Benutzer:Methodios/Johann Christian Hasche: Umstaͤndliche Beschreibung Dresdens mit allen seinen aͤußern und innern Merkwuͤrdigkeiten. Historisch und architektonisch. Anderer Theil. (Band 2, 1783).

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w:de:Johann Christian Hasche (* 1. Januar 1744 in Nieska bei Mühlberg; † 25. Juli 1827 in Dresden)

  • Umstaͤndliche Beschreibung Dresdens mit allen seinen aͤußern und innern Merkwuͤrdigkeiten. Historisch und architektonisch, mit zugegebenem Grundriß. Leipzig, im Schwickertschen Verlage. 1781.

Titel

Widmung

  • an Johann Gottfried Hermann (* 12. Oktober 1707 in Altjeßnitz; † 30. Juli 1791 in Dresden), seit 1746 Oberhofprediger und Oberkonsistorialrat in Dresden (Vorstand aller sächsischen Superintendenten)


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Die lange Seite, wo der oben beschriebene

Thurm stehet, hat an der Ecke gegen Abend ein

kleines Eckrisalit von 1 Fenster Breite, und springt

ebenfalls ein Fenster vor, das oben mit einem Al=

kane und steinernen Gelaͤnder bedecket ist. Ver=

muthung eines hier gewesenen Thurms. Wenn

man nun um selbige Ecke, das gruͤne Gewoͤlbe

genannt, herum gehet, so stellet sich wiederum ei=

ne lange Ansicht, an das Churfuͤrstl. Ballhauß

anstoßend, von 19 Fenster dem Auge dar, wo

ebenfalls uͤber den drey Stockwerken die neu auf=

gesetzte kleinere Etage schon angefangen, an einen

Giebel anschliesset, wo sie weiter kuͤnftig fortlau=

fen wird. Am Ende dessen siehet man noch einen

dergleichen altgothischen Giebel. Eine kleine

Thuͤre nahe an dem Eckrisalitte mit einem Daͤchel=

chen bedecket, und einer Freytreppe, fuͤhret in das

so genannte gruͤne Gewoͤlbe. Hinter dem Ball=

hause schwenket sich wieder dieser Fluͤgel ein, wo

ein kleiner Schloßhof, nebst dem Haupteingange

in die Hofapotheke liegt. Eben hier ist der Ort,

wo ehedem die alten Churfuͤrstl. Wohnzimmer ge=

wesen sind, das erhellet noch aus den hier liegen=

den großen Saͤlen mit Oberlichtfenstern (die schoͤ=

ne Plafonds zeigen, welche aber jetzt nur zu ei=

nem Durchgange gebraucht werden) und aus der


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artigen Kolonnade, die man noch unten erblicket.

Weil dieser Theil zu Holzplaͤtzen und andern Be=

quemlichkeiten bestimmt ist, so hat man ihn nicht

weiter zu verschoͤnern gedacht. Die Ecke, dem

Churprinzlichen Palais gegen uͤber, besteht aus

unterbrochnen alten Gebaͤuden, deren Fenster zur

Hofapotheke * gehoͤrig, wo noch in einem kleinen

eingehenden Winkel eine Treppe auch aͤußerlich in

selbige fuͤhret, die als ein Erker auf einer freyste=

henden toskanischen Saͤule ruhet. Noch einige in

verschiedenen Geschmack angebene altgothische Ge=

baͤude fuͤhren laͤngst dem Taschenberge hinunter,

alle mit zum Schlosse gehoͤrig, und von Hofperso=

nen bewohnt, worunter auch die Churfuͤrstliche

Canditerey mit begriffen. Im Mittel dieser

Gebaͤude liegt ein schoͤnes Haus, das ebenfalls mit

zum Schloß gehoͤrt, worein der doppelt uͤberein=

ander stehende Communicationsgang vom Chur=

prinzlichen Palais uͤber die Gasse fuͤhret. Dieses zeich=

net sich besonders wegen seiner Regularitaͤt und

guter Bauart aus. Es ist 7 Fenster breit, woran

ein wohlproportionirter Erker mit Pilastern und

Nebenschaͤften, das Mittel macht, drey Stockwerk

Hoͤhe, wo die Etagen mit Gurtsimsen durch=

schnitten sind. Das letzte dieser Gebaͤude, das

Eckhaus, verbindet den Taschenberg und die

Schloßgasse, wo ebenfalls einzelne nebeneinan=

der stehende Gebaͤude, die Schloßseite von dieser

Straße, hinter dem einzigen hier stehenden Buͤr=

gerhause, das Erhardische genannt, vereinigen.

Noch ehe man an das anfangs beschriebene Schloß=

thor gelangt, stehet eine kleine Fronte von drey

[*] Ihre innere Beschreibung kommt weiter hinten vor.


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Fenstern, die man das Weisenfelsische Palais

nennt; und hier erhebet sich eben der Vorsprung

vorbeschriebenen Schloßportales, der neben sich

wiederum eine kleine Vertiefung von einigen Fen=

stern zeiget, welche die große Treppe erleuchten.

Nun gehet das Schloß in gerader Linie von 14

Fenstern bis an die Quer=Ansicht auf die

Schloßgasse im Mittel zutreffend, fort. Diese

Queransicht, durch welche das Schloßthor hin=

durch gehet, ist eine Bogenstellung von fuͤnf Arca=

den, davon die Mittelste die Groͤßte, und den

Durchgang zum Schloßthore macht. Toscanische

Pilaster sind darzwischen an den schmahlen

Schaͤften gesetzet, und uͤber diese laͤuft ein kleines

Hauptgebaͤlke mit einem daruͤber gesetzten Altane

und steinernen Brustgelaͤnder, der, um nicht durch

des Churfuͤrstliche Durchl. Wohnzimmer, die mit 6

Arcaden dahinter liegen, zu gehen, das Canzeley=

gebaͤude mit den Antischambern des Schlosses ver=

bindet. Die zweyte obere Etage umgreifet eben=

falls ein freyer Altan, der aber nur von Holz

mit hoͤlzernen Bruͤstungen umgeben hervor raget,

und zur Bequemlichkeit der Zimmer Ihro Chur=

fuͤrstl. Durchl. dienet. Dieser Fluͤgel stoͤßet an das

Stallgebaͤude wiederum an, woselbst er gegen

Mittag auf die Reitbahne mit 6 Fenstern her=

aus gehet. Aus dieser Herumfuͤhrung erhellet,

deucht mir deutlich, daß dieses Schloß sehr ge=

raͤumlich und eines der groͤßten in Deutschland ist *.

Jetzt zum Innern des Schlosses zuruͤck! -

So wenig Empfehlendes fuͤrs Auge auch dieses

[*] Seine ganze Peripherie mit allem Zubehoͤr, betraͤgt

uͤber 1300 gemeine Schritte.


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weitlaͤufige Gebaͤude mit seine zwey Fluͤgeln aͤus=

serlich, da besonders der groͤßte Theil hinter

der Hofkapelle versteckt liegt; (August II. hatte des=

wegen zu Aufbauung eines neuen 8 Millione be=

stimmt, starb aber vor der Unternehmung) so fin=

det man doch im innern Schlosse selbst alles was

nur praͤchtig genannt werden kann.


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S. 764


Die ersten wurden 1705. 10. November

auf der Schloßgasse angebrant, 1706. 26. Merz 46. St.

auf der Bruͤcke, und 1728. 11. Januar die er=

sten zu Neustadt. Es sind ovalrunde Glaͤser,

(Diese Form ist zur Verstaͤrkung eines groͤßern

Scheins besser als die 3 und 4 eckigte Gestalt.)

oben zur Ausdampfung mit blechern Hauben be=

deckt, haben unten eine Oefnung, zu welcher der

Anzuͤnder gleich, ohne Anlegung einer Leiter mit

seinem Licht hinein fahren und sie anzuͤnden kann *.

Die darinne befindlichen Lampen werden des Ta=

ges uͤber mit Oel versehen und auf die Nacht zu=

bereitet. Zu ihrer Bedienung sind 12 Lampen=

putzer ** angeordnet, zu deren und der Lampen Un=

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terhalt jeder eingehende Scheffel Weitzen 2 gr.

Korn 1 gr. jedes Faß Bier auch 1 gr. dazu abgiebt.

An ihnen zu freveln ist unter Bau = Zuchthauß

und Prangerstrafe verboten. Wer eine zerschlaͤgt und

sich selbst darzu meldet giebt ein neu Schock Strafe.

Die Laterneninspection besteht aus 1 Direcktor

dem geh. Finanzrathe Vieth, 1 geh. Sekret. Mat=

haͤi, welcher die Rechnung fuͤhrt, Anschaffen des

Oels und den Unterhalt der Laternen besorgt. Sie

ist ein Zweig der Generalhauptkasse. Die Unter=

haltungskosten belaufen sich jaͤhrl. auf 5000 Thlr.

  • *Diese Art Laternen ist die bequemste und besser als / die Pariser, die uͤber die Gassen queer uͤber am Stricken / queer haͤngen, und von den Hauswirthen besorgt werden muß. / Marperger uͤber die Gassenlaternen giebt viel huͤbsche / Nachrichten über das Kapitel. / 1 London besitzt 15000 Laternen / 2 Paris - 6223 - / 3 Wien - 3000 - / 4 Berlin - 2354 - / 5 Goͤttingen - 400 - / 6 Dresden - 860 -
  • **Jean Lapin war der erste der 1705 angenommen / ward. In seiner Jugend war er als Soldat 1683 mit / bey der Entsetzung vor Wien gewesen. Er starb 1756, 105 Jahr alt.