Beschreibung des Oberamts Heidenheim/Kapitel A 5

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V. Nahrungsstand.
1. Hauptnahrungsquellen.

Die Hauptnahrungsquellen sind: Ackerbau, Viehzucht und Gewerbe. In Heidenheim und Königsbronn sind letztere bei weitem vorherrschend.


2. Vermögen.


Der Geldwerth des Grundeigenthums beträgt im 20fachen Betrag des geschätzten jährlichen Ertrags

  7.181.467 fl.
derjenige der Gebäude   3.368.522  "
          "          des Viehes      511.862  " 
Zusammen 11.061.851 fl.
Davon ist
a) steuerfrei:
     Grundeigenthum       837.146 fl. 30 kr.
     Gebäude       425.600  "  
Zusammen   1.262.746 fl. 30 kr.
b) steuerbar:
     Grundeigenthum   6.344.320 fl. 40 kr.
     Gebäude   2.942.922 fl. 
Zusammen   9.287.242 fl. 40 kr.

Das steuerfreie Vermögen verhält sich zu dem steuerpflichtigen wie 1 zu 7,4, oder das steuerfreie Vermögen beträgt nahe an 1/9 des Ganzen. An steuerpflichtigem Vermögen kommen auf 1 Einwohner a) mit Einrechnung des Viehes 325 fl.; b) ohne dasselbe 307 fl.; auf eine Familie zu a) 16271/2 fl., zu b) 1463 fl.

Der hiesige Bezirk gehört im Allgemeinen zu den wohlhabenden; einzelne Gemeinden, wie Sontheim a. d. Brenz, Hermaringen, Sachsenhausen, Hohenmemmingen, Hausen, Heuchlingen, Heldenfingen, zu den wohlhabendsten des Landes. In diesen Orten ist Feldbau und Viehzucht vorherrschend, nebenbei aber treibt an einzelnen Orten der minder Wohlhabende zugleich die Weberei als Nebenbeschäftigung. In den übrigen Orten, besonders Dettingen, Herbrechtingen, | Steinheim, Gerstetten, Nattheim, Oggenhausen, Fleinheim und Zang, gibt neben dem Feldbau die Weberei für Heidenheimer Fabriken und theilweise auch auf eignen Verkauf, bei großem Fleiß und Sparsamkeit, den Einwohnern ein ordentliches Auskommen. Den Einwohnern von Königsbronn und Itzelberg gewähren die dortigen K. Hüttenwerke und denen von Nattheim vorzugsweise der Bergbau guten Verdienst.

     Die fatirten Privat-Capitalien betrugen am 1. Juli 1842

in Heidenheim     438.105 fl.
     exemte 37.030 fl.
in Giengen     445,873 "
     exemte 28.531 fl. und
im ganzen Bezirk  1.871.846 "
     exemte 247.951 fl.
und einschließlich der exemten  2.119.797 "
     Die Passiv-Capitalien der öffentlichen Kassen betragen:
der Amtscorporation       63.950 fl.
der Stadt Heidenheim       17.000 "
des ganzen Bezirks     183.333 "

Arm kann nur die Gemeinde Burgberg genannt werden, deren zahlreiche Bevölkerung in Ermangelung von Grundbesitz und bei dem Bestehen drückender grundherrlicher Abgaben und zu Bestreitung der Gemeinde-Bedürfnisse, auf herumziehende Gewerbe angewiesen ist.


3. Wirthschaft.
A. Bodenbau und Landwirthschaft.
a. Gewinnung von Mineralien.
Die Bohnerze, von welchen oben schon die Rede war, werden in den Gruben von Fleinheim, Nattheim, Oggenhausen und Zang auf Rechnung des Staates bergmännisch (s. Nattheim) gewonnen, und in königl. Hüttenwerken Königsbronn und Wasseralfingen zu Gute gemacht. Nur allein Königsbronn verbraucht davon 25.000 Ctr. Mit Stufenerz verschmolzen liefert es 30–36 pCt. sehr | guten Eisens. Vergl. auch Bergenweiler. Die Bohnerze sind übrigens beinahe über den ganzen Bezirk, namentlich über den östlichen Theil verbreitet, und verlassene Gruben finden sich bei Mergelstetten, Giengen (zwei ehemals bedeutende beim hohen Stich und Schratenhof) und Hermaringen. Ein sehr wichtiges Material für die Industrie Heidenheims und der Umgegend ist der Töpferthon, welcher in vorzüglicher Güte hauptsächlich aus drei Gruben, aus einer im Brandelzhauser Staatswald bei Schnaitheim, einer zweiten im Staatswald Stangenhau (s. Herbrechtingen) und einer dritten im Staatswald Zahnberg zwischen Königsbrunn und Oberkochen, gewonnen wird. (S. den Aufsatz: Die Thongruben in der Gegend von Heidenheim, von Grill, im Landw. Corresp. Bl. 1834. II. S. 289.) Diese Gruben, namentlich die beiden letzteren, sind schon seit Jahrhunderten im Bau. Sie liefern weiße, schwarze, braune, graue und röthliche Erde; die beiden ersteren sind die fettesten und besten. Im August 1842 wurde die bis dahin ganz regellos behandelte Zahnberger Grube in bergmännische Bearbeitung genommen, und im Januar 1843 war bereits ein Schacht von 140’ Tiefe abgebaut. Das zu Tage geförderte Material, ein feiner Thon von 3 Sorten, wird an die Töpfer verkauft. Unter dem Thon erscheint ein feiner reiner Sand, und dann auch ein thonhaltiger Sand, welcher in der Ziegelhütte zur Gewinnung schöner feuerfester Steine benutzt wird, welche dem stärksten Schmelzofen widerstehen (s. Königsbronn.) Die hier gewonnene Töpfererde könnte ein sehr geeignetes Material zur Fertigung feinerer Brennwaaren und Gefäße, vielleicht selbst zur Darstellung von Steingut abgeben.[1]Sand findet | sich, und zwar von sehr feiner weißer Qualität, auch in der Grube im Stangenhau. Die reichste Sandgrube ist die berühmte bei Steinheim; s. d. Feinen Streusand liefern die verwitternden Dolomite im Wenthal bei Bibersohl.

An Bau- und Straßensteinen ist nirgends Mangel. Hauptsteinbrüche sind bei Schnaitheim (s. Ortsbeschr.), Mergelstetten, Heidenheim, Asbach (Quader); sämmtlich im Jurakalkstein. Über die vorzüglichen Steinbrüche von Steinheim s. oben. Feuersteine (Hornsteine) finden sich besonders bei Söhnstetten. Kalkspath in verschiedenen Nuancen, besonders gelben mit schönen Spiegelflächen findet man bei Heidenheim. Vorzüglicher Graubraunstein, der zur Hafnerglasur verwendet, selbst den sächsischen übertreffen soll, wurde früher bei Schnaitheim gegraben. Da jedoch die Ausbeute quantitativ gering und das Graben in den Waldungen verboten ist, so bedienen sich die Hafner gewöhnlich des sächsischen Braunsteins. Salpeter wurde früher in ziemlicher Menge gewonnen; allein seit ungefähr 20 Jahren sind die letzten Siedereien eingegangen. (Den Bedarf an Sandsteinen bezieht man aus dem OA. Neresheim, Tuffstein aus dem OA. Geislingen).

Die Torfgewinnung beschränkt sich auf die Gemeinden Sontheim an der Brenz, Brenz und Hermaringen, s. Ortsbeschr. Auch Bergenweiler hat einen Anfang mit Torfstechen gemacht. Die Sontheimer Stiche werden schon seit 80–90 Jahren betrieben, s. württ. Jahrb. 1818. S. 251) und sind gegenwärtig sehr in Aufnahme. Im J. 1805 wurden auf Befehl der Regierung Untersuchungen wegen der Anlegung eines Torfstiches zwischen Brenz und Hermaringen angestellt, und diese thunlich befunden. Der Plan wurde aber „wegen der unruhigen Zeiten und unerschwinglichen Staatsausgaben“ wieder verlassen. Er kam erst wieder 1815 aus Veranlassung einer Untersuchung des Zustandes der einer Schonung so höchst bedürftigen Staatswaldungen im Heidenheimer Forst in Anregung, und wurde, da die Communen Brenz und Hermaringen zu dieser | Unternehmung sich nicht geneigt zeigten, in den Jahren 1816 und 1817 auf Staatskosten ausgeführt. Für den Anfang des Betriebs wurden 10 Morgen Torffeld acquirirt, und nach und nach erwarb der Staat für diesen Zweck ein Areal von 32 Morgen. Fortwährend bestimmte nicht sowohl ein reiner direkter Gewinn (der sich 1830/40 nur mit jährl. 133 fl. 7 kr. herausstellte), als die Schonung der Waldungen zum Fortbetrieb des Torfstichs. Das Lager ist 3–5’ mächtig und lieferte in der letzten Zeit jährlich gegen 1 Million Stück Torf, das Stück von 0,125 Cubikfuß, von vorzüglicher Qualität, zu 1 fl. 20 kr. das Tausend. Allein der hohe Werth, in welchem gegenwärtig die Wiesen im untern Brenzthal und namentlich in der Gemeinde Brenz stehen, welche ohnedies eine sehr beschränkte Wiesenfläche besitzt, machte eine Ausdehnung des Stichs unthunlich, und bestimmte die Staats-Finanzverwaltung im Jahr 1843, diesen Besitz um so mehr zu veräußern, als der Zweck der Anlage erreicht ist, indem die Torfgewinnung aus den durch das Beispiel der Staats-Finanzverwaltung hervorgerufenen Privatstichen ein wohlfeileres Brennmaterial (1/m zu 48 bis 54 kr.) liefert, und die Staatswaldungen daher weniger durch Diebstähle bedroht sind. – Im Ganzen mögen sich im OA. ungefähr 800 Morgen Torfgrund befinden; ihre Mächtigkeit ist am stärksten auf Sontheimer Markung (6–18’), aber die Entwässerung mit großer Schwierigkeit verknüpft. Der Verbrauch an Torf im Bezirk ist wegen der lebhaften Industrie sehr bedeutend, und beträgt allein auf dem Hüttenwerke 6 Millionen Stücke. Starke Zufuhren kommen aus dem Ried des OA. Ulm. Was im OA.-Bezirk selbst gewonnen wird, schätzt man auf 7000 Millionen Stücke, deren 5000 einem Klafter Buchenholz an Brennkraft gleich gerechnet werden. |
b. Pflanzenbau.
1) Verhältnisse des Feldbaues im Allgemeinen.

Die gesammte nutzbare Fläche beträgt nach dem Ergebniß der Landes-Vermessung, mit den Waldungen 132.3646/8, ohne diese 71.1936/8 Morgen. Das ungebaute Land verhält sich zu dem gebauten wie 1 zu 7,5.

Übrigens ist zu bemerken, daß seit der Landes-Vermessung viele Allmanden angebaut worden sind, wie denn namentlich deren in Sontheim an der Brenz im Jahr 1842 allein über 700 Morgen zur Vertheilung kamen.

Von der ganzen Bodenfläche kommen auf einen Menschen 4,8 Morgen, auf 1 Stück Rindvieh 12,2 Morgen, auf 1 Pferd 75,8 Morgen.

Das Verhältniß der Kulturarten, Gärten und Länder als Einheit angenommen, ist folgendes:

Gärten und Länder 1,0
Äcker 30,0
Wiesen 4,4
Waldungen 30,6

oder auf 100 Morgen der Bodenfläche kommen

auf Gärten und Länder 1,4
  "  Äcker 41,5
  "  Wiesen 6,0
  "  Waldungen 42,0

Von den fehlenden 9,1 Procent kommen auf Weiden und Öden 6,5, auf Flüsse und Seen 0,4, auf Straßen und Wege 1,9 und der Rest mit 0,3 auf Gebäude-Areal, Steinbrüche und Lehmgruben.

Vertheilung und Eigenthum. Von der ganzen Grundfläche befinden sich im Eigenthum des Staats 43.2382/8 Morgen, des Adels 15602/8 Morgen, der Körperschaften 30.0892/8 Morgen; zusammen 74.8876/8 Morgen; der Rest mit 70.7126/8 Morgen ist Eigenthum der Privaten. Das Grundeigenthum ist in 76.225 Parzellen getheilt, und es kommen daher auf 1 Parzelle 1,9 oder nahe zu 2 Morgen einschließlich der meist in größeren Flächen bestehenden Waldungen, und es gehört hiernach der Bezirk zu denjenigen von weit gehender Zerstücklung des angebauten | Landes, übrigens kommen bei 5709 Familien auf jede durchschnittlich 13 Parzellen mit 24,7 Morgen. Geschlossene größere Güter befinden sich im Oberamt: die Staatsdomainen Stürzel, Hürben, Bibersohl, Falkenstein und Wangenhof; zwei Güter der Stadt und des Spitals Giengen, Schrattenhof und Stephanshof, dann die Privatgüter Aschbach, Heuhof, Dudelhof, Heutenburg, Wahlberg, Zahnberg, Öschenthal und Ugenhof. Anbau.[2] Wenn die Kultur des Bodens im hiesigen Bezirk im Allgemeinen noch nicht den Höhepunkt erreicht hat, der im Unterlande, insbesondere im Neckarkreise zu treffen ist, so liegen die Gründe dafür theils in der bedeutend dünnern Bevölkerung, theils — auf dem Albuch namentlich, in der theilweise geringeren Ertragsfähigkeit des Bodens, hauptsächlich aber darin, daß eine Menge Hände der Industrie zugewendet sind, die in dem Grade, wie sie im hiesigen Bezirk betrieben wird, in keinem andern Theil des Landes gekannt ist. Indessen treffen wir im Brenzthal von dem Ursprung der Brenz bis zu ihrer Ausmündung in das Donauthal wohl kein den Anbau lohnendes Fleckchen Landes ungebaut, und es sind aller Orten nur die Bergabhänge, welche, so weit sie nicht mit Wald bedeckt, in ungebautem Zustande als Weiden für die Schafe dienen, und die, bei öfters kaum einige Zoll tiefer und steinigter Ackerkrume ohne Noth nirgends kultivirt würden. Selbst auf der Alp sind die Felder gut gebaut, und die Weiden müssen nach und nach dem Pfluge immer mehr weichen. Nur legt auf der Alp und dem Albuch die weite Entfernung mancher Felder von den Wohnorten der bessern Kultivirung Schwierigkeiten in den Weg, und es werden daher solche sogenannte Ausbäue als Wechselfelder behandelt, welche nur einige Jahre bebaut werden, und dann | wieder längere Zeit brach liegen und zur Weide dienen. Doch auch diese fängt man an, besonders für den Haber, fleißiger zu benützen. Eine eigentliche Weidewirthschaft besteht im ganzen Bezirk blos noch in einigen Orten, die ausgedehnte Weidgerechtigkeiten in Staatswaldungen haben, über deren Ablösung Übereinkommnisse noch nicht erzielt sind. Im größern Theile des Bezirks ist die Stallfütterung in so weit eingeführt, als blos Stoppel-, Herbst- und Frühlingsweiden, und selbst diese mehr von der ärmeren Klasse, als von den wohlhabenderen Viehhaltern benützt werden.

Die Gülle wird in den meisten Orten, jedoch noch nicht in der Allgemeinheit benützt, wie dies zu wünschen wäre. Noch wird durch sie manche Straße verunreinigt, und mancher Acker, manche Wiese bleibt darum ungedüngt.

Indessen hat sich in den letzten Jahren hierin sehr Vieles verbessert, und es fehlt in keinem Ort an Vorbildern, welche bald die hie und da noch bestehenden Vorurtheile besiegen werden. In dieser Hinsicht verdient besonders das Beispiel des thätigen Landwirths Häusler, Schultheißen in Sachsenhausen, angeführt zu werden. Auch Schultheiß Finkh in Hermaringen ist als tüchtiger Landwirth zu nennen. In den 3560 besetzten Stallungen waren zu Anfang des Jahres 1843 549 Dungstätten mit gut eingerichteten Jauchenbehältern. Ein seit 6 Jahren bestehender landwirthschaftlicher Verein[3] ist fortwährend bemüht, auf Benützung der Jauche, und eben damit auf größere Reinlichkeit in den Dörfern hinzuwirken. Außer dem gewöhnlichen Dünger wird fast in allen Orten, besonders für Futterkräuter und feuchte Wiesen der Gyps angewendet, sodann Asche, Torfasche und im ganzen Brenzthal das Wasserkraut und der Schlamm der Brenz, mit dessen | Ausziehen die Fischer mittelst der Anwendung von Nachen im Herbst und Frühjahr bemüht sind. Überhaupt steigert sich auch in dieser Gegend die Aufmerksamkeit auf alle, Dungkraft enthaltende Stoffe auf eine sehr erfreuliche Weise.

Werth und Ertrag. Die Güterpreise sind im Bezirk sehr verschieden, wie ihre Beschaffenheit selbst. In einigen Distrikten der Alp steigt ein Morgen Ackers von 100 bis auf 400 fl. Ein Morgen Wiesen von 150 bis auf 400 fl. Auf dem Albuch gilt der Morgen Acker 40 bis 120 fl. ein Morgen Wiesen 150 bis 350 fl. Im obern Brenzthal 1 Morgen Ackers 150 bis 300 fl., 1 Morgen Wiesen 50 bis 500 fl. Im untern Brenzthal, namentlich in Sontheim an der Brenz, wird der Morgen Ackers mit 900 bis 1000 fl., bezahlt, die Mittelpreise mögen sich aber zwischen 300 bis 600 fl. halten. Ein Morgen Wiesen kostet hier 150 bis 500 fl. Nach den Schätzungen für das Steuerprovisorium ist der Ertrag der flürlichen Äcker im niedrigsten Durchschnitte zu 25/8 Scheffel, im höchsten zu 71/8 Scheffel per Morgen nach Rauhem, angenommen. Im Allgemeinen bewegt sich der Hauptertrag zwischen 21/2 und 10 Scheffel Dinkel. An Haber zwischen 2 und 71/2, an Gerste zwischen 11/2 und 4 Scheffel. Der niedrigste Durchschnitt des Wiesenertrags ist von zweimähdigen 10, der höchste 32 Centner Heu und Öhmd per Morgen. Im Allgemeinen erträgt 1 Morgen einmähdiger Wiesen 4 bis 12 Centner Heu, 1 Morgen zweimähdiger 9 bis 40 Centner Heu und Öhmd.

Der Reinertrag und der im 20fachen Betrage desselben angenommene Kapitalwerth sämmtlicher Theile der Bodenfläche berechnet sich folgendermaßen:

Reinertrag per Morgen. Kapitalwerth.
Grasgärten 7 fl. 38 kr. 152 fl. 40 kr.
Gärten und Länder 6  "  34  " 131  "   20 "
Wiesen (einschl. des Zehnt.) 7  "  18  " 146  "   –   "
Äcker 3  "  20  "   66  "   40 "
     (einschließl. des Zehnt. 3  "  53  "   77  "  40  "
Waldungen –   "  42  "   14  "   –   "
| Sonach steht die Rente eines Morgen Ackerlandes um 50 kr. unter dem Durchschnitt des ganzen Landes. — Der Reinertrag im Ganzen berechnet sich über Abzug des Zehnten und steuerfreien Bodens (80.801 fl. 34 kr.) auf 278.271 fl. 47 kr.


2. Einzelne Kulturen.

a. Ackerbau. Der dem Ackerbau angewiesene Flächenraum beträgt nach den Ergebnissen der Landes-Vermessung 60.3714/8 Morgen; davon gehören dem Staate 17106/8 M., dem Adel 2603/8 M., den Korporationen 3238 Morgen. Das gewöhnliche Wirthschafts-System ist die Dreifelderwirthschaft; nur in Steinheim, mit Parz., Schnaitheim, Gussenstadt, Gerstetten, Heldenfingen, Heuchlingen, Mergelstetten, Hausen und Dettingen, sind noch einzelne Wechselfelder. (S. oben.) Freie Wirthschaft besteht nirgends. Der Anbau der Brache ist nicht unbeträchtlich und hat in neuern Zeiten, besonders durch Vermehrung des Futterkräuterbaues, zum offenbaren Vortheil der Gegend zugenommen; 3/5 mögen angebaut werden. Der Ackerbau ist mit wenigen Ausnahmen, die aber meistens den Allmanden gelten, gut zu nennen. Der gewöhnliche „Bettlenspflug“ mit unbeweglichem Rüster ist immer noch der vorherrschende, doch wird der sogenannte Suppinger Pflug sehr verbreitet und selbst der Brabanter findet nach und nach mehr Eingang. Die Bespannung geschieht mit Pferden, Ochsen und Kühen. Gewöhnlich genügen 2 Stücke. Das Doppeljoch ist an einzelnen Orten durch einfache Kummeten schon ganz verdrängt und letztere finden immer mehr Verbreitung. Die Eggen sind meistens von Eisen, selten von Holz. Walzen von hartem Holz werden in mehreren Orten von den größeren Güterbesitzern angeschafft. Die Frucht wird mit der Sichel geschnitten, nur der Haber wird gewöhnlich gemäht.

Die hauptsächlichsten Gegenstände des Anbaues sind: Dinkel, Roggen, Haber, Gerste, und (wo der Boden dem Dinkel ungünstiger ist) Einkorn.[4] Von Hülsenfrüchten | werden gebaut: Erbsen und Linsen (besonders in Sontheim a. d. B. und Dettingen), Wicken (am häufigsten mit Haber vermischt), wenig Ackerbohnen und Welschkorn. Der Anbau der Kartoffeln stand in früherer Zeit sehr zurück, allein die Erfahrungen des Jahres 1817 und die neuesten der Jahre 1842 und 43 haben ihm einen lebhaften Schwung gegeben; zwar sind die bessern Sorten nicht allgemein, doch findet man hin und wieder vorzügliche, wie denn überhaupt dieser Kulturzweig sehr in der Vervollkommnung begriffen ist. Kraut wird im ganzen Bezirk, in Bolheim und Hürben aber in Menge auf den Verkauf gebaut. Hopfen kommt nur an einigen Orten (Bolheim, Giengen), und selbst hier nur wenig vor. In den südlichen Gemeinden des Bezirks nimmt der Flachsbau ungefähr 1/10 des Sommerfeldes ein. In den letzten Jahrzehenten hat dieser Kulturzweig theils in Folge ungünstiger Verhältnisse des Leinwandhandels, theils wegen einer Reihe von Mißjahren sehr abgenommen, und beginnt erst seit Kurzem sich wieder zu heben. Hauptsächlich wird Spätlein, in den Thalorten seit einiger Zeit auch Frühlein gebaut. Mit dem Hanfbau wurden an mehreren Orten nicht unglückliche Versuche angestellt, welche | übrigens bis jetzt noch wenige Nachfolge gefunden haben. Ölgewächse, Madia und Mohn, kommen sehr selten vor; Reps, Kohl, und noch mehr Rüben-Reps, wird auf größern Gütern mit gutem Erfolg gebaut. Der dreiblättrige Klee ist ganz einheimisch, auch wird im untern Theil des Oberamts häufig die Esparsette, verhältnißmäßig weniger die Lucerne gepflanzt. Im obern Theile dürfte das umgekehrte Verhältniß stattfinden. Samen wird wenig gezogen.[5] An Wurzelgewächsen kommen vor: weiße Rüben und Angersen oder Burgunderrüben; übrigens ist dieser Anbau von geringem Belang.

Der jährliche Reinertrag des steuerbaren Ackerfeldes ist nach dem Kataster angegeben zu 3 fl. 20 kr.

b. Gartenbau. Diesem sind mit Einschluß der Länder gewidmet 20166/8 Morgen. Der Gartenbau steht im Allgemeinen den andern Gegenden nach. Zwar finden sich in Königsbronn, Schnaitheim, Heidenheim, Mergelstetten, Herbrechtingen, Giengen und Steinheim einzelne sehr hübsche Gärten, in deren Anlagen das Nützliche mit dem Schönen gepaart ist. Es finden aber diese trotz der Wohlhabenheit vieler bürgerlichen Familien nicht die wünschenswerthe Nachahmung. Kunstgärtner sind nicht im Bezirk, dagegen halten in Königsbronn, Heidenheim und Mergelstetten mehrere Privaten und Gastgeber eigene Gärtner zu Besorgung ihrer Gärten. Handelsgärtner sind nur einer in Burgberg und zwei in Giengen, wogegen die Burgberger Händler eine Menge von Gartengewächsen von Günzburg, Gundelfingen etc. beziehen und im Bezirk absetzen.

c. Wiesenbau. Der Flächenraum der Wiesen beträgt 88054/8 Morgen; davon sind Eigenthum des Staats 9107/8 M., | des Adels 78 M. und der Körperschaften 6077/8 Morgen. Zweimähdig sind 7.3281/8, einmähdig[6] 14773/8 Morgen, und hiervon Obstbaumwiesen 165/8 Morgen, Holzwiesen (Mäder) 3174/8 Morgen, letztere hauptsächlich in Gerstetten, Söhnstetten, Steinheim und Sontheim im Stubenthal. Die Wiesenfläche, einschließlich der Obstwiesen und Mäder, verhält sich zu der der Äcker wie 1 zu 7. Eine größere Ausdehnung der Wiesenanlagen wäre sehr wünschenswerth; an manchen Orten sind gute Wiesen um 1/3 höher im Preis, als die besten Äcker. Allein bei dem theilweise noch stattfindenden Weidetrieb ist der Dünger für den Landmann zu kostspielig, um seine Wiesen zu vermehren, wiewohl es an günstigen Lagen nicht fehlen würde. Die Wiesen sind im Allgemeinen gut zu nennen und liefern durchschnittlich reichliches und gesundes, zum Theil sehr gutes Futter. Nur im obern Brenzthal wächst meistens saures Futter, weil die Wiesen aus Rücksicht für die Wasserwerke nicht entwässert werden können. Wässerungen finden im Brenzthal aus Mangel an Berechtigungen nirgends statt, und auf der Alp gebricht es an Wasser. Nur in Hohen-Memmingen, Hürben und Steinheim kommen Wiesenstrecken von kleinerem Umfang vor, welche bewässert werden. Hinsichtlich der Besserung des Bodens wird übrigens viel Fleiß und Sorgfalt angewendet. Die gewöhnlichsten Wiesengräser sind: das Knaul- und wollige Honiggras, die weiche Trespe, der rothe Wiesenklee, der Wiesenfuchsschwanz, mehrere Rispengräser. An manchen Orten aber dürfte noch mehr für die Verbesserung der Grasarten gethan werden. Ein großer Nachtheil für die Wiesen ist der noch bestehende Herbst- und Frühlings-Weidgang. Die Heu-Ernte beginnt im untern Brenzthal in der Mitte, im übrigen Bezirk Ende Juni. Zweimähdige Wiesen geben im Durchschnitt einen Ertrag | von 19 Ctr. Heu und 8 Ctr. Öhmd, einmähdige von 12 Ctr. Heu. Die steuerbaren Wiesen gewähren nach dem Kataster einen jährlichen Reinertrag von 51.706 fl. 21 kr. Unter Zugrundlegung der Landes-Vermessungs-Ergebnisse und der Eintheilung der Wiesen bei derselben würde dieser Reinertrag, mit Einrechnung von 1/6 für den Zehenten, auf 68.211 fl. 31 kr. sich belaufen.

d. Weinbau kommt im ganzen Bezirk nicht vor, dagegen fehlt es doch nicht an Reben, denn an einigen Orten, besonders aber in Sontheim a. d. Brenz sind viele Häuser mit solchen geziert und das Jahr 1842 hat gute Trauben geliefert.[7]

e. Obstzucht. Nach der Landes-Vermessung betragen die Gras- und Baumgärten 10593/8 Morgen und die Wiesen mit Obstbäumen 165/8 Morgen. Im Allgemeinen ist die Obst-Kultur im Bezirk nicht von Belang. Sie wird, obwohl an vielen Orten das Obst sehr gut und gern geräth,[8] doch meistens nur als Nebensache behandelt. Außer den Hausgärten und an den Straßen sind nur selten Baumanlagen zu treffen. Die meisten Bäume zählt das Steinobst, und zwar vor allen die Zwetschgen; nach diesem sind die Apfelbäume die häufigsten, bei weitem weniger zahlreich die Birnbäume, von welchen nur etwa drei Sorten verbreitet sind. Aprikosen, Pfirsiche u. s. w. gehören zu den | Seltenheiten und Maulbeerbäume sind nur in Heidenheim zu treffen. Gemeinde-Baumschulen, die als das sicherste Mittel die Obstbaumzucht zu heben angesehen werden, besonders wenn die Jugend in solchen Unterricht erhält, sind in Heidenheim, Bolheim, Fleinheim, Giengen, Gussenstadt, Hermaringen, Heuchlingen, Königsbronn, Mergelstetten und Schnaitheim angelegt. – Ein Hauptgrund des Mangels an Interesse für die Obstkultur liegt darin, daß man in einer Gegend, wo die Consumtion des Bieres so namhaft ist, das Bedürfniß eines Getränkes aus Obst nicht kennt. Im Jahr 1808 ist die erste Mostpresse errichtet worden, welcher inzwischen nur wenige folgten. Übrigens läßt sich das k. Oberamt das Emporbringen dieses Zweiges, insbesondere den Baumsatz an den Straßen sehr angelegen seyn. Vgl. Paulus a. a. O. XIX. S. 187 ff.

f. Waldbau. Nach der Landes-Vermessung beträgt die Waldfläche 61.171 Morgen, sie ist jedoch inzwischen um viele, von dem Staate hiezu erworbene Grundstücke vermehrt worden, wie denn in dem Forstamtsbezirk seit 10 Jahren 735 Morgen Mäder und Äcker für diesen Zweck erkauft worden sind. Von dieser Fläche gehören die auf der Markung von Fleinheim gelegenen Waldungen der fürstl. Thurn- und Taxisschen Grundherrschaft zu der fürstl. Forst-Verwaltung Neresheim; einen Bestandtheil des Reviers Stubersheim, Forsts Söflingen, macht die Markung Gussenstadt aus; sämmtliche übrige Waldungen und noch weitere 26.000 Morgen außerhalb des Oberamtsbezirks bilden die Reviere des Forsts, von welchen das zu Oberkochen, ebenfalls außerhalb des Oberamtsbezirks, seinen Wohnsitz hat.

Nach den Eigenthümern ist das Wald-Areal in folgender Weise getheilt:

|
Staats-
Waldungen.
Gutsherrl.
Waldgn.
Gem.rechts-
Waldgn.
Gemeinde-
Waldgn.
Stiftungs-
Waldgn.
Privat-
Waldgn.
Forstamt Heidenheim.
Revier    Anhausen 6.218 68 5.094 3 1573
     "      Aufhausen 5.575 472 305
     "      Herbrechtingen 4.853 620 3.222 818
     "      Irrmannsweiler 1.374 108
     "      Nattheim 2.214 1.859 14 383
     "      Oberkochen 2.148
     "      Schnaitheim 5.776 2.780 252
     "      Steinheim 4.703 392 1.740 235
     "      Zang 7.947
Forstamt Söflingen.
Revier    Stubersheim 399 221
Fürstl. Thurn- und Taxis-
     sche Forstverwaltung
   Neresheim 425
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Zusammen 40.808 1.113 392 15.566 17 3695

Im ganzen Oberamtsbezirk hängen sowohl die Staats- als übrigen Waldungen zusammen und es werden die bedeutenden Waldmassen bloß durch die dazwischen liegenden landwirthschaftlichen Gründe unterbrochen. Ausnahmen hievon sind allein im Revier Herbrechtingen bemerkbar, woselbst einige Feldhölzer von 15 bis 25 Morgen vorkommen und im Revier Stubersheim auf der Markung von Gussenstadt.

Im Durchschnitt herrscht die Buche im ganzen Forst vor. Ausnahmen finden sich bloß in jenen Waldungen der Reviere Herbrechtingen und Anhausen, wo das Plateau der Alp gegen das Niveau der Donau abdacht, woselbst der Boden tiefer wird und mehr Eichen mit weichen Laubholzarten, als: Birken, Aspen, Saalweiden etc. untermischt vorkommen. Nadelholz, welches im Heidenheimer Forst einen für seinen Wachsthum normalen Boden nur stellenweise findet, kommt nur auf Kulturflächen vor und hat noch nirgends das Haubarkeitsalter erreicht. Entschieden wahr ist übrigens, daß die Forche größere Wachsthumsfortschritte macht als die Fichte, was von dem strengen, oft tiefgründigen Lehmboden herrührt. Man darf annehmen, daß das Bestockungs-Verhältniß sich folgendermaaßen gestaltet nach Procenten:

|
Eiche   6 Hagbuche   2
Buche 74 Fichte 10
Birke   3 Forche   1
Espe   4

Sporadisch kommen vor: Eschen, Ulmen, Ahorn, Vogelbeer, Mehlbeer, Augsbeer, Erlen, Linden, Wildobstbäume und Lerchen sowie eine Menge minder wichtiger Straucharten. Mit Ausnahme der Schwarzforche (Pinus austriaca), welche erst in neuerer Zeit in Kultur genommen worden ist, kommen keine weitere seltene Holzarten vor.

Die Waldungen im Heidenheimer Forst hängen theils an den Bergrücken des Brenz- und Kocherthals, theils liegen sie auf dem Plateau der Alp und dachen sich gegen Süden und Südost gegen das Donauthal ab. Der bei weitem größere Theil des Waldareals und mit diesem auch die mitten darinnen liegenden Felder und Wiesen hat daher eine rauhe, dem Feld- und Waldbau nicht selten ungünstige Lage, und die häufig eintretenden Nachfröste zerstören manche Hoffnungen des Forst- und Landwirths. Besonders verderblich sind die Wirkungen des Frosts auf der Hochlage des Reviers Irrmannsweiler, woselbst sogar 20- bis 30jährige Buchenpflanzen durch Frost zu Grund gehen. Milder wird dieselbe in dem Verhältniß der Abdachungszunahme gegen den Wasserspiegel der Donau, also auf den Ortschafts-Markungen Herbrechtingen, Giengen, Hermaringen, Bergenweiler, Burgberg, Hürben, Brenz und Sontheim.

Der Boden ist meistens ein strenger Lehmboden auf Jurakalk aufliegend und bald mehr bald weniger mit Kalksteinen vermengt, am seichtesten an den Gebirgshängen und auf der Hochebene der Alp, tiefgründiger gegen den Fuß dieses Gebirgs der Donau zu, somit günstiger für die Pflanzen der Forstwirthschaft, insbesondere aber für das gedeihliche Fortkommen der Eiche, welche da ihren normalen Boden und Standort findet. Wegen des Clima s. oben.

Betreffend die Waldbeschädigungen durch Insektenfraß, so sind diese noch nie in auffallender Zahl vorgekommen, | wie denn auch die Laubholzforste den Kampf mit den Insekten weit weniger zu bestehen haben, als die Nadelholzforste. Dagegen leiden die Waldungen auf den Hochlagen der Alp, des Albuchs und an den Gebirgshängen nicht selten durch Frost und Schneedruck, weniger durch Stürme, indem die Macht des Windes an dem festen Haltpunkt scheitert, den unsere Waldbäume in dem strengen Lehmboden finden.

Von der gesammten Waldfläche werden betrieben: auf Hochwald 41.000 Morgen, auf Mittelwald 18.000 Morgen, auf Niederwald 2.591 Morgen. In den Staatswaldungen ist der Hochwaldbetrieb vorherrschend und wurde in Folge der kürzlich vollführten Taxation dieser Waldungen vom frühern 40- und 60jährigen Betrieb auf den 40- und 80jährigen gesetzt, sodann aber wird in Zukunft darauf hingewirkt, daß die Niederwaldungen allmählig in Hochwaldungen verwandelt und die Betriebszeit der letztern von 80 auf 100 erhöht werden, so daß nach dem Zeitraum von 80 Jahren alle Staatswaldungen des Heidenheimer Forsts ohne Unterschied in 100jährigem Hochwaldbetrieb stehen müssen.

Dagegen wird in den übrigen Waldungen, nämlich in den Gemeinde-, Stiftungs-, Gemeinderechts-, Privat- und gutsherrlichen Waldungen,[9] die Mittel- oder Niederwald-Wirthschaft betrieben, und zwar je nach den vorherrschenden Holzarten im Waldalter von 25, 30, 35 und 40 Jahren. Die gewöhnliche Umtriebszeit ist für harte Holzarten auf 40 und für weiche auf 30 Jahre festgesetzt. Außerordentliche Umtriebe walten bloß bei den seit einiger Zeit unternommenen Nadelholz-Kulturen vor, wobei vorläufig ein 80jähriger Betrieb beabsichtigt wird. Sämmtliche Waldungen des Heidenheimer Forsts haben in frühern Zeiten durch den öfters enormen Wildstand und die Waldweide | ungemein gelitten, weswegen auch ihr gegenwärtiger Zustand noch vieles zu wünschen übrig läßt; doch wird darauf hingewirkt, daß die bedeutenden Ödungen, deren Areal allein in den Waldungen des Staats 7.700 Morgen beträgt, nach und nach in Kultur genommen und wieder bestockt werden, für welchen Zweck 9 Haupt- und 18 Filial-Pflanzschulen mit einer Fläche von 1/4, bis 2 Morgen umzäunt und hergerichtet worden sind. Insbesondere soll auf die Anzucht der Eiche in diesen Plantagen kräftig gedrungen und seiner Zeit auf die Versetzung von 5 Fuß hohen Pflanzen, da wo Boden und Lage es gestatten, abgehoben werden. Die Verjüngungsweise ist die überall gewöhnliche. Die Hochwaldungen werden zur Zeit ihrer Haubarkeit auf Besaamung gestellt, diese abgewartet und dann später die Lichtschläge und Nachhiebe eingeleitet, die Nieder- und Mittelwaldungen aber, mit Ausnahme des Oberholzes und des Schutz- und Besaamungsstandes, auf die Wurzel gesetzt. Wegen Mangels an Pflanzen und Pflanzschulen unterblieb manche Kultur, obgleich in neuerer Zeit vieles für Nadelholz-Anlagen gethan worden ist. Allein diese Holzart paßt nur für einzelne Lagen des hiesigen Forsts und bloß die Forche äußert da, wo der Boden gehörig tief ist, gedeihliches Fortkommen, wogegen die Fichte schon im 50sten bis 70sten Jahre im guten Boden rothfaul wird und im schlechten wenig Längenwuchs besitzt. In tiefem Boden wird seit ein paar Jahren auch die Schwarzforche und Lerche anzuziehen gesucht; allein auf dem überall vorherrschenden Kalkboden wird der Erfolg nirgends glänzend ausfallen. Das Nadelholz, insbesondere aber die unter diesem am schnellsten wachsende Forche, wird hauptsächlich als Schutzmittel für künftige Buchen-Saaten platzweise und in Entfernungen von 4 Fuß angezogen und wird nach Erreichung des Zwecks nachgehauen. Später, und wenn die in den Saamschulen erzogenen Pflanzen das Alter zur Versetzung erreicht haben, wird die Anzucht des Nadelholzes nur ausnahmsweise noch stattfinden, denn der Heidenheimer Forst | paßt bloß für Laubhölzer und seine öden Stellen müssen nach Lage und Boden mit Eichen, Buchen, Eschen, Ahornen, Birken und Ulmen etc. in Kultur gebracht werden.

Durchforstungen werden nach der neueren Waldbeschreibung vom Jahr 1842 in den Nadelhölzern von 15 zu 15 Jahren und in den Laubwaldungen von 20 zu 20 Jahren wiederholt, so daß während der 80jährigen Umtriebszeit in den Nadelwaldungen 4, und in den Laubwaldungen (Buchenwaldungen) 3 regelmäßige Durchhiebe stattfinden.


Ertrag.
aa. Haupt-Nutzung.
Quote nach
Procenten.
Bauholz        2
Nutzholz        2
Kohlholz      15
Brennholz      81

Nach den Resultaten der neuesten Taxation von 1842 erträgt 1 Morgen Wald, wenn 300 Wellen = 1 Klafter gesetzt werden, durchschnittlich:

     in den Hochwaldungen, bei 80jährigem Betrieb,
     341/2 Klftr. 750 Wellen = 37 Klftr.;

     in den Nieder- und Mittelwaldungen, bei
     40jähr. Betrieb, 71/2 Klftr. 500 Wellen = 9 Klftr.;
     bei 30jähr. Betrieb, 5 Klftr. 600 Wellen = 7 Klftr.

In den Hochwaldungen steigt der Material-Ertrag von 1 Morgen, bei 80jährigem Alter von 24 Klftr. bis 45 Klftr.;
in den Niederwaldungen bei 40jährigem Umtrieb, von 3 Klftr. bis 121/2 Klftr., und in jenen bei 30jähr. Betrieb von 2 bis 8 Klaftern.

Zur Haubarkeitszeit wird der durchschnittliche Geldwerth der vorhin ausgeworfenen Nutzungen, unter Grundlage der Revierpreise von 1842/43, auf 1 Morgen sich folgendermaßen berechnen, und zwar einschließlich der Holzhauerlöhne:
     in Hochwaldungen 370 fl.,
     in Nieder- oder Mittelwaldungen, bei 40jähr. Betrieb, 90 fl., bei 30jähr. Betrieb 70 fl.

| Betreffend aber die durch die Einschätzung der Staatswaldungen ausgemittelten Jahres-Nutzungen an Holz und Geld, so enthält die nachstehende Tabelle eine nähere Übersicht:[10]
In den Revieren. Jahres-Nutzung. Geldwerth.
Klafter. Wellen.

Anhausen
à 10 fl.
2.800
à 4 fl. 30 kr.
112.000
fl.     
33.040
kr.
Aufhausen 2.300 92.000 27.140
Herbrechtingen 1.800 72.000 21.240
Irrmannsweiler 1.000 40.000 11.800
Nattheim 1.000 40.000 11.800
Oberkochen 2.000 80.000 23.600
Schnaitheim 2.700 108.000 31.860
Steinheim 2.300 92.000 27.140
Zang 3.500 140.000 41.300
Summa 19.400 776.000 228,920

Die Aufbereitungskosten des Holz-Materials betragen ungefähr 28.920 fl., daher der Reinertrag auf 200.000 fl. sich stellt. Eine Ausscheidung des Material- und Geldbetrags der Hoch-, Mittel- und Niederwaldungen kann nicht gegeben werden, indem diese Nutzungen in jedem Revier nicht gesondert verrechnet, sondern stets zusammen geworfen werden.


bb. Neben-Nutzungen.
Diese beschränken sich auf Rinde, Streu, Gras, Weide, Mast, Holzsaamen, Wildobst, Wachholderbeeren, Kräuter, | Lehm, Thon, Sand, Mergel, Bohnerz, Ameiseneier, Bienen, Waldschnecken.

Der gesammte Jahresbetrag dieser Nebennutzungen beläuft sich im Durchschnitt und für den ganzen Heidenheimer Forst auf 2000 fl.

Die Fortschaffung des Holzes geschieht durchaus auf der Achse, oder bei Schneebahn im Schlitten.

In der Regel wird das jährliche Holzerzeugniß mit wenigen und kleinen Ausnahmen innerhalb des Forsts konsumirt. Ein Holzmangel ist nirgends zu verspüren, um so weniger, als sich das künftige Hiebsquantum in Folge der neuesten Waldtaxationen überall bedeutend erhöht hat und später noch mehr erhöhen wird.

Das Stammholz wird da, wo es hinreicht, an die Ansuchenden im Revierpreis abgegeben, ebenso das kleine Nutzholz, und ein obwohl kleiner Theil des Brennholzes; der bei weitem größere aber an den Meistbietenden verkauft. Eine Holzausfuhr ins Ausland findet nur selten Statt und beschränkt sich auf einige bayrische Grenzorte, welche bei den Aufstreichs-Verkäufen in Staatswaldungen zugelassen werden.

Als holzverzehrende Gewerbe sind besonders herauszuheben: die Eisenwerke in Königsbronn, die Fabriken in Heidenheim und Mergelstetten, die Färbereien in Heidenheim, die bedeutenden Bierbrauereien in Heidenheim, Königsbronn und den übrigen Orten des Oberamts, die Hafner-Innungen in dem Oberamt, besonders aber in dem Dorfe Schnaitheim, die drei Papiermühlen in Heidenheim und Giengen, die Ziegelöfen in Heidenheim, Giengen, Brenz, Hermaringen, Nattheim, Herbrechtingen, Steinheim und Königsbronn.[11]

| Aus nachstehender Tabelle kann das Verhältniß der frühern und neuern Holzpreise am besten entnommen werden:
Sortimente. 1800.
Preis
1810.
Preis
1820.
Preis
1842.
Preis
nied-
rigster
höchster nied-
rigster
höchster nied-
rigster
höchster nied-
rigster
höchster
I. Brennholz. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr.
     1 Klafter Scheiter - Eichen 2 30 3 30 4 30 4 30 4 30 4 30 9 40 9 40
     1 Klafter Scheiter - Buchen 3 30 4 5 30 6 " 5 30 5 30 11 30 13 30
          Reisach p. 100 unbekannt unbekannt 1 43 2 50 3 30 6 "
II. Stammholz.
          1 Kubikfuß - Eichen

"

9

"

10

"

8

"

14

"

9

"

16

"

9

"

16
          1 Kubikfuß - Buchen
"

5

"

6

"

5

"

6

"

6

"

7

"

8

"

10

Das Leseholz in den Staatswaldungen wird von dem ärmern Theil der Insassen des Forsts fleißig gesammelt, für welchen Zweck wöchentlich 2 Tage bestimmt sind. Die Zahl der ausgestellten Erlaubnißscheine beträgt 1400, und es erhält jede arme oder bedürftige Familie 1 Stück. Auch die Stumpen werden in neuerer Zeit mehr als früher benützt, jedoch nicht in dem Grad wie in den Nadelholzforsten, indem das Roden der Stöcke von Buchen und Eichen, besonders in dem festen Lehmboden wie er hier vorherrschend ist, manche Schwierigkeiten nach sich zieht; doch darf man die Jahressumme dieser Nutzung auf 300 Klafter in den 9 Revieren des Forsts annehmen.

Folgende Berechtigungen ruhen auf den Waldungen des Staats:

1. Waldweide.
Auf den meisten Staatswaldungen haften Weideberechtigungen, theils lagerbüchliche theils observanzmäßige, jedoch | darf das Weidevieh nur in solche Waldungen getrieben werden, welche in einem Alter stehen, daß es darin keinen erheblichen Schaden mehr verursachen kann. Da die Stallfütterung nur in wenigen Orten vollständig eingeführt ist, so lastet diese Servitut schwer auf den Waldungen des Staats.


2. Waldgräserei.

Dieses Recht haftet bloß auf einem Wald und zwar dem Staatswald Zellerhau, Reviers Aufhausen; jedoch ist dasselbe auf unschädliche Benutzung beschränkt. Dagegen haben Alle und Jede, welche die Grasnutzung in den Gemeinde-, Stiftungs- und Privat-Waldungen des Altheidenheimer Forstes ausüben, 20 kr. für das Jahr an die Forstkasse zu entrichten.


3. Holzberechtigungen.

Diese sind sehr bedeutend und zerfallen in Bau- und Brennholz-Berechtigungen, sodann in unentgeldliche Abgabe von Zaunholz zu Umfriedigung der Wege und Viehtriebe nächst den berechtigten Ortschaften.

Nach den Revierpreisen von 1842/43 berechnet sich der Geldwerth der Gerechtigkeits-Abgaben, je nach dem Bedarf in außerordentlichen Fällen, wie z. B. bei Brandbeschädigungen

in den Revieren
     Anhausen zu 1.400 fl. bis 1.500 fl.
     Aufhausen 2.500 "  "  3.400 " 
     Herbrechtingen 400 "  "     450 " 
     Irrmannsweiler 100 "  "     150 " 
     Nattheim – "  "       –   " 
     Oberkochen   600 "  "     700 " 
     Schnaitheim 1.300 "  "  1.400 " 
     Steinheim 3.400 "  "  3.600 " 
     Zang   5.500 "  "  6.500 " 
Summa 15.200 fl. bis 17.700 fl.

im Durchschnitt also jährlich 16.450 fl.

| Bei der großen Waldfläche beschränken sich die Holzexcesse in der Regel auf dürres Material. Dagegen sind die Weide- und Grasexcesse so wie Entwendungen der Waldstreu sehr bedeutend, insbesondere die Weidexcesse, indem die meisten Ortschaften im Heidenheimer Forst sich dem Einzelnweiden hingeben und ihr Vieh sowohl bei Tag als bei Nacht, öfters ohne Hirten, in den jungen Waldungen weiden lassen.

Indessen, und da die holzlosen Waldplätze in neuerer Zeit mit Sorgfalt und Eifer in Kultur genommen werden, nehmen diese Excesse nach und nach ab. Habituirte Holzfrevler sind nur in dem gutsherrlichen Orte Burgberg anzutreffen und auch dort wird eher eine Ab- als Zunahme der Holzexcesse bemerkt.

g. Weidewirthschaft. Das Areal der Weiden beträgt 8.4835/8 Morgen. Seit der Landes-Vermessung ist jedoch ein beträchtlicher Theil davon vertheilt und angebaut worden. Die noch unangebauten liegen meistens an Bergabhängen mit Fels- und Kiesgrund, und würden den Anbau sehr spärlich lohnen. Weiden für das Rindvieh bestehen von nun an in keiner Gemeinde mehr, da die letzten im Laufe dieses Frühjahrs (1843) vollends ausgetheilt wurden. Die noch vorhandenen Weiden sind lauter Schafweiden. In dem Kataster lauft das Weidareal mit einem Reinertrag von 6.197 fl. 50 kr. Die Schafweide ist im Kataster zu 18.891 Stück und der Pachtertrag zu 3.480 fl. 51 kr. berechnet, in der Wirklichkeit beträgt aber die Zahl der Schafe 13.338, das Weidegeld 23.258 fl. und der Pferch-Erlös 9.515 fl. Mehrere Gemeinden haben Weiderechte mit dem Rindvieh in Staatswaldungen auszuüben, die von einzelnen bei eingetretener Stallfütterung nicht mehr benützt werden; andere dagegen benützen sie fortwährend, selbst zum offenbaren Nachtheil ihres Feldbaues, weil bis jetzt über die Ablösung kein Übereinkommen erzielt wurde. Stoppel- und Herbstweiden sind bei der ärmern Klasse auch für das Rindvieh beinahe allgemein in Übung.

|
c. Viehzucht.

Pferdezucht. Wie aus der Tabelle zu ersehen, beträgt zwar die Zahl der Pferde 1932 Stück, worunter 381 unter dem Alter von 2 Jahren. Dessen unerachtet ist aber die Pferdezucht unbedeutend. Die meisten Fohlen werden von Händlern aufgekauft und nur etwa 150 mögen selbst gezüchtet werden. Auf der in Heidenheim bestehenden Beschälplatte werden jährlich etwa 70 Stuten bedeckt, die übrigen bei Privatbeschälhaltern. Das Gewerbe der letztern wird von allen Pferdekennern als sehr nachtheilig geschildert, es ist aber der Landmann nicht davon abzubringen, weil er die Bequemlichkeit, die ihm der Privatbeschälhalter darbietet, dem Besuch der an Formen gebundenen Landes-Beschälanstalt vorzieht. Bei weitem der größte Theil der Pferde sind schwere Zug- und Ackerpferde; Reitpferde zählt man wenige; von einer eigentlichen Race ist hier nicht die Rede, indem der Bauer und der Fuhrmann das Thier nur nach seiner Brauchbarkeit für den Acker und den Zug schätzt, und daher zunächst auf starken Knochenbau und, beim Zugpferd, auch auf Größe sieht. (Paulus XVIII. S. 279.) Von dem Ulmer Pferde-Verbesserungsverein, dem viele Pferdezüchter des hiesigen Bezirks beigetreten sind, verspricht man sich manches Gute, bis jetzt aber ist noch keine Wirkung bekannt. Giengen und Sontheim a. d. Brenz sind die einzigen Orte im Bezirk, die Fohlenweiden besitzen; die Anlegung solcher in den übrigen Gemeinden wurde schon mehrfach vergeblich versucht. Für den Absatz der Pferde dienen hauptsächlich die Ulmer Märkte und der sogenannte kalte Markt in Ellwangen.

Die Rindviehzucht ist zwar zugleich mit der Erweiterung des Ackerbaus in der Aufnahme begriffen, gleichwohl im Verhältniß zur Bodenfläche noch nicht von sehr großem Belang. Der Bezirk zählt nach der Aufnahme auf den 1. Januar 1843: 11.277 Stück, nämlich 1250 Ochsen, 5.893 Kühe und 4.134 Stück Schmalvieh. Wird statt dieses | durch die Trockenheit des Jahrs 1842 sehr verminderten Standes die Aufnahme auf den 1. Jan. 1840 (siehe die Tabelle III.) zu Grunde gelegt, so kommen 2,5 Menschen auf 1 Stück Rindvieh. Es kann nämlich nicht unbemerkt bleiben, daß in Folge des großen Futtermangels des Jahrs 1842 ziemlich vieles, jedoch nicht altes Vieh abgeschafft worden ist, das erst nach und nach wieder ersetzt werden wird. Die Aufnahme vom 1. Jan. 1840 ergab 11.955 Stücke; der heurige Minderbetrag von 678 St. fällt zum größten Theil (mit 486 St.) in die Rubrik der Ochsen. Ein paar Ochsen kostete im Frühjahr 1842 110–160 fl., im Herbst 70 bis 120 fl.; eine Kuh im Frühjahr 35–60 fl., im Herbst 15–40 fl.; ein Kalb im Frühjahr 5–9 fl., im Herbst 4–6 fl. Die bei weitem vorherrschende Viehgattung im Bezirk ist der sogenannte Landschlag. Die Farbe ist meistens rothbraun und gelbfalch. Hie und da trifft man Allgäuer und bei einigen größeren Landwirthen Simmenthaler Schweizer Vieh. Der Landschlag gehört zu 2/3 zu dem bessern und größern. Er ist dem Limpurger Schlag am meisten ähnlich, hat leichten Kopf, guten Hornansatz, der Hals ist schwach, die Brust weit, der Rücken gerade; der Schweif ist gut angesetzt, die Füße sind kräftig, nicht zu lang; er nährt sich leicht und gibt viel Milch; die Farbe ist beliebt. Seit mehreren Jahren hat es sich der landwirthschaftliche Verein zur Aufgabe gemacht, auf Verbesserung der Rindviehzucht hinzuwirken. Er hat hiefür die Limpurger Farren als die geeignetsten erkannt und darum auch schon mehrmals solche Thiere aufgekauft und wieder an einzelne Gemeinden abgetreten. Indessen sind sie sehr schwer zu bekommen, daher auf die von ihnen abstammenden Stierkälber ein besonderes Augenmerk gerichtet wird. Nach dieser Raçe wird die Simmenthaler als die geeignetste zur Veredlung erkannt und auch auf ihre Verbreitung hingewirkt. Aus Beiträgen der Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins und der Amts-Korporation werden alljährlich namhafte Prämien für schönes Rindvieh ausgetheilt, die Farrenhaltung wird, nach | eingeholter Genehmigung der betr. Gemeinderäthe, seit 1842 alljährlich durch eine Kommission des landwirthschaftl. Vereins visitirt, die Ausstellungen, welche diese gefunden, werden den Gemeinderäthen zur Beachtung mitgetheilt, und es lassen sich hievon gute Früchte hoffen.

Bei der Visitation vom Sommer 1842 wurden unter 82 Farren, welche der Bezirk zählt, gefunden:

limpurger   8
schweizer   2
allgäuer   2
holländer   1
gewöhnlicher Landraçe 69
Darunter theils als vorzüglich und theils
als gut prädicirt
54
als mehr oder weniger untauglich 28
Auf einen Farren kommen ungefähr 75 Kühe. – In keinem Ort ist die Farrenhaltung in der Selbstverwaltung der Gemeinde, und selbst die Gem. Brenz, die hiemit im Jahr 1842 den Anfang gemacht und dafür einen schönen Simmenthaler Farren als Preis vom Verein erhielt, hat sie, als angeblich zu theuer, wieder aufgegeben. Die Farrenhaltung ist, mit wenigen Ausnahmen, wo sie auf gewisse Güter radicirt, aller Orten Obliegenheit der Gemeinden. In einigen derselben werden die Farren auf ihre Rechnung angeschafft und größeren Viehhaltern ohne Abstreich in Verpflegung übergeben; in andern dagegen, wie z. B. in Giengen, wo der reiche Spital die Farren zu unterhalten hat, sind sie im Abstreich verliehen und werden von den Pächtern selbst angeschafft. Die Nachtheile, welche aus der letztern Behandlungsweise für die Viehzucht entspringen, sind zu einleuchtend und es ist zu hoffen, daß die dießfallsigen Einwirkungen des landwirthschaftlichen Vereins nicht länger unbeachtet bleiben werden. Da wo bis jetzt noch Weidewirthschaft betrieben wird,[12] geht auch der Farre unter den | Kühen und Kälbern, was eine allzufrühe Befruchtung der letztern zur Folge hat. Der Viehhandel, der theils auf den Märkten im Bezirk und den benachbarten Orten, hauptsächlich aber durch Händler betrieben wird, ist ziemlich bedeutend. Bei dem Bauer ist Nachzucht, beim Bräuer Mastung Hauptrücksicht. Der Verkauf jungen Viehes geht in das Unterland, Göppingen, Schorndorf etc. Das gemästete Vieh, soweit es nicht hier geschlachtet wird, geht nach Ulm. Der Verkehr auf den Viehmärkten des Bezirks im J. 1842
war in Heidenheim 250 Stück mit einem Erlös von 12.500 fl.,
       in Gerstetten  150     "     "       "         "     "     5.000 fl.,
der von Sontheim, Dettingen, Herbrechtingen und Brenz wird die letztere Summe kaum erreicht haben. Angenommen kann werden, daß auf den vielen Märkten des Bezirks etwa 25.000 fl. in Vieh umgesetzt werden. Käsereien gibt es nicht im Oberamt, seit die in Burgberg und auf dem Wahlberg eingegangen. Stellvieh findet sich nicht im Bezirk. Der an einigen Orten noch übliche Scandal des Belegens der Kühe auf offener Straße wird in Folge oberamtlicher Anordnung nicht mehr geduldet, vielmehr hat der Sprung in geschlossenen Räumen zu geschehen. Die Schafzucht ist zwar in stetem Abnehmen begriffen,[13] aber in keinem Fall unbedeutend zu nennen. Der Bezirk hat nach der Zählung vom 1. Jan. 1843 13.338 Stück, | worunter 2.277 spanische, 10.911 Bastard- und 150 Landschafe. Im Jahr 1840 betrug ihre Zahl 16.443. Die Verminderung im letzten Jahr liegt zunächst an der Futtertheurung, im Allgemeinen aber hat sie ihren Grund in zunehmender Kultur des Bodens. Der Schafweide- und Pferch-Erlös sind Hauptrevenüen der Gemeinden, und der Pferch ist, besonders in den großbegüterten Orten, unentbehrlich für die Kultur des Bodens. In mehreren Gemeinden mit großen Markungen finden sich gar keine oder nur ganz wenig eigene Schafe. Die Weiden sind hier ganz an Fremde verpachtet, die sie zu Hause überwintern. Die Weiden der Alp und des Brenzthals sind als vorzüglich gesund anerkannt und gesucht. Bürgerschafe sind in keiner Gemeinde üblich, es sind in der Regel bloß einzelne wohlhabendere Bürger, die sich mit der Schafzucht befassen, die hiezu nöthigen Einrichtungen besitzen und auf Pflege und Nahrung der Thiere sehr viele Sorgfalt, weniger auf die Nachzucht, verwenden. Die Schäfereien haben in den kleineren Güterbesitzern aller Orten viele Feinde und es ist natürlich, daß sie dem Brachanbau mancherlei Schaden zufügen, worunter diese am meisten leiden. Indessen können auch sie ihre Unentbehrlichkeit nicht bestreiten. Gegen das Beweiden der Kleefelder mußte hie und da schon kräftig eingeschritten werden. Sämmtliche Heerden werden auf Kosten der Amts-Korporation von dem OA.-Thierarzt im Frühjahr und Herbst besichtigt. Die Raude ist seit mehreren Jahren nicht mehr vorgekommen. Die Hammelmastung wird nur von wenigen Wirthen und Metzgern betrieben. Schafkäse werden nirgends mehr bereitet. Die Wolle wird meistens an Heidenheimer Fabrikanten und Tuchmacher, zum Theil aber auch auf dem Wollmarkt zu Kirchheim abgesetzt. Der gesammte jährliche Wollertrag ist ums J. 1839 nach einer vielleicht zu niedrigen Berechnung zu 200 Ctr., à 75 fl., also in Geld zu 15.400 fl. angenommen worden. Über die Ergebnisse der beiden Schafmärkte in Heidenheim s. unten B. c. | Die Schweinezucht ist im Allgemeinen sehr unbedeutend; bei weitem die meisten Milchschweine werden auf dem Lauinger Markt erkauft oder von Händlern aus Bayern eingeführt. Nur in Herbrechtingen, Giengen und Sontheim a. d. Brenz ist die Zucht von einiger Ausdehnung. Die eingeführten wie die im Bezirk gezogenen Schweine werden gemästet, meist zum Hausbrauch geschlachtet oder an die Metzger verkauft. Um Preise, welche der landwirthschaftl. Verein für die Schweinezucht ausgesetzt hat, hat sich im Jahr 1842 nicht Ein Konkurrent beworben. Nach der Aufnahme von 1843 zählte der Bezirk 1.159 Stück, darunter 155 Zuchtschweine. Auf den 1. Jan. 1840 war die Gesammtzahl 1543 und die der Zuchtschweine 120. – In Giengen hat der Spital die Eberhaltung mit der Farrenhaltung verpachtet. In Herbrechtingen und Sontheim halten Privaten die Zuchteber.

Esel finden sich für gewöhnlich im Bezirk nicht.

Ziegen zählt der ganze Bezirk 232, die besonders in Schnaitheim und Steinheim von ärmeren Leuten der Milch wegen gehalten werden.[14]

Federvieh, namentlich Gänse, Enten, Hühner, werden viele gehalten, weniger Tauben. Die Anzucht der Gänse und Enten würde aber ohne Zweifel weit größer seyn, wenn nicht in Heidenheim die vielen Färbereien und andere Fabriken das Wasser verunreinigten, in dessen Folge sie öfters plötzlich zu Grunde gehen, und an andern Orten die Fischer, wegen der für die Fischerei dadurch entstehenden Nachtheile, sie erschwerten. Der Verkauf von Gänsen und Enten, so wie von Hühnern beschränkt sich meistens auf die Stadt Heidenheim. Gänse werden überdieß noch viele aus dem Ries eingeführt. Die Federn werden von den Eigenthümern meistens selbst verwendet.

| Bienenstöcke sind 1014 vorhanden, die meisten, 145, in Steinheim. Die letzten Jahre waren der Zucht nicht günstig; Züchter suchen den Grund in dem Umstande, daß viele Felder geipst worden, was der Nahrung der Bienen nachtheilig sey.

Schneckengärten sind 2 in Burgberg, 1 in Nattheim und 1 in Steinheim. Ein solcher in Dettingen ist eingegangen. Der Verkauf der Schnecken geht nach Günzburg, Lauingen, Dillingen und Ulm.


d. Jagd und Fischerei.
1. Wildstand und Wildarten.

Der Rothwildstand ist in Beziehung auf Hochwild in den Revieren Zang, Irrmannsweiler, Steinheim, Anhausen und Aufhausen als mittelmäßig, in den übrigen Revieren des Forsts aber als gering, öfters als gleich Null anzugeben. Größtentheils übrigens besteht derselbe aus Wechselwild aus den Jagden der Grafen von Rechberg und des Fürsten von Thurn und Taxis. Mit Ausnahme der Reviere Nattheim, Irrmannsweiler und Herbrechtingen ist der Rehstand noch gut, dagegen ist die kleine Jagd nur in dem niedrig liegenden Reviere Herbrechtingen von einiger Bedeutung, weniger in den Hochlagen der Alpreviere und des obern Brenzthals. An Wildarten kommen vor:

     a. Hohe Jagd: Hirsche.

     b. Niedere Jagd: Rehe, Hasen, Enten, Hühner, Schnepfen, Wachteln, Begassinen und Wasserhühner.[15]

     c. Raubthiere: Füchse, Edelmarder, Steinmarder, Iltisse, wilde Katzen, Dachse, Fischottern.[16]


2. Jagdrechte und Benutzung.
Mit Ausnahme einiger Jagddistrikte der Gutsherrschaften in Niederstotzingen, Rechberg, Burgberg und der | fürstlichen Häuser Thurn und Taxis und Wallerstein, ist das Jagdrecht größtentheils im Besitze des Staats und letzteres überall verpachtet. Sämmtliche Staatsjagden inner den 9 Revieren des Forstes ertragen einen jährlichen Pachtzins von 1035 fl. 30 kr.


3. Wildschaden.

Derselbe ist nirgends von besonderer Bedeutung und beschränkt sich auf das stellenweise Abäsen der Roggenfelder im Frühjahr, solange das Wild noch in Rudeln sich aufhält, was bis zum Laubausbruch andauert. Mehr Schaden wird an den jungen Waldungen bemerkt, besonders da, wo starke Rehstände vorkommen. Es ist übrigens jede Wildzucht, sie mag auch in kleinstem Maaßstab betrieben werden, den Feldern und Wäldern von Nachtheil, und selbst die Hasen verursachen nicht selten Schaden.


4. Fischerei.
Die Fischwasser beschränken sich auf den Brenzfluß, die Hürben, und die beiden Seen an der Brenz nächst Itzelberg und Heidenheim. Die Fischzucht wird ganz ungeregelt betrieben, was theils aus Unkunde, theils von den allzukurzen Pachtzeiträumen herrühren mag. Selten werden Bruten eingelegt oder besondere Mittel angewendet, die Raubfische und Raubvögel zu mindern, weßwegen auch die edleren Fischarten immer seltener werden. Es kommen vor: Hechte, Forellen, Karpfen, Treischen, Aalgrauppen, Weißfische, Barben, Schleien, Barse, Gruppen, Grundeln etc. Erstere 3 Sorten oft in außerordentlicher Größe; von Krebsen bloß Steinkrebse. Das Fischrecht ist zwischen dem Staat, einigen Gemeinden, den Grundherren in Bergenweiler und Burgberg, und wenigen Privaten getheilt. Das der ersteren ist auf eine gewisse Reihe von Jahren verpachtet. Fischer von Profession sind wenige vorhanden und ebendeßwegen müssen auch die Fischereien zerfallen, wenigstens wird zur Emporbringung derselben nichts gethan. In Heidenheim hat die Fischerei in Folge der Vermehrung und Ausdehnung | der Fabriken, durch welche alle möglichen chemischen Stoffe in die Brenz gebracht werden und diese häufig ganz weiß, roth oder schwarz färben, sehr gelitten, so daß auf eine ziemliche Strecke unterhalb der Stadt beinahe gar kein Fisch mehr zu finden ist. – Der Verkauf geht in die Umgegend, hauptsächlich aber nach Stuttgart und ins Bayrische.


B. Kunst- und Gewerbefleiß.
a. Hauptgewerbe.
Der Gewerbsbetrieb des Oberamts, der sich hauptsächlich in der Oberamtsstadt, in Giengen und in Königsbronn concentrirt, gehört zu den wichtigsten des ganzen Landes. (Vgl. den Aufsatz: Die Gewerbsindustrie in Heidenheim und der Umgegend in Württ. Jahrb. 1831. II. S. 172 ff.) Die Weberei und theilweise auch die Hafnerei sind außer den gewöhnlichen Handwerken diejenigen Hauptgewerbe, die auch auf dem Lande vielfältig verbreitet sind. Die Weberei wurde in der Herrschaft Heidenheim schon in den ältesten Zeiten schwunghaft betrieben und die zahlreiche Meisterschaft stand schon im 13. und 14. Jahrhundert mit den Ulmer und Günzburger Kaufleuten in starkem Verkehr. Mit dem Ende des 16. Jahrhunderts widmete die Regierung diesem Industriezweig große Aufmerksamkeit; sie wollte den Reichthum, den Ulm und Günzburg durch den Leinwandhandel erlangt hatte, ihren Unterthanen zuwenden, war aber in der Wahl ihrer Mittel nicht immer glücklich. Einen 1599 von Herzog Friedrich in Heidenheim errichteten Garnmarkt suchte sie durch das Verbot zu heben, daß kein Garn im Hause oder von Fremden erkauft werden durfte, und beharrte auf solchem, unerachtet sich bald ergeben, daß Verkäufer und Käufer darunter litten, namentlich die Weber ihr Bedürfniß nicht zu befriedigen vermochten. Schau- und Stempelanstalten verschafften der Leinwand Kredit, und eine 1655 zwei Uracher Kaufleuten verliehene Koncession zum Aufkauf der in der Herrschaft producirten Leinwand, mit der jedoch kein Zwang verbunden war, scheint dem | Gewerbe vortheilhaft gewesen zu seyn. Wie schon früher aber der 30jährige Krieg, so waren auch spätere Kriegsunruhen dem Handel wieder ungünstig, und die 1709 und 1715 im Widerspruch mit den Webern und den Ortsbehörden, mittelst Erneuerung von Verboten und Zwangsmaaßregeln, namentlich der einer Handels-Gesellschaft verliehenen ausschließenden Privilegien zum Aufkauf der in der Herrschaft fabricirten Leinwand, angestellten Wiederbelebungsversuche waren hiezu nicht geeignet. Die Gesellschaft fallirte und die Weber erlitten dadurch einen neuen Stoß. Das Privilegium kam hierauf an einen Herrn v. Heilbronner aus Ulm und von diesem an Pommer u. Comp. in Urach. Mittlerweile wurden die österreichisch-italienischen Staaten dem Leinwandhandel verschlossen, es kam solcher immer mehr herunter, bis er zuletzt auf die Fabrikation von Hausleinwand sich beschränkte. Erst 1810 gelang es dem Kaufmann J. Rieker in Heidenheim, neue Absatzwege nach Sardinien und Spanien aufzufinden, wodurch die Weberei so wie der Handel plötzlich wieder einen Aufschwung erhielten. Bald wurden jedoch auch diese Kanäle verschlossen und die Fabrikation wieder auf die Hausleinwand beschränkt, mit deren Absatz sich bloß noch Händler im Wege des Hausirens in Bayern, Baden und am Rhein beschäftigen. Dagegen hat sich ein großer Theil der Weber der Baumwollen-Weberei zugewendet, welche zunächst J. H. Schüle, damals der bedeutendste Zizfabrikant Augsburgs, 1766 hieher verpflanzt hat. Mit den Webern Augsburgs, die nicht dulden wollten, daß er andere als von ihnen gewobene Kattune drucke, in Streit gerathen, verlegte er seine ganze Fabrikation hieher, wozu ihm die verlassenen Gebäude der Leinwandhandlungs-Gesellschaft dienten. Bald waren 200–300 Stühle für ihn beschäftigt; als er aber in der Zwischenzeit seinen Streit beim Reichshofrath in Wien gewonnen hatte, zog er nach zwei Jahren schon nach Augsburg zurück und die neue Erwerbsquelle für die Weber ging wieder versiegen. Im Jahr 1774 kamen die Fabrikgebäude in den | Besitz von Meebold, Hartenstein u. Comp. aus Sulz, welche dort die Zizfabrikation betrieben und sie hier fortsetzen wollten, um keine Konkurrenz zu haben. Beiderlei Fabriken bestanden neben einander, bis 1794 die ganze Fabrikation hieher verlegt wurde, was den Webern sehr zu gut kam. Die Kontinentalsperre veranlaßte die Gesellschaft 1812 eine Baumwollenspinnerei zu errichten, die auch gut rentirte, durch den Frieden von 1814 aber, in dessen Folge der Kontinent den Manufakturwaaren Englands wieder geöffnet wurde, sehr gelitten hat. Die Konkurrenz mit englischen Manufakturwaaren, erhöhte Eingangszölle nach Bayern und Preußen so wie auch eingetretene Sterbfälle veranlaßten die Auflösung der Gesellschaft. Die Kattundruckerei ging ein und bloß die Spinnerei, die in der Folge durch ein zweites Etablissement in Herbrechtingen durch Kommerzienrath v. Hartmann erweitert worden ist, wurde fortgesetzt und wird nun durch dessen Söhne betrieben. In der Zwischenzeit haben sich J. Rieker und Andere auf die Fabrikation von Baumwollenwaaren verlegt, wodurch viele Weber beschäftigt wurden und dieser Industriezweig einen großen Aufschwung erhielt. Im Jahr 1822 veranlaßte der indessen volljährig gewordene jüngere (nunmehrige Kommerzienrath) Gottlieb Meebold seinen Bruder, die Gebäude an sich zu bringen und die Druckerei wieder anzufangen. Die Zollverhältnisse mit Bayern und Preußen ließen jedoch eine Ausdehnung und die kostspieliger gewordenen Einrichtungen von Maschinen nicht zu und sie beschränkten sich deßhalb auf die Fabrikation von weißen und gefärbten Percals, Shirtings und Sarsenets, welche sich seither bedeutend erweitert hat, mit eigner Färberei, Bleiche und Appretur ausgestattet ist, welche letztere sich schon besonders rühmlicher Anerkennung zu erfreuen hatte, und unter der Firma G. und F. Meebold vielen Webern und andern Arbeitern Beschäftigung gibt. Im Jahr 1828 unternahm G. Meebold für alleinige Rechnung eine mechanische Kattunweberei, die mit 140 Stühlen betrieben und des Nachts mit Gas beleuchtet | wird. Eine 1828 von G. Meebold errichtete Spitzengrund-Fabrikation wurde 1834 wieder aufgegeben; dagegen stellte er nach eingetretenen günstigern Zollverhältnissen 1835 die Kattundruckerei zum dritten Mal wieder her, stattete sie mit den vollkommensten Maschinen aus, vermehrte die Betriebskraft durch eine Dampfmaschine und betreibt sie nun mit Karl Ostertag von Stuttgart so schwunghaft, daß er periodisch täglich über 100 Stück Kattun à 60 Ellen fertig bringt und hiezu außer dem eignen Gewebe noch eine Anzahl roher Kattune aus Augsburg bezieht. Die Weber, deren Zahl jetzt im Bezirk 1300 Meister übersteigt, beschäftigen sich nun in ihrer großen Mehrzahl mit baumwollenen Zeugen verschiedener Art, theils für eigne Rechnung, größtentheils aber für die Fabriken von G. und F. Meebold, Rieker und Neunhöfer, Lotterer, Plouquet, Scheuermann und Andere in Heidenheim, so wie Winter in Giengen, die ihnen die Zettel liefern und von denen sie dem Stück nach bezahlt werden. Zur Baumwollen-Fabrikation gehören noch: die chemische Bleiche von Hartmann und die Fabrikation von Strickgarn und Watt von Scheuermann, endlich die türkischroth Färbereien von Fr. und Christoph Reiser, welche mit den ersten Geschäften dieser Art konkurriren; diese sämmtlichen Geschäfte befinden sich in Heidenheim. – Nach der Baumwollen-Fabrikation ist die in Schafwolle die bedeutendste. Die Gebrüder Zöppritz bereiten in ihrer großartigen mechanischen Spinnerei und Weberei in Mergelstetten aus meistens ungarischer Wolle Teppiche, Pferdedecken, Flanelle etc., die im In- und Auslande gesucht sind und deren Vollkommenheit schon mehrfach öffentliche Anerkennung gefunden. Fr. Wiedmann in Heidenheim spinnt auf seiner mechanischen Spinnerei, die sich alljährlich vergrößert, theils für den eignen Gebrauch, theils für Andere. Er fabricirt Tücher und Hosenzeuge. – Außer diesen beschäftigen sich 36 Tuch- und Zeugmacher-Meister in Heidenheim und Giengen mit der Bereitung von Tüchern und Zeugen. Von wesentlichem Belang und eine ergiebige Nahrungsquelle | für viele Bezirksangehörige ist das dem Staat gehörige und in dessen Selbstverwaltung stehende Eisenwerk in Königsbronn und Itzelberg.[17] Es besteht aus einem Hochofen mit zwei Weißöfen, zwei Flammöfen, einem Hammerwerk mit sechs Frisch- und einem Kleinfeuer, einem Puddlings- und Walzwerke, einer Dreherei mit fünf Drehbänken und einer Polirbank zum Abdrehen selbstgegossener harter und weicher eiserner Walzen theils für den eignen Bedarf, theils auf Bestellung. Das Schmelzwerk mit seinen Beiwerken befindet sich in Königsbronn an dem Bassin des Pfefferursprungs; es werden hier jährlich ungefähr 70.000 Ctr. Stufenerz und 25.000 Ctr. Bohnerz verhüttet, und 24.000 Ctr. Roheisen nebst 6.000 Ctr. Gußwaare geliefert. Die in neueren Zeiten angestellten Versuche mit dem Gießen eiserner Kanonen aus dem Flammofen haben günstige Ergebnisse herbeigeführt. In kleiner Entfernung von dem Schmelzwerk an der andern Seite des Thales steht das Hammerwerk, welches von der Brenz unmittelbar nach dem Austritt aus dem Bassin ihres Ursprungs getrieben wird. Das Puddlings- und Walzwerk sammt einem Frischfeuer befindet sich in Itzelberg. Das Erzeugniß an Roheisen und Gußabfällen wird durch die Hammer- und Puddlingswerke zu Stab- und Zaineisen im Betrage von ungefähr 15.000 Ctr., worunter etwa 1000 Ctr. Bleche, verarbeitet. Die Walzendreherei befindet sich im Lokal des ehemaligen Drahtzuges. Das ganze Werk mit 90 Arbeitern und einer jährlichen Verrechnung von mehr als 200.000 fl. steht unter dem K. Hüttenamte Königsbronn, welches mit einem Hüttenverwalter, einem Kassier und zwei Assistenten besetzt ist. Der Verbrauch an Holzkohlen beläuft sich auf | jährliche 35.000 Zuber, an Torf auf 6 Millionen Stücke. Der Hochofen und die Frisch- und Kleinfeuer werden mit Holzkohlen, die Flamm- und Weißöfen aber, so wie die Puddlingsöfen mit Torf betrieben. Der Absatz der Eisenwaaren geht theils in die Nachbarstaaten Bayern, Baden und die Schweiz, theils in’s Inland, wie denn in Königsbronn selbst schon vieles Eisen von dortigen Handwerkern verarbeitet wird. S. die Ortsbeschreibung. Eine Fabrikschlosserei, die früher in Königsbronn in Verbindung mit dem Hüttenwerk betrieben wurde, ist 1835 eingegangen. Eine wesentliche Verbesserung erhielt das Werk in den Jahren 1832 und 1833, indem in Königsbronn ein für die Frischfeuer gemeinschaftliches Cylinder-Gebläse in Ausführung gebracht wurde.[18] | Sodann gehören noch unter die Hauptgewerbe des Bezirks: die Maschinen-Papierfabrikation von Völter und | Sohn, die Tabakfabrikation von Rösch-Eisen, die mechanischen Werkstätten von Scharpf und Vöth u. a. S. unten Ortsbeschr. von Heidenheim.

Von besonderer Erheblichkeit ist die Bereitung des Hafner-Geschirrs in Heidenheim, Schnaitheim, Steinheim, Giengen, Mergelstetten, Bolheim, Königsbronn und Zang, das unter dem Namen Heidenheimer Geschirr nicht bloß in Württemberg, Bayern und Baden bekannt ist, sondern selbst in der Schweiz und in Oberitalien Absatz hat, und 44 Meister beschäftigt.

Endlich ist noch der Bierbrauer zu gedenken, 81 | an der Zahl, die meistens gute Biere fabriciren, von denen jedoch der größere Theil nicht ausgeführt, sondern im Bezirk selbst konsumirt wird. Sie zahlten mit einander p. 1841/42 35.557 fl. Malzsteuer, darunter die Brauereien von Heidenheim 10.153 fl. 35 kr., die in Giengen 5.563 fl., die Sailer’sche in Königsbronn allein 2.465 fl. 53 kr.

Die Zahl der Handwerker im Bezirk ist (außer den 800–1000 Personen, welche täglich in den Fabriken Heidenheims beschäftigt sind) 3.684 Meister mit 1005 Gehülfen; die stärkste Meisterzahl ist die der Bäcker, 113, Metzger 98, Kleinhändler 141, Maurer und Steinhauer 53 (mit 293 Gesellen), Nagelschmiede 28, Sattler 29, Schäfer 38, Schneider 159, Schlosser 30, Schuhmacher 191, Hufschmiede 93, Wagner 77, Zimmerleute 52, Branntweinbrenner 118. Sodann sind weiter unter den Gewerben anzuführen: 4 Apotheken, 1 Buchdruckerei und 1 Lithographie, beide in Heidenheim. Bei der erstern erscheint wöchentlich 2 Mal das „Stadt- und Amtsblatt“. 171 Wirthschaften, 7 Essigsiedereien, 13 Ziegeleien, wovon eine, die von Scheerer in Königsbronn, feuerfeste Steine liefert, die großen Absatz haben. 3 Bleichen von beträchtlichem Umfang, 2 in Heidenheim und 1 in Giengen, 1 Garnsiederei in Heidenheim, 20 Mahl-, 6 Gyps-, 2 Loh-, 16 Öl-, 4 Säg-, 2 Schleifmühlen und, außer der schon oben berührten Völter’schen Papierfabrik, noch eine Papiermühle (mit Handbetrieb) in Giengen.

Die Arbeitslöhne in dem Bezirk betrugen nach einer Zusammenstellung von 20 Jahren:

1820 und 1830. 1840.
im Sommer im Winter im Sommer im Winter
Gemeiner Taglohn 30 kr. 28 kr. 36 kr. 32 kr.
Bauhandwerksleute
     Maurer, Meister 40 "   36 "   48 "   42 "  
                 Geselle 36 "   32 "   42 "   36 "  
                 Lehrjunge 24 "   20 "   26 "   22 "  
     Steinhauer, Meister 1 fl. – "   54 "   1 fl. 20 "   1 fl. 12 "  
                 Geselle 48 "   42 "   1 " – "   50 "  
                 Lehrjunge 30 "   26 "   36 "   32 "  
     Zimmermann, Meister 40 "   36 "   42 "   40 "  
                 Geselle 36 "   32 "   40 "   36 "  
                 Lehrjunge 24 "   20 "   24 "   20 "  
|
b. Nebengewerbe.

Die Flachs- und Hanfspinnerei, sowohl mit der Spindel als mit dem Rade, ist hauptsächlich Nebenbeschäftigung. Sie geschieht theils auf Bestellung, theils auf den Verkauf von Webern und Händlern. Außerdem beschäftigen sich viele ältere Personen und Kinder mit dem Spulen für Fabriken und Weber, dann mit dem Reinigen von Wolle und gewobenen Zeugen für Fabriken, auch dem Wollenscheeren der Schafe während der Waschzeit, mit dem Gemüse- und Obsthandel, mit dem Einsammeln der in den Waldungen in großer Menge wachsenden Erdbeeren, Heidelbeeren und Himbeeren, und mit dem Verfertigen und Verkaufen von Wachholdergesälz. Als ein Nebennahrungszweig verdienen endlich auch die auf dem Albuch zahlreichen Köhlereien genannt zu werden.


C. Handel.
Der kaufmännische Handel ist, wie sich schon aus der Fabrikation nothwendig ergibt, sehr bedeutend. Die vielen im Bezirk fabricirten Stoffe werden durch kaufmännischen Betrieb, theils aber auch durch Hausirhändler, nah und fern abgesetzt. Die Fabriken Heidenheims haben alle, zum Theil 1, 2 bis 3 Reisende, welche in der Regel das Zollvereinsgebiet und die Schweiz bereisen. Die K. Hüttenwerke beleben durch ihre Fabrikate mehrere Handlungen des Bezirks. Das Hafnergeschirr wird von Händlern aus ferneren Gegenden aufgekauft und verführt. In einer Woche werden 20–30 und mehr Wägen geladen. Außerdem bieten das Rindvieh und die Schafe mit ihrer Wolle einen Gegenstand des Aktivhandels. Von dem Belang der Rindvieh- und Schafmärkte war oben die Rede. Hier ist noch des nicht unbeträchtlichen Aktivhandels mit Butter und | Schmalz zu erwähnen, welcher besonders von den Bewohnern des mittlern und untern Brenzthals nach den Städten Lauingen, Gundelfingen und Ulm getrieben wird. Auch erscheinen regelmäßig Unterländer Händler, welche für Stuttgart, Ludwigsburg etc. diese Artikel in ansehnlicher Menge aufzukaufen pflegen. Besonders lebhaft ist in Heidenheim der Verkehr in Getreide (Kernen und Gerste), das an den Wochenmärkten in Lauingen aufgekauft und mit einem Abstoß in Heidenheim auf die Märkte des Unterlandes, namentlich nach Stuttgart, verführt wird. Der Verdienst an Fuhrlöhnen, Zehrungskosten etc. für die Stadt Heidenheim und die hieran theilnehmenden Orte des Inlandes wurde 1841 auf nahe zu 40.000 fl. berechnet. Außer diesem Zwischenhandel sind im Jahr 1842 auf der Schranne in Heidenheim

Kernen 13.245 Scheffel, Roggen 2.365 Scheffel, Gerste 6.141 Scheffel, Haber 1.658 Scheffel, Erbsen 20 Scheffel, Linsen 12 Scheffel, Einkorn 16 Scheffel, Esper 4 Scheffel, Weizen 2 Scheffel, Wicken 166 Scheffel, im Ganzen 23.629 Scheffel
verkauft, und daraus 242.785 fl. erlöst worden.

Jahrmärkte halten folgende Gemeinden: Heidenheim 6 (darunter 4 Krämer-, 2 Roß-, 2 Vieh- und 2 Schafmärkte); Brenz 3 Krämermärkte; Dettingen 1 Vieh- und Krämerm.; Gerstetten 1 Vieh- und 1 Krämerm.; Giengen 4 Krämerm. und 1 Viehm.; Gussenstadt 1 Vieh- und Krämerm.; Herbrechtingen 1 Vieh- und Krämerm.; Königsbronn 1 Krämerm.; Sontheim a. d. Brenz 1 Vieh- und Krämerm.; Steinheim 1 Vieh- und Krämermarkt.

Auf den beiden Schafmärkten in Heidenheim wurden verkauft

1841   15.923 Stück um 104.440 fl.
1842   17.980       "        103.053 "
1843   12.750       "        103.697 "

Die übrigen Viehmärkte sind ziemlich unbedeutend.

Auf der Schranne zu Heidenheim betrug der Verkauf in den Jahren 1840, 1841 und 1842 durchschnittlich 12.307 Scheffel Kernen, 5643 Scheffel Gerste, 1748 Scheffel Roggen, 1479 Scheffel Haber und 179 Scheffel Erbsen, Linsen u. s. w., und der Erlös 194.060 fl.

Die allgemeine Gewerbs-Übersicht vom Jahr 1842 enthält in alphabetischer Ordnung folgende

|
a. Gewerbtreibende und b. Gehülfen.
ad a. ad b.   ad a. ad b.
Apotheker 4 2 Musiker 4 3
Bäcker 113 11 Müller, Mahl- 20
Barbierer 32      "     Gyps- 6
Blättersetzer 5      "     Loh- 2
Bleicher 3 2      "     Öl- 16
Bortenwirker 4      "     Papier- 2
Buchbinder 5 2      "     Säg- 4
Buch- und Steindrucker 2      "     Schleif- 2
Büchsenmacher 2 1 Nadler 3
Bürstenbinder 9 1 Nagelschmiede 28 7
Cattundrucker 5 Nähterinnen 15
Dreher, Bein- 5 Nonnenschneider 1
     "     Holz- 11 1 Pflästerer 3
Erzwascher 77 Podaschensieder 1
Fabrikarbeiter 5 Pudermacher 5
Färber 21 25 Putzmacherinnen 3
     (außer den fabrikmäßig Rechenmacher 6
     betriebenen Färbereien.) Rothgießer 2
Feilenhauer 1 Säckler 15 2
Feldmesser 1 Sattler 29 6
Fischer 14 Seifensieder 13 2
Flaschner 6 Sailer 16 6
Formschneider 3 Schäfer 38 32
Frachtfuhrleute 16 1 Schneider 159 18
Garnsieder 1 Scheerenschleifer 4
Gerber, Roth- 16 4 Schlosser 30 18
     "     Weiß- 5 3 Schreiner 84 27
Glaser 16 6 Schuhmacher 191 31
Glashändler 1 Schuhflicker 22
Gold- und Silber- Siebmacher 4
     arbeiter 4 Schmiede, Huf- 93 29
Gürtler 1      "          Hammer- 22 33
Hafner 44 16 Strohdecker 1
Hauderer 2 Steinhauer 7 37
Holzmesser 1 Strumpfweber 5 1
Hutmacher 5 Steinbrecher 1
Kaminfeger 2 2 Tuchmacher 26 10
Kammmacher 2 1 Tuchscheerer 2
Kärner 6 Wagner 77 18
Kaufleute 40 12 Walker 1
Keßler 12 Wagenspanner 3
Kleinhändler 141 Weber, welche ihr Ge-
Kleemeister 2      werbe selbstständig
Kürschner 2 1      betreiben 1345 202
Klein-Uhrmacher 5 1 Wendenmacher 3
Korbmacher 20 Winterschuhmacher 3
Kornmesser 7 Wirthe 171 5
Knopfmacher 1 Wollenkämmer 1
Kübler 3 Ziegler 13 12
Küfer 48 5 Zimmerleute 52 140
Kupferschmiede 6 Zinngießer 4
Laistschneider 1 Zeugmacher 10 2
Lohnmetzger 8 Zuckerbäcker 4 2
Lumpensammler 7 Bierbrauer 81
Maurer 46 254 Essigsieder 7
Messerschmide 9 3 Branntweinbrenner  118       –
Mezger 98 8 Zusammen 3684 1005
| Das Gewerbe-Cataster beträgt nach der Revision vom J. 1842:
von Handwerkern 4154 fl. 12 kr.
  "   Kleinhändlern   110 fl. 48 kr.
  "   Handlungen   581 fl. –  kr.
  "   Manufakturen u. Fabriken 1099 fl. 24 kr.
  "   Mühlen u. anderen Werken   502 fl. 18 kr.
  "   Wirthschaften   645 fl. 20 kr.
  "   Getränkefabriken   903 fl. 25 kr.
7996 fl. 27 kr.

und hat sich seit dem Jahr 1835 von 7444 fl. 10 kr. auf diesen Betrag erhöht.

Es kommt somit im Durchschnitt auf einen Gewerbenden ein Cataster-Ansatz von 2 fl. 10 kr.


  1. Eine treffliche schwarze Erde aus derselben Grube könnte nach angestellten Versuchen vielleicht zu dem schätzbaren Fabrikat der Tiegel benutzt werden. Nach der chemischen Untersuchung von Herrn Walther enthält sie 58 pCt. flüchtige Theile (darunter 36–38 pCt. Kohle); 4 pCt. Kalk, 20 pCt. Kieselerde und 3 pCt. Eisen = 85. Die übrigen 15 sind theils Verlust bei der Untersuchung, theils noch unbestimmte Bestandtheile von geringerem Belang. Mittheil. des H. Pf. Schumann in Königsbronn.
  2. Für diesen Abschnitt liefern die Mittheilungen des verstorbenen Kameralverwalters Paulus über die landwirthschaftlichen Verhältnisse des ehemaligen Kameralbezirks Herbrechtingen in dem Correspondenzblatt des landwirthschaftlichen Vereins sehr schätzbare Notizen, namentlich IX (1836) S. 140 ff. XIV, 179 ff. XVII, 268 ff. XXI, 278 ff.
  3. Dieser sehr verdienstliche Verein erstreckt sich über den ganzen Oberamtsbezirk, und zählte im April 1843 125 Mitglieder; er hält je am zweiten Samstag eines Monats seine Versammlungen. Wie sehr und auf welche Weise er sich die Verbesserung des Flachsbaues angelegen seyn läßt, wird unten gesagt werden.
  4. Bei weitem vorherrschend ist der Dinkel, gewöhnlich der weiße Landdinkel, selten der rothe (hier Tyrolerkorn genannt). Im Thal trägt er selten unter dem 9ten, meistens nicht ganz das 10te Korn. Doch gab es schon gute Jahrgänge, wo man auf wohlgehaltenen Feldern das 12te bis 14te Korn erntete. Auf der Alp ist der 7te und 8te Ertrag das Gewöhnliche. Wenig bedeutend ist der Anbau des Roggens; er nimmt 1/6 bis 1/8 des Winterfeldes ein, und trägt im Thal in der Regel das 6–7te, auf der Alp das 5te, höchstens bisweilen das 6te Korn. Wintergerste wird wenig gebaut. Im Sommerfeld ist der Anbau der zwei- und dreizeiligen Gerste stark; sie findet bei der starken Bierconsumtion sehr guten Absatz, und erträgt im Thalfeld im Durchschnitt etwas über das 5te, auf der Alp das 4te Korn. Haber wird auf der Alp auf einem Fünftheil des Sommerfeldes, im Thal nur auf einem Zehntheil gebaut. Dagegen ist der Thalhaber ungleich schwerer; der Unterschied beträgt 15–20 Pfd. per Scheffel. Man hat Früh- und Späthaber; jener gilt für besser im Ertrag. Im Durchschnitt liefert die Habersaat im Thal das 10–12te Korn. Auf der Alp ist der Ertrag um etwas Weniges geringer; am besten gedeiht er auf den Wechselfeldern im ersten Jahre ihrer Erneuerung. Paulus a. a. O., XVII, S. 274 ff.
  5. Im Ganzen ist der Bau von Futterkräutern in diesen Gegenden noch ziemlich jung, und wird erst seit ungefähr 35 Jahren in etwas größerer Ausdehnung betrieben, da die Stallfütterung nach und nach anfieng Eingang zu finden, und man die Vortheile eines vergrößerten Viehstandes immer mehr einsehen lernte. Eine wichtige Erweiterung hat der Futter- und Brachanbau im Brenzthale durch die immer mehr zunehmende Pflanzung von Grünwicken oder Wickenfutter gewonnen. Paulus a. a. O. XIV. S. 178 ff.
  6. Seit der Aufnahme vom J. 1838, auf welche sich obige Angaben gründen, hat jedoch die Zahl der einmähdigen Wiesen, durch Verwandlung in zweimädige, noch mehr abgenommen. Vergl. auch das oben in Beziehung auf die Allmanden Gesagte.
  7. Auch in dieser Gegend fehlt es nicht an lagerbüchlichen Benennungen, aus welchen man auf Weinbau in älteren Zeiten schließen möchte. Namentlich gilt dies von einer südlichen Halde, dem „Weingarten“ bei Brenz (s. Ortsbeschreibung) und einer ähnlichen bei Hohen-Memmingen.
  8. Auffallend ist, daß ungeachtet der hohen Lage der meisten Orte auf dem Albuch und der Alp doch nicht bloß die rauheren Obstsorten, sondern auch manche der feineren und empfindlicheren, gut fortkommen. So gedeiht zum Beispiel die welsche Nuß in manchen Jahrgängen sogar in dem hochgelegenen Küpfendorf, einem der höchsten Punkte der Gegend, und in den übrigen Alporten. In Ochsenberg und Zang wächst feines Kernobst, wiewohl man sich wenig mit seiner Kultur abgiebt. Mit dem meisten Fleiß und Vortheil wird die Obstzucht in Oggenhausen und auf dem Heuhof betrieben. Im Brenzthal stehen die häufigen Nebel und die Ungunst des Bodens im Wege.
  9. Für sämmtliche Gemeinde-Waldungen sind in neuester Zeit Nutzungspläne gefertigt worden.
  10. In dieser Berechnung sind die Jahres-Nutzungen der außerhalb des Oberamts gelegenen Theile des Heidenheimer Forstes (in den Revieren Irrmannsweiler, Nattheim, Oberkochen und Zang) mit begriffen, die hier nicht im Einzelnen ausgeschieden werden konnten. Sie betragen (nach dem Verhältniß des Areals berechnet) in runder Summe des Geldwerths 70.000 fl., die also von obigen 228.920 fl. in Abzug zu bringen sind.
  11. Es fehlt auch in den Dorfgemeinden nirgends an holzersparenden Einrichtungen. Gemeindebackhäuser bestehen zwar nur in Gussenstadt, Hermaringen. Söhnstetten, Steinheim, Königsbronn und Itzelberg, die fleißig benutzt werden; dafür wird in den übrigen Orten das meiste Brod bei den Bäckern gebacken, und insofern der Einzelne diesen in der Regel nicht mehr Bäckerlohn, als in den Backhäusern, bezahlen darf, werden diese dadurch unentbehrlich gemacht. Gemeindewaschhäuser haben Heidenheim, Schnaitheim, Königsbronn, Itzelberg, Steinheim, Hermaringen, Giengen, Herbrechtingen, Bolheim, Mergelstetten und Sontheim a. d. Brenz. Kunstheerde sind über 600 im Bezirk, und holzersparende Kesselfeuerungen wohl 40.
     Mittheil. des königl. Oberamts.
  12. Es ist schon oben bemerkt worden, daß noch immer Stoppel-, Herbst- und Frühlingsweidgang besteht. Auch werden auf der Alp und dem Albuch die großen Wechselfelder zur Beweidung benutzt, welche nur eine Anzahl Jahre bebaut werden, und dann wieder Jahre lang zur Weide liegen bleiben. Mit vollkommener Stallfütterung gehen nur einzelne bedeutendere Landwirthe, und unter den Gemeinden die Stadt Giengen – wo sie in der nächsten Zukunft durchgängig zu Stande kommen wird – als Muster voran. Vergl. Paulus XVII, S. 281 ff.
  13. Im J. 1822 zählte der Bezirk 18.634 St., im J. 1830 17.387 St. Dieses Abnehmen trifft übrigens nur die spanischen und Landschafe, während sich die Zahl der Bastarde von 6725 (im J. 1822) auf 10.911 gehoben hat. S. württ. Jahrb. 1820. I. S. 216. Man liebt große, starkknochige, auch zum Stechen gesuchte Schafe, und zieht deßwegen die Bastarde den feinen spanischen vor, deren Wolle sich nicht mehr eines bedeutend höhern Preises als die Bastardwolle zu erfreuen hat. Vergl. Paulus XVII, 286.
  14. Auch hält hie und da ein wohlhabenderer Bauer einen schwarzen Bock, weil der alte Aberglaube auch in dieser Gegend hie und da noch fortlebt, daß der Viehstall dadurch vor der Einwirkung böser Leute bewahrt bleibe.
  15. Haselhühner waren in früheren Zeiten in der Gegend von Giengen anzutreffen.
  16. Erst im J. 1738 wurden in Hermaringen die jährl. 15 kr. aufgehoben, welche jeder Bürger „zur Wolfsjagd“ geben mußte.
  17. Eine Beschreibung desselben von dem verstorb. Herrn Geh.-R. von Kerner s. in den württ. Jahrb. 1823. I. S. 89. Inzwischen hat jedoch das Hüttenwerk wesentliche Verbesserungen und Erweiterungen erfahren, wie denn überhaupt die neuesten Erfindungen fortwährend erprobt und in Anwendung gebracht werden. Eine kurze Geschichte des Werkes findet sich im württ. Jahrb. 1821 und 1822 S. 323 ff. Über seinen Zustand im vorigen Jahrhundert vergl. Schrebers Neue Cameralschriften III, S. 552–602.
  18. Das Bergrecht in diesen Gegenden ressortirte ursprünglich vom Reiche, welches es distriktweise als Lehen vergabte. Den 14. April 1365 wurde Graf Ulrich von Helfenstein und seine Erben auf Bitten seines Schwiegervaters, Graf Ludwigs von Öttingen, von Kaiser Carl IV. zu Mannlehen belehnt mit „allem Eisenwerk in der (helfensteinischen) Herrschaft und Wildbann, wo das gelegen sei mit Mühlen, Hämmern an der Brenz, an dem Kocher oder anderswo, wo sie die bedurfen zu machen zu Nothdurft des genannten Eisenwerks.“ Dieses Recht sollte sich jedoch blos innerhalb der Grenzen des helfensteinischen Wildbanns erstrecken, und deshalb sollte auf dem Zahnberg, welcher seit 1302 dem Kl. Königsbronn eigen, genannter Graf kein Eisenerz zu suchen befugt seyn. (Besold. 649 etc.) Die helfensteinische Berechtigung ging mit der Herrschaft Heidenheim an Württemberg über, welches thätigen Gebrauch davon machte. Kl. Königsbronn ließ seinerseits auf seinem Distrikt diesen Gewerbszweig gleichfalls nicht unbenützt. Seine Eisenschmiede in Uzelberg (Itzelberg) verlieh es i. J. 1479 an Jörg und Weinhart, Gebrüder, zu einem rechten Erblehen um jährliche 10 fl. rhein. und eine Faßnachthenne (Besold. 669, Cleß, B. 398). Besonderes Verdienst um die Eisengießerei in Königsbronn erwarb sich Abt Melchior Ruf († 1539), unter welchem der Reinertrag derselben zu 400 fl. angegeben wird (Besold. 672), und Ambrosius Boxler (abgesetzt 1553. – Brusch Monast. Cent. 1. fol. 104). Von Seiten Württembergs fanden Belehnungen mit Eisenerzgruben statt; vom J. 1511 ist ein Lehenbrief Herzog Ulrichs von Württemberg für die von Heidenheim, daß sie in den 3 Bergen Retzenberg, Wellisberg und Rauhenbuch Erz suchen und graben, auch eine Schmiede errichten mögen (Staatsarchiv). Im J. 1513 verkauften die von Heidenheim ihre halbe Eisenschmiede um 2000 fl. an Burkhard Fürderer zu Stuttgart. Thomas Fürderer zu Stuttgart erwarb in demselben Jahre von einem Gmünder Bürger die 18jährige Nutzung seiner Eisenschmiede zu Heidenheim um 1300 fl. Im J. 1515 erlaubte Herzog Ulrich von Württemberg seinem Erzmarschall Conrad Thumb von Neuburg in der ganzen Herrschaft Heidenheim Eisen und anderes Erz zu graben und zu schmelzen, ausgenommen in den drei an die von Heidenheim verliehenen Bergen. Kaiser Carl V. ertheilte im J. 1521 einen bestätigenden Lehenbrief für denselben und für Burkhard Fürderer. Sechs Gulden Rheinisch sollten sie von jeder Schmiede jährlich geben. Vom J. 1536 ist ein Lehenbrief um die Eisenschmiede zu Heidenheim für Jörg Besserer, Burgermeister zu Ulm, welcher zu der Zeit, als die Herrschaft Heidenheim unter ulmischer Pfandschaft stand, diesen Besitz erwarb. Derselbe Besserer und Hans Walther Ehinger reversirten sich im J. 1541 gegen Herzog Ulrich, als ihnen vergönnt war, in der Herrschaft Heidenheim nach Eisenerz einzuschlagen; beide versprachen, was sie von Eisen finden, das werden sie in den 3 Schmelz- und Schmiedwerken Unter-, Oberkochen, Mergelstetten und Heidenheim gebrauchen, auch was zu Unter- oder Oberkochen geschmelzt, dasselbe zu Mergelstetten und Heidenheim ausschmieden. Sämmtliche von den genannten Ulmer Patriziern besessenen Eisenwerke, „welche stattlich aufgerichtet und in Nutzen gebracht worden waren“ (Gadner bei Pfister Christoph 2, 122), erkaufte um eine stattliche Summe im J. 1557 Herzog Christoph von Württemberg in Verbindung mit 3 Unterthanen, Martin Eisengrein von Stuttgart, Balth. Moser von Göppingen und Michael Dauer von Heidenheim. Diesen Unterthanen ertheilte der Herzog im J. 1558 ein Erblehen, wonach ihnen vergönnt war, neben ihm den vierten Theil an und in dem Rauhenbuch, Wellisberg, Retzenberg, dem Berg bei Hermaringen gelegen, und an und in dem Burgstall, auch sonst in der Herrschaft Heidenheim nach Eisenerz einzuschlagen, zu graben, zu schmelzen, und „davor soll Sr. fürstlichen Gnaden für den Zehent jährlich 80 fl., dazu jeder Centner Eisen den zehnten Pfenning näher (d. h. wohlfeiler) dann sonst zu kaufen, item von eines jeden neuer Grub jährlich 15 fl., und dann von jedem veränderten und verkauften Viertheil von jeder Schmelzhütte und Schmiede 1 fl. Weglösin und 1 fl. Handlohn gegeben werden.“ Der Unternehmungsgeist Herzog Friedrichs I. erstreckte sich bekanntlich nicht wenig auch auf das Bergwesen; in dieser Beziehung lag ihm daran, die Eisenbergwerke etc. in dieser Gegend vollständig zu besitzen. Er erkaufte daher im J. 1598 um 47.417 fl. 37 kr. von den Eisengrein’schen, Moser’schen und Daur’schen Erben ihre 2/3 des ganzen Eisenbergwerks zu Heidenheim und Mergelstetten, auch alle Gerechtigkeit an dem Schmelz- und Schmiedwerk zu Königsbronn und Itzelberg, sammt der Blechschmiede, Kohlhütte und den Wassern daselbst. Um seine Eisenwerke emporzubringen verbot der Herzog im J. 1598 den Verkauf des rohen Eisens außer Landes, befahl auch, daß alle Unterthanen bei Strafe von 5 Pfd. Heller alles Eisen von hier künftig bei den dazu aufgestellten Factoreien in Stuttgart, Tübingen, Urach und Schorndorf (geschmiedetes Eisen zu 4 fl. 10 kr.) nehmen sollten; doch mußte er der vielen Klagen wegen im Landtagsabschied von 1599 den Eisenhandel wieder freigeben, untersagte aber im J. 1604 und 1607 zum Besten dieser Werke allen Aufkauf alten Eisens. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts bestanden in Heidenheim 1 Schmelzofen, 1 Nagelschmiede, 3 Pochhämmer, dazu 1 Mahl-, 1 Papier-, 2 Öl-, 1 Schleif- und Walkmühle, zu Königsbronn 3 Eisenhämmer, 2 Schmelzöfen etc., zu Mergelstetten 2 Schmieden und 1 Kohlhütte (Landbuch). Nach der Nördlinger Schlacht (1634) wurden die Heidenheimer, Mergelstetter, Königsbronner und Itzelberger Eisenwerke zerstört, die Schmiede und der Schmelzofen in Königsbronn jedoch im J. 1650 durch Herzog Eberhard III. wieder aufgebaut; ein weiteres Schmiedewerk allda ließ im J. 1680 der Administrator, Herzog Friedrich Carl, hinzufügen. Das Schmiedewerk in Itzelberg ist im J. 1696 von Herzog Eberhard Ludwig wieder errichtet worden. Vom J. 1688 – 94 waren sämmtliche Werke an Privaten in Pacht gegeben; im J. 1694 übernahm die Herrschaft wieder den Selbstbetrieb bis nach der Mitte des 18. Jahrhunderts, wo sie abermals zur Verpachtung schritt. Den 22. Dez. 1769 gab Herzog Carl die Eisenschmelze und Schmiedwerke in Königsbronn, den neuerbauten Blechhammer in Itzelberg nach beendigtem 6jährigem Bestand dem Löwenwirth Joh. Georg Blezinger zu Königsbronn auf 9 Jahre in Admodiation. Dieser erhielt jährlich 600 Meß Scheiterholz zu 30 kr. das Meß, durfte jährlich 10.000 Centner Eisen und dazu noch 4–500 Centner Blech schmieden, und mußte einschließlich der 600 Meß Holzes 42.500 fl. jährlich zahlen. Bis zum J. 1798 war die Admodiation in den Händen von Blezinger und Comp., dann von J. G. Blezinger Söhnen, dann Keller und Söhnen, endlich bis 1806 Joh. Georg und Sebastian Blezinger. In dem letztgenannten Jahre ging das Werk in die Selbstadministration der Staats-Finanzverwaltung über. Im J. 1819 ging der Hochofen in Heidenheim ein. S. Ortsbeschr.
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