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Benutzer:Methodios/Friedrich Schlegel/Lucinde (1799)/S. 27

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meine Sehnſucht unaufhaltſam wach-

ſen, bis ich auf ihren Flügeln in

deine Arme ſänke. Laß auch die

Worte oder die Menſchen ein Mis-

verſtändniß zwiſchen uns erregen!

Der tiefe Schmerz würde flüchtig

ſeyn und ſich bald in vollkommenere

Harmonie auflöſen. Ich würde ihn

ſo wenig achten, wie die liebende

Geliebte im Enthuſiasmus der Wol-

luſt die kleine Verletzung achtet.


Wie könnte uns die Entfernung

entfernen, da uns die Gegenwart

ſelbſt gleichſam zu gegenwärtig iſt.

Wir müſſen ihre verzehrende Gluth

in Scherzen lindern und kühlen und

ſo iſt uns die witzigſte unter den

Geſtalten und Situazionen der Freude

auch die ſchönſte. Eine unter allen


https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/schlegel_lucinde_1799?p=32