Beschreibung des Oberamts Maulbronn/Kapitel B 6
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Die beinahe in der Mitte des Orts etwas erhöht gelegene Kirche wurde im Jahr 1753 in einem einfachen Stil durchaus umgebaut und vergrößert; sie bildet ein längliches Rechteck, hat hohe rundbogige Fenster und auf dem Westgiebel sitzt ein kleiner Dachreiter, der zwei von E. Neubert in Ludwigsburg 1845 gegossene Glocken enthält. Das flach gedeckte Innere der Kirche bietet nichts Bemerkenswerthes. Die Unterhaltung hat die Gemeinde.
Der Begräbnißplatz wurde 1751 außerhalb (westlich) des Orts angelegt und 1841 vergrößert.
Die Erbauung des gut unterhaltenen Pfarrhauses, dessen Baulast der Staat hat, fällt in die Zeit von 1740–1750.
Das 1836 erneuerte Schulhaus enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.
Nach einer jetzt nicht mehr vorhandenen Inschrift wurde das Rathhaus im Jahr 1565 erbaut, der untere steinerne Stock ward in jüngster Zeit erneuert, der alterthümliche Oberbau ist aus schönem, theilweise geschnitztem Balkenwerk aufgeführt; an dasselbe ist eine Kelter mit zwei Bäumen angebaut. Eine weitere Kelter mit zwei Bäumen, ein Backhaus und ein Waschhaus sind vorhanden.
Gutes Trinkwasser liefern hinreichend ein laufender und drei Pumpbrunnen; zu dem ersteren wird eine sehr gute Quelle, deren Wasser sich besonders zum Waschen vortrefflich eignet, in Asphaltdeucheln etwa 1/8 Stunde weit hergeleitet. Durch den Ort fließt die Weisach (oberhalb des Dorfs Burgstallbach genannt), die im Ort selbst noch einen kleinen Seitenbach aufnimmt. Ein etwa ein Morgen großer Weiher liegt 1/4 Stunde südlich und ein ungefähr 1/2 Morgen großer 1/8 Stunde östlich vom Ort.
Vicinalstraßen führen nach Maulbronn und nach Knittlingen.
Die Einwohner, von denen gegenwärtig 4 über 80 Jahre alt sind, befinden sich in mittelguten Vermögensumständen; der Grundbesitz des wohlhabensten Bürgers beträgt 30 Morgen, der des sogenannten Mittelmanns 10 Morgen und der der ärmeren Klasse zwei Morgen. Armenunterstützungen werden gegenwärtig an 4 Personen in Freudenstein und an 2 in Hohenklingen von Seiten der Gemeinde gereicht. Die Hauptnahrungsquellen sind Feldbau, Weinbau und Obstzucht, während die Gewerbe nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen dienen, mit Ausnahme der am stärksten vertretenen Maurer, die auch auswärts arbeiten. Schildwirthschaften sind 3, Kramläden 2 vorhanden und außerhalb des Orts besteht eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang.
| Die nicht große Markung, von der überdieß noch ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, hat mit Ausnahme der nicht unbeträchtlichen Gehänge gegen die Thäler und Schluchten eine ziemlich ebene Lage und im allgemeinen einen mittelfruchtbaren düngerbedürftigen Boden, der auf den Anhöhen aus leichtem Sand (Zersetzung des Keuperwerksteins), an den Abhängen aber aus dem unteren Keupermergel besteht, welch letzterer sich namentlich für den Weinbau sehr gut eignet.Aus zwei im Keuperwerkstein angelegten Steinbrüchen werden gute Bau- und Werksteine gewonnen, die in beträchtlicher Menge auch nach außen Absatz finden.
Das Klima ist mild und gestattet nicht allein den Weinbau, sondern überhaupt den Anbau von feineren Gewächsen. Hagelschlag kommt selten vor, dagegen schaden zuweilen Frühlingsfröste. Der Scheuelberg soll eine Wetterscheide bilden.
Die Landwirthschaft wird, soweit es die beschränkte Markung erlaubt, gut und fleißig betrieben; zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien, von denen Haber und Weizen vorzugsweise gedeihen, auch die Kartoffeln liefern reichlichen Ertrag, überdieß baut man noch dreiblättrigen Klee. Von den Getreidefrüchten können einzelne Bürger über den eigenen Bedarf nach außen absetzen, dagegen müssen mehr Früchte eingeführt werden.
Der verhältnißmäßig ausgedehnte Wiesenbau liefert gutes Futter, das indessen für den vorhandenen ansehnlichen Viehstand nicht zureicht, daher noch Futter zugekauft werden muß.
Der namhafte Weinbau liefert einen guten angenehmen Wein, der zu den besseren des Oberamtsbezirks gerechnet wird; man baut in der gewöhnlichen Weise Elblinge, Silvaner, Drollinger, Gutedel u. s. w. Die Reben werden nicht bezogen.
Die Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 10 Jahren von 30–90 fl. Der Verkauf geht in die Umgegend und in das Badische.
Die im Zunehmen begriffene Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt und erlaubt in günstigen Jahren einen Verkauf von etwa 1000 Simri Obst nach außen. Man pflanzt vorzugsweise Luiken, Bratbirnen, Kirschen und Zwetschgen.
An Gemeindewaldungen sind 560 Morgen vorhanden (vorherrschend Laubhölzer); von dem Ertrag erhält jeder Bürger 25 St. Wellen als Holzgabe und im Fall er zu bauen hat, das nöthige Bauholz; der Rest wird verkauft, was der Gemeindekasse etwa 1500 fl. jährlich einträgt; ferner bezieht die Gemeinde für die verpachtete Brach- und Stoppelweide nebst Pferch 500 fl. und für die an Bürger verliehenen 50 Morgen Allmanden 250 fl.
Die mit einer Simmenthaler Race sich beschäftigende Rindviehzucht | ist in ganz gutem Zustande und wird durch 3 Farren nachgezüchtet; mit Vieh, theilweise auch mit gemästetem, wird einiger Handel auf benachbarten Märkten getrieben.Ein fremder Schäfer läßt den Winter über 200 St. spanische Schafe auf der Markung laufen, die auch im Ort Überwinterung finden.
An Stiftungen zu Armenzwecken sind 1035 fl. vorhanden.
Auf einer Bergspitze zunächst (östlich) am Ort stand die Burg der Herren von Freudenstein, welche sie nebst dem Dorf 1313 an das Kloster Maulbronn verkauften; sie ist bis auf wenig Gemäuer und den im Osten der ehemaligen Burg quer über den Bergrücken laufenden Burggraben abgegangen.
Die Orte (Froudenstein, Hunenclingen) waren zuerst vermuthlich Reichsgut, sodann Roßwagisch. Lehensleute derer von Roßwag waren die Herrn von Freudenstein. April 1209 verkauft Walther von Freudenstein mit Zustimmung seines Herrn, Markgrafen Hermann von Baden, dem Kloster Herrenalb hier Güter (Stälin Wirt. Gesch. 2, 334). 1251 erscheint Dietrich von Freudenstein (Mone Zeitschr. 1, 225), 1262 Dietrich und sein Bruder Berthold (eb. 254). Mit ihnen starb dieses Geschlecht aus, und sein Erbe Marquard von Bretten, sowie dessen Söhne Dietrich, Berthold, Marquard und Albert nannten sich 1270 „von Freudenstein“ (Mone 1, 373). April 1290 verkauft Dietrich von Freudenstein dem Kloster Herrenalb Güter in Freudenstein mit Bewilligung seines Herrn, des Markgrafen Hermann von Baden (Mone 2, 254); 1291, 25. Mai erhält dieser Markgraf Burg und Kirchensatz zu Freudenstein von Kloster Weißenburg zu Lehen (Trad. Wiz. Nro. 328). April 1296 verkauft Burkhard Brendelin dem Kloster Herrenalb zwei Morgen Weinberg, die er von Merkelin von Freudenstein (wohl Einer Person mit dem alten Marquard) geerbt (Stuttg. Arch.-Urk.). Mai 1296 verkaufen Irmengard und ihr Bruder Wilhelm von Freudenstein mit Bewilligung des Lehensherrn, Markgrafen Friedrich II. von Baden, Güter hier an Herrenalb (Mone 2, 452). 20. Febr. 1303 verkauft Wilhelm dem Kloster Maulbronn sein Vogtrecht hier. 24. Sept. 1308 freit ihm Rudolf von Roßwag Güter. 1312, 17. Oct. verkauft Wilhelm von Freudenstein, genannt von Sulzfeld, dem Kloster Herrenalb 1/8 an Freudenstein, Diefenbach und Hohenklingen (s. Diefenbach), und 3. März 1313 sein gleichnamiger Vetter unter Bürgschaft des andern alles mit Zustimmung des Lehensherrn Rudolf von Roßwag (Mone 5, 445 ff.). 24. Juni 1312 erhält Kloster Maulbronn von den Rittern Lutz und Albrecht von Nordheim ihre Güter hier samt Kirchensatz, 18. Oct. 1322 von Wilhelm von Freudenstein und seiner Frau Mechtild eine Weingült. 12. März 1328 wird die Schenkung der Güter bestätigt, welche | Luitgard und Hedwig von Weißach ihm gemacht. 25. Mai 1331 verkauft ihm Mergelin von Freudenstein ein Gut; Sept. desselben Jahrs Gerhard von Illingen 3 Morgen Weingarten; 29. Juni 1365 die von Sickingen ihre Güter (s. Diefenbach). 28. October 1353 geschah ein Spruch des Abts Johann zu Päris zwischen Maulbronn und Herrenalb wegen der Güter in Freudenstein, die Heinrich Buhel und seine Frau Hille und Werner der Esel von Derdingen letzterem vermacht hatte. – So hatte schließlich Maulbronn von Freudenstein und Hohenklingen 5/8, Herrenalb 3/8. Das Landbuch von 1623 zählt im Herrenalbischen Theil 25 Unterthanen, im Maulbronnischen 34.Hohenklingen wurde 1504 von den Wirtembergern verbrannt, beide Orte 13. Juni 1674 von den Lothringern geplündert.
Zu der Gemeinde gehört:
b) Hohenklingen, 1/4 Stunde südwestlich von dem Mutterort in einem abgeschiedenen tief eingeschnittenen Seitenthälchen des Weisachthales gerade am Vereinigungspunkt von 3 Schluchten (Klingen) gelegen, daher ohne Zweifel der Ortsnamen. Der kleine Ort hat ein 1565 erbautes, einfaches Kirchlein, einen 1865–68 angelegten Begräbnißplatz und ein 1846 neu erbautes Schulhaus, das ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters enthält. Ein Schöpfbrunnen und ein Pumpbrunnen liefern hinreichend gutes Wasser.
Die übrigen Verhältnisse gleichen denen im Mutterort.
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