Beschreibung des Oberamts Laupheim/Ober-Balzheim

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Ober-Balzheim.
Gemeinde III. Kl. mit 511 Einw., worunter 13 nach Dietenheim eingepfarrte Kathol.   a. Ober-Balzheim, Dorf, Pfarrfilial von Unter-Balzheim, mit 502 Einw.   b. Glaserhof, Hof, mit 9 k. Einw.

Das große Dorf, durch dessen unteren Theil die Ulm–Leutkircher Landstraße führt, liegt theils am Fuß der Illerthalgehänge, theils in einem engen Thälchen, welches sich im Ort selbst mit der Illerebene vereinigt.

Auf einem wohlgerundeten Bergvorsprunge, zunächst des Dorfs, stehen zwei ansehnliche Schlösser (das obere und das untere Schloß) nebst Nebengebäuden, und die Kirche mit ihrem weithin sichtbaren, hohen Thurme, eine schöne Gruppe bildend, welche zu der sehr malerischen Ansicht des Dorfs wesentlich beiträgt.

Das Dorf selbst ist unregelmäßig gebaut, jedoch freundlich und mit reinlichen Ortsstraßen versehen; die Gebäude sind im unteren Theil des Dorfs meist ansehnlich, in dem übrigen aber ziemlich klein; sie haben durchgängig Ziegelbedachung, und zeichnen sich durch innere Reinlichkeit aus.

Die Ortslage ist angenehm, geschützt und gesund; von den höher gelegenen Punkten des Dorfs, namentlich von dem obern Schloß, genießt man eine überaus anziehende Aussicht in die im Osten des Orts sich anlehnende Illerthalebene, wie in das bayerische Hügelland, und gegen Südosten ist noch ein großer Theil der Tyroler Alpen sichtbar.

Die Kirche, welche nach der auf einer hölzernen Tafel vorhandenen Inschrift 1608 erbaut wurde, hat an ihrem Äußeren durchaus nichts Ansprechendes, dagegen ist das Innere derselben| geräumig und im Renaissancegeschmack reichlich ausgestattet. Die flache, schön getäfelte Decke des Langhauses ziert das gut aus Holz geschnittene Wappen der Herren von Ehinger, ebenso ist der verzierte, theils bemalte, theils vergoldete Taufstein sehr gut aus Holz gefertigt. Der dreiseitig schließende Chor hat ein Netzgewölbe mit verzierten Gurten und zwei Schlußsteinen, von denen der eine die Kreuzigung enthält; in dem Chor befindet sich, neben prachtvoll im Renaissancestyl geschnittenen, mit Laubwerk verzierten Chorstühlen, ein im gleichen Styl ausgeführter Hochaltar, mit einem aus Holz gut geschnittenen Crucifix, und in dessen Rücken ein Gemälde, einen knieenden Ritter mit einem knieenden Kinde und drei knieenden Frauen in alter Tracht vorstellend; zu den Füßen der Frauen steht je ein Wappenschild der Herren v. Ehinger, v. Besserer und v. Neidhart. Die Predella des Altarblattes enthält das heil. Abendmahl und unter demselben die Inschrift „Servatius Ehinger von und zu Balzheim Stifter dieses Altars Anno 1609“; inmitten der Inschrift ist das Wappen der Herren v. Ehinger angebracht. Überdieß hängt noch im Chor eine runde, hölzerne Gedenktafel mit dem Wappen des Altarstifters, nach deren Umschrift derselbe im Jahr 1610 starb.

Der aus acht Stockwerken bestehende, mit einem Kuppeldach gedeckte Thurm ist sehr hoch, und in seinen unteren vier Stockwerken viereckig, in seinen oberen aber achteckig; die auf demselben hängenden Glocken wurden 1608 gegossen. Die Unterhaltung der Kirche liegt der den Orten Ober- und Unter-Balzheim gemeinschaftlichen Stiftungspflege ob.

Der Begräbnißplatz wurde vor etwa 25 Jahren außerhalb (westlich) des Orts neu angelegt; früher mußten die Verstorbenen in Unter-Balzheim beerdigt werden.

Ein Rathhaus ist nicht vorhanden, daher die Gemeinderathssitzungen in der Wohnung des Schultheißen abgehalten werden.

Das gut erhaltene Schulhaus mit Lehrerwohnung, welches die Stiftungspflege zu unterhalten hat, liegt in der Nähe des unteren Schlosses.

Das obere Schloß ist ein ansehnliches, nicht mehr bewohntes Gebäude, mit einem runden Thurm an der nordöstlichen und einem viereckigen an der südwestlichen Ecke; ein runder Thurm, der mit der einen Hälfte in die westliche Seite des Schlosses eingreift, mit der andern aber an derselben hervorsteht, enthält eine zu den Gelassen des Schlosses führende Wendeltreppe. Innen ist das Gebäude verwüstet, und nur eine in dem Innern eines Erkers theilweise noch sichtbare Wandmalerei, Jagdscenen u. s. w. vorstellend,

| wie die im Renaissancegeschmack gehaltenen Thürverkleidungen zeugen noch von der ehemaligen reichen Ausstattung. Das Schloß steht innerhalb eines Hofraums, der theils mit einer festen, mit Rondelen versehenen Mauer, theils mit einigen Nebengebäuden umfangen ist. Südlich von dem Schloß lehnt sich ein großer Baumgarten (Schloßgarten) an, der an die sog. Burghalde, eine meist mit Laubhölzern bestockte Bergspitze, grenzt. Auf derselben stand früher eine Burg, von der nicht nur die tiefen Gräben noch vorhanden sind, sondern auch in jüngster Zeit noch Mauersteine, Ziegel etc. ausgegraben wurden. An die Stelle der ehemaligen Burg sind nun freundliche, mit den verschiedensten Holzarten ausgepflanzte Anlagen getreten, an deren südlichster Spitze ein kleiner Pavillon errichtet wurde, von dem man eine Aussicht in das Iller-Thal und an die Tyroler Alpen genießt, die wohl die reizendste des ganzen Bezirks genannt werden darf.

In einiger Entfernung von dem obern Schloß und namhaft tiefer als dasselbe liegt das untere Schloß, mit Seitenthürmchen (Erkern), die bis zu dem Dachfries hinauflaufen, und deren Zeltdächer sich frei von dem übrigen, massiven Schloßgebäude erheben. Das wohlerhaltene Innere des Schlosses, welches gegenwärtig dem Rentbeamten der Grundherrschaften von Ober- und Unter-Balzheim zur Wohnung dient, zeigt einen äußerst soliden, auf kolossalen eichenen Pfeilern ruhenden Holzeinbau und Dachstuhl. Zu diesem Schloß gehört ein an dasselbe angrenzender, ausgedehnter Baumgarten. Übrigens sind die zu beiden Schlössern gehörigen Güter besonders abgetheilt und neuerlich an Bürger verpachtet.

Mit gutem Trinkwasser ist der Ort hinreichend versehen, und nur einige hundert Schritte östlich von demselben fließt der Giessebach vorüber, der eine zu der Gemeinde gehörige Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung setzt. An der östlichen Markungsgrenze, welche zugleich die Landesgrenze zwischen Württemberg und Bayern bildet, fließt, etwa ¼ Stunde vom Dorf, die durch ihr Austreten öfters den anliegenden Feldern schädliche Iller.

Die Entfernung von dem Dorf nach dem nördlich gelegenen Mutterort beträgt ½ Stunde, und die nach dem nordwestlich gelegenen Oberamtssitz 4½ Stunden.

Die im Allgemeinen gesunden, kräftigen Einwohner zeichnen sich durch Fleiß und Betriebsamkeit aus, und nähren sich hauptsächlich von Feldbau und Viehzucht; überdieß treiben sie in ziemlicher Ausdehnung den Holzhandel, welcher einer großen Zahl der Einwohner durch Arbeiten in den Waldungen, sowie durch den | Transport und die Verflößung des Holzes auf der Iller nach Ulm einen namhaften Verdienst sichert. Es befinden sich in dem Ort mehrere sog. Flößer, welche den Handel mit Stamm-, Nutz- und Brennholz in großer Ausdehnung betreiben. Die Vermögensumstände der Einwohner gehören zu den mittelmäßigen; mit Ausnahme des grundherrschaftlichen Besitzthums beträgt der ausgedehnteste Güterbesitz 70 Morgen.

Von der ziemlich großen Markung wird nur etwa 1/3 für die Landwirtschaft benützt, während der übrige Theil mit Wald bestockt ist; die Felder liegen größtentheils in dem ebenen Iller-Thale, ein kleiner Theil derselben an den unebenen, sehr zerrissenen Ausläufern der Thalgehänge; übrigens besitzen die Einwohner von Ober-Balzheim viele Güter auf der Markung Sinningen.

Der Boden besteht in der Thalebene vorherrschend aus Sand und Geröllen mit unbeträchtlicher Humusdecke, daher auch in trockenen Jahrgängen der Feldertrag minder ergiebig ausfällt als in etwas nassen. Auf den Anhöhen kommt zuweilen lehmigter Sandboden mit thoniger Unterlage oder auch Thonboden vor. An Bausteinen ist Mangel, und nur an einzelnen Stellen kommt Molasse-Sandstein vor, der übrigens von geringer Beschaffenheit ist und öfters das Ausbeuten nicht lohnt. In den Waldungen, namentlich in dem District Eichg’hau, gräbt man neuerer Zeit Töpfererde, und auf dem sog. Sinninger Ried wird zuweilen Torf, der übrigens von geringer Qualität ist, gestochen. Die größeren Gerölle in dem Iller-Thale benützt man zu Straßenmaterial und mit gehöriger Ausscheidung zum Kalkbrennen.

Die Luft ist gesund aber etwas scharf, die Morgen und Abende, mit Ausnahme der heißesten Sommerszeit, kühl und kalt. Die Ernte fällt bei den Winterfrüchten in das Ende des Monats Juli oder in den Anfang des Monats August, bei den Sommerfrüchten in das Ende des letzteren Monats. Hagelschlag kommt selten sehr verheerend vor; auch tritt der früher häufig vorgekommene Mehlthau in neuerer Zeit seltener auf.

Die Sommerfrüchte sind meist ergiebiger als die Winterfrüchte, jedoch haben auch auf diese die fortdauernden Kulturverbesserungen einen günstigen Einfluß ausgeübt.

Die Landwirthschaft hat sich in den letzten zwanzig Jahren wesentlich gehoben, indem nicht nur minder ergiebige und öde Flächen kultivirt, sondern auch der Boden überhaupt durch umsichtige Bebauung und Überführung mit gutem Boden und Dünger nutzbringender gemacht wurde; namentlich wird zur Besserung des Bodens | die Jauche allgemein angewendet. Auch finden verbesserte Pflüge immer mehr Eingang.

Im System der Dreifelder-Wirthschaft baut man im Winterfeld Roggen und Dinkel, im Sommerfeld Gerste, Hafer und Wicken; der Anbau von Erbsen und Linsen findet in neuerer Zeit vielen Eingang. In der nicht ganz zur Hälfte angebauten Brache zieht man hauptsächlich Kartoffeln und dreiblättrigen Klee; auf minder ergiebigen Böden wird auch Esper gebaut. Flachs und Hanf kommt nur für den eigenen Bedarf zum Anbau, auch der Repsbau ist unbedeutend, dagegen hat der Hopfenbau seit neuerer Zeit bedeutenden Anklang gefunden. Der Ertrag desselben kommt nach Ulm zum Verkauf. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 100–300 fl. Der Absatz an Getreide findet entweder im Ort selbst oder auf den Schrannen in Ulm und Biberach statt.

Die meist zweimähdigen Wiesen sind sehr düngerbedürftig und entbehren eine geordnete Bewässerung, obgleich sich eine solche mit Nutzen ziemlich ausgedehnt anwenden ließe. Ein Morgen Wiese kostet 200–300 fl. und der durchschnittliche Ertrag desselben beträgt 15–25 Centner Heu und 8–10 Centner Öhmd.

Die Obstzucht hat in den letzten zwanzig Jahren sich verbessert und ist immer noch im Zunehmen begriffen; es werden meist gewöhnliche Obstsorten gepflegt. Das Kernobst geräth häufiger als das Steinobst.

Gemeindewaldungen sind nicht vorhanden, indem die auf der Markung liegenden Wälder der Gutsherrschaft gehören, dagegen werden etwa 60 Morgen von urbar gemachten Griesen und Waldungen herrührende Gemeindegüter an die Ortsbürger verliehen, von denen pr. Morgen 1 fl. 12 kr. Pachtgeld zur Gemeindekasse bezahlt wird.

Die Pferdezucht ist unbedeutend, dagegen wird auf einen tüchtigen Rindviehstand (Allgäuer- und Schweizerrace) sehr viel gehalten, und zur Nachzucht desselben auf tüchtige Farren, deren Erhaltung alljährlich von der Gemeinde verliehen wird, Bedacht genommen. Der Handel mit Vieh bildet eine besondere Erwerbsquelle, und geschieht theils auf benachbarten Märkten, theils im Ort selbst.

Die Schafzucht wird nur von Einzelnen betrieben, die verpachtete Weide trägt etwa 200 fl. und die Pferchnutzung 160 bis 175 fl. ein.

Geflügel wird in großer Anzahl gezüchtet und besonderer Handel damit getrieben; die Bienenzucht, obwohl ziemlich eifrig gepflegt, gewährt im Allgemeinen geringen Ertrag.

Von Gewerben ist außer einer schon angeführten Mühle auch | eine außerhalb des Orts gelegene Ziegelei vorhanden. Mit Ausnahme der zahlreichen Weber, welche, mit einem geringen Verdienst sich begnügend, häufig für auswärtige Fabrikanten arbeiten, dienen die übrigen Handwerker nur dem örtlichen Bedarf. Auch besteht im Ort eine Schildwirthschaft mit Bierbrauerei.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tabelle III. Eine von dem verstorbenen Rentbeamten Fetzer herrührende Armenstiftung von 400 fl. ist vorhanden; über eine weitere mit Unter-Balzheim gemeinschaftliche s. die Ortsbeschr. von Unter-Balzheim.

Das auf der Markung Ober-Balzheim liegende ritterschaftliche Gut besteht nebst den schon beschriebenen beiden Schlössern in 93 Morgen Güter und 1670 Morgen Waldungen. (Außer dem Ertrag von dem Grund- und Waldeigenthum hatten die unten genannten Grundherrschaften noch Lehen und grundherrliche Gefälle, und zwar an Geld 316 fl. 23 kr., an Naturalien 14 Scheffel 4 Simri Roggen, 105 Scheffel 4 Simri Dinkel und 98 Scheffel 3 Simri Hafer, welche nun abgelöst sind.)

b. Glaserhof, ein einsam im Walde, 1 Stunde südwestlich von Ober-Balzheim gelegener Hof, der nebst dem Glaserhölzle 897/8 Morgen 42 Ruthen beträgt. Diese Parcelle gehörte früher zu der Gemeinde Gutenzell O.A. Biberach und wurde erst im Jahr 1854 der Gemeinde Ober-Balzheim zugetheilt.

Etwa ¼ Stunde südlich von Ober-Balzheim wird eine Flur Goppertshäusern genannt, was auf ehemalige Wohnungen hindeutet.

Die Herrschaft (Ober-, Unter-) Balzheim (s. auch Gemeinde Unter-Balzheim) gehörte den Grafen von Kirchberg, von denen einer als comes Harthmannus de Baldesheim im Jahr 1181 vorkommt (Wirt. Urk.-Buch 2, 212).

In früher Zeit erscheinen die Ortsadeligen, ohne Zweifel Dienstmannen der Grafen von Kirchberg, nämlich Heinricus de Baldesheim, den 7. Juli 1087 Zeuge Graf Burkhards von Nellenburg für das St. Salvatorkloster in Schaffhausen, deßgl. im Jahr 1090 (Mone Anzeiger 1837, 6. 7), Heinricus de Baldisheim am 31. Dezember 1099 (nicht 1100, Wirt. Urk.-Buch 1, 322), Chuono de Baldisheim am 22. Oktober 1110 (Gerbert Hist. nigr. silv. 3 nr. 31), und am 12. Juli 1127 (Wirt. Urk.-Buch 1, 375), Dithoch et frater ejus Heinricus de Baldeshain am 15. Nov. 1164 (eb. 2, 149).

In der Mitte des 13. Jahrhunderts war Balzheim an die Grafen von Grüningen-Landau gelangt, wenigstens verkauften im Jahr 1281 die Gebrüder Konrad und Eberhard, Grafen von Landau, | mit ihrer Mutter Hedwig an Bischof Bruno von Brixen (von der Familie der Grafen von Kirchberg) ihre Burg „Balshain“ mit aller Herrlichkeit, der Grafschaft, dem Wildpann, mit Ausnahme der Lehen und der adeligen Leute (Reg. Boic. 4, 143). Hierauf blieb Balzheim längere Zeit im Besitz der Grafen von Kirchberg, namentlich kam es im Jahr 1289 durch Vertrag an Graf Konrad.

Im Jahr 1356 aber veräußerte ein Nachkomme dieses Konrads, Graf Wilhelm von Kirchberg, die Burg Balzheim mit dem Bau, der Holzmark und dem Dorf Ober-Balzheim, das Dorf Nieder-Balzheim sammt Kirchensatz und Zugehör, die Güter in Haltprechtshofen (Halbertshof), Sinningen und Ober-Kirchberg (sammt Gericht und Tafern) mit allem Zugehör für 3300 Pfund Heller an Friedrich und Heinrich von Freiberg. Von dem Verkäufer wurde die Lehensoberherrlichkeit, jedoch ohne Forderung einiger Dienstleistung, vorbehalten und die Herrschaft als ein Kunkellehen verliehen. Heinrich von Freiberg, mit seinen Söhnen Heinrich und Friedrich, verkaufte Balzheim wieder am 29. Februar 1372 sammt verschiedenen Gütern und Einkünften, welche Heinrich erworben hatte, für 4750 Pfund Heller an Lutz Kraft, Bürgermeister zu Ulm. Heinrich Kraft trug im Jahr 1436 die ganze Herrschaft Balzheim, an der ein Theil schon zuvor kirchbergisches Lehen war, dem Grafen Eberhard von Kirchberg zu Lehen auf (zu ungemischtem Lehen für Männer und Frauen); dafür eignete ihm dieser vier Höfe in Kirchberg, drei Sölden, die Tafern und die Landgarbe daselbst, den Halbertshof und die Holzmark, genannt das Ulenbuch bei Dietenheim. In der Familie Kraft, welcher sofort dieses Lehen von den Grafen von Kirchberg wiederholt erneut wurde[1], theilten sich Lorenz († 1486) und Sigmund in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in diesen Besitz. Der Lorenz-Kraft’sche Antheil kam mit der Hand der einzigen Tochter des Besitzers an Walther Ehinger, welcher im Jahr 1490 von Sigmunds Söhnen, Heinrich, Hans und Sigmund, auch die andere Hälfte erkaufte.

Walther Ehinger († 1505) und sein gleichnamiger Sohn († 1519) erhielten Belehnungen von den zu ihrer Zeit aufeinander gefolgten Besitzern der Grafschaft Kirchberg, 1490 von Graf Philipp von Kirchberg, 1500 von Herzog Georg von Bayern, 1509 | von Jakob Fugger. Kaiser Maximilian I. ertheilte dem jüngern Walther im Jahr 1507 Bestätigung der weiblichen Lehensfolge, im Jahr 1510 den Blutbann in Balzheim, und nahm den Ort im Jahr 1514 in seinen Schutz. Im Jahr 1594 befreite Kaiser Rudolf II. die Herrschaft Balzheim (mit Ober-Kirchberg und dem Weiler Halbertshof) von allen Hof- und Landgerichten, und gab das Privilegium, daß künftig keine von ihren Unterthanen einem Juden gegebene Schuldverschreibung gültig sein solle. Des zuletzt genannten Walthers († 1519) Urenkel, Hans Abraham Ehinger und Hans Ehinger theilten im Anfang des 17. Jahrhunderts die auch früher schon wiederholt getheilte, aber immer wieder vereinigte Herrschaft Balzheim; mit Hans Abrahams Enkel, Christoph Johann Ehinger, starb der Mannsstamm aus, Hans Ehinger hatte blos Töchter, und es sind diese beiden, Hans Abraham und Hans, die Stammväter des in der weiblichen Succession so zahlreichen Geschlechts, welches an diesem Lehen Theil hat. Die Ulmer Familien Schad, Schleicher und Besserer traten durch ihre Heirathen zuuächst in diesen Besitz ein; im Jahr 1646 wurde die noch jetzt bestehende Abtheilung in das Obere und das Untere Schloß gegründet, von welchen das erste mit Zugehörungen dem Haus Abraham Ehingerischen, das zweite dem Hans Ehingerischen Zweig zufiel, und wovon jedes ein für sich bestehendes Ganzes bildet. Im Jahr 1724 erkaufte Österreich (auf welches der gräflich Kirchberg’sche Lehenhof übergegangen) 12/25 des Lehens von den Schleicher’schen Erben um 31.000 fl., und veräußerte diesen Theil wieder um dieselbe Summe im Jahr 1740 an Franz Gottlieb, Freiherrn von Palm, gewesenen kais. Rath, in Anbetracht seiner guten und treugehorsamen Dienste, als Kunkellehen. Später erkauften die von Palm noch einige Theile von den Familien von Besserer und Baldinger; sie besitzen 3/5 am untern Schloß und 5/18 am obern, die Ehingerischen Nachkommen dagegen 2/5 am untern und 13/18 am obern[2]. Die österreichische Lehensoberherrlichkeit ging an die Krone Württemberg über.| Franz Gottlieb Freiherr von Palm errichtete im Jahr 1749 ein Fideicommiß, wonach, so lange männliche Nachkommen von ihm existiren, die weiblichen vom Besitz des Lehens Balzheim ausgeschlossen sind, die successio linealis agnatica cum jure primogeniturae beobachtet werden muß und eine Theilung nicht stattfinden darf. In der Ehinger’schen Nachkommenschaft dagegen gliedern sich die Antheile immer wieder.

Im Jahr 1743 begannen die vorderösterreichischen Landstände ihre Angriffe auf die Reichsunmittelbarkeit der Herrschaft und veranlaßten einen Rechtsstreit. Solcher rief hervor die wichtige Schrift: „Ausführung der ursprünglichen und beständig beibehaltenen Unmittelbarkeit der uralten Reichsherrschaft Balzheim. Ulm 1765. Fol.“


v. Gaisberg (Schöckinger Linie). Freifrau Henriette, Gattin des General-Majors Freiherrn Ludwig v. Gaisberg., geb. Schad, von Mittel-Biberach.
Hardt v. Wellenstein, Freiherr Victor Remuald etc., K. Kammerherr und Major (a. D.), zu Ulm. Dessen Gattin, Rosine Euphrosine, geb. Schad, von Mittel-Biberach.
v. Linden, Freifrau Mathilde, geb. Gräfin von Leutrum, Gattin des Regierungsdirector Freiherrn Karl v. Linden, in Ludwigsburg.
v. Seutter, Freifrau Helene Magdalene, Wittwe des K. Finanzkammer-Directors Freiherrn Johann Georg zu Ludwigsburg, geb. Freiin v. Welser.
v. Baldinger, Albrecht Friedrich, Oberst und Commandant des 7. Infanterie-Regiments, in Ulm. Johanna Elisabeth. Maximilian Joseph, Major und Bataillons-Commandant im K. 2. Infanterie-Regiment, in Ludwigsburg. Friederike Wilhelmine Caroline. Louise. Charlotte Auguste. Emma. Felicitas. Wilhelm, Postpraktikant, in Eßlingen. Sigmund, Oberlieutenant im K. 2. Infanterie-Regiment, in Ludwigsburg. Karl Friedrich Hans Sigmund, Lieutenant im K. 5. Infanterie-Regiment, zu Stuttgart. Albrecht Friedrich, K. Revierförster (a. D.), in Waiblingen. Irenäus Germanus Anton, pens. Ulm'scher Senator, in Stuttgart. Cordula Sibylla, in Ulm. Theodor August, Major und Bataillons-Commandant im K. 4. Infanterie-Regiment, in Ludwigsburg.
Besserer v. Thalfingen, Philipp Jacob zu Ulm. Gustav Adolph, K. Lieutenant (a. D.), in Ulm. Susanne Wilhelmine, in Ulm. Benedict, in Ulm. Albert, Revierförster, in Reichenbach. Constantia Sybilla, in Ulm. Susanna Regina, in Ulm. Dorothea Mathilde, in Ulm. Albertine Friederike, in Ulm. Marie Auguste, in Ulm. Catharina Margarethe, in Ulm. Louise Amalie, minderjährig, in Ulm. Georg Sigmund, in Ulm. Albrecht Friederich, Senator (a. D.), in Ulm. Dessen Gattin, Catharina Margarethe, geb. Besserer v. Thalfingen. Elisabeth Veronica, Stiftsdame, in Ulm. Marie Sophie Albertine, in Ulm.
v. Kolb, Albrecht Friedrich, in Ulm.
v. Neubronner, Karl, in Ulm. Karl Georg Rudolph, minderjährig. Karl Friedrich, K. Oberlieutenant (a.D.), in Ulm.
v. d. Planitz, Moriz Karl Marx, in Ulm.
Schad v. Mittel-Biberach, Franziska Veronika, in Ulm. Constantia, Wittwe des Johann Ulrich, geb. Schad v. Mittel-Biberach, in Ulm. Sybilla Albertine, Wittwe des Eitel Albrecht, geb. v. Baldinger, in Ulm. Moriz, Gerichts-Actuar, in Blaubeuren.


v. Wölkern, Ludwig Karl Wilhelm, K. Oberstlieutenant (a. D.), in Stuttgart.| und fand erst mit der Auflösung des deutschen Reiches sein Ende, in Folge welcher die Herrschaft unter die Staatshoheit der Krone Bayern fiel.

Der Blutbann in der ganzen Herrschaft Balzheim war Reichs- und österreichisches Afterlehen, die Jagd Dietenheimisch. In Oberbalzheim war ein gemeinschaftliches Stabsamt. Durch den Pariser Staatsvertrag von 1810 wurde diese Lehensherrschaft von dem K. bayerischen Landgerichte Illertissen getrennt und kam an Württemberg.

  1. Z. B. am 13. Oktober 1473 verleiht Graf Wilhelm von Kirchberg an den Ulmer Bürger Lorenz Kraft Ober- und Unter-Balzheim, Sinningen mit dem Kirchensatz, Burg und Holzmark dazu gehörig, das Gütlein zu Illerberg, auch den Hof, großen und kleinen Zehnten zu Hörenhausen. Balzheimer Deduction Beil. S. 127.
  2. Das Staatshandbuch von 1854 führt unter dem begüterten ritterschaftlichen Adel, außer dem Haupttheilhaber
    Freiherrn v. Palm-Mühlhausen, folgende weitere Theilhaber von Balzheim auf:
    v. Leutrum, Graf Hugo Karl etc., Kön. Kammerherr, Ober-Justizrath etc. in Stuttgart.
    Besserer v. Thalfingen, Freiherr Marx Christoph, Kön. Oberförster zu Reichenberg.
    Besserer v. Thalfingen, Freiherr Franz Daniel, Major (a. D.), in Ludwigsburg.
    [204]
    v. Gaisberg (Schöckinger Linie). Freifrau Henriette, Gattin des General-Majors Freiherrn Ludwig v. Gaisberg., geb. Schad, von Mittel-Biberach.
    Hardt v. Wellenstein, Freiherr Victor Remuald etc., K. Kammerherr und Major (a. D.), zu Ulm. Dessen Gattin, Rosine Euphrosine, geb. Schad, von Mittel-Biberach.
    v. Linden, Freifrau Mathilde, geb. Gräfin von Leutrum, Gattin des Regierungsdirector Freiherrn Karl v. Linden, in Ludwigsburg.
    v. Seutter, Freifrau Helene Magdalene, Wittwe des K. Finanzkammer-Directors Freiherrn Johann Georg zu Ludwigsburg, geb. Freiin v. Welser.
    v. Baldinger, Albrecht Friedrich, Oberst und Commandant des 7. Infanterie-Regiments, in Ulm. Johanna Elisabeth. Maximilian Joseph, Major und Bataillons-Commandant im K. 2. Infanterie-Regiment, in Ludwigsburg. Friederike Wilhelmine Caroline. Louise. Charlotte Auguste. Emma. Felicitas. Wilhelm, Postpraktikant, in Eßlingen. Sigmund, Oberlieutenant im K. 2. Infanterie-Regiment, in Ludwigsburg. Karl Friedrich Hans Sigmund, Lieutenant im K. 5. Infanterie-Regiment, zu Stuttgart. Albrecht Friedrich, K. Revierförster (a. D.), in Waiblingen. Irenäus Germanus Anton, pens. Ulm'scher Senator, in Stuttgart. Cordula Sibylla, in Ulm. Theodor August, Major und Bataillons-Commandant im K. 4. Infanterie-Regiment, in Ludwigsburg.
    Besserer v. Thalfingen, Philipp Jacob zu Ulm. Gustav Adolph, K. Lieutenant (a. D.), in Ulm. Susanne Wilhelmine, in Ulm. Benedict, in Ulm. Albert, Revierförster, in Reichenbach. Constantia Sybilla, in Ulm. Susanna Regina, in Ulm. Dorothea Mathilde, in Ulm. Albertine Friederike, in Ulm. Marie Auguste, in Ulm. Catharina Margarethe, in Ulm. Louise Amalie, minderjährig, in Ulm. Georg Sigmund, in Ulm. Albrecht Friederich, Senator (a. D.), in Ulm. Dessen Gattin, Catharina Margarethe, geb. Besserer v. Thalfingen. Elisabeth Veronica, Stiftsdame, in Ulm. Marie Sophie Albertine, in Ulm.
    v. Kolb, Albrecht Friedrich, in Ulm.
    v. Neubronner, Karl, in Ulm. Karl Georg Rudolph, minderjährig. Karl Friedrich, K. Oberlieutenant (a.D.), in Ulm.
    v. d. Planitz, Moriz Karl Marx, in Ulm.
    Schad v. Mittel-Biberach, Franziska Veronika, in Ulm. Constantia, Wittwe des Johann Ulrich, geb. Schad v. Mittel-Biberach, in Ulm. Sybilla Albertine, Wittwe des Eitel Albrecht, geb. v. Baldinger, in Ulm. Moriz, Gerichts-Actuar, in Blaubeuren.
    v. Wölkern, Ludwig Karl Wilhelm, K. Oberstlieutenant (a. D.), in Stuttgart.