Beschreibung des Oberamts Freudenstadt/Kapitel B 34
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An der östlichen Grenze des Bezirks, welche hier theilweise die Landesgrenze zwischen Württemberg und dem kgl. Preußischen Hohenzoller’schen Lande bildet, liegt 3 Stunden östlich von der Oberamtsstadt hoch und weithin sichtbar der ziemlich große, übrigens unregelmäßig gebaute, unebene Ort, dessen Gebäude, namentlich die des oberen Dorftheiles, größtentheils ansehnlich und wohl erhalten sind.
Die erhöht gelegene Kirche, deren Langhaus im Jahr 1618 neu erbaut und im Jahr 1837 durchgreifend erneuert wurde, hat keinen architektonischen Werth, dagegen ist der nicht hohe, mit einem Zeltdach versehene Thurm sehr alt, und enthält in seinem unteren Stockwerke, welches die Stelle des Chors vertritt, ein Kreuzgewölbe, dessen Gurten von Fratzengesichtern ausgehen und an dem Kreuzungspunkt einen Wappenschild enthalten. Von den beiden Glocken wurde die größere 1817, die kleinere von Leonhard Sydler zu Eßlingen 1530 gegossen. Das geräumige und helle Innere der Kirche hat außer einem alten Taufsteine nichts Bemerkenswerthes. Die Baulast der Kirche hat der Staat.
Der ummauerte Begräbnißplatz liegt in einem Thälchen ziemlich entfernt (südlich) vom Ort; früher wurden die Verstorbenen auf den um die Kirche gelegenen Begräbnißplatz – und noch früher in Ober-Iflingen beerdigt.
Das im südlichen Theil des Orts gelegene Schulhaus, welches auch die Wohnung des Lehrers und die Gelasse für den Gemeinderath enthält, wurde im Jahr 1817 neu und solid erbaut.
Öffentliche Waschhäuser sind 2 vorhanden.
Der Ort ist mit gutem Trinkwasser, das 3 laufende Brunnen und eine bedeutende, überwölbte Quelle liefern, das ganze Jahr hindurch hinreichend versehen. Auch ist eine Wette vorhanden.
Die fleißigen Einwohner befinden sich im Allgemeinen in befriedigenden Vermögensumständen, indem der sog. Mittelstand vorherrscht; der größte Güterbesitz beträgt 60 Morgen, der allgemeinste 30 Morgen.
| Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; Gewerbe sind nur für die nöthigsten örtlichen Bedürfnisse vorhanden.Die mittelgroße, schön arrondirte Markung hat in ihrem südlichen Theile eine ebene Lage, und wird im Übrigen theils von dem Bürgenthal, theils von dem bei Schopfloch beginnenden Dettlinger Thale durchschnitten; auch erhebt sich östlich vom Ort der Rödelsberg, ein scharf markirter Hügel, von dem man eine sehr ausgedehnte Aussicht über den Schwarzwald und an die Alp genießt. Trotz der hohen Lage sind die klimatischen Verhältnisse doch beträchtlich milder als in den eigentlichen Schwarzwaldorten, zu denen Schopfloch nicht mehr gerechnet werden darf, indem es schon auf dem Muschelkalkplateau am Saume des Schwarzwaldes liegt. Die Obstzucht ist daher auch ziemlich ausgedehnt und liefert nicht selten Ertrag, obgleich sie immer noch nicht mit der nöthigen Umsicht und Liebe gepflegt wird. Hagelschlag kommt selten vor, nur im Jahr 1854 wurde seit langer Zeit die Markung sehr empfindlich von demselben heimgesucht. Der Boden ist, wie auch in Ober-Iflingen, im Allgemeinen ergiebig, und besteht meist aus den Verwitterungen des Muschelkalks, dem nicht selten eine Mengung oder Bedeckung des Diluviallehms zukommt, und sich gut für den Getreidebau eignet.
Der Feldbau wird mit theilweiser Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften im Dreifeldersystem mit zu 1/4 angeblümter Brache fleißig betrieben und liefert die gleichen Erzeugnisse und den gleichen Ertrag wie der Mutterort Ober-Iflingen (s. oben). Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 300 fl., die mittleren 150 fl. und die geringsten 15 fl. Das erzeugte Getreide reicht nicht nur zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses hin, sondern erlaubt noch einen nicht unbeträchtlichen Verkauf nach Außen.
Die Wiesen, die keine Wässerung erhalten, aber reichlich gedüngt werden, sind ergiebig und liefern durchschnittlich 20–25 Centner Heu und 10 Centner Öhmd vom Morgen; ihre Preise bewegen sich von 150–300 fl. pr. Morgen.
Die mit einer tüchtigen Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht befindet sich in gutem Zustande und wird durch 3 gute Zuchtstiere, die ein Bürger gegen eine Gemeinde-Entschädigung von jährlich 103 fl. hält, gepflegt. Mit Zug- und Schmalvieh wird einiger Handel getrieben. Die Stallfütterung ist längst eingeführt.
Schafzucht wird von einigen Bürgern in mäßiger Ausdehnung betrieben; der Weidepacht nebst der Pferchnutzung trägt der Gemeindekasse jährlich etwa 400 fl.
| Schweinezucht wird nicht getrieben, dagegen werden viele Ferkeln von Außen aufgekauft und für den eigenen Bedarf gemästet.Die Gemeinde ist im Besitz von etwa 200 Morgen Waldungen, die gegen 70 Klafter jährlich abwerfen; hievon erhält jeder Bürger 1/2–1 Klafter. (Über das Vermögen der Gemeinde und der Stiftungspflege s. Tabelle III.)
Die von Freudenstadt über Dornstetten nach Horb führende Vicinalstraße berührt den oberen Theil des Dorfs und überdieß sind noch Vicinalstraßen nach Glatten, Ober-Iflingen, Thumlingen und Hörschweiler angelegt.
Am südlichen Ende des Dorfs wird ein schön gerundeter Bergvorsprung der Schloßberg genannt, daselbst soll nach der Volkssage ein Schloß gestanden seyn, wovon übrigens keine Spur mehr vorhanden ist.
Etwa 1/4 Stunde westlich vom Ort an der Straße nach Dornstetten stand auf einem ziemlich steilen Hügel eine Burg, von der noch Reste des Burggrabens sichtbar sind.
Am nördlichen Fuß des Martinsbühls, 1/2 Stunde nordwestlich von Schopfloch stand der sogen. Stadthof, von dem man beim Nachgraben noch Überreste aufgefunden haben will. Der Hof gehörte der Stadt Dornstetten und wurde deßhalb Stadthof genannt.
Schopfloch kommt im Jahr 772 erstmals vor; wenigstens wird auf diesen Ort gedeutet. Die Scopholder marca in Bertoldesbara, wo am 8. Juni d. J. ein gewisser Erbo das Kloster Lorsch beschenkte (Cod. Laur. nr. 3270, der Name könnte hier etwas verschrieben seyn).
Der Ort stund unter pfalzgräflich Tübingischer Oberlehensherrlichkeit; als 1277 Altschultheiß Eberwein von Dornstetten seinen hiesigen Hof (in Schopfeloch) dem Kloster Kniebis vergabte, ertheilten die Pfalzgrafen Otto und Hugo als Dienstherren des Schenkgebers ihre Einwilligung hiezu (Schmid, Pfalzgr. v. Tüb. Urk. 50).
Im Jahr 1501 verkaufte Gangolf von Geroldseck den Ort an das Kloster Alpirsbach, von welchem er 1526 wieder an Hans von Hornberg veräußert wurde. Wolf Dietrich von Hornberg mit seiner Tochter verkaufte ihn 1589 für 8000 fl. an Herzog Ludwig von Württemberg. Später hatten die Edeln von Neuneck als Lehen von Württemberg Antheil am großen und kleinen Zehnten auf der Markung von Schopfloch; dieser Zehnten rührte vom Ungerichtshof in Ober-Iflingen her. Im Vergleich von 1769 überließ die Ritterschaft Cantons Neckarschwarzwald ihre Ansprüche an die hiesige Collectation an Württemberg (Cramer, Nebenstunden 112, 600).
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