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Beschreibung des Oberamts Tettnang/Kapitel B 11

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11. Gemeinde Laimnau,
bestehend aus 6 Parzellen mit 467 k. Einwohnern.

Der Gemeindebezirk liegt zum größern Theil im Argenthale. Das Klima ist mild, es wächst daselbst viel Obst, auch Wein. Hinsichtlich der Bevölkerungsverhältnisse zeichnet sich der Bezirk eben so sehr durch Fruchtbarkeit, als durch geringe Sterblichkeit aus; von 1826/35 war das Verhältniß der Gebornen zu den Lebenden wie 1:247/10, während das der Gestorbenen wie 1:373/10 war. Die ganze Gemeinde gehört zur Pfarrei Laimnau, wo auch die Schule ist, und zum C. A. Tettnang. Zehntherr ist der Spital Lindau. An den Grundgefällen, die übrigens unbedeutend sind, haben neben dem Spital auch der Staat, der bayerische Religionsfonds zu Lindau und die Kirchenpflegen Wasserburg, Laimnau und Langenargen Theil.

Der ganze Gemeindebezirk gehörte früher mit Niedergerichtsbarkeit und Collectationsrecht nebst dem Patronatrecht dem Spital, und bildete das Lindauische Spitalgericht Laimnau, das sich wieder in die Gerichte Laimnau und Gießen theilte. Die hohe und forsteiliche Obrigkeit hatte die Herrschaft Tettnang und der Bezirk galt daher auch für einen Bestandtheil von dieser. Die Argen und ihre Nebengewässer richten in dem Bezirke häufig große Verwüstungen an.

  • 1) Laimnau oder Leimnau, k. Pfarrweiler mit 145 Einw. 11/2 Stunden südwestlich von Tettnang auf einer Au in der Thalebene auf der rechten Seite der Argen, 163 W. F. über dem| Bodensee, nahe am Fluß, von schönen Waldungen umgeben. Durch den Ort fließt der Mühlbach und treibt eine Mahlmühle. Auf der nördlichen Anhöhe von L. liegt der Drachenstein, welcher ohne Zweifel ein römisches Castell trug, wovon man noch Gräben und Wälle sieht, s. o. Der Name Drachenstein rührt wohl von einem großen, in der Nähe liegenden Granitblock her, den man den Drachen nennt. L. hat 1 Schildwirthschaft, eine Mahl-, Säge- und Ölmühle, und erhielt 1834 auch ein schönes Schulhaus. Die Pfarrkirche zu St. Peter und Paul steht mitten im Dorf, sie ist alt; die Baulast trägt der Spital in Lindau. Zum Pfarrsprengel gehören jetzt nach mehreren Änderungen außer den Gemeinde-Parzellen noch 5 Parzellen von Flunau und 4 Parzellen von Tannau. Die Pfarrei wurde bis auf die neueste Zeit als eine dem Spital Lindau incorporirte geistliche Pfründe behandelt. Das Patronat hat jetzt die Krone Würtemberg. L. und Apflau kommen in den ältesten Urkunden vor. Schon am 15ten März 769 übergibt ein gewisser Schalkmann (Scalcomannus) mit Bewilligung seines Vaters und seiner Brüder an das Kloster St. Gallen seine Güter in L. und Apflau (Limauvia et Apfalaga). Die Urkunde wird in Laimnau selbst, Laimnaugawilare (Villa Laimnau) ausgefertigt. Am 22. Oktober 839 tauschen Sigibert und Patacho diejenigen ererbten Güter, welche ihr Vatersbruder, der Priester Patacho dem Kloster St. Gallen in Patahinwilare zum Heile seiner Seele gestiftet, von dem Kloster gegen Güter im Argengau in dem Dorf Apflau (in villa Aphalhowa), Laimnau (Leimowo) in Oberdorf ein, s. Bechlingen. Überdies schenken sie dem Kloster Güter in Argen und Apflau, Neug., C. D. No. 46 und 296. Später findet man ein adeliges Geschlecht, das sich von L. schrieb; 1271 kommt ein Ritter Heinrich v. Laimnau als erbetener Schiedsrichter zwischen St. Gallen und dem Bischof Eberhard von Constanz vor, 1361 ein Hellenhardt von L., und 1367 verkauft ein Berthold von Laimnau, Bürger zu Ravensburg, an das Kloster Weingarten mehrere Güter und Höfe zu Vorsee (s. OA. Ravensburg S. 239). Aber es ist unbekannt, ob sie die Besitzer von Laimnau waren, oder nur als Vasallen dort einen Sitz hatten. Jedenfalls verkaufte schon 1388 das Domkapitel in Constanz Laimnau mit Kirche und Kirchensatz, dem großen und kleinen Zehnten, Gericht, Zwäng und Bänn und aller Zugehörung um 1550 Pfd. Heller an das Spital Lindau.
  • 2) Apflau, k. W. mit 142 Einw. im Argenthal, mit demselben sandigen und steinigen Boden, wie ihn auch Laimnau hat. Der Ort theilt seine Geschichte mit Laimnau, zu dem er von jeher gehörte. Außer den bereits angeführten Urkunden, wo Apflau| vorkommt, ist hier noch eine von 822 aufzuzählen, nach welcher ein gewisser Natwich dem Kloster St. Gallen Güter in marcha Apffelovva schenkt. Neugart C. D. No. 214. In der Nähe von A., auf dem nördlichen Rande des Argenthals, stand auf einem Hügel, Lehnensburg genannt, der Sage nach eine Burg gleichen Namens, vielleicht die Burg der alten Herrschaft Leimnau, Leimenburg, Lehmenburg.
  • 3) Gießen, W. mit 39 k. Einw. nahe an der Argen und der Gießenbrücke in der Ebene, mit dem Schloß Gießen, das noch neben manchen Ruinen aus älterer Zeit und einem hohen Thurm ein sehr solides Wohngebäude mit Nebengebäuden hat, und mit Gräben und einer festen Mauer umgeben ist. Das ganze Grundeigenthum des Weilers gehörte ehemals zu dem Schloßgut. Ob ein adeliges Geschlecht, Gießen genannt, ursprünglich hier seinen Sitz hatte, ist unbekannt;[1] geschichtlich weiß man nur, daß die von Wolfurt im Besitze des Schlosses waren; 1405 verkaufen die Ritter Ulrich und Wolf von Wolfurt um 3000 fl. Gießen, das Schloß mit Gericht, Zwäng und Bänn an den Spital Lindau. Der Spital hielt einen eigenen Verwalter daselbst. In den Jahren 1810 und 1811 verkaufte er Schloß und Gut an Privaten, diese zerschlugen die Güter und verkauften sie sammt den Schloßgebäuden an Bürger zu Laimnau; auf dem Schloßgut wurden nun vier weitere Häuser gebaut, wodurch der jetzige Weiler entstanden ist. Das Schloß war noch im dreißigjährigen Kriege fest. Nachdem der schwedische General Wrangel Lindau vergeblich belagert hatte, besetzte er den 8. Mai 1647 Gießen mit 5 Offizieren und 21 Gemeinen, und ergab sich erst im August an die Kaiserlichen. Unweit davon stand eine Kapelle, welche Duttnau, Dutznau hieß.
  • 4) Gitzensteig (Gießensteig), W. mit 15 k. Einw., auf der Höhe am nördlichen Abhang des Argenthales mit schöner und weiter Aussicht. Als 1229 Albrecht und Heinrich von Summerau dem Kloster Weißenau Manzell schenkten, das ein Lehen von St. Gallen war, legten sie dafür ihre drei eigenthümlichen Höfe zu Gihenstaige und Aphelowe ein, welche dann dem Grafen Manngold von Nellenburg als ein St. Gallisches Lehen geliehen wurden.|
  • 5) Unter-Wolfertsweiler, W. auf einer Anhöhe mit 112 k. Einw. Durch Vereinödung im Jahr 1795 sind 4 einzelne Häuser außerhalb des Orts entstanden.
  • 6) Wiesach oder Wiesen, W. mit 14 k. Einw. im Argenthal. Seines Namens ungeachtet, besitzt der Weiler doch keine Wiesen auf eigener Markung.

  1. Das reichbegüterte Geschlecht der Gießen oder Güßen von Güßenburg, womit uns der Herr Pfarrer M. Magenau in seiner schätzbaren Schrift: die Güßen und der Güssenstein, näher bekannt gemacht hat, hatten ihre Stammburg an der Brenz. Die Ortsnamen Gießen, Laufen rühren gemeiniglich von dem Fall oder raschen Lauf des Flusses, an dem sie liegen, hier der Argen, her.