Beschreibung des Oberamts Gmünd/Kapitel B 3

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Bartholomä,
Gemeinde II. Kl. mit 1005 Einw., worunter 332 Evang. a) Bartholomä. Pfarrdorf mit Marktrecht, 860 Einw., b) Hesselschwang, Hof, 20 Einw., c) Holzwarten-Haus, Hof, 4 Einw., d) Kitzinghof, Weiler, 50 Einw., e) Möhnhof, Hof, 38 Einw., f) Röthenbach, Weiler, 23 Einw., g) Ziegelhütte, Hof, 10 Einw. – Paritätische Pfarrei. 33/4 Stunden südöstlich von Gmünd gelegen.
Auf der Hochfläche der Alb (Aalbuch), in einem ganz flachen Trockenthälchen, liegt weitläufig auseinander gebaut, ohne Baumumgebung, | nur von Wiesflächen umfaßt, der ziemlich große Ort, welcher mit seinen meist kleinen einstockigen Häusern den echten Charakter eines Albdorfes hat und einen minder günstigen Eindruck macht, als die übrigen Orte des Oberamtsbezirks. Durch Brände wurden in den Jahren 1832 11, 1845 etwa 30, 1849 10 und 1865 60 Gebäude in Asche gelegt, deßhalb trifft man fast lauter neue Häuser mit Ziegeldächern und nur zuweilen dazwischen noch ein altes, mit Stroh gedecktes. Die Straßen sind großenteils chaussirt und gekandelt und im allgemeinen gut. Schöne, weite Aussichten gewährt die Markung keine, dagegen streift an der südöstlichen Markungsgrenze das gegen Steinheim hinabziehende Wenthal, ein enges Trockenthal, worin große Juradolomitfelsen von abenteuerlichster Bildung hoch und frei aus dem grünen Thalgrund emporsteigen und samt ihrem reichen Pflanzenwuchse höchst malerische Anblicke bieten. Erdfälle kommen rings um den Ort vor, und beim Kitzinghof an der Falkenhalde befindet sich die schöne Falkenhöhle (s. hierüber den allgemeinen Theil, Abschnitt „Erdfälle und Höhlen“).

Mitten im Dorf liegt die evangelische Kirche auf einem Hügel im noch ummauerten Friedhof; sie besteht aus einem romanischen Thurm, einem östlich daran gebauten spätgotischen Chor und dem Langhause, das 1741 seine jetzige Gestalt erhielt; diese Jahreszahl steht über dem Südeingange. Das ganze Kirchlein giebt ein hübsches Bild, ist aber bedeutend verwahrlost. Der halbachteckig geschlossene Chor hat Strebepfeiler und gothisch gefüllle Fenster; der ziemlich starke zweistockige Thurm wird von hohem, vierseitigem Zeltdache bekrönt, zeigt an der Südwand des ersten Stocks ein schöngefülltes gothisches Fenster, und an der Nordwand des zweiten Stocks ein romanisches Doppelfenster.

Im Innern wird Thurm und Chor mit schönem Netzgewölbe bedeckt, das jetzt leider sehr dick übertüncht ist, noch aber schimmert die alte Bemalung mit farbigen Flammen hindurch. Die Gurten ruhen zum Theil auf großen Fratzenköpfen, eine der östlichen auf einem Schild mit dem Zeiten des Baumeisters und der Jahreszahl 1511, der Zeit der Erbauung des Chors. Der Triumphbogen ist spitz und, wie es scheint, aus einem Rundbogen verändert. An der Ostwand des flachgedeckten Schiffes findet sich ein zierliches Grabsteinchen des Eberhard Maximilian Vom Holz, † 1755. Die beiden Glocken sind verziert und haben die Umschrift: Anno 1782 gos mich Arnold zu Dinkelsbühl. Das Patronat zur evangelischen Pfarrei hat abwechselnd mit der Krone die Familie des † Kanzleiraths Steudel.

Die katholische Kirche zum h. Kreuz, ganz frei nördlich von der evangelischen gelegen, ward 1865/1866, nachdem die 1839/1840 erbaute abgebrannt war, in einfachem, modernem Rundbogenstile wieder errichtet und bietet wenigstens innen einen hellen, freundlichen Raum, | den Altäre, Heiligenbilder und Gemälde wohlthuend schmücken. Das weite Schiff ist rechteckig und flachgedeckt, der Chor innen halbrund geschlossen und zeigt in der Nische hübsche Fresken, die Anbetung der Könige und zu Seiten die Medaillons Christi und Mariä. Die drei Altäre sind neu, in gutem, modern gothischem Geschmacke gehalten; der südliche Seitenaltar besitzt einige gute Holzfiguren aus spätgothischer Zeit, Maria, S. Bartholomäus und S. Wendelin. An der Südwand des Schiffes hängt ein meisterhaftes Ölbild, der h. Sebastian, ein Bild der italienischen Renaissance des 16. Jahrhunderts. Auf dem Westgiebel der Kirche sitzt ein hölzerner Dachreiter mit drei neuen unzugänglichen Glocken. Die Unterhaltung beider Kirchen ruht auf der Gemeinde.

Das evangelische Pfarrhaus steht in gar traurigem Zustande südöstlich an der Kirche, es war früher das Amtshaus der Gutsherrschaft; seine Unterhaltungspflicht steht dem Grundherrn zu.

Das katholische Pfarrhaus, erbaut 1843, ein hübsches zweistockiges, steinernes Gebäude hat eine schöne, freie Lage südwestlich von der neuen Kirche; die Unterhaltung ruht auf der Kirchengemeinde.

Der katholische Friedhof liegt seit 1833 außerhalb des Ortes, früher war er neben der Mönhofkapelle, die von Michael Nuding 1767 erbaut, 1810–1840 als Pfarrkirche von der Gemeinde benützt wurde und jetzt zu einem Ökonomiegebäude umgewandelt ist.

Das Schul- und Rathhaus, erbaut 1865/1866, enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath drei Lehrzimmer und die Wohnungen für die beiden Schulmeister und den katholischen Lehrgehilfen. Eine Industrieschule besteht.

Der Ort hat kein Quellwasser, nur 9 Pump- und 23 Schöpfbrunnen; als Trinkwasser wird das von den Dächern aufgefangene Regenwasser benützt; bei längerer Trockenheit entsteht Wassermangel, dann muß das Wasser eine Stunde weit von der Heubacher Steige hergeholt werden. Im Ort sind zwei Wetten (Hülen) angelegt; auch die Markung hat weder Quellen noch Bäche und nur einige Hülen.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Bargau und Heubach, Lauterburg und Steinheim.

Bei den älteren Einwohnern besteht noch die kleidsame Volkstracht. Über 80 Jahre alte Personen giebt es gegenwärtig keine im Ort.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, sodann Handel mit dürrem und grünem Obst, Besen, Sämereien, Käse. Unter den Gewerbetreibenden sind die Schuster am stärksten vertreten, diese und die Schreiner arbeiten nach außen; ferner bestehen drei Schildwirthschaften und vier Kramläden.

Auch hat der Ort das Recht, alljährlich zwei Vieh- und Krämermärkte | abzuhalten, auf denen, namentlich mit Rindvieh, lebhaft gehandelt wird.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den minder günstigen; der begütertste Einwohner (auf dem Hof Röthenbach) besitzt 300 Morgen Feld und 25 Morgen Wald; im Ort hat der vermöglichste 60 Morgen Feld, der sog. Mittelmann 6 Morgen, die ärmere Klasse aber keinen Grundbesitz. Freiherr v. Wöllwarth besitzt auf der Markung ein 186 Morgen großes, meist zusammenhängendes Gut, das er in 7 Rotationen selbst administrirt und überdieß hat er einen eigenen Gutsverwalter im Ort.

In Folge der hohen Lage ist das Klima rauh, windig, häufig stürmisch, Frühlingsfröste, ja sogar Sommerfröste kommen ziemlich häufig vor, auch ist Hagelschlag nicht selten, obgleich der Bernhardusberg eine Wetterscheide bildet.

Die Bodenverhältnisse der großen, ziemlich ebenen Markung sind im allgemeinen mittelfruchtbar, und bestehen meist aus leichten, theilweise naßkalten, sehr kalkreichen Bodenarten, die mit unzähligen kleinen Jurakalktrümmern gemengt sind, welch letztere nicht selten den überwiegenden Bestandtheil bilden. Zuweilen ist der Boden naß, wie auf dem Röthenbach- und Kitzinghof, wo er sog. saures Futter erzeugt. Die Landwirthschaft wird gut, und von den Besitzern größerer Güter rationell betrieben, wie denn auch verbesserte Ackergeräthe (ganz gegossene und Brabanter Pflüge, eiserne Eggen, Walzen, Repssäemaschinen, Dreschmaschinen etc.) allgemein Eingang gefunden haben. Die Düngerstätten sind zweckmäßig angelegt und die Jauche wird fleißig gesammelt; außer ihr und dem gewöhnlichen Stalldünger verwendet man noch Gips, Mergel, Kompost, Asche etc. Zum Anbau kommen vorherrschend Haber und Roggen, weniger Dinkel und Gerste, Kartoffeln, dreiblättriger Klee, Wicken, Reps, Flachs und Hanf; Reps bauen hauptsächlich die Hofbesitzer je 20 Morgen; er kommt nach außen zum Verkauf. Von den Getreidefrüchten können nur einzelne stark Begüterte nach außen absetzen, während viele Einwohner noch Früchte von außen beziehen.

Der Wiesenbau ist unbedeutend und nur die um den Ort gelegenen Wiesen liefern gutes, die übrigen, namentlich die zu den Parzellen gehörigen, mittelmäßiges, häufig saures Futter.

Wegen des rauhen Klimas gedeiht das Obst nicht.

Die Gemeinde hat keine Waldungen und auf den vorhandenen Weiden haben der Freiherr v. Wöllwarth und die Familie des † Kanzleiraths Steudel das Weiderecht und die Pferchnutzung; ersterer darf 300, letztere 70 Stück Schafe laufen lassen. Die Hofbesitzer auf den Parzellen haben eigene Weiden.

Die Pferdezucht ist unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht gut, jedoch steht sie wegen Mangels an Wiesen den nicht auf der Alb gelegenen | Orten nach; man züchtet die Limpurger und Leinthaler Race, wozu zwei Farren aufgestellt sind. Herbstaustrieb findet theilweise noch statt. Der Handel mit Vieh und die Mastung ist unbedeutend. Freiherr v. Wöllwarth hält einen sehr schönen Viehstand, worunter 50 Paar Ochsen, die für den Verkauf aufgemästet werden.

Schafzucht wird theils von Privaten, theils von einem fremden Schäfer getrieben; im Ganzen laufen mit Einschluß der Parzellen 600–700 Stück Bastardschafe auf der Markung.

An Stiftungen zur Unterstützung der Ortsarmen sind für die evangelischen 180 fl. und ebensoviel für die katholischen vorhanden.

In dem 1/2 Stunde südlich vom Ort gelegenen Kollmannswald (s. auch unten) finden sich Spuren von der abgegangenen Kollmanns-Kapelle; hier wohnte bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts ein Waldbruder, der in einem strengen Winter wegen zu tiefen Schnees nicht mehr in das Ort gelangen konnte und Hungers gestorben sein soll. Nach der Legende wurde der heilige Kollmann auf einer Pilgerreise ins gelobte Land von den Östreichern aufgefangen und an einem dürren Baum gehenkt; alsbald fing der Baum wieder an zu grünen und auszuschlagen. In Böhmenkirch hatte man einen Kinnbacken dieses Heiligen. Da geschah es, daß zwei Grafen mit ihren Pferden verirrten und endlich nach Böhmenkirch kamen. Aus Dankbarkeit stifteten sie die Kollmanns-Kapelle und der Heilige wurde der Schutzpatron der Pferde; ihm zu Ehren wurde am Pfingstmontag ein Pferdeumritt gehalten und dabei sein Bild ausgestellt. Als man die Kapelle abbrach, wurde das Bild in die Kirche nach Böhmenkirch gebracht. Es wird noch immer am Pfingstmontag eine Feier in dem Kollmannswald abgehalten; allein der Pferdeumritt besteht nicht mehr (Meiers Sagen in Schwaben, Th. I. S. 318).

Etwa 1/4 Stunde südlich von Bartholomä kommt die Flurbenennung „Bärenweiler“ vor, was auf einen abgegangenen Ort hindeutet.

Der ursprüngliche Name dieses Dorfes ist Loubenhart, Laubenhart (als Name eines Hügels beim Dorf noch erhalten), wie es noch 1484 und 1492 in Urkunden genannt wird (s. z. B. Braun, Geschichte der Bischöfe von Augsburg, I. 548). Die Kirche dabei zum h. Bartholomäus kam aber besonders durch einen auf St. Bartholomäi gehaltenen Markt so sehr in aller Mund, daß der ursprüngliche Name allmählig vergessen wurde.

Das Dorf scheint von altersher eine Zubehörde der Burg Lauterburg (Oberamts Aalen) gewesen zu sein und wenn auch die Herren v. Rechberg das Patronatsrecht besaßen, z. B. 1484–1492, so waren doch die Herrn v. Wellwart auf Lauterburg die ältesten nachweisbaren Grundherrn, welche auch behaupteten, sie erst haben den Markt von Essingen weg nach Bartholomä verlegt, weßwegen | sie ihn nach 1638 wiederum zurückverlegen wollten. In den Bedrängnissen des 30jährigen Kriegs verkauften nemlich die Herren

v. Wellwart ihren Marktflecken auf dem Aalbuch St. Bartholomäi an den Ulmer Patricier Hans Jacob Schad 1638. Weil aber Ulm von seinen Bürgern die Contribution ihrer Besitzungen forderte und auch der Ritterkanton Kocher die Steuer ansprach, so gabs Zwistigkeit, um so mehr, weil der Ort halb verbrannt sei. Darum erklärt sich die Ritterschaft bereit zu warten, bis der Ort wieder aufgebaut und mit Unterthanen besetzt sei. Die Schweden sollen so schlimm gehaust, Kaiserliche einmal den ev. Pfarrer erschossen haben; 3 Steine 4′ hoch beim Anfang des Wenthals bezeichnen den Platz. Noch 1682, nachdem E. A. v. Wollmershausen zu Amlishagen den Ort gekauft hatte, lagen viele Güter öde und war ein Theil der Häuser abgebrannt, Kirche und Pfarrhaus baufällig. Beim Aussterben der Herren v. Wollmershausen 1708 fiel auch Bartholomä an die weiblichen Erben und zwar zunächst an die Tochter Sofie Charlotte, verwittwete Gräfin von Pappenheim, welcher es jedoch bald ihr Schwager F. E. vom Holz zu Alfdorf streitig machte, indem jene blos den usus fructus nicht den vollen Besitz erhalten habe. Nach dem Tode der Gräfin erwarben die v. Holz 1740 auch die Ansprüche des dritten Schwagers, General v. Clengel, und wurden die Alleinbesitzer des Ritterguts, auf welchem in dieser Zeit zahlreiche Schutzgenossen aufgenommen wurden, welche je ein Häuschen ohne Grundbesitz bekamen, vom Hausirhandel hauptsächlich und etlichen Gewerben sich nährend. So entstand die katholische Bevölkerung der vorher blos evangelischen Gemeinde, welche der Sage nach ehemals nur 7 Häuser zählte. In Folge einer Überschuldung ergriff zuletzt die v. Holzische Creditorschaft Besitz von den allodialen Gütern und Bartholomä kam an Legationsrath Pistorius und zuletzt an † Kanzleirath Steudel.

Außer vielen Kriegsdrangsalen, indem die Straße aus dem Remsthal nach Heidenheim über Bartholomä führte (1701 Plünderung durch die Franzosen), wurde der Ort häufig von Brandunglück heimgesucht, 1754 (5 Gebäude), 1758 (11), 1785 (2), 1845, 1849, 1865. Die Strohdächer hauptsächlich verursachten früher die weite Verbreitung des Feuers.

Das Alter der Kirche und Pfarrei ist nicht bekannt; vielleicht war sie ursprünglich Filial einer rechbergischen Pfarrei, weil die Herren v. Rechberg das Patronat besaßen, z. B. 1476, welches später in die Hände der Wellwart’schen Gutsherrschaft kam. 1484 war Martin Schöllkopf, Pfarrer, zum Kapitel Lorch gehörig.

Die Herren v. Wellwart reformirten und ihre Unterthanen zu Lauterburg waren Filialisten, wurden aber beim Verkauf 1638 nach Essingen gewiesen.

| Die katholische Pfarrei war auf dem Mönhof entstanden (s. d.), 1839–1840 erst wurde im Hauptort Bartholomä (dessen Katholiken vorher nach Lautern gepfarrt waren) die katholische Kirche erbaut, 1865, 30. April, durch Brand zerstört und 1865/1866 wieder aufgebaut.

Die evangelische Kirche ist 1831 renovirt worden. Wegen Abgang des Pfarrhauses wurde die Pfarrei lange von Lauterburg aus versehen. Den Proceß über Herstellung eines Pfarrhauses hat der Grundherr verloren.

Das bedeutendste Hofgut in Bartholomä war das einstige Adlerwirthsgut, welches 1847 die Herren v. Wellwart erkauften, denen auch die große bis an Bartholomä hinanreichende Lauterburger Heide gehört. Auf dieser wurde einst von Bartholomä aus eine (abgebrannte) Ziegelhütte gebaut, wodurch deren Areal allmählig als Exclave zur Gemeinde Bartholomä kam. Im Jahr 1813 wollten verschiedene unruhige Leute in Bartholomä die ganze Haide als Bartholomäer Gemeindegut in Anspruch nehmen und brachen einige nächstgelegene Theile um, wurden aber gerichtlich zurückgewiesen. Nachher überließen die Herren v. Wellwart einen Bezirk pachtweise an die Gemeinde, mit welcher auch die gegenseitigen Weiderechte gütlich ausgeglichen worden sind. Nach einem Vergleich von 1612 durften die Wellwart 300 Schafe schicken, Bartholomä nur 70.

Der Markt am Sonntag nach Bartholomä war besonders ein sehr bedeutender Viehmarkt mit Rindvieh, Pferden und Schweinen, abgehalten auf der Heide, der Krämermarkt im Orte. Ein zweiter Markt besteht jetzt am 28. Oktober.

Zu der Gemeinde gehören:

b) Hesselschwang, mit einem 325 Mrg. großen arrondirten Gut, das der Eigenthümer Robert Hutten rationell bewirthschaftet, nur etwa 10 Minuten südwestlich vom Mutterort gelegen, ein ansehnlicher Bauernhof, von dem indessen nur das Wohnhaus mit Ziegeln gedeckt ist, die übrigen Gebäude haben Strohdächer; zweimal ist der Hof in unserem Jahrhundert abgebrannt. Abgetrennt wurde der neu erbaute, schön gelegene sog. Karlshof.

Hesselschwang (1476 Hetzelschwang) gehörte dem Kloster Anhausen, zur Pflege Gussenstadt, aber auch Kl. Königsbronn machte Ansprüche auf Weidrechte u. dgl., und das nahe württemb. Klosteramt Königsbronn übte wohl die Obrigkeit.

c) Holzwartenhaus, beim Kitzinghof gelegen, war ehemals gmündisch. Der Name gibt an, wozu dasselbe (in neuerer Zeit erst) gebaut wurde.

d) Kitzinghof, liegt 1/2 Stunde westlich von Bartholomä, unfern der Straße nach Bargau und Gmünd. In der Nähe des Orts befinden sich mehrere Hülben und Erdfälle.

| Der Kitzinghof – Kitzingshof u. dgl. – „auf dem Westerfeld gelegen, 1484“, war Mittelpunkt und Hauptort der vom Augustinerkloster zu Gmünd auf dem Aalbuch (s. S. 306 ff.) erworbenen Güter und Rechte. Das Kloster kaufte 1484 von der Heiligenpflege in Bartholomä das Recht, daß der Inhaber des Hofs auf ewige Zeiten vom Griesbronnen Wasser holen dürfe mit Leuten und Pferden. Der Bronnen hatte früher den Augustinern zugehört und war von ihnen dem St. Bartholomäus verkauft worden. 1539 verkaufte das Kloster seine Viehwaid auf den Aalbuch, Kitzing genannt, mit dem Siegelberg, Kaltenfeld, Kallenberg, Zwerenberg, Falkenberg, Hinter- und Vorder-Segelen an den Spital, welcher z. B. 1612 einen Meisterknecht da bestellte. Wegen Ausstockens gabs Differenzen mit Ulm, in dessen Forst der Utzweiler Wald, Falkenberg, der Leserin Holz und das rothe Reisach liegt, 1595, und mit dem Forstamt Heidenheim; mit Wellwart wegen Jagdschaden z. B. 1655 u. dgl. m. Heutzutage besteht neben dem alten Kitzinghof, jetzt Weiler, der sog. äußere Kitzing an der Straße von Bartholomä nach Bargau.

e) Möhnhof, etwa 1/4 Stunde westlich vom Mutterort an der Vereinigung der von Heubach und von Bargau herkommenden Straßen gelegen. Mit Ausnahme des Hauptwohnhauses sind die übrigen Gebäude (einige kleine Wohngebäude und die Ökonomiegebäude), sogar die ehemalige Kapelle mit Stroh gedeckt. Brunnen sind keine vorhanden, sondern nur, wie auch in den übrigen Parzellen, Cisternen und Hülben. Zum Hof gehört ein 200 Morgen großes arrondirtes Gut, das Eigenthum des M. Kranz ist.

Der Möhnhof oder Minhof hieß ehemals zum Trontal oder Trontelhof und gehörte zur Rechbergischen Herrschaft Bargau. 1476 bestand er aus Haus und Stadel mit einem Schorgarten u. s. w. Der Lehensbauer gab für den Hof und die große Waide 20 fl. jährlich und 10 fl. zur Abfahrt oder Weglosin. 1536 gabs Waidstreitigkeiten mit Heubach und 1544 kam der Hof mit Bargau (s. d.) an Gmünd. Wellwart-Lauterburg war im Besitz einer Gült und des alten und Noval-Zehnten, überließ ihn aber 1574 gegen eine feste Freigült an das Spital zu Gmünd. Württemberg, als Besitzer von Heubach und Königsbronn, unterhandelte 1603 über den Ankauf des Mönhofs, erlangte aber erst 1802 die Oberhoheit.

Um den katholischen Bewohnern Gelegenheit zu katholischem Gottesdienst zu geben, erbaute der Beständer[ws 1] Michael Nuding 1767 eine Kapelle und Dekan Schedel zu Schechingen stiftete 1767 und 1773 je 2000 fl. zur Fundirung eines geistlichen Beneficiums, wozu den Gmünder Magistrat zwei Malter Dinkel, vier Klafter Holz und zwei Tagwerke zu einem Garten gab. Zur innern Einrichtung der Kapelle und zum Bau eines Beneficiathauses wurde eine Collecte veranstaltet. Diese Curatie ist 1810 zur Pfarrei erhoben worden, welche | die Katholiken auf dem Aalbuch, in Steinheim und Weiler i. B. umfassen sollte. Nach Bartholomä verlegt 1840. Der Mönhof brannte ab 1789. Von der Stadt ist er an Privatleute zu eigen verkauft worden und kam in verschiedene Hände, Ökonomierath v. Horn, v. Starkloff u. a.

f) Röthenbach, liegt 1/2 Stunde südwestlich von Bartholomä an der Straße nach Weißenstein; hiezu gehört ein 550 Morg. großes Gut, das mit Ausnahme eines kleinen Theils, welcher einigen Bürgern von Bartholomä und Böhmenkirch gehört, Eigenthum von zwei Besitzern ist. Ein gräflich Rechbergischer Forstwart hat hier seinen Wohnsitz.

Die Mäder des Namens Röthenbach, 100 Jauchart, wurden 1529 von Wolf v. Rechberg an Ulm vertauscht und in Folge davon eine Niederlassung gegründet. Die Grenze gegen das Gmündische ist 1577/1578 versteint worden, doch gabs noch Streitigkeiten über die Weide und, z. B. 1592, das Ausstocken auf dem Aalbuch. Es saß zu Röthenbach ein Ulmischer, nachher als Ulm bayerisch geworden, ein bayerischer und nach Unterbrechung ein württemberger Förster.

g) Ziegelhütte, liegt getrennt von der Gemeindemarkung, 1/8 Stunde östlich vom Mutterort.

Südöstlich liegt der Kollmannswald, so benannt von einer St. Kolomanskapelle, welche auf der „Kappeleshalde“ gestanden, neben welcher in einer Klause lange Zeit Waldbrüder lebten.

Der Wald gehörte nach Lauterburg, Jörg Reinhard v. Wellwart aber verkaufte 1569 den circa 800 Jauchart großen Wald und die Mäder und Wasserhülbe zunächst an Röttenbach, samt den zwei Heuscheuern, um 22.000 fl. an die Stadt Ulm, frei, ledig. Die Kapelle, soweit der Dachtrauf reichte, gehörte den Herren v. Rechberg-Weissenstein. Wellwart behält sich auf den Mädern den Winterwaidgang vor und wenn sie zu Äckern gemacht werden, soll der Zehnte nach Bartholomä gehören; Waldrodungen gehören Ulm.

Die Kapelle, wohl eine Rechberg’sche Stiftung, wurde 1800 abgebrochen und das Bild darin nach Böhmenkirch gebracht. Ulm hatte den Rechbergen 1579 durch Vertrag ein Plätzlein überlassen, nur sollte da kein Kram (bei Wallfahrten) gestattet sein.

Röthenbach und Kollmannswald wurden von Bayern als eine Dotation hingegeben und von den Grafen v. Rechberg erkauft.

Der Aalbuch (die Höhe der Alb zwischen dem Lauterthal, Kocher- und Brenzthal, dem Nordabfall und ungefähr der alten Straße von Böhmenkirch nach Steinheim und Heidenheim) gehörte wohl ursprünglich zur Herrschaft Lauterburg den Pfalzgrafen von Donauwört und Dillingen. Darum stifteten sie 1143 zum Kloster Anhausen, u. a. auch Irmboldes-, d. h. Irmannsweiler, Erchenbrechtsberg, | Machalmswilare, Wenelenwilare (damit hängt wohl das Wenthal zusammen), Hohensol (abg. bei Bibersol), Loueswilare (ein Loosbuchwald südlich von Irmannsweiler), Babenwang (Wald Bawang zwischen Irmannsweiler und Zang), Chorben (Korbenhof). Aus denselben Händen wahrscheinlich bekam das Kloster Roggenburg Güter zu Alt- und Neu-Hohenberg (Wald Hochberg, nordwestlich von Steinheim), Felgenhof (Wald nördlich vom Hochberg), Enzenriß und Berchtenbühl, welche 1367 um 450 Pfund an Kloster Königsbronn verkauft wurden. In Wellwartischem Besitz werden genannt: Wetigsweiler, Ballstetten und Amässbühl (Amertsbühl, ein Theil der Heide bei Lauterburg). Dem Kloster Königsbronn wurde 1303 geschenkt u. a.: Spikisol und Wickarsberg (wo auch eine Burg gestanden), Utzmannsweiler, Hermannsweiler. Auch von einem Klösterlein „Rechenzell auf dem Albuch“ samt Adelgolzweiler, Geroldsweiler, Hitzingsweiler und Westheim ist die Rede; Oberamt Heidenheim S. 248, 247, 285.

Im nordwestlichen Theil des Aalbuchs erstreckte sich die Rechbergische Herrschaft Bargau bis über den Mönhof (s. d.) und eben da tauschte Rechberg vom Kloster Lorch die Waide Heußlins- oder Heußlersberg ein 1530, eine Lokalität Ulrichsweiler wird häufig genannt (im Ulrichsweiler- oder Utzenberg stand 1476 ein Bildstock) und einmal eine Reutin der süße Bühl 1578.

Verschiedene Gmünder Geschlechter, Vener, Thaler, Rinderbach, Klebzagel u. a. hatten Besitzungen auf dem Aalbuch, z. B. 1413 zwei Gütlein, genannt Westerfeld (s. Kitzinghof), welche vom Augustinerkloster zu Gmünd 1425 und 1431 gekauft wurden. Ebenda lag 1423 Engelbolds von Heubach Gut und ein Engelbolzweiler (beim Kitzing) kaufte 1370 Conrad der Schultheiß, Bürger zu Gmünd. Das Augustinerkloster hatte aber schon 1365 Gülten gekauft und 1373 ein Gut auf dem Aalbuch, auf Westerfeld, Falkenberg, Zwerenberg, Segelen, Kalenberg und 1433 kaufte es von der Maria Magdalena Caplanei deren Antheil an den Gütern und Weiden auf dem Aalbuch. Dem Spital zu Gmünd gehörte z. B. ein Gehölz beim Falkenteich 1575. Das Kloster Lorch verglich sich 1539 mit dem Augustinerkloster über Viehhaltung auf der Sommerwaide Westerfeld, mit Übertrieb im Kallenberg. Keine weitere Spur ist uns begegnet von den Gütern auf dem Aalbuch – Leyntallin, Kraftshof und Luftweiler, welche 1389 der Gmünder K. Bissinger an E. Funk um 60 Pfund, und dieser 1390 um 80 Pfund an Hans v. Urbach verkaufte.

Die Jagd und das Forstrecht auf dem Aalbuch war nach den Dillinger Pfalzgrafen an die Grafen von Helfenstein gekommen, welche auch Grundbesitz da hatten. Ihnen folgten theils die Württemberger mit der Herrschaft Heidenheim, theils die Reichsstadt Ulm. An diese verkaufte Wolf v. Rechberg zu Weissenstein 1529 seinen Hof zu | Steinheim, Kerben und 100 Jauchart Mad, das Röttenbach genannt; er erhielt dagegen das Recht, in dem Ulmer Forst zu jagen lebenslang von Steinheim bis Felgenhof, Wolfsteig, Bartholomä, Bargen, Weiler, Degenfeld, Weissenstein, Böhmenkirch, Söhnstetten, Sontheim, Steinheim.

Auch Münster in seiner Cosmographie kannte den Aalbuch und daß Jagd und Viehzucht da betrieben werden. Er schreibt: Der Aalbuch ist ein rauh Land, hat viel Haiden, Wälder, Holz, Vieh, Waid, Schäferei, Wildpret, wenig Korn und Haber. – Seitdem hat sich aber der Ackerbau ausnehmend gehoben.

Mit ihren Schweinen bis auf den Aalbuch zu ziehen, doch nicht über Nacht, hatten Bargau, Weiler i. B. und Waldstetten das Recht. Auf dem Horn war eine Hülbe, wo Kitzing, Weiler und Bargau treiben durften.

Die westlichste Spitze des Aalbuchs gegen Böhmenkirch, Weissenstein und Degenfeld mit Rupertsstetten blieb Rechbergisch und 1575 bis 1577 wurde die Grenze gegen das Gmündische regulirt. Doch blieben Zweifel übrig, so daß – als auf dem Spitzberg eine große Wallfahrt entstand, weil 1728 ein krüppelhafter Zigeunerknabe und eine stumme Person Heilung gefunden hatten, erst untersucht werden mußte, auf welchem Gebiet das errichtete Kirchlein stand. Es war das Rechbergische, wo nun ein Wirthshaus 1729 und 1730 eine neue größere Kirche gebaut wurden. Seit das 1806 wieder abgebrochen worden, ist nur der Name Bernhardusberg und ein Steinbild übrig geblieben.

Nicht zu erforschen war, wo die Burg „Michelstein auf dem Aalbuch“ gestanden ist. Könnten nicht am Ende die auf dem Hohenberg hinter Heubach sich findenden Rudera (Gräben, Schutt und Ziegelsteine, selbst von Kellern redet noch Sattler) von jener verschwundenen Burg herstammen? Im Jahre 1333 heißt Conrad von Bebingen in zwei Urkunden „von Michelstein“.

Eine andere Spur mag die Urkunde von 1416 bieten, wo Fritz v. Schnaitberg an Georg v. Wellwart verkauft einen Theil des Gutes, „Mittelberg“ genannt (zwischen Lauterburg und Heubach liegt der Mittelberg) und des Hölzleins „unter dem Stein“, samt Zubehörden in Lautern.


Anmerkungen Wikisource:
  1. Beständer, hier vermutlich Pächter


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