Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt/Kapitel B 22
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Das 31/2 Stunden von Stuttgart entfernte Pfarrdorf liegt auf der Hochebene zwischen dem Reichenbach-, Aich- und Sulzbachthal, am Anfang des gegen das Sulzbachthal ziehenden Klingenbachthälchens. Der Ort hat gut hergestellte Straßen, namentlich wurde ein unbequemer Stich im nördlichen Theile des Etters in neuester Zeit abgetragen. Überhaupt sind unter der Amtsführung des ausgezeichneten Schultheißen Johannes Jacob manche örtliche Verbesserungen vorgenommen worden, und was insbesondere die Wege auf der Markung betrifft, so ist jetzt Steinenbronn östlich mit der eine halbe Stunde vom Orte vorbeiziehenden Stuttgart-Tübinger Staatsstraße, sowie nördlich mit der Seebrücken-Mühle und von da mit Leinfelden und Echterdingen durch Vicinalstraßen in Verbindung gesetzt, welche, soweit die Steinenbronner Markung reicht, chaussirt sind. Die Luft ist vermöge der hohen Lage des Ortes und der Nähe der zusammenhängenden Schönbuchswaldungen sehr gesund und rein. Frühlingsfröste treten öfters ein, dagegen ist Hagelschlag nicht häufig. Eine Wetterscheide zwischen Schöneich und dem sog. krummen Winkel leitet die Gewitter in der Richtung des Aichthals gegen das Neckarthal ab; nur die von Schönaich herziehenden sind für Steinenbronn gefährlich. Gutes und gesundes Wasser geben 3 laufende und 3 Pumpbrunnen; die Hauptquelle, welche mit steinernen Platten sorgfältig gefaßt und überwölbt ist, heißt der Klingenbrunnen, vermuthlich ursprünglich der „Steinenbrunnen“; er befindet sich an der südwestlichen Seite des Orts und läuft in den Klingenbach ab, welcher südöstlich von Steinenbronn entspringt und in den Sulzbach mündet.
Im südlichen Theile des Orts steht die Pfarrkirche, welche im Jahr 1839 auf Kosten der Gemeinde, welcher der Staat einen Beitrag von 1000 fl. leistete, nebst der neuen Orgel mit einem Aufwand von 12500 fl., neu erbaut und den 3ten November 1839 eingeweiht wurde. Das Gebäude ist aus grobkörnigem, weißem Keupersandstein massiv aufgeführt, hat auf beiden Langseiten zwei über einander laufende Reihen viereckiger Doppelfenster und vornen drei rundbogige, durch jonische Säulen getrennte Thüren, über welchen ein stumpfwinkliges Frontispice und drei rundbogige Fenster angebracht sind. Der viereckige | ganz aus Quadern bestehende, von der früheren Kirche noch vorhandene Thurm ist in die neue Kirche eingebaut. Beim Neubau des Langhauses, wo auch an dem unteren Stockwerk des Thurmes Veränderungen vorgenommen wurden, fand man über einer vermauerten, gothischen Wandnische die Jahreszahl 1470, welche auf das Alter des Thurms schließen läßt. Im J. 1791 wurde derselbe oben renovirt und mit einem vierseitigen Zeltdach versehen. Von den auf dem Thurm befindlichen Glocken trägt die größere (aus dem 14ten Jahrh.) die Umschrift Maria hilf und die vier Evangelistennamen; die kleinere ist im J. 1665 von Jobst Roth in Königsbronn gegossen. Der Raum um die alte Kirche diente als Begräbnißplatz, welcher seit 1824 an das südliche Ende des Orts verlegt ist; die Kirchhofmauer ist erst beim Neubau der Kirche abgetragen worden.Das Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, steht in ziemlicher Entfernung von der Kirche an der Hauptstraße. Die Pfarrei zahlt von dem Grasgarten am Haus jährlich 1/2 Pfd. Wachs oder 10 kr. und aus der Wohnung ewigen Zins mit 8 kr. 4 hllr. an den Heiligen. Im Jahr 1826 ließ die Gemeinde mit einem Aufwand von 5335 fl. ein neues, geräumiges Schulhaus, in welchem zugleich die Wohnung des Schullehrers eingerichtet wurde, erbauen. An der Schule ist ein Schulmeister und ein Lehrgehülfe angestellt. Seit 1838 besteht eine Industrieschule, durch Beiträge der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins unterstützt, an welcher zwei Lehrerinnen den Unterricht ertheilen. Das gut erhaltene Rathhaus liegt von allen Seiten frei, in der Mitte des Orts. Ein Gemeinde-Backhaus wurde 1844 erbaut.
Die fleißigen Einwohner sind im Allgemeinen kräftig, haben einen offenen, geraden Charakter, der zuweilen etwas derb erscheint, doch fehlt es ihnen nicht an Lenksamkeit und Gutmüthigkeit. Einige Wohlhabende ausgenommen, gehört die Mehrzahl der Bevölkerung zu den wenig Bemittelten, die übrigens, da sie gelernt haben, mit Wenigem auszukommen, dennoch zufrieden sind. Die Summe der auf den Ortsangehörigen lastenden Schulden betrug vor den Theuerungsjahren 42.000 fl. Die vier größten Grundbesitzer haben 20, 18, 17 und 16 Morgen. Hauptnahrungsquellen sind der Feldbau und die Viehzucht. Die Felder, welche durch höher liegende bewaldete Berge gegen Nordwinde etwas geschützt werden, sind meist eben und gehören, wie überhaupt die ganze Markung zur Schönbuchgegend. Der im Durchschnitt nicht tiefgehende Boden, dessen Unterlage Liassandstein und Liaskalk ist, besteht im westlichen Theil der Markung aus einer Verwitterung des Liassandsteins mit Lehm gemengt; gegen Osten, wo die besseren Güter liegen, ist der Lehm vorherrschend und gegen Norden unterlagern den schweren Thonboden naßkalte | Liaskalksteine. Im Allgemeinen ist der Boden weit nicht so fruchtbar, wie auf den Fildern, übrigens liefert er in Jahrgängen, die nicht zu heiß und nicht zu naß sind, guten Ertrag, und nicht selten darf sich dann das Dinkelfeld mit dem der Filder messen. Die Landwirthschaft hat sich in neuerer Zeit unter kräftiger Einwirkung des dermaligen Ortsvorstandes bedeutend gehoben; viele öde gelegene Stellen wurden angebaut oder mit Bäumen ausgepflanzt, was besonders die Einführung der Stallfütterung und Vermehrung des Düngers möglich machte. Von den Getreidearten werden Dinkel, Haber, Gerste und Roggen gebaut, von letzterem übrigens nur so viel als man für Bindstroh nöthig hat. Der Haber, welcher häufig nach Außen, besonders nach Stuttgart verkauft wird, geräth vorzüglich. Der Ertrag in mittelguten Jahren wird an Dinkel zu 4–8 Schffl., an Roggen zu 2–4 Schffl. und an Haber zu 4–7 Schffl. per Morgen je nach der Qualität der Güter, angegeben. Die Brache wird mit wenigen Ausnahmen ganz angebaut; ihre Erzeugnisse als Kraut, Kartoffeln, Flachs, Hanf, Futterkräuter, etwas Erbsen und Linsen dienen nur für das örtliche Bedürfniß. Die Ackerpreise gehen von 50–200–500 fl. Von den Wiesen sind die sog. Bergwiesen, obgleich sie nahrhaftes Futter geben, nicht so ergiebig, als die in der Nähe des Dorfs und im Thal liegenden Wiesen. Übrigens sind sämmtliche Wiesen, deren Preise sich wie die der Acker verhalten, zweimädig, einige Thalstücke in guten Jahren sogar dreimädig; bewässert wird nur ein Theil der Thalwiesen.Die immer noch im Zunehmen begriffene, nicht unbeträchtliche Obstzucht beschäftigt sich nur mit den gewöhnlichen Sorten, die meist gemostet, zum Theil auch gedörrt und selten gebrannt werden. Auf der Markung befinden sich 4706 Obstbäume, deren durchschnittlicher Ertrag auf 25.125 Simri geschätzt wird. Seit einigen Jahren besitzt die Gemeinde eine eigene Baumschule; auch wurde im Jahr 1840 westlich vom Ort auf 11/2 Morgen eine Weidenpflanzung angelegt, die jetzt schon 60–80 fl. jährlich einträgt und in der Folge einen noch höheren Ertrag verspricht. Die Rindviehzucht ist erheblich; eine kräftige Landrace wird durch gute Farren nicht nur erhalten, sondern immer noch verbessert. Es wird viel junges Vieh nachgezogen oder auch auswärts aufgekauft und später auf benachbarten Märkten wieder abgesetzt. Die Farrenhaltung liegt der Gemeinde ob und ist von ihr verpachtet.
Von den Gewerben, die nur dem örtlichen Bedürfniß dienen, sind die Weber, welche zum Theil nach Außen arbeiten, am stärksten vertreten; Weberei ist auch Nebenbeschäftigung der meisten Ortsangehörigen. Die Handspinnerei ist unbedeutend, ebenso das Strohboden- und Korbflechten. Früher beschäftigten sich manche Einwohner mit Verfertigung von Besen, | aus entwendetem Reiße, ein Erwerbszweig, welcher in neuerer Zeit, da sich die Gemeinde sowohl in ökonomischer als in sittlicher Beziehung vortheilhaft geändert, sehr abgenommen hat. Schildwirthschaften sind zwei im Ort.Das Grundvermögen der Gemeinde besteht in einem gut bestockten Wald, dessen jährlicher Ertrag sich auf 69 Klafter und 3–4000 Stück Wellen belauft, sowie in 13 Morgen Äckern und 42 Morgen Allmanden. Das Geldvermögen derselben beträgt 3439 fl. Für die früheren Schönbuchsnutzungen bezieht der Ort gegen Bezahlung des Holzmacherlohnes jährlich vom Staat 200 Klafter Holz und 6000 Stück Wellen, welche an die Bürger vertheilt werden. Ferner erhält jeder Bürger das erforderliche Bauholz gegen Bezahlung des halben Schönbuchpreises. Außer diesen beträchtlichen Waldnutzungen besitzen die Steinenbronner noch etwa 30 Morgen Privatwaldungen. Auf der Markung befinden sich 2 grobkörnige Keupersandsteinbrüche, die gute Bausteine liefern. Der große Zehente, mit Ausnahme weniger Morgen, steht dem Staate zu, der kleine der Pfarrei; statt des Heuzehentens wird dem Staat nach altem Herkommen ein geringes Geldsurrogat entrichtet. Den Heuzehenten von den Baum- und Grasgärten innerhalb Etters bezieht die Pfarrei. Geldzinse und Fruchtgülten sind mit einem Kapital von 6552 fl. i. J. 1843 abgelöst worden.
Nach der Sage soll Steinenbronn eine Stadt gewesen seyn, die sich nordwestlich vom Ort, wo man schon Grundmauern von Gebäuden gefunden haben will, hingezogen habe. Die Stelle wird „Mauer“ genannt, und unweit davon gegen Südosten liegt der sogenannte Kriegs- oder Schelmenwasen, auf dem noch ein ungefähr 100 Schritte langer Wall sichtbar ist.
Steinenbronn war gleich den Nachbardörfern im 13ten Jahrhundert pfalzgräflich tübingisch; im Jahr 1303 wird ein Hof genannt, welchen Ritter Johann von Kaltenthal an Kloster Salem verkauft hatte, worüber Graf Eberhard von Württemberg eine Urkunde ausstellte (Salem. Schenkungsbuch im Karlsr. 3, 317). Konrad der Scheerer, Graf von Tübingen, verkaufte im Jahre 1347 mit dem Forste Schönbuch auch das Dorf Steinenbronn an die Grafen Eberhard den Greiner und Ulrich von Württemberg, worauf im Jahr 1348, da das Verkaufte Reichslehen war, Kaiser Karl IV. die genannten zwei Grafen hiemit belehnte. (Sattler, Grafen, 1, 153. Scheffer 23).
Den Pfarrsatz hatte ehedem Kloster Bebenhausen (Binder 835).
Über das alte Erbfolgerecht von Steinenbronn siehe Fischer, Erbfolge 2, 249.
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