die damals lebten, gehört; ob es aber feststeht oder ob das Gegentheil der Fall ist, weiß ich nicht sicher. Denn man sagt auch, daß der Berg von den ersten Einwohnern jener Gegend Frankenesberch genannt worden sei.