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Benutzer:Methodios/Die Jagd der Persephone beim Syrbonischen Sumpf von Nysa

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Johann Gottfried Müller

Leipzig 1763


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Sowjetkirche Dresden

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Aufgewachsen und großgeworden bin ich mit dem viertelstündlichen Westminsterschlag unserer Büffet-Uhr sowie der stündlichen Melodie des Glockenspiels des Moskauer Kremls. Letztere kam von der Stalinkirche, auch Sowjetkirche genannt - offiziell "Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft" am Platz der Einheit, heute wieder mal Albertplatz.

Auch habe ich die Namen von Karl-Marx-Stadt, Friedrich-Engels-Stadt, Leninstadt, Stalinstadt, Ernst-Thälmann-Stadt, Wilhelm-Pieck-Stadt und und und sowie die entsprechenden Straßennamen mit der Muttermilch aufgesogen. Straßen hießen auch nach Georgi Dimitroff, Käthe Kollwitz, Heinz Steyer, Lene Glatzer, Ernst Toller, Ernst Schneller, Siegfried Rädel, Wilhelm Liebknecht, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Rosa Menzer, Hans Beimler und vielen anderen Kommunisten und Antifaschisten.

Der Spanienkämpfer Hans Beimler wurde sehr wahrscheinlich vom sowjetischen Geheimdienst beseitigt, wobei sogar der Todestag verändert wurde, sein Kollege Ernst Busch wurde von der Stasi in Bernburg kaltgestellt und sein Todesort verschleiert.

In der Sowjetunion gab es Leningrad, Stalingrad und Komsomolsk gleich mehrfach: in Iwanowo, einem der ältesten russischen Gebiete nicht weit von Moskau, zweimal in der Ukraine, das heutige Nimezka Mokra (Deutsch-Mokra) in der Karpatenukraine und das heutige Horischni Plawni im Oblast Poltawa und zweimal in Sibirien, in Kemerowo im südlichen Sibirien und Komsomolsk am Amur in Ostsibirien, 1932 gegründet und mittlerweile eine Großstadt.

Dazu gab es noch eine ganze Reihe von Dörfern namens Komsomolsk: zwei im russischen Baschkortostan (Baschkirien), eins in der russischen Republik Komi, und drei in Usbekistan. Eine Siedlung Komsomolsk ist inzwischen mit der zweitgrößten Stadt Turkmenistans, Türkmenabat, verschmolzen. Selbstverständlich mußte es auch ein Komsomolsk in den von den Deutschen eroberten Gebieten geben: das ehemalige Löwenhagen im Gebiet Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg.

Wie in Deutsch-Mokra in den Waldkarpaten wurden dort alle Deutschen erst einmal vertrieben. Und ich hatte später dann das Glück, als Deutscher in das Komsomolsk nach Ostsibirien verschleppt zu werden. Die Bewohner von Deutsch-Mokra mußten nur nach Westsibirien in den Autonomen Kreis der Chanten und Mansen/Jugra. Von dort kamen viele schon Anfang der siebziger Jahre in die Bundesrepublik. Ich hatte mich rund fünfzehn Jahre länger zu gedulden.

Natürlich hatte jedes Stalinland sein Stalingrad und seine Stalinkirche zu haben. Die benachbarten Tschechen hatte gleich drei Stalingrads: von 1948 bis 1961 die Neustadt von Karviná (Karwin) bei dem mittlerweile entvölkerten Doly, die Musterwohnsiedlung Bělský les in Ostrava-Zábřeh und die 1950 bis 1960 gebaute Sídliště Stalingrad (Stalingrader Wohnsiedlung) in Žďár nad Sázavou (Saar an der Sasau), eine Wohnsiedlung aus etwa 120 Wohnhäusern im typischen Stil der sozialistischen Nachkriegsarchitektur, mit einem Agitationszentrum, aber auch einem Postamt, einem Kino, einer Bibliothek, Ärzten, Zahnärzten, einer Apotheke, einem Kindergartengebäude (heute das Seniorenhaus), der 2. und 3. Volksschule und einem Ausbildungszentrum mit Internat. Es gab auch sehr viele Geschäfte und Restaurants. Backsteinhäuser im Stil des Sozialistischen Realismus gaben dem Viertel sein Hauptgepräge. Diese für Ingenieure und Parteifunktionäre bestimmte "Oberstadt" bekam deshalb den volkstümlichen Namen Pánov (Herrenstadt). Der Name Stalingrad hält sich in den tschechischen Orten noch immer statt der offiziellen Namens Karviná VI oder Žďár 3 oder Bělský les in Ostrava-Zábřeh. Elvis lebt! Und Stalin lebt auch! Es lebe Generalissimus Stalin!

Bei den Polen hieß das ehemals deutsche Kattowitz vom 9. März 1953 bis 19. Dezember 1956 fast vier Jahre lang Stalinogród. Die Polen reagierte schnell: nur vier Tage nach dem Tod des Generalissimus wurde Kattowitz nach ihm umbenannt, aber schon im Jahr des XX. Parteitag der KPdSU mit der Geheimrede von Nikita Sergejewitsch Chruschtschow war der Stalin-Spuk wieder vorbei und die Stadt heißt seitdem Katowice.

Bei den Ungarn trug seit 1951 die erste sozialistische Planstadt in Dunapentele den Kampfnamen des sowjetischen Diktators: ungarisch Sztálinváros, zu gut deutsch „Stalinstadt“. 1961 war auch hier der Stalinspuk vorbei, die Stadt wurde in Dunaújváros umbenannt, zu gut deutsch: Neustadt an der Donau.

In Rumänien wurde Kronstadt (Brașov) von 1950 bis 1960 als Orașul Stalin, Stalinstadt, zwangsbezeichnet, in Bulgarien sogar die drittgrößte Stadt Warna am Schwarzen Meer 1949 zu Stalin zwangsgetauft, was gleich bei der ersten Gelegenheit 1956 wieder abgeschüttelt wurde. Dafür gefielen sich die Albaner sehr darin, am 19. Dezember 1950 in ihrem Zentrum der Erdöl-Industrie Kuçova eine kolossale Stalin-Statue mitten im Stadtzentrum zu errichten, die Stadt am 10. Juli 1951 in Qyteti Stalin, Stalinstadt, umzubenennen und diesen Namen sogar bis 1990 beizubehalten. Man hatte wohl sonst nichts.

Natürlich hatte auch die sowjetische Ukraine ihr Stalino. Seit 1924 wurde Jusowka so genannt, bis es 1961 in Donezk umbenannt wurde, die Hauptstadt der separatistischen Republik Donezk. Putin als Nachfolger Stalins will scheinbar sein Stalino wiederhaben.

Die große Sowjetunion beheimatete neben dem Sozialismus natürlich noch weitere Stalin-Städte: Nowomoskowsk im zentralrussischen Oblast Tula, von 1934 bis 1961 Stalinogorsk, Nowokusnezk im südsibirischen Oblast Kemerowo, von 1932 bis 1961 Stalinsk, Belowodsk in Kirgisistan, bis 1960 Stalinskoje, Duschanbe, die Hauptstadt Tadschikistans, von 1929 bis 1961 Stalinabad und Zchinwaliist, Hauptstadt der separatistischen Republik Südossetien, vom 17. März 1934 bis zum 24. November 1961 Staliniri. Putin möchte auch sein Staliniri wiederhaben, er könnte es ja jetzt in Putiniri umbenennen, und Donezk in Putino. Alles aber noch gar nichts gegen Alexander den Großen, der mindestens achtzehn Alexandrias über Europa, Asien und Afrika verstreut hat. Antiochias gab es mindestens 24, aber da haben mehrere Antiochosse daran gearbeitet.

Stalin vorn, Stalin hinten - Stalin, Stalin, nochmals Stalin - Stalin, Stalin über alles. Der rote Napoleon eben. Bloß mit Napoleons geplanter Weltherrschaft ging es dann auch irgendwie gründlich schief.

Eine Großtante in der Provinz, die von ihrer Hochzeit bis zu ihrem Tode nie umgezogen war, hatte ständig wechselnde Adressen: Wilhelmstraße 5, Hindenburgstraße 5, Adolf-Hitler-Straße 5, Stalinstraße 5, Ernst-Thälmann-Straße 5 und schließlich wieder Wilhelmstraße 5, wo sie dann selig entschlafen ist. Hindenburg schlug Kaiser Wilhelm (den wievielten eigentlich?), Hitler schlug Hindenburg, Stalin schlug Hitler, Ernst Thälmann schlug Stalin, und zu guter Letzt hatten wir wieder unseren alten Kaiser Wilhelm.

Bald kam Stalin aus der Mode, aus Stalinstadt wurde am am 13. November 1961 Eisenhüttenstadt, was sich aber bis 1968, als ich aus Deutschland verschleppt wurde, nicht so recht durchsetzte. Sachsen sind da sehr behäbig, alte Sachsen reden noch heute von Stalinstadt, so wie es zuerst hieß und so, wie es sich gehört. Stalin war schließlich keine Eisenhütte, sondern Generalissimus. Eisenhüttenstadt? Wo kämen wir denn da hin! Dann doch lieber den roten Napoleon.

Eigentlich hatte man im vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem Generalissimus geplant, die „erste sozialistische Stadt auf deutschem Boden“ am 14. März 1953 anlässlich des 70. Todestags nach Karl Marx zu benennen, dem Begründer des Marxismus-Leninismus und „größten Sohn des deutschen Volkes“. Nach dem Tod Josef Stalins am 5. März 1953 wurde nun am 7. Mai 1953 die Planstadt „Stalinstadt“ genannt, dafür erhielt am 10. Mai 1953 Chemnitz den Namen Karl-Marx-Stadt.