Benutzer:Rosenzweig/Dillenius 3

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

1752, fcheint anderswo rndedonirt gestorben zu fein; 5) U. Friedr. Christoph Oetin- ger 1752-59, der Theo fo ph, kam von hier 1759 als Superintendent nach Herrenberg und starb 1782 zu Murrhard, wo er von 1765 an Abt (Prälat) gewefen war; 8) U. Friedrich Christian Steinhofer 1759—61, f hier 11. Febr. 1761. 7) >l. Sirt Jakob Kapf, 1761-70, f hier 24. August 1770; 8) >l. Johann Albrecht Klüpfel, 1770-95, f hier 10. Mai 1795; 9) Kl. Philipp Chriftian Gratianus, 1795—99, f hier 6. Januar 1799; 10) Kl. Franz Christ. Neuff er, 1799-1812 (war vorher Diaeonus allhier, 1786—99).

Diaeone waren zu Anfang des Jahrhunderts bis 1708: Reinfelder, f. oben 1707 unter den Abgebrannten. Dann: Kl. Johann Thomas Friedrich Schütz, 1708 bis 1727; Kl. Georg Friedrich Hopfer, 1727—40; «.Wilhelm Bernhard Christlieb 1740—52; Kl. Johann Friedrich Baumann, 1752-86 (Viear bei diefem war Kl. Stang 1770, welcher nach dem Tode des Dekans Kapf 1770 mit Baumann die Amtsverweferei hatte); il. Franz Christian Neuffer, 1786—99, f. oben Nr. 10; >1. Christian Friedrich Benjamin Bifcher 1799—1806.

Präeeptoren waren in diefem Jahrhundert zu Anfang: Johann Paul Kraft »eouml» vir«; nach ihm noch 7: Frank; «. Weiß; Speidel; Kl. Oeffinger; Holland; Benz; Kl. Joh. Georg Adam Müller. 1796-1802.

Collaboratoren: von Druckenmüller an (abgebrannt 1707) noch Th. Wagner; Schwan; Lautenfchläger; Röcker, 1785—1814. Letzterer zugleich von 1797 an Lehrer der deutfchen Knaben.

Stadt- und Amtsphyfikus: Liefching von 1759—62. Nach ihm »le6. I^io. Harfch von Kirchheim bis 1806.

Von anderen weltlichen Beamten finden sich in den Kirchenbüchern:e.: Als Obervogt: Baron von Spitznas, Kammerherr, Oberst, Commandant des fchwäbifchen Kreisinfanterieregiments, siehe oben 1747, der letzte Obervogt; als Bogt: Johann Conrad Stigl er, ^ur. utr. I,!e., gestorben 30. Oktober 1706, Zur Zeit des großen Brandes 1707; Ri,tter von 1707—37 (Stadtraths-Protokolle); nach obenged. Grabmonument und Stadtrathsprotokoll: Hochste tter von 1737—51, f hier 1751; von 1751—85 Malblank, f hier 1785 (feit 1755 statt »Vogt" Oberamtmann genannt), Vater des bekannten Profeffors der Rechte Dr. Malblank; von 1785 an 24 Jahre bis 1809: Oberamtmann Hofrath Fetz er, in den 1790er Jahren zugleich geistlicher Verwalter; als Stadt- und Amtsfchreiber: Senkeifen 1762 (Stadtr.Prot.) neben dem bisherigen Renz, f. oben Grabstein; als Spitalhausmeister: Leonhard Kistner, 1759; als Keller: Carl Hofmann, Kammerrath, f 1714, Stifter des Abendmahlskelches nach Jnfchrift daran; Lndwig Friedrich von Ollnhaufen, herzogl. Amtskeller, 1- 20. Dee. 1782; als geistl. Verwalter: Rentkammerrath Oesterlen um 1750 (wahrfcheinlich Verfaffer der Weins- berger Reimchronik (f. ob. 1758); als Apotheker: Dietrich Haffe, 1735, der Stifter einer großen Abendmahlskanne, nach Jnfchrift tzaran.

Als deutfche Schulmeister finden sich in den Kirchenbüchern und anderen Registern: Buhl, hier im Deeember 1708; Wagner, Februar 1714 und noch März 1731, 1- 8. August 1732, eaffirt, stockblind, in bitterster Armuth; Lautenfchläger, eop. 20. Nov. 1731,resignirt im Herbst 1774; Valet, eop. 8. Oet. 1774 mit der Tochter feines Vorgängers; Weiß, eop. 3. Juli 1796, f 25. Nov. 1818.

1800. Jm März. Starke Nalurallieserung an Mehl, Haber und Heu in die kais. lon. Magazine zu Bruchsal und Cannstadt. so6. müssen 10 Mann Handlanger zum Aus- und Abladen bei dem kaiserlichen Magazin in Heilbronn — unter angedrohter Militärexeerchon gestellt werden gegen täglich 24 kr. per Mann. Kosten sür Stadt und Amt durch Zulage 109 sl. 21 kr. und Verlust an den erhaltenen Vankozetteln 5 sl. 53 kr. —April d. 28. Beschluß: den alten Spital zu verkausen. Anschlag 1500 fl. Vorbehalt: die Weingesälle des Spitals im dortigen Keller auszuheben; die dortige Kelter nicht eingehen zu lassen:e. Verkaus den 5. Mai mit den Hospitalweinbergen an Leonhard Carl Lauer, Vater und Sohn, welche später (1805) eine halbe Stallung sammt Ueberbau an der Wette im Spitalhose, so jetzo zu einer Wohnung eingerichtet, nebst Dunggrube und Hosraite an der Eich (Spitalbrunnen) an J. G. Eisenmann und Joh. Hieber verkausen, eo6. Das Oberamt läßt zu einer Exeeution bei Felddiebstahl einen Malesizstein statt eines Prangers, an das Rathhaus machen, dessen Kosten, nach Abweisung von Seiten des Magistrats, der herzogliche Fiseus übernimmt. August. Das obere Thorhäuslein mußte wegen des dahin gesetzten Mall'schen Hauses um 25" vorwärts gewälzt werden. Kosten 17 fl. — Während Bonaparte, nun erster Consul, über die Alpen nach Jtalien zog, gieng Moreau im April d. Js. mit 100,000 Mann aus 6 Punkten über den Rhein gegen Deutschland und trieb die mit den Bayern, Württembergern und Mainzern verbundenen Oestreicher durch mehrere glückliche Gesechte bei Engen, Stockach und Mößkirch 3. und 5. Mai, bei Biberach und Memmingeu 9. und 10. Mai, und zum zweitenmal bei Biberach gegen General Kray, 5. Juni, vom Schwarzwald bis nach Bayern zurück. Vom kais. Magazin in Heilbronn wurden 500 Ctr. Heu hieher geflüchtet, welche die Stadt aus ihre Kosten abholen und ausbewahren mußte. Nach der Schlacht von Viberach mußten sich die Württemberg er gegen Blanbe uren zurückziehen, von wo sie durch ein Gesecht mit den Franzosen nach Günzburg, Höchstädt, und von da durch das unglückliche Treffen vom 19. Juni bis Jngolstadt zurückgedrängt wurden, von wo sie sich mit den Qest- reichern nach Oestreich zurückzogen. Während dessen überschwemmten die Franzosen mit einer Heeresabtheilung auch Württemberg und schrieben eine Brandschatzung von 6 Millionen Frs. aus, an welcher Stadt und Amt Weinsberg im August innerhalb 12 Tagen 20,750 fl. abschläglich einzusenden hatte. Vom August an, wo ein neues Corps unter dem Divisionsgeneral Colleaud vom Rhein her gegen Heil- bronn zog, hatte diese benachbarte Reichsstadt und mit ihr jetzt auch Weinsberg, nachdem am 30. September noch das k. k. Gras Mikrische Streiseorps durchgezogen war und starke Vorspann in Anspruch genommen hatte, sranzösische Besatzung und besonders vom 5. bis "7. September, Quartier und Durchzüge bis zum, Frieden. Jm Oetober lag hier sranzösische Artillerie 5 onev»! in Cantonirung, sür welche 600 Schssl. Haber, 600 Ctr. Heu, 2400 Ctr. Stroh umgelegt wurden. Viele Verdienste erwarb sich dabei um die Stadt der der sranzösischen Sprache ganz mächtige vormalige Prinz Conds'sche Kapellmeister Ehrenseld. Und wenn auch von den Franzosen da, wo keine Gesechte vorsielen, nicht gesengt, gebrannt und geplündert wurde, wie im vorigen Jahrhundert, so wußten es doch die Einquartierten durch Requisitionen und Ansorderungen und Erpressungen aller Art sühlbar genug zu machen, daß sie in Feindesland standen,

Jahrgang: Sommer ausgezeichnet trocken und heiß. Futtermangel. Heuaus- kaus sür die Franzosen um 313 fl. Der Herbst d. Js. gab nicht viel, aber guten Wein. Weinrechnung 77 fl. Sonstiger Preis 84 fl. Niederfte Temperatur im Januar —16,°, höchste im August ->- 26,». Eistage mit 0 und —0 hatte der Jahrgang 65, Sommertage mit -1- 20 und darüber 57. Brodtare: Januar 24 kr., April 22 kr., Mai 20 kr., Juli 20 kr., September 18 kr., November 16 kr.

Nach einem 45tägigen Waffenstillstande richtete Moreau bei Hohenlinden, 3. Dezember — in welcher Schlacht König Wilhelm, damals Erbprinz von Württemberg als Freiwilliger unter der Fahne des öftreichifchen Erzherzogs Johann mitfocht — das östreichifche Heer zu Grunde, fo daß es in wilder Auflöfung in's Jnnere des eigenen Staates floh, nachdem es 7000 Todte auf dem befchneiten Schlachtfelde liegen gelaffen und 11,000 Mann an Gefangenen verloren hatte. Drei Wochen nach diefem Siege stand Moreau nur noch 20 Stunden von Wien, während das zweite Heer von Jtalien her andrängte. Oestreich fah sich, da auch Erzherzog Carl die Unmöglichkeit ferneren Widerstandes erkannte, zu Unterhandlungen gezwungen, in deren Folge ein Waffenftillstand zu Steyer (25. Dez.) und mit dem Kaifer

1801 am 9. Febr. der Friede zu Luneville, zugleich im Namen des deutfchen Reiches zu Stande kam. Hierdurch wurde zwar dem Blutvergießen, aber noch lange nicht den Bedrückungen der langfam zurückziehenden Sieger Einhalt ge- than. Jm Januar lagen noch 2 Compagnieen der 95. franzöfifchen Halb- bri gade hier in Cantonirung. Wegen einer Rauferei mit einem französifchen Soldaten diefes Corps wurde ein Bürger vom Oberamt in den fogen. Malefizthurm auf dem oberen Thor eingefteckt, der bei diefer Gelegenheit für ein bürgerliches (nicht infamirendes) Gefängniß erklärt wurde. Die Durchzüge begannen zu Weinsberg zu Ende März dfs. Js, Am 24. März war viele Artillerie und Munition über Oehringen nnd Nenenstadt gegen Heilbronn gezogen. Diefer folgten am 30. März über Weinsberg 4 Compagnieen der 89. Halbbrigade nebst vielem Fuhrwefen, am 1. April etliche Compagnieen der 53. Halbbrigade. Vom 15. April an rückte die 10. Halbbrigade leichter Jnfanterie von der Division Molitor unter General Hndelats Befehl, von Füffen und Kempten her, größtentheils durch Stadt und Amt Weinsberg nach Heilbronn und Mannheim und dort über den Rhein. Charakteristifch ist, daß am 16. April statt des angefagten Stabs des 1. Bataillons diefer Halbbrigade mit 5 Compagnieen Lliassour» » pisä nach magiftratifcher Verhandlung mit dem quartiermachenden Adjutanten und Bezahlung von 6 Lonisdors an ihn und deffen Bataillonschef kein Stab und nur 2 Compagnieen nach Weinsberg kamen. Vom 20. bis 23. April lag dasjenige Bataillon der 84. Halbbrigade, welches im J. 1796 unter General St, Cyr Stuttgart befetzt hatte, in Weinsberg und den nächsten Dörfern im Quartier und marfchirte von da heimwärts dem Rheine zu. Der Zahlungen an der Landeseontribution und der Requisitionen von den heimwärts marfchirenden franzöfifchen Truppen (auch nach gefchloffenem Frieden) war kein Ende. Stadt und Amt Weinsberg traf im Aug. eine Umlage von 83,000 fl. an Kriegskoften und 40,000 fl. an Kriegsfchulden. Aufrechterhaltung der Mannszucht oder Quartiererleichterung (wie oben) mußte gar oft mit Gefchenken an die Commandi- renden erkauft werden. Befonders drückend waren die geforderten Vorfpannen, welche oft auf 12—20 Stunden gewaltfam mit fortgefchleppt wurden, fo daß mancher Vorfpanner am Ende lieber fein Gefpann zurückließ und sich heimftahl. Heilbronn blieb noch das ganze Jahr hindurch von Franzofen befetzt. Am 11. Mai kehrten die württ. Truppen unter General v. Hügel nach Stuttgart zurück und bezogen ihre Garnifonen. 2 Tage darauf (13. Mai) kehrte der Herzog von Erlangen nach Ludwigsburg zurück. — Jm Frühjahr d. J. bösartige Masernepidemie. — Am 25. Mai wurde im ganzen Laude eine Friedens seier veranstaltet und dabei zum Predigttext gegeben Ps. 147, 1—3. Hier wurde zur Festseier in dem Spitalgarten vor dem obern Thore eine allgemeine Volkslustbarkeit gehalten, Sitze und Tische daselbst ausgeschlagen, Brod und Trunk gegeben, und die Kosten derselben übernahm die Stadtkasse.

Jrrungen zwischen dem Herzog und den Landständen wegen Theilnahme des Herzogs an der sranzösischen Kriegsschatzung.

Juni. Vor dem oberen Thore stand ein städtisches Psahlmagazin, woran die Palisaden in diesem Monat reparirt werden. — Jm Juli gründliche Reparatur des unteren Thorbrunnens. — Jm Sept. gründliche Reparatur der Orgel. eo6. Durchreise Herzogs Friedrich II. mit dem Erbprinzen zu einem eingerichteten Jagen bei Kochersteinsseld. Ehrenpsorte, Musik, Frühstück, Kosten 213 sl. 4 kr. — Jm Nov. Viehwaiden gänzlich verboten, aus eigenen, wie aus sremden Gütern.

Jahrgang: Milder Winter. Frühling, außer den letzten Apriltagen, warm. Sommer ziemlich heiß und trocken, mit einigen verderblichen Hagelwettern. Vrod- taxe: Jan. 15 kr., April 14kr,, Juni 13 kr., Juli14kr., Nov. 16 kr., Dee. 18kr. Der Herbst d. J. gab zwar sehr vielen, aber der Qualität nach sehr mittelmäßigen Wein. Weinrechnung v. 29. Nov. 40 sl. Preis pr. Eim. 54 sl. 1 Heil- bronner Fuder (— 2'/« Eim. 8 Maas württ.) 86—90 fl. Höchste Temperatur im Juli -!- 27°, tiesste im Febr. und Dee. — 9°. Sommertage 37, Eistage 33.

1802 war endlich einmal wieder ein Jahr der Ruhe und Erholung von langen Kriegsbedrängnissen, nachdem am 27. März d. J. noch ein besonderer Friedensvertrag zwischen Frankreich und Württemberg zu Paris abgeschlossen war, nach welchem Würtemberg sürMömpelgard und die aus sranzösischem Boden gelegenen Herrschasten ansehnlich entschädigt wurde.

Zu diesen Entschädigungen gehörte auch die benachbarte bisherige Reichsstadt Heilbronn, welche am 9. Sept. d. J. — wie Eßlingen, Reutlingen, Weil, Gmünd, Giengen, Aalen und' Hall — vom Herzog militärisch besetzt wurde, noch ehe der Reichsdeputationsschluß von Regensburg (25. Febr. solgenden Jahrs) ersolgt war.

So war denn Weinsberg mit der Reichsstadt Heilbronn, mit welcher es in reichsstädtischer Zeit manche kleine Späne gehabt hatte, unter Einem Landesherrn vereiniget. Doch wurden die neuerworbenen Besitzungen dem alten Lande nicht einverleibt, sondern unter dem Namen Neu-Württemberg zu einem besonderen, vom alten Herzogthum und seiner Versassung völlig geschiedenen Staate, unter einer besonderen Regierung, welche ihren Sitz in Ellwangen hatte, verbunden; s. unten Chursürstenthum. 1803.

Juli. Beschluß, den oberen Stadtgraben (d. i. von der Stadtmühle an) abgehen zu lassen und dasür einen 20' breiten Graben bis zur Linde zu ziehen — den Arbeitern aber dazu die vorräthige Stadtstiesel zu geben.

so6. m. Einrichtung eines bürgerlichen Gesängnisses bei dem vorhabenden Thor- und Wachthausban vor dem unteren Thor (Antrag des O.A.M. Fetzer). Kosten 318 fl., Rentkammerbeitrag 230 fl.

Oetober. Rohrbrunnen am Adler mit Wasserreservoir errichtet.

Zur Partie.Geschichte der Stadt gehört noch das Aussehen, welches am 13. Nov. d. J. der Selbstmord des schon betagten Regimentsquartiermeisters und Hauptmanns bei dem Besitznehmungseorps von Heilbronn Beutel verursachte, der fich im Walde am Galgenberg mit einer, mit Pfosten fo voll geladenen Pistole er- fchoß, daß diefe zerfprang und der Schuß ihm den ganzen Kopf zerfchmetterte.

Nov. Tod Präeeptors >I. Müller; Kl. Becher von Eßlingen Nachfolger.

Der Herbst diefes Jahres gab fehr vielen und guten Wein. Weinrech- nung von Weinsberg v. 29. Nov. 42 fl. pr. Eim. Das Heilbronner Fnder (— 2'/2-E!m. Wilrttemb.) galt 200 bis 204 fl. Aber auch das Malter Korn (--- mehr als 7 Sri. Württemb.) kam im Oetober auf 12 fl. Dinkel auf 7 fl. 6 kr., Haber auf 4 fl.

Auf ziemlich strenge Kälte folgte am 20. Febr. Thauwetter mit Austreten der Gewäffer. Sonnner heiß mit vielen Gewittern. Obstertrag mittelmäßig. Getraideerndte vorzüglich. Brodtaxe: März 19 kr., April 20 kr., Mai 21 kr., Juni 24-26 kr., Juli 28 kr., Auguft 26 kr., September 29 kr.

Höchfte Temperatur im Auguft ->- 28°, tiefste im Januar — 20°. Sommer- tage 78, Eistage 49.

Weinsberg nnter chnrfürstl. umrttemb. Regiernng 1803—06.

1803. Durch den Reichsdeputationsfchluß vom 25. Febr. d. J. wurde det Herzog von Württemberg zum Churfürsten des Reichs erhoben (wie auch Salzburg, Heffen-Caffel und Baden). Sie kamen aber niemalen in den Fall, ihr Churrecht zu üben, da das deutfche Reich fchon 3 Jahre fpäter — Aug. 1806 — nach beinahe eintaufendjährigem Bestand (von 843 bis 1806) zufammenstürzte. Die neue Würde wurde am 4. April d. J. dem Lande bekannt gemacht und eine allgemeine Feier diefer Begebenheit unterm 30. April angeordnet. Am 6. Mai Vorm. vor der Kirche Verfammlung der Bürgerfchaft auf dem Rathhaus. Rede des Oberamtmanns. Verlefung des churfürstlichen Manifestes. Huldigung der jungen Mannfchaft.

Außer obgenannten Reichsstädten erhielt Württemberg durch diefen Reichsdepn- tationsfchluß auch das benachbarte Stift Oberstenfeld, welches bisher einen eigenen Pfleger in Weinsberg gehabt hatte. Die Verwaltung wurde mit der churfürstlichen Kellerei verbunden. . . .

Frühjahr: bedeutende Vergrößerung des ftädtifchen Schaafhaufes durch 50" langen, 33" breiten Anbau.

Jm Juni d. J. wurde der Abbruch des Ueberbaus auf der Stadtmauer (bedeckten Ganges), wo er noch stand, befchloffen. Holz und Ziegel von diefem Abbruch wurden zu Erbaunng einer Brechhütte mit 2 Dörröfen vor dem unteren Thor hinter der Linde verwendet. (Längst wieder abgebrochen und nun auf der Bleiche errichtet.)

«oci. m. Juni 1803 wurde auf Antrag des thätigen Oberamtmanns Fetzer die Errichtung des Marktbrunnens befchloffen, Major Duttenhofer zu einem Gutachten befchieden, und feinem Rathe gemäß beftimmt, die Quelle des Stämmlens- brunnen an den Brunnen beim Adler und von da durch die mittlere Gaffe in eifernen Deicheln zum Marktbrunnen zu führen. Ein eiferner Brunnenkasten und Stock wurde in Königsbronn bestellt mit Kosten von 1147 fl., Kitt 188 fl., eiferne Deichel 1100 fl. Die Ausführung wurde auf's Frühjahr 1804 verfchoben. - .

Jm September erstmalige Anfchaffung eines Trau er wagens (Chaifengestell) pr. 40 fl.

4. Oet. Traunng des Stabsamtmanns Fetzer von Plochingen, nachmals Came

ralverwalters — Quieseenten in Weinsberg — mit der Tochter des Oberamtmanns Hosraths Fetzer.

Jahrgang: Schneereicher, nicht besonders kalter Winter; anhaltend warmer Sommer mit häusigen Gewittern. Höchste Temperatur im August -^ 27 °, Sommer- tage 61. Niederste im Februar — 15°; Eistage 50. Schädlicher Nachtsrost im September. Herbstertrag gering, Qualität mittelmäßig. Weinrechnung 52 sl. Getraide wuchs n icht so ergiebig, wie im vor. J. Brodtare: Jan. 26 kr., Febr. 24 kr., März 25 kr., April 26 kr., Juni 24 kr.. Aug. 20 kr., September bis Deeember 19 kr.

1804 wanderten 3 Bürgerssamilien in das rauhe Podolien aus, ohne an den Abstand seines Clima's und seiner Cultur von der schonen Gegend um Weins- berg zu denken, um welcher willen von jeher manche Adeliche und reiche Privatleute Weinsberg zu ihrem Wohnort wählten. Noch in diesem Jahre wohnte ein Fräulein Juliane Sabine von Degenseld-Neuhaus hier. Auch die Armuth war nicht der Grund dieser Auswanderung, wenngleich die Lasten eines langen vorangegangenen Krieges den Wohlstand sehr herabgedrückt hatten. Denn aus Stadt und Amt Weinsberg erhielt die abgebrannte Stadt Tuttlingen neben mehreren Naturalien an baarem Geld eine Beisteuer von 705 sl. Mehrere der zur Auswanderung Entschlossenen kam übrigens die Reue wieder an und sie suchten und erhielten neue Bürgerannahme.

Am 18. Mai d. J. hatte sich der erste Consul Bonaparte unter dem Namen Napoleon die Kaiserkrone von Frankreich ausgesetzt und sich am 2. Dee. d. I. von Pabst Pins VlI. salben lassen. — Der Krieg zwischen England und Frankreich hatte schon seit dem 18. Mai vor. J. wieder begonnen, und nun ward auch ein Vündniß zwischen Schweden, England, Rußland und Oestreich gegen Frankreich geschlossen.

Jahrgang: Milder Januar und Februar, heißer Juni, Juli und September, Oetober seucht und kalt. Herb st ertrag ziemlich reich, bei guter Qualität. Wein- rechnung 24 sl. Sonstiger Preis bis 29 sl. Hochste Temperatur im Juli -j- 27", Sommertage 60. Tiesste im März — 11°, Eistage 46. Brodtare: Febr. 18 kr., April 19 kr., Mai 18 kr., August 19 kr., Sept. und ss. 20 kr.

1805. Napoleon eilte von der Küste von Boulogne mit dem großen, zur Landung in England bestimmten Heere gegen das südliche Deutschland, erklärte dem bereits in Jtalien und Baiern eingerückten Oestreich den Krieg (1. Oet. 1805), überschwemmte Württemberg nach seinem Rheinübergang mit seinen Heeren, überraschte den Kursürsten Friedrich in Ludwigsburg, 4. Oet., und nöthigte ihn mit einem »sür oder wider mich!" zu einer Allianz mit Frankreich und zur Stellung von 8 — 10,000 Mann, wie denn auch Bayern bereits aus seine Seite getreten war. Nach geschlossenem Bündniß zog das sranzösische Heer durch das Fils- und Remsthal und von Heilbronn (wo aus dem Galgenberg bis gegen Neckarsulm ein paar Tage ein Lager war, in welches auch die Stadt Weins berg Brod und Wein liesern mußte, während die als Borposten im jetzt Kerner'schen Garten liegen- den Chasseurs von der Stadt zu verpslegen waren), durch das Kocherthal (wobei der Durchzug durch Weins berg ununterbrochen von Morgens 8 bis Abends 3 Uhr dauerte und alle Wassengattungen durchkamen) gegen Ulm, wo der östreichische Ober- seldherr Mack am 17. Oet. mit 25,000 Mann die Wassen streckte und von wo nur Erzherzog Ferdinand mit dem größten Theil der Reiterei nach Böhmen entkam. Etliche andere slüchtige Heerhausen unter Werneck und Jellachich geriethen ebensalls in Gefangenfchaft. 4 Abtheilungen gefangener Oestreicher zogen durch unfere Gegend nach Frankreich. Das württemb. Corps folgte den Franzofen auf ihrer Siegesbahn nach, ohne früher als bei Linz einen Feind anfichtig zu werden. Na- poleon aber rückte fchon am 13. Nov. unaufhaltfam in Wien ein. Vergeblich war der Heranzug der Ruffen. Die Niederlage von Aufterlitz, 2. Dee., entfchied das Schickfal des Feldzuges. 20,000 Gefangene zogen bald darauf durch unfer Land nach Frankreich und verbreiteten peftartige Krankheiten. — Zahl der hier Geftorbenen J. 1805. 58, dagegen J. 1806. 76, worunter aber 50 Kinder an rothen Flecken oder Halsentzündung. — Am 26. Dee. d. J. wurde derFrieden zu Preß- burg gefchloffen. Württemberg erhielt einen Länderzuwachs von 105,157 Seelen. Bauten in d. Jahr 1805. Februar: Oberamtmann Fetzerträgt auf Erbaunng von Scheuern an der unteren Stadtmauer an. — April: Abbruch des unteren, gefahrdrohenden Thorthurmes. eoä. Abbruch des Thurmes hinter der Stadt- fchreiberei (Wolfthurmes) dem Stadtfchreiber überlaffen. eoä Schloffermeifter Mall erhält zu einem Flügelbau unterhalb feines Haufes (f. 1799) eine Eiche. — Mai: Verkauf der ftädtifchen Brennhütte vor dem unteren Thor, wo gegenüber dem Wachlhaufe Gerber Haug hinbaut. Einrichtung eines Wafchhaufes im Säuthurme, wohin Waffer vom Brunnen in der unteren Gaffe geleitet wird. — August: Ab- bruch von 18—20' Stadtmauer gegen den Adler hinunter.

(Jm Mai zeigten fich Spuren von Pferdefeuche, Rotzkrankheit.) Jahrgang: Später kalter Frühling, kühler Sommer. Herb ft ertrag fehr wenig und fauer in Folge wiederholten Frosts im Oetober. Höchste Temperatur im Juni -^ 25°, Sommertage nur 30. Tiefste im Januar — 13°, Eistage 58. Weinrechnung 12 fl. Brodtare: Jan. 21 kr., Febr. 22 kr., April 23—24 kr., Mai 26-28 kr., Aug. 31 kr., Ende 26 kr., Sept. 24 kr., Oet. 30 kr., Nov. 28 kr.

Weinsberg nnter königl. württemb. Regiernng von 1806 an.

1806. Vermöge des Staatsvertrags mit Frankreich vom 12. Dee. d. J. und der Anerkennung Oeftreichs im Preßburger Frieden nahm der Churfürst am 1. Jan. d. J. die Königswürde an und ließ diefe Erhebung des Landes zu einem Königreich im ganzen Lande proelamiren.

Mit der Sonveränetätserklärung des Fürsten verlor Württemberg das theure Kleinod feiner ständifchen Rechte und Freiheiten und gleich am 2. Jan. ward das Kirchengut eingezogen, in deffen Folge 1807 die hiesige geistliche Verwaltung aufgehoben und mit der Kellerei vereinigt wurde. Nach Aufhebung der Verfaffung des alten Landes stand der Vereinigung von Alt- und Neu-Würt- temberg Nichts mehr im Wege, welche dann auch am 18. März ausgefprochen und am 1. Mai vollzogen wurde. Das Königreich wurde in 12 Kreife eingetheilt und erhielt in jedem Kreis einen adeligen Kreishauptmann mit einem rechtskundigen Aetuar. Weinsberg ward dem Kreife Heilbronn zugetheilt, welchem Geh.Rath von Vonwinghaufen als Kreishauptmann vorstand.

Auf dem Rückzug der Franzofen starb hier am 9. Juni am Faulfieber rierrs ^o«spn I^aeroix, LKel 6e» Willem-» 6'K»bit beim 12. franz. Lin.Jnfant.Regiment. Oberst Ver^s; begraben am 10. ohne geiftliche Begleitung. "

Am 12. Juli d. J. ftiftete Kaifer Napoleon den rheinifchen Bund, von welchem Württemberg unter den 13 deutfchen Staaten deffelben das zweite Mitglied wurde und ein Bundesheer von 12,000 Mann aufzuftellen hatte. Napoleon erklärte sich am 1. Aug. sür den Proteetor des Rheinbundes; die Mitglieder des Bundes sagten sich vom deutschen Reichsverbande los; Kaiser Franz II. verzichtete am °/>». Aug. aus die deutsche Kaiserkrone und so nahm das deutsche Reich nach beinahe eintausendjährigem Bestand ein Ende.

Die in den Landern des Bundes gelegenen Besitzungen anderer kleinerer Reichs- stände, worunter das benachbarte Hoheulohe, wurden dem Bunde einverleibt, beziehungsweise der Landeshoheit der 13 Bundesglieder unterworsen; und die Gränz- psähle, zwischen welchen der Bezirk Weinsberg zur Zeit des deutschen Reiches gele- gen, von Heilbronn, Neckarsulm (Deutsch-Ord.) (1809), Hohenlohe und Hall, stürzten um. Die Reichsritterschast hatte schon 1805 ihr Ende erreicht. Fortan stieß die Stadt nicht mehr wie bisher an ihrer Markungsgränze aus »Ausland.« (S. oben 1.1773,)

Eine Folge der Vereinigung von Alt- und Neu-Württemberg, in welch letzterem sehr Viele katholischer Consession waren, war das Religionsediet vom 15. Oet., wodurch jeder christlichen Kirche sreie Religionsübung gestattet wird.

Auch erschien sür die vereinigten Landestheile eine neue Milit. Conserip- tions-Ordnung.

Vom nordischen, preußisch-russischen Kriege gegen Napoleon, der aus die vergeblichen Friedensunterhandlungen zwischen Rußland, England und Frankreich entbrannte — Kriegserklärung Preußens vom 8. Oet. d. J. — wurde Württemberg nur in so weit berührt, als es 12,000 Mann zum sranzösischen Heere in der Eigenschast eines Rhein-Bundes-Mitgliedes stellen mußte, die aber erst in denselben Stunden, in welchen das preußische Heer aus den Gesilden von Auerstädt und Jena gänzlich geschlagen und zertrümmert wurde — 14. Oet. — von Stuttgart ausmarschirten. Weinsberg hatte einen Theil dieser vaterländischen Truppen, welche über Heilbronn, Oehringen, Künzelsau, Langenburg, Rothenburg a. d. Tauber u. s. s. Dresden zuzogen, am 15. Oet. sgd. im Nachtquartier, wobei ein krank zurückgelassener Fußjäger von der Compagnie v. Hügel am 18. Oet. hier starb, und vernahm bald von ihnen, daß sie schon am 3. Dee. d. J. die Festung Groß-Glogau eroberten, von wo sie gegen Breslau rückten, die zum Entsatz andringenden Preußen in den Gesechten bei Strehlen (23. Dee.) und Ohlau (28. Dee.) zurückschlugen und auch diese Festung (4. Jan. solg. J.) zur Uebergabe nöthigten. —

An die Stelle des nach Ludwigsburg versetzten Diaeonus öl. Fischer rückt als Diaeon ein öl. Binder 1806—14.— Jm Juni Tod von Dr. Harsch, Ober- amtsphysikus seit b. J. 1762. Wahl des seit 4 Jahren hier thätigen Praetieus Dr. Wols an seine Stelle.

Bauten des J. 1806. Februar: Abbruch des Thurms an der nördlichen Stadtmauer beim herrschast!. Bandhaus. (Jm J. 1725 Weibergesängniß.)

Juni. Schlossermeister Mall erkaust noch einen Streisen Allmandplatz längs seines neuen Baues vor dem oberen Thor (jetzt Gasthos z. Traube) um 10 fl. pr. Rth.

September. Oberamtmann, Hosrath Fetzer erkaust 25 V< Ruthen Allmandboden 5 8 sl. pr. Ruthe vor dem oberen Thore, um ein Haus dahin zu bauen.

Jahrgang: Aus gelinden Winter kalter Frühling, heißer, gewitterreicher Som. mer. Höchste Temperatur im Juni, Juli und September 4- 24°, Sommertage 47, niederste im März — 7, Eistage 21. November und Deeember so mild, daß Blumen und Bäume blühten, Erdbeeren reisten :e. 17, Dee. Erdbeben, in Ulm verspürt.

Erndte,ergiebig. Brodtare: Juni 22 kr., Oetober 19 kr., November 20 kr., Deeember Ansangs 18 kr. . -

Herbstertrag ziemlich viel und von mittlerer Güte. Weinrechnung hier 42 sl., anderswo 54 sl. — Die Seelenzahl der Stadt betrug in diesem Jahr 1517, wor- unter ein Katholik und zwei Resormirte.

1807. Nach der blutigen, aber unentschiedenen Schlacht bei Eylau gegen die Russen, 7. und 8. Februar, ergab sich die von den Württembergern belagerte Festung Schweidnitz (15. Febr.), woraus sie (am 22. Febr.) vor die Festung Neisse rückten und sie durch Muth, Geschicklichkeit und Ausdauer zur Capitulation zwangen (1. Juni). Durch den Sturm aus das verschanzte Lager bei Glatz nöthigten sie den Besehlshaber (23. Juni) zur Capitulation dieser Festung. Mittlerweile hatte eine detaschirte Abtheilung der Württemberger auch an dem hestigen Kampse bei Heils- berg gegen die Russen und Preußen (10. Juni) und an dem hier errungeuen Siege Theil genommen. Zuletzt ersocht Napoleons überlegene Kriegskunst am 14. Juni einen so entscheidenden, wiewohl theuer bezahlten Sieg über die Russen beiFriedland, daß Kaiser Alexander Waffenstillstand und Frieden begehrte. Der Friedensschluß wurde zu Tilsit mit Nußland am 7., mit Preußen am 9. Juli d. J. unterzeichnet. Nur mit England dauerte derKrieg sort und Napoleon verbot allen Handel und Brieswechsel mit ihm.

Jm Juni d. J. wurde die Diöeese Weinsberg mit 15 Orten dem Generalat Adelberg zugetheilt, daher noch jetzt ihr Antheil an der Adelbergischen Stistung.

Nov. Einsührung der Familienregister im ganzen Lande. Einwohnerzahl 1,434. — König Friedrich errichtete in diesem Jahr zu besserer Handhabung der Polizei ein Landreiter-Corps, welches in die verschiedenen Oberämter vertheilt wurde, und wovon im Mai solgenden Jahrs 2 Mann hieher kamen, mit sreiem Dach und Fach und sreier Stallung sür die Pserde. Ansangs waren sie von der Stadt im Gasthaus zur Sonne untergebracht; nachher wurde ein Contraet von 44 fl. pr. Mann mit Bäckermeister Häberle geschlossen. — Es tritt zu Ausang d. J. eine Gyps- handelsgesellschast aus, welche um einen Allmandplatz unter ihrem Garten am Burgberg anhält; bei der aber nicht mehr von einer Caution von 700 — 1000 sl. sür Wiederanlegung eines Weinbergs die Rede ist, wie noch im vorigen Jahr bei Commerzienrath Merklen von Neckarsulm, (s. dagegen Jahr 1811.) Kausmann Plan! uud seine Gypshandelsgesellschast erhält einen Allmandplatz beim Schützenhäusle unter dem Burgberg zum Hinlegen des Gypses gegen Ijährl. Reeognitionsgeld von 1 sl.

Der Kirchhos an der Kirche wurde 1807—8 desinitiv verlassen; die Gebeine wurden ins grasige Haag transportirt — eine Baumschule angelegt und die Mädchenschule aus dieser Stelle an der westlichen Stadtmauer erbaut (s. 1808).

Jahrgang: noch bis Georgii Schnee; heißer und gewitterreicher Sommer. Höchste Temperatur im Juli -^ 30°. Sommertage 81. Niederste Temp. im Februar und Dee. — 11°. Eistage 55. Vrodtare: Mai Ende 16 kr., Okt. 17 kr. Herbst- ertrag reichlich und sehr gut. Weinrechnung hier 42 sl. anderer Orte bis 48 sl.

1808. Während der hestigen Kämpse in Spanien Ruhe in Deutschland. — Erbauung der Mädchenschule an der Kirche. Jm Febr. d. J. will Oberamtmann Fetzer einen Viehmarkt in hiesiger Stadt erzwingen. Die Amtsuntergebenen sollten »bei Strase« ihr verkäusliches Vieh hieher treiben. Nach seinem Abgang schlies die erzwungene Sache wieder ein. — Großer Fürst eneongreß in Ersurt Ende Septembers und Ansang Oktobers, welchem auch König Friedrich anwohnte, wo er die Sendung seiner Truppen nach Spanien ablehnte. Die Nachgiebigkeit Napoleons gegen diese Weigerung mochte wohl zum Theil auch daher rühren, weil er bereits aus

Dillen!»s, Wemsberg. , 14

den Rüstungen Oe streichs einen neuen Krieg mit dieser Macht voraussah und die tapsere Vorhut der Württemberger sür diesen neuen Kamps aussparen wollte.

Jahrgang: Sommer veränderlich; abwechselnd heiß und kalt. Höchste Tempe- ratur im August -^ 28°. Sommertage 68. Niederste im Dee. — 16°. Eistage 80. Brodtare Febr. 16 kr., März 17 kr., April 19 kr., Aug. 17 kr., Novbr. 16 kr., Dee. 15 kr. Weinrechnung vom 29. Nov. 20 sl. sonstwo 28 sl. Herbstertrag reichlich, weniger gut als 1807. — Seelenzahl d. J. 1,578, worunter 12 Katholiken.

1809 den 15. April ersolgte wirklich die Kriegserklärung Oestreichs, das schon am 6. April mit 220,000 Mann unter Erzherzog Carl in Baiern eingesallen war. Beim Auszug des württemberg. Corps (von 13,000 Mann mit 2600 Pserden und 22 Kanonen) wurde dießmal Weinsberg nicht berührt — wie auch keine Durchzüge von dem aus dem Jnnern Frankreichs und aus Spanien nachrückenden sranzös. Heere vorkamen. Wohl aber hatten 10 Mann Veteranen von dem einberusenen Landbataillon an dem, im Juli d. J. unternommenen Zug gegen die von der neuen württemb. Herrschast absallenden, bis zum April d. J. deutschorden'sche Mergent- heimer — und gegen die von dem Bodensee vordringenden Vorarlberger Theil zu nehmen. Die hinterbliebenen Familien der Einberusenen wurden mit wochentlichen 4 sl. ex »ei-»»-!« pul,!««, eine Braut mit 2 sl. 30 kr. unterstützt. Gegen Mergentheim marschirte ein Jnsanterieregiment hier durch.

April. Napoleon hattemittlerweilemitdenWürttembergern und Bayern am 20. April die Oestreicher bei Abensberg angegrissen und geschlagen, ebenso am 22. April bei Eckmühl. Nach dem blutigen, siegreichen Kampse bei Ebersberg (3. Mai) — einen Monat nach dem Ansang des Krieges — zog Napoleon in Wien ein (13. Mai). Er wurde zwar von Erzherzog Carl am 23. Mai bei Aspern mit großem Verlust geschlagen (woraus eine 6n,'öchige Wassenruhe solgte, welche auch den siegenden Oestreichern ein Bedürsnis) war), gewann aber dagegen mit wieder gesammelten Krästen am 6. Juli die Schlacht bei Wagram, wornach Oestreich Nichts übrig blieb als um Frieden zu bitten, welcher am 14. Oet. —unter sehr harten Bedingungen — zu Wien geschlossen wurde. Napoleon reiste am 23. Oet. über Stuttgart nach Paris zurück. Am 5. Novbr. d. J. wurde auch hier, wie im ganzen Lande, das Friedenssest geseiert und über Lue. 2, 14. geprediget. Unsere Truppen kamen aus diesem sür sie glorreichen Feldzuge erst am 7. Jan. solg. J. über Göppingen zurück.

Jn den Deeember dieses merkwürdigen Jahres sällt die dem Vaterlande drohende Gesahr, seine angestammte Fürstensamilie zn verlieren, indem Napoleon dem nach Paris eingeladenen Könige Friedrich anbot, gegen Abtretung seines väterlichen Erbes die glänzendere Krone Portugalls anzunehmen, was aber dieser eben so beharrlich ausschlug, wie er srüher die Vertauschung seines Erblandes gegen das Chursürstenthum Hannover ausgeschlagen hatte.

Oertliches von 1809. Jan. Versuch des Oberamtmanus Fetzer mit Einrichtung des untern Thorhauses zu einem Arbeits- und Lehrinstitut im Wollenspinnen unter Leitung eines Spinumeisters und Jnspeetors. — Nach seinem Abgang bald wieder erloschen.

Februar. Anlegung der neuen Straße nach Oehringen, in dessen Folge Abbruch des oberen Thorthurmes und des Hauses von J. G. Kolb.

März. Verkaus der unbrauchbaren Uhr des abzubrechenden oberen Thor- thurms, »da die des unteren gut seie." — Benützung der untern Etage des Fetzer- sehen Hauses vor dem oberen Thore (welches wegen der neuen Chausseelei

tung abgebrochen werden mußte, da es, statt in der Mitte, auf der linken Seite der Straße stand) für den Thorwächter. — Der Ankauf des Fetzer'fchen Haufes für die Stadt um 2600 fl., wie Fetzer anbot, wurde höheren Orts nicht ratifieirt. Juli. Commerzienrath Merkle von Neckarfulm überläßt feine Gypsgrube an Amtsfchreiber Lang von Maulbronn.

Deeember 4. nimmt Oberamtmann, Hofrath v. Fetzer, feit 30. November 1803 Ritter des Civilverdienstordens, fchriftlichen Abfchied vom Magiftrat, weil er um feine Entlaffung gebeten, sie in Gnaden erhalten habe und bald (nach Stuttgart) abziehen werde. — Nachfolger: Oberamtmann Dapp, f. Organifation des folgenden Jahres. AlsPräeeptor kam in diefem Jahre an KI. Bechers Stelle U. Liefching 1809-1813. Jahrgang: naffer und kalter Sommer. Höchste Temperatur im Mai ->- 26 °. Sommertage 58. Niederfte Temperatur im Januar —16°. Eistage 49. Brodtare Jan. 16 kr., Auguft 16 kr., Sept. 14 kr., Oet. 15 kr. Herbstertrag nach Quan- tität nicht bedeutend, nach Qualität gering. Jn diefem Herbst wurden bei der Weinrechnung zum Erstenmal dreierlei Preife nach drei Klaffen gemacht und Weinsberg mit Eberftadt, Grantfchen und Sülzbach in die erste Klaffe gefetzt; Affaltrach, Eichel- berg, Efchenan, Bitzfeld, Bretzfeld, Gellmersbach, Hölzern, Lenach, Willsbach und Weiler in die zweite Klaffe; Lehrenfteinsfeld, Reifach, Waldbach, Dimbach, Wimmenthal, Schwabbach, Siebeneich, Weiflensburg, Rapbach, Scheppach, Ellhofen, Lichtenstern und Höslenfülz in die dritte Klaffe. Jetzt nach 50 Jahren, dürfte diefe Clafstfieation eine große Modifieation erleiden. Preife der I. Klaffe 24 fl., der II. 22 fl., der III. 20 fl. 1810. Aeßerliche Ruhe nach den Stürmen des vorigen Jahrs. Am 20. März Reife der neuen Gemahlin Napoleons, Erzherzogin Marie Luife, durch Württemberg nnd Stuttgart nach Paris unter großen Festlichkeiten. Vereinigung Hollands mit Frankreich 9. Juli.

Staatsverträge zwifchen Württemberg, Bayern und Baden, wegen der durch den Wiener Frieden erhaltenen Gebiete. Jn deren Folge neue Einthei- lung des Landes (66. 27. Oet.) in 12 Landvogteien mit einem Landvogt (statt des bisherigen Kreishanptmanns fiehe 1806) an der Spitze.

Das Oberamt Weinsberg (Oberamtmann Dapp) mit zwei Unterämtern, Main- hardt und Böhringsweiler (Amtmann Schäfer und Gerold) wurde der Landvogtei am untern Neckar zugetheilt, deffen Landvogt feinen Sitz in Heilbronn hatte. Landvögte waren dafelbst v. Bonwinghaufen, Graf Waldeck, Graf Biffingen, v. Welden. Die übrigen Landvogteien waren:

am oberen Neckar Sitz Rottweil.

am mittleren Neckar » Rottenbnrg.

Schwarzwald ,, Calw.

Rothenberg » Stuttgart. ,

an der Enz » Lndwigsburg.

an der Jart ,, Oehringen.

am Kocher »' Ellwangen.

an der Rems und Fils » Göppingen.

auf der Alb » Urach.

an der Donau » Ulm.

am Bodenfee ,, Weingarten.

Dem Landvogt war beigegeben 1 Landvogtei-Steuerrath (in Heilbronn, Müller) und 1 Landvogteiaetuar (in Heilbrenn, Hauff).

Die Diöeese Weinsberg wurde bei der kirchlichen Organisationds. J. dem Generalat Heilbronn zugetheilt. General-Superintendent von Heilbronn war Prälat Duttenhoser 1810—1814.

Aug. Pumpbrunnen statt bisherigen Stangenbrunnens beim Schaashaus errichtet.

Novbr. 8. Aussuchung von Colonialwaaren und englischen Fabrikaten durch eine eigene, vereidete Commission in allen Häusern. Bei Verdacht Haussuchung. Untersuchung der Handelsbücher durch einen eigenen Commissär. Verbrennung englischer Waareu.

Jahrgang: Jan. und Febr. ziemlich kalt mit viel Schnee; Frühling rauh, Sommer kühl. Höchste Temperatur im Juli -^ 27". Sommertage nur 49. Niederste Temperatur im Jan.— 14°. Eistage 35. Erndte und Weinlese mißrathen. Vrod- tare Mai 14 kr., Aug. 16 kr., Sept. 15 kr. Oet. 16 kr. Herbst bei einem geringen Ertrag mittlere Qualität. Preis des Weins bis 59 sl. .

1811. Ruhe, jedoch schon drohende Gewitterwolken am politischen Himmel von Norden her.

Oertliches: Jan. Erweiterung des Friedhoses — außer obigen 16 Ruthen s. 1794 — um weitere 5 Ruthen und Mauerversetzung beschlossen. (Stdt. Prot.)

Jm März stellen die Gebrüder Plank und Comp. 1200 sl. Caution wegen Wiederanlage der Gypsbrüche zu Weinbergen, deßgleichen Friedrich Bitzer 1000 sl.

April. Anlegung einer Chaussee nach Willsbach, deßgleichen einer neuen durch die untere Stadt nach Heilbronn, wo im Juni Mauer und Stakete nthor am unteren Thor gegen Heilbronn, zwischen Armenhaus und Weingärtner Greiners Haus gemacht wurde. Erbauung eines kleinen Thorhauses mit 966 sl. Kosten.

August. Eisengeländer an die Rathhausstassel gemacht. Am 26. August d. J. wurde der bisherige Oberamtmann Dapp zum Provineial - Justizdirektor bei dem Justizeolleginm in Ludwigsburg, und am 13. Sept. der bisherige Oberamtmann von Neresheim Dr. Spittler zum Oberamtmann in Weinsberg ernannt. Camer al- ver walter ist in diesem Jahr Hosrath Wullen. — 15. Aug. Bü«geranuahme des Werkmeisters Hildt, gebürtig von Oppelsbohn mit 1200 fl. Vermögen. Sein Geschick als Werkmeister und Oekonom, sein vom Glück begünstigter Unternehmungsgeist, sein ossener Sinn sür Bildung und jeden Fortschritt, wie seine Rechtlichkeit und seine srüheren merkwürdigen Lebensschicksale weisen ihm noch jetzt einen Ehrenplatz unter den ausgezeichneteren Bürgern Weinsbergs an.

Sept. Verhandlungen wegen Errichtung neuer Criminalgesängnisse nach Abbruch des oberen Th orthurmes (s. J. 1809). Ansinnen des Staats an die Stadt, abgewiesen. ,

eo6. Einrichtung einer Wohnung sür den Hochwächter ausdem Säuthurm, wo derselbe Uhr und Glocke zu versehen hat. Wachtstube sür die Nachtwächter ebendaselbst.

eo6. Beschluß, Thor- und Wachthaus am oberen Thor zu erbauen. Vollendet erst 1813.

Novbr. Stadtmusikus Zinkenist Ehrenseld f. Wahl eines neuen: Mensch von Marbach.

eo6. Wiederherstellung des Badstubenbrunnens, »als des beinahe wasserreichsten der Stadt, der immer gut und brauchbar seie." Kostenanschlag 44 sl.

Ausgezeichneter Jahrgang in Rücksicht aus Witterung und Fruchtbarkeit. Aus mäßig kalten Winter schon im Februar Frühlingswärme bis Mai, wo schon voller Sommer war. Höchste Temperatur im Juli -^ 25 °. Sommertage 47. Niederste im Januar — 12°, Eistage 59. Jm Deeember trat ziemliche Kälte ein. Der im Oktober diefes Jahres erfchienene große Komet erhellke die Nächte der fchon am Matthäifeiertage beginnenden Weinlefe, welche den beßten Wein diefes Jahrhunderts lieferte. Ertrag reichlich, Wein ausgezeichnet füß und geistreich. Weinrechnung I. Cl. 48 fl., III. Cl. 40 fl. Sonstiger Preis 56 fl. Die Getraide- Erndte fiel gut aus; doch wegen anhaltender Dürre Getraide weniger ergiebig, ebenfo die Kartoffeln. Daher fteigende Brodtare: Januar 15 kr., März 16 kr., Juni 17 kr., Juli 21 kr., August 23 kr., September 24 kr., Oktober 26 kr., Nov. 27 kr., Dee. 28 kr. — Jm Herbst in mehreren Gegenden ansteckendes Nervenfieber. 1812. Mit trüben Ahnungen fah Weinsberg und Umgebung Anfangs März das vaterländifche Heer, bestehend in 4 Reiterregimentern, 4 Jnfanterieregi- meutern, 2 Fußjäger- und 2 leichten Jufanteriebataillonen, 2 reitenden und 2 Fußbatterien mit 30 Gefchützen, zufammen 15,800 Mann und 3400 Pferden, bei Heilbronn fich fammeln, wobei Weinsberg die fogen. Königsjäger 1 Woche lang im Standquartier hatte. Nach einer vom Könige dafelbst gehaltenen Heerfchau brachen die Truppen in 4 Zügen am 11. März gegen Mergentheim auf, um mit dem großen Napoleon'fchen Heere von einer halben Million Kriegern den denkwürdigen ruffifchen Krieg zu beginnen. Am 25. Juni betrat das württembergifche Corps den ruffifchen Boden. Durch starke, anstrengende Märfche auf abfcheulichen Wegen, große Hitze bei Tag, kühle Nächte ohne Obdach, Mangel an Lebensmitteln :e. vermehrte sich der Krankenstand und verminderte fich der ausrückende Stand fo fehr, daß die württembergifche Division fchon beim ersten Zufammentreffen mit den beharrlich zurückweichenden Ruffen — bei Smolensk 17, Aug. — nicht viel über 3000 Mann zählte. Selbst der fürftliche Führer der Divifion, der Kronprinz, war von der Ruhr ergriffen worden und fah fich genöthigt, am 19. Juli zurückznkehren. Die heißen Tage von Smolensk lichteten die Reihen noch mehr, fo daß an der Schlacht von Mojaisk im Ganzen nur noch 2636 Mann teilnehmen konnten. Die Schlacht verminderte diefe kleine Zahl um 632 Mann. Während. die Ruffen immer weiter zurückwichen, rückte das franzöfifche Heer am 15. Sept. in Moskau ein. Vonden Anhöhen nm diefe Stadt, auf denen fie lagern mußten, fahen hier die württem- bergifchen Truppen das gräßliche Flammenmeer, das von Graf Rostopfchin angefchürt, </ü der Czaarenstadt verzehrte. Erst am 19. September durften auch fie, aber nur noch 900 Mann Jnfanterie und 245 Reiter stark, in die verheerten Trümmer einrücken. Hier in Moskan, wo der Aufenthalt einen vollen Monat dauerte, wuchs die Division durch Reeonvaleszenten wieder auf eirea 2400 Mann an. Dagegen erlitt das dritte Reiterregiment, welches den Ruffen gegen Kalngha gefolgt war, am 3. Okt. in einem Treffen bei diefem Ort einen folchen Verlust, daß es nach demfelben nur noch 5 Offieiere und 27 Mann zählte. Am Tage nach dem letzten vorwärts gelieferten Treffen bei Tarutino, am 19. Oktober, begann der allgemeine Rückzng von Moskau und mit ihm, beim Mangel an Lebensmitteln, bei eingetretenem ungewöhnlich strengem Winter, bei unaufhörlichen Angriffen der verfolgenden Feinde, mit welchen die Reiterei noch am 5. Nov. ein Gefecht bei Wiazma, das Fußvolk am 15. Nov. ein Gefecht bei Krasnoj hatte, das höchste Uebermaß von Leiden. Am 26/27. Nov. überfchritt der Rest der Divifion, nur noch 80 bewaffnete Mann, die Berezina und erreichte ebenfalls durch Kälte und Hunger feine Auflöfung. In der Provinz Pofen fammelten fich nach und nach 4—500 Mann, wovon 182 noch dienstfähige Mann in Pofen als Befatzung zurückgelaffen wurden. Der Rest und die Ubriggebliebenen kehrten in's Vaterland zurück und wurden bei den neugebildeten Regimentern eingetheilt. (Nach v. Stadlinger, Gesch. des württ. Kr.Wesens,) — Auch Weinsberg, wie jede Stadt und sast jedes Dors des Landes ward voll Trauerns durch die Kunde, daß sast Keiner seiner Söhne aus diesem unseligen Feldzuge zurückkehre, ja daß man von Tausenden nicht einmal wisse, wann, wo und wie sie gestorben. (Bon 14 Söhnen der Stadt kam nur Einer, Namens Veit, zurück.) Aber so sest waren damals die sranzösischen Fesseln noch angezogen, daß man nicht wagte, laut über Denjenigen zu klagen, der die Blüthe unserer Jugend aus den Eisseldern Rußlands hingeopsert hatte. Karrikaturen wie diejenige, wo dem aus einem Schlitten allein und verlassen heimeilenden Feldherrn von '/- Million ein Kosack an der Schneegrenze ein Vergißmeinnicht darreicht, liesen nur heimlich von Hand zu Hand, weil man noch immer vor Demjenigen bebte, der bereits neue surchtbare Streitmassen sammelte und von seinen Bundesgenossen die Stellung neuer Contingente verlangte.

Jahrgang: Später, veränderlicher Frühling; Juni und Juli rauh, erst August bis Oetober warm. Höchste Temperatur im Juli -j- 25. Sommertage 39. Niederste im Januar und Deeember — 16,°. Eistage 62. Der Herbst dss. Js. gewährte einen ziemlich bedeutenden Ertrag, aber das Gewächs war von nur mittlerer Güte. Weinrechnuug I. Cl. 24 sl., III. Cl. 18 sl. Sonstiger Preis 34 sl. Die Erndte mißrieth. Vrodtare: Februar 30 kr., April 32 kr., Mai 34 kr., Juni 31 kr., Juli 28 kr., August 29 kr., September 25 lr., Oktober 24 kr., November und Dezember 26 kr. — Die Seelenzahl betrug im 1.12: 1681, worunter 9 Katholiken. — An die Stelle des nach Hall besörderten Deeans >I. Neusser kam in diesem J. der bisherige Speeial-Superintendent von Markgröningen, öl. He yd.

1813. Nachdem zu Ansang dieses denkwürdigen Jahres Preußen abgesallen, mit unbeschreiblicher Begeisterung gegen Napoleon sich erhoben und (d. 28. Februar) zu Kalisch mit Rußland ein Schutz- und Trutzbündniß geschlossen, den 16. März eine sörmliche Kriegserklärung an Frankreich erlassen hatte: sah Weinsberg das mit bewundernswerther Schnelligkeit neuausgestellte vaterländische Heer von 11,617 Mann und 2724 Pserden mit 24 Geschützen im März und April an die Gränze bei Mergentheim ziehen, von wo sie mit dem 4. sranzösischen Armeeeorps unter General Bertrand gegen Dresden rückten, wo sie Napoleon am 11. Mai aus der Elbbrücke Revue passiren ließ. Am 21. Mai halsen unsere Truppen den Sieg bei Bautzen über die Russen und Preußen erkämpsen, mit einem Verlust von 1211 Mann. Am 31. Mai hatten sie noch in Folge dieser Schlacht ein bedeutendes Gesecht bei Gros- Rosen zu bestehen, woraus sie während eines zweimonatlichen Wassenstillstandes in der Lausitz Cantonirungsquartiere bezogen. Wenige Tage nach Auskündigung des Wassenstillstandes erklärte auch Oestreich Napoleon den Krieg, 19. August, erlitt aber gleich am 26. und 27. Aug. bei Dresden eine empsindliche Niederlage. Nach diesem letzten Lächeln des Glückes ersuhr Napoleon dessen nunmehr entschiedene und beharrliche Ungunst — bei Großbeeren, 23. Aug.; an der Katzbach, 26. Aug.; bei Culm, 30. Aug.; wovon aber die württembergische Division nicht berührt wurde. Desto unglücklicher siel sür sie die Schlacht bei Jüterbock (Dennewitz), 6. Sept. aus, wo sie 2259 Mann verlor und sich in zerstreuten Hausennach Torgau zurückzog. An der großen Völkerschlacht bei Leipzig (18. Okt.) nahm die aus 900 Mann zusammengeschmolzene württ. Division einen mehr untergeordneten An- theil, indem sie nach Weissensels zu marschiren beordert wurde, um sich des Uebergangs über die Saale zu versichern. Nur die Reiterbrigade des Generalmajors Grasen v. Normann gieng am 18. Oktober aus dem Schlachtselde zu der deutschen alliirten Armee über. Nach dem Einzug der Alliirten in Leipzig (19. Okt.) und bei dem Rückzuge Napoleons mit dem Rest seines geschlagenen Heeres hatte die würt- tembergische Division den Artillerievark das 4. Armeeeorps zu decken, welchen General Franquemont am 27. Okt. bei Fulda einem sranzösischen Ossizier übergab, um mit seinen etwa 900 Mann in's Baterland zurückzukehren, wo sie am 31. Oktober bei Mergentheim ankamen und am 2/3. November durch unsere Gegend heimzogen. Es trat hier der eigenthümliche Umstand ein, daß das rheinische Bundeseontingent noch in den sranzosischen Reihen socht, während schon am 26. Okt. einige württem- bergische Truppen, 1 Reiterregiment, 2 Linieninsanterieregimenter, 2 Compagnien leichte Jnsanterie und 1 Fußbatterie nach Aschaffenburg marschirten, um sich dort mit dem östreichisch-bayerischen Heere zu vereinigen. Denn der Konig von Bayern hatte sich schon vor der Schlacht von Leipzig am 8. Oet. vom rheinischen Bunde losgesagt, durch den Vertrag von Ried mit Oestreich, dem es bisher am Jnn seindlich gegenüber gestanden, vereinigt und am 14. Oktober Napoleon den Krieg erklärt. König Friedrich hatte beim Anzug der seindlichen Heere an Napoleon das Ansuchen gestellt, die von allem Militär entblößten Gräuzeu zu schützen. Da er ohne Autwort blieb, und die verbündeten Heere sich den Gränzen immer mehr näherten, so sagte auch er sich vom rheinischen Bunde los, ließ am 26. Okt. von seinen Truppen einen Theil zu dem östreichisch-bayerischen Heere stoßen und schloß, 2. Nov., zu Fulda einen vorläusigen Friedens- und Bundesvertrag mit Oestreich, welchem Bündnisse Kaiser Alexander, den 14. Nov., und der König von Preußen, 21. Nov., beitraten. Bei Hanau wollte das dahin gezogene östreichisch-bayerische Heer Napoleon den Rückweg versperren; aber er wars sich mit Löwengrimm und Löwenstärke aus sie (29. und 30. Okt.) und bahnte sich sieghast seinen blutigen Weg, gieng sodann über den Rhein und betrat den deutschen Boden nicht wieder. Das zu der verbündeten Armee zu stellende Truppenevrps wurde nun schleunigst organisirt. Nach Bollzähligmachung der Feldregimenter ersolgte die Ausstellung von 8 Landregimentern, jedes zu 5 Compagnien und 1019 Maun stark- Sie waren: Nr. 1 Ulm, Nr. 2 Hall, Nr. 3 Hohenlohe, Nr. 4 Ellwangen, Nr. 5 Schorndors, Nr. 6 Heilbronn, Nr. 7 Stuttgart, Nr. 8 Ludwigsburg. Dann trat die Ausstellung eines Landsturms von 110,000 Mann Jnsanterie und 2000 Mann Reiterei ein.' Oberbesehlshaber war Generalseldzeugmeister von Cammerer. Zu Compagnieossizieren wurden die in den Landvogteien angesessenen Fürsten, Grasen und Edelleute, sowie die Oberamts- und Cameralamtsaktuare und Substituten bestimmt. Die Bewassnung bestand aus einer 8' langen, mit einer 6" langen eisernen Spitze versehenen Pike. Besondere Unisorm war nicht vorgeschrieben. Eine handbreite gelbe Binde um den Arm, aus welcher der Name des Bataillons stand, diente zum Abzeichen *).

Compagnie-Commandant von Weinsberg war Baron von Weiler zu Weiler. Es blieb aber bei der Eintheilung ohne Ausrücken. Piken kamen nicht hieher, wohl aber die gedachten gelben Binden. Die Fortschritc der Alliirten machten ein Ausrücken überslüssig. — Am 19. und 20. Dezember dss. Js. marschirte das Hauptquartier der württembergischen Truppen von Stuttgart ab — über Vaihingen, Psorzheim, das badische Land auswärts bis Freiburg, Mühlheim, Schliengen. Am 31. Dez.

  • ) Stadlinger, Gesch. d. württ, Kriegswesens, p. 498.

dieses ewig merkwürdigen Jahres überschritten sie bei dem Dorse Markt, unterhalb Hüningeu, aus einer Schissbrücke den Rhein, um unter dem Oberbesehl ihres Kron- prinzen, als Feldmarschall, den Feind aus seinem eigenen Boden zu bekämpsen. Sie waren nach all dem bisherigen großen Verlust doch wieder 24,500 Mann und 2900 Pserde stark mit 24 Geschützen und bildeten mit einer östreichischen Heeresabtheilung das 4. Armeeeorps des großen verbündeten Heeres, welches die Feldherrn Schwarzen- berg, Barelay de Tolly und Blücher unter den Augen der beiden Kaiser, von Oest- reich und von Rußland und des Königs von Preußen über den Oberrhein, Mittel- rheiu und von Holland her nach Frankreich sührten. — Jm November und Dezember hatte Weinsberg sortwährende Durchzüge von Oestreichern, Bayern und Russen, welche gegen Frankreich marschirten. Es war sür diese ein Etappenplatz, wo Major von Reitzenstein als Commandant stationirt war. Am Advent dss. Js. mußte sogar der Gottesdienst wegen der einrückenden, übel hausenden Russen eingestellt werden. Eine von Heilbronn detaschirte Sauvegarde stellte die Ruhe her. Besser benahmen sich die nachrückenden, hier einquartirten Ko sacken. Auch Kaiser Franz kam hier durch, wobei Feuer an der Landstraße brannten.-Er übernachtete in Besigheim. — Zur Partikular-Geschichte dieses Jahres gehört: Am 6. Juni Nachts II Uhr wurde '/< Stunde von hier der Landjäger Bort von Bretzseld ermordet gesunden. Der Thäter wurde aller Bemühungen ungeachtet nicht ermittelt.

Jm Juli überhandnehmender Wildschaden durch Sauen. Anordnung einer allnächtlichen Feldwache von 24 Mann unter 3 Obleuten. Eingestellt erst nach Leerung des Sommerseldes am 6. Sept. Am 28. Oktober wurden zum Dienst, der eombinirten kaiserlichen und bayerischen Armee 100 Borspann pserde gestellt, wovon 22 ver- loren giengen. Unter den Verlorenen waren 4 Pserde von Weinsberg, wosür die Stadt Entschädigung zahlte 473 sl.

Jahrgang: Strenger Winter bis Mitte März; naßkalter Sommer. Schlechte Traubenblüthe. Der Herbst war deshalb nach Menge und Güte sehr mittelmäßig. Weinrechnung I. Cl. 12 sl., III. Cl, 16 sl. Sonstiger Weinpreis 33 sl. 30 kr. — Höchste Temperatur im Juni, Juli und August -^ 23". Sommertage nur 27. Tiesste Temperatur im Januar —14°. Eistage 59. — Brodtare: 8 Psd. Kbr. im Januar 25-26 kr., Februar 28 kr., März 27 kr., Mai 28 kr., Juni 29 kr., August 26 kr., sinkt aus 22 kr., September 21 kr., Oktober 22 kr., November 23 und 24 kr., Deeember 26 kr.

1814. Nach unbedeutenden Gesechten zwischen dem Rhein und der JII überschritten die Württemberger die Vogesen und lieserten am 11. Januar d. J. dem sranzösischen General Rousseau das erste Treffen bei Epinal, schlugen ihn in die Flucht und nahmen die Stadt. Auch der General Mortier mit Napoleons alter Garde wurde am 18. Januar bei Chaumont, und am 24. Januar bei Bar sur Aube zurückgeschlagen. Gegen Ende Januars übernahm Napoleon selbst den Oberbesehl, nachdem er seine Gemahlin, Marie Luise, zur Regent in ernannt hatte, zwang durch hitzige Gesechte bei Vrienne die Preußen unter Blücher ansangs zum Rückzuge, wurde aber am 1. Febr. nach hestigem Kamps bei Brienne vom Kronprinzen von Württemberg hinter die Aube zurückgeworsen, woraus Troyes, die Hauptstadt der Champagne, den Württembergern in die Hände siel, 7. Februar. Neue Lorbeeren erwarben sie sich am 10/11. Febr. durch Erstürmung der von Ge- neralAlix besetzten Stadt Sens; mußten aber bei Moniere«n vor dem mit großer Uebermacht andringenden Napoleon — 18. Febr—nach bkutigem Kampse zurückweichen, wobei fie einen Verlust von 90 Todten, 716» Verwundeten und gegen 2000 Gefangenen hatten. Auch die mitkämpfenden Oestreicher verloren gegen 2000 Mann an Gefangenen. Die Tapferkeit des Regiments Kronprinz als Nachhut rettete das Corps vor gänzlichem Untergange. Nach der Affaire bei Montereau zog fich das ganze Heer unter Schwarzenberg hinter die Aube zurück. Die Alliirten fchloßen ein engeres Bündniß zu Chaumont (1. März). Die Unterhandlungen zu Chatil- lon wurden abgebrochen (19. März). Dem Kronprinzen gelang es, beim Vordringen Napoleon mit feinem Heere bei Areis (20. März) über die Aube zurückzuwerfen. Jn diefen Tagen der steigenden Gefahr faßte Napoleon den kühnen Entfchluß, den Krieg in den Rücken der Verbündeten, in die Länder zwifchen der Mofel und dem Rhein zu fpielen. Aber die Verbündeten, durch die neueren Ereigniffe ennuthiget, folgten ihm nicht, wie er erwartet hatte, gegen die Gränze, fondern zogen vorwärts gegen Paris. Auf diefem Zuge stieß der Kronprinz (25. März) bei l» ?öre On»mps. noise auf eine Abtheilung des franz. Heeres unter Marmont und Mortier und fchlug daffelbe, worunter die junge franzöfifche Garde war, mit einem Verluft von 4000 Gefangenen zurück, worauf die Straße nach Paris den Verbündeten offen stand. Noch in der Nähe von Paris hatten die Württemberger hitzige Gefechte bei Cha- renton, St. Maure und Vineennes zu bestehen, wobei fie 19 Todte, 126 Ver- wundete und 26 Vermißte hatten (30. März). Marmont bot einen Waffenstillstand an und die Verbündeten hielten am 31. März ihren fiegreichen Einzng in Paris mit dem Kaifer Alexander, dem König von Preußen und dem Kronprinzen von Württemberg an der Spitze, Von den Württembergern rückte nur das Regiment Prinz Friedlich mit ein; das übrige Corps zog am 2. April durch die Vorstadt St. Antoine und lagerte sich in der Umgegend von Paris. Napoleon, zu fpät in Fontainebleau angekommen, wurde vom Senate des Reiches entfetzt — Talley- rand und die Bevollmächtigten der Monarchen an der Spitze (2. April) — die Krone Frankreichs wurde »durch freie Wahl des Volkes" dem Brnder Lndwigs XVI. übertragen und diefer nahm als Ludwig XVIIl., von England zurückkehrend, am

.' «« , von dem Throne Befitz. Napoleon, endlich in die unbedingte Abdankung fich fügend, gieng auf die ihm als fonveränes Fürstenthum mit Beibehaltung des Kaifertitels bewilligte Jnfel Elba ab und. am 30. Mai wurde der Frieden von Paris gefchloffen. Das württembergifche Corps trat in der Mitte Mai's den Rückmarfch in das Vaterland an, gieng bei Straßburg über den Rhein und wurde bei Vaihingen vom König gemuftert. Der Kronprinz kehrte am 11. Juli über London zurück. — Zu Festfetzung der neuen Ordnung der Dinge trat zu Ende Septembers der Wiener Congreß zufammen, zu welchem die Kaifer von Rußland und Oestreich, die Könige von Preußen, Dänemark, Bayern und Württemberg, viele Fürsten, Feldherrn und Staatsmänner zufammentraten. König Friedrich verließ Wien noch vor dem Schluß der langwierigen Verhandlungen und kehrte am Ende diefes Jahres in fein Land zurück.

Oertliches: Diaeon Kl. Binder kommt als zweiter Helfer nach Lndwigsburg; an feine Stelle rückte Pfarrer!«. G und er t von Jlshofen, 1814—22. An die Stelle des im März diefes Jahres gestorbenen Generalfuperintendenten Duttenhofer von Heilbronn rückt Deean Prof. Müller von Tübingen. — Erbaunng des Stadtstalles an der Bleiche mit eirea 1300 fl. Kosten < urfprünglich zu Unterbringung von Kriegs- gefangenentransport. — An Collaborator Röckers Stelle kommt Collaborator Beyttenmüller 1814—23. — Der Herbst gewährte nicht blos sehr wenig Wein in Folge von Frühlingssrost, sondern auch herben und sauern. Weinrechnung I. Cl. 48 sl., III. Cl. 44 sl. — Niederste Temper. im Jan. — 17°, höchste im Aug. -^ 26°. Eistage (mit 0 u. —0) hatte der Jahrgang 67, Sommertage (mit -^ 20° und darüber) 53. Der Winter war zwar nicht sehr kalt, aber durch lange Dauer ausgezeichnet. Noch zu Ausang des Mai Frost, Juni und Juli meist heiter, aber erst im August und September recht warm. Jm Oktober schon empsindliche Kälte mit starken Nebeln. Brodtare: Januar 24 kr., März 22 kr., April 20 kr., Mai 21 kr., Juni 22 kr., Juli 23 kr., August 19 kr., Sept. 18 kr., Okt. 19 kr., Nov. 18 kr., Dez. 17 kr.

1815. Am 11. Jan. d. Js. wurde Weinsberg, wie das ganze Land durch das Manisest des Königs überrascht und ersreut, worin er, den Congreßbeschlüssen zuvorkommend, die Einsührung einer landständischen Versassung und die Vorlegung derselben bei den aus den 15. März einberusenen Ständen zusagte. Weinsberg war dabei vertreten durch Consulent Fetzer, einen Sohn des hiesigen vieljährigen Oberamtmanns Fetzer, und da Fetzer sür einen andern Bezirk sich entschied, durch Stabsschultheiß Mauchard von Eberstadt (welcher die Versassungsurkunde von 1819 unterzeichnete). Da aber die Stände aus Wiedereinsührung der altwürttem- bergischen Versassung beharrten, so wurde die Versammlung am 5. August ent- lassen. — Jhre Verhandlungen waren ohnehin, wie auch die des Wiener Congresses unterbrochen worden durch die unerwartete Rückkehr Napoleons von Elba (d. 1. März) und seinen Triumphzug nach Paris, 20. März, von wo Ludwig XVIII. nach Lille und Gent entfloh. Die noch in Wien versammelten Monarchen sprachen eine surchtbare Acht gegen Napoleon aus, erneuerten das Bündniß von Chaumont und boten eine Kriegsmacht von 1,365,000 Streitern gegen ihn aus. Der Congreß beschleunigte seine Geschäste und beendigte sie am 11. Juni, nachdem am 8. Juni die deutsche Vundesaete unterzeichnet worden war. — Württemberg ließ zwischen dem 28. April und 10. Mai ein Heer von 29,766 Mann mit 3334 Pserden und 30 Geschützen über die Gränze gegen den Rhein rücken, welche zum 3. Armeeeorps der Verbündeten unter dem Oberbesehl des Kronprinzen stießen. Auch die Ausstellung einer allgemeinen Landmiliz von 64,000 Mann wurde angeordnet. Jm benachbarten Heilbronn kamen der Kaiser von Oestreich und der von Rußland zu Ansang Juni's mit dem Kronprinzen von Württemberg und den übrigen Feldherrn zusammen, um den Feldzugsplan zu verabreden. — Von hier aus kam Kaiser Franz ineognito auch nach Weinsberg und besuchte mit einigen Adjutanten, worunter ein junger Gras v. Trautmannsd ors, ein Nachkomme des ehemaligen Landesherrn, s. 1635, welchem der Kaiser scherzend sein srüheres Erbgut zeigte, die Burgruine. — Aber noch ehe die Württemberger den Rhein überschritten, hatten in Belgien die Schlachten bei Ligny (16. Juni) und bei Belle Allianee (oder Wa- terloo) 18. Juni unter Wellington und Blücher den Kamps entschieden. Jn wilder Flucht zerstreuten sich die geschlagenen Franzosen. Napoleon entsagte dem Throne zu Gunsten seines Sohnes, 22. Juni, was aber nicht angenommen wurde. Von allen Seiten her rückten die Verbündeten wieder gegen Paris — der Kronprinz von Württemberg nach einem siegreichen Tressen bei Straßburg (Susselweihersheim) am 28. Juni — und hielten nach geschlossenem Waffenstillstand am 7. Juli ihren zw eiten seierlichen Einzug in Paris; während die württemb. Truppen am 5. Juli über die Vogesen in's Jnnere von Frankreich rückten und bei Nevers in Cantonirungen kamen. Die 3 Landwehrregimenter mußten mit einem hessischen und 2 öftreichifchen Bataillonen den Rücken der Armee decken und die festen Plätze im Elfaß blokiren, wobei fie fich am 11. und 16. Juli vor Schlettstadt auszeichneten.

Lndwig XVIII. kehrte am 8. Juli in die wieder eroberte Königsstadt zurück. Napoleon aber fchiffte fich an demfelben Tage zu Rochefort ein und wurde als gemeinfchaftlicher Gefangener aller Verbündeten von den Engländern in das ihm bestimmte Felfengrab von St. Helena gebracht, wo er am verhängnißvollen 18. Oet. eintraf und am 5. Mai 1821 fein thatenreiches Leben endete.

Umtriebe der ber. Frau v.Krüdener auf dem benachbarten Rappenhof. Verhältuis; derfelben zu Kaifer Alexander. Veranlaffung zur heil. Allianz. (Sie zog i. J. 1824 von Liefland mit den 1hrigen nach der Krimm und starb dafelbst zu Ende deffelben Jahrs.)

1815. Während ihres damaligen Aufenthalts in Paris und der Fnedensunter- handlungen fchloßen die Monarchen von Rußland, Bestreich und Preußen einen Bund, der auf den Grundfätzen des Christenthums beruhen follte und deßwegen der heilige Bund genannt wurde, zu welchem alle europäifchen Monarchen, außer dem Papst und Großfultan, eingeladen wurden und welchem Alle, außer England und den gleichfalls geladenen nordamerikanifchen Freistaaten, beitraten.

Am 20. Nov. wurde der zweite Frieden von Paris gefchloffen. Vermöge deffelben blieben 3 württ. Jnfanterie- und 1 Reiter-Regiment mit einer Fußbatterie bei dem für 5, oder nach Umständen 3 Jahre in Frankreich stehenden Oeeupations- heere von 150,000 Mann, während die übrigen Truppen fchon am 21. Oet. über Dijon, Epinal:e. zurückzogen und am 16. Nov. bei Enzberg den vaterländifchen Boden betraten. Die obged. Landwehrregimenter waren aus ihren Standquartieren im Elfaß fchon am 19. Oet. über Rottweil heimgekehrt und wurden fofort entlaffen.

Von den 700 Millionen Fres., welche Frankreich zufolge diefes Friedensfchluffes als Kriegssteuer bezahlen mußte, erhielt Württemberg für feinen Theil 1,200,000 fl. Entfchädigungs- und 3,947,284 fl. Brandfchatzungsgelder.

So trat endlich die lang erfehnte Stille auf den furchtbaren Sturm ein, der feit etlich und 20 Jahren über Europa hingebraust und auch Weinsberg bald näher, bald entfernter, bald unmittelbar, bald mittelbar berührt hatte. An junger Mannfchaft ftellte die Stadt zu diefen Kriegen ein starkes Contingent, von welchen nur im rufstfchen Feldzug blieben 14 Mann, während nur ein Einziger (Veit) zurückkam. Dierolf (f. unten 1840) war unter dem nachgefchickten Ergänzungs- Regiment und kam nur bis Thorn.

Angestellt waren hier in diefem Jahr: Oberamtmann Spittler, .I. 15. D.; Cameralverwalter: Götz; Stadt- und Amtsfchreiber Endres; Stadt- und Amtspfleger: v. Olnhaufen; Commun-Rechunngs-Revifor: Fraas, Notar; Oberamtsarzt: Dr. Niethammer; Oberamtschirurg: Knaus; Deean: Kl. Heyd; Diaeon: KI. Gundert; rr»«e«pt. Vie.: KI. Oetinger; Collaborator: Beutenmüller; Bürgermeifter: Plank; Stiftungspfleger: Walther; Schullehrer: Weiß und Reuter.

Jahrgang: Winter kalt vom Januar bis Mai. Mitte Aprils erfroren die Reben. Erndte mißrieth. Der Herbst diefes J. gewährte nnr wenig und fehr geringen Wein. Gleichwohl stellte sich der Preis I. Kl. auf 80 fl., II. Kl. 72 fl. Niederste Temperatur im Januar — 16", höchfte im Juni, Juli und August > 23». Eistage (mit 0 und — 0) 56, Sommertage mit -»- 20° und darüber 43.

Brodtaie: Januar 16 kr., Februar 16 kr., April 18-20 kr., Mai 21 kr,, Juni 23 kr., Juli 22-20 kr., August 21 kr., September 19 kr., Oetober 21 kr.

1816. Fortdauernde, sruchtlose Verhandlungen über eine ständische Versassung — unterbrochen durch den am 30. Oet. d. J. unerwartet ersolgten Tod des Königs Friedrich, 7 Tage vor seinem 62. Geburtstag.

Unter König Wilhelm. 1816 bis jetzt.

Regierungsantritt Königs Wilhelm, vermählt am 24. Januar ebendieses Jahrs mit Katharina, Großsürstin von Rußland, Wittwe von Prinz Georg von Holstein-Oldenburg.

Der Sommer dieses Jahres war so permanent regnerisch und naßkalt, daß schon die Heuernd te sast nicht eingethan werden konnte und auch sür die übrigen Feldsrüchte gänzlicher Mißwachs zu besorgen war, wozu auch noch der Bezirk am 8. August von Hagelschlag betrossen wurde, dessen Schaden in der Stadt aus 49,148 si., im ganzen Bezirk aus 102,212 sl. geschätzt wurde. Zugleich verderblicher Sturm und heftige Gewitter nach jedem Sonnenblicke. — Der Herbst mißrieth gänzlich, da die Trauben nicht zur Reise gelangten. Der aus den ausgeschnittenen, weniger harten und sauren Trauben gewonnene Wein war nur durch Vermischung mit Obstmost trinkbar. Dennoch stellte sich die Weinrechnung vom Wein I. Kl. aus 40 fl., III. Kl. aus 30 si. und der Preis zu Stuttgart aus 70—80 si. Alter Wein stieg aus 100 fl. bis 250fl. — Jn Folge hievon außerordentliche Theurung und Hungersnoth bis 1817. Fruchtpreise: Lichtmeß Kernen 15 si., Haber 4 si.; Martini Kernen 34 sl., Haber 7 sl. 15 kr.

Brodtare: 8 Psd. März 24 kr., April 26 kr., Juli von 33 kr. aus 36 und 38 kr. steigend. Nach der Mißerndte: August 40 und 42 kr., September 40 und 48 kr., Oetober 38 und 44 kr.. Deeember 43 und 46 kr. 3 Loth Weck 1 kr.

Jm Juli wurden von der Stadt 100 Schessel Dinkel angekaust und an die Bäcker allmählich abgegeben, welche von 1 Scheffel 120 Laibe 5 8 Psd. liesern mußten. Nach geschehener Ausnahme der hülssbedürstigen Armen wurde 1 solcher Laib 5 8 Psd. abgegeben: an ganz Arme um 12 kr-, an Mittelarme um 24 kr.

Zu Unterstützung der Armen und Verhagelten des Bezirkes kam im Aug. d. J. eine Anweisung von 218 Schesseln Dinkel, 50 Schssl. Gersten, 20 Schffl. Roggen in gemindertem Preise, und sür arme Weingärtner ein Stenernachlaß von 5000 si.

Wegen der Theuruug wurde schon am 8. Aug. der Aussuhrzoll von Früchten erhöht und die Fruchtverkaussaeeise ausgehoben.

5. Nov. Erössnung des deutschen Bundestags in Franksurt.

Württemb. Bundeseontingent sammt Reserve 20,934 Mann.

Niederste Temperatur im Februar — 17°, 77 Eistage; höchste im Juli und August -5- 23° Reaumur. Nur 15 Sommertage mit -^20°.

1817. Durch vorangehenden Mißwachs sortdauernde außerordentliche Theurung undHungersnoth. Der Preis von 1 Scheffel Dinkel stieg aus 40 fl., Gersteaus 52 fl., Haber aus 24 fl.,1 Sri. Erbsen galt 7 sl., i Sri. Kartoffeln4 fl., 1 Psd. Brod 18 kr.

Die Brodtare sür 8 Psd. Brod war: im Januar 54 kr., Februar 56 kr,, März 58 kr. bis 1 si., April 1 fl. 2 kr., Mitte 1 fl. 4 kr., Ende 1 fl. 8 kr-, Mai Ifl.lOkr., Isi.8kr., Juli 1 fl. 12 kr., nach der Erndte Aug. wieder 54 kr., September 36 kr., Oetober 40 kr., November 44 kr. — Ochseusleisch im Juli 15 kr. pr. Psd., Rindfleisch 12 kr.

Jn dieser Zeit der bittersten Noth hals die Königin Katharina (s. 24. Jan. 1816) durch eigene reichliche Gaben, durch Stistung von Wohlthiitigkeitsvereinen im

ganzen Land unter einer Centralleitung, an deren Spitze sie trat, durch Veschästi- gung-und Speisung der Armen, durch Sorge sür die Erziehung armer Kinder, durch Gründung von Jndustrieschulen u. s. w.

Am 17. April wurde eine eigene Commission zu Ankaus ausländischer Früchte niedergesetzt.

Aus Veranlassung der Centralleitung wurde auch hier eine Kinder-Jndu- strieschule und eine ausgezeichnete Suppenanstalt aus össentliche Kosten errichtet, welche letztere ihren Sitz in einem Hause an der Bleiche hatte.

Berechnung der Kosten sür täglich 100 Portionen Suppe aus 25 Wochen eirea 1872 sl. — Berechnung der Kosten der zugleich errichteten Spinnanstalt: Einkaus von 281 Psd. Hans, 50 Psd. Flachs,- Spinnerlohn sür Hans 20 kr., sür Flachs 28 kr., 304 sl. — Zugleich wurde eine össentliche Backanstalt errichtet und der Antheil daran nach 3 Klassen solgenderweise bestimmt: Kl. I. erhielt den 8psündigen Laib Brod 5 1 sl. gegen 36 kr. baar, 24 kr. aus Rechnung, 39 Pers.; Kl. II. erhielt den Lpsündigen Laib Brod 5 1 sl. gegen 24 kr. baar, 36 kr. aus Rechnung, 80 Pers.; Kl. III., 11 ganz arme Personen, erhielt einen oder '/« Laib ganz srei.

Die Regiernng öffnete ihre Kästen und verkauste den Schssl. Dinkel zu 10—12 sl. Schon im Mai wurden dem Oberamtsbezirk bei dem Camera lamt Heilbronn an sog. Sustentationssrüchten angewiesen 11 Schffl. Kernen, 29 Schssl. Waizen, wovon die Stadt erhielt 11 Schssl. Kernen, 9 Schffl. Waitzen; sodann bei dem Came- ralamt Vaihingen: 10 Schssl. Roggen und 110 Schssl. Dinkel; endlich bei dem Cameralamt Weinsberg: 15 Schffl. Roggen, 70 Schssl. Dinkel. Noch wurden von der Privatgesellschast in Heilbronn erkaust: 100 Schffl. Waitzen. (Stdt. Prot.)

Die Preise der Lebensmittel wurden im Juni d. J., wo der Scheel Dinkel aus 35 sl., der Kernen (zu Lauffen) aus 80 sl. gestiegen war, ossieiell solgendermaßen tarirt und dursten nicht höher verkaust werden, als: 1 Scheffel Dinkel im Haus zu 14 fl. aus dem Markt 16 fl.

1 ,, Roggen und Gerste » ,, ,, 24-sl. » » » 27 fl. 1 » Kernen und Waizen « ,, » 38 sl. » » ,, 42 fl. I » Haber ' « « « I0 sl. ,, » «12 fl.

1 Simr! Erbsen, Linsen «. " » » 4 fl. ., » » 5 fi. 1 « Kartoffel » ,, " 2 fl. .. .. » 2 fl. 30 kr.

Die besonders reiche Kartosselernlte dieses Jahrs machte im September die Fruchtpreise sinken. Fruchtpreise an Lichtmeß 1 Scheffel Dinkel II fl. 10 kr., Roggen 24 sl., an Martini 1 Schssl. Dinkel 9 fl. 52 kr., Roggen 23 sl., Mittelpr. Gerste 18 fl. 28 kr. — Der Ertrag des Herbstes war gering; das Gewächs, wenn auch nicht gut, doch wenigstens trinkbar. Weinrechnung in Weinsberg I. Kl. 60 fl., III. Kl. 50 fl. Sonstiger Weinpreis 70 sl. — Niederste Temperatur im Dee. — 9°. Höchste im Juni -I- 25". Eistage 52. Sommertage 39. — Außerordentliche Ueberschwemm ung gegen Ende Mais, so stark wie im Oetober 1778.

Am 23. Juli wurde endlich der erste Erndtewagen am Stadtthor von der Bürgerschast und der gesammten, mit Blumen bekränzten Schuljugend empsangen und unter Musik und religiösem Gesang vor das Rathhaus begleitet, wo Dekan öl. Heyd eine seierliche Dankrede hielt und die Gemeinde ein sröhliches «Nun danket Alle Gott" anstimmte. Jn einem wegen der vorjährigen Noth unbesäeten Felde war ein reicher Segen aus Demjenigen ausgewachsen, was in der vorigen nassen Erndte ausgesallen und aus dem Boden zurückgeblieben war, in ungewöhnlicher Körnersülle. Neue Versassungsverhandlungen ohne Resultat.

Jm Sommer d. J. wurde die Kirche wegen des eintretenden Resormations- Jubiläums unter Leitung des Landbaumeisters Abel restaurirt, neugeplattet, ge- weißnet. Derschadhaste westliche Giebel ward wieder hergestellt. Die Stühle wurden reparirt. Mittlerweile ward in der Schule gepredigt. Neue Einweihung am Jubiläum, wobei 282 Stücke Resormationsmedaillen, gesertigt von Bruckmann und Comp. K 20 kr. an die Schuljugend vertheilt wurden. Kosten 94 fl., woran sreiwillige Beiträge 31 sl,, Stistungspstege 64 sl. (Stdt. Prot.)

Jm Juli d. J. wurde der seitherige Oberamtmann Dr. Spittler pensionirt und im August der Oberamtmaun von Tübingen, v. Wols, nach Weinsberg versehl. An die Stelle des Präe. Laux -j- pens. 2. Oet. kam «. Oettinger bis 1818.

Das vormals Stadtschreiber Zeller'sche Haus an den Kirchenstasseln (1816 von Bürgermeister Plank erworben) wurde in diesem Jahr vom Staate zu einer Dia- eonatswohnung erkaust und von Diaeon öl. Gundert bezogen. .

1818. Jahrgang: milder Winter; baldiges Frühjahr; schon im April ein Sommertag mit -j- 22 °, aber am 30. und 31. Mai schädlicher Frost. Jm Juni Steigen der Temperatur bis-^ 25°, im Juli bis-i- 28°. Sommertage 67. Eistage 59. Tiesste Temperatur im Dee. — 10°. — Die Noth gemildert durch diesen bessern Jahrgang. Brodtare sinkend: Jan. 36 kr., Febr. 32 kr., Mai 28 kr., Juni und Juli 28 kr., Aug. 26—24 kr., Oet. 22 kr., Nov. 21. kr. Preise der Lebensmittel herabgehend: an Lichtmeß Kernen Mittelpreis 22 fl. 17 kr. pr. Schffl., Dinkel 9 fl. Haber 5 fl. 27 kr.; an Martini Kernen 12 sl. 18 kr., Dinkel 5 sl. 18 kr., Haber 4 sl. 38 kr. Herb st er trag ziemlich viel und Qualität sehr gut. Die Weinlese begann am 9. Oetober. Weinrechnung I. Klasse 68 sl., IIl. Klasse 60 fl., anderswo höchster Preis des Weins pr. Eimer 130 fl. Mittelpreis 60 sl.

Jm Februar Ausstellung einer täglichen Botin nach Heilbronn.

Jm November'd. J. erschien eine neue Organisation der Staatsverwaltung. Eintheilung des Landes in vier Kreise: Neckar-, Donau-, Schwarzwald- und Jartkreis mit vier Kreisregierungen, vier Gerichtshösen und vier Finanzkammern. Trennung der Rechtspflege von Verwaltung und Polizei. Aushebung der bisherigen Unterämter des Bezirkes, (s. oben 1810.)

Jn Folge dessen erhielt Weinsberg ein Oberamtsgericht und Oberamt und wurde dem Gerichtshos sür den Neckarkreis (in Esslingen) und der Regierung des Neckarkreises (in Ludwigsburg) untergeordnet; das Cameralamt (srüher Kellerei) der Kreissinanzkammer (in Ludwigsburg).

Erster Oberamtsrichter (vorher Regierungs-Assessor in Ulm) wurde im März solgenden Jahrs: Vöcklen, in Ansangs gemiethetem Loeale. Später (im J. 1821) wurde die Behausung des srüheren Lichtenstern'schen Kellers Holzwarth am oberen Thor erkaust und zur Oberamtsgerichtswohnung eingerichtet.

Oberamtmann blieb der seitherige Oberamtmann von Wolss, März 1819. — Die Aushebung der Stadt und Amtsschreiberei ersolgte erst» im Juni 1821 und die Organisation der Gerichts- und Amtsnotariate dasür erst 1826 s. u.

Freiere Gemeindeverwaltung durch Stadtrath und Vürgerausschuß 31. Deebr. d. J. und 1. März 1822.

Präeeptor Oetinger als Pros. nach Ulm besördert. Nachsolger Walker. Sept. d. J.

Novbr. Tod des Mädchenschulmeisters Weiß. Amtsverweser resp. Nachsolger Winter.

Am 11. Deebr. d. J. wurde der seitherige Oberamtsarzt von Gaildors Dr. Ju- stinus Kerner, der gemüthliche schwäbische Dichter und geistreiche Geistermann zum Oberamtsarzt in Weinsberg ernannt. Ansangs in Miethwohnungen sich behelsend, erbaute er sich später, s. 1822, das von L. Uhland besungene Dichterhaus am Fuße der Weibertreue, dessen getreues Bild in G. Schwab's Schwa- ben (das malerische und romantische Deutschland. I. Leipzig 1847. p. 36.) zu sinden ist. Das Areal dazu und zu einem kleinen anstoßenden Garten erhielt er von der Stadt, (s. unten 1822.)

Seiner Einbürgerung verdankt Weinsberg, daß es in den letzten vier Jahrzehnten, sür längere oder kürzere Zeit, der Ausenthaltsort von berühmten Männern und Frauen aller Stände, von Dichtern, Gelehrten, Künstlern u. s. w. geworden ist, sür welche seine Muse, seine liebenswürdige Persönlichkeit, sein Humor, sein idyllischer Sitz, seine magisch-magnetischen Kuren, s. unten 1.1826—33, u. s. w. ein weithin anziehender Magnet wurden. Wir nennen unter den öster und ost sür längere Feit Wiederkehrenden: L. Uhland (seinen Jugendsreund), G. Schwab f, Carl Meier, Niembsch Lenau f, Gras Alexander von Württemberg f, G. Psitzer, Ed. Mörike; unter den ephemeren: Tieck, Fouqus, Ladisl. Pyrker, (Patriarch, Dichter), Matthison, Wilhelm Müller (Versasser der Griechenlieder), Mosenthal, Gras v. Allersberg (Anast. Grün), Achim v. Arnim (Gatte der Bettina), Willibald Aleris, Varnhagen, Rückert, Kobell, Lamey (sranz. Dichter), James Henry (irischer Dichter), A. Knapp, Mor. Hartmann, Freiligräth, Geibel; die Frauen Rosa Maria, Amalia Schoppe, Helmina v. Chezy, Emma v. Nienders, Ottilie Wildermuth. Sodann Dr. Schleiermacher, Schubert, Sternberg, Görres mit Familie, Frhr. v. Wangenheim, vi-. Eschenmaier, Dr. Wolsg. Menzel, vi-. David Strauß, Parrot, Dingelstedt, Berthold Auerbach, Franz Kugler, Fr. List (Staatsökonom), Dr. Passavant, Ennemoser, vr. Schönlein, Friedrich v. Maier (von Franksurt), Loben, Moysen, Gras Pozzi, Rugendas, Nägeli (der Schweizer Musikmeister), Fürst Pückler-Muskau, Rybinsky, (letzter Generalissimus der Polen), Herzog Mar von Bayern (Bater der östreich. Kaiserin), Prinz Adal- bert von Bayern, Gustavson, (vorm. König von Schweden), Löwe, Abert, Teures Bruckmann u. U. m., besonders Künstler und Schauspieler.

1819.9. Jan. unerwarteter Tod der allverehrten Königin Katharina (s. oben 1817). Große Landestrauer. Tranerläuten.

Jm Juni wurde der bisherige Bürgermeister Plan! als Stadtschultheiß (nach der neuen Organisation) von Oberamtmann v. Wolss aus dem Rathhause beeidiget, erkrankte aber schon im Juli d. J. und starb am 13. Aug.

Wie der bisherige Amtsbürgermeister von nun an Stadtsckultheiß, so heißen die bisherigen Gerichts- uud Magistrathsverwandte nun Stadträthe und das bisherige Stadtgericht hat ein Ende. Damit endigen auch die seit 1708 vorliegende Stadtgerichts ^Protokolle.—Am 8. Sept. wurden die gewählten Bürger- Deputirte beeidigt.

Jm Juni Finanzkammer-Assessor Dornseld (I.) zum Cameralverwalter hier ernannt.

13. Juli Einberusung einer neuen Ständeversammlung nach Ludwigsburg, mit welcher der Abschluß des Versassungs-Vertrags am 23. Sept. glücklich zn Stande kommt. (Ständ. Prot, vom 23. Sept. d. J.)

Unterzeichnung und Ueberreichung der Versassungs-Urkunde am 25. Sept. Von Seite Weinsbergs unterschrieb der Abgeordnete Mauchard »en. von Eberstadt. Ver- kündigungs-Manisest vom 27. Sept. als dem Geburtsseste des Königs.

Feierliche Begehung des Versassungssestes im ganzen Land am 24., 28. und 31 Oetober.

Fruchtpreise an Lichtmeß Kernen 9 sl. 40 kr., Dinkel 4 fl. 44 lr., Haber3sl. 56 kr.; an Martini Kernen 8 fl. 6 kr., Dinkel 3 fl. 46 kr., Haber 3 fl. 8 kr. Brod- taxe Febr. 18 kr., März20kr., Novbr. 15 kr., Dee. 14 kr. Der Herbst d. J. gab vielen und guten Wein. Weinrechuung osfie. IKl. 36 fl., IIl. Kl. 28 sl. Anderer Orte Mittelpreise: 50 fl., theilweise aber auch verkaust zu 100 fl. und drüber. Niederste Temperatur im Jan. — 8 °, höchste im Juli > 29 °. Eistage 54. Sommertage 72.

Von 1820—30. Politische Ruhe und glückliche Friedensjahre. Ausbau der württemb. Landesversassung. Der erste Landtag nach der Versassung vom Jahr 1819 wurde gehalten vom 15. Jan. 1820 bis 26. Juni 1821. Abgeordneter sür Stadt und Amt Weinsberg war aus diesem und dem zweiten Landtag Fetzer, Dr. Jur. in Stuttgart, Sohn des srühern hiesigen Oberamtmanns (nach Z. 157. der Versassung aus 6 Jahre gewählt.)

13. Febr. Oberamtgerichtsaetuar Psass wird als gewählter Stadtschultheiß beeidigt; schon am 30. Sept. vorig/n Jahrs zum Bürger angenommen.

Seelenzahl von 1820 1,744 worunter 29 Katholiken.

Herbstertrag von 1820 wenig und sehr schlecht in Folge anhaltender un. günstiger Witterung. Weinrechnung I. Klasse 36 fl., III. Klasse 28 fl., anderswo Preis bis 51 fl. — Niederste Temper. im Jan. — 15 °, höchste im Aug. - ^ 27 °. Eistage 72. Sommertage 58. — Fruchtpreise an Lichtmeß Kernen 8 fl. 6 kr., Dinkel 3 fl. 44 kr., Haber 3 fl., Gerste 4 sl. 18 kr.; an Martini Kernen 8 sl. 2 kr., Dinkel 3 fl. 14 kr., Haber 2 fl. 34 kr., Gerste 3 fl. 36 kr.

1821. An die Stelle des im Sept. vorigen Jahrs gestorbenen General-Superintendenten Müller von Heilbronn tritt als solcher der bisherige Deean von Neuenstadt öl. Märklin.

Seelenzahl in diesem Jahr 1751 Evangelische und 32 Katholiken, zusm. 1,783.

Herbstertrag weder der Quantität noch der Qualität nach zusriedenstellend. Durchschnittspreis des Weins im Oberland 10 fl,, im Unterland 25 fl. Letzte gerichtliche Weinrechnung I. Kl. 26 fl., III. Kl. 18 sl. — Niederste Temp. im Febr. — 8 °, Eistage 67, höchste im Juli uud August -j- 25°. Sommertage nur 37. Frucht- peise an.Lichtmeß Kernen 8 fl. 16 kr., Dinkel 3 ft. 25 kr., Haber 3 fl. 40 kr.; an Martini Kernen 8 fl. 16 kr., Dinkel 3 sl. 40 kr., Haber 2 fl. 24 kr,, Gerste 5 fl.

1822. Diaeon KI. Gundert kommt als Stadtpsarrer nach Murrhard; an seine Stelle rückt Repetent Süßkind 1822-29.

Jm Mai dieses Jahr wird die vorher verpachtete Bleiche den Einwohnern zum Selbstbleichen ihres Tuches unentgeldlich überlassen.

Am 31. Mai gibt die Stadt dem Oberamtsartzt Dr. Kerner ungesähr ein Vrtl. Boden im grasigen Haag zu Erbauung eines Wohnhauses unentgeltlich ab und schreibt es ihm als Eigenthmn zu. Die nöthigen Schwellen dazu erhält er um die hälstige Tare aus dem Stadtwalde.

eo6. ertheilt sie ihm und seiner Gattin und Familie unentgeldlich das Bürgerrecht. (Stadt-Prot.) ' .

Jm Juli wurde beim Pslästern des Marktes an Hutmacher Schultheiß Haus ein vormaliger Pumpbrunnen ausgesunden und einstweilen mit einer Platte bezeichnet und hernach im August wieder als solcher eingerichtet.

Ein ausgezeichnetes Weinjahr. Reichlicher Ertrag und an Güte dem Gewächs von 1811 nicht viel nachstehend. Niederster Preis 50 sl. , höchster 100 sl. Mittelpreis 55 sl. Herbstsatz schen den 13. Sept.; am 1. Oet. alle Keltern geschlossen. Höchste Temperatur im Juli 4- 28 °. Sommertage. 80. Tiesste im Dee. — 13 °. Eistage 58. — Fruchtpreise: immer noch große Wohlseilheit und Uuwerthe. Landes- Durchschnitt Roggen 5 sl., Dinkel 3 sl. bis 3 sl. 30 kr., Haber 3 fl., Gerste 4 sl. Heilbronner Durchschnitt, Roggen 3 sl. 56 kr., Dinkel 3 fl. 3 kr., Haber 2 sl. 10 kr., Gerste 3 fl. 48 kr.

1823. 6. März Geburt des Kronprinzen Karl. Auch hier wie im ganzen Lande Dankgottesdienst. — Oberamtsrichter Böcklen wurde nach Backnang versetzt und am 25. Oktober Oberjustizassessor He yd, bisheriger Oberamksgerichtsverweser in Oehringen, zum Oberamtsrichter in Weinsberg eruauut.

Nov. Collaborator Veyttenmüller zumPräeeptor in Murrhard besördert. Nachsolger s. solg. J. — Aus der Collaboraturschule wird bald eine Realschule.

Herbstertrag ziemlich viel, aber von geringer Qualität, da die Trauben nicht überall zur Reise gelangten. Niederster Preis 7 sl,, höchster 50 sl. Mittelpreis 23 sl. — Höchste Temperatur -> 26". im August, Sommertage 5l. Niederste Temv. — 15". im Jan. Eistage 67. Fruchtpreise aus den herrschastlichen Kästen Roggen 6 sl. 11 kr., Dinkel 3 sl. 28 kr., Haber 3 fl. 58 kr., Gerste 5 fl. 30 kr.

1824. Ans Anregung Dr. Kerners Bildung eines Frauen- (Weibertrene)- Vereins zur Restauration der Burgruine. Ankaus des innern Weinbergs. Ve- setzung mit Gesträuchen nnd Bäumen. Wege. Die zwei Thürme werden zugänglich gemacht. Aeols harsen in die Oessnuugen des runden Thurmes. Ringe mit geschlissenen St ein chen ans den Mauerruineu zum Verkaus.

Jm Sept. kaust Dr. Justinus Kerner vom Cameralamt 1°/>° Rutheu Platz, woraus der sogenannte Diebsthurm steht, nm 7 sl. Dichterischer Einbau und Restauration desselben (s. unten Oertlichkeit).

Septbr. Tod Ludwigs XVIII. in Frankreich. Suee. Carl X. sein Bruder. — Emanation des neuen Psandgesetzes und der Strafproeeßordnung. — Collaborator an Veyttenmüllers Stelle Maute, nachmals Reallehrer hier.

Herbstertrag der Menge und Güte nach äußerst gering, da es an beständiger heiterer Witterung sehlte. Mittelpreis 21 sl. — Höchste Temperatur -l- 27» im August. Sommertage 56; niederste — 9 °. im Januar. Eistage 52. — Frucht- preise im Oktober Kernen 6 sl. 25 kr., Dinkel 2 fl. 42 kr. bis 3 fl., Haber 2 sl., Gerste 3 fl. 19 kr. — Außerordentliche lleberschwemmung im Neckarthal und in anderen Thälern; in Heilbronn 10—12" höher als im I. 1817.

1825. Bauer Eytel vom Scheuernboden herab todtgesallen. — Zur Vollziehung des Psandgesetzes vom vorigen Jahr wurde den 12. Deebr. als Psand- Commissär sür Weinsberg ausgestellt: Stadtschultheiß Psass. Für ihn den 4. März solg. Js. Kleinknecht, bisheriger Oberamtsaetuar allhier.

Herbstertrag wenig, aber noch über Erwarten gut. Mittelpr. 21 fl. 24 kr. Fruchtpreise der Finanzkammer im Oktbr. Roggen 4 fl. 27 kr., Dinkel 2 fl. 50 kr., Haber 2 fl. 30 kr., Gerste 4 sl. 27 kr. — Höchste Temperatur -r- 26° im Juli. Sommertage 48.; tiesste im Febr. — 10, 4". Eistage 56.

1826. Bildung der Gerichts- nnd Amtsnotariatsbe'irke. Weinsberg Ger.- Not. II. Klasse. Amts-Not. Löwenstein und Eschenau. Ger.-Notar in Weinsberg: Endres, bisheriger Stadtschreiber. — Dritter ordentlicher Landtag. 1. Dee. Abgeordneter sür Weinsberg Dapp s. 1809. Einwohnerzahl 1870.

Tillen>»s, Weinsberg. 15

Herbstertrag sehr viel von mittlerer Güte. Mittelpreis 21 sl. 24 kr.

— Höchste Temperatur -j- 26/ im Juli. Sommertage 57. Tiesste im Jan. — 13,'. Eistage 66. Der Januar allein 31. — Fruchtpreise am Ende des Jahrs 1 Schssl. Dinkel nur 2 sl. 17 kr., Landes-Durchschnitt 1 Schssl. Roggen und Gerste 4 sl. 27 kr.

Am 25. November dieses Jahrs kam Frau Hausse die «Seherin von Pre- vorst« (nach der bekannten Schrift von Dr. Kerner) nach Weinsberg und in die Behandlung des I)i-. Jnst. Kerner. Jn den Schluß dieses und den Laus der zwei solg. Jahre sallen die in gedachter Schrist erzählten, Weinsberg damals zu einem'Wallsahrtsort Glaubiger und Unglaubiger machenden Erscheinungen und Geistergeschichten.

1827. Stadtschultheiß Psass wegen Besorderung der Reinlichkeit in den Straßen und Gassen, namentlich sür Anlegung von Misthausen, Gruben :e. im Regierungsblatt össentlich belobt, — 4, April. Hinrichtung des Raubmörders Bauer von Ramiuingeu, O.A. Ulm, kathol. Cous. wegen eines den 9. Okt. vor. J. an Friedr. Knapp von Knittlingenz seinem Reisegesährte!!, beim steinernen Tisch durch Erschießen begangenen meuchlerischen Raubmords.

Herbstertrag nach Quantität nicht bedeutend, nach Qualität gut. Höchster Preis 66 sl., Mittelpreis 20 sl. 13 kr. Höchste Temp. im Juli -^ 27,'. Semmertage nur 37. Niederste im Febr. — 20,". Eistage 70. im Februar allein 26. — Fruchtpreise: Ldsdurchschn. Dinkel 3 sl. 58 kr., Roggen und Gerste 6 sl.. 1 kr., Haber 2 sl. 42 kr.

Am 31. Deebr. wurde der neue Spital — unterhalb der Stadt — aus der Masse des Fabrikanten itleinknecht nm 1800 sl. vom Slistungsrathe erkaust und später, Jahr 1828—29, ein Stock ausgebaut.

1828.Außerordentlicher Landtag sürGesetzesentwürsevom 15.Jan.bis4.Aprild.J.

— Der verdiente Präeeptor Walker wird den 25. Oktbr. als Oberpräeeptor an das Gymuasinm Heilbronn versetzt.

Herbstertrag über alle Erwartung und der reichste seit langen Zeiten. Güte des Weins mittelmäßig, doch im Keller noch gewinnend. Durchschnittsertrag des Morgens nahe an 5 Eimer, Niederster Preis 4 sl., höchster 50 sl. Mittelpreis 10 sl, 51 kr. — Höchste Temp. im Juli -^ 26/. Sommertage 40. Tiesste im Jan.

— 8,'. Eistage72. Die meißten im Febr. 18. — Fruchtpreise: Durchschnitt Roggen 12 fl. 47 kr-, Dinkel 5 sl. 42 kr., Haber 3 sl. 7 kr. Jn Heilbronn Roggen 12 sl. 35 kr,, Dinkel 5 fl. 26 kr., Haber 3 sl. 43 kr.

Jn diese Jahre sällt der von Jnstinus Kerner in seiner »Seherin von Prevorst p. 472« erzählte Geisterspuck in dem (vormaligen) Gesängnißzimmer des Ruth- hauses, von dem aber später — von 1836 an — nichts mehr verlautete; ebenso der Kelterspuck vor einer reichen Weinlese. i>. 470,

1829. Präeeptor Stoll von Güglingen den 18. Febr. an Walkers Stelle zum Präeeptor in Weinsberg ernannt. — Jm Aug. d. J. starb die Seherin von Pre- vorst (s. oben 1826) in Löwenstein. — Jm Okt. d. J. wurde das Psandbereini- gungsgeschäst in der Oberamtsstadt Weinsberg — nach Reg.-Bl, — vollendet. — Am 9. Deebr. wurde der bisherige Diaeonus Süßkind aus das Diae. Ludwigsburg besördert. An seine Stelle trat am 14. Juli des solg. J. als Diaeonus der bisherige Repetent Mai er. — Das im Jahr 1769 erbaute und nach Verkaus des alten Spitals (s. oben 1800) gebrauchte kleinere städtische Armenhaus zwischen dein neuen Heilbronner und dem unteren Thor wurde nach Aequisition des neuen Spitals in diesem Jahr an Weingärtner Bauer verkaust.

Der Herbst gab weder vielen noch guten Wein, da die Trauben bei der nassen Herbstwitterung nicht ganz reis wnrden. Höchster Preis 36 sl.; niederster 3 sl. Mittelpreis 9 fl. 57 kr. — Höchste Temperatur im Juli -j- 28. Sommertage nur 26. Niederste Temp. im Febr. — 16,°, Eistage 121, die meißten im lausenden »ee. — Fruchtpreise: Durchschnitt Kernen 11 sl. 50 kr,, Dinkel 4 sl., Haber <3 sl. 35 kr., Gerste 6 sl. 52 kr. Jn Heilbronn Kernen 9 fl. 13 kr., Dinkel 3 sl. 59 kr., Haber 3 sl. 20 kr., Gerste 5 sl. 5 kr.

Mit 1830 Beginn neuer unruhiger Jahre, wenn auch ohne Krieg. — 27—29.JuliJuli-Revolution inParis. Absetzung undVertreibungKönigs Carl X. Louis Philipp von Orleans, Regent 3°/'. Juli, besteigt aus Aussorderung der Kam- mer den Thron. 9 August. — Rückwirkung aus deutsche Stimmung und Zustände. — Vierter ordentlicher Landtag vom 15. Januar bis 7 April.

Besonders strenger, langedanernder Winter; stärkste Kälte am 2, Febr. mit —25 bis 26°. Guter Frühling; kühler Sommer, günstiger Herbst; mittelmäßige Fruchtbarkeit, ausgezeichnete Menge von Aepseln. Wein nicht viel und von mittlerer Güte. Niederster Preis 10 sl., höchster 70 sl., Mittelpreis 30 sl. — Höchste Temperatur im August - ^ 27/. Sommertage 45. Niederste Temp. im Febr. — 25. Eistage 96, im Jan. allein 31. — Fruchtpreise (Landesdnrchschu.-Preise), 1 Echssl. Kernen II sl. 12 kr., Roggen 7 sl. 40 kr., Gerste 5 fl. 36 kr., Dinkel 4 fl. 32 kr., Haber 3 sl. 36 kr. — Seelenzahl von 1830 1,887, worunter, 31 Katholiken.

1831. Januar. 19. Neckaraustritt bei Heilbroun. — Bewegungen — in Folge der vorj. Juli-Revolution — bei den Neuwahlen sür den nächsten Landtag. — Vaterländische Vereine. — Wahlausschüsse.

Septbr. Verhandlungen wegen Maßregeln sür den Fall des Eindringens der Cholera. — Anschassung von 10 weiteren Bettstätten im Armenhaus. — Jn dem neuen Spital wurde aus Antrag des Stadtschultheißen Psass in diesem Jahr eine Armenversorgungs- und Armenbeschästigungsanstalt gegründet und die von Psass sorgsältig entworsenen Statuten von den betressenden höheren und niederen Aussichts-Behörden genehmigt.

Jahrgang: mäßig kalter Winter; ziemlich nasser Frühling. Sommer viel Regen, viele Gewitter. Herbst gut und heiter, zur Weinlese tressliche Witterung. Herbstertrag ein mittlerer nach Quantität und Qualität; letztere zum Theil sogar gering. Niederster Preis 10 fl., höchster 78 fl.. Mittelpreis 34 sl. — Höchste Temp. im Juli -> 23,'. Sommertage 46. Niederste Temp. im Jan. — 17/. Eistage 64. im Januar 26. Fruchtpreise gegen Ende des Jahrs Kernen 20 sl., Roggen 13 sl. 38 kr., Dinkel 7 sl. 32 kr., Gerste 10 fl. 45 kr., Haber 5 sl. 12 kr.; srühere herrschastliche Durchschnittspreise Kernen 20 sl., Roggen 8 fl. 36 kr., Dinkel 4 fl. 57 kr., Gerste 5 fl. 53 kr., Haber 3 sl. 53 kr.

1832. Fortdauernde Bewegungen der patriotischen Vereine. — Große Versammlung zu Voll im April dss. Js. — Bundestagsbeschluß gegen diese Vereine vom Juni d. J. — Wahl des (liberalen) Stadtschultheißen Psass zum Abgeordneten des Oberamtsbezirks Weinsberg.

Am 26. Nov. wurde Schwarz in, ux. des Bürgers Schwarz von Gellmersbach, welche ihren unehelichen sast 5jährigen Knaben ertränkt hatte, hier mit dem Schwerdte hingerichtet.

Jahrgang: maßig kalter Winter mit wenig Schnee, erste Hälste des Sommers viel Regen mit Gewittern und starker Abkühlung; zweite, gleichsörmige warme Witterung ; mancher Orten verderblicher Hagel. Herbst größtentheils heiter, aber sür Traubenreise nicht hinreichend lang gelind. — Ausgezeichneter Obstsegen sast überall. Herbstertrag ziemlich viel, aber gering, kaum trinkbar. Mittelpreis 19 fl. 30 kr, — Höchfte Temperatur im Juli ->- 29 °. Semmertage nur 36. Niederfte Tenlp. im Januar — 7,<. Eistage 108, im Jan. 24, im Febr. 21, im Deebr. wieder 20. — Fru chtpre ife, Landesdurchfchnitt nach württemb. Jahrbüchern, Kernen 20 fl., Dinkel 7 fl. 32 kr.. Roggen 13 fl. 38 kr., Gerfte 10 fl. 45 kr., Haber 5 fl. 12 kr. Schranne in Heilbronn 1832-33. Kernen 13 fl. 2 kr., Dinkel 5 fl. 10 kr., Roggen 8 fl. 21 kr., Gerste 7 fl. 40 kr., Haber 4 fl. 33 kr.

1833. Eröffnung des neuen Landtags im Jan, diefes Jahrs. — Auflöfung der Kammer fchou am 22. Mar; wegen des Pfitzerfchen Antrags gegen die Vun desbefchlüffe vom Juni vorigen Jahrs. — Neuer Landtag eröffnet'am 20. Mär; diefes Jahrs, bezeichnet als Steuerverwilligungs-Landtag. Oppofition Römer :e. — Militair-Complott von Lieutenant Koferitz :e. 1833—35.

Herbstertrag: ziemlich viel, aber gering. Miltelpreis 19 fl, 30 kr. Jahrgang: mäßig kalter Winter, ziemlich guter Frühling, warme Sommerwitterung; bald aber zu viel Regen und kühl; Oktober wieder beffer, Dec. gelind viel Regen. — Höchste Temperatur im Juni -^ 26,2. Eonimerlage 34, im Mai und Juni 15. Niederste Temp. im Jan. — 12,^. Eistage 67 , darunter im Jan. 26. — Neckaraustritt den 19. Dee. — Stetiges Wanken der Fruchtpreife, Landesdurchfchnitt Kernen 10 fl. 35 kr., Roggen 7 fl. 40 kr., Dinkel 4 fl. 41 kr,, Haber 4 fl. 19 kr., in Heilbronn 1833—34 Kernen 8 fl. 57 kr,, Roggen 5 fl. 36 kr., Dinkel 3 fl. 49 kr., Haber 3 fl. 40 kr,

4. Juli. Gerichlsaetuar Straub zum Affeffor des Gerichtshofs Ellwangen, — Justiz-Referendär Eckard den 20. August zum Gerichtsaetuar hier ernannt.— Andrang von fogenannten »dämonifch-magnetifchen" oder »Befeffenen" zur »magifchmagnetifchen" Heilart Dr. Kerners *).

1834.1. Jan. Beitritt Württembergs zum deutfchen Zollverein. —Vorzügliches Weinjahr in Folge trockenen, heißen Sommers. Ertrag außerordentlich reich und vorzügliches Produet. Mittelpreis 32 fl. 12 kr. — Höchste Temperatur im Juli - ^ 28 ". Sommertage 88, darunter im Juli 28, im August 21. Niederste Temp. im Deebr. — 10 °. Eistage 90, darunter im Febr. 23, im März 17, im Deebr. 20. — Vom Mai faft bis zum Okt. feltene Sommerhitze nach mildem Winter. — Frucht preife, Landesdurchfchnitt Kernen 10 fl. 10 kr., Roggen 7 fl. 10 kr., Dinkel 4 fl. 25 kr., Haber 4 fl. 3 kr. Heilbronn 1834-35 Kernen 10 fl. 32 kr., Roggen 7 fl. 4 kr., Dinkel 4 fl. 46 kr., Haber 4 fl. 36 kr.

Auch in diefem und dem folgenden Jahr mehrere fogenannte Befeffene von allen Gegenden her in der ärztlichen Behandlung (magifch-magnetifchen Heilart) des Oberamtsarztes Dr. Kern er. u. A. das Mädchen von Orlach.

1835. JmSeptbr. Deean K1. Heyd aus Veranlafsung feines 50jährigen Amtsjubiläums zum Ritter der württembergifchen Krone ernannt.

Jahrgang. Winter mit mäßig andauernder Kälte. Frühling in zweiter Hälfte Aprils; bald mit Sommertagen; Juni Stillstand der Vegetation; Juli starke Hitze bis Septbr.; zweite Hälfte Oktbrs. Winterkälte. — Herbftertrag viel und gut, doch dem vorjährigen nachstehend. Höchster Preis 75 fl., Mittelpreis 22 fl. — Höchste Temperatur im Juli -^ 28 °. Sommertage 61, darunter im Juli 25. Niederste Temp. im Deebr. — II, 8. Eistage 99, darunter im Jan. 22, Novbr. 22. Deebr. 20. —

-) Siehe deffen Gefchichte Befeffener neuerer Zeit und Nachrichten vom Vorkommen "des Befeffenfeins. l836.

Getreide reichlich. Fruchtpreife: Kernen 10 fl., Roggen 7 fl. 22 kr., Dinkel 4 fl. 23 kr., Haber 4 fl. 22 kr. (Landesdurchfchnitt) Heilbronn 1835—36 Kernen 8fl. 12 kr., Roggen 6fl. 12 kr. Dinkel 3 fl. 34 kr., Haber 3 fl. 36 kr. Vom 12. Sept. d. J. an bis zum Febr. des folgenden Jahres fpielt die fo vieles Auffehen machende, von Dr. Kerner in der Schrift: Line Erfcheinung aus dem Nachtgebiete der Natur, befchriebene Geiste rge fchichte im hiefigen Gefängnif). Mittrlebtes. Von 1836 bis 1857.

1836. Landtag vom 30. Jan. bis 18. Jul. Schulgefetz. Frohnablöfungs- gefetz. 27. Jan. Pensionirung des Deeans von Heyd auf Anfuchen. Nachfolger 25. Aug. Deean von Blaufelden, Kl. Dille nins. Aufzug deffelben am 29. Sept. Investitur am 9. Okt, (Sonntag Vormittag) durch Prälat v. Märklin. 'le«te«: Deean v. Heyd, Ephorns Hanber. — Dermalige Angestellte: Oberamtsrichter Heyd, Oberamtmaun v, Wolff, Cameralverwalter Dornfeld l., Gerichtsnotar Endres, Ober- amtspfleger v. Olnhaufen, Oberämtsarzt I)>-. Kerner, Diae. Maier, Stadtfchnltheiß Pfaff, Präe. Etoll, Reallehrer Mante, deutfche Schullehrer: Winter und Reuther, Stiftungspfleger Weber. — Im Nov. wegen Ausbruchs der Cholera in München verfchiedene Regierungserlaffe und Vorbereitungen; doch zum Glück vergeblich. Jahrgang: Viele Ahnlichkeit mit 1834. Lange anhaltende Semmerwärme. Ungewöhnlich große Echneemeuge zu Ende des Jahrs. Geringe Gewitterzahl. 2. Dezember Neckaraustritt bei Heilbronn. Herbstertrag nicht nur nicht viel, fondern auch fchlecht. Miltelpreis 23 fl. I7 kr. Hochste Temperatur im Juni -i- 26,». Sommertage 50, im Juli 19, im August 18. Niederste im Jan. —16,<. Eistage 72, darunter im Jan. 23, Febr. 21, Dez, 11. — Getreide fehr gut gerathen. Fruchtpreife nach Landesdurchfchnitt. 1 Scheffel Kernen 9 fl. 27 kr., Roggen 6 fl. 22 kr., Dinkel 4 fl. 4 kr., Haber 3 fl. 59 kr. Jn Heilbronn 1636—37 1. Juli 1 Scheffel Kernen 8 fl. 32 kr., Roggen 5 fl. 52 kr., Dinkel 3 fl. 44 kr., Haber 3 fl. 48 kr.

Seelenzahl von 1836 —'- 1807, worunter 30 Katholiken.

1837. Jm Febr. Verfuch mit einer nächtlichen Fortbildungsfchule für eonfirmirte Jünglinge, wo;u fich 40 freiwillige Theilnehmer meldeten. Daner bis zum Anfang der Feldgefchäfte, — Reorganifation des städtifchen Schulwefens nach dem neuen Schulgefetze. Penfionirung des bisherigen zweiten Mädchenlehrers Reut her wegen hohen Alters. — Aufstellung eines Unterlehrers an der zweiten Mädchenfchule: Frohumaier, bisher Lehrer in Lichteustern. Juni. Combinirnng der beiden Knabenfchulen mit einer definit. Knabenfchulmeistersstelle, wozu ernannt wurde Unterlehrer Lumpp von Eßlingen. 24. Okt. — Trennung der Meßnerei von der zweiten Mädchenlehrersstelle. Uebertragung derfelben an den Sohn des vorigen Meßners (und zweiten Mädchenlehrers), Buchbinder Reut her. 11. Nov. — Gründung eines Frauen- und Jungfrauenvereins zu Beauffichtigung und Unterstützung der Mädchenindustriefchnle und ihrer Lehrerin Reuther. März. — Restaurirung der Kirche, Weißnen, Erweiterung der Orgel für die Kirchenmusik. Verbefferte Heizeinrichtung in der Saeristei. — Wiedereinführung des Abblafens vom Thurme. — Conftituirung eines Hülfsbibelvereins für Stadt und Amt. Vorstand: Deean Dilleninö, Seeretär: Diae. Maier, Kaffier: Kaufmann Hardten. — Einführung eixes Abendgottesdienstes am Eylvesterabend bei beleuchteter Kirche mit Altar- rece von Deean.— Sept. Tod des Gerichtsnotars Endreß. Kath. Nachfolger im Nov. Oberamtsgerichts-Aetuar Stierlen von Gaildorf. — 6. Sept. Neckaraustritt bei Hettbronn. — Jahrgang: Winter fehr lang, wenn auch nicht befonders kalt. Gründonnerstag (23. März) und Ostern (26. Mär;) noch weiß. Noch nach Belaubung der Gesträuche (7—10. April) Alles weiß. Tieser Schnee noch am 17. April. Traubenblüthe zwar sehr gut, aber nachher minder günstige Witterung. Daher Wein zwar viel, aber sehr herb und sauer. Mittelpreis 12 sl. 38 kr. Brodsrüchte brandig. Obst meißt von Raupen zerstört. Landesdurchnittspreise: Kernen 10 sl. 58 kr,, Roggen 7 fl. 6 kr., Dinkel 4 sl. 54 kr., Haber 4 fl. 8 kr. Jn Heilbronn 1837—38 1. Juli Durchschnitt: Kernen 12 fl. 56 kr., Roggen-8. sl. 1 kr., Dinkel 5 fl. 21 kr. , Haber 4 fl. 45 kr. Höchster hier beobachteter Thermometerstaud -j- 25° I1. Aug. Sonuuertage 48, niederster — 13,s am 5. Jan. Eistage 97 (Stuttgart sogar 101). Tressliches Nordlicht am 18. Februar Abends 8- 12 Uhr. Höhenrauch vom 25—30. Juni und am 1. Juli.

1838. 17. Jan. bis 22. Okt. Außerordentlicher Landtag. Strasgesetzbuch. Erössnung einer Kleinkinderschule sür das Sommerhalbjahr vom 20. April bis 20. Okt. in der unteren Rathhemsstube. — Mai 19. Tod des Cameralverwalters Dornseld I. Nachsolger gegen den Herbst hin Cameralverwalter Lutz vou Waiblingen. — Juni 1. Tod des seit einiger Zeit gemüthskranken Stadtraths und Feldwebels bei der hiesigen Bürgergarde, Esenweiu, Küsermeisters. Militärischer Leicheneonduet. — 16. Juni. Tod des resignirten Oberamtspsleger v. Olnhansen, an dessen Stelle schon vor Jahressrist Oberamtspfleger Würth getreten war. — 23. Juni. Tod des Oberamtsdiener Mai er. an dessen Stelle Oberwachtmeister Bechter trat. — September. Verlegung des Schuleonserenzsitzes von Wills- bach in die Amtsstadt. Conserenz-Direetor wird sür den Bezirk Weinsberg Psarrer Schiller v. Bitzseld. — Dezember. An die Stelle des austretenden Land- tagsabgeordneten Stadtschultheißen Psass (s. 1832) wurde zu Ansang dieses Monats sür die nächsten 6 Jahre gewählt Oberamtsrichter Rümelin von Heilbronn.

— Jahrgang: Winter nicht sehr streng, aber lang; noch nach Ostern am 18. März Morgens Alles weiß. Selbst am 29. April Schneegestöber. Heuerndte Ende Junins. Getreideerndte 6. Aug., ziemlich reichlich und gut. Herbste sansang 18. Okt. Quantität und Qualität ziemlich gering. Preise20—30 sl. Obst strichweise reichlich. Fruchtpreise im Landesdurchschnitt: Kernen 13 sl. 18 kr., Roggen 9 sl. 31 kr., Dinkel 5 fl. 22 kr., Haber 4 fl. 41 kr. Heilbronn 1838-39, 1. Juli, Kernen 13 fl. 49 kr., Roggen 8 fl. 38 kr, Dinkel 5 sl. 18 kr., Haber 4 fl. 2 kr. Höchster Thermometerstand hier -i- 26,5 14. Jnli. Sommertage 45, in Stuttgart 47; niederster — I8,s 16. Jan. Eistage 93 (in Stuttgart 103). Früher Eintritt des Winters.

Einwohnerzahl mit Fil. 1912,

1839. Neuer Landtag vom 1. Febr. bis 9. Jnli. Budget. Polizeistrasgesetz. - Jan. Tod des kaum eingetretenen Oberamtsdieners Bechter. Nachsolger Wachtmeister Merk. Beide kathol. Cons. — Febr. 7. Erderschütterung — auch in Heil- bronn, Besigheim, Leonberg und aus dem Schwarzwalde wahrgenommen. 25. Ueber- schwemmung bei Heilbronn. — April. Unterlehrer Frohnmaier kommt als Lehrer an das K. Arbeitshaus Lndwigsburg. Nachsolger Unlerlehrer Gnßmann,

— Mai. Der led. Fuhrmann Küstner verunglückt aus der Löwensteiner Steige und wird todt hierher gebracht. — Juni. Theilnahme des hier neugebildeten Gesangvereins (Liederkranzes) an dem Oehringer Liederseste. 24. Juni. Aus- zug dazu mit der ihm gestistetei!, von Jungsrauen gestickten neuen Standarte. — Sept. Dr. Krell, prakt. Arzt, zieht ab nach Plieningen. — Okt. Tod des bisherigen Oberamtsgerichtsdieners Maier. Nachsolger desselben Dannenhauer. —

Nov. Oberamtsrichter Heyd als solcher nach Ludwigsburg besördert, zu großem Bedauern des Bezirks. Abreise am 8. Deebr. Oberamtsgerichtsverweser: Akt. Eckard. Nachsolger Rom er, s. Aug. solg. Jahrs. — Herb st durch regnerische Witterung und Fäulniß beschleuniget. Beginn 11. Okt. Quantität ziemlich stark. Qualität gering. Es sehlte an Geist. Preis niedriger als in der Umgegend, zwischen 19—27 sl. Mittelpreis 24 sl. Frucht preise nach Landesdurchschnitt: Kernen 14 sl. 50 kr. bis 15 fl. 25 kr., Roggen 10 fl. 34 kr., Dinkel 6 fl. bis 6 fl. 12 kr., Haber 4 fl. 10 kr., gesallen aus 3fl. 38 kr. Heilbronn 1839—4N: Kernen 14 fl. 41 kr., Roggen 9 sl. 34 kr., Dinkel 5 fl. 45 kr., Haber 3 sl. 56 kr. Jm Winter starker anhaltender Frost mit bedeutendem Schnee. Spätes Frühjahr nnd ziemlich anhaltende Sommerhitze. Höchster Thermometerstand hier -^ 28, den 18, Juli. Sommertage 63, 10 mehr als in Stuttgart, im Juli 22; tiesster — 14 deu 28. und 29, Jan. Eistage 69, in Stuttgart 81. I840. März 12. Tod des pensionirteu Deeans, Seniors der evang. Geist- lichkeit, Ehrenbürgers von hier, öl. von Heyd, Ritter des Kronordens im 91. Lebens- jahre. — Mai 25. Durch Oberamtmann v. Wolst Constitnirung eines landwirth- schastlichen Bezirksvereins, welcher zu seinem Vorstand wählte den Deean Dil- l e n i u s, zum S e e r e t a i r Eameralanttsbuchhalter Pahl, zum Cassier Oberamispsleger Würthi neben diesen einen Ausschuß (von 12 Personen), welcher die Statuten und eine Gesindeordnuug zu entwersen hatte, — Jnni 7. nnd 8. Theilnahme des hiesigen Liederkranzes an dem großen Lieder sest in Heilbronn; mit Nachseier in Neckarsulm am 12. Juli Nachmittags. — Angust 14. Durchzug eines baierischen Linien-Insauterie-Regiments Herdtling, 1280 Mann, nach Rheinbaiern zur Ablösung des dort liegenden, in das Uebungslager bei Nürnberg einberusenen Regiments. — Ankunst des zum Oberamtsrichter allhier ernannten Oberjustizassessors Römer von Eßlingen. — 24. Durchzug eines baierischen Jäger- Regiments von Landau nach dem Uebungslager bei Nürnberg. — 25. Durchzug des baierischen Linien-Regiments Herzog Wilhelm, 1460 Mann, von Rheinbaiern ebendahin. — September. Mißlingen des vom Liederkrauze beabsichtigten Sing- sestes am 6. Sept. zur Seeularseier der Weibertreue, weil die Kreisregierung ein solches am Sountag nicht gestaltete. — Beginn des großen Manövres des 8. Armeeeorps bei Heilbronn mit einem Feste, das König Wilhelm im Saale des Aktiengartens am 7. gab. — 10. Sept. Einrücken des 1. badenschen Jnsanterie- Regiments und einer badenschen Fußbatterie in's hiesige Quartier mit Rasttag am 11. Durchzug des 2. bad. Jusanterie-Regiments in's Weinsberger- nnd eines Dragoner-Regiments in's Eberstadter Thal. — I1. Sept. Großes Feuerwerk aus dem Exereierplatz in Heilbronn in Anwesenheit König Wilhelms, des Großherzogs von Baden und des Erbgroßherzogs von Darmstadt, Ein württembergischer Soldat durch eine horizontalstiegende Rakete getödtet. — Sept. 12. Abzug des hiesigen badenschen Quartiers. Beginn des großen Manövres mit einem Neckarübergang oberhalb Heilbronn. Das sogen. Rheineorps wurde nach dem Plane vom sogen. Neckareorps bis Frankenbach zurückgedrängt. Abends kam das 6. württ. Jnsanterie-Regiment und einige Schwadronen des 3. Reiter-Regiments mit der badenschen Fußbatterie wieder Hieher in's Quartier, um am 13. srühe zu Fortsetzung des Manövres von Frankenbach an wieder auszurücken. Abends Rückkehr des Hauptquartiers nach Heilbronn, wo dem König Wilhelm ein großer Fackelzug aus dem Markte gebracht wurde. Truppen kamen nicht mehr über den Neckar herüber und das Hauptquartier'rückte am 14. nach Sinzheim. — 21. Sept. Erstes landwirthschastliches Fest im grafigen Haag >uit Preisvertheilung durch den Bereinsvorstand Deean Dillenius. — Das an diefem Morgen vom Nürnberger Lager zurückziehende baierifche Jäger- Regiment (f. 24. Aug.) begrüßte die am Hagthore aufgesteckte blau und weiße Stadlflagge — auch baierifche Landesfarbe — mit einer Fanfare. — 23. Sept. Durch- zug des 2. württ. Juf.Regiments auf der Rückkehr vom großen Manövre in feine Garnifon Ulm. — eo6. Durchzug des vom Nürnberger Lager zurückkommenden baierifcheu Regiments Herzog Wilhelm (f. 25. Aug.) nach Rheinbaiern. Quartier in Heilbronn und Umgegend. — Okt. 3. Veteranen fest. Ueber 300 Mann Be- terauen des Bezirks erhalten auf dem Markt die vom König neugestiftete Krieg«- Denkmünze. Von hiesiger Stadt wurden damit deeorivt 27 Mann: Biber, Färbermeister, gewef. Unteroffizier, jetzt 1859 f; Wolpert, Kübler, jetzt f; Hell, Unteroffizier, jetzt f; Stricker, Schreiner, ausgewandert; Müller, Weingärtuer, jetzt f: Preffel, Kupferfchmid, jetzt f; Scholl, Bäckermeister; Debeld, Weingärtuer, jetzt 1-; Merk, O.A.-Diener; Unteroffizier Dierolf, Weingärtuer (kam1312imruff. Feldzug bis Thorn); Vetz, Weingärtuer, jetzt v; Hofmann, Ehir. Unterarzt, jetzt f; Bifchof, Stadtbcte; Müller It., Weingärtuer, jetzt f; Simon, Bauer, jetzt f; Hamm, (Feldzug von 1794,) jetzt f; Ihle, Tedtengräber; Greiner, Weingärtuer, jetzt f; Greineck, Weingärtner, jetzt f; Geiger, Weingärtuer, jetzt v; Wirth, Weiugärtuer, jetztf; Bernecker, Weingärtuer und Bauer; Weiß, G., Zimmermann, jetzt f; Steck, Dreher, jetzt f; Paule, Weingärlner, jetzt f; Speckmaier, Weingärtuer, jetzt f; Vetz, Stadtrath, Waldmeifter. Es leben alfo von diefen i. J. 1859 nur noch 8 Mann. — 4. Okt. Durchzug des baier. Regiments Herdtling (f. 14. Aug.) aus der Pfalz, nach feiner Garnifon Neuburg zurückkehrend. Letzte Kriegsfpielfpur. — An Unterlehrers Gußmanns Stelle Greiß. — 13. Dee. Zahlreiche Theiluahme au dem Abfchiedsfeste, das der Lieder- kranz dem nach Eßlingen beforderten Knabenfchnlmeister Lnmpp (siehe 1837) giebt. — 25. Dee. Einweihung des in diefem Jahr erweiterten, zu Familiengräbern eingerichteten, äußeren Gottesackers bei der Beerdigung eines lateinifchen Schülers, des älteren Sohnes von Kaufmann Knorr. — 31. Dee. wie feit 1837 gewöhnlich, Abendgottesdienst beim Jahresfchluß. Der Herbst, für welchen vom Frühjahr her allerlei fanguinifche Hoffnungen rege geworden und wieder verfchwunden waren, begann am 18. Okt. Einige Reifen hatten in der vorhergehenden Woche das Laub und die unreifen Trauben geuommen und nun trat häßliches Regeuwetter und Fäulniß ein. Bei ziemlicher Quantität großer Mangel an Käufern. Qualität bei forgfältiger Auslefe nicht übel. Preis 20—26 fl. Landesdurchfchuillspreife der Getreidefrachter (Ungewöhnliche gute Qualität.) Roggen 9 fl. 12 kr., Kernen 13 fl. 24 kr., Dinkel 5 fl. 21 kr., Haber 3 fl. 59 kr.; hier Roggen 6 fl. 30 kr., Kernen 9 fl. 53 kr., Dinkel 4 fl. 30 kr., Haber 3 fl. 45 kr. — Höchste Temperatur hier - ^ 24^ den 22. Juni und 19 Juli; Sommertage 42, im Juli nur 9, im Sept. 4, im Aug. 20; niederste — 15 den 16. Dez. Eistage 93 (in Stuttgart 102), die meißten im Dez. 29, März 23. — Obst gab es außerordentlich viel und gutes. Preis per Simri 16 tr. Heu wegen trockenen Aprils geringere Quantität. Preis 1 fl. 40 kr. per Ctr. Kartoffeln gut gerathen. 240 Sri. per Morgen. Preis 15 kr. per Sri. Winter mit ftark anhaltendem, bis in den Mai dauerndem Frost — wenig Schnee; fpäter Früh- ling. Wechfelnde Sommertemperatur. Regnerifcher Herbst. Anfang Dez. wieder ftarker, anhaltender Frost. Gewitter nur 23 und ohne Hagel.

1841. März. Eintritt des zum Knabenfchulmeister ernanuten bisherigen Schulmeisters von Abstadt, Bauer. — April. Staats-Chemiker Salzer baut und bezieht eine au die Kirchhosmauer angelehnte Bretterbude, um dort zu laboriren, Alkohol aus Weintrestern zu bereiten «. Das Geschäst kommt aber noch vor dem Herbst in's Stocken und die Bude wird wieder abgebrochen. — 16. April erhängt sich der irrsinnige Sattler Bucher im oberamtlichen Verwahrungsgesänguiß. — Mai 31. (Psingstmontag.) Theilnahme des hiesigen Liederkranzes am großen Liederseste zu Ludwigsburg. — JuniI8. ToddesGeneral-SuperintendentenPrälatv. Märklin zu Stuttgart bei der Gesangbuchssynode. Nachsolger im September Deean von Backnang, öl. Geh. — Juli 19. Abends schlug der Blitz in den Giebel des Kausmanns Müller am Markt, lies aus der Dachrinne vor, sprang am anstoßenden Hause des Bäcker Weber im Zickzack hin und her, riß Löcher in die Verblendung, suhr an einem Drath nebeu der Hausthüre herab, zerriß deren Verkleidung nno sprang von dem Schuheisen aus der Stassel in die Straße und den benachbarten Marktbruunen. Glücklicher Weise war es ein sogenannter kalter Streich, der nicht zündete, was bei mehreren Psunden Schießpulvers, welche unter Müllers Dache lagen, höchst gesährlich werden konnte. Jm Lause dieses Monats lagen sehr viele Kinder an den sogenannten rothen Flecken und mehrere wurden auch ein Opser davon.— Sept. Manövre der hiesigen Vürgergarde an der Sulm hinaus bis Willsbach. — 21. Feier des landwirthschastlicheu Vezirkssestes in Willsbach, mitten im Dorse vor der Kelter. Entsaltung der sür das bevorstehende Königl. Regierungs-Jubiläum auge- schassten Festsahue des Vereins. Erstmalige Vertheilung von Prämien an treue Dienstboten. Großes Mittagessen im Freien, im Garten des Gasthoss zur Linde. — Am 28. Sept. großes Regiernngs-Jubiläumssest zu Stuttgart, an welchem von hier aus Theil nahmen: der Oberamtsrichter uud Eameralverwalter, im Zuge der Beamten; der Deean, als Vorstand des landwirthschastlichen Vereines mit einer Deputation des Vereins von 10 Mann uud der Festsahue, getragen von alt Schultheiß Häusermann; der Liederkranz in einer Deputation von 10 Mann; mehrere Gewerbsleute als Vertreter der Zünste. Festwagen gemeinschastlich mit Heilbronn — mit Wein und anderen landwirthschastlichen Produkten.

Der landwirthschastliche Verein nahm auch an dem landwirthschastlichen Feste zu Cannstadt am 29. Sept. Theil und war mit seiner Fahne im Zuge und aus der eigenen Tribüne. — Okt. 31. Jnbilämnspredigt wie im ganzen Lande.

Jahrgang: Starker, anhaltender Wintersrost. Jm April rasches Steigen der Temperatur bis zur Sommerwärme. Jn den Sommermonaten Nachlassen derselben, dennoch häusige Trockenheit, Jm Okt. rasches Sinken, Nov. und Dez. anhaltende milde Witterung. Höchste Temperatur -^ 26» am 24., 25., 26 und 27. Mai; Som- mertage 68, Stuttgart 60; tiesste — 12° am 6. Febr. Eistage 47 (in Stuttgart 63), die meißten im Jan. 18. und Febr. 19. Nov. nur 3 und Dez. 2. Herbst wegen Nässe am Ansang Okt. und wegen Fäulniß beschleuniget. Weinlese recht mühevoll. Quantität gering; nur 2 Eimer per Morgen. Qualität bei sorgsamer Auslese noch ziemlich gut, besser als 1840. Mittelpreise hier zwischen 26'/« und 33'/« si. Getreidesrüchte hier: Roggen 6 sl. bis 7 sl. 24 kr., Dinkel 5 sl. 12 kr., Qualität mittlere, Gerste 5sl. 30kr,, Haber 2sl. 42 kr. bis 3sl., Kartosseln sehr gut geratheu, 250 Sri. per Morgen, Preis 20 kr., Heu Quantität gering, 1 sl. 12 kr. per Ctr.

1842. Febr. Gerichtsaetuar Eckard wegen Kränklichkeit als Gerichtsaetuar nach Brackenheim versetzt. Nachsolger Gerichtsaetuar Fecht von Oehringen, als erster, und im Juli d. I. Justizreserendär Kleinmanu als zweiter Oberamtsgerichts- Aktuar. — e>o6. Febr. An die Stelle des entlassenen Meßners Reuther wurde Schueidenneister Wörner stistungsräthl. zum Meßner gewählt. — April. Errichtung einer eigenen Posterpedition zu Weinsberg. Traubenwirth Maier zum Post- expeditor ernannt. Erössnung der Post mit dem 1. Juli zu großer Bequemlichkeit des Publikums - Mai. Zweimaliger Feuerlärm von Waldbach her. 8 Gebäude.

— Juli. Dr. Lutz, Sohn des Cameralverwalters, setzt sich hier als praktischer Arzt.

— Sept. 4—9. General-Visilatiou durch Prälat v, Geß. — 21. Feier des land- wirthschastlichen Bezirkssestes zu Schwabbach uuterTheilnahme einer Oeh- ringer Deputation, — Okt. Der vieljährige Oberamtmann v. Wolf wegen Kränk- lichkeit in den Ruhestand versetzt. Oberamtsverweser der bisherige Oberamtsaetuar Hang. Nachsolger: Regierungsassessor Zais vou Ulm, zur Zeit Abgeordneter sür das Oberamt Blaubeureu, in welcher Eigenschast er nach Uebergabe des Amts durch Regierungsrath von Schmirlin — im Dez, d. J. — zum Landtag nach Stuttgart zurückkehrte. — Dez, 2. Tod der Frau des Cameralverwalters Lutz — und 15. des Kaminsegers, Oberamtsgerichts-Beisitzers Th eurer.

Jahrgang: Jn den Wintermonaten stark anhaltender Frost. Ende Aprils rasche Erhebung bis zur Sommerwärme; im Sonnner nachhaltige Hitze. Große Trockenheit und Wassermangel. Sept. noch trocken; zweite Hälste schon Frost. Außerordentlich viele Mäuse im Sommer. Dez, ganz ohue Schnee. Höchste Temperatur hier -j- 27" am 18, Aug. Sommertage 85, die meisten im Aug. 28, in Stuttgart 76; niederste — 10 am 13, Jan. Eistage 98 (in Stuttgart 107), die meisten im Jan. 26 uud Febr. 24, im Dez. 19. Allgemeiner Charakter: außerordentliche Dürre, daher großer Futtermangel. Herbstesansang nach einigen Reisen am 12, Okt. Wein Quantität nur 2^—3 Eimer ner Morgen. Qualität recht gnt. Durchschnittspreise hier 30—35 sl. Absatz gnt,

Wegen der außerordentlichen Dürre und Trockenheit höchst geringe Heu- nnd Klee-Erudte uud wegeu Ausbreunens der Wiesen sast gar kein Oehmd. Daher großer Futtermangel; allgemeines Verkausen und Schlachten des Viehs. Ties sin- keude Fleisch- uud steigende Milchpreise. Heupreise 2 sl. 10 kr. per Centner, Stroh 100 Buud 18—25 sl. Wintersrüchte mittelmäßige Quantität. Qualität gut. Sommer- srüchte gering. Kartoffeln kaum die Aussaat. Preis 36—48 kr. Getreidepreise hier: Roggen 9 sl. 33 kr,, Landesdurchschnitt 7 s!. 45 kr.; Dinkel 6 fl. 20 kr., Landesdurchschnitt 6 sl. 14 kr.; Gerste 9-10 sl., Landesdurchschnitt 7 sl. 14 kr.; Haber 1 Schffl. pr. Morg. Preis 6 sl. 20 kr., Landesdurchschnitt 4 sl 51 kr.

Seelenzahl von 1842: 2028, worunter 22 Katholiken.

1843. März. Am 17, ff. herrlicher Lichtstreisen am westl, Himmel, als Schweis eines großen Kometen erkannt, dessen Kern am oder uuter dem Horizonte liegt. — 25. Bei der Plenarversammlung des landw. Bezirksvereins in Willsbach Rücktritt des bish. Vorstandes Dee. Dillenins und Ubertragung der Vorstandsstelle aus den neuen O.Amtm. Zais. — 29. Ein junger Mensch erschießt sich aus der Burg im Verließ, wn"d noch lebend in den Spital getragen und stirbt dort nach 3-.-4 Stunden, ohne über seinen Namen und seine Verhältnisse Auskunst zu geben. Am solgenden Tag kommt sein Bruder von Eßlingen und erkennt ihn als seineu Bruder, Buchbinder- gesellen und Soldaten Bodmer in Heilbronn. Liebschast und Schulden bestimmten ihn zur unseligen That. — April. 29. Mittags geräth das jüngere Kind des Ober- amtsrichters Römer, ein herrlicher Knabe, vor dem Hanse unter einen schwerbeladenen Vretterwagen, während der Fuhrmann hinten sperrt und wird seinen Eltern zu deren unendlichem Jammer todt hinausgebracht. — Mai. Großes Reparationsbau wesen am Deeanathaus. Verblendung desselben, sowie der Oberamtei und de« Rathhauses. — Juni. Der bish. Cameralamtsbuchhalter Pahl kommt als sürstlicher Domänen-Assessor und Cassier nach Waldenburg. An seine Stelle rückt als Cameralamtsbuchhalter ein: Hintrager. Der bisherige Oberamtsaetuar Hang kommt als Canzleiassistent zur k, Kreisregierung nach Ludwigsburg. An seine Stelle kommt 23. Aug. Reserendar Hops aus Balingen. — Apotheker Maier hat seine vor etlichen Jahren von Schnitzers Wittwe übernommene Apotheke an Apotheker Magenau von Jngelsingen verkaust, der.jetzt hieher zieht. — September 18. Feuerlärm vom Gäßchen bei Theurers her. Das Feuer kommt aber nicht zum volligen Ausbruch. — 21. Bei der Pleuarversammluug des landwirthsch. Vereins in Löwenstein Schultheiß Kleinknecht von Willsbach an Pahls Stelle zum Sekretär des Vereins gewählt. —23. Durchzug des Heilbronuer Regiments Nr. 8 aus der Heimkehr vom diesjährigen Herbstmanöver. — 25. Tod der erst 29 jähr, tresslichen Gattin von Oberamtmann Zais, Luise, geb. Drescher, an Halsentzündung. — Deebr. 14. Vortrag des aus Besuch im Vaterlande anwesenden ostindischen Missionärs Weitbreckt in hies. Kirche. — 30. Tob des 12'/«jähr. Töchterleins von Diae. Majer nach nur 30stünd. Kranksein an Rückenmarksentzündung und Starrkramps. — Beschluß der Ständeversaiumlung, aus Staatskosten eine Eisenbahn zu bauen.

Jahrgang: Wintennouate stürmisch und wechselnd ohne andauernde Schneedecke. Bis Mitte Aprils srostig; dann rasche Erhebung bis zur Sommerwärme, aber nicht nachhaltig. Häusige Abkühlung durch Gewitter. Herbst ziemlich mild ohne hohe Temperatur. Winter nicht andauernde Kälte. Herbstesansang wegen eintre- 'tendeu Frostes 18. Oetober. Häßliches Wetter, Quantität mittelmäßig, Qualität sehr gering selbst bei Auslese. Wenige Käuser, Preis vou den beßten Lagen 28 sl. Sonst 20 sl. bis 18 sl. Gctreide durch lange anhaltenden Regen gelagert, brandig, rußig, taub. Daher geringe Ergiebigkeit; nur ausgezeichneter Strohertrag. Mittelpreise hier am Schluß des Jahres: Dinkel 6 sl. 14 kr., Landesdurchschnitt 7 ss. 15 kr.; Gerste 9 sl. 10 kr., Landeslurchschuitt 10 sl. 23 lr.; Haber 4 fl. 37 kr., Lndsdrchschn. 6 sl. 43 kr. — Höchste Temp.: -^24» im Juli. Sommertage nur 27. Stnttg.; niederste: — 8,s° im Febr. Eistage: 73., die meisten 19. Jan. und Dee.

1844. Jan. 27. Tod des Geueralsuperintendenten Prälat v. Geß in Heilbronn. Nachsolger im März Deean Kl. Hasner von Knittlingen. — Febr. 28, Neckarüberschwemmung bei Heilbronn. — März 4, Ansang mit Häuserabbruch sür die neue Straße nach Heilbronn zu Umgehung des Stichs beim Stern. — 7. Tod des Stadtraths und Geometers Glessing im 46. Lebensjahre; sür den Stadtrath ein bedauerlicher Verlust. — II. Gesährliche Feuersbrunst in Heilbronn Nachts 11 Uhr beim Gasthos zur Rose bei hestigem Sturm. Doch wird man bald des Feuers Meister. — Oberamtswerkmeister wird in diesem Monat Bürk von Balingen. — Mai. Am 16. (Himmelsahrtss.) Störung des Morgengottesdienstes durch Feuerlärm. Abbrechen, weil man ansangs glaubt, es brenne hier, und Alles hinausströmt. Bei der Nachricht, daß es in Fl ein brenne, Wiedereintritt und Fortsetzung. — Juni. Apotheker Magenau wird an des austretenden Stadtraths Mall Stelle Hauptmann der Vürgergarde; Lieutenant O.A.-Pfleger Würt'h, nach ihm Stadtrath Fahm. - Juli. 3. Visitation der latein. Schule durch Pros. Klumpp; Zusriedenheit mit bravem Ansang der Schüler im Turnen unter Unterlehrer Greiß. — 5. Tod des hier lebenden pensionirten Oberamtmanns von Wolss. Beerdigung am 8. Mrgs. — Sept. 1. Erschlichenes Liedersest am Sonntag,

gegen klare Regierungserlasse (s. ob, 1840) »ub tiwlo einer Pri vatzusammenkunst von Liederkränzen nach den Gottesdiensten. R,C. Fraas. — 21. Solennes landwirth - schastliches Bezirkssest in der Stadt mit Festsäule und Festtribüne aus dem Markt; Rede und Preisvertheilung vom Vorstand, Oberamtmann Zais. — 26. Tod der Nählehrerin Caroline Maier, led. einzigen Tochter der Oberamtsdieners- wittwe Maier. — Oet. 18. Tödtliche Erkrankung des Deean Dillenins an einer Rückenmarksentzünduug, die ihn sür den Rest des Jahres und noch bis in die Hälste des nächsten vollkommen dienstuntüchtig macht, weßhalb er einen Viear annehmen mußte, der in der Person des Predigtamtseaudidateu Wächter von Stuttgart in der Mitte des Novembers eintrat, — Nov. 21. Neuwahl eines Landtags- abgeordneten sür die nächsten 6 Jahre. Bewerber: der bisherige Abgeordnete' Stadtschultheiß Psass, Rechtseons. Fraas, Oberamtsrichter Heyd von Ludwigsburg, welch Letzterer mit großer Stinimenmehrheit gewählt wird. — Dee. 24. Erössnung der neuen Straße nach Heilbronn vom Markt aus bis zum Jpser Wägel'schen Haus durch einen eigenen Festzug von Wagen. — 31. Der gewohnliche Jahresabend- gottesdienst unterbleibt wegen Erkrankung auch des Viears. >

Jahrgang: Wintermouate rauh mit häusigem Temperaturwechsel und nicht unbeträchtlichem Schneesall. April gleichmäßige Hebung. Mai warm. Jn den Sommermonaten häusige Gewitter. Juli und August kühl. Herbst sehr mäßige Temperatur. Erster Frost am 30. Oetober. — Höchste Temperatur -j- 25,« im Juni. Sommertage nur 20 (Stuttg.), niederste —10,« im Januar. Eistage 80. Die meißten Februar und Deeember 25. — Herbstesansang 21. Okt. Quantität ziemlich gering. Qualität noch besser als man erwartet, dem von 1840 gleichgehalteu. Verkaus laugsam, Preise hier 38—44 sl. Durchschnittspreis 42 sl. Getreidepreise hier am Schlusse des Jahres: Dinkel Mittelpreis 4 sl. 58 kr., Landesdurchschnitt 6 sl. 31 kr.; Gerste Mittelpr. 6 sl. 46 kr., Landesdurchschn. 10 fl. 37 kr.; Haber Mittelpr. 3 fl. 29 kr., Landesdurchschn^ 4 sl. 57 kr.; Roggen nach dem Landes- durchschuitt 11 sl. 33 kr.

1345. Februar. Der bisherige Diaeonus Majer — hier seit 1830 — zum Deean und Stadtpsarrer in Geißlingen ernannt, zieht am 5. April dahin ab. Nachsolger: Repetent Schelling, der von einem Besuche seines Vaters in Berlin, am 14. April ankommt und am 27. April (sür den kranken Deean) durch Deean Denzel von Heilbronn investirt wird. — März 29. Neckarüberschwemmung bei Heilbrcnn. Juni. Während der Wildbadkur des Deeans Viear Wächter als Stadtviear nach Stuttgart berusen uud durch Predigtamtseandidaten Stählen von Eberdingen ersetzt. — eo<>. Der zweite Gerichtsaetuar Kleinmann als Gerichtsaetuar nach Neckarsulm versetzt. An seine Stelle kam provisorisch Justizreserendär Hörn er von Ludwigsburg, nach ihm desinitiv Gerichtsaetuar Weizsäcker von Langenburg.

30. Bei dem Liederseste in Künzelsau verunglückte daselbst durch Umstürzen des Gesellschastswagens der hiesige Knabenschulmeister Bauer, so daß er in der solgenden Nacht starb. Amtsverweser wurde a. A. der hiesige Unterlehrer Greiß. Als Unterlehrer kam hieher Sannwald, bis zur Wiederbesetzung der Knabenschul- stelle — s. Okt. — wo Greiß wieder als Unterlehrer zurücktritt. — Juli. Am Jaeobitag Beerdigung des vieljährigen verdienten Stadtraths Hardten. — eo6. Nachm. aus der Burg F a h n e n w e i h e des U r b a n e r (Weingärtner-) Singvereius mit Rede von Deean und Oberamtsrichter Romer in Versen. — Septb. 19. Land- wirthsch. Bezirkssest in Willsbach unter dem neugewähltm Vorstande, Gerichtsaetuar Fecht mit Rede und Preisvertheilung. — Oet. Am 5. hielt Deean, nach Entlaffung des Viear Stählen und nach gerade einjährigem Ausfetzenmüffeu, wieder feine erste Predigt und übernahm damit wieder das ganze Kirchenamt in der Stadt. — Schulmeifter Wegmann von Friedrichshall wird auf die hiesige Knaben- fchulstelle befördert. — Novbr. 5. Der ber. Deutfchkatholik Ronge befucht von Heilbronn aus Juftinus Kernern und die Burg. — 19. Wegen Ueberfüllung fämmt- licher deutfcher Schulen Anordnung des Ab theilungs unterrichts in der Elementarfchule des Unterlehrers Greiß für beide Gefchlechter. — 23. Tod des verdienten Stadtfchultheißen Pf aff nach kurzem Krankenlager. Großer Verlust für die Stadt, für feine Familie und für feine Freunde. 25. Beerdigung. Amtsverwefer Rathsfchreiber Käpplinger. Bald beginnen die Wahlumtriebe und Wahlverfammlungen. Bewerber: Rechtseonfulent Fraas, Oberamtsaetuar Hopf. Andere in's Auge gefaßte Männer: Kaufmann Plank desaveuirt die Wahl. Stadtrath Mall desavonirt fie uicht, aber will fich nicht bewerben. Ebenfo Rathsfchreiber Kävvlinger. Dee. 9. Stadtfchultheißenwahl. Rechtseonfulent Fraas, durch die Rührigkeit feiner Partei, mit großer Majorität gewählt, aber erst im März folgenden Jahres von der Kreisregiernng bestättiget, bis wohin Rathsfchreiber Kävvlinger die Amts- verweferei beibehält (f. März 1846 unten).

Jahrgang: Kalter Januar mit —15° bis —19° am 20. Andauernde fehr gute Schlittenbahn bis Ende Januars. Noch im März —10°—11°, am 14. fogar — 14° und Schlittenbahn. Am 16. (Palmtag) geht der Bahnfchlitten. Am 20. (Gründonnerftag) neuer Schnee und Schlittenrollen. Am 22. —10°. Erft am 28. starkes Thauen und Ueberfchwemmung. Erft mit dem I. April Beginn trefflichen Frühlingswetters. Kühler Mai. Juni häufige Gewitter mit vielem Regen. Juli anfangs ungewöhnliche Höhe der Temperatur. Auguft nur 4 Sommertage. Sep< tember günstig, 14 Tage mit ^-15 und darüber. Am 15. Okt. erfter Frost. Die Weinlefe begann am 21. Oktober. Quantität eirea 2 Eimer 4 Jmi vr. Morgen. Qualität gleich dein von 1836 und 38. entfchieden beffer als 1840. Preis 42—50 fl. Steigen der Fruchtpreife wegen unergiebiger Erndte nnd einreißender Kartoffel- krankheit. Landesdurchfchnittspreife von Kernen 15 fl. 15 kr., Roggen 11 fl. 38 kr., Dinkel 6 fl. 16 kr., Haber 5 fl. 16 kr. Heilbroun Durchfchnitt von 18"/": Kernen 17 fl. 36 kr., Roggen 12 fl. 27 kr., Dinkel 7 fl. 2 kr., Haber 5 fl. 38 kr. Mittelpreis am Schluffe des Jahres hier vom Dinkel 7 fl 23 kr., Gerste 11 fl. 28 kr., Haber 5 fl. 9 kr. — Höchste Temp. des Js. -^26° im Juli. Sommertage nur 29.

1846. 12—19. Jan. Generalatsvifitation durch Prälat v. Hafner. — Der bisherige Präeeptor Stoll, zum Pfarrer in Friolzheim ernannt, zieht am 24. Febr. dahinab. Als Amtsverwefer kommt Cand. Schmoller, bish. Privatlehrer. — Mufikdirektor Ritter kommt als Kapellmeister zu der Brigademufik in Lndwigsburg. Der Stadtrath fpricht das Recht der Wiederbefetzung an, welches aber die Kreisregiernng dem Stiftnngsrath zufpricht, worauf am 17. April öffentliche Prüfung durch eine Commiffion und Nachmittags Wahl durch den Stiftungsrath stattfand. Ran, Trompeter bei der Artillerie mit 7 gegen 3 Stimmen gewählt. — Am 18. Febr. Luthers 300jähriger Todestag, wie überall im Lande bei festlich gefüllter Kirche gefeiert. —11. März. Einfetzung des von der Regierung bedingt (wegen der Rechts- praxis) bestättigten Rechtseonfulenteu Fraas (f. oben) in das Stadtfchnltheißen- amt. — Mai. Vifitation des Oberamts durch Regierungsrath Ehrmann. — Cameral- amtsbuchhalter Hintrager a. A. als folcher nach Göppingen verfetzt. A-Berwefer Reser. Böhm. Nachsolger desinitiv Res. Schweickle von Stuttgart. — Der zweite Gerichtsae>tuar Waizsäcker wird a. A. als Gerichtsaetuar nach Ellwangen ver- setzt. Nachsolger 6. 6. 18. Juni Res. Heim. —24. Jun. Das erledigte Präeep-

torat wurde dem Helserats- und Präeeptoratsverweser Jrion von Leutkirch über- tragen, der nach der Erndtevakanz in's Amt eingewiesen wurde. — Steigende Theu- rung der Lebensmittel wegen um sich greisender Kartosselkrankheit, weßhalb man der Erndte und mit ihr einem Abschlag der Früchte sehnsüchtig entgegenblickt. Die Erndte sällt bei einem heißen und trockenen Sommer srühe ein und ist nicht unergiebig. Aber die Preise halten sich in der Höhe. Daher Maßregeln zu Einsührung ausländischen Getreides. Vom Staate kommen 430 sl. außerordentliche Unterstützung an Mehl und Brod sür unsere Arme, besonders sür die Mainhardter Waldorte. — Landesdurchschnittspreise von Kernen 21 sl. 22 kr., Roggen 16 sl. 12 kr., Diukel 8 fl. 47 kr., Haber 6 fl. 20 kr , Gerste 14 sl. 17 kr.; in Heilbronn 18"/" über denselben: Kernen 24 fl. 9 kr., Roggen 18 sl. 16 kr., Dinkel 9 fl. 40 kr., Haber 7 fl. 8 kr., Gerste 17 sl. 1 kr. — 24. Juli Abds. 10-11 U. bei ruhiger Lust Erderschütterung. — August d. 2. Beginn des großen Heil- brenn er Turnsestes mit Turnsahrt aus hiesige Burg, die aber verregnet wird. Am 3. Turnsest in Heilbronn, zu welchem auch eine Partie hiesiger kleiner Turner geladen ist. Am 4. Vor- und Nachmittags Partie von sremden Turnern aus hiesige Vurg. Gesang, Toaste. — Am 24. solennes lanwirthschastliches Fest in Schwab bach. präs. G.Aet. Fecht. — September. Rüstungen sür den Einzug des vou Petersburg zurückkehrenden Kronprinzen mit seiner neuen Gemahlin, Großsürstin Olga. Erbauung einer geschmackvollen Ehrenpsorte durch Oberamtswerkmeister Vürk am oberen Thore mit einer großen, schwarzen Calebstraube, Deeoration der Straßengasse. Am 22. Sept. Nachmittags Empsang an der Ehrenpsorte durch Bezirksbeamte, Deean mit 5 Diöeesangeistlichen, Stadtrath und Bilrgerausschuß, Deputation von Schultheißen des Bezirks, BürHergarhe, Liederkranz und Turner. Glockengeläute und Böllerschüsse, Anrede von Oberamtmann, Deean und Stadtschultheiß. Festsräulein überieicheu einen Weibertreu-Ring und Kerner'sches Gedicht, s. Anhang 4. Sie verweilen sreundlich über '/< Stunde vor dem Thore, ehe sie nach Heilbronn weiter ziehen, wo übernachtet wird. — Am letzten September und in den ersten Tagen des Oktobers war in Heilbronn die Versammlung der deutschen Wein- und Obstproduzenten unter dem Präsidinm des Oberamtsrichters, Oberjustizrath v. Rümelin, die am 2. Oktober mit einem Banket aus dem Wartberg schloß. — November. Gerichtsuotar Stierlen aus das Gerichtsnotariat erster Classe in Heidenheim besördert. Abzug erst im Mai solgenden Jahres. Jahrgang: Januar ziemlich kalt mit 17 Eistagen bis — 11°. Ende Februars schon sehr milde Witterung zu Arbeit in Gärten und Weinbergen. Am 1. März schon blühende Veilchen, Schneeglöckchen, Croeus :e. Am 28. April nach Gewittern und Tagen mit -j- 16 und 17° Morgens Reisen mit O, der aus die tressliche Baum- blüthe und selbst aus niedere Weinberge verderblich wirkt. Ansang Juniis sehr gute Traubeublüthe. Sehr heißer und trockener Sommer mit seltenem kurzen Regen. Am 19. Juni -^ 26°, desgleichen am 9. Juli. Jn der Mitte Juliis schon die erste weiche Trauben. Am 24. Juli -j- 26,° °. Anhaltende Trockenheit bis zum 30. Aug., wo ein starkes Gewitter einen erqnickenden, reichlicheren Regen brachte, als den ganzen Sommer über gesallen war. Von da schnelles Schwellen und Reisen der Trauben, so daß am 12. Sept. schon neuer, tresslicher Clevnermost zu haben war, und in die letzte Woche des Septembers die allgemeine Clevnerlefe siel. Die Behörden wollten, da jeder der fortwährend fchönen Tage eine Zunahme an Gewicht verfprach, die allgemeine Weinlefe weiter hinausfchiebeu. Die Produeeuten ruhten aber nicht, weil Ueberreife und Fäulniß drohe, biL die Vorlefe auf den 5. Oktober anberaumt wurde. Trotzdem zeigte fich die Wirkung des trockenen heißen Sommers in dem Gewicht auch des früher Gelefenen. Ruländer 102°, Clevner 98°, Sylvaner 96°, Trollinger 96°, gemifchtes Zeug 92.". Noch am Stock wurde eine Menge verkauft von 46 bis 60 fl. Beim Beginn der Weinlefe war fchon das Meiste verkauft mit täglichem Auffchlag. Hier und im Thal gieng Alles reißend ab, fo daß der Herbst im Fluge vorüber war. Was an Quantität fehlte, die übrigens auch uicht gering war, wurde reichlich erfetzt durch die ausgezeichnete Qualität nnd die hohen Preife, fo daß man überall trotz der Getreidetheurung fröhliche Gesichter fah. Mittelpreife 53—54 fl. Sommertage hatte der Juni 25, Juli 20, August 13, September 9, zufammen 67. Eistage: Januar 17, Februar 8, März 5, November II, Deeember 25, zufammen 66, Am 12. Deeember fiel fchon tiefer Schnee, fo daß am 13. Alles in Schlitten fährt nnd der Morgen des 14. —13° Kälte bringt. Am 17. bei 0° tiefer Schnee. Bahnfchlitten am 17. und 18. bei — 12°. Am 21. (Thomastag) starkes Thauen und fchneller Schneeabgang. Regen und Stürme folgen vom 22. bis 24. Deeember. — Am Schluffe des Jahres Dinkelpreis bis 9 fl. 48 kr., Kartoffel, nicht kranke, bis 1 fl. 12 kr. pr. Simri fteigend.

1847. Januar. !)>-. Betz, hiesiger Bürgersfohn, fetzt fich hier als praktifcher Arzt im elterlichen Haufe. — Februar. Wegen fortwährender Theurung wird auch in hiesiger Stadt, wie anderer Orten, eine Suppenanstalt für Arme errichtet, wozu freiwillige Subfeription gefammelt wurde. Die Köchin war die Frau des Küfermeisters Wörner, die Küche ein gemiethetes Loeale bei Kaufmann Liefchings Haus. Oberaufsicht, mit Hülfe eines Franenvereins, und Verrechnung führte Stif- tungspfleger Weber. — 19. Febr. Neckaraustritt bei Heilbronn. —März. Conflituirung eines Bezirkswohlthätigkeitsvereins in Willsbach, wozu Stadtpf. Maier von Löwenftein als Vorstand gewählt wird nnd das gemeinfck, O.A. mit dem Oberamtsrichter im Ausfchuffe mitwirkt. Ende Aprils von einem eigenen k. Armeneommiffär, Direktor von Mohlvifitirt. — April. Am 24., dem Charfreitag, Abends 6—7 Uhr, bei-»-'8'/»° ungewöhnlich heftiges Gewitter mit anhaltenden, ftark rothlichen Blitzen, heftigen Donnerfchlägen und fehr starkem Regenguß, doch ohne Schaden. — Mai. Nachricht von anderweitigen Korntheurungs unruhen und Cravallen in Ulm, Stuttgart, Tübingen. Organifation einer Sicherheitswache von täglich 4 Mann. — Am 8. Abzug des Gericktsnotars Stierlen (f. oben Nov. 46) und Eintritt des neuen Gerichts- notars Bröhm von Welzheim. — Jn der Mitte diefes Monats wunderherrliche, noch nie fo gefehene Baumblüthe, welche einen reichen Obftfegen verfpricht und die Hoffnung im Sept. auch erfüllt. Daher eine Fülle von Obstmoft 5 8fl. per Eimer. — Juli. Am 2l. Abends nach glücklich überstandenem Mangel Empfang der erften, bekränzten Erndtewägen am oberen Thor von Geiftlichen, Lehrern, Stadtrath, Bürgerausfchuß, Bezirksbeamten, Schuljugend, Turnern und Liederkranz mit Fahnen. Einzug unter Glockengeläute und mit Mnsik auf dem Markt. Nach Chorälen Dank- rede des Deeans von der deeorirten Rathhausftaffel aus mit Refponforien nach Pf. 136. Schluß mit einem allgemeinen »Nun danket Alle Gott!" «. August. Am 15. konnte denn anch die bisher fo wohlthätige Suppenanftalt wieder gefchloffen werden. — Oberamtsgerichtsaetuar Fecht kommt als Oberamts geri cht sverw ef er nach Backnang, woraus Oberamtsgerichtsaetuar Heim die Stelle eines Borstands des landwirthschastlichen Vereins von ihm übernimmt und das landwirth- schastliche Fest in Löwenslein am 27. September präsidirt. Als provisorischer Ge- richtsaetuar tritt ein Reserendär Wunder. — September, Der praktische Arzt, vr. Betz (s. oben Januar) kommt sort als Assistent am Cliniknm zu Tübingen. Oktober. Am 3. Orgeleoneert von Schulmeister Rinker vom Vorhos zum Besten der Armuth, besonders sür die vielen Hagelbeschädigten dieses Jahres.— Am 4. wird die in Stuttgart verstorbene 18jährige Tochter des vormaligen Ttadtschultheißen Psass von deu Jhrigen hieher gebracht und neben ihrem Vater beerdigt. — Finanzreserendär Jaritz, bisher Amtsverweser an des abgekommenen Schweickle's Stelle, wird desinitv Cameralamtsbuchhalter allhier. — November. Gerichtsaetuar Heim zum Gerichtshos nach Ulm als Assistent, resp. Assessoratsverweser abberusen. Abgang 19. November. An seine Stelle rückt als provisorischer Gerichtsaetuar ein Ropsy von Altona. — Errichtung einer Winter ab endschule sür ledige Bursche unter Unter - lehrer Greis; in wöchentlich 4 Stunden sindet Anklang und viele Theilnahme. Von Deean erössnet und sortwährend beaussichtigt.— Die Vorstandsstelle des landwirthschastlichen Vereins übernimmt Rentamtmann Höring von Löwenstein.

Jahrgang. Rauhe Winde im März. Regnerischer April und naßkalt. Mäusesraß. Nur Roggeu gute Erndte; weniger günstig der Dinkel. Kartosseln V< krank. Obst dagegen, s. oben Mai, ausgezeichnet. Ertrag des Roggens 2'/« Schssl. pr. Mrg. mittelm., Dinkel 5'/- Schssl. mittelni., Gerste 3'/« Schssl. gut, Haber 4'/2 Schssl. gut. Obst eirea 450,000 Sri. vorzüglich. Landesdurchschn. Preise von Kernen 24 sl. 35 kr., Roggen 17 sl. 34 kr.. Dinkel 10 sl. 16 kr., Gerste 15 sl., Haber 6 fl. 59 kr.; sällt in Heilbronn 1. Jan. 18"/<» Kernen I2fl. 28kr., Roggen 7 si. 31 kr., Dinkel 4 sl. 57 kr., Gerste 6 sl. 47 kr., Haber 4 sl. 5 kr.

Herbstes Ansang: 25. Oet. Gewicht: Clevner 90°, Traminer 85°, weiße Gutedel 76°, Trollinger 72 °, Gemischtes 78°. Wein viel, aber gering, sauer. Preis 19 fl., 28 sl. bis 30 sl. Der Verkaus ging aber vortresslich. Schneller Absatz.

Höchste Temp. des J. -j- 26,1°. Sommertage 46.

1848. Febr. Eintritt eines neuen praet. Arztes, Hr. Schöner von Lud- wigsburg, derzeit beurlaubten Bataillonsarztes.

26. Febr. Erste Nachricht von der Pariser Revolution, von provisorischer Regierung, Vertreibung des Königes Louis Philipp und Constituirung einer sranzösischen Republik.

5. März. Manisest unseres Königes an sein Volk, hier wie aller Orten von den Kanzeln verlesen. Aushebung der Censur.

10. März. Nachricht von Ministerwechsel und liberalem Ministerinm: Römer, Goppelt, Psitzer, Duvernoy.

Unruhen im benachbarten Odeuwalde, Brandstistungen, Vertreibung der edelmännischen Rentbeamten.

Den 12. Ausregung im Hoheulohe'schen gegen die Fürsten und ihre Beamten, Brandstistung zu Niederstetten. Ankunst des 7. Jns.Regiments zu Heilbronn zum Marsch in's Hohenlohe'sche.

Den 13. Morgens 5'/« Uhr Feuerlärm von Weiler her, wo 4—500 rebellische Neuhütter Amthaus und Schloß nach dem Beispiel der Odenwälder übersallen und die Aeten verbrannt haben, nachdem sie am Abend zuvor die Aeten des v. Gemmingen'schen Beamten im Kreuzle erpreßt und verbrannt hatten. Gleich

daraus sährt das 7. Regiment aus Wagen hier durch gegen das Hohenloh'sche. Zurückbehalten einer Compagnie sür Weiler. Nachrücken von Reiterei. Die Compagnie rückt nach kurzem Ausenthalte gegen Weiler und von da, den heimgekehrten Bauern nach aus den Berg, nach Nenhütten. Neues Militär von Heilbronn her in der Nacht durchziehend gegen i'öwenstein, wo der Rentamtmann verjagt worden ist. Große unruhige Ausregung auch hier in der Amtsstadt.

Dberamtsrichter aus Untersuchung in Neuhütten, wo trotz des ausgestellten Militärs ohne Feuern leine Verhastung moglich ist, weßhalb der selbst insultirte Ober- amtsrichter abgeht und aus seinen Antrag ein anderer, eigener Commissär dahin- geschickt wird, während der Ort von der Compagnie besetzt bleibt, bis zum 4. April.

Ili. März Ueberschwemmung bei Heilbronn durch Eisgang.

21. März. Nachricht von Unruhen in Wien und Verlin. Kammerauslösimg vom 27. März. Gesetz über Volksbewassnung. Errichtung einer Bürger wehr, welche am 2. April mit der bisherigen Bürgergarde zu den ersten Erereitien ausrückt. Spannung aus Republik, welche ein gewisser Maier von Stettensels in Heilbronu preelamiren will, der aber nnverrichteter Dinge sliehen muß. Ueberall Geme inde- raths-Cravalle zu Vertreibung der alten Gemeinderathe und Einsetznug neuer. Auch hier Neuwahlen. Theobald Kerner «. zum Stadtrat!) gewählt.

3. April. Gerüchte von Attentaten nnruhiger Wälderbauern (Burgsrieder) aus hiesige Stadt wegen vorliegender Fendalaeten. Nachtwachen der Bürgerwehr deßhalb. Truppenmärsche vom Hohenloh'schen zurück. Bewegungen durch die Franksurter Verhandlungen. An jedem Sonntag srüh Ausrücken der 4 Bürgerwehreompagnien unter den gewählten Hanptleuten Magenau, Apoth.; Wirth, Adlerwirth; Hang, Waldmstr.^ Th. Kerner, Arzt. Trommelgelärnl. Exereieren.

16. April. Aus den Palmtag große Volksversammlung aus hiesigem Marktplatze veranstaltet, Rathhaus mit Fahnen deeorirt. Rathhausstassel als Rednerbühne. Einzug von Heilbreuuern mit Fahnen. Wohl 3000 Menschen aus dem Markte mit der Jntention, wenn es regne, in »unsere" Kirche zu ziehen. Rede Th. Kerners mit Erinnerung an den hiesigen Bauernkrieg von Ostern 1525. Ankündigung einer neuen Versammlung ans den Ostermonntag wegen Wahl eines Abgeordneten zur Franksurter Nationalversammlung. Rede des Heilbronner Hentges.

18. April. Bnrgerversammlung aus dem Rathhaus wegen Parlamentswahl. Tumultuarisch wegen vorgeschlagener Abgeordneten Rob. Mohl, Pros, Märk- lin :e. Abhebung aus Pros. Fischer von Tübingen.

20. April. Volksversammlung in Spiegelberg zu Besprechung mit dem zum hiesigen Wahlbezirke gehörigen Backnang, wo sich das Zünglein sür Schlosser< meister Nägel in von Murrhardt neigt.

24. April. Wieder große Volksversammlung aus hiesigem Markte, Präsid. Präe. Jrion. Reden der Wahleaudidaten aus deeorirter Rathhausstassel. Ps. Bruckmann von Weissach (vorher Wnsteuroth) kühl ausgenommen. Schmückle Stadtschultheiß von Backnang, deßgl. Gutsbes. Käser — Schimpserei. Schlosser Nägelin — ernst, ansprechend. Ps. Krais von Steinsseld, zurücktretend und Nägelin empsehlend. Jnst. Kerner tritt aus dem Rathhanse mit dem Vers hervor: »Nicht Doetors, nicht gelehrte Geister, Wir wählen einen Schlossermeister; Der reckt die Hämmer klein und groß, Schlägt mächtig Deutschlands Fesseln los."

LilleniuK, Weinsb«rg. lß

Das neigt das Zünglein vollends ganz sür Nägelin. Umtriebe wegen eines Stell- vertreters. Fraas, Candid., ohne Resultat.

26. April. Wahl eines Abgeordneten sür die Nationalversammlung in Franksurt, wo der Bundestag abgetreten. Die Stimmen werden in Backnang abgezählt nud ergeben Nägelin als Abgeordneten, Schmückle als Stellvertreter. '

Mai, den lt. Neue Auslehnung der Neuhütter gegen den Untersuchungs- Commissär, Ger.Aet. Klemm von Canstatt, dem sie die Untersuchuugsaeten abueh- men nud der sich hieher retirireu mich, weßhalb am 13. spät Abends ein ganzes Bataillon vom Jns.Regiment Nr. 4 von Heilbronn aus im Stillen hier durchwar- sckirt, um am Sonntag den 14. srüh 4 Uhr Neuhütten zu überrumpeln und die Rädelssührer zu verhasten, welche oo6. nach der Morgeukirche mit einein militärischen Detachement in das hiesige Criminalgesäugniß gebracht werden. Als neuer Untersuchungsrichter rückt dort ein Ob.Just.Rath, Oberamtsrichter Hammer von Esslingen mit bleibender Milit.Vesatzung.

25. Mai. Schlossermeister Nägelin — s. ob. 26. April — auch zum Abgeordneten in die neue württemb. Kammer sür den hies. Oberamtsbezirk — contr» Mitbewerber Stodtsch. Fraas — gewählt.

Juni, den 1. Hinnuelsahrtssest. Große Volksversammlung beim Schieß- hause zu Heilbroun mit Volksreden. Zeit der Fahnenweihen beginnt.

Den 15. Abends Allarm durch Heilbronner Soldaten vom 8. Regiment und einen Hansen Arbeiter, welche die Freigebung der Neuhütter Gesangenen verlangen. Ausstellung der Bürgerwehr aus dem Markt. Zweideutige Haltung besonders der 3. Compagnie. Parlamentiren der beiden Bezirksbeamten mit ihnen. Th. Kerner bestimmt den Oberamtsrichter zu Freigebuug der Gesangenen, während eben die 4. Compagnie Hang das Gesängnch besetzen will. Kerner eseortirt die Freigelasseneu selbst und allein in der Nacht nach Neuhütten, läßt dort srüh Mor- gens Einen springen und die Anderen in ihre Wohnungen gehen, wo sie von dem wachehabenden Militär wieder arretirt und sodaun aus den Asberg gebracht werden.

Der Zuzug der Erlenbacher Bmgerwehr beschämt die Weinsberger, die am solgenden 16. durch Gerüchte von neuem Anzuge der Heilbronner allarmirt wird und Pikete ausstellt; wo aber, nach erreichtem Zweck der Besreinng, kein Feind mehr kommen will.

Den 17. Das eravallirende 8. Jns-Regimeut wird durch eiu anderes Regiment von Heilbronn nach Ludwigsburg abgesührt. Unruhige Schwingungen bis hieher.

Den 29. Der Ausschuß des landwirthsch. Vereins überträgt dem Deean Dillenins die durch die Vertreibung des Vorstandes, Rentamtn!. Horing — s. ob, 13. März — erledigte Vorstaudsstelle provisorisch, und die von diesem berusene und geleitete Generalversammlung beschließt das Fortleben des durch die bisherigen Bewegungen gelähmten landwirthsch. Vereines und wählt aus dessen Antrag den Gerichtsnotar Bröhm zum Vorstand.

30. Juni. Nachricht, daß Erzherzog Johann von Oestreich von der Nationalversammlung zum Reichsverweser gewählt ist — von der Demokratie kühl ausgenommen.

9. Juli. Feuer aus den Bergen, Steinkniggle, Gaißhölzle :e., zu Ehren des neugewählten Reich sverwesers. Hier aus der Burg soll dabei — von einem Republikaner — statt der deutschen, eine schwarze Fahne eingeschwärzt nnd eine Zeitlang ausgesteckt worden sein. — Gründung eines im Gasthos zur Sonne unter Präsidinm von R.Cons. Plank tagenden Volksvereins — nach Heilbronner Muster.

An die Stelle des krank in einen Kurmonat gehenden Ger.Aetuars Ropsy von Mona wird Just.Reserendair Husnagel als provisor. Gerichtsaetuar hieher beordert. Ropsy -s- einen Monat später in der Schweiz.

Den 27. Juli Nachmittags erste seierliche Probesahrt aus der neugebauken Eisenbahn von Heilbronn auswärts.

August, 24. Landwirthschastl. Bezirkssest in Eberstadt unter Präsidinm von Gerichtsnotar Vröhm.

September. Durch die neuen Collegialmitglieder veranlaßte r Beschluß: den von -j- Stadlsch. Psass errichteten Spital wegen Kostspieligkeit auszuheben und die Hospitanten in Privatkost zu geben.

10. Sept., Sonntag Nachmittag. Wieder Volksversammlung zu Heil- bronn. Die hies. 3. Comp. (Kerner) rückt, in sranzösische Blousen (blau mit roth) gekleidet nud bewassnet — trotz der hies. obrigkeitlichen Abmahnung — dazu hinein, muß aber am dortigen Thore die Wassen ablegen.

Viel Stadtgespräch macht in diesem Monat ein lljähriger, armer, in die Kost gegebener Knabe, welcher behauptet, heren lernen und allnächtlich zu Hexen- Rendezvous aus's Feld ausrücken zu müssen, wobei er bestimmte Personen namhast macht. Deean, welcher Albdrückeu, vielleicht sogar Onanie dabei vermuthet, verwendet sich sür seine Ausnahme in die Rettungsanstalt Lichtenstern aus Kosten der Stistungspslege und dort hört die Geschichte sogleich aus. Aber es ossenbart sich hier noch eine Masse von Aberglauben, der in der Gemeinde spuckt.

Sonntag 17. Sept. Große Volksversammlung in Hall, zu welcher auch der Hauptmann der 3. Comp, mit Heilbronnern zieht. Die nene Ausregung datirt sich von dem Wassenstillstande von Malmöe mit Dänemark.

Sonntag 21. Sept. Fahnenweihe der hiesigen Bürgerwehr aus dem Markte, wozu 300 Mann der Neckarsulmer Bürgerwehr kommen. Musikdireetors Frau übergibt die Fahne der 1. Compagnie, Festsräulein den übrigen Comp, mit Rede. Gegenrede der Hauptleute. Trinkgelag im grasigen Haag, wo die Sache im Kleinen , von Schülermadchen gegen Turnschüler nachgespielt wird. Abends Festball der 4. (Jugend-) Compagnie. Brüllende »Hecker-Hoch's!" vor der Oberamtei Nachts zum Schluß. — Montag den 25. Schützenball in der Post, wo laut von einer entdeckten Proseriptionsliste die Rede ist, aus welche die sogenannten Aristokraten, die Beamten der Stadt und Glieder der 1. Comp. (Conservative) gesetzt worden seien, voll Hossnung aus das Gelingen des Struve'schen Zugs in Baden Die Schützen hatten zur Versicherung ihrer treuen Gesinnungen auch die Beamten und sogar die Geistlichen geladen. — Th. Kerner ist an diesem Tag vor der ihm drohenden Untersuchungshast entwischt und nach Straßburg geslohen. Er wird kurz daraus mit Steckbriesen versolgt. — Am 27. Oberamtmann warnt die aus's Raty- haus berusene Bürgerschast vor Theilnahme an dem projeetirten Zuge des G. Ran von Rottweil nach Cenistadt am Volkssesttage, da die Regierung zu krästigen Maßregeln gerüstet seie. — 29. Sept. Nachricht von vergecktem Struve'schen und Rau'schen Zug und von ruhig vorübergegangenem Canstadter Volksseste.

Nov., den 21. Zu der Todtenseier sür den in Wien standrechtlich erschos- senen Robert Blum, ParlamGlied, welche diesen Abend in Heilbronn mit Glockengeläute, Trauermarsch, Fackelzug uud Rede ansdem beleuchteten Markte gehalten wird, rücken eirea 80 Mann der hiesigen Bürgerwehr aus uud viele Andere als Zuschauer. — Den 24. Wieder Winterabendschule sür die ledigen Söhne.

Dee. den 1. Militär. Leiche des led. Fritz Eseuwein, als Mitglieds des bürgerlichen Jägereorps — mit Trauermarsch. — Den 13. An die Stelle des nach Balingen bestimmten provisor. Ger.Aetnars Husnagel rückt als neuer Gerichtsaetuar ein JustReserendair Pseilsticker.

Jahrgang. Mai und halber Juni sür Weinberge günstig; zweite Hälste des Juni dagegen regnerisch. Juli bis September dem Wachsthum nicht sorderlich. Herbstes-Ansang den 10. Oet. Produet übrigens nach Quantität und Qualität besser als im vor. J. Mittlere Güte. Gewicht 60 bis 70°. Preise 16 bis 24 sl. Maugel an Käusern wegen der unruhigen Zeiten. Daher vieler Wein eingekellert. Höchste Temperatur: -j- 25,2. Semmertage: Mai 5, Juni 10, Juli 15, Aug. 9, Sept. 5, zusammen 44. Eistage: Jan. 30, Febr. 11, März 6, Nov. 11, Dee. 16, zusammen 74. — Landes-Durchschn.Preise vom Kernen 13 sl. 29 kr., Roggen 8 sl. 25 kr., Dinkel 5 sl. 27 kr., Haber 4 sl. 23 kr., Gerste 7 sl. 15 kr., Heilbronn s. eben 1. Jan, 18"/«. Mittelpreise am Schluß d. J. hier: Roggen 5 fl. 13 kr. Dinkel 4 sl. 36 kr., Haber 3 sl. 31 kr., Gerste 5 sl. 3 kr.

Als Seelenzahl wird in diesem J. angegeben: 2,127, worunter 24 Kathol.

1849. Jan. den 3. Militär. Leiche eines an Schlundverengerung gestorbenen Land- wehrmanns, Eailers Gras, mit Tambours uud Leichen-Piket und Geleit von sämmtl. 4 Compagnien. Grabrede v. Deean. — Das Reichsgesetzblatt promulgirt die in Franksurt erschienenen Grundrechte des deutschen Volkes.— 15. Neckaraustritt bei Heilbronn. — Febr. den I1. Dilettanten-Coneert in der Post sür dieArmen, bes. Hagelbeschädigten. Chor von Männern und Frauen der Stadt ausgesührt unter Mus.Dir. Rau. — März den 5. Beerdigung des mich langer Krankheit gestorbenen, älteren, 12jährigen Knaben von Oberamtmann Zais. — Den 29. Nachricht von der in Franksurt geschehenen Wahl eines deutschen Kaisers in der Person des Königs von Preußen, — der aber die Wahl nicht annimmt. — April, den 7. (am Charsam- stag) Th. Kerner kehrt von der Flucht nach Straßburg zurück uud wird gegen Caution aus sreiem Fuß gelassen. UntersuchungsrichterOleramtsger.Aetnar Rnoss inBesigheim. S. Aug. v. 1850, — Neue Ausregungen in Stadt und Land wegen Anuahme oder Nichtannahme der in Franksurt erschienenen Reichsversassnng. Ständische Ver- handlungen darüber. Ministerkrisis. — 22. April, Sonntag. Die eomplet aus dem Markt ausgerückte Vürgerwehr erklärt sich — nach Anrede des Commandanten Magenau — sür die Reichsversassnng uud bringt ihr ein stürmisches Hoch! — en6. Beerdigung der verwittweten Qberamtmaun Wolst. — 25. «ju«6. Nachricht von Annahme der Reichsversassung durch uuseru König beschwichtigt die neue allgemeine, in Adressen und Deputationen sich kundgebende Ausregung bei uns, während in Dresden und bald in Baden darüber nene Unruhen ausbrechen. — Mai, den 13. Der bisher. Unterlehrer Greiß wird aus die Schulstelle Lehrensteins- seld nominirt uud bestättiget. An seine Stelle rückt der von hier gebürtige Provisor Frank. — Den 28. Psingstmontag. Neue Bewegungen durch die heutige große Volksversammlung in Reutlingen, von den demokrat. Vereinen beschickt, wo Allianz mit dem insurgirten Baden u. dgl. verlaugt wird. Versendung dieser Beschlüsse auch hieher. Terrorismus der Meinungen. Zerrissenheit. — Jnni, den 2. Von dem nach Stuttgart übersiedelnden Franksurter Rumpsparlament passireu 7 Reichstagsdeputirte auch hier durch — zu nicht geringer Bewegung der Stadt. — Den 6. Man hört aus unserem Gebirge (beim Kreuzle) Kanonendonner von dem Gesechte der Hessen gegen die badischeu Jnsurgenten nnd Freischaaren. — Den 9. Kunde vom Treiben des Rumpsparlaments in Stuttgart, das eine Reichsregent- schast einsetzen will. Erklärung des Ministerinms dagegen. Die Heilbronn er Demokratie erbietet sich zur bewassneten Unterstützung des Stuttgarter Rumpsparlaments, woraus am 12. Militär dort einrückt, das 4. und 7. Jns.Regiment, das 4. Reiterregiment und '/» Batterie Artillerie, nm die Bürgerwehr zu entwassnen. Abends 6 Uhr zog sich das Militär von Heilbronn wieder zurück, noch bevor die Entwassnung vollzogen war, was die Wehrmannschast benützte, indem sie sich aus Generalmarsch sammelte und gegen 9 Uhr Abends über die Neckarbrücke der badischen Gränze zu marschirte.

Jm Lause der Nacht änderte sie jedoch ihre Richtung und rückte theils gegen Wimpsen, theils srüh Morgens 3—4 Uhr durch hiesige Stadt gegen Löwenstein.

eo6. Nachts gegen 12 Uhr wurde, aus erhaltene Betschast von Heilbronn, allhier plötzlich — ohne Wissen und Ordre des Bataillons Commandanten Magenau — Ge neralmarsch geschlagen, der Bataillons^Commandant, welcher die Tambours zur Rede stellte, insullirt und bedroht und die Sammlung aus dem Marktplatze soreirt. Die 1. und 2. Compaguie (Bürgergarde und ältere Bürger), verlies sich nach einer Stunde wieder, ohne anzutreteu, indem sie keine Lust zeigte, ihre Familien zu verlassen und' wie es hieß, »den Heilbronuer Brüdern gegen das Militär zu Hülse zu ziehen." Die 3. Compagnie dagegen in ihren republikanisehen Vlonsen nnd die 4. (der Ledigen, zum Theil Turner) verlaugte mit Ungestüm uud Drohungen aller Art von dem, zum Fenster herausschaneudeu Hauptmaun der 4. Compagnie, Waldmeister Haug, die Herausgabe von scharsen Patronen (der 3. wurden sie von der Fran des abwesenden Hauptmanns ausgesolgt). Nach sast zweistündigem Getümmel, bei welchem der abmahnende Oberamtmaun insultirt und in sein Haus zurückgedrängt wurde, zogen die 4, und Mehrere von der 3. Compagnie nnter Trommelschlag ohne Hauptmaun Heilbronn zu ab. Was von der 3. Compagnie da blieb, oder von der 1. und 2. aus Neugierde noch zusah, parlameutirte noch lauge unentschieden mit dem wieder nnter sie getretenen Oberaiutmaun, bis sich endlich bei Tagesgraueu die Menge verlies.

Am 13. srüh nach 3 Uhr bei Tagesanbruch uud Nebel rückten, mit der jetzt zurückkehrenden 4. hiesigen Compagnie, gegen 4M Mann der Heilbronner Bürge rw ehr in geschlossenen Gliedern hier durch vor das obere Thor. Dort wurden die Gewehre in Pyramide gestellt, hier in der Stadt neuer Generalmarsch durch die Straßen geschlagen (wobei aber sehr wenige neue Mannschast erschien), von den Führern Kriegsrath gehalten, und endlich mit den sich anschließenden Hiesigen das Thal entlang Löweustein zu marschirt, indem sie in den Thalorten neuen Zuzug zu, erhalten suchten — was aber sast überall gänzlich mißlang — auch nach Oehringen Deputirte sandten, um von dort Verstärkung aus den Mainhardter Bergen zu erhalten. Durch die Oehringer, Burgsriedler, Neuhütter und andere Wäldler und durch die Haller verstärkt — beabsichtigte man, im Rücken des Militärs über Backnang gegen Stuttgart zu ziehen, dem Parlament zu Hülse :e. Der Zug kommt aber nur bis Löwenstein, wo ein Versuch, die Bürgerwehr an sich zu ziehen, mißlingt — uud gedenkt Ansangs, aus der bezogenen Burgruine sich zu halten.

Gegen 7 Uhr Morgens zieht ein Cavalleriepiket von den, diesen Morgen wieder in Heilbronn eingerückten Regimentern hier durch gegen Ellhosen u. s, s. Aus den

Mittag rücken vom Galgenberg, wo sie auf Piket gestanden, 2 Compagnien Jnfanterie und eine Schwadron Cavallerie hier ein, ziehen Nachmittags wieder auf's Piket und kommen zum Uebernachten im Rathhalls und in den größeren Wirthshäufern hieher zurück, mit Ausfendung von Patronillen gegen Ellhofen und den Jägerhausberg. Heilbronn ift in Belagerungsstand erklärt und die Waffen müffen abgeliefert werden.

Bald nach Mittag kehren, von der durch den Nachtmarfch und Nahrungsmangel erfchöpften, auf Burg Löwenftein, beim Anblick der anrückenden Reiter entmuthigt fich auflöfenden Heilbronner Bürgerwehr Einzelne, ohne Waffen, ohne Uniform, zum Theil verkleidet und entbartet, durch hiesige Stadt zurück in die Heimath, oder werden von Militär-Patronillen als Gefangene — Einer, der noch das Gewehr angelegt hatte, fogar am Strick — eingebracht. Andere fuchen waffenlos Umwege über Waldbach, Eberftadt, Erlenbach. Die hiefigen Turner :e. fchleichen sich, nach Wegwerfung oder Versteckung der Gewehre, durch Weinberge, Garten und Nebenthore in die Stadt ein- Das Drohende des frühen Morgens löst fich in ein Ridieule des Abends auf; und von diefem Tage an wird auch hier keine Trommel mehr gehört.

Ani 14. Morgens. Das hiefige Militär rückt wieder auf's Piket. Weitere Einbringung von Gefangenen und von Gewehren, welche in Kartoffeläckern weggeworfen oder verfteckt waren. Ein Bäuerlein bringt ein einfpänniges Wägelchen voll folcher Gewehre vor die Hauptwache im Rathhaus, obenauf die Lanze, Sattel und Zeug eines bürgerlichen Uhlanen, und an der Seite deffen Säbel tragend, mit dem er zum Gandinm der Soldaten das Pflafter wetzt, Nachricht vom Vordringen badifcher Freifchaaren bis Wimpfen und Rappenau - gegen welche aber unfere Gegend durch das vorhandene Militär gedeckt ift. eo6. 14. Beerdigung des resignirten Cameralverwalters Fetzer, in Anwefenheit Eines der milit. Pikets, das beim Kirchhofe lagert und den Jagerhausweg beobachtet. Der Sohn, Pfarrer Fetzer von Atolzfurth, resignirt und zieht hieher zur Uebernahme feines Erbes. — Unterfuchung wegen des obenged. Auszuges. Mittlerweile bleibt eine Compagnie Militär noch hier bis zum 18 Mittags, wo sie in die Gegend von Vaihingen zu ihrem Regiment abzieht, das die Grenze gegen Einfalle der badenfchen Freifchaaren deckt. — 18. Abends. Nachricht von heutiger Sprengung des Rnmpf-Parlaments in Stuttgart und Ausweifung der Reichs-Regentfchaft, welche das Volk für die Badener bewaffnen wollte. — Einführung der Gefchworenen - Gerichte. Weinsberg zum Bezirk Lndwigsburg. — 2l. Juni folgd. Man hört, fogar in der Stadt, Kanonendonner von den im Badifchen bei Hirfchhorn, Aglafterhaufen :e. vorrückenden Heffen und Baiern, von Waghäufel — Preußen. Nachricht von Abreife des Rumpfparlaments. — 24. Nachricht vom Einrücken der Preußen in Heidelberg und Mannheim ohne (die befürchtete) Schlacht. — Am 25. Einzug der Preußen in Carlsruhe. Das badifche Drama naht feinem Ende. — Juli 1. Gefetz wegen Creiirung von 3 Mill. Papiergeld. — 2. Erfcheinen eines demokratifchen Wahlgefetzes für eine neue eonftituirende Landesverfammlung. — 25. AlsWahleandidaten treten bei Wahlverfammlungen in Willsbach le. auf: Theob. Kerner, Gegeneandidat Stadtfchultheiß Fraas. Die Lichtensterner operiren für Weingärtuer Stöckle von Stuttgart. Wahl- eandidat auch Revierförster Kommerell, Vorftand des Mainhardter Volksvereins. — Aug. 1. und 2. Wahltage. Umtriebe zu Stimmenzerfplitterung gelingen, fo daß Fraas Majora, aber nicht das vorgefchriebene '/» der Stimmen erhält, daher 10. Sept. wiederholte Wahl, bei welcher Fraas siegt. — 21. Sept. (Matth.-Feiertag.) Land- wirthfchaftliches Bezirksfest hier bei den Linden unter Leitung des Vorstandes Gerichtsnotar Bröhm. — 25. Sept. Abzug des nach Gmünd besörderten Oberamtsrichters Römer (s. Aug. 1840). Amtsübergabe an den ven Nagold hieher versetzten Oberamtsrichter Berner. — Vom 24. Sept. bis 4. Okt. General- Visitation durch Prälat v. Hasner. — Okt. 28. Abtritt des sogen. März-Ministerinms. Neues Ministerinm: Schlayer, Jnneres; Herdegen, Finanz; Bauer, Krieg; Häulein, Justiz; Wächter-Svittler, Aeußeres. — Nov. 20. Beerdigung der verwittweten Oberanttspslegerin v. Olnhausen. Wiedererössnung der Winterabendschule sür ledige Söhne- — Dez, 1. Erössnung der neuen Landesversannnlnng unter ungünstigen Auspieien. Alsbaldige Reibungen wegen Eidesleistung. Auslösung derselben schon nach 23tägigem Leben am 23. Dez. Amtsverweser sür den dazu abgereisten Stadtschultheiß Fraas ist sür diese kurze Zeit Verwaltungsaetuar Oesterlen. Trennung der republikanischen und eonstitutionellen Partei.

Die Koch'sche Schauspielergesellschast gibt diesen Winter über Theater, erst im Stern, dann in der Post — wobei auch hiesige junge Dilettanten mit austreten.

Jahrgang: Januar und Februar mild. Frühlingsmonat srostig; erst Ende Mai's Somuierteiureratur; in den Commermouateu häusig durch Gewitterregen erniedrigt. Ende Oktobers Frost, der im November und Deeember anhielt. Starke Ueberschwemmuug 14, Jau. u, s. bei raschem Thaueu. — Höchste Temperatur -^ 25," den 9. Juli. Sommertage nur 36.; tiesste Temp. — 12/ den 29. Nov. Eistage 84. Außerordentlicher Obstertrag, an Qualität über 1847. Wintersrüchte gut bis sehr gut. Sommersrüchte besriedigend, Kartosselkronkheit bei andauernder trockener Witterung im Juli und August nachlassend. Preis pr- Sri. 18 — 30 kr. Landesdurchschnittspreise: Kernen 10 sl. 41 kr., Roggen 6 sl. 41 kr., Gerste 5 sl. 47 kr., Dinkel 4 sl. 19 kr., Haber 3 sl. 46 kr,; hier am Schlusse des Jahrs Gerste 4 sl. 56 kr., Dinkel 3 sl. 32 kr., Haber 3 sl. 13 kr. — Wein: Traubenblüthe Ende Juni, Ansangs Juli schöne Hossnungen; aber Juli und August unbeständig, rauh, Kühle Nächte. Langsames Reisen. 20. Oktober Beginn der Weinlese. Gewicht 66 bis 70 und 77°. Qualität zwischen dem I847r und 48r in der Mitte. Mangel an Käusern, deßwegen Sinken der Preise von 20 aus 18, 17 bis 12 sl. Verkaus stockt am Ende ganz. Vieles eingekellert.

1850. 20. Jan. 'Neue Abgeorduetenwahl ausgeschrieben. Neue Agitation. — Posthalter Maier verkaust den Gasthos zur Traube an August Esenwein und kaust dagegen das neue Haug'sche Haus an der Marktecke nnd Heilbronner Straße. Der Umzug mit der Post in die Stadt ersolgt erst am 2. April. — Febr^3. Gegen die demokrat. Partei vereint sich eine Wahlerversammlung in Löwenstein sür die Wahl des Reviersörsters Kommerell. — eo6. Neckaranstritt bei Heil- brou. — 20. Etadtschultheiß Fr aas mit 1900 Stimmen gegen 900 von Kommerell wieder zum Abgeordneten gewählt. — Nachtmusik :e. — Von Heilbronn her lange Böllersalven für Ruoss. — März. Aus den 15. die neue- — eigentlich alte — Kammer einberusen und vom Könige selbst erössnet. — 25. Tod des Stadtraths und Schaumweinsabrikanten Mall, eines der ersahrensten und einsichtsvollsten Mitglieder des Stadtraths, ehemaligen Hauptmanns der Bürgergarde. Beerdigung am 27. mit Trauermusik. — 27. Oberamtsarzt l)r Just. Kerner aus Ansuchen wegen Augenleiden in den Ruhestand versetzt und mit dem Orden der württemb. Krone deeorirt. Als Amtsverweser sür die Oberamtsarztstelle rückt bald daraus ein Nr. Paulus, praet. Arzt. — Auch Kameralverwalter Lutz a. A. pensionirt, muß aber bleiben, bis sein Nachsolger ernannt ist und einrückt. — Mai. 13. Aus Rath- haus erstes össentliches Gerichtsversahren in hiesiger Stadt gegen vi-. Elsner, Redakteur der Ulmer Chronik wegen Preßvergehen. — 16. Nach vielen un- erquicklichen Verhandlungen Errichtung einer viertln deutschen Schule sür die jüngste Klasse (Elementarschule) in dem Loeale der bisherigen Realschule (unter Mädchenschulmeister Winter's Wohnung). Für die Realschule wird ein Loeale bei Bauer Sigle gemiethet. Provisor Schäser tritt bei dieser vierten Schulklasse ein. — Juli 4. Abermalige Auslösung der versassungsrevidirenden Kammer; sog. Restaurations-Ministerinm: von Linden, Jnneres; v. Miller, Krieg.; Knapp, Finanz.; v. Plessen, Justiz. Anklage bei dem Staatsgerichtshose gegen Minister von Wachter^Spittler; sreigesprochen. — 22.Abgang des peusionirten Kameralverwal- ters Lutz. Ankunst des neuernaunten Kameralverwalters Dornseld II., bisher in Heidenheim, hier schon seit längerer Zeit begütert. — Nachrichten vom Krieg in Schleswig-Holstein. — August. 21. Anordnung einer neuen Abgeordneten- wahl sür den 20. Septbr. nach dem neuen Wahlgesetze. Nene Wahlbewegungen. — Bruckmann von Eisenlautern wird als Gegeu-Candidat gegen Fraas ausgestellt. — Sept. 7. Theol. Kerner, »wegen Aussorderung zum Hochverrath" vor das Schwurgericht in Ludwigsburg gestellt, erhält ein »Schuldig« und wird zu I0 Monaten Festungsarrest verurtheilt, den er sodann am 1. Novbr. d. J. antritt. — 20. Abgeordnetenwahl: Stadtschultheiß Fraas siegt abermals mit 1,396 gegen 340 Stimmen (Bruckmann), und der Sieg wird am 21. Abends durch eine Istüudige Böllerkanonade der Stadt und Umgegend angekündigt. —Am 21. Landwirthschast- liches Bezirkssest in Willsbach unter Leitung des Vorstandes Gerichtsnotars Bröhm. Reserend. Horlin als Kameralamtsbuchhalter eingetreten. — Oktbr. Aus den 4. Einberusung der neuen Landesversammlung, die aber, wegen Nichtverein- barung mit der Regierung — Novbr,, am 6. abermals ausgelöst wird. Conslikt wegen Nichtanerkennung des gewählten Ausschusses :e. §. 89. — Marsch der Oest- reicher nnd Bai ern nach Kur hessen. Einberusung und Rüstung auch in Württemberg. Große Spannung, bis Bereinigung zwischen Oestreich und Preußen ersolgt ist. Neuerwachter Bundestag. Dresdener diplomatische Conserenzen. — Nov. 22. Diaeonus Schilling eröffnet im Loeale der Mädchenschule eine Privaterbauungs- Stunde (Bibelstunde) Abends 7—8 Uhr, mit eirea 40—50 ?heilnehiuenden, vorzüglich vonl weiblichen Geschlechte. Winterabend schule sür ledige Söhne wie bisher von Deecm. —Deebr. 16. Amnestirnng der minder Gravirten vom Heilbron- ner Auszug und von der Reutlinger Versammlung. s. oben. Wegen vom Stadtrathe (in Opposition des Vorstandes mit dem Studienrathe) beschlossener Aushebung der Sonntagsgewerbeschule des Reallehrers, Eintheilnng der Gewerbeschüler in die gewöhnliche Sonntagsschule bei Kuabenschulmeister Wegmaun und bei den Provisoren. Jahrgang: Winter wechselnd. Aus anhaltende Kälte im Jan. ungewöhnlich mild im Februar. Zweite Hälste März wieder winterlich. April, erste Hälst« mild, zweite merkliche Temperaturerniedriguna. Mai noch nicht bis zur Höhe der Sommer- tage. Jm Sommer häusige Gewitter" mit schrosser Abkühlung. Der Herbst erhob sich nicht mehr zur Sommerwärme. Ende Oktobers schon erster Frost. Novbr. mild, Deebr. nicht andauernde Kälte. — Höchster Therm.-Etand -j- 24/ am 6, August. Sommertage nur 25 in den drei Monaten, Juni 10, Juli 8, August 7. Niederste Temp. — 15 », den 22. Jan. Eistage 82. — Ertrag des Winterselles gnt, mittelmäßig; Sommerseld besriedigender. Kartosselkrankheit bei den im Juli eingetretenen Regentagen sast allgemein. Landesdurchschuittspreise von Kernen 10 sl, 45 kr., Roggen 7 fl,, Gerste 6 sl. 6 kr., Dinkel 4 fl. 17 kr., Haher 3 sl. 13 kr.; hier am Schlusse des Jahres Mittelpreise, Kernen 9 sl. 58 kr., Gersie 6 fl. 25 kr., Dinkel 4 sl, 25 kr., Haber 3 sl. 40 kr. Wein: sehr ungünstige Vlüthe, spät und ungleich. Weil die Trauben wegen ungünstiger wechselnder Witterung nicht reisten, Verschiebung der Lese bis 27. Oktober, nachdem am 24. Nachts schon Schnee gesallen war. Gewicht von 50 bis 71 °. Rückschlag der Ertragsschätzung sast um die Hälste. Qualität sauer. Fast gar kein Verkehr. Vieles eingekellert wegen Mangels an Absatz. Käuse von 10—11 sl., anderswo 8—12 sl. — Seelenzahl 1,951, worunter 24 Katholiken.

1851. Januar. 1. n. solg. Stadtmusikus Rau, bisher als solid wohl- gelitten, geht, wegen Schulden und mit Contrahirung neuer zur Reise, unter Zurück- lassung seiner Fran uud Kinder durch — über Mainz nach Amerika. Versolguug mit Steckbriesen. Gant. Buchbinder Hardten von hier wird Amtsverweser und später Stadtmusikus. — Baptist! sehe Seetirerei reißt, außer in Eberstadt, auch in Brettach und Neuhütten ein. - Februar. Der bisherige Rechtskonsulent Plank zieht ab nach Ludwigsburg, wo er sich setzt und verheirathet. — März. Am 23. (Sonntag Oeuli). Nach vorangegangenen Vorarbeiten und Vortrag des Deeans im Altar Wahlhandlung sür den nenerrichteten Psarrgemeinderath, an der sich aber die Demokratie nicht betheiligt, wie auch Stadtschultheiß F. dieses Colleginm als ineonstitutionell! — nicht anerkennen will. Die Wahl sällt dessenungeachtet aus tüchtige, kirchliche Männer. — April den t>. (Sonntag Judiea). Oessentliche Verpslichtung der neuen Kirchenältest en. Erste Sitzung in der Caeristei. — Fröhlich desinitiver Oberamtsgericht sa etuar. — 17. Für den schwererkrankten Präeep- tor Jrion tritt als Amtsverweser Cand. Gueiting ein. — 23. Theob. Kerner aus Vaters Fürsprache vom Könige begnadigt und des Asbergs entlassen.

— 25. Bei der Wahl sür den neuberuseuen Landtag wird Stadtschultheiß Troll von Löwenstein zum Abgeordneten des hiesigen Bezirks gewählt. Znsammentritt des Landtags am 6. Mai. — Juni. 3. Tod des Präeeptors Jrion. Amtsverweser der bisherige Cand. Gneiting s. oben. — Unteramtsarzt Nr. Maurer von Löwenstein zum hiesigen Oberamtsarzt ernannt: zieht mit Jakobi ans. — 9. Großes Liedersest im benachbarten Heilbronn. — 30. G. Schwab zum letzten Mal aus Besuch bei J. Kerner nnd Use. 1)8. f 14. Nov. dss. Js. — Ein Sprachlehrer Rehsnß von Heilbroun hält diesen Sommer an Sonntag Nachmittagen ans der sogenannten Viehwaide (gegen das Jägerhaus hin) Waldberg predigten in methodistischem Geiste, wozu viel Volks aus der Umgegend, mit Versäumung des Sonntagnachmittagsgettesdienstes zusammenströmt nnd wobei bald gar uichtgeistliche Rendezvous stattsinden. Schritte dagegen mit Heilbronn, s. Mai solgenden Jahrs.

— Jnli 24. Der sogen. Reiseprediger, G. Werner von Reutlingen, welchem ein Cous.-Reseript vom 31. März vor. Is. wegen verweigerter Unterzeichnung der symbolischen Bücher :e. die Einräumung der ev. Kirchen zu seinen Vorträgen untersagte, kommt durch eine eigene Adresse von hiesigen Demokraten und Antikirchlichen berusen — von Heilbronn aus auch hieher und prediget in dem ihm vom demokratischen Theile des Stadt- raths eingeräumten und deeorirten Rathhaussaale in einer Abendstunde vor einer Versammlung von eirea 100 Neugierigen und Oppositionellen. Sein Kommen soll von 4 zu 4 Wochen wiederkehren. — August 2. Neckarüberschwemmung bei Heilbronn.

— Septbr. Aushebung der Grundrechte, s. Juni 1849. — Die Missionspredigten von Pater Roder, Schlosser und Fürst Zeil ziehen in diesem Monate auch eine Menge von Protestanten nach dem benachbarten Neckarsulm, das in großer Bewegung und religiöfer Aufregung ist. — Das erledigte Präeeptorat mit Lehramts' Candidat Müller wieder befetzt. Einführung deffelben am 10. Nov. — Reallehrer Maute hat wieder, als Collaborator, neben den Realien, lateinifchen Elementar- unterrichtzu ertheilen. — Okt. Am20. Beerdigung des alten Revifors und Notars Fraas, Eines der älteften Bürger. — Novbr. Am 8. erhängt fich der langjährige Wachtmeister Haag, dem am 9. Morgens feine Entlaffung angekündigt werden follte wegen in der Noth begangener Unterfchlagung einiges Geldes. — 25. Wiedereroffnung der Winterabend fchule. — Deebr. 4. Telegraphifche Botfchaft von Parifer Eon- tre-Revolntion, (?c»,p 6« m»!n von Napoleon. —10. Nachts erhängt fich in einem Anfall von Tieffinn der geachtete Apotheker Magenau an feinem Gartenhäuschen und wird am 13. mit Grabgebet beerdigt, — Die steigende Thenrungsnoth macht viele Arbeit zur Armenfürforge. Der Pfarremeinderath will sich der Sache thätig annehmen, wird aber desavonirt, f. März.

Jahrgang. Auf ziemlich gelinden Winter im März noch empfindliche Kälte. April mild, aber Mai kalt und naß. Am 31. Juli und 1.Auguft starke Ueberfchwem- mung im Neckarthale durch Wolkenbrüche; wiederholt in zweiter Hälfte Septembers, welcher, wie der August für den Nein fehr ungünstig war. Nov. und Dee. mild. — Wegen häufig regnerifcher Witterung heftige Kartoffelkrankheit und Kartoffelmißwachs. Der Morgen gab eirea 32 Simri, worunter 18 Eimri gefund, 14 Simri krank. Getreide-Erndte nur mittelgut. Steigen der Fruchtpreife. Ertrag: Dinkel 4,Schffl. 6 Sri., Haber 4 Schffl. 4 Sri. per Morgen. Landes-Durchfchnittspreife von Kernen 14 fl. 45 kr., Roggen 10 fl. 40 kr., Gerfte 9 fl. 7 kr., Dinkel 5 fl. 49 kr., Haber 4 fl. 27 kr.; hier am Schluße des Jahrs Mittelpreife Gerfte 11 fl., Dinkel 6 fl. 34 kr., Haber 4 fi. 33 kr. — Höchfte Temp. -^ 23/ den 21. Juni. Sommertage nur 23. Juni 7, Juli 6, August 10. Tieffte Temp. — 11, 8. den 3. März. Eistage 54, im Nov. und Dee, 0. — Wein nach Quantität feit 1847 am dürftigsten; Qualität kaum dem vom vorigen Jahre gleich. Clevnerlefe beginnt am24. Qkt. Gewicht 63 — 70°. Preis 3 kr. pr. Pfund. Gewicht des gewöhnlichen Gewächfes 50-66». Mangel an Abfatz, Verkäufe (bei Tranbeuleltern) von 16 fl., 17 fl, bis 20 und 23 fl., wegen fehlender Käufer viel eingekellert.

1852. Jan. Wegen steigender Theurnng statt Suppeuaustalt, wie 1847, wird Bertheilung von Reis und Gerste— im Ankaufspreife des p. 6. und bei minrer Armen auf fpäteren allmähligen Erfatz befchloffen und ausgeführt. Verwalter Stiftungspfleger Weber unter Kircheneonvent. Die Kinderinduftriefchule wird erweitert, mit Zwang für arme Kinder zu Abstellung des Kinderbettels, auch arme Knaben zum Stricken aufgenommen. Die Fabrikate werden den Kindern mit Brod oder Geld bezahlt. Frauen und Jungfrauen der Stadt übernehmen die Jn- fpeetion. Monatliche Beiträge von Vermöglichen zu Brodvertheilung. — Febr. 16. und 26. Regierungs- und Gerichtshofs-Commiffär, Reg.-Rath Ehrmann und Ober- Justizrath v. Seybothen hier zur Unterfuchung gegen Oberamtmann Zais und Ober- amtsrichter Berner, in deffen Folge — April 18. und 20, Oberamtmann Zais aufdasOberamt Spaichingen, Oberamtsrichter Berner auf das Oberamtsgericht Frendenftadt, Oberanusger.-Aetuar Fröhlich auf das Oberamtsger.-AetuariatRiedlingen verfetzt werden. Abzug derfelben am 22. und 24. Mai. — März 25. Bei der Plenar- Verfammlung des landwirtfchaftlichen Vereins in Eberstadt tritt Gerichts- Notar Bröhm als Vorstand ab und Cameralverwalter Dornfeld wird zum Vorstand, Deean Dillenins zum Vieevorstand gewählt. — April 27. Mädchen

fchulm eift er Winter erhält wegen verminderter Dienfttüchtigkeit einen Hülfs- lehrer in der Perfon des Lehrgehülfen Blöth und tritt damit in den Quieseenten- ftand. — Mai. 1. Oberamtsrichter Zimmerle von Gaildorf auf das hiefige Oberamtsgericht ernannt. Eintritt am 21. — Als Oberamtsverwefer tritt eo6. ein Oberamtsverwefer Drefcher, verheirathet. Als Oberamtsgerichtsaetnar kommt Oberamtsgerichtsaetuar Fifcher. Als Oberamtsaetuar an die Stelle des als Ablöfungseommiffär nach Heilbronn gezogenen Aetuars Hopf Oberamtsaetuar Schmidt von Hall. — Juni. Methodist Nippert fucht hier und in der Gegend einzufchleichen. Sprachlehrer Rehfuß beginnt feine Waldvredigteu wieder (siehe oben Juni 1851) mit Zuziehung Nipperts. Abtreibung derfelben in Gemeinfchaft mit Pfarrgemeinde- rath Heilbronn. — Juli am 24,, nach überstandener Theurungsnoth, Einfuhrung des erften Erndtewagens vom Thor an mit Proeefston, Fahnen und Kränzen auf den Markt. Von Rathhansstafel (wie 1817) Rede von Dek.ni mit Refponforien. Gebet von Diaeonus. Schluß, allgemeiner Gefang: »Nun danket Alle Gott." — August. Es fetzt fich hier ein neuer Rechtseonfuleut, Gmelin von Tübingen. 24. Miffions- und Dankfeft in Waldbach. — Eeptbr. 9, Beerdigung des alten Stadtraths nnd Stadtpflegers Müller. 12. Sonntag. Nach Traunng von drei nach Australien auswandernden Paaren Privat-Communion derfelben in der Saen- ftei. 19—25. General-Vifitation durch Prälat v. Hafuer, — 21. Landwirthfchaft- liches Bezirksfest in Eberstadt, Präsident C.V. Dornft. Ankunft des hieher ernannten Oberamtmanns Bürger von Aalen. Vorftellung deffelben bei dem Feftmahl im Hirfch durch den von Jartfeld her anwefenden Regierungsdirektor, Frhr. v. Linden. Oberamtsverwefer Drefcher kommt in gleicher Eigenfchaft nach Leonberg. — 30. Aus Veranlaffung der Generalvisitation Synodalgottesdienst mit Altargebet von Pfarrer Naumann; Predigt von Stadtpfarrer Maier. Pfarrgemeinde- raths-Verfammlung auf dem Rathhans. 32 Kirchenältesie. Fefteffen mit den weltlichen Beamten in der Traube. — Oktober. Sonntag den 3. Deean wegen eines an feinem Schwager, dem pensionirten Major von Glafer, durch einen ehemaligen Bedienten auf feinem Zimmer geftern Nacht begangenen Raubmords zu deffen Leiche uach Stuttgart berufen. — Novbr. 5. Gen.-Suverint. Prälat v, Hafner »wegen vorgerückten Alters» penfionirt; tritt fchon am 8. aus. 10. Garnifonsprediger Sigel von Stuttgart zum Prälaten und General-Superintendenten von Heilbronn ernannt; vorerst bei Landtag und Sunode in Stuttgart bleibend, — 8. Bezirkspolizeiliche Ausweifung eines in Efchenau verhafteten 19jährigen methodiftifchen Predigers Wallon aus Heffenhomburg, der in Wißlensdorf nächtliche Verfammlungen, befonders mit jungen ledigen Mädchen (hinter dem Pfarrgemeinderath) hielt. — 22. Die treffliche Frau des neuen Oberamsrichters Zimmerle stirbt in Folge der Geburt eines todten Knäbleins am Kindbettfieber und wird am 24. unter allgemeiner großer Theilnahme beerdigt. — 3, Dee. Wiedereröffnung der Winterabend fchule im neuen Loeale der Realfchule. — Nachricht vom neuen Kaiferthuzue Napoleons III- 21. Thomasfeiertag. Die beabsichtigte, auf profelytenmacherifche Confeription angelegte Methodisten-Verfammlung in Eichelberg wird vom Oberamt durch abgeordnete Landjäger verhindert.

Jahrgang. Jan. bald nachlaffender Frost, am Ende Febr. wieder eintretend und durch den März fortdauernd; April kühl. Erst in Mitte Mai's Sommerwärme; unterbrochen bis Ende Juni durch häufige gewitterartige Abkühlungen. Bios Juli eonftante Sommerwärme. Auch viele gewiMrartige Abkühlungen. Sept. nicht mehr Sommerwärme. Oktbr. schon erster Frost. Novbr. und Deebr. ungewöhnlich mild. Höchster Thermometerstand - ^ 86,7. Sommertage 40; niederster — 7,5. Eistage 62. — Erndteertrag: Roggen 3 Schssl., Gerste 5 Schssl., Dinkel 8 EM., Haber 7 Schssl per Morgen. Landesdnrchschnittspreise von Kernen 17 sl. 19 kr., Roggen 13 sl, 52 kr., Gerste 11 fl. 12 kr., Dinkel 6 sl. 39 kr., Haler 5 sl. 5 kr.; hier am Schlusse des Jahrs, Durchschnittspreise: Gerste 7 sl. 22 kr., Dinkel 5 fl. 46 kr., Haber 3 sl. 55 kr. Wein: Clevnerlese beginnt am 12. Oktbr. Gewicht 80 — 83°. Kause 50 sl. Auch 3 kr. per Psd. Stockender Verkaus des übrigen Gewächses. Preise von 26 sl. bis 19 sl. Jm Allgemeinen weder reicher Ertrag, noch viel bessere Qualität als im vorigen Jahre.

1853. Vrandjahr mit drei Brünsten am 17. Jauuar, 5. Mai und 22. Sept. Jan. den 17., Abends 8 Uhr Feuersbrunst in der Scheuer der Wittwe Glessing, hinter dem vormaligen Psauschen Hause; gesährlich zwischen zwei Wohnhäusern. Dech wird man des Feuers Meister, daß es nicht weiter greist. Um 10 Uhr gelöscht. Veranlassung uubekanut. Man vermuthet Brandstistung. — März, 15. Constitui- rung eines Eeidenbauvereins mit Aetien aus Veranlassung des Vorstandes vom landwirthschastlichen Bezirksverein, Cameralverwalter Dornseld. 24. Gründonnerstag. Leiche des Kausmanns Liesching, gestorben am 22. d. M. Morgens.

April, 17. Zur Eousirmation wird von Frau Postmeister Wirth v!6. ein von den älteren Fraas'scheu^öchtern sehr kunstreich gearbeitetes weißes Altartuch, von Mathilde Niethhammer ein desgleichen Taussteintuch, von Gerichtsnotar Bröhms ux. ein Fußteppich in den Altar gestistet. — 21. Der provis. Oberamtsaetuar Schmidt kommt als Couunissär nach Gmüud; der srühere, bisher als Ablösungs- Commissär in Heilbrouu sunetiouirende und daselbst verheirathete Oberamtsaetuar Hops tritt in seine hiesige Stelle als Oberamtsaetuar zurück. — Mai. Am 5. (Himmelsahrtssest) gleich nach der Abendkirche Feuerlärm von einem Waldbrande bei Hölzern, sast an gleicher Stelle, wie am Sonntag den 25. April vor. Jahrs, eo6. Abends 8 Uhr, nach dem Nachtessen zweiter Feuerlärm, mit welchem sich Tageshelle über die obere Stadt und Kirche und Burg verbreitet. Das städtische Holz magazin an der Bleiche uud untern Stadtmauer, 300' lang steht zu beiden Seiten der ganzen Lauge nach zugleich in lichten Flammen, so daß mau nicht mehr dazwischen hineinkommen kann uud sich begnügen muß, von innen innerhalb der Stadt- maner die anstoßenden Gebäude zu schützen. Die Flammen lecken bald über die Mauer herein und ergreisen die untere Stasselthüre des Wachthnrms, so daß die armen Bewohner desselben zu den Fenstern heraus an Leitern in die Stadt herabsteigen müssen unter Zurücklassuug ihrer Habseligkeiten. Sodann ergreisen die von außen höher steigenden Flammen das hervorstehende Dach des Thurmes und er brennt nun von oben herab, so daß das obere brennende Stockwerk mit der Stiege aus das innere zweite und so sort sällt, wie auch das weißglühende Glöckchen im Herabstürzen durchschlägt und weiter zündet. Das Spritzen von einem benachbarten Dacke a.ns durch die ausgebrannten Fensterössnungen will wenig wirken. Eine kleine, aus der unteren Stadtmauer stehende Scheuer wird gleichsalls ein Raub der Flammen; ebenso ein angränzendes Haus halb. Zum Glück gieng der Wind von Norden gegen Süd-Süd-Westen, also von der Stadt nach außen. Bei umgekehrter Richtung hätte diese bei 300 Fuß breite, sast '/» der Stadt eingränzende Flamme den größten Theil der untern Stadt zerstört, da Alles so eng zusammenhängt. Aus der Bleiche, jenseits des Baches, war vor Hitze kaum zu passiren, Psähle, Brennholz, Bauholz, Latten, Bretter, Pflüge, Eggen, auch Heu und Stroh, die da miethweife aufbewahrt wurden, loderten mit reißender Gefchwindigkeit in die Höhe. An ein Retten und Löfchen war nicht mehr zu denken, da man nicht beikommen konnte. Und hoch in der Mitte des Feuermeers, aus den Steinmauern heraus fandte der brennende Thurm feine Flaui- men in den Nachthimmel. Erst gegen Mitternacht wurde man des Feuers fo weit Meister, daß keine weitere Gefahr für die Stadt zu fürchten war. Die Löfchwerk- zeuge mußten aber bis Tagesanbruch fortarbeiten, da aus dem außerhalb der Stadtmauer Niedergebrannten und aus dem Jnnern des Thurmes immer wieder neue Flammen aufloderten. Die Angst der unteren, von einem fo breiten Feuerwall um- lagerten Stadt war groß. Die Feuerwehr von Heilbronn leistete wefentliche Dienste, was denn auch Veranlaffung gab, daß von da an auch in hiefiger Stadt sich eine Feuerwehr nach dem Heilbronner Muster bildete. Daß hier eine Brandstiftung stattfand, lag, da die beiden Gebände der ganzen Länge nach zugleich in Flammen ftanden, ziemlich klar am Tage und es wurde auch ein derfelben wegen geführter zweideutiger Reden verdächtiger, junger Burfche verhaftet. Die Unterfuchung mnßte aber wegen fehlender zureichender Jndieien eingestellt werden. Andere fprachen von, mit Zündhölzchen an dem Lattenverfchlage fpielenden Kindern, was aber nicht erhoben werden konnte. Den größten Schaden hatte bei diefem Brande das städtifche Gemeindewefen, deffen Eigenthum die Magazine waren nnd das erst vor einem Jahre den Wachthnrm mit einem Kosten von 4—50M fl. neneingebaut hatte, ohne daß der neue Thurm höher in die Brandversicherung gelegt worden war als der alte. Der Verlust der den Wachthnrm bewohntl)abenden Armen wurde durch eine Colleete des gem. Amts für sie gedeckt. Da viele Bürger Raum in den Magazinen gemiethet hatten, fo war der fonstige Verlust auf Viele vertheilt. Noch am 6. Qualm nnd Epritzenarbeit am Jnnern des Thurmes den ganzen Tag bis in den fpäten Abend.

13. Mai. Beerdigung des hochbetagten resignirten Schultheißen und Chirurgen Höring von Willsbach, Schwagers des 1- Not. Fraas f. Okt. 1851. — 16. Provifor Schäfer verfetzt. Nachfolger an IV. Schule Babel von Bitzfeld, interimistifch bis zu feinem Eintritt der an deffen Stelle beorderte Prov. Häußler. — 21. Kaufmann Kn orr erfchießt fich imDelirinm und wird am 23. mitGrabgebet beerdigt.— Juli9. Land- w irthfchaftli che Ereurfion von einer Partie Mitglieder des landwirthfchaftlichen Vereins mit dem Vorstande deffelben nach Hohenheim, Scharnhaufen und Weil. —

14. Stilles Durchpaffiren Sr. Majestät des Königs von Wafferalfiugen her. — Cameramtsbuchhalter Hörlin als provif. Bahnhofinfpeetor nach Bruchfal verfetzt. Abgang am 10. Proviforifcher Nachfolger in Bnchhaltersstelle Ref. Grnusky. — 16. Stadtfchultheiß Fraas abdient iu Stadtrathssitzung, kommt aber fchon am folgenden Morgen im Staatsauzeiger als — vom geheimen Rath nach ß. 87. der Verfaffung von feinem Amt entlaffen. Amtsverwefer Stadtpfleger Eifele. 21. Mathäusfeiertag. Landwirthfchaftliches Bezirksfeft hier. Mufterung bei den Linden. Preisvertheilung von Tribüne vor dem Rathhaufe. Rede vom Vorstand, Cameralverwalter Dornfeld und vor Preisvertheilung au Dienftboten vom Viee-Vor- ftand, Deean Dillenins. Festmahl in der Traube, — 22. Morgens 2 Uhr Feuer- lärm. Die große Hildt'fche Scheuer in der untern Gaffe steht fchon in vollen Flammen. Gefahr für die anstoßenden Häufer durch Windstille und Emfigkeit der neuen Feuerwehr glücklich befeitiget. Gegen Tagesanbruch wird man des Feuers ohne weitere Verbreitung Meister. Der Verdacht einer Brandstiftung fteht, bei diefem nun dritten Brand innerhalb 8 Monaten, fo nahe, daß der Stadtrath und Werkmeiste r Hildt 250 sl. aus sichere Anzeigen aussetzen, jedoch ohne Ersolg. — Oktober. 17. Nachts Feuerlärm von Waldbach her. — Novbr. 3. Nachts reist der vor- malige Stadtschultheiß Fraas, bei welchem eine Vermögens- «. Untersuchung angeordnet ist, in aller Stille «<>I»8 nach Amerika ab. Steckbries erscheint erst, nachdem er sich in Havre eingeschisst hat. Vergantung »b«enti». — 25. Wiedererossnung der Winterabend schule, deren Jnspektion jetzt dem Diaeonus übertragen ist. — 28. Stadtschultheißenwahl. Parteinngen. Die Weingärtner sür den srüheren Waldmeister, nun Schultheißen in Dössingeu, Hang, der denn auch vier Stimmen über V' erhält. 2, Compet. Rathsschreiber Käpplinger; 3. A.Verw. Stadtpfleger Eisele. 4. Verwaltungsaetuar Oesterlen. — Dee. Jn der vierten Woche rückt als Rechts- eonsulent au die Stelle des entwichenen Fraas hier ein Theodor Tasel, von Oehringen, Sohn des dortigen Rechtseonsulenten Dr. Tasel. — Die zunehmende Theurung macht wieder außerordentliche Maßregeln sür Armensürsorge nöthig. Theiluug der Stadt in vier Quartiere zu Beaussichtigung der Armen durch die Kir- cheuälteste: Vorberathungen wegen Suppenanstalt :e.

Jahrgang: Jan, sehr gelind. Febr. kalt. März kalt — viel Schnee, Schlittenbahn vom 20-27. Febr. dßgl. 3 März solg. Am 20. März (Palmtag) empsindliche Kälte mit — 4'/«". Frühling erst am 88. April nach vielem Regen. Mai und Juni viel trüb und Regeu. Wolkeubruch im Filsthale, verheerend in Rechberghausen. Erst Juli trocken und warm. August und September sehr günstig sür Erndte und Reisen. Okt. günstig. Novbr. Große Trockenheit und Wassermangel bis zweite Hälste Deebr. Leichte Schneedecke. — Getreide: viel Stroh, aber weniger Körner. Obst guter Ertrag. Kartosseln meißt krank. Mittelpreise vom Hellbrouner Fruchtmarkt: an Martini Kernen 23 sl 13 kr., Gerste 14 fl. 10 kr., Dinkel 9 sl. 15 kr., Haber 6 sl. 17 kr., Kartosseln 1 Sri. 38 kr.; am Schluße des Jahrs Kernen 24 sl. 59. kr., Gerste 14 fl, 25 kr., Dinkel 9 fl. 42 kr., Haber 6 sl. 16 kr., Kartosseln 50 kr. — Wein: gute, schnelle Blüthe, daher viele Hossnung, aber ungünstiger Vorsommer — Brenner — theilweise auch Traubenkrankheit. Langsames und ungleiches Reisen. Clevnerlese den 10. Okt. Gewicht 74-76°. Ausländ. Fabrikanten zahlen pr. Psd 3'/« bis 4 kr. Der übrige Herbst wird, wegen mangelnder Reise, bei tresslicher Witterung verschoben bis 25. Okt. Bei sorgsältiger Auslese der vormjährigen Qualität nahekommend. Preise 30 bis 32 sl.

1854. Januar d. 2. Jnstallation des neugewählteu, von Kreisregierung bestät- tigten Stadtschultheißeu Hang. — Wegen steigender Theurungsnoth Kernenpreis 26 fl. 7 kr., Dinkelpreis 9 fl. 52 kr. Errichtung einer Suppenanstalt durch Aeeord mit Lindenwirth Christ. — 16. Abends spät Feuerlärm von Lehrensteinsseld her.— Reiseprediger G. Werner stellt seine hiesigen Besuche ein,

25. Das hiesige Oberamtsgericht wird in die erste Besoldungsklasse vorgerückt.

26. Beerdigung des vieljährigen Oberamtswundarztes Kreuser, f an den Folgen eines unglücklichen Falles vom Wagen und Verletzung der Zehen. Von seiner Leiche hinweg bricht Wundarzt Hosmaun aus dem Eis den Schenkelknochen und stirbt an dessen Folgen ebensalls am 8. Februar ». <:. — März. Mittelpreis vom Kernen 25 fl. 29 kr., Dinkel 9 sl. 28 kr. - 10. Fraueulotterie zum Besten der Armen in der Traube gezogen, deren Ertrag zur Abreichung einer Morgensuppe sür arme Schulkinder verwendet wird. Aeeord mit Lindenwirth Christ. — Prälat v. Kaps sendet ein Geschenk von 4 Ctr. Linsen sür die Armen des unteren Bezirke«, Für die des oberen Bezirkes (Mainh. Waldes) reichliche Unterstützung von Centralleitung.— 17.März. Abds. Neue Feuersbrunst allhier. Eine Scheuer unterhall, des Sterns steht in Flammen und brennt mit einer zweiten nieder. Das anstoßende Grav'sche Wohnhaus halb zerstort. Nachts 11 Uhr ist gelöscht. Auch hier Brand- siistungsverdacht. Untersuchung ohne Resultat. — 20. Deean seiert im Stillen mit einigen Nachbareollegen seine nun 40jährige Amtssührung. — 25. Landwirthschastliche Plenarversammlung in Ellhosen. — April. Der Frauenverein veranlaßt, behuss der Beschästigung der Armen, Reparatur der Wege, Stasseln :e, aus der Burg. 4. Sichtbarwerden eines Kometen am westlichen Himmel, nur wenige Tage dauernd. 16. Am Ostersest Morgens 1 Uhr stirbt Dr. Justinus Kerner's Frau, Friederike, geb. Ehmann und wird am Osterdieustag Morgens 7 Uhr in der Stille mit Grabgebet beerdiget. — 17. (wie auch srüher) Versammlung des Bezirksarmen - vereins in Willsbach, in Anwesenheit des Armeueommissärs, Assessors Claußnitzer. Vertheilung von Unterstützung sür verschämte Armen. Ueberhaupt bringt dieser Winter endlose Berathungen und Geschäste im Armeuwesen. An Georgii Mittel- preis von Kernen 25 sl. 38 kr., Dinkel 9 sl. 31 kr., Heilbronn.'— 23. Mit Georgii tritt an die Stelle des bisherigen, jetzt pensionirten Reallehrers uud Colla- borators Maute als Collaboratur-Amtsverweser Lehramtseandidat Vaemeister von Eßlingen.— Der provisorische Buchhalter Grunsky kommt nach Güglingen. Als desinitiver Buchhalter kommt zumCameralamt Res. Rümelin. —25. Beerdigung der Frau des alten Stistungspslegers Weber, welcher aus sein Amt resig- nirt und mit dem 1. Juli davon abtritt. — Juni 15. Der pensionirte Reallehrer Maute wird aus 3 Jahre zum Stistungspsleger gewählt und tritt 1. Juli ein. — Mittelpreise des Kernen in der Mitte Juniis zu Heilbronu 32 sl. 12 kr., des Dinkels Hfl. 27kr. —Juli 31. Einholung des ersten Erndtewagens wie 1852. Aussahrt aus dem Markte vor Rathhausstassel. Rede von Deean. Gebet von Dia- eonus. Allgemeiner Gesang: Nun danket Alle Gott. Mittelpreise noch am Ende Juliis von Kernen 23 sl. 19 kr., von Dinkel 8 sl. 49 kr. —August. Abschassung des Klingelbeutels in der Kirche. Eiusührung der Op serbüchseu an den Thüren. — Am Schluß dieses Mouats Herabgehen der Mittelpreise von Kernen aus 18 sl. 13 kr., vom Dinkel aus 7 fl. 3 kr. Dagegen wieder Steigen derselben am Schluße des Sept. aus 20 fl. 12 kr. von Kernen und 8 fl. 35 kr. vom Dinkel. — 21. Land- wirthschastliches Bezirkssest in Willsbach mit Preisvertheilung uud Rede - des Borstandes C.V. Dornseld und vor der Preisvertheiluug an treue Dienstboten mit Rede des Vieevorstandes Deean Dillenins. — Vom 30. September bis 10. Okt. Generalvisitation durch den nenen Geueralsuperintendenten Prälat v. Sigel, wobei den 3. Oktober solenner Visitationsgottesdienst mit Proeession vom Rathhaus aus von Geistlichen (in Chorröckeu) und Kirchenältesten. Altar-Rede vom Visitator. Durchgang aus Rathhaus. Gemeinschastliches einsaches Mahl in der Traube. — 21. Unglücklicher Fall des Unterlehrers Frank bei einem Herbst in Heil- bronn, macht die Ausstellung eines Hülsslehrers sür ihn nöthig. Als solcher rückt am 6. Nov. ein Hülsslehrer Schottle. — Am Schluße des Oktobers Mittel- preise aus Heilbronner Fruchtmarkt von Kernen 20 sl. 12 kr., vom Dinkel 8 sl. 35 kr., vom Haber 6 fl. 7 kr., Kartosseln 48 kr. per Sri. — November 12. Psarrge- meinderathserneneruugswahl günstig. — 16. Diae. Schelling erhält aus sein Ansuchen zur Herausgabe von seines Vaters schriststellerischem Nachlaß I jährigen Urlaub gegen Bezahlung eines Diaeonatsverwesers, als welcher am 29. Nov. an seine Stelle einrückt Diaeonatamtsverweser Fleischmann von Oberstenseld.

26. Zum Oberamtswnudarzt wird ernannt der israelitische praktische Arzt, Dr. Mainzer vonWeikersheim, welcher am Ende dieses Monats einrückt. — 30. rückt ein dem Deean aus sein Ansuchen (mit Bieariatsbeitrag) beigegebener Vi eor, Cand. Schleich ein.

Mehrere Auswanderungen nach Australien machen wieder Heirathsdis- pensatiouen uud srühere Consirmation nöthig. Privateomluuniou der Auswandernden vor Abreise in der Saeristei.

Mittelpreise am Schlusse Novembers aus Heilbronuer Schranne von Kernen 22 sl. 46 kr., Gerste 13 sl. 14 kr., Dinkel 9 sl. 37 kr. Haber 7 sl. 20 kr., deßglei- chen am Schlusse Deeembers Kernen 21 sl. 33 kr., Gerste 11 sl. 58 kr., Dinkel 8 sl. 59 kr., Haber 6 sl. 33 kr.

Erndteertrag: Roggen 2'/< Schssl. pr. Mrg. gesallen, mittelmäßig; Dinkel 7'/2 Schssl,, gut, 1 Schssl. gibf 3'/< Sri. Kernen; Gerste 4 Schssl., gut; Haber 5'/« Schssl., sehr gut; Heu und Oehmd 30 Ctr., gut; Klee 36 Ctr. pr. Morgen, mittelmäßig.; Kartosseln 75 Sri., mittelmäßig. Obst sehlte gänzlich. — Herb st - ertrag: sehr gering, 3—4 Butten vom Morgen. Qualität etwas unter mittelmäßig. Preise 52 sl. Wegen des geringen Ertrags war der Herbst stiller und sreudenloser als seit Langem; und zu dem Wenigen sehlte es noch an Käusern.

Jahrgang: Januar gelinder Frost; Ende Thauwetter. Februar Frost mit Schnee, Ende Thauwett«r. März Nachtsröste, selbst noch am Ende des Monats April mit Schaden an Frühobst nur Reben. Mai. Mehrsache Abkühlung durch Gewitter, daher noch keine Sommerwärme. Auch Juni kaum 3 Sommertage. Juli und August durchaus gewittriger Charakter. Erst September und Ansang Oktobers eenstant wärmere Witterung. 7. Oet. letzter Sommertag. Höchste Temper. -j- 25 " 25. und 26. Juli. Sommertage 30. Tiesste —15 ° den 15. Febr. Eistage 77.

1855. Januar. Am Schluß desselben noch immer hohe Mittelpreise in Heilbronn von Kernen 21 sl. 7 kr., Gerste II sl.,57 kr., Dinkel 9 sl. 10 kr., Haber 6 sl. 36 kr.

Februar 3/16. Abkommen des Vikars Schleich. Nachsolger Theol. und Lehr- amtseandidat Wintterlin von Stuttgart, der am 27. März eintritt und als Stadtps.-Vikar den 5. April nach der neuen Ordinationsordnung am Altare von Deean ordinirt wird. Zeugen: Diae. Schilling und Diaeonatamtsverweser Fleischmann. Auch das Kirchenältesteneolleginm um den Altar stehend.

März d. II. Außerordentliche Cousirm.ition von 4 mit ihren Eltern nach Neubraunschweig auswandernden Kindern. Nachher Privateommnnieu der Auswanderer , welche die Stadt zur Auswanderung unterstützt. — 25. Unterbringung von 12 bettelnden Kindern in ehrbaren Familien gegen ein kleines, von sreiwilligen Beiträgen zu bestreitendes Kostgeld, womit der verderbliche Kinderbette! abgestellt wird. — Mittelpreise am Schlusse des März noch immer Kernen 20 sl. 34 kr., Gerste 12 sl. 15 kr., Dinkel 8 sl. 46 kr., Haber 7 sl. 4 kr.

Juni. Durch Prosessor Heideloss Plan zu einer weiblichen Walhalla in der zu restaurirenden Burg Weib ertreue, von Dr. Jnstinus Keruer ergrissen und in össentlichen Blättern ventilirt. Schläst allmählich wieder ein, da es an Nichts sehlt, als am — Geld.

Juli. Ansangs dieses Monats Abzug des zun» Psarrer in Reichenbach im Schwarzwald ernannten bisher, resiguirten Psarrers Fetzer aus seine neue Stelle (s. Juni 1849). — Rechtskonsulent Dr. Bier er von Tübingen als Assistent zum Oberamt, später als provisorischer Oberamtsaetuar an die Stelle des zum außerordentliehen Commissär sür Untersuchung von Capitalsteuerdesraudatiou verwendeten Ober- amtsaetuar Hops. — Den 25. u. 26. Erderschütterung, nach össentl. Blättern von Friedrichshasen an durch's ganze Land beobachtet, auch hier in höher gelegenen Häusern wahrgenommen. — 27. An die Stelle demnach Vöckingen als Unterlehrer versetzten bisherigen Hülsslehrers an der Mädchenschule Vlöth rückt ein: Hülss- lehrer Essig.

August 24. Große Wein gär tnerversammlung aus dem Rathhause pr»e- «i6e C.V. Dornseld. Nachher Mahl in der Traube. — Das vormals Mall'sche Haus vor dem obern Thore wird vom Staate zum Oberamtsgericht angekaust und eingerichtet; wogegen Kausmann Ruthard, bisher Pächter der Liesching'schen Handlung, das bisherige Oberamtsgerichtsgebäude ankaust, um daselbst unten einen Kausladen einzurichten- — Auch nach der Erndte am 29. August noch Mittelpreise von Kernen 22 sl. 56 kr., Gerste 12 fl. 44 kr., Dinkel 9 sl. 11 kr., Haber 6 sl. 20 kr.

Sept. 6. Visitation der 2 lateinischen Schulen durch Ephorus v. Bäumle in von Maulbronn, der aber erkrankt. — 2l. Landwirthschastliches Bezirks- sest in Eschenau mit Preisvertheilung vom Vorstaude, Cam.-Verw. Dornseld. Bor Vertheilung der Dienstbotenpreise Rede vom Vieevorstande, Deean Dilleuins. Visitation des Cameralamts durch Finanzrath Greiß. — 25. Schulseier des Augsburge r Religionssriedens, Vorm. in der Kirche; Nachmittags Kindersest im grasigen Haag. Wettlaus. Preisvertheilung. Speisung. Die Stadt gibt mehrere Korbe von dem reichlichen Aepselertrage des Platzes Preis. Alles vergnügt und zusriedengestellt. — 26. Stadtviear Wintterlin geht, nach erlangter Würde eines Doetors pKilo». von hier ab, um den Winter über in Berlin Philologie sortzu- stubiren. An seine Stelle rückt am 28. als Viear des Dee. und Stadtvs. hier ein tbsul. (!»i>6. Lössler von Tübingen, welcher am Sonntag den 30. in hiesiger Kirche vom Deean ordinirt wird. Zeugen: Diaeonus Schelling, Diaeonats-Verweser Fleischmaun und der Psarrgemeinderath.

Oktober. Am I. Diöe.-Disputatiou und am solgenden 2. erste Diöeesan- synode allhier. Versammlung aus dem Rathhause. Proeessi«n in die Kirche. Chor- gesang von benachbarten und hiesigen Schullehrern. Eingangsgebet von Diaeonat- amtsverweser Fleischmaun. Synodalpredigt von Diöeesansenior Ps. Schiller von Vitzseld. Verhandlung aus dem Rathhause pr»e8i6o veeano. Synodalausschußwahl: Psarrer Wols von Eberstadt, Stadtschultheiß Haug von hier. Gemeinschastliches einsaches Mittagsmahl in der Traube. — 19. Unglückssall mit einem armen, 7jährigen Schulkind, welches übersahren wird und todt ist. — 23—25. Minister des Jnnern, Freiherr v. Linden, hier. Auswartung sämmtlicher Behörden in der Traube. Erkundigung über die Zustände des Bezirkes. — 28. Diae. Schelling erhält a. A., unter Resignation aus seine hiesige Stelle, einen weitern 3jährigen Urlaub zu seinem literarischen Geschäste (s. Nov. vor. Js,), bleibt aber noch hier bis Lichtmeß k. J.

November I1. und 12. Abgeordnetenwahl sür die bevorstehende Stände- versammlung. Oppositionseand. gegen das vorliegende sogenannte Millionengesetz (Adelsentschädigung wegen Ablösung) Gutsbesitzer Walther vom Zeilhos; Reg.Cand. der bisherige Abgeordnete, Stadtschultheiß Troll von Löwenstein, der mit 246 Stim- men mehr siegt. — Winterabendschule, wie seit 1847 alljährlich.

Deeember 30. Diae. Schelling hält seine Abschiedspredigt. Religions- unterricht bei latein. Schülern von den Geistlichen aus Präeeptor übergetragen durch den Studienrath mit Zustimmung des Consistorinms.

DillrNiu«, Weiniberg. 17

/

Erndte-Erkrag nach Schätzung des landwirthfchaftlichen Vereinsausfchuffes: Roggen 2'/« Schffl. pr. Mrg., gut; Gerste 3 Schffl., gut; Dinkel 5'/« Schffl., fehr gut; Haber 6 Schffl., fehr gut; Erbfen und Linfen 2 Schffl., fehr gut; Kartoffeln 150 Sri., mittelmäßig; Klee 40 Ctr., gut; Obst, Mittelerndte, fehr gut. — Mittel- preife der Heilbronner Schranne: an Martini Kernen 22 fl., Gerste 12 fl. 10 kr., Dinkel 8 fl. 54 kr., Haber 6 fl. 17 kr.; am Schluffe des Jahres Kernen 20 fl. 33 kr.. Gerfte 11 fl. 8 kr., Dinkel 8 fl. 30 kr., Haber 6 fl. 8 kr.

Wein. Der mit dem 23. Oet. beginnende Herbft war ein fogenannter Glücks- herbst. Einzelne Weinberge standen fehr voll; andere hatten ganz »venig Trauben. Die Qualität war entfchieden beffer, als im vorigen Jahr und kann als »gut" be- zeichnet werden. Die Preife wurden anfangs zu hoch gehalten; daher Mangel an Käufern. Der Stadtrath befchloß daher, Jedem feinen Moft abznkaufen, der nicht über 42—45 fl. verkaufen könne. So wurde Vieles im Stadtkeller eingekellert und im folgenden Frühjahre, ftatt mit Verlust, fogar mit einigem Gewinn verkauft. Der Mittelpreis ftellte fich hier auf 52 fl. 30 kr.

Jahrgang: Januar und Februar anhaltender Winterfroft mit Schnee. Im März noch Frost, der die Vegetation zurückhält. April. Warme Frühlingswitterung, aber am 29. April Frostfchaden an Obstblüthen, Reben und Gartengewächfen. Auch im Mai wiederholte Frofte. Erst Ende Mai's Semmerwärme, durch den Juni anhaltend; 20. Juni Gewitterabkühlung, auch im Juli und August fortdauernd. September und Oktober mild außer 2 Frösten am 26, und 28. September und am 17. Oetober. Höchste Temperatur: ->-25° den 8. Juni und 24. August. Sornmer- tage 40. Niederste — 15 ° am 29. Januar. Eistage 89.

1856. Jan. 6. Erfcheinungsfest. Morgens Feuerlärm von Affaltrach, wo dem armen Amtsboten feine Wohnung abbrennt. — 26. Scheinbar wiedergenefener Unter- lehrer Frank wieder eingefetzt. Sein bisheriger Hülfslehrer Schot tle kommt als Lehrgehülfe nach Canustadt. — Februar 12. Sämmtliche hiefige Beamte bei der Leiche des beliebten katholifchen Pfarrers Eberhard in Binswangen. — Mit Erfcheinen der neuen Vegräbnißordnung Einrichten des Gebets bei stillen Kindsleichen im nächstfolgenden öffentlichen Gottesdienste findet allgemeinen Beifall. — 25. Diaeonus Schelling zieht ab nach Eßlingen, wo er einstweilen privatisirt, f. oben 28. Oet. — Oberamtsgericht in's vorm. Mall'fche Haus überfiedelt. — März 28. Repetent, Stadtviear Heyd zum Diaeonus allhier ernaunt. Aufzug und Jnveftitur den 3. und 8. Juni. — 31. März. Ertrablatt bringt den Parifer Frieden zwifchen Rußland, Frankreich und England. — Mittelpreife von Heilbronner Schranne am Schluße des März von Kernen 16 fl. 58 kr,, Gerste 10 fl. 8 kr., Dinkel 7 fl. 16 kr., Haber 4 fl. 59 kr, — April, Anfgs. Mon. Kämpfe wegen Correetion der Heilbronner Straße — Galgensteige; für Weinsberg entfchieden durch Bemühung des Stadtfck,. Hang, fo daß das Projeet über Neckarfulm verlaffen wird. Anfang der Straßeneorreetion. — Mai den 14. Eintritt des neuen Collaborators Wolpert von Metzingen. A.Verw. Baemeister kommt als Vikar an Gymu. Ulm. Stiftungspfleger Weber refignirt wegen hohen Alters auch auf die Schulfonds-Verwaltersstelle, wozu Stadtrath und K.Aeltester Betz gewählt wird. — 12. Bezirks-Miffionsfest in Waldbach. — 22. Oberamtsrichter erhält außerord. Affistenz in der Perfon des Referendär Kotze l. — Juni 2. Abzug des bish. Diae.Verw. Fleifchmann.— 3. Aufzug des neuen Diaeonus Heyd, verheir. — Leiche der fchnell gestorb. Poftexped. Maiers Frau. — 8. Jnvestitur des neuen Diae. Heyd. Zeugen: Dee. Heyd von Heilbronn, 8e>o., u. Stadtpf. Reiff von da. eoä. Eintritt des neuen Unt.Lehrers Häußler vom Tempelhof, nachdem Frank a. U. feine Entlaffung erhalten. — Juli 5. Beerdigung des refign. alten Schultheiß Kreh in Lehrenfteinsfeld, Mitgl. des landw. Ver.Ausfch. u. Bez.. Arm.Vereins. — Mittelpreife am Schluffe des Juli von Kernen 22 fl. 33 kr., Gerste 9 fl. 59 kr., Dinkel 9 fl., Haber 6 fl. 17 kr. — Aug. 4. Turnfest inHeilbronn, zu welchem auch die hief. lat. Schüler ziehen und wovon 2 einen Preis erringen. — 9. Vifitation des hief. Oberamtsgerichtes durch Ob.Justizrath Breitling. — 14. früh 3 Uhr Feuerlärm von Chir. Hohnanns Haus, hinter dem Deeanathanfe, wo Afche glühend geworden ist bei f Wachtmeister Haags viä. Es kommt aber nicht zum Ausbruch und ift in '/< Stunde wieder Ruhe. — Rathsfchreiber Käpplinger an die Stelle des am 18. Febr. beerdigten vieljähr. Seeretärs des landw. Vereins, Schulth. Kleinknecht gewahlt. — Sept. 4. R.Confulent Bogt überfiedelt (auf die Nachricht von R,C. U>'. Tafels in Oehringen rettungslofer Krankheit und feines Sohnes, des hiefigen R.Conf. Tafels wahrfcheinlichem Umzuge nach Oehringen) von Gaildorf hieher als R.Confulent. — 16. Dieeefan-Difputation und am folgenden 17. zweite Diöeefan-Tynode allhier. Sammlung aufdemRathhaufe. Proeefston in die Kirche. Empfangen von Lehrergefang. Eingangsgebet von Pf. Schiller, »en. Synodalpredigt von Pf. Mofapp von Mainhard. Echlußgebet von Diaeonus Heyd. Verhandlungen im Rathhausfaale bis Nachmittags 3 Uhr. Gemeinfchaftliches ein- faches Mahl im Adler. — 22. Landwirthfch. Bez.Fest in Schwabbach, mit einer landw. Lotterie und Preisvertheilung, mit Rede vom Vorstande Cam.Verw. Dornfeld und vor Preisvertheilung an Dienstboten mit Anfprache des Viee-Vorftands Deean Dillenins an sie. — 26. Ueberfiedlung des bisher. R.Conf. Tafel von hier nach Oehringen. — Mittelpreife Ende Sept. vom Kernen 18 fl. 45 kr., Gerfte 12 fl. 10 kr., Dinkel 7 fl. 51 kr., Haber 5 fl 16 kr. — Oetober. Die unpaffenden großen Registraturkästen werden aus dem Cher der Kirche entfernt und das Weibertreugemälde aus der Thurmecke an die nördliche Seite des Chors verhängt. Das Malen des Chors wird auf's Frühjahr verfchoben, f. unten. —

November. Statt der bisherigen Winterabendfchule wird auf Antrag des De- eans eine Sonntags-Gewerbe- und Abend-Fortbildungsfchule unter Leitung des neuen Cellaborators Wolpert errichtet, zu welcher fich 67 junge Leute melden. Es wird ein Staatsbeilrag von 35 f!. verwilliget. — Als Jndustrie-Leh- rerin tritt an die Stelle der bisherigen, nach Heilbronn gezogenen, Schreiners Widmaiers nx., die ledige Ottilie Holl von hizr. — Mittelpreife an Marti»i vom Kernen 18 fl. 35 kr., Gerste 11 fl. 6 kr.. Dinkel7 fl. 20 kr., Haber 4 fl. 51 kr.

Deeember. Mädchenfchulmstr. Winter wird auf 1. Jan. k. J. in den Penfionsstand verfetzt. Als einstweil. Amtsverwefer tritt ein fein bisheriger Hülfslehrer Effig, f. Juli 1855. — Große Senfation erregt in den letzten Wochen diefes Monats die Einlieferung einer Kindsmörderin, eines 22jährigen Mädchens von Unterhambach, Catharine Wirth, welche die beichtväterliche Behandlung des Deeans fogleich felbft nachfucht. (Jm folg. März vom Schwurgerichte zu 13jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt.) — 12. Große allgemeine Theilnahme findet der Tod des älteften, bald 13jährigen, blühenden Mädchens von Oberamtmann Bürger, Julie. Opfer des Scharlachfiebers. — 26. Von der Strickfchule der älteren Frl. Fraas ausgegangene Weihuachtbefcheernng für 60arme Kinder in der Mädchenschule mit 4 Weihnachtbäumeu. — 31. Wie bisher alljährlich Jahresschluß in beleuchteter, sehr zahlreich besuchter Kirche mit (letzter) Altar-Rede von Deean.

Mittelpreise der Heilbr. Schranne am Schlusse dieses Jahres von Kernen 17 sl. 2 kr., Gerste 10 sl. 22 kr., Dinkel 6 sl. 58 kr., Haber 5 sl. 23 kr.

Erndteertrag dieses J. nach der Schätzung des landw. Ver.Ausschusses: Roggen 3 SM. pr. Morg. gut; Dinkel 6 Echssl. gut; Gerste 4 Schssl. gut; Haber 5'/» Schssl. ziemlich gut, Erbsen und Linsen 2 Schssl. gut und mittelm., Kartoffeln 120 Sri. pr. Morg. mittelm., Heu und Oehmd. 36 Ctr. gnt 1 sl. 12 kr. 1 Schssl. Dinkel gibt 3 Sri. Kernen 5 32 Psd.

Kernobst '/° Erndte; Steinobst '/» Erndte. 1 Tri Kartoffeln 30—32 kr.

Wein: Ansang der Lese am 27. Qet. bei günstiger Witterung. Die Quantität hat sehr durch den Brenner gelitten. Qualität durch die letzte günstige Witterung besser, als man zu hoffen wagte. Gewicht 71" und darüber. Bei guter Auslese ohne Säure, zum Theil besser als im vor. J. An Käusern nicht der srühere Maugel. Preise von 46 sl. bis 66 sl. Mittelpreis hier 53 sl.

Seelenzahl 1856. Evang. 1831, Kathol. 41, zus. 1872; Zuwachs seit 1806. 355 Seelen. Echülerzahl 342: Knaben 159, Mädchen 183, in 4 Schulen mit 2 Schulmeistern, 1 Unterlehrer, 1 Gehülsen. -- Unter 51 Geborenen 8 Unehliche. Berhältniß — 1 . 6'/-.

Jahrgang. Januar bis März meist srostige Witterung mit einzelnen milderen Tagen. Mit April anhaltende Frühlingswitterung, unterbrochen durch häusige Abkühlungen von Gewittern und Gew.-Regen. Mai kühl mit Morgensrosten. Auch in den Sommermonaten solgte aus Sommerwärme starke Abkühlung durch Gewitter und daraus solgendes Regenwetter. Jm September nur noch 1 Sommertag. Allm. Abuahme. Hochster Thermometerstand - ^ 27. den 11. Aug. Sommertage: Mai 1, Juni 10, Juli 8, Aug. 19, Sept. 1, zusammen 39. Niederster: — 10. den 13. Jan. Eistage 89, darunter im März 23.

1857. An Lichtmeß Mittel preise von Kernen 17 sl. 9kr., Gerste 10 sl. 2kr., Dinkel 7 sl. 14 kr., Haber 5 sl. 14 kr. — März 1. Schluß der g ewerbl. Abend- ffortbildungsschule wegen beginnender Feldgeschäste. DieZeichnungsstunden am Sonntag dagegen dauern auch über den Sommer sort. — 10. Kön. Entschließung vom 10. März, den Deean >l. Dillenins aus sein Ansuchen wegen vorgerückten Alters in den Ruhestand zu versetzen und ihm in Anerkennung seiner 43jäh- rigen treneu Dienste das Ritterkreuz des Friedrichsordens zu verleihen. (Staats- Anzeiger vom 14. u. 15. dieses Mon.) — 20. Nachts. Küser Erhards 2>/«jähriges Kind Hot sich verlausen, wird ausgeschellt und überall mit Laternen gesucht, aber erst am 21, Morgens von ausgeschickten Schulkindern in einem Weinberge am Burgberg todt (bei — 2° und einem hestigen Nordostwind ersroren) gesunden. Wiederbelebungsversuche vergeblich. — April. Jn der ersten Woche dieses Monats wird der Chor der Kirche (s. Oet. v. J.) gemalt und der dortige Altar sür Qstern neubekleidet. Die abgestorbenen Fenster werden gründlich geputzt, die Gemälde symmetrisch geordnet. — Aus den 23. (Georgii) hat der neu ernannte Mädchen- Schulmeister Notier von Groß-Asbach hier einzutreten. Er wird an diesem Tag in die Mädchenschule, welche zugleich visitirt wird, eingesührt. Unterlehrer Häußler von hier (s. Juni vor. J.) wird aus sein Ansuchen als solcher nach Back- > nang versetzt und reist mit Georgii ab. An seine Stelle tritt aus 8 Tage der bisherige Mädchen-Schnl-A.Verweser Essig und macht — nach Neidlingen verseht —

aus den 1. Mai dem bisherigen Präparandenlehrer Neuschler von Nürtingen Platz, welcher als Unterlehrer eintritt. — Die erledigte Stelle eines hiesigen Deeans und Stadtpsarrers wurde unterm 21. April dem Deean Hegelmaier in Sulz gnäd. übertragen, welcher aber erst nach Abgang des peus. Deeans Dillenins am 4. Juni auszieht. Am 26. April, bei der ersten Cemmunion der Neueonsirmirten, Abschieds- Predigt des pensionirten Deeans Dillenins; am 30. Rücktritt vom Stadtpsurramt, dagegen Fortversehung des Deeanatamts bis 16. Mai, Mai 14. Abschiedsmahl sür Deean Dillenins im Saale der Traube mit 70 Couverts. Deeoration des Saales mit Jnschrist: „per»eti I«bor«8 ^j>ieun<li." Die Stadt überrascht ihn mit Ueberreichung eines prachtvollen silbernen Pokales. Den 26. Abzug des pensionirten Deeans nach Stuttgart, seinem künstigen Domieil. Amtsoerweser Diae. Heyd mit Bei- gebung des Viears Lössler sür das Stadtpsarrliche.

Juni. Den 4. Auszug und den 7. Jnvestitur des neuen Deeans und Stadt- psarrers Hegelmaier. Abzug des Bie. Lössler. Den 19. Diae. Heyd mit dem Titel und Rang eines Prosessors zum dritten Bibliothekar an derK. offentlichen Bibliothek Stuttgart ernannt, zieht Ende Juli's nachStuttgart ab. Nach- solger Jäger,

Mittelpreise der Heilbronner Schranue am 1. Juli dieses Jahrs von Kernen 19 fl., Gerste 11 sl 10 kr., Dinkel 7 sl. 30 kr., Haber 7 fl. 30 kr. Nach der Erndte in Mitte des August: Kernen 17 sl. 52 kr., Gerste II fl. 49 kr., Din. kel 7 fl. 31 kr-, Haber 8 fl. 26 kr. An Martini I1. Nov.: Kernen 13 sl. 54 kr. Gerste 9 sl. 49 kr., Dinkel 6 sl. 20 kr., Haber 6 fl. 44 kr.

Kartosseln 1 Sri. 20—22 kr.

Milder Winter mit seltenem Schnee. Niederste Temperatur — 9. am 7. Febr. Das Jahr hatte Sommertage 70.

Einen trefflichen Schlußstein dieser Chronik gibt der vom Vers. nur noch im Vorüberreisen gesehene srohliche Herbst dieses Jahres, der an Quantität und Qualität alle Erwartungen weit übertras, weßwegen man überall heiteren Gesichtern und jubelnden Kehlen begegnete. Von 440 im Ertrage stehenden Morgen Weinbergen erhielt Weinsberg nach amtlich erhobenen Notizen 2747 Eimer 9 Jmi Most, wornach im Durchschnitt aus 1 Morgen kommen 4 Eimer 14 Imi 3 Maas Most. Jm ganzen Oberamtöbezirke wurden von 3532 im Ertrage stehenden Morgen Weinbergen erzeugt 16,193 Eimer 7 Jmi 9'/« Maas Most, wovon 12,823 Eimer 10 Jmi verkaust wurden, was bei einem Durchschnittspreise von 48 fl. pr. Eim. einen Gesammterlös von 615,534 sl. ausmacht, wozu noch 3369 Eimer 14 Jmi kommen, welche von den Eigenthümern eingekellert wurden. Mit diesen stellt sich ein Gesammtwerth von 777,288 fl. heraus.

Die Weinpreise stellten sich nach dem schwätz. Merkur am 21, Oet. zwischen 42 und 52 sl., am 23. Oet. ebenso, Rothes zwischen 55 und 70 fl., am 27. Oet. (letzte Anzeige) zwischen 46 und 50 sl. — Gewicht der Hildtschen Weine 85—95 °. Quellen, welche zu vorstehender Geschichte benützt wurden: Aeten aus dem Staatsarchiv in Stuttgart, besonders über den Bauernkrieg :e. — Archival-Mse. von f Reg.Rath Günzler üb. d, Bauernkrieg. - Chronik v. 1836—57. Weins» berger, v. Vers, gesührt. Miterlebt. - Cleß, Cnlturgelch. 1806. — Cloß, Wein-Chronik v. 9. See, bis 1857. — Crusins, Marl., schwäb. Chronik bis 1596. — Konrads v.Weins. berg Einnahmen- u. Ausgaben-Register v. 1437 u. 33. (Herausg. v. vir. Albrecht) — Elben, schwäb. Chronik seit 1785. — Faber, Gesch, Württembergs 1831. — Griesinger, Univ.Ler. v. Wttbg. 1841, - Hanselmanu, Römer im Ostsränkischen ?e, u. Hoheulohe, — Jäger, Burg Weinsberg :e. 1825. u, in Gottschalk» Ritterburgen. — Jäger, Gesch. v. Heilbronn, 1828. — Köhler, Mse. üb. Weinsberg. - Kerner, J., Bestürmung v. Weinsberg u. im Morgenblatt v, 1820. — Jahrbücher, württemb. v, Memminger, seit 1818. — Ludwig, lisliWiH« — v. Martens, Gesch. der krieg. Ereignisse in Württemberg. 1847, — Memminger, Beschreibung v, Württemberg. 1841. — Nott, v. stallst- tovograph. Bureau Stuttgart. - Pohl, Gesch. v, Wrttbrg. 1828. - Psass, deßgl. 1839. u, Mse. üb. die Herren v. Weinsberg. — v. Rotteck, allgem. Geschichte, 1834. — Sattler, topogr. Gesch. des Herzogth. Württemberg. 1784 :e. — Schwab's, G., Schwaben, II. Ausl. 1847. — Sev- bold's vaterl, Histor.Büchlein 1801. — Spittler's Gesch. Württembergs. 1783. — v, Stä. lin, Wirtemb. Geschichte. 1841. — v. Stadlinger, Württemb. Kriegswesen. 1850.— Stein- hojer, Württemb. Chronik, 1744? — Stuttgarter Kernhaus-Register v. 1673 bis 1723. — Titot, Beitr. zur Gesch. Heilbrouns, 1841, — Weinsberger Kirchenbücher von 1571 an. — Weinsberg« Stadtgerichtsprotoeolle von 1707 an, - Zimmermann's Bauernkrieg. 1842,

Anhang.

Lieder.

1) Die Weibertreue, aus dem Prolog zum Schauspiele: »Wemspergige Belägerung vor etlich hundert Jahren von ehelicher Weibertrew" durch I^strum ^iol>tbonium, Vinolnont»nnm. Nürnberg ölI)XIV.

Zu Seite 17.

Es ward zum Keyserthumb erwählt Konrad der Dritt', ein Mann ins Feld, jedoch ganz milt, barmherzig, gütig, zu solcher Herrschung auch saustmüthig, christlich, gottssörchtig, g'recht und sromb, deß hat er ewig Lob und Ruhm; ja, wegen dieser seiner Tugend, die er bewies schon in der Jugend, ward er von Chursürsten erwählt, daß ihm der Zepter zu ward g'stellt, zu herrscheu das ganz römisch Reich.

Als dieß vernahm Herzog Heinrich, ward er so in ein Zorn bewegt,

daß er sich wider'n Keyfer legt, denn er vermeint, dieweil es wär Lothar, ter Keyfer, ja fein Schweer, fo g'hör billich nach fei'm Verfallen die Kron' ihm, Heinrichen, vor Allen; fieng auch darüber an zu kriegen, doch thät der Keyfer wid'r ihn siegen, daß auch Heinrich thät drüber fterben, die Keyfers-Kron doch nicht erwerben.

Doch Herzog Wolf nach diefem kam, deffelben Kriegs sich unternahm, als feinem Brnder zu fneeediren, ob ihm etwan die Kron möcht gebüren, aber das Glück — eontrari das begegnet ihm in glei<her Maß; denn er innerhalb kurzer Tagen vom Keyfer zweimal*) ward gefchlagen, daß er auch endlich drüber mußt davon ablaffen mit Verlust, Und gab sich nach Weinfpera, hinein, nam Stadt und Schloß von ersten ein zu fei'm Vortheil, indem er fucht auf dießmal hier feine Ausflucht.")

Darauf sich dann auch bald hinnäh'rt der Keyfer und belagert härt die Stadt nnd Schloß in großer Summ feines Kriegsvolks ganz um und um, daß auch kein Menfch draus oder drein ohn Lebensg'fahr möcht kommen feyn. Jedoch übt er kein fonder Macht, dann Ihre Majestät gedacht die Stadt damit nur auszuhüngern und als sich zu ergeben zwingen' dieweil ohn' das zum Krieg die Stadt sich gar nicht proviandiret hat.

Und wie er ihm aber fürgenommen. fo hat« den Ausgang auch gewonnen.

  • ) Die Gefchichte weiß unr von Einem Siege des Kaifers, bei Ellhofen; denn der bei Neresheim erfolgte l(> Jahre fpäter, S. oben?. 17.
    • ) Welf war erwiefenermaßen zwar »der Schlacht entronnen," f. ob. p. l6. (Kaif. Lhron.), aber nicht im belagerten Weinslerg, fo wenig als feine Gemahlin, die Herzogin, die alfo »ihren lieben Herrn, den Herzog," in Wahrheit nicht vorantrug, wie Nichthonius und fpäter nach ihm der Maler Bruckmanu dichten. Jn der Sage haben sich übrigens der Herzog und die Herzogin an der Spitze erhalten. Denn auf dem oben?. l5 erwähnten alten Oelgemälde von 1659 hat der Erfte des getragenen Zuges einen Herzogshut auf dem Haupte. Die zweifache Deputation und die kluge Oberhofmeisterin gehören ebenfalls nur der Dichtung an, was in der That recht Schade ist.

Denn die daroben in dem Schloß

trieb endlich Hunger lang und groß,

daß sie Klein, Groß, sambt Alt und Jungen,

sich zu ergeben wurd'n gezwungen; -

doch wolltens ein Legation

zuvor hinab ins Lager thun,

mit einem demüthigen Fußsall,

ob sie doch könnten aus dießmal

der Stadt und Schloß erlangen Gu»d,

weil Jhr Keyserlich Majestat

ergrimmet und erzürnet syn

über das Schloß samt allen drin,

wie auch der Stadt. Drum sie dießmal

dem Keyser thaten den Fußsall.

Jhr Majestät aber gar nit wollt,

daß ihn'n Gn»d widersahren sollt;

denn er kurz rund in dreien Tageu

die Stadt und Schloß und wa» sie habeu

samt allem drin ausheben wollt,

dasür denn gar Nichts helsen sollt.

Wollt also aus ihr Supplieireu

vom Keyser keine Gnad gebühreu.

Endlich wurd' auch zum Ander nmal der edlen Frauen eine Zahl samt hochgeborner Herzogin und kluger Ober-Hosmeisterin vom Schloß hinab ins Lager gesandt, die sich so krästiglich verwandt, daß sie bald durch Fürsichtigkeit, wie durch Verstand und Freundlichkeit beim Keyser brachten doch zuwegeu, daß sich sein Zorn thät etwas legen.

Von diesen Frauen ward vollbracht, was Niemand wohl zuvor gedacht, und lautet also sest ihr Flehen: der Keyser soll sie nicht verschmähen, weil ihn ein Weib mit Angst und Plagen hält unterm Herzen auch getragen, mit Schmerzen (nach der Schrist Bericht) gekommen an das Tageslicht, mit großer Fahr dann ausgezogen, Nahrung von einem Weib gesogen; drum wieder lassen Huld genießen, soll uns sein Herz nit gar verschließen, sondern um dieser Weiber willen den Zorn in Saustmuth lassen stillen. Weil aber Jhre Majestat den Männern schon Geleit versagt

bei der erften Legation bleibt auch die Konfirmation, daß, was zu thun Sie vor geruht, Sie fand hier keine Aendrung gut.

Den Weibern doch auf ihr Begehren wollt er die Gnade frei befcheren, (weil sie fo mächtig Jhn gebeten) daß Jeder ihre Kleinodketten von Gold und Silber, Sack und Pack und was sie lieb' und tragen mag, gefchenkt fehn foll, auch' ziehen follen ohn Hinderniß, wohin sie wollen; und daß sie zögen all in Ruh fagt sicheres Geleit Cr zu.

So weit verfprach der Keyfer sich; die Weiber drehten's liftiglich. Als nun der Tag sich nähern wollte, daß man die Stadt aufgeben follte, die Schlüffel liefern zu dem Thor deu Keiferifchen, fo davor gewartet und gefpottet viel: sieh', da begann ein feltfam Spiel,

Denn alle Weiber haufenweis gefammelt standen drin mit Fleiß, und all zufammen befchworen hatten, ihr Leben zu laffen bei ihren Gatten; welches die klug Hofmeisterin, ein Weib voll Witz, Verstand und Sinn, durch ihre Weisheit ausgedacht, mit der sie auch zu Wegen bracht, daß fie fo wunderlich bekommen des Keyiers Huld und angenommen ohn all Entgeltniß, Schuld und Pön; sie wußten dießmal zu entgeh'n. Denn die verständige Matrone, wohl aller frommen Frauen Krone, die man doch billig loben muß, vom Scheitel an bis auf den Fuß, wiewohl sie auch ein Menfchenkind, bei dem gewiß Gebrechen sind, thät doch mit ihrem weifen Rath hier eine löblich fchöne That, und war der Nutzen wundergroß für Mann und Frau in Stadt und Schloß.

Denn sie erinnert unverzagt, was laut der Kevfer zugefagt, nämlich, daß alle sie, die Frauen, ganz wohl versichert, voll Vertrauen

und ohne Schuld abziehen follten nnb Jeder auch, w»s sie nur wollten, und tragen könnten von edlem Gestein, was ihnen lieb, foll ihre feyn. Nun wüßten sie auf diefer Welt j» Liebrer» Nichts, w»s ihnen g'fällt, denn ihre Männer fortzutragen, weil j» der Keyfer zuzufagen geruht, daß Jede tragen möchte, was Lieb- und Theures sie gedächte,

Dieß wollten sie, »ls Ehrendamen, zufammen thnn in Gottes Namen, ihre Männer auf ihreu Rücken nehmen, und sich der Last mit Nichten fchämen; auch sie voran, die Herzogin, auf ihrem Rücken tragen hin ihr'n lieben Herrn, den Herzog Wolfen; vielleicht mit Gott würd' ihr geholfen, daß er doch Gnad erlangen thät bei Keyferlicher Majestät,

Nun follten Alle mit ihr wallen; wie's dann Jhr gienge, geh' es Allen. Alfo die fromme Fürstin zart Anführerin der Frauen ward.

Als »us den Thoren zog der Hauf, da ward ein ftarkes Zugelauf von Männern und Weibern draus im Feld und Keyferifchen au« jedem Zelt.

D» Keyferlich« Majestät die Mähr' auch bald vernehmen thät, erblickte felbft mit Augen Sie ein folch Speetakel, welches nie feit Weltbeginn gefchehen war; was auch Sie gleich bewegte gar aus Grimm und Zorn in Freundlichkeit und preisliche Barmherzigkeit durch diefer weifen Weiber That, furch die Gott zeigte Hülf und Rath, daß dießmal Beide, Frau und Mann, Er nahm zu Huld und Gnaden au.-)

Da mag der Lefer denken frei, Was Frohmuth d» gewefen fey.

') Nichthonins fchöpfte wohl nicht aus, der Pantaleon fchen Ehronik (i, ob. J. l lM fondern aus der vorgefundenen Volksf»ge. Sonst hätte er gewiß das Kaiferwort: «zwm vsrbum nun 6»o«r« immnt»ri, nicht uubefungen gelaffen. ,

2) Die Weibtr von Weinsbtrg von Aiirgrr. 1774.*)

Zu Seite 14,

Wer fagt mir an, wo Weinsberg liegt? Soll feyn ein wackres Städtchen, foll haben, fromm und klug gewiegt, viel Weiberchen und Mädchen. Kömmt mir einmal das Freien ein, fo werd' ich Eins aus Weinsberg frei'n.

Einsmals der Kaifer Konr»d war

dem guten Städtlein böfe,

und rückt' heran mit Kriegesfchaar

und Reifigengetöfe,

umlagert' es mit Roß und Mann

und fchoß und rannte drauf und drau.

Und als das Städtlein widerstand

trotz allen feinen Nöthen,

da ließ er, hoch von Grimm entbrannt,

den Herold 'nein trompeten:

ihr Schurken, komm ich 'nein, fo wißt,

foll hängen, was ein Mannfen ist.

Drob, als er den Avis alfo

hinein trompeten laffen,

gabs lautes Zettermordio

zu Haus und auf den Gaffeu.

Da» Brod war thener in der Stadt;

Doch theurer noch war guter Rath.

»O weh mir armen Korydon!

o weh mir!" die Pastores

fchrie'n: Kyrie eleyfon!

wir geh'n, wir geh'n kapores!

o weh mir armer Korydon!

es juckt mir an der Kehle fchou."

Doch wenn's Matthä' am Letzten ift, trotz Rathen, Thun und Beten, fo rettet oft noch Weiberlist aus Aengsten und ans Nötheu. Denn Pfaffentrug und Weiberlist geh'n über Alles, wie ihr wißt.

  • ) G. Schwab fagt (in »Schwaben" o. 38) von diefem Gedichte: Hätte Bürger, der lebenskräftige und für ächtes Gefühl fonst fo offene Dichter, die Sagenpoesie auf der Stufe ihrer jetzigen Bildung angetroffen, fo würde er den rührenden Stoff nicht zu einer feurrilen Romanze verarbeitet und fchwerlich im Bänkelfängertone begonuen haben: »Wer fagt mir an, wo Weinsberg liegt?" u. f. w. Doch gehört diefe Verirrung mehl feiner Zeit, als fei- nem oft über folche Jrrthümer erhabenen Genins an.

Ein junges Weibchen Lobes«n,

seit gestern erst getrauet,

gibt einen klugen Eiusall an,

der alles Volk erbauet,

den Jhr, sosern Jhr anders wollt,

belachen und beklatschen sollt.

Zur Zeit der stillen Mitternacht die schönste Ambassade von Weibern sich ins Lager macht und bettelt dort um Gnade. Sie bettelt saust, sie bettelt süß. erhält doch aber Nichts, als dieß:

»Die Weiber sollten Abzug hau

mit ihren besten Schätzen;

was übrig bliebe, wolle man

zerhauen und zersetzen,"

Mit der Kapitulation

schleicht die Gesandschast trüb davon

Draus, als der Morgen bricht hervor,

gebt Achtung! was geschiehet?

Es össnet sich das nächste Thor

und jedes Weibchen ziehet

mit ihrem Männchen schwer im Sack,

so wahr ich lebe! Huckepack!

Manch Hosschranz suchte zwar sosort , das Knischen zu vereiteln. Doch Konrad sprach: »ein Kaiserwort soll man nicht dreh'n noch deuteln. Ha bravo! ries er, brav« so! Meint' uns« Frau es auch nur so!"

Er gab Pardon und ein Bauket

den Schönen zu gesallen;

da ward gegeigt, da ward trompet't

nnd durchgetanzt mit allen,

wie mit der Burgermeisterin,

so mit der Besenbinderin. —

Ei, sagt mir doch, wo Weinsberg liegt?

Jst gar ein wackres Städtchen;

hat treu und sromm und klug gewiegt

viel Weiberchen und Mädchen.

Jch muß, kommt mir das Freien ein,

sürwahr! muß Ein's aus Weinsberg srei'u. 3) Die Belagerung uou Weinsberg, im pfälzifchen Kriege 1504, durch

Herzog Ulrich, befchrieben durch deffen Zengwart, Johann Glafer von Urach

Zu Seite 92,

Darnach (von Neustadt) man weiter gerüekt hat

gehn Weinfperg für die hohen Best;

felzam waren ihn'n folche Gaft,

Den Berg belagert man überall

zu beiden Seiten bis ins Thal,

Die Mnett er ist da uf die Kirchwyhe kommen

hat Schwefter und Brnder mit ihr g'nommen,

die habend da ein Hofrecht g'macht

und fechs von Ulm mit ihnen bracht,

auch den Trochen von Hall,

und Aine heißt die Nachtegall;

vier Korthonen richt man darzu ,

und Aine die haißt die Unruh.-)

Der Narre wollte auch feyn im Spiel, derfelb der gab der Würff fo viel, hat die von Weinfperg übel verdroffen - vier, die habend Eifen gefchoffen.

Die Schlangen habend» auch übel gebiffen, das ist manchem Mann wohl zu wiffen.

Ain Thurn den fchoß man oben ab und auch die Mauer bis i^f den Grab. Man zerfchoß den Mantel und das Ritterhaus, Die Stain, die witfchten hinten hinaus. Das Schloß ward befchoffen nach aller Not.

Darnach fchanzt man für die Statt drot (dort) zu allernächft für die Porten (Thore) man hat sie geängst an allen Orten; man nahm ihn'n den Brunnen mit Abentheur und warf hinein mit brennendem Fewr. Daß Nachts ward ufgeruft ein Frid; das wußten die von Meckmülen nit, fie wollten Morgens in G'hülf her kommen, deß hand sie groffen Schaden g'nommen. Sie wurden trieben bis an den Graben, die von Urach ihr'r viel erstochen haben und auch die von Rofeufeld, darum ichs jetzund billich meld, diefelbe Nacht hand sie gewacht.

Hett man sie bei Zeit laufen lon, fo wär ihr'r Kainer kommen davon.

') Der Zeugwart (Büchfenmeifter) nennt nach der Sitte feiner Zeit das hiebei ver« wendete Gefchütz mit dem eigenen Namen, den man ihnen gegeben.

Doch hab ich selbs müntlich hören sagen: »man gewinns lWeinsberg! uit inn Jar und Tageu, man müeß davon ziehen abe". Jch lob Gott, daß sie g'logeu haben und »>" Wahrheit nit gesprochen —. Er gewanns em dann in drei Wochen, und rückt in der dritten Wochen darvon; «in andern Ort nam man on.

Jch mein Widdern, die alte Statt,

4) Willkomm sür die neuvermählte Kronpriuzessiu U, Württemberg,

Großsürstin Olga,

an Fuße der Weibertreue mit einem Weibertreu.Ringe

ven Justin. Kern er, 22. Sept. 1846.

Seht Jhr vom Berg des Schlosses Trümmer ragen? Hier war es, wo in starker Vorzeit Tagen errettend aus der seindlichen Gewalt die Frauen ihre Männer treu getragen. Und hier macht trene Liebe gerne Halt.

Hier, Lieblichste! laß eine Bitte wagen: Nimm zu des Nordens reichem Diamant, gedenkend unsrer Burg der Frauentreue, >> aus ihr ein Steinchen an die schöne Hand! >

Ob glanzlos auch, wirds nicht von Dir verkannt.

Fahr sreudig weiter in Dein schönes Land, wo immer Berge grüßen Dich auss Neue mit goldnen Trauben von der Felsenwand, hin, wo der Fruchtbaum seinen grünen Bogen zum Schottendach Dir wölbt an Neckars Strand, der zu Dir eilt in himmelblauen Wogen, ins Land, wo Bürgerherzen hell gezogen um's Königshaus ein diamantnes Band,

Und wer hat Dich, du Liebliche! gesandt?—' der Engel, der zu srüh sich sern gewandt,") der Engel, der wie Du, ein Stern aus Norden, zum Liebessterne unser'm Land geworden,

J. Kern«, Ged. 5, Aufl. p. 307.

") Königin Catharino, s. oben Jan. 18l9. Weibertreu-Ringe s. J, 1824,

5) Die Ringe von der Weibeetreue,

S. oben J. 1824. Von N. G.

Von ollen Ringen hier aus Erden sagt! welche sind am meisten werth, durch Lied und Sang erhöht zu werden daß sie der deutsche Sinn verehrt, werth, daß wir sie an allen Frauen an aller Mädchen zarter Hand als schönsten Schmuck und Kleinod schauen im ganzen deutscheu Vaterland? - Es sind, ich sag' es ohne Scheu die Ringe von der Weibertreu.

Und wenn auch and're Ringe glänzen

mit Steinen aus dem Morgenland,

mit Saphir aus Brasiliens Gränzen

und mit dem seltnen Diamant:

dieß Ringlein glänzt mit edlern Steinen

als jener sremde Flittertand;

nnd doppelt schön muß uns erscheinen

der Edelstein ans deutschem Land.

Und sragt ihr, welcher Stein dieß sey? Es ist ein Stein der Weibertreu,

Ein Stein, aus jener Burg gehauen, wo aus dem srommen Alterthum die edle That von Weinsbergs Frauen herüberglänzt mit ew'gem Ruhm. Vor's Städtchen zog zur blut'gen Rache der Kaiser einst mit starkem Heer; vergeblich wurde bald die schwache, doch heldenmülh'ge Gegenwehr, und ohne Weiber-List und Treu wär's mit dem Städtchen schon vorbei,

»Die Weiber, und was aus dem Rücken sie retten, das nur schone ich," so sprach der Kaiser. Mit Entzücken lud Jede schnell den Mann aus sich. Und seltsam zieh'n sie so von hinnen durchs Lager durch mit Bangigkeit. Der Kaiser sieht's — traut kaum den Sinnen - erstaunt und - lächelt und verzeiht.

Errettet waren nun und srei die Männer durch die Weibertreu.

Drum wenn in einer sel'gen Stunde der Jüngling die Geliebte wählt,

und zu der Liebe ew'gem Bunde

das Her; dem Herzen sich vermählt,

dann soll sie dieser Ring verbinden

— nicht mehr ein Ring aus sremdein Land,

und Jedem sinnvoll es verkünden:

er sey der Treue Bild und Psand,

Und sest und unerschüttert sey in ihrem Bnnd die deutsche Treu,

Und prahlt der Manu mit seinen Schlachten

mit Männerthat und Heldenmuth,

will er das schwäch're Weib verachten

wie Mancher thut im Uebermuth,

bann ohne Streit — statt aller Klage —

statt aller Autwort hebe sie

den Finger in die Höh' und sage

dem übermütigen Manne- sieh!

sieh hier zu Deiner Schaam uud Reu das Ringlein von der Weibertreu.

So geht denu hin nach allen Zonen,

ihr Ringe mit dem edlen Stein!

Kehrt ein, wo treue Weiber wohnen

vom Donaustrome bis zum Rhein! >,

Und möchten wir an allen Frauen

an aller Mädchen zarter Hand

Euch bald als Schmuck und Kleinod schanen

im ganzen lieben Vaterland!

Und wo Jhr hinkommt, blüh' auss Neu die alte deutsche Weibertreu!

Jan. 1824.

6) Die Stistung des Frauenllosters Lichtensterlt durch Luitgardis von Weinsberg. S. ob. I. 1242. Von J. Kerner.

Zu Weinsberg steht ein Hügel, der grauer Vorzeit Trümmer trägt, in denen Westhauchs Flügel in stiller Nacht die Harse schlägt.')

Hörst Du dieß sremde Klingen , . vom Berge durch die Rebeuslur: sragst Du: woher dieß Singen? singt ihren Kummer die Natur?

  • ) S. oben J, 1824. Aeolsharsen in den Oessnungen des rundeu Thurmes.

Jch Armer, halb erblindet,

saß jüngst dort auf bemoostem Stein:

da hat der Klang entzündet

im Jnnern mir den hellsten Scheiu.

Ja, Dank dem Traumgesichte, i« mir die äuß're Nacht zerstreut! Jn mir im hellsten Lichte fteht diefes Berges alte Zeit.

Da ragen hohe Thürme,

da steht ein langes Ritterhaus,

Ringmauern, felf'ge Schirme

die blicken stolz das Thal hinaus.

Da reiten kühne Ritter

durch's Eifenthor im Kleid von Stahl;

doch aus Verließes Gitter

ftatt Harfenlaut — tönt Laut der Qual,

Und in der Burgkapelle

da kuiet in tiefer Finfternifs

beraubt der Augeuhelle

die fromme Gräfin Luitgardis.')

Sie fpricht, und Thränen stoßen: »bekranzt hat heut mein Kind Dein Bild mit Lilien und Rofen, o Mutter Gottes, reich und mild!"

»Nur Einmal noch laß fehen den Gatten mich, da» füße Kind! dann werd' ich, foll's gefchehen nach Gottes Rath, gern wieder blind."

Lang fleht sie fo in Nächten, bis draußen auch erstirbt das Licht; als plotzlich ihr zur Rechten , Maria strahlend fteht und fpricht:

»o Menfchenleid! hast Gräuzen!

Dir werde Mehr, als Du gefleht!

Blick auf und sieh erglänzen

den Stern, der licht gen Morgen fteht!"

Das Fenster der Kapelle aufwehet Paradiefesduft; aufblickt die Gräfin helle und sieht den Stern in blauer Luft;

  • ) Luitgardis, geb. Gräfin von Limpurg, Gemahlin von Engelhard III., Freiherrn von Weinsberg l 193—1242. Urkundlich Stifterin des Klofters Lichtenftern. Jhre Blind- heit ist nicht urkundlich, aber der Name de« Klofters »ciar» st«I>»" köstlich durch obige Dich- tnng motivirt. Jhre Schwester Vurcksindis von Limpurg war erste Aebtiffin des Klofters. Grabmal. S. oben Seite 2l.

Dilleniu«, Weinsberg. 18

Sieht hoch aus goldnen Lüsten die Mutter Gottes lächeln mild; ein wundersüßes Düsten ringsum das Rebenthal ersüllt.

Des Dankes Thränen sloßen

aus Augen klar, nie wieder blind,

aus des Altares Rosen

und die der Lust — aus Mann nnd Kind,

Und dort, wo sie erschaute

den lichten Stern, am Walde sern,

ein Kloster sie erbaute,

das hieß zum Dank sie: Lichtenstern.

Die Glocken hör' ich klingeu,

hör' in des Chores Heiligthnm

viel zarte Stimmen singen:

»der Mutter Gottes Preis und Ruhm!"

Des innern Schauens Schimmer ungern aus meiner Seele schwand. Da lag die Burg in Trümmer und die Kapelle nicht mehr stand;

Und wehmuthsvoll aus Mauern

klang mir der Aeolsharse Laut,

als hätt Natur zum Trauern

sich ein Asyl hier ausgebaut. ° '

Jch ries: »o du Kapelle!

zeig mir von Dir noch einen Stein!

Um meiner Augen Helle

soll heiß aus ihm gebetet seyn!

»Und Du, Maria, Reine!

Kommts, daß mein Auge decket Nacht,

hier mir in Lieb erscheine

und zeig mir eines Sternes Pracht!

»Kein Kloster kann ich banen;

doch, Mutter Gottes! mein Gesang

soll tönen lieben Frauen

zum Preis und Ruhm mein Leben lang!"

J. Kerner's Ged. 5. Ausl. p. 12l.

Reihenfolge der Superintendenten und Vtadtpftrrer M Weinsberg

seit der ReformatioU. Vor dem Interim.

1, Erhard Schnepf, geb. in Heilbronn 1. Novbr. 1495, stndirte in Heidelberg 5ur»,

wurde 5. v. Dr., wandte fich nachher auf Bitten feiner Mutter zur Theologie, pflich- tete Luther's Lehre bei und wurde hier als ev. Prediger um 1520 angestellt, 2 Jahre; iu WiMpfen 1522; Prof. in Marburg'1526; Spitalprediger in Stuttgart 1535—38; vr. u, l>rol. Ideal., zugleich Superatt, im Stift und Superint. in Tübingen 1544 bis 1548; ?wl. ln«ul. in Jena 1548, f dafelbst 1. Nov. 1558.

2. Johann Gailing, geb, in Jlsfeld; Pfarrer in Jlsfeld ea. 1523; hier 1530—48,

l8 J.; hielt fich von 1548-51 in Löwenftein auf; Stadtpf. in Beilftein 1551—52; in OrVottwar 1552-59, -j- dafelbst 1559.

Nach dem Interim:

Superiniendenz bis 1586.

1. Johann Dieterich, Geburt unbekannt; hier Superint.; Todesjahr nnbekannt.

2. IU. Wilhelm Binß, Geburt unbekannt; hier Superint. 155...72; Todesjahr un-

bekannt.

3. «. David Bab, Geburt unbekannt; zweiter Stiftsdiaeon in Stuttgart 156>/ß:; erster

ib. 15c«/ß4; Pfarrer in Enfingen 1564-73; hier Superint. 1573-86, 13 Jahre; kommt fpäter nirgends vor. Das hiesige Todtenbuch beginnt aber erst mit 1589. Bon 1586 bis 1612 unter der Superintendenz Möckmühl; von 1612 bi61710 unter der Superintendent Neuenstadt.

4. «, Jaeob Erhard, Geburt unbekannt; erster Stiftsdiaeon in Stuttgart 15^/75,

Pfarrherr und Dechant in Güglingen 1576-86; hier Stadtpf, 1586—96, 10 Jahre; -j- hier 20. Juni 1596.

5. KI. Alexander Bauhof, Geburt unbekaunt; Diae. in Waiblingen 1569—71; erster

Stiftsdiaeon in Stuttgart 1571—73; Pf. in Höpfigheim 1573-88,- Superint. und Stadtpf. in Waiblingen 1588-96; hier Stadtpf. 1596—1617, 21 Jahre; f hier «meritu« ruä« äonutu« 20. Juni 1625.

6. !U. Johann Conr. Pfeil, Geburt unbekannt; Repet. 1606-09; Diae. in Canstadt

1609-17; hier Stadtpf, 1617-36, 19 Jahre; f hier 5. Sept. 1636.

7. IU. Conrad Oeft erl in, Gebnrt unbekannt; Pf. in Ober-Eifisheim 1626-36; hier

Stabtpf, 1636-68, 32 Jahre; f hier 5. Oet. 1668. (Hat die höchste Zahl hief. Dienstjahre,)

8. !U. Johann Georg Efenwein, Gebnrt unbekannt; erster Stiftsdiae. in Stuttgart

1656-59; Stadtpf. bei St. Leonh. id. 1659-69; hier Stadtpf. 1669-80,11 Jahre; Superint. in Markgröningen 1680—84.

9. >I. Johann Lndwig Neuffer, Geburt ea. 1640; Diae. in Marbach 166>/ßg; Pf. in

Munfter 1669 — 75; Stadtpf. in Beilstein 1675-80; hierStadtpf. 1680-90, 10 Jahre; f hier 30. Mai 1690, f. »llegor. Gemälde im Chor, oben S. 161 fgd.

10. «. Johann Lndwig Hochstetter, Geburt unbekannt; Repet. 1668-74; Pf. in Lam-

poldshaufen 1678-80; Diae. in Neuenstadt 1680—90; hier Stadtpf. 1690-93, 3 Jahre; f hier 3. Sept. 1693.

11. !U. Alex. Rndolph Wolfhard, Geburt unbekannt; Pf. in Clever- Sülzbach 1667-74;

in Ottmarsheim 1674—93; hier Stadtpf. 1694-170H, 9 Jahre; Stadtpf, in Groß. Bottwar 1703—15.

12, refp. 1. Sup. KI, Joh, David Hermann, geboren Bietigheim 14. Febr. 1667; Re- petent 1691—99; Kloster-Präe in Blaubeuren 1699-1703; hier Stadtpf. 1703-1«, zugleich Superint. 1710-14; 1' hier 13. April 17I4,

Von 1710 an wieder eigene Snp erintendenz.

2. Snp. Jofeph Malblank, Geburt unbekannt; ev. franzöf. Prediger in Stuttgart

1699-1702, Hofeaplan daf. 17c«/„; hier Snp. 1714-27, 13 Jahre; f hier 20. Mai 1?27.

3. N. Friedr. Wilh. Schmid, Geburt unbekannt; Repetent 1707—08; Pfr. in Rommels.

haufen 1708—27; hier 1727-42, 15 Jah«; 7 hier 4. März 1742.

4. «. Phil. Goltfr.Faber, Gebnrt unbekannt, Diae. in Besigheim 17>^H>; Di>»:. «xtr»»^.

in Stuttgart l7^,; Diae. bei St. Leonhard ib. 172'/^,. Spital-Diae. ib. 1733-41; zweiter Stifts-Diae. 17"/^,; hier 1742—1752, 10 Jahre; verfchwindet 1752, fcheint anderswo ru6sä. gestorben zu fein.

5. N. Friedr. Chriftian Oetinger. geboren Göppingen 6. Mai 1702; Repet, 1732-38:

Pf. in Kl.Hirfan 1738-43, in Schnaitheim 1743-46. in Walddorf 1746-52, hier 1752-59, 7 Jahre; Superint. in Herrenberg 1759-65; Abt (Prälat) in Murrhard 1765-82; f daf. 10. Febr. 1782,

6. !U. Friedr. Chriftian Steinhofe r, Geburt unbekannt; Repetent 1733; Pfarrer in

Dettingen 1749—53; in Ehningen 1753—59; hier 1759-61, 3 Jahre; f hier 11. Febr. 1761.

7. »1. Sirt Joe. Kapf, geboren Schorndorf 1714; Pf. in Ebhaufen 17«/«; Diae. iu

Winuenden 1749-61; hier 1761-70, 9 Jahre; f hier 24. Aug. 1770.

8. «, Joh. Albrecht Klüpfel, geboren Unt.Ensingen 1727; Diae. in Weilheim 17«/^:

Pf, in Eberstadt 1756-70; hier, 1770-95, 25 Jahre; s hier 10. Mai 1795,

9. IU. Phil. Chriftian Gratian n s, geboren Oberroth 1742; Diae. in Neuenstadt 1773—82;

Pf. in Ofterdingen 1782-95; hier 1795-99, 4 J.; f hier 6. Jan. 1799.

10. U. Frau; Christian Neuffer, geboren 9. Nov. 1755 , Diaeonus allhier von 1786—99;

Dee. hier 1799-1812, 13J.; Deean u. Stadtpf. inHall 1812; penf. 1830, 1- 1835,

11«. Frdr, August v. He yd, geboren in Biffingen 1. Dee. 1749; Prediger an der hohen

Carlsfchule 1779; Diae. in Calw 1781—98; Deean u. Stadtpf. in Markgröningen

1798-1812; hier 1812-36, 24 Jahre; Ritt, d. O. der württ. Krone 1835; penf.

1836; f allh. 12. März 1840.

12, ll. Ferdinand L. J, Dillenins, geboren in Urach 2, Jan. 1791, Garnifonspredign

in Gmünd und Zuchthauspf. in Gotteszell 1814-17; Pf. in Obe»Bebingen 181? bis 1824; Pf. in Eteinenberg 1824-29; Deean u. Pf. in Blaufelden 1829-3«! hier 1836—57, 21 Jahre; A. A. penfionirt 10. Marz 1857 und Ritter des «, württ. Friedrichs-Ordens. Zieht nach Stuttgart, Mai 1857.

13. Dr. xlnl. Carl G. Fr. Hegelmaier, geboren in Pfeffingen 24. Dee. 1804; !>,,

pbil. 1827; Rep. 1829; Pf. in Sülzbach 1832; Deean und Stadtpf in Sulz 1843, Ritter des Friedrichs-Ordens 1856; hier 1857. 21. April.

tieihensolge der Vberuögte, Vögte und Vberamtleute von Weinsberss.

1) Churpfälzifche — »uf Burg Weinsberg: Hans Horneck von Hornberg. 1450.—

Lutz Schott. Ritter. 1460. - Marx von Wollmarshaufen. 1495.— Hans von Helmstadt. 14Z7,

2) Herzogl. Württembergifche: Georg von Vellberg, 1516, — Sebastian von

Nippenburg. 1518. — Unteramtmann: Sebastian Breuning 1516. S. oben S. 98.

3) Oestreichifche: — (der Letzte auf der Burg) Obervogt: Graf Lndwig Helftich

von Helfenstein. 1525. S. oben Seite 103 — 114.

4) Wieder Herzogl. Württembergifche, in der Stadt,: Christoph von Hafperg, O,A.M. 1526, nachdem Bauernkrieg, — Hans von Maffenbach, genannt Thalacker. 157l. — Wolfgang, Graf von Löwenstein. 1583.

5) von Trautmanusdorf'fcher: NN. 1635-46,

6) Wieder Herzogl. Württembergifche: Johann Jaeob Myller (Müller), Amts- vogt 1650, — Johann Nieolans Ritter, Stadt- u. Amtsvogt, Neuensteiu. Hofrath. 1670. — Lndwig Albrecht Hauff, 5. U. I.i«., Vogt, 1676. — Johann Conrad Stigler, 5, v. 1.ie., Vogt, 1706. - » * » Ritter, Vogt zur Zeit des großen Brandes , 1707-37.— Herkules Felir von Bidenbach, Obervogt, 1744-47. — Baron von Spiznas, letzter Obervogt, 1747—55, - Ferdinand Conrad Hochftetter, f l 751. Letzter Vogt, — Carl Lndwig Malblauk, f 1785, Oberamtmanu. — O,A.Mann Hofrath Fetzer, R.d. L.V.O., I785-1809. — Kön. O.A.M. Dapp, 1809-1l. - O.A.M. vr. Spittler 18I1-I7. - O.A.M. v. Wolff. R. d. C.P.O., 1817-42. - O.A.M. Zais, 1842-52. - O.A.M. Bürger 1852.

Nach Trennung der Justiz und Verwaltung. O,A,Richter: Bockten 1818-23. — O.A,R. Heyd 1823-39. - O.A,R, Römer 1839-49. — O.AR. Beruer 1849-52. - O.A.R, Zimmerle 1852.

G c r t 1 i ch K t i t.

Die hübfche Anficht von Stadt und Burgruine Weinsberg, welche wir diefer Chronik beigeben, verdanken wir der Güte des Herrn Oberamtsgerichis-Aetuars Freiherrn von Breitfchwert, welcher fie vom Rappenhofer Weg und der künf- tigen Bahnlinie aus aufgenommen hat und. damit den Weinsberger Freunden auch ein Andenken ftiften wollte.

Weinsberg liegt im nördlichen Theile des württemb. Neckarkreifes, 14 geometr. Stunden nördlich von Stuttgart, 1'/« geometr. Stunden nordöstlich vom Neckar und Heilbronn. Ueber das Mittelmeer erhebt fich die Erdfläche an der zu oberst gelegenen Kirche 764/ württemb., die am ehemaligen Rofenwirthshaus in der mittleren Stadt 708' württemb.; die Erdstäche am Thurme der Burgruine 946 württb., der Rand des Thurmes 976'; die Kirche liegt alfo 56' und die Burg 238' höher, als die Mitte der Stadt.

Die ziemlich kleine, ohne die zugeteilten Mühlen le. dermalen nur 1853 Seelen zählende Stadt ist amphitheatralifch um den füdöstlich vorfpringenden Fuß des fogen. Burgberges angebaut, gegen Süden in das Thälchen des fogen. Saubachs bis an deffen Rinnfal sich herabfenkend, während der gedachte Fuß des Burgbergs vor der Stadt draußen nördlich in das eire» 60—70' tiefere Sulmthal, genannt Weinsberger Thal, hinabfpringt. So ift fie gegen Nordwest und Norden durch den Burgberg gedeckt, gegen Süden den Sonuenstrahleu offen, vor den Nebeln des Neckarthales in Nordwest, West und Südweft durch den dazwifchen liegenden Jägerhaus-, Galgen- und Wartberg gefchützt. Vom gedachten Jägerhausberge aus bietet diefelbe in ihrem amphitheatralifchen Ansteigen gegen den Burgberg hinauf, mit deffen Ruinen hoch über ihren Giebeln, eine fehr malerifche Anficht.

Da die Stadt, als freie Reichsftadt, von der hohenstauffenfchenZeit (oire»1240) her bis 1440, nicht zur Burg gehörte, obwohl fie gleichen Namen trugen, fo stand auch ihre einstige Besestigung mit der der Burg in keiner Verbindung; vielmehr mußte sie sich in dem Streite mit dem Burgherrn Konrad IV. im Jahr 1312 sogar vertragsmäßig verpflichten, zwischen Stadt und Burg keine Mauer auszusühren und, sollte es dennoch geschehen, Konraden nächst der Demolirüng 2000 Psund Heller erlegen; welcher Revers aber, nach dem Eintritte Weinsbergs in den großen Städtebund, von Engelhard VIII. im Jahr 1379 als ungültig zurückgegeben werden mußte. Die hiernach rundum ausgesührte, dicke und hohe Stadtmauer umgibt noch jetzt die Stadt, wenn auch mit bedeutender Erniedrigung und Abtragung des ehmaligen bedeckten inneren Ganges aus derselben, ») aus der ganzeu Nordseite — also gerade gegen die Burg hin — vom noch stehenden nordöstlichen Eckthurme, srüher Gesängniß — jetzt Kerner'schen Thurme bis zu dem im Jahr 1805 abgetragenen sogen. Wolss- thurme in der nordwestlichen Ecke bei der Kirche, wo noch ein neueres, jetzt zugemauertes Vogenthörlein sichtbar ist. Ziemlich in der Mitte zwischen beiden, nahe bei der Kirche, stand ein jetzt gänzlich abgetragener dritter sester Thurm, in welchem noch im Februar 1725 bei dem Abbrennen des benachbarten Bandhauses das Weiberge- sängniß und über demselben die Wohnung des Schweinhirten war. Hier ist wohl das Psörtlein zu suchen, durch welches im Jahr 1525 die von der eroberten Burg herabkommenden Bauern unter Dionys Schmid eindrangen. Das dortige sogenannte obere Fenerthor gehört einer neueren Zeit an. s. J. 1811.

b) Aus der Westseite zieht sich die Stadtmauer von obgedachtem nordwestlichem Eckthurme (Wolssthurme), von außen durch einen hohen, jetzt mit Obstbäumen besetzten Damm gedeckt und innen durch ziemlich hohe Strebepseiler gestützt, bis zu dem Durchbruch, welcher im Jahr 1844 wegen Anlegung der neuen, ebenen Straße nach Heilbronn gemacht worden ist. Unterhalb dieses Durchbruches senkt sie sich bis zu einem srüheren, oire» 1809 gemachten Durchbruche, dem vormaligen Heilbronner Staketenthor, wo ein sester, längst abgetragener Thurm stand und von da in südlicher Richtung hinter dem alten Spital bis zu der Ecke am Stadtbach herab.

e) Nahe an dieser südwestlichen Spitalecke, an der Südseite der noch jetzt in einer Höhe von ungesähr 5—6^ die Stadt hier umschließenden Mauer, stand das im Jahr 1525 von den Bauern erstürmte dreisache untere Thor mit einem sesten, im Jahr 1805 abgetragenen Thorthurme, damals der einzige Ausgang aus der unteren Stadt. Der aus die sog. Bleiche sührende Durchbruch durch dies5 südliche Stadtmauer, das nicht mehr verschließbare sogen, untere Feuerthor, seinem Namen nach ein Rettungsthor bei Feuersbrünsten, gehört einer neueren Zeit an (s. J. 1783). Noch erhalten, im Jahr 1853 bei dem Brand des dortigen Stadtmagazins völlig ausgebrannt, aber im nämlichen Jahre wieder restaurirt, ist der an dieser südlichen Stadtmauer stehende, von dem an ihm vorübersließenden Saubach benamste Sau- thurm, mit Uhr und Glocke zu einem Wachtthurme eingerichtet. Von ihm aus zieht sich die Mauer bis an die Stadtmühle ostwärts.

6) Von dieser südöstlichen Ecke steigt sie an der Ostseite der Stadt bis zum oberen Thor, dem srüher einzigen Ausgange aus der oberen Stadt, mit einem im Jahr 1809 abgetragenen, mit einem Säulen- und Staketenthore vertauschten, sesten Thorthurme. Denn der Durchbruch am östlichen Ausgang der nnteren Gasse, dessen hölzernes Thor längst verschwunden ist, wie die Staketen und Säulen des oberen Thores, gehört einer viel späteren Zeit an, eire» dem Schlusse des vor. Jahrhunderts. Von diesem oberen There erhebt sich die Mauer vollends bis zu dem unter ») genannten nordöstlichen (Kerner'schen) Eckthurme, womit die besestigte Umsassung der Stadt vollendet war.

Außerhalb der Stadtmauer war die Stadt rundum mit einem Graben umgeben, welcher jetzt aus der Ostseite ausgesüllt und überbaut — nachdem sein letzter Rest, ein kleiner ausgemauerter Feuers« «Ire» 1800 verschwunden — aus der Nordseite planirt und im Jahr 1758 unter dem Namen des grasigen Haags zu einem Stadt- Baumgarten angelegt ist. Aus der Westseite ist er in einen, gegen die Burg ansteigenden Weg und in einen mit Obstbäumen besetzten Mauerdamm verwandelt. Die Südseite (Thalseite) war wohl durch einen vom sogenannten Saubach gespeisten und geschwellten Kanal mit Ziehbrücke verwahrt. Noch im Jahr 1758 wurden die Stadtgräben nach dem Etadtprotokoll gesischt und neu besetzt. S. oben Seite 180.

Jenseits desselben, vor dem unteren Thor (s. oben b), liegt die Wiese, aus welcher im Bauernkriege am Ostersest 1525 die gesangenen Ritter und Reisige durch Spießjagen hingerichtet wurden und wo nachher eine Sühne-Kapelle erbaut werden mußte (s. die Gesch. v. 1525). Diese Kapelle stand bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, wurde zuletzt als Rumpelkammer, Wageuremise «. benützt und im Jahr 1800 an einen Gerber verkaust, der sie theilweise abbrach und ein neues Haus daraus setzte. Der jetzige Bewohner hat beim Neubau die achteckigten Fundamente derselben, das Fundamentsgemäuer von einem Altare gegen Osten und aus der Nordseite einen Bogen von der Eingangsthüre gesunden.

Die in der Nähe stehende alte Linde verdankt ihr Dasein ebensalls jener unglücklichen Katastrophe. Sie wurde gesetzt, weil die Gerichte des wiederausgebauten Dorses »nur vor dem Flecken unter sreiem Himmel und aus dem Platz der mörderlichen That gehalten werden dursten," Jhre Aeste wurden später mit Sänlen unterstützt, an denen außer den Namen von Gerichtsherren die des Vogts Malblank, Oberamtmanns Hochstetter und Oberamtmanns Fetzer zu lesen sind. Jm Jahr 1809 von sranzösischen Cuirassieren, die ihre Pserde daran anbanden, umgestürzt, wurden sie oire» 18'°/»2 wieder ausgerichtet. Jm Jahr 1813 wurden 3 nene Linden dazu gesetzt.

Auch vor dem oberen There stand noch im Jahr 1767 bis in's lausende Jahrhundert eine Linde aus einem sreien Gemeindeplatze, da, wo jetzt das Oberamts- gerichtsgebände steht.

Die ziemlich unregelmäßige Aulage der Stadt konnte auch nach dem großen Brande von 1707 nicht wesentlich verbessert werden (s. d. Gesch. v. 1707), nnr daß der gegen Süden stark abhängige Marktplatz bedeutend vergrößert und mit neuen ansehnlichen Gebäuden besetzt wurde. Die die Stadt von Westen nach Osten durchschneidende Hauptgasse, Mittelgasse genannt, zugleich Poststraße von Heilbronn nach Oehringen und Hall, welche in den Wintermonaten schwach beleuchtet wird, ist nicht geradelinig und besonders in der Mitte der Stadt sehr enge. Eben so wenig hält die zweite, tieser liegende, parallel mit ihr von West nach Ost lausende untere Gasse eine gerade Linie ein, wenn sie auch, aber nur theilweise, weniger eng ist. Die größte Enge hat die dritte, vom obern Markt aus parallel mit den beiden ersteren gegen Osten lausende sogenannte rubere Gasse, welche durch Sticke am Ein» und Ausgang schwer besahrbar ist.

Die Hauptstraße sand ihren Eingang ursprünglich durch das einzige untere Thor aus der Südseite der Stadt beim alten Spital (s. oben e); später, im Jahr 1811 durch einen Durchbrnch aus der Westseite, an welchen ein Staketenthor mit Thorhäuslein gesetzt wurde. Im Jahr 1844 wurden, um den bedeutenden Stich von diesem Thor heraus bis zum Markt zu umgehen, mehrere Häuser ab- und die obere westliche Mauer durchgebrochen, so daß man jetzt durch eine breite und ebene Straße von Westen her bis aus den Markt gelangt. Der einzige Ausgang aus der Stadt war — s. oben 6) — das obere Thor.

Die übrigen Nebengassen steigen von der tieseren Südseite gegen Norden zum Theil unsahrbar, krumm nnd sehr eng zur Mittelstraße, und von da mehrere mit Stasseln zur oberen Gasse und Kirche aus, wohin vom Markt aus etliche und 80 oii-e» 12" breite Staffeln, mit Absätzen bei den zu beiden Seiten liegenden Amts- gebäuden, sühren.

An Staatsgebäudeu sind hier zu nennen:

Das Oberamtsgerichtsgebände vor dem oberen Thore, wo srüher eine Linde aus einem sreien Gemeindeplatz stand (1767), von Stadtrat!), vormaligem Traubenwirth Mall aus diesem Platze als Chamvagnersabrik (Ende der 1830er Jahre) neuerbant, von dessen Erben im Jahr 1855 erkaust, an der Stelle des, innerhalb des oberen Thores stehenden, an Kausmann Ruthard verkausteu srüheren, 1821 erkausten Oberamtsgerichtsgebäudes.

Das Oberamtsgebäude au der unteren östlichen Ecke des Marktes und am Ansang der Mittelstraße, nach Abbrennuug des Vogteigebeindes bei dem großen Brande von 1707 von deu Kiliauschen Erben und der Gräsin de la Contrey in Jahr 1730 erkaust, wogegen das im Jahr 1708 »am Kirchhos" wieder ausgebaute Vogteigebäude dem Keller überlassen wurde.

Das Deeanathaus, an der oberen östlichen Ecke des Marktes, am Eingang der oberen Gasse gelegen, nack dem großen Brand im Jahr 1708 von einem Privatmann erbaut nnd im Jahr 1742 von den Hosmann'schen Erben zur Wohuung des Deeans und geistlichen Verwalters erkaust an der Stelle der srüheren Wohnung, welche im Jahr 1743 an den KeUereiküser Gerock um 600 fl. verkaust wurde, mit — jetzt abgegangenen dreisachen herrschast!. Fruchtkästen unter Dach, einem großen, zu '/' ver- mietheten Keller und einer kleinen Scheuer und Stallung in geschlossenem Hinterhose (gem. mit O.A.M).

Das Cameralamtsgebände, quer aus der halben Höhe des Kirchbergs und an einem Absatze der obgedachten Kirchenstasseln gelegen; an der Stelle der 1707 abgebrannten, bei der oberen Thorkelter gelegenen Kellerei, deren Scheuerlein an die gedachte Thorkelter angebaut war, wovon noch jetzt Spuren sichtbar sind. Hier war die 1708 wieder ausgebaute Vogtei, welche zur Zeit Vogts Hochstetter leer stand, weil dieser ein eigenes Haus besaß. Nach Erkausung der Wohnung der Gräsin de la Contrey sür den Vogt, blieb dieses Haus Kellerei, nachher Cameralverwaltung.

Das Diaeonathaus, oberhalb des Marktes, am ersten Absatze der obengedachten Kirchenstaffeln gelegen, hinten von der hier noch hohen westlichen Stadtmauer gedeckt; an der Stelle der ») 1707 mit Scheuer und Kelter nnd wieder l») 1744 abgebrannter Helserhäuser (welche, und zwar ») am unteren Markt, d) in der mittleren Gasse, nahe beim oberen Thore, standen), im Jahr 1817 von Bürgermeister Plank erkaust, der es kurz zuvor vom Stadtschreiber Zeller erworben hatte. S. oben 1744.

Das Präeeptoratshaus, oberhalb des Diaeonathauses am 2. Absatze der Kirchen- stasseln gelegen; unter den 1707 abgebrannten herrschastlichen Häusern nicht mitge- nannt, also damals nicht mit verbrannt, gehörte nach den Lagerbüchern von jeher der geistlichen Verwaltung.

Das nach der Zerstörung von 1525 (zusolge einer noch vorhandenen Jahrszahl)

1527 wieder ausgebaute Bandhaus mit einem großen Keller darunter, über dessen Oessnungsbogen dieJahrszahl 1626 steht; bei dem Brand von 1707 mit allen seinen Materialien verbrannt; von Stein bis zum Dachstock, in welchem ein Frnchtkasten eingerichtet ist; im Jahr 1725 abermals abgebrannt und nach der Jahrszahl über dem Bogenthore wieder ausgebaut im Jahr 1755 (von der Herrschast aber jetzt an die Stadt verkaust). Es steht aus dem Niveau der Kirche, innerhalb der nördlichen Stadtmauer.

Die 1707 ebensalls abgebrannte und in den solgenden Jahren wieder ausgebaute Zehndscheuer mit dem sogenannten tiesen Keller darunter, unweit des vorgedachten Bandhauses an der sogenannten Burggasse gelegen. 'Jst erst im letzten Jahr- zehnd durch Verkans in das Privateigenthum eines Bürgers übergegangen.

Die Kelter am oberen Thore, genannt Bauleiter, mit einem großen Fruchtkasten darüber, abgebrannt 1707 und in den solgenden Jahren wieder ausgebaut und

die Badstubenkelter in der unteren Stadt, uuweit der südlichen Stadtmauer, waren srüher ebensalls herrschastliches Eigenthum, wurden aber im letzten Jahrzehnd bei Pachtung des Zehndens von der Stadt erworben, wozu 1859 auch der noch verbehaltene Fruchtkasten aus der ersteren (der Baukelter) kam.

An össentlichen, städtischen und Stistiuigsgebäuden sind zu ueuuen:

Die die ganze Stadt überragende, die Spitze der Anhöhe, um welche die Stadt gebaut ist, krönende Psarrkirche.

Jhre Erbauung müssen wir wohl in's 9. Jahrhundert versetzen, da Weinsberg schon damals erweislich Capitelssitz des V. (oder nach Würdtwein des VII.) Archi- diaeonats vom Würzburger Sprengel war, also wohl auch seine eigene Psarrkirche hatte. (Das jetzt so viel größere Heilbronn, Oehringen, Laussen :e. gehörte zum Weinsberger Capitel.) S. oben S. 69.

Andere glauben sie von den alten Grasen von Calw im I1. Jahrhundert erbaut. Manch, in seiner Abhandlung über die mittelalterlichen Baudenkmale, will die Erbauung des Thurmes seinem Style nach in die spatere Zeit des 12. Jahrhunderts verweisen, hält übrigens die Erbauung der Kirche vor dem Jahr 1140 sür wahrscheinlich. Am unwahrscheinlichsten ist die Behauptung der, auch sonst werthlosen Oesterlin'schen Reimchronik von 1758, welche Engelhard IV. v. Weinsberg im Jahr 1269 die Kirche in der ihn nichts angehenden Reichsstadt bauen läßt; wahrscheinlich eine Verwechslung mit der kleinen Svitalkirche bei dem in diesem Jahre von Engelhard IV. gestisteten Dominieanerkloster. Die von Weinsberg hatten ihre eigene Burgkapelle mit mehreren Priestern aus der Burg. Die Kirche hatte 8 Altäre: St. Ca- tharinä, St. Magdalenä, St. Petri, St. Nieolai, St. Johannis Ev., St. Jakobi, St. Crueis, N. V. Maria (Würdtwein).

Eigenthümlich ist die Stellung des Thurms über dem Chore. Besonders bemerkenswert!) nennt Manch das Gewölbe über dem quadraten Chorraum in der unteren Thurmeshalle, welche außer dem halbkreissörmigen Kreuzgurten auch noch Scheitelrippen hat, die von einem Ring in der Mitte ausgehen, weßhalb die Stirnen spitzbogig sind. Sämmtiiche Rippen zeigen von vorn eine breite Einziehung, die mit Rosetten ausgesüllt ist. Die eigenthümliche Eintheilung dieses Gewölbes und die reiche Verzierung seiner Rippen vereinigen sich zu einer vortresslichen Wirkung, wie man sie selten antressen wird (Manch, in obged. Abhandlung von 1849). Aus der Ostseite schließt diese Thurmhalle mit einem hohen Spitzbogen, über welchem 3 schmale, lange Fensteröffnungen mit Halbkreisbögen sind; das mittlere höher als die 2 anderen. Die ohne Zweifel halbrunde Absis mußte einem östlich angebauten längeren, fpitzbogig gewolbten Chore Platz machen, in welchen der, in romanifchem Styl ausgehauene Altartifch mit fchlanken Säulen an den 4 Ecken, ohne Zweifel vom früheren Chore her verfetzt wurde.

Mauch fetzt die Erbaunng diefes zweiten Chores in das 15. Jahrh. Dem widerfprechen aber die in den Rofetten der Spitzbogen sichtbare Wappen von Württemberg und Weinsberg, weun man nicht annimmt, fie feien erst in fpäterer Zeit eingefügt worden, was unwahrfcheinlich ist. Denn im 15. Jahrhundert stand Weinsberg noch nicht unter Württemberg, fondern in deffen zweiter Hälfte unter Churpfalz. Woher follte da das württembergifche Wappen kommen? Jn der ersten Hälfte aber war Weinsberg noch Reichsstadt und doch hat das Stadtwappen in der Rofette nicht wie früher den halben Adler, fontern nur die Rebe mit Trauben durch beide Felder gefchlungen. Weist der fehlende Reichsadler auf die Nach-Reichsftädtifche Zeit und das württembergifche Wappen auf die württembergifche Herrfchaft, fo kann die Erbaunng nur entweder in die Periode von 1512 bis 1520, oder von 1531 und folgende fallen. In letztere Zeit aber fällt die Reformation Weinsbergs, und der Chor ist offenbar für den katholifchen Cultus angelegt.

Nach diefem ist wohl anzunehmen — wenn die Rofetten nicht einer fpäteren Zeit angehören — der neue Chor feie, mich der gräßlichen Zerstörung nnd Aus- brennung der Kirche im Jahr 1525, bei der Restauration der Kirche angefetzt worden, als man im Jahr 1531 auf Herzog Ulrichs mündliches Wort wieder baute, kurz ehe die Reformation durch den früheren hiesigen evangelifchen Prediger, Dr. Erhard Schnepf im Unterlande vorgenommen wurde. Das fogenannte Jnterim von 1548 wurde ohnehin in Weinsberg, wo damals eine kaiferlich fpanifche Befatzung lag, strenger als irgendwo durchgeführt und der evangelifche Prediger Gailing mußte die Stadt räumen. S. oben S. 124. Der angebaute Chor ift eire» 60—80' lang, gegen 50' hoch und durch feine 7' hohe und lange Bogenfenster (3 zu beiden Seiten und 1 doppeltes in der Ostfeite) fehr hell; aber wegen feiner Entfernung vom Schiff der Kirche und wegen der verhältuißmäßig zu niedrigen Vögenöffnung im öftlichen Funda- ment des Thurms für den protestantifchen Gottesdienst leider! nicht branchbar. Bemer- kenswerth find im Plafond, wo die Spitzbogen zufammenlaufen, die obgedachten 4 Rc- fetten, 1) mit dem Haupte Johannis des Täufers, dem wohl früher die ganze Kirche geweiht war, da auch an einer Säule, des Schiffes ein altes Gemälde vom Täufer aufgehängt ist, wie er Jefum tauft; 2) mit dem obgedachten württembergifchen Wappen; 3) mit dem Weinsberger Stadtwappen, ohne den halben Reichsadler; 4) mit dem Bilde eines Männleins, wahrfcheinlich des Erbauers mit einem Steinmetzzeichen. Auf dem Boden des Chors finden sich, außer einigen nicht mehr lesbaren, ausgetretenen, noch die Grabfteine von Obervogt Herkules Felir Bidenbach von Treufels, württemb. Oberft, f 1747; von Jofeph Malblank,»Superintendent, f 1727; von Conrad Oefterlin, Superintendent, i 1668; von U. Joh. Dav. Hermann, Superintendent, s- 1714. Neben dem Hochaltare: von Friedr. v. Gemmingen-Bürg, Kind, mit der Mutter: Anna Rofine v. Gemmingen-Bürg, s- 1622. Im Jahr 1691 wurde ein churfächsifcher Reiteroberst v, Haugwitz, welcher in Heilbronn starb, hieher gebracht und in diefem Chore beigefetzt.

Jn der füdöstlichen Ecke der gedachten Thurmhalle ift die im Bauernkriege genannte, auf den Thurm hinaufführende verhängnißvolle enge Schneckenstiege, durch welche die Bauern den sich auf den Thurm hinauf flüchtenden Rittern nachdrangen. Zu beiden Seiten, aus der nördlichen und südlichen, sind Gewölbe angebaut, welche als seuersestes städtisches Archiv dienen; das südliche hängt durch eine jetzt vermauerte runde Fensterössnung mit der angebauten, spitzbogig gewolbten Saeri- stei zusammen. Unter dem südlichen ist ein Sousterrain, wahrscheinlich die im Bauern- kriege genannte Grust, vom Volke das Psassenloch genannt.

Die Sage will von einem unterirdischen Gange wissen, der einst von hier aus aus die Burg gesührt habe, was wir aber bei dem notorisch stets unsreundlichen Verhältnisse zwischen dem Burgherrn und der Reichsstadt sehr in Zweisel ziehen müssen. Auch die Begräbuißstätte der Burgherrn war auswärts in Wimpsen, Schonthal, Lichtenstern, Heilbronn n. a. O. (Der Gang wäre 1525 gewiß gesucht worden.)

Verschöne, achteckigte Thurm ist (nach Manch) imAeußereu dem der Johannis- kirche in Gmünd ähnlich, doch nicht eben so elegant. Er hat Lisaneu an den Ecken und romanische Rundbogensriese. Wahrscheinlich srüher um einen Stock höher und über das Kirchendach sich erhebend, erhielt er (bei der Zerstörung durch den Truchseß im Jahr 1525 als Mordschauplatz mit der Kirche, aus welcher das Venerabile vorher weggetragen wurde, ausgebrannt) später oben eine andere Gestalt. Denn er hat keinen Kranz mehr, aus welchen damals Dietrich von Weiler heraustrat und von welchem derselbe nach dem von unten erhaltenen Schusse herabgestürzt wurde. Mau wollte wohl bei der späteren Restauration das Andeuke>» hieran vertilgen. Das neu- ausgesetzte spitzige Schieserdach hat eine bemerkbare Senkung gegen die Stadt herab — da das Kreuz nach dem Blitzschlage vom Jahr 1760 nicht senkrecht ausgesetzt wurde (Stadtprot.). Die 3 Glocken datiren vom Jahr 1652, da die alten im 30jährigen Kriege geraubt worden waren. S. oben E. 152.

Die Kirche selbst ist eine Säuleubasilika; ihr Styl ist der romanische, wie er sich zur Zeit der sränkischen Kaiser in Deutschland ausgebildet hat. Die Feuster sind noch nicht gedoppelt, sondern einsach, enge, nach innen sich erweiternd, theils eirkel- rund, theils länglicht viereckig und schmal mit einem Halbeirkelb^gen. Einige größere viereckige Fenster gehören der neueren, Lichtsuchenden Zeit an. Die Dachsriese haben rundbogige Verzierungen, unter welchen sich hie nnd da Lilien, Larven nnd phantastische Thiergestalten sinden, sehr roh ausgehauen. Die westliche Giebelseite ist sichtbar schon zweimal restaurirt, beziehungsweise bis nahe an die westliche Stadtmauer ver- längert worden — im vorigen Jahrhundert und schon srüher. Unter einem einzigen, großen, langen und breiten Rundbogensenster in der Mitte, durch welches der Blick von der Kanzel :e. aus gerade aus die Burg hinaussällt, hat sie ein Portal mit je 2, zu beiden Seiten aus niedrige Sockel gestellten, «irea 10—12' hohen Säulen. Um die 4 Säulenschaste schlingen sich mit gekreuzten Bändern Epheu- und Rebenblätter; an den Kapitälen sieht man eine große Larve mit Schnörkeln und Verzierungen, Raub- vogelsüße, Bockssüße und einen kleinen Bären. Der Halbkreis über dem Thüren- sturz ist in 2 gleiche Theile getheilt; in jedem Feld ist ein Kreuz in der Form des Deutschordenskreuzes. Neben dem nördlichen Kreuz ist eine Lilie nnd ein Spaten; das südliche steht zwischen 2 Lilien. Aus dem Thürensturz und um den Portalbogen herum steht in Unzialbuchstabeu:

o qui terreni» inbi»» Iiomo «ls8ipul8ti. Ui» qui«l In «b8c:sii!« Z»u<!e«? tot»

wumin» lÜI>ri«li oon»n6». Zu Deutsch etwa: "Sinnlos bist Du, o Mensch! wenn das Jrdische gierig Du haschest. Wie magst sreu'n Du des Unslaths Dich? Nein, Wesen und Willen Christi such'!«

Bei der srüheren Restauration der Giebelseite wurden Steine mit Mönchsgothiscker Schrist und Wappen hier eingemauert. Am Weilerschen Wappen steht: Geb- win von Weiler; am Enzberg'schen: Albrecht von Enzberg. Beide waren Dienst- mannen der uralten Grasen von Calw, wie vielleicht auch das srühere Geschlecht der Herren von Weinsberg vor dem Jahr 1140 (S. Abschn. V.).

Wenn der Anonymus im Morgenblatt von 1819 bei diesen Epheublättern und Weinlaub und Larven an die Attribute des Silen und Baechus und Komus denkt und von einem vielleicht hier srüher gestandenen Römertempel träumt: so bemerkt Stieglitz, daß die Baumeister bei solchen Zierrathen gerne das eigenthümliche Erzeug- niß der Gegend, Weinranken, Trauben und Epheü benützten und die Friese mit Larven besetzten, um an die Bermummung zu erinnern, welche bei Freudensesten dem Bolke zur Belustigung dienten. Eher möchten die Wappen von Grabsteinen der Dienstmannen herrühren.

Jm Jnnern der Kirche trennen spitzbegige Arkaden das Mittelschiss von den Seitenschissen. Die Säulen der Arkaden stehen aus Sockeln; die Schafte sind gleich dick, zum Theil achteckig; darüber eine Wulst (Kranz). Das Kapitäl ist würselsörmig, doch breiter als hoch, mit Muscheln, Korallen, verschlungeneu Rauken, mit Blättern, Palmzweigen :e. An Einem der Kapitäle erscheinen 2 Fuchsköpse. Alles ist übrigens im Lause der Jahrhunderte mit ostmaliger Tünche überschmiert, Manches darunter wohl auch bei den Zersiörilugen von 1525 und im 30jährigen Kriege muthwillig abgestoßen, wie bekanntlich die Schweden in Letzterem den geschnitzten Holzbildern die Nasen abhieben. Da wo die Kirche verlängert ist, stehen statt der Säulen plumpe viereckige Pseiler (zum Tragen der ausgesetzten Emporen benütz!).

Diese Säulen und Pseiler tragen Halbkreisbögen, welche nur wenig in Spitzbögen übergehen. Darüber sind Rundbögen, durch welche das Licht in das Mittelschiss sällt. Hochobeu, zunächst unter dem Dache, ist aus der nördlichen und südlichen Seite eine Reihe von kleinen, schmalen, kaum 4" hohen, nach innen sich verengenden Rnndbogensensterchen.

Aus der Nordseite sind vor, über und aus den gedachten Arkadensäulen und aus, in das Schiss vorstehenden runden hölzernen Säulen bretterue Emporen sür die Männer angebracht. Aus der Westseite des Mittelschisses ist dieses von einer terrassenmäßig gegen das obgedachte westliche Bogensenster ansteigenden Mannerempore der ganzen Quere nach bedeckt. Ebenso ist seine Ostseite querüber, vor der oben- beschriebenen schönen Chorhalle des Thurmes, durch eine hohe Empore bedeckt, aus welcher die Orgel und Bänke sür die Kirchenmusik angebracht sind.

. Die Decken sind slach, aus übertünchten, verschaalten Brettern bestehend; das Mittelschiss hat ein Satteldach; die Seitenschisse sind durch sogen. Nähladendächer bedeckt. Die Kanzel ist an Einer der südlichen Arkadensäulen des Mittelschisses und stammt nach der Jahrzahl am Kanzeldeckel (1649) aus der Restauration der Kirche nach dem 30jährigen Kriege; vielleicht aus dem gleichen Jahre auch der protestantisch einsache große Altar unweit der Thurmhalle, unter der Orgelempore, uud der, zum Zweck des ehmaligen Eintauchens hohle, kelchartig gehauene Tausstein vor dem Altare.

Die ehemalige Spitalkirche war in der nördlichen Ecke des alten städtischen Spitals in der unteren Stadt, zunächst an dem srüheren einzigen unteren Thore, (s. oben o), welcher, noch jetzt an steinernen Bogenthoren erkennbar, im Jahr 1800 von der Stadt verkaust und zu Privatwohnungen eingerichtet wurde. Spuren von ihr sind außen noch wahrzunehmen in 2 länglicht schmalen, halb zugemauerten Bogen- ienstern. Sie scheint die im Jahr 1269 von Engelhard IV. v. Weinsberg, mit dem Dominikaner- oder Predigerkloster gestistete, jedensalls in dessen Nähe stehende kleine Kirche gewesen zu sein, welche die Oesterlin'sche Reimchronik irrig sür die Hauptkirche nimmt. 1424 hatte sie 2 Altäre, St. Nieolai und St. Michaelis. Bei der Zerstörung der Stadt im Jahr 1525 verbrannte sie auch mit, »da nach dem Brand nur noch 10 Häuslein unverbrennt zu sehen waren«. Nach ihrer Wiederherstellung verödete sie im 30jährigen Kriege dermaßen, daß erst im Jahr 1658 wieder das erste Kind darin getaust wurde (Bemerkung im Tausbuch). Sie wurde später uoch bis zu den 1770er Jahren zuweilen, besonders an den Jahrmarktstagen zu Kinderlehren gebraucht, gieng aber noch vor dem im Jahr 1800 ersolgten Verkaus des alten Spitals ein. S. oben Seite 153.

Dieser alte Spital hatte eine eigene Kelter mit «elterstübchen und eine eigene anständige Wohnung sür den Hospitalverwalter, welche im Jahr 1766 der damalige Stadt- uud Amtsschreiber Senkeisen um 25 sl. miethete (Staotprot.) und wo Deean Klüpsel im Jahr 1794, bei Berwendnng des Dee'anathauses zu einem östreichischen ^azareth, einstweilen untergebracht wurde. S. oben Seite 193.

Das im Jahr 1769 neuerbaute Bettelhaus sür Leprosi, epidemisch-Kranke :e., au der westlichen Stadtmauer, wurde nach Errichtung des neuen Spitals im Jahr 1829 an einen Privatmann verkaust. S. oben Seite 185.

Der neue Spital, '/2,Viertelstunde unterhalb der Stadt, eine vormalige Gyps- und Oelmühle an dem sogen. Sanbach, wurde im Jahr 18^'/«« ans der Berlassen- schast des Fabrikanten Kleinknecht von der Stadt erkaust uud um einen Stock erhöht. Die jetzt dreistockige Behausung enthält 3 heizbare Säle, 8 heizbare uud 2 n»heizbare Zimmer nnd 2 Küchen. Unter den 8 heizbaren Zimmern ist 1 Kranken- und 1 Krätzeziiumer sür Mannspersonen, 2 gleiche sür Weibspersonen, 1 Seetions- und zugleich Badezimmer sür iirätzlranke. 2 Zimmer werden, vom Armenoater bewohnt. Hinten ist eine Holzremise angebaut. Ein an den Hosraum anstoßender Baum- und Grasgarten werden vom 1'. L. verpachtet.

Das im Jahr 1707 abgebrannte Rathhaus wurde in den solgenden Jahren aus der östlichen Seite des, nm den Platz des hier abgebrannten Diaeonatshauses :e. vergrößerten Marktes neuerbaut, mit Aussetzung eines Thünnchens, in welchem Glocke nnd Uhr ist. Es besteht ans 2 Stockwerken, von denen das obere einen sehr geräumigen uud hellen Saal mit Borplatz, die Kanzlei und Registraturzimmer, das untere ein Musikzimmer, ein Gesängniß, einen geräumigen Oehrn zu Ausbewahrung von Löschgeräthschasten:e. und ein großes Zinmier z» Äusbewahruug von Markt- und anderen Utensilien enthält. Unten ist eine Reiuise sür die Fei:erspritzen ,e. angebaut. Unter der hohen Frontstassel ist ein mit einem eisernen Thor verschlossenes, ossenes Gewölbe, in welches srüherer Zeit Felddiebe zun! allgemeinen Anblick einge- schlossen wurden, was natürlich in neuerer Zeit abgieng. S. oben Seite 167 sgd.

Sonstige städtische Gebäude sind jetzt: die oben genannte Kelter mit Frucht- speicher; — die Stadtkelter an der oberen Gasse hinter dem Rathhause mit dem Stadtmagazin daneben; — das steinerne Backhaus an dem sogen, unteren Feuerthore (der südl. Stadtmauer) aus der Bleiche, im Jahr 1837 mit einem Auswand von oire» 2900 sl. erbaut; — der lange, einstockige Stadtstall längs der südlichen Stadtmauer an der Bleiche, erbaut im Jahr 1814; — ein Brech- und Darrhaus aus der Bleiche, an der Stelle der 1853 abgebrannten Stadtmagazine, im Jahr 1858 von Stein erbaut; — das Collaboraturgebäude aus der zur Kirche hinaussteigenden Anhöhe links von den ilirchenstasseln an einem Absatze derselben, hinten von der westlichen Stadtmauer ge

deckt; im Jahr 1770 nach Ttadtprot. als baulos abgebrochen und neuerbaut. Das Schulgelaß wurde erst in den 1840er Jahren zu ebener Erde eingerichtet, da srüher von 1797 an der Collaborator auch deutscher Knabenlehrer war; ^ die Wohnung des Mädchenschulmeisters mit dem Schulzimmer der Elementarelasse zu ebener Erde, oberhalb des vorgedachten Collaboraturgebäudes, an einem weiteren Absatze der Kirchen- stasseln, nahe bei der Kirche; — das Mädchenschulgebäude oberhalb dieses Wohnhauses, hinten aus der westlichen Stadtmauer ruhend, aus gleichem Niveau mit der Kirche, einstockig. Jn der Mansarde das Lehrzimmer des deutschen Unterlehrers, sür welchen hier auch ein Wohnzimmer eingerichtet ist; — das Echashaus am Fuße des Jägerhaus- berges, mit Wohnung sür den Stadtschäser (Pächter) und Schasstall; — der oben berührte Wachtthurm an der südlichen Stadtmauer mit Uhr und Glocke, Wohnung des städtischen Hochwächlers, Zimmer sür Jrre und Geisteskranke, bürgerlichem Gesängniß und Wohugelassen sür Arme. Ausgebrannt im Jahr 1853 nnd eo6. wieder restaurirt. S. oben J. 1853.

Noch ist unter den össentlichen Gebäuden zu nennen das Gesängnißgebaude am allen unteren Thor, an der südlichen Stadtmauer und der sogenannten Bleiche. Es wurde nach Abbruch des alten unteren Thorthurmes aus Kosten von Stadt und Amt unter Oberamtmann Fetzer eile» 180°/« erbaut, aber kleiner als jetzt und enthielt nur etliche oberamtliche Gesangnißzimmer neben der Wohnung des unteren Thor- warts. Jn dem zweiten Stock errichtete Oberamtmann Fetzer eine Jndustrieschule. Nach Errichtung eines Oberamtsgerichtes wu«de das Gebäude mit Anschissungen aus herrschastliche Kosten vergrößert, die oberamtlicheu Arrestlokale zu ebener Erde und . die sesten oberamlsgerichtlicheu Gesängnisse im zweiten Stock eingerichtet, das Gebäude mit einem Thürmchen und Glocke versehen und dem Oberamtsgerichtsdiener als Gesangenwärter seine Wohnuug darin angewiesen. Seine Entsernung vom Oberamtsgerichte :e. läßt aber längst an eine Aenderung denken, welche demuächst ersolgen soll. Vom ersten Bewohner sührt es den Namen Aloysle. S. ob. Seite 207 u. 210.

Endlich sind hier die noch vorhandenen Reste von der ehemaligen Burg Weinsberg, genannt Weibertreue, zu erwähnen, zu welchen, seit der Restauration durch den von Just. Kerner angeregten Weibertreuverein im Jahr 1824, ein bequemer, nicht steiler, theilweise durch Stasseln gangbar gemachter Weg vom grasigen Haag aus durch die Weinberge hinaussührt. Ein zweiter, breiterer, zur Noth sahrbarer Weg, der sogenannte Frauenweg, sührt, den Bergsuß umgehend, von Norden her durch die ehmalige Burgthore in die Ruinen hinaus. Die Entsernung beträgt aus Ersterem >/», aus Letzterem '/< Stunde.

Die Burg, vormals der Sitz der Freiherrn v. Weinsberg, nach dem Erlöschen dieses Geschlechts der sich solgenden churpsälzischen und württembergischen und östreichi- schen Obervögte von Stadt und Amt Weinsberg, wurde im Jahr 1525 von der schwarzen Schaar des Bauernheeres erstürmt, verbrannt und zerstört. Der «Schloßberg" (Weinberg innerhalb und um die Mauern herum) gehörte vor demJahr 1777 dem Hoskammerrath Ziegler und dessen Vater. (Stadtrathsprot.) Von diesen gieng er in andere Privathände über, von welchen der gedachte Weibertreuverein ihn im Jahr 1824 ankauste, den inneren Raum abräumte, mit Bäumen und Gesträuchen besetzte und Wege durch die Gesträuche und Rasenplätze anlegte. Viele der schönen Vurg- steine waren nach dem Brande vom Jahr 1707 theils zu den neuauszusührenden herrschastlichen Gebäuden, theils mit herzoglicher Erlaubuiß zu Privatbauten herabgeholt worden. Was noch steht nnd mit merkwürdiger Zähigkeit dem Zahne der Zeit trotzt, ist, wenn auch bedeutend erniedriget, die äußere ostliche und südliche Umsassungsmauer, welche die ganze obere Fläche des schönen Bergkegels umschloß. Auch von den beiden Thoren und dem zwischen einer zweisachen Mauer herabsührenden Thorwege (Frauenweg), so wie von den gebrochenen kleineren runden Thürmen zu beiden Seiten des äußeren Thores sind noch die Spuren recht sichtbar. Größere Zerstörung zeigt sich an der Nord- uud einem Theile der Westseite dieser äußeren Mauer. Tritt man von dem erstgedachten Wege heraus durch eine enge, 8' hohe, 3' breite Mauerpsorte oberhalb des (zweiten) Thorweges in den inneren Burgraum, so stößt man zuerst aus einen noch gut erhaltenen, unten runden, gegen oben beim dritten Stock in's Achteck übergehenden Eckt hur m des zerstörten Schlosses, welcher seit der Restauration von 1824 mittelst einer hölzernen Wendeltreppe wieder besteigbar ist uud oben einen Ueberblick über den Raum gibt, den die Burg einnahm. Von ihm aus zogen sich die Grundmauern des Ritterhauses in gerader Linie gegen Norden bis zu dem noch stehenden großenrunden, gegen 60' im Durchmesser haltenden Eckthurm, unter welchem das hoch und spitzbogig gewölbte Burgverließ war. Bei der Restauration von 1824 wurde die 18' dicke Mauer dieses Verließes von Außen durchbrochen, so daß man jetzt durch diese Oessnung ans Stusen in dieses vormalige Grab von Lebendigen hinabsteigen kann, wohin die Gesangenen nur durch eine noch vorhandene, mit einem Eisengitter verwahrte Bodenössuung in der Spitze des Gewölbes hinabgelassen wurden. Ein gegen 2N' langer, gewölbter Eingang sührt weiter oben aus der Südseite in den mit Steinplatten bedeckten, gegen den Himmel offenen Thurmstock über diesem Gewölbe, und in den nach außeu sich verengenden Mauerössnungen dieses Stocks (Schießscharten nach 3 Seiten hin), hat man im Jahr 1824 solgd. Aeolsharsen angebracht.

Aus Stusen von außen, bei einem verschütteten rundgewölbten Brunneu (oder Cisterne) ohne Wasser *) steigt man endlich aus den abgetragenen und geebueten oberen Rand des Thurmkolosses, dessen Mauern so breit sind, daß der f ritterliche Gras Alerander von Württemberg mit dem Pserde rings daraus herumritt.

Hier hat man einen herrlichen Ueberblick über die ;n Füßen der Burg liegende Stadt, über das gesegnete, milde Weinsberger Thal, in Südost und Ost begranzt von den Löwensteiner uud Mainhardter Waldbergen bis zu den Höheu von Walden- burg; gegen Norden in das Eberstadter Thälchen mit dem Weissenhos und der Straße nach Oehringen; gegen Nordwest durch das Eulmthal über das untere Neckarthal hinüber aus den Odenwald bis zum Katzenbuckel und westlich aus den Wartberg bei Heilbronn und aus Burg Weiler zum Stein.

Von einem dritten, dem ehmals höchsten und Hauptthurm e in der nordwestlichen Ecke des inneren Schloßhoses steht nur noch eine gegen 36' hohe, eirea 24' .breite Ruine, aus dessen Gemäuer die Steinchen sür die Weibertreuringe gesammelt werden nnd in deren Mitte die Restauration von 1824 einen steinernen runden Tisch mit einer solchen Bank unter ihrem Schutze augebracht hat. Zu seinen beiden Seiten sind die bedeutendsten Durchbrüche der Ringmauer.

Die aus der Südseite des inneren Burgraumes, an einem durch das Gebüsch sührenden Psade noch wahrnehmbare kleine Felsen wand rührt von einem Steinbruche her, welcher zu Ansang des vorigen Jahrhunderts, als die »bisherige Wüstenei zu einem Weinberge angelegt wurde", dem Unternehmer hier zu errichten gestattet

') Jn welche ein vom benachbarten Gellmersbach zu haltender Esel täglich das veno- thigte Wasser «us die Burg schleppen mußte.

ward, wobei er aber auch Steine von der Burgruine zu den Weinbergsmauern der- wendete. Dieser Weinberg wurde, wie oben bemerkt, im Jahr 1824 vom Weibertreu- verein angekaust und in Anlagen verwandelt. T. Jahr 1824.

Nahe am gebrocheneu Ecke der südwestlichen Ringmauer steht noch von außen sichtbar der Fuß eines runden Thurmes in einer Hohe von 10—12' über die Fläche der Ringmauer vor, die hier Spuren eines ehmaligen gewaltsamen Durchbruches und einer späteren Wiederaussüllung tragt. Jnnerhalb des stumpsen südwestlichen, aus tresslichen Quadern besteheudeu, noch 30—40' hohen Mauerecks stand wohl ein viereckiger sester Thurm, durch welchen mau zu dem, jetzt von innen verschütteten, außen am Fuß der Mauer wahrnehmbaren, rundbogig gewölbten Aussallthörchen hinabgelangte. Die Mauerössnung dieses von innen uuierirdischen Vogenthörchens ist 6' dick und der Einschnitt sür einen Schließbalken, mit welchem die wohl eiserne oder eisenbeschlagene Thüre geschlossen wurde, ist noch deutlich erkennbar.

Von der ehmaligen Burgkapelle sinden sich keine Spuren mehr. Denn das, ohnehin jetzt wieder versallene sogen. Kapellchen ist ein Werk der Restauration von 1824.

Der Begräbuißplatz war in srüheren Zeiten (als eigentlicher Kirchhos) rings um die Kirche herum, woher noch viele au der südlichen und östlichen Außenwand an der Kirche und an der inneren Seite der westlichen Stadtmauer sestgemachte steinerne Grabdenkmale rühren. Er wurde aber, nach der an einem steinernen Vogenthore des neuen Friedhoss besindlichen Jahrszahl 1617, wahrscheinlich in Folge der Pest von 4612, an den Jägerhausweg außerhalb der Stadt verlegt und der bisherige Kirchhos diente wohl nur hauptsächlich sür Familiengräber, während die geistlichen und weltlichen Beamteten bis zum Jahr 1785 im Chore der Kirche beigesetzt wurden. Erst im Jahr 180'/» wurde er desinitiv verlassen und theils gepslastert, theils zu einer Baumschule angelegt, nachdem die Gebeine in's sogenannte grasige Haag versetzt worden waren. E. oben Seite 209.

Der äußere Friedhos, '/' Stunde von der Kirche entsernt, südlich, zwischen der Stadt und dem Echashaus gelegen, wurde im Jahr 1794 wegen des damals hier besindlichen östreichischen Lazareths erweitert und es haben gegen 130 Mann desselben hier ihre Ruhestätte gesunden. Eine zweite Erweiterung sand man im Jahr 1840 nöthig, wo die äußeren Felder au der südlichen Mauer zu Familienbegräbuissen bestimmt wurden, während die anderen Felder zu sogenannten Reihengräbern dienen. Eine eigene Commission des Stistungsrathes wacht über die damals sestgesetzte Begräbuiß- ordnung, über die Erhaltung der regelmäßigen Wege, der Gräber, der Gesträuche und der Monumente, von welchen schon manche geschmackvolle jetzt den Platz zieren.

  • 5 "

Benachbarte interessantere Höhenpunkte:

») Der Schemelsberg, nordwestlich vom Burgberg, in der Mitte die Wanne und aus der nordwestlichsten Seite der Geiselsberg genannt — südlich und südwestlich mit tresslichen Weinbergen, aus der nördlichen Seite mit Wald bewachsen. — Spuren von Batteriebau zu Beschießung der Burg im Kriege vom Jahr 1505, s. oben p. 92. Haltpunkt des Bauernheeres im Jahr 1525 (ohne Beschießung), s. oben p. 106.

b) Der Jäger hausberg — im Paradies — südlich von Burg und Stadt — mit der schönsten Ansicht von der amphitheatralisch um dm Burgberg liegenden Stadt und mit einem Durchblick durch das Sulmthal aus den Neckarspiegel bei Jaxtseld.

e) Der Wildenberg, nordöstlich von der Stadt, °/» Stunden entsernt, zwischen dem Eberstadter- und Sulmthale mit reizender Aussicht.

Chronologische Zusammenstellung der Hauptereignisse.

Jahr nach Chr. eiro» 276—80. Römifches Castell auf dem Burgberge (unficher), zerftört von den Alemannen. Erbaunng der Burg auf deffen Trümmern fpäter.

814. Aufrichtung der Freiherrfchaft Weinsberg. (Unsicher.)

8-900. Weinsberg, Stadt, Capitelsstadt im V. Archidiaeonat des Bisth. Wurzburg.

4140. Burg und Stadt von K. Konrad Hl. belagert und erobert. Weibertreue. Burg und Herrfchaft dem Kämmerer Dietport verliehen.

1237. Stadt von den Hohenstaufen zur Reichsstadt gemacht.

1254. Weinsberg im großen rheinifchen Städtebunde.

1269. Dominikanerkloster in der Stadt gestiftet von Engelhard IV.

1310—12. Konrad IV. v. Weinsberg; fchwäbifcher Reichslandvogt, Heerführer gegen Grafen Eberhard von Württemberg.

1303. Reichsstadt Weinsberg von K Albrecht dem Konrad III. v. Weinsberg verpfändet.

1312. Deßgl. von Heinrich VII. Streit darüber mit Konrad IV. Vergleich.

1324—48. Konrad IV. mit Stadt Weinsberg im päbstlichen Banne.

1348 und 49. Weinsberg im neuen Bündniß mit den fchwäbifchen Reichsstädten.

1350. Velehnung des Markgrafen von Baden mit Burg und Stadt Weinsberg (kurzdauernd).

1375. Schutz- und Trutzbündniß der Reichsstadt mit Graf Eberhard v. Württemberg.

1379. Bündniß mit den Rittergefellfchaften St. Georg :e.

1390. Konrad von Weinsberg Erzbifchof zu Mainz.

1400. Erbvertrag der Herren von Weinsberg mit denen von Hohenlohe.

1411. Konrad IX. Reichserbkämmerer.

1417—30. Späne der Reichsftadt Weinsberg mit Konrad IX., dem sie K. Sigmund verpfändet.

1420. Bündniß mit 33 Reichsftädten; deßhalb Befatzung von denfelben.

1425. Reichsstadt Weinsberg in des Reiches Acht und Aberacht erklärt. Bann.

1428. Heidelberger Vergleich mit den Städtern,

1439. Konrad IX. von Weinsberg Proteetor des Coneils zu Bafel.

1440. Eroberung der Reichsstadt Weinsberg von Adelicheu. Verkauf derfelben an Chnrpfalz und Erlöfchen ihrer Reichsfreiheit.

1450. Verkauf auch der Herrfchaft Weinsberg an Churpfalz.

1460. Württembergifcher — vergeblicher — Angriff auf Weinsberg.

1482. Oeeolamvadins Geburt. (Caplan in Weinsberg ea. 1512.)

1503—15. Erlöfchen des Gefchlechts der Freiherren v. Weinsberg.

1504. Weinsberg von Herzog Ulrich belagert und erobert.

1512. Weinsberg durch Friedensvertrag an Württemberg abgetreten.

1514. Unruhen in Schwabbach :e. in Folge des fogenannten armen Konrads.

1519. Eroberung Weinsbergs durch das fchwäbifche Bundesheer.

1520. Weinsberg unter östreichifcher Regierung. Erzherzog Ferdinand. 1522. Dr. Erhard Echnepf, evaugel. Prediger hier.

1525. Osterfeft. Erstürmung von Burg und Stadt durch die Bauern. Verbrennung der Burg. Adeliche durch die Spieße gejagt. Mai. Verbrennung der Stadt durch den Trnchfeß von Waldburg. Dillenius, Wlinsberg, l9

1526, Wiederausbau eines Dorss aus den Ruinen der Stadt. 1530. Johann Gayling, evangelischer Prediger in Weinsberg. 1534. Huldigung dem wiederkehrenden Herzog Ulrich. Wiederausbau der Mauern,

Thore und Thürme. Resormation durch den hier seit 1522 wohlbekannten

Dr. Schneps. 1546. Einnahme Weinsbergs ini schmalkaldischen Kriege. Epanische Besatzung bis 155l. 1548. Einsührung des Jnterims durch die Spanier.

1552. Aushebung des Jnterims durch Herzog Christoph.

1553. Begnadigungsbries von Herzog Christoph. Zuruckgabe der entzogenen Stadtrechte und Privilegien.

1555. Ausstellung eines zweiten evangelischen Predigers — Diaeonus.

1560. Errichtung einer lateinischen Schule mit 2 Lehrern.

1612. Große Sterblichkeit durch die Pest.

1622. Schlacht bei Wimpsen. Till». 30jähriger Krieg seit 1618.

1625. Große Sterblichkeit durch die Pest.

1631. Schweden unter Gustav Horn in Heinsberg.

1634. Einbruch der Kaiserlichen nach der Schlacht bei Nördlingen. Plünderung der

Stadt. Ermordung von Einwohnern. Theurung und Hungersnoth, daher 1635 große Sterblichkeit durch die Pest. Weinsberg, Stadt und Amt, an Grasen

v. Trautmannsdors verschenkt. 1637. Wieder große Sterblichkeit durch die Huugersnoth.

1639—46. Fortdauernde Noth durch Contributiou, Durchmärsche, Winterquartiere :e. 1646. Zurückgabe Weinsbergs vou Gras v. Trautmannsdors an Herzog Eberhard Hl,

v. Württemberg. 1618. Westfälischer Frieden; Rückkehr der Geslohenen. 1649. Halb Weinsberg durch sürstbrüderlicheu Vergleich an Herzog Friedrich von

Württemberg-Neneustadt gegeben. , < l ,

1674. Neue Durchmärsche und Winterquartiere im zweiten niederländischen Kriege

von Ludwig XIV. bis 1678. Frieden von Nymwegen. 1688. Einsall der Franzosen unter dem Mordbrenner General Melae. 1693. Französisches Heer im Neckarthale. Brandschatzungen. Vertrag. Theurnng.

Hnngersnoth. Große Sterblichkeit. 1697. Frieden zu Ryswick.

1701—2. Spanischer Sneeessionskrieg. Joseph II. in Weinsberg.. 1707. Durchzug des deutschen Heeres vou Ellwangen her gegen den Rhein

eo6. Großer Stadtbvaud zerstört über ^/« der Stadt. 1714. Rastadt-Badenscher Frieden. 1723. Einsührung der Consirmation.

1733. Neuer Krieg wegen der polnischen Königswahl. Durchzüge. 1735. Wiener Frieden. . -

1741. Oestreichischer Sueeessionskrieg. Französische Durchmärsche.

1742. Rücksall von Weinsberg an das regierende Haus Württemberg, mit Aussterben der Württemberg-Neuenstadter Linie.

1744. Durchmarsch der östreichischen Armee, Brand von 7 Gebäuden.

1745. Frieden von Füeßen und Dresden. Durchmärsche von Franzosen. 1748. Frieden von Aachen.

1752. Oetinger in Weinsberg, Superintendent und Stadtpsarrer.

1756. Siebenjähriger Krieg. Friederich d. Gr. von Preußen. 1760. Blitzschlag aus Thurm und Kirche von Weinsberg. 1763. Frieden von Hnbertsburg.

1770. Große Theurung wegen vorangegangenen Mißwachses. 1785. Oberamtmann Hosrath Fetzer in Weinsberg bis 1809. 1789. Ausbruch des Revolutionssturmes in Frankreich.

1792. Durchzug der sranzösischen Emigranten — Condser.

1793. Kriegserklärung des deutschen Reichs an die sranzösische Republik.

1794. Errichtung einer Landmiliz. Einrichtung eines östreichischen Lazareths in Weinsberg; bleibt bis Ende Aug. solg. J.

1795. Theuruug. Oestreichische Durchmärsche. Viehseuche.

1796. Württembergischer Wassenstillstandsoertrag; theuer erkanst, und Separatsrieden mit Frankreich. Wiederkehr der Oestreicher. Oet.

1797. Frieden von Campo Formio.. Congreß in Rastadt. Regierungsantritt, Herzog Friedrichs II. (Chursürst 1803. König 1806.)

1799. Neuer Krieg zwischen Deutschland und Frankreich. Franzosen zu Heilbronn unter Ney. Dee. bis Mai solg. I. östreich. Standquartier.

1800. Vom August an sranzösisches Standquartier. Schlacht bei Hohenlinden. 1301. Friede zu ^uneville. Französische Durchzüge.

1802. Friede zwischen Württemberg nud Frankreich. Abtretung von Mömpelqard. Heilbronn württembergisch.

1803. Württemberg Chursürstenthum mit Gebietsvergrößerung.

1805. Krieg des Kaisers Napoleon mit Oestreich. Erzwungene württemb. Allianz. Ulm. Einzug in Wien. Schlacht bei Austerlitz. Friede von Preßburg.

1806. Württemberg Königreich. Aushebung der Versassung. Mediatisirung von Hoheulohe:e. Rheinbund. Erlöschen des deutschen Reichs. Durchmarsch des württembergischen Heeres in den preußisch-russischen Krieg.

1807. Die Württemberger in Schlesien. Nach der Schlacht bei Friedland Frieden zu Tilsit.

1809. Neuer Krieg gegen Oestreich. Zug gegen Mergentheim. Nach der Schlacht bei Wagrain Friede von Wien. »

1810. Einteilung des Landes in 12 Landvogteien. Weinsberg zur Landvogtei am am untern Neckar. Landvogteisitz Heilbronu.

1812. Russischer Krieg. Brand vou Moskau. Unglücklicher Rückzug. Auslösung des württembergischen Heeres. Heyd, Superintendent und Stadtpsarrer in Weinsberg.

1813. Verbindung Preußens mit Rußland, dann Oestreichs. Sieg bei Leipzig. Verbindung Württembergs mit Oestreich, Rußland, Preußen und Baiern. Ausstellung eines Landsturms, Uebergang über den Rhein.

1814. Schlachten und Gesechte der Württemberge r bei Epinal, Chaumont, Bar snr Aube, Brienne, Troyes, Montereau, Areis, Vineennes. Einzug in Paris. Abdankung Napoleons. Versetzung aus Elba. Frieden vou Paris. Wie,ner Congreß.

1815. Versassungs- Verhandlungen. Vundesqete von Wien. Rückkehr Napoleons von Elba. Neuer Krieg gegen ihn. Sieg von Waterloo. Zweiter Einzug in Paris. Zweiter Frieden. Verbannung Napoleons aus St. Helena, wo er 1821 f. Schließung der heiligen Allianz.

1816. Tod König Friedrichs. Regierungsantritt König Wilhelms. Eröffnung des deutschen Bundestags.

1817. Durch Mißwachs vom vorigen Jahr Theurung und Hungersnoth. Königin Catharina. Wohlthätigkeitsvereine. Sparkasse :e.

1818. Neue Organisation der Staatsverwaltung. 4 Kreise. Weinsberg zum Neckar- kreis. Trennung der Rechtspslege von Verwaltung und Polizei. Oberamt und Oberamtsgericht, J. Kerner in Weinsberg Oberamtsarzt.

1819. Tod der Königin Catharina. Versassungs-Vertrag. Versassungs-Urkunde.

1820. Stadtschultheiß Psaff in Weinsberg bis 1845.

1823. Geburt des Kronprinzen Carl. Heyd, O.A.Richter in Weinsberg bis 1839.

1824. Weibertreue-Verein. Restauration der Burgruine.

1826. Bildung des Gerichtsnotariats-Bezirks Weinsberg und der Amtsnotariate Eschenau und Löwenstein. Die sogenannte »Seherin von Prevorst", Somnambule in Weinsberg bis 1829.

1830. Juli-Revolution in Paris. König Louis Philipp v. Orleans.

1833—35. Magisch-magnetische Heilart von Dr. Kerner an sogenannten dämonisch- magnetischen oder Besessenen.

1835. Geistergeschichte im hiesigen Gesängniß.

1836. Pensionirung des Deeans v. Heyd. Nachsolger Deean Dillenins bis 1857.

1840. Constituirimg des landwirthschastlichen Bezirksvereins. Erstes Fest desselben. Großes Mannöver des 8, Armeeeorps bei Heilbronn. Bad. u. württemb. Quartier.

1841. Regierungs-Jubiläum König Wilhelms in Stuttgart. Deputationen.

1842. Errichtung einer Postexpedition in Weinsberg.

1844. Neue Straße nach Heilbronn durch den mittleren Stadttheil. 1846—47. Theurung in Folge der Kartosselkrankheit. Suppenanstalt. Durchreise des Kronprinzen mit seiner neuen Gemahlin, Großsürstin Olga.

1848. Revolution in Paris- Constituirung einer Republik. Unruhen im Hoheu- lohe'schen :e. Aetenverbrennung in Weiler durch Neuhütter. Errichtung einer Bürgerwehr. Volksversammlungen. Abgeordnetenwahl zur Franksurter Nationalversammlung. Besreinng der Gesangenen von Neuhütten. Erzherzog Johann, Reichsverweser.

1849. Emanation der »Grundrechte" und »derReichsuersassung." Unruhen undKamps in Baden- Preußen vor Rastadt. Rumpsparlament in Stuttgart. Heil- bronner Unruhen. Durchzug der Heilbronner Bürgerwehr vom Militär versolgt. Sprengung des Rumpsparlaments. Vertreibung der Reichsregentschast. Einsührung von Schwurgerichten. Papiergeld.

1850. Justinus Kerner aus Ansuchen pensionirt.

1851. Errichtung eines Psarrgemeinderaths. Deeember: Pariser-Contrerevolution. Louis Napoleon. Theurungsnoth bis zur Erndte solg. Jahrs. Wohlthätig- keits-Anstalten. Aushebung der «Grundrechte."

1852. Oberamtsrichter Zimmerle und Oberamtmann Bürger in Weinsberg. Louis Napoleon als Napoleon III. Kaiser von Frankreich.

1853. Drei Feuersbrünste in Weinsberg, die stärkste am 5. Mai.

1854. Hang, Stadtschultheiß in Weinsberg. Psarrgemeinderaths-Erneuerung. 1855—56. Verlegung des Oberamtsgerichts in das angekauste vorm. Mall'sche Haus.

Erste Diöeesan-Synode in Weinsberg:e.

1856. Errichtung einer Sonntags-Gewerbe- und Abend-Fortbildungsfchule.

1857. Deean Dillenins penfionirt. Nachfolger Deean Hegelmaier. Diae. Heyd Profeff., Bibliothekar in Stuttgart. Nachfolger Jäger.

Ausgezeichnetere nnd gute Weinjahre.

(.* Vorzügliche Qualität.)

J. 1140. (J. der Weibertreue.) 1152. 1183. 1217. 1236. 1270. 1274. 1276. 1279. 1280. 1287. 1^293.* 1294.* 1295. — 1303.* (köstlich). 1318. 1328.* 1333.* (Ausbd.) 1336.* 1338.* 1368. 1372. 1383.* 1385. 1386. 1387. 1394.* 1398. — 1411. 1420. 1421.* 1426. 1428. 1432* 1437.* 1438. 1442. l444. (viel.) 1446. 1448.(viel.) 1449. 1450. 1461. 1464. 1465. viel. 14 67.* 1470. 1472. 1473.* 1475.* 1476. 1479. 1480.* 1482.* 1483.* 1484.* 1493. 1494* 1495. 1496. 1497. 1499. — 1503.* 1504. 1505. wenig. 1506. wenig, doch gut. 1508. 1510. 1514. * 1516. wenig, aber gut. 1518. wenig, aber Ausbd.*' 1521.* 1522. w. a. g. 1523. 1525. w. a. g. 1530. w. a. g. 1531. 1534. w. a. g. 1535. 1536.* 1537. w. a. g. 1539. reich* 1540.* 1541. w. a. g. 1543. w. a, g. 1546.* 1547. 1550.* köstlich. 1551. 1552. 1558.* 1567. 1572.* wg. ab. köstl. 1575. 1576. wen. ab. Ausbd.* 1578.* 1583. reich. 1584. reich. 1590.* 1593. w. a. g, 1596. Beerliswn.* 1599. * deßgl. — 1603. gut. 1605. 1607. w, a.g. 1610. Ausbd. * ab. wg. I612.wg. aber fehr gut* 1615. ebenfo.* 1616. köstlich* ab. wg. 1619. wg. ab. g. 1629. 1630. * 1631. * 1634. viel u. gt, ab. v. Kriege verdorben. 1636. gt. u. zieml. viel. 1637. deßgl. 1638. wen. ab. Ausbd.* 1642. w. a. gt. 1644.* w. ab. Ausstich. 1645. viel u. stattlich gt. 1646. w. a. g. 1647. 1652. 1653. v. u. gt. 1654^ deßgl. 1655. viel u. köstl.* 1660. 1666. *f. gut. 1669.* 1670.* 1676. v. u. gt. 1678. 1680. 1681. w. a. gt. 1683. 1684. 1686 w. a. f. gt. * 1689. w. a. gt. 1699. deßgl. — 1700. w. a. gt. 1703. 1706. ausgez.* 1707. v. u. gt. 1711. deßgl. 1712. deßgl. 1718.* 1719. 1723. w. a. gt 1724.* 1727. gt. 1728. ausgez. * 1731. 1737. 1738. wen. ab. vorzügl.* 1739. reichl. ab. mittelm. 1741. wenig, ab. ausgez. gut.* 1744, wen. ab. f. gt.*) 1746.* 1747. w. a. gt. 1749. deßgl. 1750. w. a. f. gt.* 1752. zieml. viel u. gt. 1753. ausgez.* 1755. w. a. gt. 1759. zieml. v. u. gt. 1760.* 1766.* 1774. w.a.gt. 1777. wg. ab. ausgez.* 1781. 1783.* 1788. vorzügl.* 1793. wenig aber recht gut.* 1794. 1798. r. gut.* — 1800. w. a. gt. 1802. u. 1804. v.u.gt. 1807.* 1808. viel. 1811. ausgez.* 1818. f. gt.* 1819. viel u. gt. 1822. ausgez.* 1828. f. reich. mittelm. 1834. ausgez.* 1835. viel u. gt. 1842. wen. ab. recht gut.* 1846. ausg.* 1848. 1855. 1857. ausg.*

Thenrnngs- nnd Hnnger-Jahre.

1145. 1146-48. 1196-98. 1224—26. 1270—72. 1310. 11. 12. u. 1313. 14. 16. u. 17. 1320—27. inel. 1338—40., 1344. 1348. mit folgender Pest. 1372. — 1430. 1434. 1439. 1447. 1453—55. 1457. 1469. 1485—87. — 1501. mit solg. Pest. 1508—13. ine,. 1528—33. inc-I. 1559. 1562. 1569. 70. 71. 72. 1573. 74. mit Pest. 1589. — 1608. 10. 12. mit Pest. 1614. 1622—26. mit Pest. 1627 u. 28. 1634 und 35. mit Pest. 1636 und 37. mit.Pest. 1638. 1693. 94. — 1770. 1795. 96. 1816 u. 17. 1846. 47. 1852. 1854.

Kometen in den Jahren:

1145. 1187. — 1214. 1264. — 1301. 1305. 1337.(2.) 1375. — 1401. 1402.(2.) 1433. 1456. 1472.(2.) — 1500. 1506. 1526. 1530. 1531. 1532. 1533. 1538. 1556. 1558. 1573. 1577. 1580. 1582. — 1607. 1618. 1680. 1682. — 1742. 1743. 1744. 1759. 1769. — 1811. 1835. 1843. 1854.

Der Halley'sche: 1456. 1531. 1607. 1682. 1759. 1835. S. oben. Die meisten im 16. Jahrhundert. Die wenigsten im 13. Jahrhundert.

Erdbeben in de» Jahren:

1146. 1167. 1170. — 1201. 1211. 1215. 1281. 1295. — 1348. 1356. 1357. 1362. 1372. 1384. 1395. — 1402. — 1509. 1517. 1590. — 1601. 1603. 1630. 1648. 1651. 1655. 1682. 1685. — 1719. 1724. 1727. 1728. 1735. 1737. 1755. (Lissabon.) 1769. 1774. 1781. 1787. — 1806. 1839. 1846. 1855.

Die meisten im 18. Jahrhundert. Die wenigsten im 15. Jahrhundert.