Beschreibung des Oberamts Oberndorf/Kapitel B 26
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Der etwa 11/2 Stunden lange und 1 Stunde breite Gemeindebezirk, auf dem die 24 Höfe zerstreut liegen, dehnt sich als eine wellenförmige Hochebene zwischen den Thälern der Kinzig (Ehlenboger Thal), des Aischbachs und des Heimbachs aus und ist 3–4 Stunden von der Oberamtsstadt entfernt.
Die Gebäude sind meist ansehnliche im Schwarzwaldstil erbaute Bauernwohnungen, mit lebhaft getünchten Läden und Balken auf dem weißen Fachwerk. Die Scheuer ist im hinteren Theile des Wohnhauses und die Einfahrt in dieselbe führt ziemlich steil über eine Art Brücke. Beinahe an jedem Wohngebäude eines Hofbesitzers stehen auf der den Stürmen am meisten ausgesetzten Seite schönwüchsige Linden oder Eschen und in den um die Gebäude liegenden Gärten und Güterstücken sind Obstbäume gepflanzt. Auch befinden sich bei jedem Hofe mehrere laufende oder Pumpbrunnen.
Ein Schulhaus, das ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath enthält, ist 1835 erbaut worden.
Ein Begräbnißplatz ist nicht vorhanden und die Verstorbenen müssen in Dornhan beerdigt werden.
Über die Markung führen die Vicinalstraßen von Alpirsbach und Ehlenbogen nach Wälde, wie auch die frühere Staatsstraße von Oberndorf nach Freudenstadt.
Die Einwohner sind im allgemeinen kräftige, schöngewachsene Leute, bei denen man viel Ordnungssinn, Gutmüthigkeit, Sparsamkeit und Wohlhabenheit trifft; ihre Hauptnahrungsquellen bestehen in Feld- und Waldbau, sowie in einer beträchtlichen Viehzucht. Jeder Bauer besitzt neben seinen Feldgütern auch Waldungen, die ihm zum Theil eine namhafte Rente liefern; der vermöglichste Bürger hat 300 Morgen, worunter 136 Morgen Wald, der sog. Mittelmann 100 Morgen, worunter verhältnißmäßig Wald, und die ärmste Klasse (Taglöhner) 3 Morgen Feld.
Drei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei und ein Krämer sind vorhanden. Der Handel mit Brenn- und Langholz ist beträchtlich.
Der Boden ist im allgemeinen mittelfruchtbar, theilweise sogar unergiebig und besteht meist aus einem ziemlich gebundenen rothen Thonboden (Zersetzung des rothen Schieferlettens); zuweilen erscheint ein rother, mit vielen Steinen gemengter Sandboden (Zersetzung des Buntsandsteins). Die meist nassen Wiesen sind nicht selten moorgründig, so daß früher an einzelnen Stellen Torf gewonnen wurde. Bau- und Werksteine gewinnt man von dem Trümmergestein des Buntsandsteins und in neuerer Zeit wurde in der Nähe des inneren Vogelsbergs| ein Sandsteinbruch angelegt, der schöne, auch auswärts gesuchte Platten liefert.Das Klima ist rauh, die Nächte auch den Sommer über kühl, Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen häufig vor, sodann ist die Gegend der hohen Lage wegen den Winden sehr ausgesetzt, dagegen kommt Hagelschlag selten vor.
Der landwirthschaftliche Betrieb hat sich in neuerer Zeit durch den Fleiß der Einwohner bedeutend gehoben, und man ist allerseits bemüht, den Boden mittelst kräftiger Düngung, wobei auch Hallerde und Kompost in Anwendung kommt, zu verbessern; das Rasenbrennen (Motten) ist noch ziemlich üblich. Von neueren Ackergeräthen findet man den Suppinger Pflug, die eiserne Egge, die Walze, zwei Dreschmaschinen und mehrere Futterschneidmaschinen. Die Betriebsart ist vorherrschend die Dreifelderwirthschaft, doch bleiben die Felder öfters mehrere Jahre zu Wiese und Weidfeld liegen. Man baut vorzugsweise Dinkel und Haber, weniger Gerste, Weizen, Einkorn und Roggen; in der Brache kommen zum Anbau: Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblätteriger Klee, Luzerne, Esparsette), Erbsen, Wicken, Reps, Mohn, Flachs, Hanf und etwas Hopfen für den eigenen Bedarf, und nur in fruchtbaren Jahrgängen wird ein mäßiger Theil des Getreideerzeugnisses nach außen abgesetzt.
Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt und liefert überdieß ein geringes, häufig saures Futter, so daß noch von außen zugekauft werden muß.
Die Obstzucht ist, soweit es die natürlichen Verhältnisse erlauben, befriedigend und im Zunehmen begriffen; jeder Hofbesitzer hat einen schönen Obstgarten am Hause.
Gemeindeweiden sind nicht vorhanden, dagegen hat jeder Gutsbesitzer eigene Weiden, die er theils mit Rindvieh und mit Schafen befährt, theils an fremde Schäfer verpachtet.
Die mit einem tüchtigen Landschlag sich beschäftigende Pferdezucht ist von einigem Belang und noch im Zunehmen begriffen; auch die Pferdehaltung ist beträchtlich.
Von verschiedenen Racen ist der nicht unbedeutende Rindviehstand, dessen Emporbringung man sich angelegen sein läßt. Das Vieh wird den Sommer über noch auf die Weide getrieben. Zuchtstiere halten einzelne Gutsbesitzer.
Auf der Markung laufen den Sommer über 500 Stück Bastardschafe, die theils Privaten, theils fremden Schäfern angehören.
Die Schweinezucht wird nicht stark gepflegt und die meisten| Ferkel (deutsche und halbenglische) bezieht man von außen und mästet sie für den eigenen Bedarf.Von Geflügel werden hauptsächlich Hühner für den Hausbrauch gezogen.
Eine alte gepflasterte Steige führt von Alpirsbach nach Romishorn, von da soll die Straße, von der man ebenfalls noch Spuren des ehemaligen Pflasters findet, über Loßburg nach Dornstetten fortgeführt haben; ob diese Straße ursprünglich ein Werk der Römer ist, läßt sich nicht mehr entscheiden, obwohl der Ortsname Romishorn hiefür sprechen könnte.
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