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Benutzer:Methodios/Friedrich Schlegel/Lucinde (1799)/S. 24

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Dort wird dann vielleicht die

Sehnſucht voller befriedigt. Ich bin

oft darüber erſtaunt: jeder Gedan-

ke und was ſonſt gebildet in uns

iſt, ſcheint in ſich ſelbſt vollendet,

einzeln und untheilbar wie eine Per-

ſon; eines verdrängt das andre, und

was eben ganz nah und gegenwär-

tig war, ſinkt bald in Dunkel zu-

rück. Und dann giebt es doch wie-

der Augenblicke plötzlicher, allgemei-

ner Klarheit, wo mehrere ſolche Gei-

ſter der innern Welt durch wunder-

bare Vermählung völlig in Eins

verſchmelzen, und manches ſchon ver-

geſſene Stück unſers Ich in neuem

Lichte ſtrahlt und auch die Nacht

der Zukunft mit ſeinem hellen Scheine

öffnet. Wie im Kleinen ſo, glaube


https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/schlegel_lucinde_1799?p=29