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Benutzer:Methodios/Friedrich Schlegel/Lucinde (1799)/S. 6

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üppigen Hains. Ich ſchaute und ich

genoß alles zugleich, das kräftige

Grün, die weiße Blüthe und die

goldne Frucht. Und ſo ſah ich auch

mit dem Auge meines Geiſtes die

Eine ewig und einzig Geliebte in

vielen Geſtalten, bald als kindliches

Mädchen, bald als Frau in der vol-

len Blüthe und Energie der Liebe

und der Weiblichkeit, und dann als

würdige Mutter mit dem ernſten

Knaben im Arm[.] Ich athmete Früh-

ling, klar ſah ich die ewige Jugend

um mich und lächelnd ſagte ich:

Wenn die Welt auch eben nicht die

beſte oder die nützlichſte ſeyn mag,

ſo weiß ich doch, ſie iſt die ſchönſte.

In dieſem Gefühle oder Gedanken

hätte mich auch nichts ſtören können,


https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/schlegel_lucinde_1799?p=11