Benutzer:Salino01/1

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Belletristisches Beiblatt zur AschaffenbulgerIeitung.

1872.

ss-snnnn Nr 123 Montag, 3, Iml Der Kampf um eine Million.

(Sloman von Ewald August Ks nin.) (Sortsetzuu,.) 26. Kapitel.

Liiw Mutter findet ihr Lind wieder Bor feiner Braut hatte Gerhard leine Geheimnisse, er wußte, daß sie schweigen, und er in allen Fällen einen guten Rath von ihr erwarten konnte.

Und ein guter Rath war gerade, fetzt ihm von hohem Werche, ein Wort, ein . Blick .konnte den scharf beobachtenden Baronet warnen, ihm die Wolken zeigen, die über seinem Haupte finster drohend sich zusammenzogen.

Mit seinem Bater durste er nicht darüber reden, der alte Herr würde über diese kühnen Vermuthungen gespottet haben, und welche Vermuthungen konnte er überhaupt aussprechen, so lange es > ihm nicht gelang, einen Hellen Blick in das Dunkel zu werfen?

Seine Mutter und Max würden freilich auf seine Ideen eingegangen sein, aber ihre eigene. Abneigung gegen den Baronet mußte ja auf ihr Uriheil einen Druck Üben und Adele durfte er nicht noch mehr gegen ihren Verlobten aufhetzrn.

Sie Alle würden nicht die Klugheit und Geistesgegenwart besessen haben, dyn Baronet so xubig und gleichmüthjg wjy zuvor entgegenzusteten. Sir Arthur mußte Verdacht schöpfen, und dann. war jede Mühe, in seine Geheimnisse einzudringen, nutzlos. .

Nur Anna besaß in dieser Hinsicht da- volle Vertrauen des jutigen Mannes Und Gerhard ergriff die erste günstige Gelegenheit, ihr die ndthigen Mtt-theilungen zu machen.

Anna schüttelte das Köpfchen, sie hielt große Stücke auf den Baronet, oer sich damals sö freundlich ihrer angenommen hatte.

Was auch Gerhard zur Begründung seiner Bernruthungen Vorbringen mochte, Anna konnte nicht glauben, daß sie sich auf Wthrheit stütztn sollten.

Nur Etus gab sie zu, die Möglichkeit, -aß Sir Delavalle nicht den geraden Weg gewählt habe, die reiche Braut zu . gewinnen, nud in wetteren Verlaus seiner Unterredung gab sie auch ihrem Verlobten Recht, aln er äußerte, daß die ByKiNdung mit den Baronet das Glück seiner Schwester nicht begründen werde.

Sio kannte die geheimsten Gedanken Adele’-, sie wußte’, wie tief di, Abneigung war, welche-ihre Freundin -ege, Sir Arthur hegte, wenngleich sie auch sich bemühte, sie zu verbergen, ste wußte ferner, daß Adele mehr an Max, als anthrmBer-lobten dachte und sie bedauerte tief, .daß.Mchk Nicht den-Muth gehabt hatte, um Herz und Hand dieses Mädchens zu werben. Das war nun zrr spütj die Bedenken .mch die Muthlastgkett Nrumpsn’- hatten die . beiden Herzen getrennt, sie nuMen nun eia jedes.den eigenen, selbstgewähltenWeg nandern.

So dachte Anna, nicht aber Gerhard. Er hoffte, wenn er den Baronet beweisen könne,dnß er sich unehrenhafter Mittel bedient habe, so werke die Matter im Verein mit Adek Partei gram iha nehmen andrer Bater sich genöthigt sehen, din Ber-lobuag aofzuhrben.

Anna versprach ihm ihren Beistand., neaa sie auch keinen besonderen Erfolg sich versprach, die Vermuthungen der Tänzerin wies sie von Vornherein zurück.

Auch Gerhard baute auf die Begegnung der Miß Lallaoini mit hem Baronet keine besonderen Hoffnungen, aber die Sache war einmal AugeWelt sie mußte nun, auch durchaeführt werden.

> Da- Alle- hatte Gerhard am Vormsttag mit seiner Braut besprochen, j Am Nachmittag kam, Sir Arthur, der heule wider seine Gewohnheit sehr einsilbig und verstimmt war.

Er hatte kaum eine Huterhaltung mif den Damen angekrtÜpff, >ls eh DieNtr dem Steueiwaun meldete, daß eme Dame Mit ihm zu reden wmffche.

Gerhard trhob stch. . -.

.Die Stickerin“, sagt, er mit erMpfigener -tuhe, „sie wird Dir ihre Muster zur Auswahl ^vMegm, Arnm.* ^ e OooZl ^Nun, möchte ich Sie Httten, mir mit Zbrem so oft bewährten nortyffljchrn Geschmack zur Sette a zu stehen*, wandte Anna sich zu dem Baronet, nGerhard kann besser die Güte eines Schiffbauer, als die Zusammenstellung der Farben beurtheilen.* Der Baronet verneigte sich.

Mit schalkhaftem Lächeln reichte Anna ihrem Verlobten die Hand, als ob sie ihn um Entschuld!n gung bitten nolle.

nGerhard ist in der That ein sehr aufmerksamer Bräutigam*, sagte Sir Arthur, nich hoffe, er wird mir erlauben, bet dieser Gelegenheit auch für meiue Braut eine Auswahl unter den Mustern zu treffen.* Die Thür war geöffnet worden, auf der Schwelle beb Gemach- stand Miß Ballavint.

Der Blick Gerhards ruhte unverwandt aus dem Gesicht des Baronets, er glaubte einen Zug deß Staunen- und der Bestürzung darüber htuweggletn ten zu sehen.

Aber das war nur ein kurzer Moment gewesen, im nächsten Augenblicke zeigte dieses Antlitz wieder den Ausdruck der Kälte und des Gletchmuths.

Und doch streifte ein lauernder, stechender Blick Sir Arthur- verstohlen den Steuermann, ohne daß dieser es bemerkte.

„Miß Ballavint!* stellte Gerhard die Tänzerin den Anwesenden vor.

nAh, die Seiltänzerin!* warf Sir Delavalle geringschätzend hin, und ein Schatten des Unmuths glitt bei diesen Worten über die Stirn der Madame Schindler.

Jenny blickte ihn scharf an, dann senkte sie verwirrt die Wimpern.

nIch beschäftige mich in meinen freien Stunden mit Handarbeiten* sagte sie leise, nund dieser junge Herr war so gütig, mich um die Muster meiner Stickereien zu ersuchen.* „Bitte, wollen Sie nicht die Güte haben, sie uas zu zeigen?* entgegnrte Anna.

Miß Ballavint zuckte zusammen, mit ihren großen, schönen Augen blickte sie das Mädchen an, als ob stn darüber nachdenke, wann und wo sie ihr früher schon begegnet sei.

„Gewiß, gewiß*, sagte sie mit wachsender Dern wirrrung, während sie das kleine Packetchen öffnete, welches sie in den zitternden Händen hielt, nich fürchte nur, die Auswahl ist nicht groß genug.* „Wäre es nicht besser, wenn Sie die Muster hier ließen, damit wir mit Muse die Wahl treffen könnten?* fragte Sir Delavalle kühl. nWir wurden sie Ihnen morgen zurückschicken.* nWozu das?* entgegnrte Anna lächelnd. nWir haben ja Zeit, und so schwer wird uns die Wahl wohl nicht fallen.* „Ganz, wie Sie es wünschen, mein Fräulein,* sagte der Baronet sich verbeugend.

nIch nerde Dir helfen,* nahm Adele das Wort, „wir wollen Miß Ballavtni nicht unnöthig § aufhalten.* Der Blick Jennv’s ruhte noch immer grdanken- schwer auf der Verlobten Gerhard’-.* !

nsie habm zu befehlen, meine Damen,* sagte sie, „und ich werde mich nach Ihren Wüaschen richten.* Sir Delavalle legte leicht seine Hand aus den Arm Gerhard’- und trat mit ihm an dai Fenster.

„Ein hübsches Weib – wie?* fragteer, bedeutsam lächelnd. „Sie hätten das nicht thun sollen, Gerhard, eine Seiltänzerin paßt in diese- Haun nicht. Ah – da kommt Ihr Vater, es ist gut, daß der alte Herr die Dame nicht kennt.* nGlauben Sie, er würde ihr die Thür zeigen?’ fragte Gerhard, den diese Worte, weßhalb wußte er selbst nicht, erbitterten.

nO nein*, erwiderte der Baronet, leicht dar Haupt wiegend. nHerr Schindler besitzt zu viel Lebensart, als daß er sich einer solchen Unhöflich keit schuldig machen könnte. Aber er würde Ihnen zürnen, daß Sie die zweideutige Person ringelnden haben, hieher zu kommen.* Dem Steuermann schoß das Blut in die Wan gen, seine blitzenden Augen schienen den Barone! durchbohren zu nollen.

„Weßhalb nennen Sie diese Dame eine zwei-deuttge Person, Sir?* fragtn er.

„Na, ich habe Ihnen ja früher einmal gesagt, daß eine Tänzerin mich unter lächerlichem Vorwände im „Europäischen Hofe* besucht habe. Mir Ballavint war diese Tänzerin, ich denke, das mu Ihnen genügen, sich über ihren Charakter uni Lebenswandel ein Unheil zu bilden.* nAh – da- wußte ich nicht I* nsie wußten es nicht? Ich nannte Ihnen dois damals den Namen?* „Mag sein, dann war er meinem Gedächtnis entschwunden. Uebrigen- finde ich darin keinen Bn weis für Ihre Behauptung, Sir, ich glaube mi>s zu ertnnern, daß –* Ein lauter Schrei bewog ihn abzubrechen, über rascht wandte er sich um, die Gruppe, auf welch sein Blick fiel, mußte seine Überraschung steigen Die glühenden Augen Miß Ballavint’- warn mit dem Ausdruck fieberhafter Erwartung auf da erbleichende Gesicht Anna’- gerichtet, ihre Hänt hielten da- kleine Kreuz umschlungen, welche- Ann an goldener Kette auf dem Busen trug.

„Im Namen Gottrs beschwöre ich Sie, men Fräulein, mir zu sagen, von wem Sie diese- Kreq erhalten haben!* sagte sie mit zitternder Stimm Der Bankier und seine Gattin traten Hinz: das Mädchen zu beschützen, auch in der Seele Ge:

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hard’s regte sich die Besorgniß, daß die Linzerin plötzlich wahnsinnig geworden sein könne.

Niemand beachtete den Baronet, der die Lippen fest. aufeinander gepreßt und din Brauen finster zusammengezogen, die Tänzerin mit dem verzehrenden Feuer seines flammenden Blick- zu vernichten drohte.

lFortseduna folgt.) Di- Ketteuschifffahrt.

Nach einem von Dr. Rrntzsch aus Dresden tn Hentralvereln zur Hebung der Fluß- und Kanalschifffahrt zu Berlin gehaltenen Vorträge).

Bet dem Interesse, das die Ketteuschifffahrt in Rücksicht auf die bevorstehende Einführung einer solchen auf dem Maine für Würzburg und Untern franken hat, theilen wir folgende Abhandlung aus dem Berliner Handelsblatt mit.

Seit der Einführung der Kettenschifffahrt sind erst wenige Jahre vergangen und doch hat die neue Einrichtung so rasch Anhänger gewonnen, daß in wenigea Jahren sämmtllche deutsche Ströme mit der Kette, beziehentlich mit dem Seil belegt sein werden. Die ersten Versuche lasten sich auf das Jahr 1732 zurückführen, tn welchem Jahre der Marschall von Sachsen in Frankreich Versuche anstellen ließ, die indessen als wenig Erfolg versprechend wieder aufgrgeben wurden. 1820 stellten Courteaud und Touraste in Lyon anderweitn Experimente an, sie benutzten aber nur nine Kette von gewisser Länge, bis bald darauf de Rigny in Rouen auf einer längeren Strecke der Leine die Möglichkeit der Ketteuschifffahrt praktisch nachwies. Trotzdem dauerte es mehr als 30 Jahre, ehe man an eine dauernde Einführung heraatrat, da die Einrichtung der Ketteuschifffahrt ln und bei Parierst seit 1856, im übrigen Frankreich erst seit 1860, tn England und Belgien (im letzteren Lande vorzugsweise Seeschifffahrt) noch später datirt. In Deutschland wurde zuerst die Elbe bei Magdeburg durch Direktor Grast 1868 mit der Kette belegt.

Technisch erweisen sich die Dortheile der Kettenschifffahrt dadurch, daß, während dan Master den Schaufeln den Remorqueurn leicht außwricht, durch die Kette für dtn Dampfkrast ein weit sicherer und festerer Stütz- und Angriffspunkt gegeben wird. Das Räderdampfschiff ist bei weitem nicht so in der Lage, die Dampfkraft auszunutzen, wie dan Kettenschiff, da beispielsweise eine Umdrehung der Schaufelräder, welche dan Schiff nur 20 Meter nach vorwärts bringen solle, nur eine Bewegung von 8, 10, selten 12 Meter aln Wirkung aufzu-wetsen hat. Berechnet man im Durchschnitt für Räderschiffe – bei dem geringen Fahrwasser der deutschen Ströme läßt sich bekanntlich die Schraube nur selten anwenden – den Nutzeffekt zu 30pCt., so soll sich derselbe bei der Kettenschifffahrt bis auf 80 und 90pCt. steigern. Besondern überlegen ist das Kettenschiff bei lebhaft strömendem Master, bet dem der Remorqueur nicht selten Mühe hat, seine eigene Last, viel mehr also etwa noch angrhängte Schiffe stromaufwärts zu bringen. Oft genug kann man bei Brückendurchfahrten beobachten, daß der Remorqueur mit 1–2 Schiffen die Passage mühsam bezwingt, währmd dan Kettenschiff trotz angehängter 10–12 Schiffe denselben Weg anscheinend mit Leichtigkeit zurücklegt. In Seen und Kanälen ist, weil der Widerstand den strömenden Mastern wegfällt, da- Kettenschiff dem Remorqueur zwar weniger überlegen, dafür tritt aber zumal für Kanäle der bedeutsame Dorthetl ein, daß dan Kettenschiff, weil keine Schaufelräder vorhanden sind, die Uferränder neit weniger durch Abspülung beschädigt.

Die stärkere AusnÜtzung der Dampfkrast gestattet bei dem Kettenschiff weniger starke Maschinen anzuwenden, und en stellt sich auf der Elbe dan Verhältnis durchschnittlich so herann, daß ein Krtn tenschiff mit einer Maschine von (nominell) 60 Pferdekraft in seiner Leistungsfähigkeit einem Re-morquer von 150 Pferden noch weit überlegen ist. In Folge dessen ist die Kohlenerlparnlß (etwa 50 pCt. bei außerdem 2–3fachcm Nutzeffekt) eine bedeutende, und liegt auch die Füglichkeit vor, das Schiff etwan leichter zu bauen und für einen geringeren Tiefgang elnzurichten, obgleich die Belastung mit dem Aufwmdeapparat der Kette diesen einen Dorthetl wiederum schmälert.

Da das Kettenschiff von der im Grunde den Fahrwassers liegenden Kette gehalten wird, sn bietet die Möglichkeit, sofort ohne Anker zu werfen oder an dan Land zu fahren, still liegen zu können, eine hervorragende Sicherheit, die bet den nicht selten ganz unerwartet eintretenden Fährlichkeiten der Schifffahrt durchaus nicht bedeutungslos ist. Diese Sicherheit wird allderdtngn durch dan Reißen der Kette, dan doch öfter eintritt, aln man zuvor an-nahm, beeinträchtigt. In der Regel verläuft aber ein derartiger Unfall in der Weise, daß, weil die Kette fast ausnahmslos in dem gerade auf dem Schiff befindlichen Stück reißt, bin Endglieder bei einiger Aufmerksamkeit der Mannschaft sofort erfaßt werden können, worauf nach etwa 10 Minuten durch Einsetzen eines neuen Gliedes der Schaden wieder geheilt ist.

Als wirtschaftliche Borthrilr der Kettenschiff. fahrt sind in erster Linie die rasche Beförderung und der regelmäßign Dienst anzuführen, worin die Schifffahrt selbst bei Anwendung der Dampfkrast’ bisher hinter den- Eisrichahnoerkehr zurückgeblieben ist. Aus der Eibe legt eia Kettenschiff mit einer Last von 15-–20,000 Zentner in der Bergfahrt i dir Meile in *,,–*/n Stunden zurück, so daß für 4 dtessttecke Hamburg-Dresden, sobald die Elbe ooll-’ständtg mit der Kette belegt sein wird, eine feste Lieferzeit von etwa 8 Tagen zugesichert werden kann. ’Für,, den Sch ffer ergeben sich dann, abge-^’lsehen von der Steigerung des Wafferverkehrs, die, neiteren Bovthetln, daß dis Bedienung, eines Fahr--jewgesnnr moch 2-7-3 Manu erfordert, daß Masten, und Takelage, die für etuen mittelgroßen Kahn jährlich alleiu bis 100 Thaler Unterhaltungskosten er-if^krn, Wegfällen, und daß um deren Gewicht die Kähne stärker belastet werden können.

Wchluß folgt.) MiKst nnA ntt-ratnr.

Die Gartenlaube.

Nr. 21.

Inhalt: Din Diamanten der Großmutter. Erzählung von Leotn Schücking. – Ein Roccoco-umler der Gegenwart. Bon Müller von Königs-nintern Mit Abbildung: Die j Heimkehr. Nach seinem Oelgemälde auf Holz gezeichnet von Karl Hoff.Ueber den Kreislauf den Stoffes durch die drei Reiche der Natur. Vortrag, gehalten den 19. März l. Js. im Amphitheater seinen physiologischen Privat Laboratoriums zu Leipzig von Prof. Joh. R. Czermak. – Beim Alten am Sulzberg. Erzählung von Th. Meflerer. (Schluß ) - Skla-vrufaag in Afrika. Bon R. Hartmann. Mit Abbildung r Urberfall einen Negerdorfes durch Beduinen. Nach einer Originalskizze N. Hartmann’s nff Holz übertragen von H. Leutrmann. – Pari-ser Bilder und Geschichten. Die kleinen Rentiers. Bon Ludwig Kalisch. – Blätter und Blüthen r Unsere Landsleute in Frankreich. – Die Mutter Gotten unter dem Hammer. – Noch einmal der Ordensschwindel. – Thumanu’s Luthertrauung. – Kleiner Briefkasten.

derselben Hof- und Kammermusiker ersten Rangen waren. Ferner begegnet uns eine große Anzahl von Musikdirektoren, Konzertmeistern und Professoren aus den musikalischen Konservatorien. Der beste Beweis, wie exquisit die Orchesterbrsetzung von den ersten Stimmen bis zu den letzten war, ist, daß die große Trommel mit einem ersten Kapellmeister aun Pesth, die Becken mit einem Professor der Pesther Musikschule und der Triangel mit einem Musikdirektor besetzt war.

Rom, 29. Mai. In den letzten Tagen kam vor dem hiesigen Zioiltribnnal eine originelle Klage zur Verhandlung. Der Exkriegsminister Sr. Heiligkeit Monsignor Merode verklagte den Kronprinzen Humbcrt in drffen Eigenschaft als Kommandant den ersten seiner Zeit in Rom Ungezogenen Arineekorps wegen Verletzung seinen Prioaleigen-lhümn. Im vergangenen Jahr hatte sich nämlich ohne Erläubniß des Besitzern eine italienische Batterie in dem Hofe den dem ExkriegZminister gehörigen Palastes Maccao einquactirt.

In den Vereinigten Staaten scheint die Weibrr-emanzipation gewaltige Fortschritte zu machen. Der oberste Gerichtshof des Distrikts Columbia hat – dem New Park Sun zufolge – dan Wort „männlich“ aus der Qualifikation zur Rechtspraxis gestrichen, und Miss Charlotte Ray, „eine dunkle Mulattin mit einem ganz intelligenten Gestchtsaus-druck“, hat sich kraft ihren Diplomen von der Howard-Universität als Advokat in Washington niedergelaffen. Hier enden die Erfolge aber noch keineswegs, und es ist gar nicht unmöglich, daß der Welt demnächst Gelegenheit wird, einen Miliz-Obersten in Unterröcken zu bewundern. Tennie Claslin nämlich, Theilhaberin der berüchtigten weiblichen Firma Woodhall und Claflin, einer Genossenschaft, die erst kürzlich wegen Nichtzahlung der Hausmiethe an die Luft gesetzt worden war, bewirbt sich um den Posten eines Obersten beim 9. National-Milizreglment, welcher durch die Ermordung des ebenfalls berüchtigten James Fisk junior erledigt wurde. Die Ber-theidtgerin des freiesten Lebenn stützt ihre Ansprüche auf den Präcedenzfall der Jungfrau von Orleans.

Mannigfaltigkeiten.

Die „Oberst. Ztg.“ schreibt: Es ist. nicht unitt. tereffant, wenn man die Reihen der au der Aufn fühnmg der nruutea Symphonie in Bayreuth be-thetligt gewesenen Toukünstler und Musiker näher besruchtet. Man findet dabet. Laß die Mehrzahl Geschichtskalend er.

3. Juni.

1425. Friedrich der Siegreiche, der böse Fritz genannt, wird Churfürst v. d. Pfalz.

4. Juni.

1859. Schlacht bei Magenta. Steg der Italiener und Franzosen über Oesterreich.

’. Drück Und A.-rlan vons. Dailandt.

vigilirect ^ O I GcheiterMMn.

WletnßWes Aeiblatt zur Fschaffmömgel Jeitung.

Nr 124 Dienstag, 4. Zuni 1872.

Der Stampf mn eine Million.

(Rotnan von Ewald August K S n i -.) (Fortsehung.) „Miß, Mlchrst Recht haben Sie, diese Frage au neinn Freundstn zu richten?“ nahm Adele für das bestürzte Mädchen das Wort.

„Ich beschwöre Sie, antworten Sie mirl“ rief Jenny in leidenschaftlicher Aufwallung.

„Es ist ein Andenken an meine Mutter,“ ern widerte Anann.

„Verzeihen Sie, Ihr Name?“

„Anna Blank I“

„Mein Kind, mein Kindl“ schrie die Tänzerin, dan Mädchen stürmisch umschlingend. „Gott im Himmel, ich danke Dir, daß Du diese Gnade Mir gewähret hast. O mein Kind, mein säßest Kind, laß mich sterben hier zu Deinen Füßen, lege Deine Hände auf Mein müdä Haupt und blicke mich an Mit Deinen lieben, frommen Augen, daß ich Dein Bild mit bittübernehme in die Ewigkeit; halt nich umschlungen mein süßest Kind und linß mich sterben an Deinen Herzen, nur verstoße Mich nicht, verstoße Deine arme unglückliche Mutter nicht!“

Schweigend, keinen Worten mächtig, umstanden die Anwesenden die Gruppe, der Austbrüch der Lein denschast war ein zu mächtiger, aln daß er eine Unterbrechung zugelaffen hätte.

„Meine Mutter,“ sprach in verwundertem Tone Aiwa, „miine Mutter war in Amerika und ich hübe gehört, daß sie tod sei. Doch dan Kreuzchen ist von ihr, ich erinnere mich noch, wie ich rs von ihr anigehätigt erhielt und mein Väter sagte mir stetst, ich solle est Nicht weglassen, est sei ein Andenken an meine Mutter.“

nJa, ja,“ Nickte JeNNy gedankenvoll, während dan Glück aüst ihren Augen strahlte und sein Widerschein ihre Lippen umspielte. „Du konntest ja nicht wissen, daß Dein Vater mich verlassen hatte, daß eine unglückliche, verzweifelnde Mutter Tag und Nacht Deiner gedachte. Wo aber blieb Dein Batet?“

„Ich nriß est nicht, er verließ Mich bald; Um eine Reise zu machen, von der er nicht zurückkehrte. Er hat vielleicht im Kämpft mit dem Wilden oder unter den Grallen einest Raubthierest sein Leben verblutet, er blieb verschollen, ich hörte nie wieder Etwast von ihm.“

Gerhard hielt seine Braut umschlungen, er reichte der Tänzerin dir Hand.

nIch heiße die Mutter meiner Anna willkommen in unserem Hause,“ sagte er treuherzig, „ich hoffe, Sie werden die Wahl Ihren Kinden billigen.“

Ein trüber Schatten umwölkte die heitere Stirn der Tänzerin.

nIch habe sie gefunden und auch wieder verloren ,“ erwiderte sie wehmüthig, „ich darf ja an die Braut den reichen Herrn Schindler keinen Anspruch machen, ich, die verachtete Tänzerin –“

„Mutter, Gerhard denkt nicht so,“ fiel Anna ihr inst Wort, Du darfst seine’Hand nehmen, est ist die Hand einen Ehrenmannes.“

„Dan Kind einer Seiltänzerin!“ sagte Dela-valle leise, indem er sich zu den Eltern seiner Braut wandte. „Wer hätte das gedacht l Ich fürchte, diese Entdeckung wird noch ein Mal den bösen Zungm Stoff zu mancherlei Bemerkungen geben.“

Herr Eduard Schindler nickte gedankenvoll, ihm schien diese Entdeckung ebenfalls sehr unangenehm zu sein.

„Es ist eine merkwürdige Fügung Gotten!“ versetzte Madame Schindler.

„Gewiß,“ fuhr der Baronet fort, „aber die Umstände gebieten Ihnen dringend, hier mit aller Entschiedenheit durchzugreifen. Diese Person muß etnsehen, daß Fräulein Anna sie nicht aln ihre Mutter anerkennen darf und daß –“

„Sir, das ist eine Ansicht, der ich nicht bein pflichten kann,“ fiel Madame ihm ernst inn Wort. „Dürfen wir das Band zerreißen, welches eine Mutter an ihr Kind fesselt? Es ist leicht zu sagen, Anna müsse ihre Mutter unseretwegen verleugnen, wir haben nicht da- Recht, diese Entsagung zu fordern. Hier bleibt nur die nine Wahl, Eduard, entweder Müssen wir die Thatsachen anerkennen und uns ihnen fügen, oder zwischen Gerhard und seine Braut treten?’ Tänzerin sei, und es läge durchaus nichts Auffallendes darin, wenn dir Mutter meiner Schwiegertochter ihre Kinder häufig besuchte. Sehen Sie, das wäre nach neinem Dafürhalten der einfachste Weg, unangenehme Gerüchte und boshafte Klatschereien zu vermeiden, es braucht ja auch Niemand zu wissen, daß ich Ihnen eine Jahresrente zahle.“

Anna und Gerhard, Adele und die Mutter reichten dem alten Herrn dankend die Hände, sie hätten nicht erwartet, daß er diesen Ausweg Vorschlägen würde, der seinem edlen Herzen Ehre machte und zugleich bewies, wie hoch er die Braut seines Sohnen schätzte.

Der Laronet hingegen zuckee gertngschätzeud die Achseln und trat au’s Fenster zurück, als ob er dadurch andeuten wolle, daß er nach diesen Worten an den Verhandlungen nicht mehr Theil nchmen könne.

(Fortsetzung folgt.) „Könntest Du das, Lorchen?“ ftagte der Bankier.

„Nein.“

„Nun, mir wäre es auch unmöglich, die Beiden sind ja so sehr glücklich und Anna ist der Liebe unseres Sohne- würdig. Wir muffen hier in anderer Weise den Leuten den Mund schließen; Lärchen, von Anna möchte ich mich nicht gern wieder trennen, ich habe sie sehr lieb gewonnen.* Er wandte sich um und schritt auf die Gruppe zu. Jenny hielt ihre Tochter noch immer umschlungen und plauderte mit ihr und den Geschwistern.

„Madame, vor allen Dingen wünsche ich Ihnen Glück dazu, oaß Eie Ihre Tochter wiedergesunden haben,“ sagte er, „eine Tochter, auf welche Sie stolz sein dürfen. Aber Eie werden begreifen, daß die Leute hm – Sie wissen wohl auch, mit welcher boshaften Freude die müßigen Zungen–“ „Herr Schindler, ich verstehe, was Sie mir sagen wollen“, unterbrach Jenny ihn ruhig, „ich habe es mir bereits gesagt und meinen Entschluß gefaßt. Ich habe wohl nickt nöthig, Ihnen zu sagen, wie unsagbar schmerzlich dieser Entschluß mir ist. Sie, der Sie selbst Kinder besitzen, können den Schmerz mit mir fühlen. Aber eine Mutter muß dem Glück ihres Kindes jedes Opfer bringen können, ich bringe es ohne Murren. Nur um Eins möchte ich bitten, daß es mir erlaubt sei, von Zeit zu Zeit mein liebe- Kind zu sehen, in Briefen mit ihm zu plaudern, nur dies Eine wünsche ich, damit will ich gern zufrieden sein.“

„Sie sollen mehr haben“, entgegnete der Bankier bewegt, „wir wollen Sie nicht Ihres Kindes und Anna nicht ihrer Mutter berauben, das sei fern von uns! Vielleicht wären Sie nicht abgeneigt, Ihrer Kunst zu entsagen, wenn in anderer Weise für Ihre Existenz gesorgt wird?“

Jenni blickte fragend den alten Herrn an, in dessen Augen eine warme Theilnahme sich spiegelte.

„Mag denn sein, wie ihm will, und mögen wir auch darüber denken, wie es uns beliebt, es steht fest, daß die öffentliche Meinung kein sehr günstiges Urtheil über nns Alle fällen wird, wenn sie erfährt, was sich eben hier ereignet hat“, fuhr der Bankier nach einer Pause fo.t, während er die Hände auf den Rücken legte und langsam auf- und niederwanderte. „Und wenn man es eben kann, so muß man vermeiden, der öffentlichen Meinung eine Ohrfeige zu geben, ich denke, darin werden Sie mit mir übereinstimmen I“

„Gewiß, und darauf bezieht sich ja auch –“ „Erlauben Sie, ich bin noch nicht zu Ende. Wenn Sie nun als Miß Ballavini die Stadt verließen und vielleicht nach einigen Monaten als Madame Blank zurückkehrten, so würde wohl Niemand vermuthen, daß diese Madame Blank die frühere Die Kettenschifffahrt.

(Schluß.) Was aber ungleich Wichtiger ist, der Schiffer wird in Zukunft ganz unabhängig von der Witterung und wird auch durch ein mäßiges Hochwasser nicht sofort zum Stillliegen gezwungen. Da die Fahrzeit kürzer ist, so kann rin und dasselbe Schiff jährlich mehr Fahrten machen, und wns wohl für den Schiffer von der hervorragendsten Bedeutung sein dürfte, der Frachtführer kann genau berechnen, wie viel Zeit er brauchen und was ihm die Fahrt kosten wird. Gerade die beiden letzten Berechnungen entzogen sich bisher jeder genauen Boraufstellung. Jede Fahrt mußte, sollte sie irgend lohnen, von Wind und Wetter, von dem Vorhandensein der Zugthiere, von günstigem Wasserstand und vielen anderen größeren und kleineren Nebenumständen begünstigt sein. Mit Hilfe der Kettenschifffahrt eröffnet sich die Aussicht, auf dem Wasserwege dem Eisenbahnverkehr eine wirksame Kokurrenz zu bereiten; und wenn die-, wie es scheint; gelingt, so würde die neue Erfindung für Handel und Berkehr außerordentlich segensreich wirken.

Der erste deutsche Strom, der auf seiner ganzen schiffbaren Länge mit der Kette belegt sein wird, ist die Elbe. Die Prager Dampfschifffahrtsgesellschaft hat die 14 Meilen lange Strecke Melnik bis sächsisch-böhmische Grenze übernommen, und da i werden die Gesammtkosten mit Einfluß von b ^ Kettenschiffen etwa 300,000 Thaler betragen. Von der böhmischen Grenze bis Buckau bei Magdeburg (44 Meilen) ist die Kette bereits gelegt und von kr Dresdener Kettmschleppschtfffahrts-Gesellschast ein regulärer Betrieb eingeführt worben. Von km auf 800,000 Thaler festgestrllten Aktienkapital sind big jetzt nur 700,000 Thaler gebraucht worden; die Zahl der Kettenschiffe betrügt 9. Für die Unterelbe ist bIs Hamburg die 40 Meilen lange Strecke, auf die etwa 8 Kettendampfer zu rechnen sein werden, mit etwa 720,000 Thaler Kostenaufwand gleichfalls der Vollendung näher geführt, so daß voraasstchtlich noch 1872 auf der ganzen schiffbaren, 98 Meilen langen Btnnen-Elbe mit einem Kapitaln aufwand von etwa 1,800,000 Thaler der Verkehr der Kettenschifffahrt mit vorläufig 22 Kettenschiffen hergestellt sein wird.

Die bis jetzt vorliegenden Erfahrungen erstrecksn sich nur auf die im vorign Jahre eröffuete Linie Buckau - Schandau und auf die etwa zwei Jahre im Betrieb befindliche Kettenschifffahrt der sächsischen Elbe. Begreiflicher Weise ist diese Zeit zur Festn stellung eines sicheren Urtheils noch viel zu kurz, namentlich nerden sich für die Schifffahrt die Pünktlichkeit und Schnelligkeit der Frachtlieferung, für die betreffenden Gesellschaften die Rentabilität erst dann geltend machen, sobald die ganze Elbstrecke mittelst Ketten befahren werden kann, während jetzt noch große Touren auf die bisherigen unzuverlässigen Beförderungsweisen angewiesea blieben. Bei nnem Frachtsatz von Vn Pfennig für die Zentnermeik sind aber doch die finanziellen Resultate bis jetzt ziemlich befriedigend ausgefallen, und hierbei ist nicht außer Acht zu lassen, daß gerade die Verkehrs-verhältntfle der Elbe mit Rücksicht auf das geringe Quantum der Bergfahrt im Gegensatz zur Thalfahrt der Kettenschifffahrt wenig günstig sind. Der Schiffer läßt nämlich sein Fahrzeug nur stromauf schleppen; stromab überläßt er sein Schiff der Fallgeschwindigkeit der Wassers und den zufällig günstigen Luftströmungen. Auf der oberen Elbe fallen aber bei einer Gesammtfracht von etwa 15 Millionen Zentner für das Jahr etwa 12–13 Millionen Zentner auf die Thal- und nur 2 bis höchsten- 3 Millionen Zentner auf die Bergfahrt, und bloß auf das letztere Frachtquantvm kann zur Zeit die Kettenschifffahrt rechnen. Auf dem Rhein ist die- umgekehrt; hier überwiegt die Bergfahrt. Auf der Donau dagegen werden Berg- und Thalfahrt annähernd gleiche Frachtmengen aufzuweisen haben.

Wie bei jeder Neuerung, so war auch bei der Kettenschifffahrt der Oberelbe der Widerstand derjenigen zu überwinden, die sich nicht sofort in die veränderten Verhältnisse zu finkn verstandn, oder bald nit, bald ohne Recht ihre Interessen bedroht glaubten. Trotzdem haben die Elbschiffer die Bortheile der Kettenschifffahrt rasch erkannt und sich auch mit km Tarif bald befreundet. Dazu wollen sie sich indessen zur Zeit nur schwer verstehn, die gebotene Beförderung auf die ganze Strecke zu benutzen. Ein Schiffer, welcher in Magdeburg an-kommt und Fracht nach Dresden zu befördern hat, hofft in dn meisten Fälln, daß günstig eintretender Wind ihm unterwegs gestatten werk, zwar langsamer, akr billiger befördert zu werden. In Folge dessen akkordirt er nit der Kettenschifffahrtsdirätion nur auf einn kleinn Theil kr Strecke, in der Hoffnung, kn Kontrakt zu verlängern, falls er sich getäuscht Habn sollte. Findet aber das Kettenschiff au der betreffendn Station andere Güter vor. die vorher schon übernommen warm und muß daun der erste Schiffer, wie recht und billig, sein Fahr-< zeug abhängen, so wird sofort über Willkür und mangelnde Koulanz der Direktion geklagt. Nicht mtuder nerlangn ankre Frachtführer, daß das Kettenschtff bei günstigem Wink sie nur um die Ecken und Krwnmungm hrrumbugstren soll. bei denen sie nicht segeln können. Ja sie möchten sogar dann aus ihrer Forderung bestehen, sobald das Kettenschiff einen vollen Zug direkter Fracht stromaufwärts zu führn bereits übernommen hat. Daher die Klagn, daß zu wmig Stattonen vorhanden sein, oder daß die vorhandenen Kettenschiffe nicht ausreichten, währenn kt objektiver Betrachtung sich ergibt, daß den gegenwärtigen Verkehr die Zahl der Kettenschiffe so ziemlich entspricht und der Direktion kaum verargt werden kann, wenn sie dem direkten Durchgangsverkehr ein Vorrecht einräumt.

Bedenklicher ist wohl das Monopol, daß auf den Kutschen Strömen des eng begrenzten Fahrwassers wegen der Kettenschifffahrt faktisch zuer-kannt wird. Es mag unentschieden bleibn, ob das günstigere Fahrwasser Ks Rheins und der Donau gestattet, daß zwei Ketten oder Drahtseile im Strome verankert und somit durch kn Konkurrenzbetrieb von zwei Gesellschaften die nachtheiligen Einwirkungen des Monopols abgeschwächt werden können. Auf der Elk, der Weser und der Oder ist dies des schmalen Fahrwassers wegen vollständig unmöglich, und daher wird die eine Kettenschtff-fahrtsgesellschaft dieser Ströme der Sorge um die Konkurrenz durchaus ledig sein. Nun haben sich zwar die Regierungen bei kr Konzessionsertheilung die Genehmigung der Tarife und die endgiltige Erledigung etwaiger Differenzn mit dm Fähran-stalten, mit der Dampfschifffahrt u. s. w. Vorbehalten, man weiß indessen von kn Eisenbahnen her nur zu gut, wie wenig damit ausgerichtrt wird. Es ist daher in der That fraglich, ob die Direktion kr Seil- oder Kettenschifffahrt immer verstehn werden und verstehen nollen werden, die Interessen ihrer Gesellschaften mit denen der Frachtführer in Einklang zu brjngen.

Ist dieses Monopol schon bedenklich genug, so sttigert sich hie Gefahr, sobald die Kettenschiffgesellschaft eigene Schleppkähne besitzt und nicht bloß die Beförderung von Fahrzeugen, sondern auch die Spedition von Gütern auf eigene Rechnung übernimmt. Dann liegt die Untersuchung für die Gesellschaft sehr nahe, zunächst ihre eigenen Güter zu verfrachten, d. h. ihre eigenen Transportfahrzeuge zu schleppen und dann erst die fremden Schiffe zu befördern. Sehr bald wird der Handel wahrnehmen, daß es sich empfiehlt, die Güter der Waffcrfracht, welche rasch befördert werden sollen, derKettenschleppschiff-fahrts-Gesellschaft zu eigener Spedition zu übergeben, und dann wird der Flußschiffer doppelt benach-theiligt sein.

Um den genannten Uebelständen zu begegnen, dürfte es kaum ein anderes Mittel geben, als den Kettenschiff-Gesellschaften zur Kompensation für damit der Konzcssionscrtheilung faktisch erlangte Betriebsmonopol die Spedition von Schiffsgütern auf eigene Rechnung ganz zu untersagen. In der sächsischen Konzessionsurkunde der Kettenschleppschifffahrt der Oberelbc, die, wie nebenbei bemerkt werden mag, eigene Schleppkähne gar nicht besitzt, befindet sich die Bestimmung, daß von der Gesellschaft, falls sie sich selbst mit Speditionsgeschäften befassen wolle, stets den fremden Fahrzeugen den Vorzug der Beförderung vor den eigenen zu geben gehalten sei. Was für die sächsische Schifffahrt zur Zeit ganz unbedenklich ist, eben weil die Kettenschifffahrt der Oberelbc keine eigenen Fahrzeuge für den Transport besitzt, gilt aber schon nicht mehr für Böhmen. Hier hat die Prager Dampfschifffahrts-Gesellschaft die Konzession für den Betrieb mittelst Kette erlangt. Die genannte Gesellschaft betreibt mit etwa 50 eigenen Fahrzeugen selbstständige Speditionsgeschäfte, und bezeichnend genug, sie hat sich lange dagegen gesträubt, jene Bestimmung, welche fremden Fahrzeugen den Vorzug in der Besördcrung einräumt, als verbindlich anzuer-kcnnen. Schließlich hat die österreichische Regierung namentlich auf lebhafte Befürwortung der Dresdener Handelskammer und des sächsischen Schiffer-standcs doch noch die Annahme dieser vorbeugenden Bestimmung dekrctirt. Ob dieselbe stet- zu überwachen sein wird, muß die Zukunft lehren.

M awrrigfaltigkettern.

Straß bürg, 28. Mai. Der Rhein hatte gestern Rachmittag die Höhe von 4,05 Meter erreicht, also Men nur noch 50 Ctntinteter zu der Wafferhöhe von 1852, der bisher beobachteten höch- sten Höhe. Da das Wasser noch stetig im Wachsen ist, so dürfte die Höhe von 1852 bis Morgen erreicht, wo nicht überstiegen nerden. Interessant dürste ein Vepzeichiliß aller vom Rheine ange-schwemMten Gegenstände sein. Hußer ganzen Baumstämmen und Bergen vyn Faschinen werden dir Verschiedenartigsten Haus- un Äckergträthschasten von den Fluchen, die beinahe das Wogen einer See veranschaulichen, herbeigefsthrt. Auch lebende Thtere sind von den Wellen erfaßt und fortgetrjeben worden. So würden heizte Früh von den Iagd-pächtern in Kehl 9 Hastn, welche hilflos auf den höchsten Punkten der Rhein-Inseln kauerten, vom sicheren Waffertode gerettet und auf der Kehler Feldmark ausgesetzt. In Laufe de- Vormittags ist ein lebendes Reh ans dem Wasser gezogen worden nqd Nachmittag- gehen 6 Uhr in der Nähe des Gasthauses zum grünen Walde, nördlich von der’Chaussee zwischen der gedachten Restauration und der Rbeinbrücke eine tM Wasser herumschwim-iNtnde prachtvolle, fast ein und ein Halo Meter lange Kreuzotter von einem Unteroffizier und einem Gefreiten des 105. k. sächs. Infanterie-Regiments dürch Steinwürfe aus dem Wasser getrieben und am Ufer gelobtet.

Prag, 3t. Mat. Die neuesten offizielln Meldungen aus dem Egerflußgebiete lallten: „Po-dersam, 29. Mai. Zn Bezirke Podersam würben 15 Gemeinden bedeutend, 4 Gemeinden weniger durch’ das Hochwasser beschädigt, 67 Menschen sind ertrunken, 100 Gebäude theil- eingestür t, theils stark beschädigt, 15 Teiche sind dnrchgerissen. Der Schaden beträgt mindestens 2 Millionen Bulden. – Saaz, 29. Mat. Am entsetzlichsten hat die Uebetschwemmung in Aroßholelttz gewüthet. Der ganze Ort bis auf drei Häuser war inundirt, 31 Menschen, darunter 12 erwachsene, sind ertrunken, 20 Hehäube wurden schrecklich dcvastirt, 2 sind pllrlps verschwunden. Eine ganze aus 9 Personen neftehenbe und eine zweite Familie von 5 Personen ind ertrunken. Bielen wurde der ganze Viehstand und die Einrichtung fortgeschwemmt: die Hopfengärten sind vernichtet, die Bezirk-brücke wurde fortgerissen, In Weietitz ertranken eine Schneiders-gatttn und 2 Kinder. – Mecholup, 25. Mai. Zn Schellesen ist das Elend schrecklich, die Zerstörung fürchterlich. Der Wogenschwoll des GoldbaM Überraschte die Be wühner um Mitternacht. 28 Prionen sind ertrunken. Einzelne Familien verlautn vts 5 Glieder, von den überschwemmten Gebäuvn sind 6“Häuser und 2 Scheunen zerstört und deP Einsturz drohend. 4000 Klafter Hopfenland wu^ den überschwemmt.