Beschreibung des Oberamts Laupheim/Unterweiler
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Die evangel. Einw. sind nach Grimmelfingen, OA. Ulm, eingepfarrt.
In einer sanften Einteichung am Beginnen eines Thälchens liegt 3/4 Stunden südwestlich von Wiblingen und 31/4 Stunden nordöstlich von Laupheim das freundliche, reinlich gehaltene Dorf, durch dessen Mitte die Vicinalstraße von Wiblingen nach Altheim führt, und überdieß zieht unfern (nördlich) des Orts die Vicinalstraße von Donaustetten nach Wiblingen vorüber. Die Lage des Dorfs ist angenehm und durch vorliegende Anhöhen, wie durch Waldungen geschützt, daher sind auch die klimatischen Verhältnisse ziemlich gesund, die Luft übrigens etwas rauh; Frühlingsfröste und Hagel schaden nicht selten. Die Ernte tritt um etwa acht Tage später ein als in der Umgegend.
Der Ort selbst ist mit Obstgärten umgeben und besteht aus meist gut aussehenden Bauernwohnungen, von denen einzelne noch mit Stroh gedeckt sind; am nördlichen Ende desselben steht die Kapelle zum heil. Anton, welche im Jahr 1551 von dem evangelischen Patricier und Gutsherrn Lupin in Ulm neu erbaut, im schmalkaldischen Kriege aber beinahe ganz zerstört und 1696 in einem einfachen Styl wieder hergestellt wurde.
Den im Jahr 1823 abgebrochenen Thurm ließ der Staat, dem die Unterhaltung der Kapelle zusteht, im Jahr 1827 wieder aufbauen.
Die Verstorbenen werden nach Wiblingen beerdigt.
Ganz in der Nähe der Kapelle steht angenehm und frei das Schulhaus, in welchem sich auch die Wohnung des Lehrers befindet; die Unterhaltung desselben hat der Staat zu bestreiten.
Rathhaus ist keines vorhanden, daher die Gemeinderathssitzungen in der Wohnung des jeweiligen Schultheißen abgehalten werden.
Im Ort befinden sich zwei ehemalige Schlösser, das Herold’sche und das Fingerlin’sche Schlößchen (kleine Schlößle); letzteres ist auf der Vorderseite mit zwei sechseckigen Thürmchen versehen; beide Gebäude sind nun in Privathänden.
Ziemlich gutes Trinkwasser, welches laufende Brunnen liefern, ist hinreichend vorhanden, und im Ort selbst entspringt ein kleiner Bach, der sich 1/4 Stunde unterhalb des Dorfs mit dem auf der Markung entspringenden Fischbach vereinigt, welch’ letzterer südlich | von Wiblingen in das Bett der Weihung mündet. Gegen Feuersgefahr ist in der Nähe der Kapelle eine Wette angelegt; auch sind zwei kleine Weiher, der eine südlich, der andere 1/8 Stunde nördlich vom Dorfe, vorhanden. Ein größerer im Fischbach-Thälchen ist eingegangen und in Wiesen umgewandelt.Die Einwohner, im Allgemeinen fleißig und religiös, befinden sich in sehr mittelmäßigen Vermögensumständen und nähren sich hauptsächlich von Feldbau und Viehzucht; weniger Bemittelte, deren Zahl nicht unbedeutend ist, suchen sich durch Taglohne und Holzmachen in den nahe gelegenen Waldungen ihr Auskommen zu verschaffen.
Die nicht große Markung, von der überdieß noch ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, liegt beinahe eben und hat einen ziemlich verschiedenen Boden, der im Allgemeinen mittelfruchtbar, häufig naß und in der Richtung gegen Fischbach sogar sehr unergiebig ist.
Die Landwirthschaft wird gut betrieben und zur Besserung der Felder namentlich auch die Jauche, welche man in zweckmäßig angelegten Düngerstätten sammelt, benützt. Von den gewöhnlichen zum Anbau kommenden Getreidearten rechnet man auf den Morgen zur Aussaat 8 Simri Dinkel, 4 Simri Roggen, ebensoviel Gerste, 7 Simri Hafer und 5 Simri Wicken; der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt 51/2 Scheffel Dinkel, 3 Scheffel Roggen, 3 Scheffel Gerste und 5 Scheffel Hafer. Erbsen und Linsen werden wenig gebaut, dagegen ist der Roggenbau sehr beträchtlich. In der zu 2/3 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Kohlraben, Runkelrüben, Futterkräuter und Flachs. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 50 – 200 fl. Früchte werden nach Ulm abgesetzt.
Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, obwohl ohne Wässerung, sind ergiebig und liefern gutes Futter; der durchschnittliche Ertrag derselben wird zu 15 – 20 Centner Heu und 8 – 12 Centner Öhmd per Morgen angegeben. Die höchsten Preise eines Morgens betragen 130 fl., und die geringsten 40 fl.
Die im Zunehmen begriffene Obstzucht, welche sich nur mit den gewöhnlichsten Kern- und Steinobstsorten beschäftigt, liefert wegen des seltenen Gedeihens des Obstes geringen Ertrag, der meist zum Dörren und auch zum Mosten verwendet wird. Eine kleine Baumschule ist vorhanden.
Die Gemeinde hat das Weidrecht in den Staatswaldungen, von dem sie den Sommer über für das Rindvieh Gebrauch macht. | Die Brach- und Stoppelweide benützt ein Pacht-Schäfer um etwa 100 fl. jährlich.Waldungen besitzt die Gemeinde nur 18 Morgen, deren Ertrag verkauft wird.
In Folge der Gütervertheilung hat die Pferdezucht abgenommen; man sieht hauptsächlich auf einen schweren, breiten Landschlag und läßt die Stuten auf Beschälplatten und sonst bedecken. Der Verkauf der Pferde geschieht auf benachbarten Märkten.
Von weit größerer Ausdehnung und in gutem Zustande befindet sich die Rindviehzucht (Land- und Schweizerrace), welche einen besonderen Erwerbszweig bildet, indem vieles Vieh im Ort von auswärtigen Händlern aufgekauft wird. Die Nachzucht geschieht durch zwei Zuchtstiere, die ein Bürger gegen Entschädigung von Seiten der Gemeinde hält.
Die Schweinezucht ist unbedeutend und beschränkt sich auf den eigenen Bedarf, dagegen wird viel Geflügel (Hühner, Enten, Gänse, Tauben) gehalten und zum Theil nach Ulm verkauft. Die Zucht der Bienen ist im Abnehmen.
Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tabelle III.
Unterweiler war ehemals Eigenthum des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen. Dieses verkaufte den Ort im Jahr 1415 an Hans Köllin, Bürger in Ulm. Nachmals kam er an den Bürger Lupin daselbst, und von diesem 1538 an Anton Fugger von Kirchberg und an die Bürger Fingerlin und Herold von Ulm. Im Jahr 1698 kaufte das Kloster Wiblingen ein Viertel dieser Ulmer Bürger. Ein zweites Viertel kam im Jahr 1693 an das Kloster Wengen in Ulm; solches veräußerte dasselbe im Jahr 1701 für 12.000 fl. an das Kloster Wiblingen (Braig 255), welches im Jahr 1702 dazu das kleine Schlößchen in Unterweiler nebst dazu gehörigen Gütern um 5500 fl. von Christoph Fingerlin in Ulm kaufte (Braig 258). Den Rest des Ortes verkauften die Fugger erst 1757 an das Kloster, welches somit Herr des ganzen wurde.
In den Jahren 1537 und 1549 hatte die Reformation hier Fuß gefaßt, wurde aber durch den Abt von Wiblingen wieder unterdrückt.
Den österreichischen Landständen collectabel wurde der Ort wie Steinberg und Stetten.
Im Jahr 1806 kam er mit dem Kloster Wiblingen an Baiern und hernach an Württemberg.
Zu der Gemeinde gehört als Parcelle
b. Fischbach, ein aus vier großartigen Gebäuden bestehender Hof, der beinahe 1/4 Stunde östlich von Unterweiler, am Saume des Waldes „Brunnenghau“ auf der rechten Seite des Fischbachs liegt.
| Der Hof, zu dem 36 Morgen Gärten, 166 Morgen Äcker und 54 Morgen Wiesen gehören, ist Eigenthum des Staats und wird von zwei Pächtern rationell bewirthschaftet.Das Gut Fischbach erkaufte das Kloster Wiblingen im Jahr 1353 von einem Freiherrn von Stein zu Klingenstein; der Abt Meinrad desselben Klosters erbaute im Jahr 1745 den schönen Maierhof und zog zu demselben die Heroldischen und Fingerlinischen Güter von Unterweiler, welche er unter der Aufsicht des Hausökonomen durch einen eigenen Baumeister bestellen ließ (Braig 291).