Beschreibung des Oberamts Ehingen/Kapitel B 28
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Gefälle beziehen: der Staat, aus Falllehen, Zinsgütern etc. 374 fl. , Univ. Freyburg 121 fl. 28 kr., Caplaney Reichenstein 40 fl. 42 kr., Orts-Stiftspflege 25 fl. 17 kr., Graf Reuttner 15 fl. 40 kr., davon 144 fl. 45 kr. in Geld, und 85 Sch. 11/2 Sr. Dinkel, 86 Sch. 61/2 Sr. Haber, 3 S. 3 V. E. Hanfsamen. S. Rechtenstein.
Die Lehenleute von Lauterach und Neuburg werden, so weit sie es neben den eigenen Waldungen bedürfen, gegen Entrichtung eines Gnadenpreises beholzt, so daß sie im Durchschnitt jährlich einen Werth von 1634 fl. für 293 fl. erhalten, neben der unentgeldlichen Abgabe von Erntewieden, Besenreis. Auch besitzt die Gemeinde Lauterach und Neuburg das Weiderecht in den Staatswaldungen ihrer Markung, so wie mit Unter-Marchthal in den Frhrn. v. Spätischen Waldungen.
Lauterach liegt nur 1/2 St. von der Lautermündung, in einer kleinen Ausweitung des Thals, das unten und oben zwischen steilen Felsen eingeengt ist, so daß der Ort von dem Thal aus ganz unzugänglich ist. Er hat eine kleine Kirche zum h. Michael und eine eigene Schule. Die Kirche wurde 1601 von dem Abt Michael von Zwiefalten neu gebaut. Die Lauter, über welche in dem Ort eine Brücke führt, treibt eine Mahl- und eine Ölmühle nebst einer Hanfreibe. Ein nicht unbedeutender Schneckenhandel wird bis nach Wien getrieben. S. S. 63. Die Geschichte des Orts hängt mit der von Reichenstein zusammen.
Die Laufenmühle liegt 1/2 St. weiter oben an der Lauter, am Fuße von Reichenstein, auf Reichenst. Markung, in wild romantischer Gegend. Sie ist Privat-Eigenthum und besteht zu einer Mahl- und einer Ölmühle mit 12 Einwohnern. Schon im Jahr 1105 werden die beyden Mühlen zu Laufen (ad Lauffam) dem Kloster Zwiefalten geschenkt[1].| Sie müssen aber nachher wieder weggekommen seyn. S. Reichenstein. Bey den Mühlen macht die Lauter sehr schöne Wasserfälle, welche der Mühle ohne Zweifel den Namen Laufen, der gemeiniglich Orten an Wasserfällen beygelegt ist, gegeben haben. Sie haben einen Fall von 65 Fuß.Der Ort hat eine Capelle, welche 1346 von Wolf von Stein gebaut worden ist; ein späterer Wolf von Stein stiftete 1446 eine Meßpfründe, oder Caplaney dazu. Das Caplaneyhaus wurde ums Jahr 1750 neu gebaut, nachdem es von dem 30jährigen Kriege an im Schutt gelegen war. Das Patronat der Caplaney haben als eine Familienstiftung noch die Stein von Emerkingen. Die Schule ist in Lauterach.
Auf einem Felsenvorsprung liegen, äußerst malerisch, die Ruinen der alten Burg Reichenstein, wovon noch ein stattlicher Thurm steht. Der Blick in das tiefe, enge Thal hinab ist schwindelerregend. Die Burg wurde im Bauernaufruhr 1525 vollends zerstört; ihr Umfang war übrigens sehr klein, dennoch gab sie einer eigenen Herrschaft ihren Namen, und war der Sitz der Stein zum Reichenstein, welchen die Herrschaft gehörte. Nachdem ihre Linie 1490 ausgestorben war, kam die Herrschaft an ihre Erben, die von Schwangau. Diese verkauften das Erbe, nämlich „das Schloß Reichenstein genannt (mit Ausnahme des Caplaney-Patronats) und die Höfe dabey mit sammt den Dörfern, Lauter, (Lauterach) Thalheim und der Mülin zu Laufen“ i. J. 1492 an Ritter Gilg von Bochsberg für 5900 fl., und dieser 1499 an das Kl. Zwiefalten für 6000 fl., das bis zu seiner Auflösung im Besitz war. In alten Zeiten gehörte Reichenstein den Gr. v. Wartstein; im 30jährigen Kriege wurde es ganz in Asche gelegt.
Gefälle beziehen: der Gr. Reuttner 92 fl. 6 kr. in Geld, 41 Sch. 7 Sr. Dinkel, 42 Sch. Haber; die Gr. von Stein zu Emerkingen 10 fl. 42 kr., 2 Sch. 51/4 Sr. Dinkel, 1 Sch. 73/4 Sr. Haber.
Thalheim bildet einen Bestandteil des Ritterguts Rechtenstein; der Grundherr hat die niedere Jagd zu Thalheim. Für die Grundherrschaft ruht auf Thalheim eine jährliche Passivgült an die Univ. Freyburg von 12 Sch. 3 Sr. Dinkel und ebensoviel Haber.
Der Ort hat keine Kirche, die Schule ist zu Lauterach. Schon i. J. 776 erhält das Kl. St. Gallen eine Schenkung in unserm Thalheim (Thalahaim); später gieng es in verschiedene Hände; eine Zeit lang findet man auch Herrn von Thalheim; so bezeugt z. B. Conrad von Talheim 1296, daß seine Güter zu Daugendorf und Bibrugge Zwiefaltische Lehen seyen. Nach der bey Reichenstein mitgetheilten Nachricht ist Thalheim als Theil der Herrschaft Reichenstein verkauft worden; es kann dieß jedoch nur theilweise geschehen seyn; denn i. J. 1682 tauscht Wilh. v. Stein den Weiler theils von Würtemberg gegen Güter im Maulbronner Oberamt, theils von Zwiefalten gegen einen Theil von Emeringen ein,[3] und der noch jetzt den Steinischen Familie gehörigen Antheil besaß dieselbe schon von alten Zeiten her. Die weitern Veränderungen s. bey Rechtenstein.