Zum Inhalt springen

Beschreibung des Oberamts Geislingen/Kapitel B 15

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 14 Beschreibung des Oberamts Geislingen Kapitel B 16 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
15. Hausen an der Fils,
evangelisches Kirchdorf mit 317 Einwohnern, nicht ganz 2 Stunden von Geislingen, gegen Westen an der Fils, welche hier den von Unterböhringen herfließenden Rohrbach aufnimmt, in dem sonst engen Thale etwas freier gelegen, da sich das Thal gegen das Seitenthal nach Unterböhringen öffnet. Kameralamt Geislingen, Forstamt Kirchheim, Dekanat Geislingen. | Den großen Zehnten beziehen der Staat (vormals Kollegiatstift und Frauenkloster Wiesensteig) zu 2/12, die Stiftung Geislingen zu 6/12, die Stiftung Deggingen zu 1/12, die Pfarrei Reichenbach zu 3/12, letztere den kleinen Zehnten allein.

Der Ort hat 72 Gebäude, worunter 50 Wohnhäuser, welche meist mit Ziegeln gedeckt sind, ist weitläufig gebaut und wird vom Rohrbach und Mühlbach durchflossen. Das früher den Herren von Seutter gehörige Schloß wurde im Jahre 1812 abgebrochen. Der breite Graben, welcher es umgab, ist ausgefüllt. Die Markung umfaßt 1251 Morgen; die Einwohner nähren sich größtentheils vom Feldbau, welcher jedoch an den steinigten Bergen beschwerlich ist; sie sind ziemlich wohlhabend.

Die Gemeinde hat noch 2200 fl. Schulden; es bestehen 40 auf den Häusern ruhende Gemeinderechte, deren jedes 1 Klafter Holz sammt Reisach, einen Acker- und Krauttheil erhält. Die Stiftung hat nur 185 fl. Vermögen.

Der Ort ist als Filial nach dem 3/4 Stunden entfernten Mutterorte Unterböhringen eingepfarrt; die Kirche zur h. Jungfrau Maria ist sehr alt; die Gemeinde hat das Eigenthum und die Baulast. Im Jahre 1361 übergibt Graf Ulrich von Helfenstein den kleinen Zehnten zu Hausen an der Vils dem Heiligen zu Deggingen, von welchem er später an die Pfarrei Reichenbach kam.

Der Ort theilte die Schicksale des helfensteinischen, nachher ulmischen Gebiets.

Von Klöstern war allhier begütert Kloster Zwiefalten, in dessen Besitzung im Jahre 1331 Kloster Blaubeuren durch Kauf eintrat. (Orig. im Stuttg. Staats-Archiv.)

Des merkwürdigen Erdfalls, welcher im Jahre 1805 hier sich ereignete, haben wir oben (S. 10) gedacht, vergl. auch Allgemeine Zeitung vom 11. Mai 1805.


« Kapitel B 14 Beschreibung des Oberamts Geislingen Kapitel B 16 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).