Beschreibung des Oberamts Hall/Kapitel B 13

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 12 Beschreibung des Oberamts Hall Kapitel B 14 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
13. Gemeinde Michelfeld,
bestehend aus 11 Parcellen mit 1276 Einwohnern.
Der Gemeindebezirk hat nur zum kleineren Theile eine ebene Lage; größern Theils gehört er der nordwestlich hereinragenden waldenburger Höhe an. Er grenzt westlich an das Oberamt Weinsberg, nördlich und nordwestlich an das Oberamt Oehringen, ist zwei Stunden lang und 11/2 Stunden breit und von Norden nach Südosten von der Bibers durchflossen, welche ein schönes, bei Gnadenthal beginnendes und bei Michelfeld ausmündendes Wiesenthal, das s. g. Michelfelder-Thal bewässert. Ebenso ist der Bezirk seiner ganzen Länge nach von der von Stuttgart über Backnang nach Hall führenden Staatsstraße durchschnitten. Die Gemeinde hat 1836 die Vicinalstraße nach Bibersfeld und von 1842 bis 1846 eine kunstgemäß angelegte Straße nach Gnadenthal | mit einem Aufwand von 7500 fl. gebaut, woran die Amtskörperschaft statutenmäßig die Hälfte trägt. Ebenso hat sie in neuester Zeit eine Straße vom Landthurm über den waldenburger Höhenzug nach Neunkirchen zur Verbindung mit Waldenburg angelegt. Der Bezirk ist mit sehr gutem Wasser hinlänglich versehen. Durch das Beispiel der rationellen Landwirthe in Heimbach finden neuere Kulturen Eingang und wird auch die Brache, in welcher bis jetzt nur rother Klee und Kartoffeln gezogen werden, mehr Anbau finden. Durch den Betrieb der Landwirthschaft, namentlich der Rindvieh- und Schwein-Zucht, finden die Einwohner ihr gutes Fortkommen. Wie bedeutend der Stand des Rindviehs ist o. S. 75 erwähnt. Die Gewerbe sind unbedeutend.

Die Gemeinde ist dem Forstamt Comburg zugetheilt. Sämmtliche Zehenten, mit Ausnahme des der Pfarrei Michelfeld zustehenden kleinen, Heu- und Blut-Zehentens, bezieht der Staat; in Eichholz, Heimbach und Rinnen wegen der Johannitercommende, in den übrigen Orten wegen Comburgs. In Michelfeld, Neunkirchen und Rinnen ist die Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, in Forst diese und das fürstliche Haus Hohenlohe-Ingelfingen gefällberechtigt. Im Übrigen sind außer dem Staat die Stadtpflege und die Armenverwaltung Hall und einige haller Privaten an dem Bezuge der grundherrlichen Rechte betheiligt. An denen des Staats hat die Gemeinde seit 1817 einen Kapitalbetrag von 9652 fl. 4 kr. abgelöst. Ebenso haben Michelfeld, Rinnen und Neunkirchen ihre Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst schuldig gewesenen Frohnen im J. 1839 abgelöst. Eichholz und Rinnen sind nach Gnadenthal, Oberamts Oehringen, die übrigen Parcellen nach Michelfeld eingepfarrt. Schulen sind in Michelfeld und Neunkirchen. Bis zum Jahr 1803 waren Michelfeld mit Landthurm, Heimbach, Leoweiler, Molkenstein und Rothensteig dem hall’schen Amte Rosengarten, die übrigen Orte dagegen dem hall’schen Amte Kocheneck einverleibt.

a. Michelfeld, Pfarrdorf mit 383 Einw., worunter 1 Kath. und 47 Gemeinderechte, worunter zwei comburgische und ein hohenlohensches, die übrigen hallische, in Gemeinschaft mit Lindach (4), Blindheim (3 und 1 comb.) und Erlin (5), so daß für Michelfeld selbst 32 hallische, 1 hohenlohensches und 1 comburgisches übrig bleiben; mit zusammen 6203/8 Mrg. vertheilten und 1065/8 Mrg. unvertheilten Allmanden und Waldungen.

Der Ort liegt an der obengedachten frequenten Staatsstraße von Hall nach Stuttgart, eine Stunde südwestlich von Hall, am Fuße der sogenannten rothen Steige, und wird durch das Bibersflüßchen in zwei Theile getheilt; der rechtseitige Theil wird „im | Gellbach“ genannt. Der Ort erscheint, namentlich von der Steige herab, sehr reizend, und hat seit neuerer Zeit ein recht stattliches Ansehen. Der Orts-Etter wurde diesseits der Bibers 1840 mit einem Aufwand von 2000 fl. corrigirt und Kandeln angelegt. – Die Kirche zum heil. Michael ist sehr alt, aber zu klein und baufällig. Wegen eines Neubaues, in dessen Folge auch der Kirchhof außerhalb Etters verlegt werden wird, sind bereits Unterhandlungen eingeleitet. Wegen Comburgs hat der Staat die Baulast, die ihm auch an dem Pfarrhaus und an dem 1830 neuhergestellten Schulhaus obliegt. Außer einer Schildwirthschaft und einer Mühle ist kein Gewerbe erwähnenswerth.

Das Patronatrecht besitzt die Krone. Zum Pfarrsprengel gehören nicht nur sämmtliche Parcellen der Gemeinde, mit Ausnahme von Rinnen und Eichholz, sondern auch Bubenorbis mit Maibach und Starkholzbach. Die Schule wurde schon 1613 errichtet. Michelfeld hat das Recht zu zwei Jahrmärkten. Zu erwähnen ist hier noch, daß der Verfasser der S. 117 erwähnten Geschichte von Hall, Johann Albrecht Glaser, 47 Jahre lang hier Pfarrer war. Der große und der Heu-Zehente nebst dem von der ganzen Pfarrei war Domstift würzburgisch und wurde von diesem Stift 1409 an Hans v. Stetten mit der Erlaubniß verliehen, ihn zu versetzen oder zu verkaufen; 1468 versetzen ihn auch für eine Bürgschaftsschuld Leopold v. Selteneck, Götz v. Berlichingen und Zürch v. Stetten an Comburg. 1553 verschreibt ihn Würzburg dem Grafen Ludwig Casimir v. Hohenlohe auf 16 Jahre und 1575 kauft ihn Comburg von dem Domstift mit dem reinsbürger Zehenten um 18.000 fl.

Michelfeld wird urkundlich zum erstenmale in dem Vertrage genannt, den Kaiser Barbarossa der Hohenstaufe am 23. April 1188 mit König Alfons von Castilien abschloß, wodurch er seinem Sohne Herzog Conrad zur Wiederlage des Heirathgutes seiner Braut unter andern fränkischen und schwäbischen Gütern auch alodium in Michinvelt zu geben verspricht. (Perz, monumenta Germaniae. IV, 565.) Später finden wir den Ort zum größern Theil in den Händen der Edlen v. Michelfeld als limpurgisches Lehen, andere Theile hatten einige andere haller adelige Familien, wie wir hernach sehen werden, ebenfalls als limpurgische Lehen inne. Ein Gut, ohne Zweifel das vorgedachte, erscheint stets als Reichslehen. Die Besitzungen derer v. Michelfeld kamen, nachdem, wie wir sogleich finden werden, einer derselben in das Stift eingetreten war, nach und nach alle an Comburg und 1521 mit bischöflicher Bewilligung, mit Ausnahme der Schildwirthschaft (Schenkstatt), welche Comburg beibehielt, an die Reichsstadt Hall. | Im Jahr 1322 gab Bruder Conrad, genannt v. Michelfeld, Mönch zu Comburg, seine Besitzungen an Comburg, und 1330 verschenkte Wolfram v. Michelfeld in einer, von Burkhard Sturmfeder, Unterlandvogt Graf Ulrichs v. Württemberg, als er „saß zu Gericht an dem Landtag zu Wimpfen,“ ausgestellten Urkunde seinen Hof zu Michelfeld, eine Fischenz, das Schneidmannsgut, das Holz im Straiflensberg und all sein Gut zu Leoweiler, („Leuwenweiler“) Wizmannsweiler und Blindheim an Abt und Convent zu Comburg, absonderlich an Bruder Conrad v. Michelfeld Propst zu Nußbaum; 1342 und 1344 verkaufte Fritz v. Michelfeld seine Besitzung ebenfalls an Comburg; 1335 verkauften ebendahin Güter zu Michelfeld und Blindheim Wernher und Ulrich, die Schmaltreu und Seyfried Reinbott; 1327 verkaufte Heinrich Sulmeister seinen Hof an Heinrich v. Tullau und Walther und Heinrich Veldner, und in demselben Jahr übergab an die letztern Utz v. Gailenkirchen seine von dem römischen König innehabende Lehenschaft über dessen Hof, womit dann Heinrich von Tullau von dem König belehnt ward. Im Jahr 1371 verkauften Beringer Berler zu Tullau und Egon Kleinkonz denselben an Comburg; 1405 ebendahin Dietrichs v. Veinau Wittib einen Hof, darauf sie bisher gesessen. Alle diese comburgischen Besitzungen kamen 1521 an Hall, wohin 1523 Veit v. Rinderbach das Seinige ebenfalls veräußerte, nachdem er es vorher von Limpurg zu eigen gemacht; auch verkauften 1589 Martin Friedrich und Erasmus Schlez ihre Gülten und Christoph v. Hohenstein 1611 sein limpurgisches Lehen an die Reichsstadt. Außerdem bemerken wir noch Folgendes: Im Jahr 1348 verkaufte Hans Sulmeister ein Gut an Conrad v. Bachenstein; 1360 Anna, Hermann Lechers Wittwe ein Gut an Kraft v. Heimberg; 1448 Ulrich Sieber ein Gut an Conrad Keck, und dieser 1456 an Peter Geyer. Dieses scheinen die Lehengüter zu seyn, von welchen die haller Privaten noch Gefälle zu beziehen haben. – Die Gefälle der Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg werden vom Kloster Gnadenthal herrühren. Mit dem Hof zu Michelfeld wurde 1473 von Graf Albrecht v. Hohenlohe Endris v. Münkheim belehnt; mit dem Tod Utz v. Münkheim fiel er aber 1507 der Lehensherrschaft wieder heim. Er gehört hienach wohl zu dem spätern senft’schen Lehen.

1

Die vorerwähnten Edelleute von Michelfeld hatten ihre Burg mitten im Dorf auf einem Hügel, nahe an der Bibers. Eine zweite soll, nach Glaser, unten im Dorfe gestanden haben. Von Ersteren sind noch zu bemerken: 1213 Berthold Abt zu Comburg; 1216 Cunradus, miles (Wibel a. a. O. III. S. 37); 1270 Wolfram im Stift Oehringen; 1288 Gertrude v. Veinau, Heinrichs v. Michelfeld | eheliche Wirthin (Wibel a. a. O. II. S. 179); 1298 Sifridus (ebenda S. 127); 1307 Wolframus (ebenda S. 257); 1343 Conrad v. Michelfeld, Agnes v. Gebesettel, nennt ihn ihren Bruder (ebenda S. 193); 1345 Fritz; 1325 werden Conrad und Wolf Graven v. Michelfeld genannt, in einer Verkaufsurkunde zwischen Friedrich v. Ramsbacheck und Conrad v. Schrozberg, Domherren zu Würzburg und Werner Schmaltreu wegen einer Gülte zu Michelfeld; 1372 und 1383 Göz, als Verkäufer des Mühlgrabens und der Mühlstatt zu Ober-Münkheim an Kraft v. Heimberg (s. auch Erlin); 1364 Trigels (Hanselmann a. a. O. S. 94); 1396 und 1398 Seifried und Conz, Brüder (Wibel a. a. O. II. S. 340); 1420 Seifried der jüngere, sein Sohn (ebenda S. 175). Mit Seifart, der 1421 alle seine Güter zu Laubach, Neideck u. s. w. an Conrad von Weinsberg gegen ein Leibgeding verkauft, scheint das Geschlecht ausgestorben zu seyn; denn 1456 verkauft, nebst andern Besitzungen zu Michelfeld Hans Winkler zu Michelfeld den dortigen Burgstadel an Peter Maier und 1490 Catharine Herling, Peter Geyers Wittwe, denselben an den Rath zu Hall, wohin 1502 auch Matheus v. Rinderbach eine Vorgeldgült auf dem Burgstadel zu Michelfeld abgab. Der letztere hatte damals in Michelfeld seinen Sitz. Der letzte hier angesessene Adelige war Junker Fürderer 1573. Im Jahr 1623 war das Schlößchen bereits in bürgerlichen Händen.

Die Pfarrei ist alt. Den Pfarrsatz hatte Comburg schon 1248 von dem Domstift Würzburg inne, mußte ihn aber wie den von Reinsberg 1287 an Würzburg abtreten, welches ihn erst mit dem Zehenten an Comburg wieder abgab. Im Jahr 1282 war Friedericus de Bilriet (Menken a. a. O. S. 402) und 1307 ein Heinricus, plebanus in Michelfeld (Wibel a. a. O. II. S. 254).

b. Blindheim, früher Plintheim, Weiler mit 41 Einwohnern und drei hallischen und einem comburgischen Gemeinderecht, in einer Vermögensgemeinschaft mit Michelfeld, liegt oberhalb der rothen Steige links abgelegen von der oben erwähnten, vom michelfelder Landthurm nach Neunkirchen und von da über das gnadenthaler Forsthaus auf dem waldenburger Höhenzug nach Waldenburg führenden Straße.

Unter der Schenkung Wolframs v. Michelfeld 1330 und unter dem Verkauf Werner und Ulrich Schmaltreus 1335 an Comburg befinden sich auch mehrere Lehen zu „Plinten“ und „Plinthaim.“ Im J. 1521 verkaufte Comburg vier Gütchen an Hall. Das weitere Gemeinderecht Comburgs, aus zwei Lehen bestehend, rührte von dem Kirchensatze von Michelfeld her.

Gegen Michelfeld hin lag noch 1682 ein See.

| c. Eichholz, Weiler mit 16 Einw., im Gemeinderechtsverhältniß mit Rinnen; liegt auf der linken Seite des Bibers, auf einer Anhöhe unterhalb Rinnen, nicht weit von Gnadenthal, und war früher nach Gottwolshausen eingepfarrt, gehört aber seit 1812 nach Gnadenthal in Kirche und Schule. Der Ort hatte früher einen eigenen Schullehrer für Rinnen und Eichholz.

Im Jahr 1564 verkaufte Graf Casimir v. Hohenlohe seine Besitzung an den Rath zu Hall, welcher nach einem Vertrag von 1541 die niedere Gerichtsbarkeit hierüber längst inne hatte.

d. Erlin, früher zu den Erlin oder Erlen, Weiler, mit 26 Einw. und fünf hallischen Gemeinderechten in einer Vermögensgemeinschaft mit Michelfeld; liegt an der Straße von Michelfeld nach Gnadenthal am Fuß des waldenburger Höhenzugs, auf der rechten Seite der Bibers.

Unter den Schenkungen Wolframs v. Michelfeld an Comburg 1330 waren auch seine Besitzungen zu Erlin. Göz v. Michelfeld verkauft 1372 an die Nicolauskapelle zu Hall ein Gut „zu den Erlin;“ 1430 verkauft Hans v. Stetten zu Sanzenbach gesessen, seine Besitzung an Seitz Keller zu Steinwag, welcher sie 1431 an Comburg vergabt, und 1521 verkauft Comburg seine Gefälle an die Reichsstadt, die auch 1532 von Anselm Nagel von Eltershofen ein Gut kaufte.

e. Heimbach, Weiler mit 75 Einw., worunter vier Kath. und neun Gemeinderechten, worunter vier hallische und ein vormals commenthurisches, und 96 Mrg. 31/2 Vrtl. vertheilten und 24 Mrg. unvertheilten Allmanden und Waldungen; liegt 1/2 Stunde von Hall links an der von Hall nach Stuttgart führenden Staatsstraße an der neugebauten sogenannten Hofklinge. Es ist seit einer Reihe von Jahren der Sitz gebildeter Landwirthe, welchen die Nähe von Hall in manchfachen Beziehungen zu gut kommt. Eine Capelle ist 1573 zerfallen. Der Ort war früher Filial von Gottwolshausen.

Im Jahr 1300 verkauft Rüderich v. Heineberg ein Haus zu Heinebach an die Johannitercommende zu Hall, und ebendahin 1335 Eberhard Philipp, Schultheiß zu Hall, einen Hof, welchen die Commende 1789 wieder verkaufte; 1407 verkaufte Hans Mangold zu Nördlingen seine Güter an Conrad v. Rinderbach, und 1523 Veit v. Rinderbach solche an die Reichsstadt Hall, die 1481 von Göz v. Bachenstein auch Gülten erwarb.

Auch Heimbach hatte seine eigenen Edlen. Ihre Burg, Wiesenstein genannt, soll hinter Heimbach, gegen Michelfeld, gestanden haben. Sie kommen in den Urkunden theils mit dem Namen Heimberg, theils mit dem Namen Heimbach vor. Im Jahr 1253 finden wir Kraft v. Heimberg (Hanselmann, dipl. Beweis I. S. | 410. dipl. 43); in demselben Jahr Conrad; 1270 Conrad v. Heinenberc (Wibel a. a. O. II. S. 83); 1300 (s. o. S. 230) Rüderich v. Heineberg, 1300 Sifried und Heinrich v. Haynbach; 1340 Kraft v. Haynberg; (Hanselmann a. a. O. S. 594 und 595); 1343 Seiz v. Heimbach zu Hall gesessen; 1379 bis 1386 Kraft v. Heimberg und 1386 Anna v. Sanzenbach, seine eheliche Hausfrau; 1393 bis 1414 Ulrich v. Heimberg; 1588 Mathias Heinberger, Städtemeister von Hall. Die Herrngülten, welche haller Privaten zu Heimbach von fünf Gütern zu beziehen haben, sind weinsberger, nun württembergische Vasallen-Lehen.

f. Lindach, mit vier hallischen Gemeinderechten im Gesammt-Eigenthum mit Michelfeld, bestehend aus folgenden Parcellen:

aa. Leoweiler, früher Löwenweiler und Lehenweiler, Weiler mit 22 evang. Einwohn., theilt sich in Ober- und Unter-Leoweiler und liegt links unterhalb der rothen Steige, 1/2 Viertelstunde westlich von Michelfeld. Die Stadtpflege Hall ist ausschließlich gefällberechtigt.

Daß Wolfram v. Michelfeld seine Besitzungen zu Lindach 1330 an Comburg vergabte, haben wir schon bei Michelfeld gesehen, und 1402 verkaufte ebendahin Friedrich, der Stadtschreiber zu Hall, sein dortiges Gütchen; 1521 aber verkauft Comburg die Gefälle von sechs Gütern an Hall und ebendahin 1532 Anselm (Nagel) v. Eltershofen drei Güter, nachdem von Fritz und Eberhard Nagel 1415 und Eberhard Nagel 1483 ebenfalls Besitzungen durch Kauf erworben worden waren.

bb. Lindachshof, Hof mit 11 evang. Einw. 1/2 Viertelstunde südwestlich von Michelfeld.

cc. Molkenstein, ein Hof mit 7 evang. Einw., südwestlich 1/4 Stunde von Michelfeld, an dessen Stelle einst ein Burgstadel stand, den 1442 die v. Morstein inne hatten. Im Jahr 1523 wird von Wilhelm v. Witstatt, genannt Hagenpach und Sigmund v. Morstein Molkenstein dem Rath in Hall zu Lehen aufgesagt, und 1529 verkauft Gabriel Sanwald den Sitz zu Molkenstein, den er inne gehabt und der dem Rath gültet, an Michael Seiboth. Wessen Stammsitz die Burg gewesen und wann sie zerfallen, ist unbekannt.

dd. Rothesteige, eine unten an der rothen Steige, an der Landstraße liegende Schildwirthschaft, mit 8 evang. Einwohnern, 1/4 Stunde westlich von Michelfeld, welche der Hospital- und Armen-Verwaltung und der Stadtpflege Hall gültpflichtig ist. Dieselbe wurde 1622 angelegt.

g. Landthurm, oben an der rothen Steige, 1/2 Stunde westlich von Michelfeld. Die Wohnung eines königl. Waldschützen, | welche an der Stelle des vormaligen Landthurms durch den Staat 1816 erbaut worden ist.

h. Michelfelder Thal, bestehend aus einer Reihe von im Thale zwischen Michelfeld und Gnadenthal liegenden Weilern und Höfen, mit 17 Gemeinderechten und 80 Mrg. 21/2 Vrtl. vertheilten Gemeindewaldungen und einer unvertheilten Weide von 2 M. 29 Rth. Baierbach, Baumgarten, Lemberg, Messershof, Schöppberg und Wagrain, auch häufig unter der Gesammtbenennung „zu den Bergen“ begriffen, liegen auf Steinklippen und haben daher schlechte Güter.

aa. Baierbach, Hof mit 10 evang. Einwohnern, 1/2 Stunde nördl. von Michelfeld, welcher der Armenverwaltung Hall lehen- und gültpflichtig ist.

bb. Baumgarten, Weiler mit 6 evang. Einw., auf der linken Seite der Bibers, Baierbach gegenüber. Conrad v. Krautheim schenkt 1266 dem Kloster Gnadenthal Güter in Bongarten, die 1564 Graf Casimir v. Hohenlohe an die Stadt Hall verkauft.

cc. Bürkhof, Hof mit 2 evang. Einw., links von der Bibers 1/4 Stunde nördlich von Michelfeld entfernt, am Eingang in das michelfelder Thal. Der Name des Ortes rührt wohl von einer Burg her, von der Burg nämlich, die auf dem nahen Streiflensberge gelegen haben soll. Der Sage nach wohnten einst hier zwei Fräulein, die den Einwohnern von Michelfeld ein Stück Allmand schenkten, weil sie ihnen in großer Noth beigesprungen. Wirklich ist die Allmand „im Birkig“ noch zehentfrei.

dd. Forst, ein an der linkseitigen Bergwand des Bibersthals in der Nähe von Bürkhof liegender Weiler, mit 20 evang. Einw. Rücksichtlich der hohenlohe-ingelfingischen Besitzungen, s. unten bei Unter-Münkheim; die hohenlohe-waldenburgischen rühren ohne Zweifel von Gnadenthal her.

ee. Hahnenbusch, Weiler mit 12 evang. Einw., auf der rechten Seite der Bibers in der Nähe der Messersmühle.

ff. Koppellinshof mit Mäurershäusle, auf der linken Bergwand des Bibersthales, nördlich 1/4 Stunde von Michelfeld; ein Weiler mit 39 evang. Einw.

gg. Lemberg, Weiler mit 30 evang. Einw., unterhalb Eichholz, 1/2 Stunde von Michelfeld. Besitzungen daselbst kamen 1564 von Graf Casimir v. Hohenlohe an die Stadt Hall.

hh. Messershof und Mühle, mit 5 evang. Einw., nördl. 3/4 Stunden von Michelfeld, hart an der Bibers gelegen und durch einen Mühlgraben mit derselben verbunden.

ii. Schöppberg (Vorder- und Hinter-Schöppberg; Pfahlhof und Klepperhof), Weiler mit 35 evang. Einw., an der rechtseitigen | Bergwand des Biberthals, 3/4 Stunden nördlich von Michelfeld, auf der Grenze des O.A. Oehringen. Im Jahr 1405 verkauft Conz Adelmann seine Besitzungen zu Schöppberg und Wagrain an das Kloster Gnadenthal, und 1564 Graf Ludwig Casimir die seinigen daselbst an die Reichsstadt Hall, welche schon 1551 Gefälle daselbst besessen hat. Kleinere Gefälle zu Schöppberg besaß auch die Johannitercommende Hall, welche sie 1307 von Göz v. Bachenstein erworben.

kk. Wagrain, Weiler 3/4 Stunden nördlich von Michelfeld auf der linken Seite der Bibers, mit 28 evang. Einwohnern. S. Schöppberg.

i. Neunkirchen, früher auch Neuenkirchen, Weiler mit 212 evang. Einw. und 12 Gemeinderechten, worunter 8 hohenlohe-waldenburgische, 1 commenthurisches, 1 comburgisches und 2 althallische, mit 80 Mrg. vertheilten und 30 Mrg. unvertheilten Allmanden und Waldungen. Dazu gehört die östlich gelegene Säg- oder Schneid-Mühle; liegt an der vom michelfelder Landthurm über das gnadenthaler Forsthaus gegen Waldenburg ziehenden, oben gedachten Vicinalstraße, westlich 1 Stunde von Michelfeld an der Grenze des O.A. Weinsberg, und hat eine Kirche und eine Schule, welche die Kinder zu Neunkirchen, Blindheim und Wizmannsweiler besuchen. Die Kirche zu St. Johann ist sehr alt und baufällig, das Schulhaus aber wurde 1840 und 1841 unter Leistung der Frohnen durch die Schulgenossen auf Kosten des Staats neu gebaut.

Der Sage nach war der Ort einst viel größer. Da, wo sich hinter demselben das Thal gegen Schuppach hinab zieht, heißt noch ein Platz „die Kanzlei;“ und hier waren noch im vorigen Jahrhundert die Reste eines ehemals ansehnlichen Gebäudes zu sehen. Eben solche fanden sich auch auf einer andern Seite des Ortes. Noch 1750 standen drei Kirschbäume an dem Orte der sogenannten drei Säulen, wo ehemals das Hochgericht stand, auf dem nördlich der Ohrn sich erhebenden „Galgenberge.“ Der Ort hatte ehemals eine eigene Pfarrei. Der Pfarrer entfloh 1550, weil er einen Menschen erschossen hatte (Wibel a. a. O. I. 91). Im J. 1428 verheerten die von Horneck den Ort mit Feuer, seit welcher Zeit er sich nie mehr ganz erholte.

Bruder Erkinger Veldner, Mönch zu Comburg, vermacht 1371 seine Besitzungen an St. Gilgen zu Niedercomburg, wie er solche 1363 von seiner Base Catharine v. Vellberg ererbt hatte; 1521 verkauft Comburg verschiedene seiner Güter an Hall. Die hohenlohe-waldenburgische Besitzungen scheinen vom Kloster Gnadenthal herzurühren. In einer Schenkungsurkunde Walther Egens an das | Kloster Gnadenthal erscheint 1303 Heinricus de Nuvvenkirch als Zeuge (Wibel a. a. O. II. S. 252), über dessen Geschlecht nichts weiteres bekannt ist. Nach Vertrag von 1561 hatte Hall hier und in Rinnen die hohe Obrigkeit und Malefiz, die niedere Obrigkeit aber jeder Grundherr auf seinen Gütern.

In einer tiefen Klinge im Walde hinter Neunkirchen bei Schuppach soll sich schon im 9. Jahrhundert ein Einsiedler Namens Richard aufgehalten haben. Das Andenken desselben lebte im 15. Jahrhundert wieder auf; es entstand eine Wallfahrt hierher, namentlich von Übelhörenden, auch wurde eine Capelle erbaut, die vor etwa 100 Jahren einfiel und in welcher die Pfarrer von Michelfeld und Untersteinbach noch nach der Reformation Gottesdienst zu halten hatten.

k. Rinnen, auch zu der Rinnen, Weiler mit 189 ev. Einw. und 7 Gemeinderechten, worunter 6 hohenlohensche und 1 hallisches und 20 Mrg. vertheilten Gemeindegründen in Gemeinschaft mit Eichholz; liegt auf einem Bergvorsprung, südöstlich von Gnadenthal, 11/4 St. von Michelfeld, an der Grenze des Oberamts Oehringen. Im Jahr 1371 verkauft Graf Kraft v. Hohenlohe Gülten aus 5 Gütern an Walther Eberwein. Durch diesen scheinen sie an Gnadenthal und von da wieder an Hohenlohe gekommen zu seyn.

l. Wizmannsweiler mit 90 ev. Einw. und 4 Gemeinderechten, sämmtlich hallisch; liegt 1 Stunde nordwestlich von Michelfeld, an der Grenze des O.A. Weinsberg, zwischen Blindheim und Neunkirchen, links an der Straße vom michelfelder Landthurm gegen Waldenburg.

Unter der Schenkung Wolframs v. Michelfeld an Comburg 1330 befinden sich auch seine Besitzungen zu Wizmannsweiler; 1521 verkauft Comburg die seinigen nebst der Vogtei an die Reichsstadt Hall.


« Kapitel B 12 Beschreibung des Oberamts Hall Kapitel B 14 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).