Benutzer:Methodios/Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. Auflage. 1885./S. 227.
hierbei ein Raub der Flammen (vgl. S. 57), nachdem noch kurz vorher
in demselben Jahr der Bischof Johann von Meißen einem von dem ehe=
maligen Dresdner Pleban Johannes Scriptor in derselben gestifteten Altar
"zum Gedenken der Leiden Mariä" bestätigt hatte. *) Weil aber, wie Weck
sagt, selten ein Unglück allein zu kommen pflegt, ging am folgenden Tage,
am 16. Juni, noch ein anderes Feuer außerhalb der Stadt auf, das, wie
man vermuthete, angelegt war und die Pirnaische Gasse zerstörte. Der Bericht,
den Herzog Georg schon am 17. Juni (Freitags nach Viti) an seinen Vater
absendete, schildert das Ereignis selber so ausführlich und giebt uns zugleich
ein so deutliches Bild von der Beschaffenheit des damaligen Dresdens, das
es hier in der Ausführlichkeit, wie er uns erhalten ist, einen Platz finden
mag. "Söhnliche Liebe, mit gehorsamer Unterthänigkeit mit gantzen Treuen
allezeit zuvor. Hochgebohrner Fürst, lieber Herr und Vater. Euer Gnaden
wollen Wir nicht verhalten, daß am St. Veitstage, frühe und Seigers 4 Uhr,
da ein großer Wind gewesen, ein Feuer hinter Schmeißern in der Weber=
gasse, bei einem Becker ausgekommen und wiewohl Wir selber mit unsern
Räthen und Dienern großen Fleiß und Arbeit gehabt, hat sich dennoch das
Feuer aus großem Winde sehre und groß auch weit gemehret, bis so lange
daß die Gasse hinter Schmeißern, von Caspar Rosts Hause, und alle die
Gassen auf beyden Seiten bis an Spengler, die große Webergasse, Zaans=
gasse, Kundiger (Breite=) Gasse, und also von Caspar Rosts gantz bis an
das See=Thor (jetzo der Trotzer), ausgeschlossen des Obermarschalchs und
Heintz Bothen Häuser, die sind blieben stehn, und weiter von dem See=
Thore von des Marschalchs Hause, alle Häuser auf dem Markte an der Seite
hinten verbrannt, auch die Schreibergasse und allenthalben bis an die Mauern,
weiter des heiligen Creuzes Kirch jämmerlich verbrannt, die Gewölbe und
Pfeiler eines Theils eingefallen und allenthalben bis auf die Sacristey, ver=
brandt, Zierheit, Kelche und Glocken verschmolzen, und weiter des Canzlers
Haus und alle umbliegenden Häuser der Priester, Pfarr, Schule, Doctor
Burckhardt und des heiligen Creuzes Gäßchen sampt dem Thurme, auch des
heilige Creuzes Pförtgen, hat an grauem Hause und der neuen Badstube
gebrannt, und weiter vom Loche bis fast an unser lieben Frauen=Thor, und
ist blieben die Elbgasse, Judengasse, große und kleine Brüdergasse, und umb
das Schloß, auch die willische Gasse, ohne ausgenommen etzliche Häuser,
also das man schätzet, die Stadt mehr denn die Helffte verbrandt seyn, auch
von demselbigen Feuer vor unser lieben Frauen Thore ausgekommen und etzlicher
Schade geschehen, auch die Schießhütte bei dem Schlosse entbrandt, doch ge=
lescht worden, und hinnach seynd vor unser lieben Frauen Thore gestern die
Pirnische Gasse an etzlichen Häußern, auch der Brückenhoff mit etlichen
Scheunen verbrannt, als man sagt, angelegt sey; müssen Wir selbst aufm
Schlosse in diesen Nöthen wachen und unsere Räthe und Diener wachen lassen,
auch von den umbliegenden Städten Leute zur Wacht jetzund gebrauchen
Anmerkung *) Original der bischöflichen Confirmation im Rathsarchive, bei Hasche S. 355. Erst
wenige Jahre vorher (1487) sollen, wie Emser erzählt (S. De S. Bennone variorum
Scripta, Meuken II. S. 1890), achtzehn Häuser in Dresden durch einen Brand zerstört
worden sein. Als die Flamme das Haus "einer gewissen achtbaren Frau" erreichte, rief
diese die Hilfe des heiligen Benno an und das Feuer - erlosch. Im Jahr 1491 scheint
keine solche "honesta quaedam mulier" dieses Löschmittels eingedenk gewesen zu sein.
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