Beschreibung des Oberamts Nürtingen/Kapitel A 2

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II. Natürliche Beschaffenheit.


1. Bildung der Oberfläche im Allgemeinen.
Ein kleiner Theil des Bezirkes, und zwar die Markung der Gemeinde Erkenbrechtsweiler, gehört der Fläche des Alpgebirges selbst an; bei Neuffen läuft die Grenze am Rand desselben fort, und nur die hohen Vorsprünge, der Jusi-[1] und Kohl-Berg, der Festungsberg und der Beurener-Fels treten in den Bezirk tiefer ein, doch letzterer auf der Nordseite schon in das Lenninger-Thal (OA. Kirchheim) abfallend. Der bei weitem größere Theil des Oberamtes breitet sich auf der Vorstufe aus, welche vom rechten Neckarufer sich gegen die Alp erhebt und als eine unebene, von zahlreichen Thälchen durchschnittene Fläche mit vielen, theils gruppirten theils einzeln stehenden, größeren und kleineren Hügeln und bald flachen, bald spitzigen Kuppen, charakterisirt ist. Einen weiteren, nicht unbeträchtlichen Theil nimmt das Neckarthal ein (wovon hiernach), jenseits dessen die Filderhöhe sich erhebt, von welcher aber das tief eingefurchte Aichthal einen Landrücken abschneidet, der weiter hin mit dem Schönbuch zusammenhängt. |
a. Abdachung und Wasserscheide.

Die Abdachung ist somit in der Hauptsache eine nördliche; nur die Filderhöhe senkt sich südlich, und der vom Schönbuch auslaufende Höhenzug fällt östlich gegen den Neckar ab. Die große Wasserscheide zwischen Rhein und Donau, so nahe sie oft an den Nordrand des Gebirges herantritt, berührt doch unsern Bezirk nicht.

Ebenen und größere Auen sind bei dieser Gestaltung der Oberfläche nicht zu suchen; auch das Neckarthal stellt nirgends eine solche dar. Nur die Markung von Wolfschlugen ist eine Plaine mit sehr wenigen Hebungen und Senkungen.

b. Thäler.
Das Neckarthal durchzieht den Bezirk mit nordöstlicher Richtung in einer Länge von 5 Stunden; die Erhebung seiner Sohle steht zwischen 922 und 794 Pariser Fuß über dem Mittelmeer und beträgt in ihrem Mittel bei Neckarhausen 858'. Die Richtung wird durch sanfte Windungen nur wenig verändert und ist am geradesten zwischen Neckar-Tenzlingen und Neckarhausen und weiter unten von Zitzishausen bis Köngen. Die Breite ist verschieden, am geringsten von der Oberamtsgrenze bis zur Einmündung des Ermsthales und von Neckarhausen bis Nürtingen, während sich das Thal am meisten bei Neckar-Thailfingen und Ober- und Unter-Boihingen ausweitet, doch nirgends die Breite einer halben Stunde erreicht. Nirgends erheben sich schroffe und felsige Wandungen; steiler aber und höher sind die, theils mit Wald theils mit Reben und Obstpflanzungen bedeckten Hängen des linken Ufers, weniger zusammenhängend die für Wieswachs und Ackerbau geeigneten, sanft ansteigenden Hügel des rechten. Der Thalgrund, ein sandiger, meistens trockener Boden mit kiesiger Unterlage, wird fast ausschließlich zu Wiesen benützt, die nicht selten durch Überschwemmungen leiden; | zwischen Neckar-Thailfingen und Neckarhausen ist er durch viele Altwasser zerrissen und theilweise sumpfig, wie auch hier und da weiter unten, z. B. bei Zitzishausen. Die Temperatur steht merklich niedriger als die des folgenden Thalabschnittes von Plochingen an, da das Thal hier den scharfen Nordostwinden geöffnet ist, und feuchte Nebel nicht selten sind. Auf der rechten Thalseite liegen Neckar-Tenzlingen, Nürtingen, Ober- und Unter-Boihingen, auf der linken Neckar-Thailfingen, Neckarhausen, Ober-Ensingen, Zitzishausen und Unter-Ensingen. Durch diese Orte belebt und allenthalben wohl angebaut trägt das Neckarthal auch hier seinen nicht großartigen, aber anmuthigen und freundlichen Charakter.


Nebenthäler des Neckarthales.
1. Von der rechten Seite.

Nur zu einem kleinen Theil (auf einer Strecke von 5/8 Stunden) gehört noch das Ermsthal hieher, das bei Neckar-Tenzlingen in das Hauptthal ausmündet.

Das Autmuth-Thal, ein schmales Wiesenthälchen mit flachen Hängen, kommt vom Kohlberg und von Kappishäusern herab und öffnet sich zwischen Neckar-Thailfingen und Neckarhausen in das Neckarthal. Keine Ortschaft liegt unmittelbar in demselben. Es hat einige Seitenzweige, wie die Thälchen des Lauterbachs von Grafenberg her, des Nettelbachs zwischen Klein-Bettlingen und Altdorf u. a. Eine Klinge, der Schlierbach, die beim Reigerwäldchen anfängt, tritt bei Neckarhausen heraus und hat nur eine Länge von 3/8 Stunden.

Das Steinach- oder Neuffener-Thal ist das bedeutendste unter den Thälern des Bezirks auf der rechten Neckarseite. Es nimmt seinen Anfang als ein von Alpvorsprüngen eingeschlossener Kessel oberhalb Neuffen und zieht sich in nördlicher Richtung und mit bedeutender Senkung (gegen 200' auf die Stunde) nach dem Neckarthal, in welches es bei Nürtingen ausläuft. Seine Länge beträgt 21/4 Stunden. In diesem Thale liegen Neuffen, Linsenhofen und Frickenhausen. Es ist in seiner obern Hälfte sehr schmal und erweitert sich erst bei Frickenhausen. Die flachen Abhänge, welche es zu beiden Seiten begleiten, bestehen bei Neuffen und Linsenhofen aus Weinbergen und üppigen Obstgärten, weiterhin aus | Wald und Getreideland. Die Straße von Nürtingen nach Neuffen, welche ganz diesem Thale folgt, gewährt besonders zur Zeit der Kirschenblüthe eine genußreiche Wanderung. In das Steinachthal laufen von der rechten Seite aus: das Thälchen von Balzholz und das Thal von Beuren, beide sehr schmale Rinnen, in das anmuthigste Obst- und Reben-Gelände eingefurcht. Noch sind weiter abwärts in das Gehänge einige unbedeutende Thälchen und Klingen geschnitten, die keine besonderen Namen tragen. Von der linken Seite mündet unterhalb Frickenhausen das Thal des Krummbachs, das sich bald theilt und unter dem Namen des Sallenbrunnen bis Kohlberg, unter dem des Lenghardt-Thales zwischen Wiesen und Waldungen bis beinahe an den Clausenberg hinaufstreicht. Das Humpfenthal, anfänglich eine Waldklinge des Kirchert, windet sich sodann eng zwischen angebauten Bergen oberhalb Nürtingen in das Steinachthal heraus.

Das Tiefenbachthal („im Tiefenbach") nimmt seinen Anfang auf der Markung von Owen (OA. Kirchheim) und tritt, nachdem die Oberamtsgrenze eine Strecke in demselben fortgelaufen, 13/4 St. oberhalb Nürtingen ganz in den diesseitigen Bezirk ein. Seine Länge beträgt 25/8 St.; die Richtung ist nordwestlich, die Ausmündung ins Neckarthal auf der Nordseite der Stadt. Es ist ein sehr einsames, stilles Thal zwischen bewaldeten Abhängen, welche von verschiedenen kleinen Zinken durchschnitten sind; die schmale, nicht selten sumpfige Sohle besteht aus Wiesen. In demselben zeichnet sich der isolirte Hügel Kräuterbühl aus. Nachdem sich das Riedthälchen unterhalb Reudern mit ihm vereinigt, erweitert es sich zwischen dem Börnenberg (Berlenberg) und Ersberg zu einer flachen Mulde. Näheres s. bei Nürtingen.

Unbedeutend ist das Marbachthälchen, das von Reudern in das Neckarthal oberhalb Ober-Boihingen herabkommt; eine längere Erstreckung aber hat das Thal des Klosterbaches, welches unter dem Namen Donzdorfer-Thal aus dem davon genannten Thalwald auf Kirchheimer-Markung tritt, und unterhalb Tachenhausen zu einer Rinne sich verengt, die in Ober-Boihingen ins Neckarthal ausläuft.

Im Lauterthal liegen nur die äußersten Güterstücke der Markung Unter-Boihingen.


2. Von der linken Seite.
Die Thälchen des Mühlbachs an der Oberamtsgrenze bei Hammetweil und des Höllbachs bei Altenrieth kommen von dem | Landrücken zwischen dem Neckar- und Schaiachthal herab und sind in dem Abhang ziemlich schroff eingerissen. In dem letzteren sind treffliche Sandsteinbrüche aufgeschlossen.

Das Aichthal, das bedeutendste unter allen Thälern der linken Neckarseite von der Glatt bis zur Enz, tritt aus dem Schönbuch zwischen Waldenbuch und Neuenhaus in den diesseitigen Bezirk; es hat von diesem Punkt an bis zu seiner Ausmündung in das Hauptthal bei Ober-Ensingen eine Länge von 31/2 Stunden, im Ganzen aber von seinem Beginn bei Holzgerlingen an 63/4 Stunden. Es liegen in demselben, so weit es hieher gehört, die Ortschaften: Neuenhaus, Aich, Grötzingen und (in der Ausmündung) Ober-Ensingen. Die Sohle ist Wiesengrund und durchgängig schmal; nur bei Neuenhaus beträgt die Breite 1/8 Stunde, unterhalb Grötzingen aber ist sie zu einer bloßen Wasserrinne zwischen steilen Abhängen verengt. Sanfter sind die Thalwandungen bei Grötzingen und Aich abgeböscht und hier zu beiden Seiten angebaut, sonst und namentlich bei Neuenhaus hoch, steil und dicht bewaldet. Das Thal hat einen von dem offenen, freundlichen Neckarthal sehr verschiedenen, düstern Charakter und einen merklich rauheren Luftzug. Der Weinbau, der früher in ganz geringer Ausdehnung bestanden hatte, ist aufgegeben. Wichtig ist der Reichthum dieses Thales an vorzüglichen Sandsteinen, wovon hienach. Noch waldiger ist das einsame, tiefe Schaiachthal, das von Dettenhausen herabkommt und bei Neuenhaus in das Aichthal heraustritt; es gehört nur mit der linken Seite dem diesseitigen Bezirk an. Weiterhin sind auf der rechten Aichseite nur einige Klingen und Wasserrisse und das kleine Baierbachthälchen von Schlaitdorf her bemerklich. Von der linken oder Filder-Seite haben wir die Einschnitte der hienach aufgeführten Bäche: Bombach, Finsterbach und Weiherbach zu nennen, die sämmtlich nichts Ausgezeichnetes haben. Nur das schluchtenartige Thälchen des Föll- oder Klingen-Bachs, das von Wolfschlugen herabkommt, ist wegen der gewaltsamen Felseneinstürze merkwürdig, von welchen unten in der Ortsbeschreibung von Grötzingen die Rede werden wird.

Keine besondere Erwähnung verdienen die Furchen, welche unterhalb Ober-Ensingen am linken Neckarufer den flachen Filderabhang hinaufziehen; die sie bewässernden Bächlein werden weiter unten namhaft gemacht werden. Ein gleicher Fall ist es mit den kleinen Thälchen, welche im Bezirk beginnen, um ihn sogleich zu verlassen, wie bei Kappishäusern, Grafenberg und Klein-Bettlingen.

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c. Erdfälle und Höhlen.

Die dem Alpplateau angehörige Markung Erkenbrechtsweiler enthält, so viel bis jetzt bekannt ist, vier Erdfälle von unbedeutendem Umfang. Als ein solcher stellt sich auch die sogenannte Höllengrube auf der Höhe zwischen dem Thal- und Mark-Bach (M. Ober-Boihingen) dar, die einen Umfang von 100' und eine Tiefe von 15' hat. Diese Einsenkung soll ums Jahr 1750 entstanden seyn, und sich nach und nach erweitert haben.

Daß Felshöhlen den klüftigen Jura auch hier durchsetzen, ist nicht zu bezweifeln, doch mündet, so weit wir unterrichtet sind, nur eine einzige derselben zu Tage aus, das sogenannte Bauerloch, eine Tropfsteinhöhle am Fuße des Neuffener-Festungsberges, an der Grenze des braunen und weißen Jura (1524 Pariser Fuß nach Schübler); man kann gegen 200 Schritte in dieselbe eindringen. Eine Volksmeinung, die von der Falkensteiner-Höhle[2] herrscht, findet man auch hier, daß nämlich das Wasser, wenn es im Lenninger-Thal schnell anläuft oder der Schnee abgeht, zu diesem hohlen Felsen seinen Ausgang nehme. – Ältere Leute in Erkenbrechtsweiler wollen von einer Höhle unter dem Burgwald auf der Markung dieses Ortes wissen, vermögen aber nicht, den Eingang derselben anzugeben. Ums Jahr 1811 soll sie einem gefährlichen Wilderer zum Aufenthalt gedient haben. – Daß die berühmte Ulrichshöhle bei Hardt mit Unrecht diesen Namen trägt und von jeher eine Felsenspalte war, wird unten in der Ortsbeschreibung gesagt werden.


d. Erhebung und Höhenbestimmungen.
Zu unserem Bedauern sind wir nicht im Stande, über die Höhenverhältnisse des Bezirks befriedigende Daten mitzutheilen, da nur unvollständige Messungen, namentlich in | Beziehung auf den nördlichen Theil die Aich- und Filder-Gegend, vorliegen (Württemb. Jahrb. 1832 S. 302 ff.) und bei der trigonometrischen Aufnahme (Beschr. von Württemb. S. 836 ff.) mehr der Zufall als die Rücksicht auf das geognostische Verhalten der Gegend und auf eine, von dem Relief zu gewinnende Vorstellung, in Auswahl der einzelnen Punkte gewaltet hat, wie denn z. B. gerade der höchste Punkt, die Festung Hohen-Neuffen, ganz übergangen worden ist. Dieser Punkt (im Innern der Festung auf anstehendem Jurakalk) hat nach Schübler 2298 Pariser Fuß Höhe über dem Mittelmeer (nach Analogie der trigonometrischen Reduktionen 2285'). Der niedrigste Punkt des Oberamtes ist der Neckarspiegel unter der Brücke bei Unter-Boihingen, nach Kohlers trigonometrischer Bestimmung (S. 833) 789'. Sonach ergibt sich die mittlere Erhebung des Bezirks mit 1537', was die Mittelhöhe des ganzen Landes nur um 61' übersteigt. Da jedoch nur ein kleiner Theil eines Alpvorsprunges dem Bezirk angehört, so ist die Erhebung des letzteren im Ganzen beträchtlich unter diese Mittelhöhe zu stellen. Die höchstgelegenen Wohnorte sind: Erkenbrechtsweiler auf der Alp (2200' annähernd), Kappishäusern (1530'), Kohlberg (1450'), Beuren (oberer Theil des Orts 1420'), Grafenberg (oberer Theil 1340'); die niedrigsten sind: Unter-Boihingen (810'), Unter-Ensingen und Ober-Boihingen. – Die von Kohler trigonometrisch bestimmten Höhen sind (mit Auslassung der wissenschaftlich indifferenten Kirchthurmknöpfe und Dachtraufen):


Nürtingen, Erdfläche an der Kirche 892,5'
     "     Niveau des Neckars unter der Brücke 829,0'
Reudern, Erdfläche an der Kirche 1125,8'

Barometrische Bestimmungen Schüblers, auf trigonometrische reducirt, sind:
Altdorf, tiefster Theil des Orts 1118,0'
Grafenberg, unterer Theil 1190,0'
Linsenhofen, Erdfläche am Hirsch 1096,0'
Neuffen, Erdfläche am Hirsch 1263,0'
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Neckar-Thailfingen, Neckar unter der Brücke 822,0'
Neckar-Tenzlingen, Erms-Mündung 887,0'
Neckarniveau auf der Oberamtsgrenze bei Mittelstadt 917,0'
Noch heben wir aus dem Schüblerschen Verzeichniß (Württemb. Jahrb. 1832 S. 304 ff.)
folgende barometrische Bestimmungen aus:
Hörnle (höchster Punkt des Kamms zwischen Neuffen und Dettingen) 2205'
Jusiberg bei Kappishäusern 2100'
Kohlberg 2027'
Sattelbogen 1865'
Weinbaugrenze am Festungsberg bei Neuffen 1591'

Von der Wahrnehmung, die man anderwärts nicht selten macht und bei größerer Aufmerksamkeit wohl viel häufiger machen würde, daß Punkte, welche wegen dazwischenliegender Höhen gegenseitig nicht sichtbar waren, sich nach und nach in’s Gesicht treten, will man auch im diesseitigen Bezirk Beispiele aufweisen. So sieht man jetzt auf gewissen Standpunkten bei Unter-Ensingen die Thürme von Nürtingen und Reudern weit hervorragen, während man (nach einer Bemerkung vom Jahr 1772 bei Rösler Mspt.) um 1740 noch wenig oder gar nichts davon bemerken konnte. Auf dem Grafenberg sah man schon 1790 die Orte Groß-Bettlingen, Neckarhausen, Neckar-Thailfingen und Neckar-Tenzlingen ihrer ganzen Ausdehnung nach vor sich liegen, von welchen Orten 60 Jahre zuvor kaum die Spitzen der Kirchthürme sichtbar gewesen seyn sollen (Rösler Mspt.).


2. Naturschönheiten.
Als solche sind die ausgedehnten Fernsichten und reizenden Panorama’s zu nennen, welche das wechselvolle Gelände auf seinen Höhen und zahlreichen Kuppen darbietet. Wir können unmöglich diese malerischen Punkte alle hier namhaft machen, und beschränken uns daher auf die Erwähnung der sehenswürdigsten, um so mehr als die | Ortsbeschreibung Näheres hierüber enthalten wird. Um mit dem Alpkranz anzufangen, so gewährt ein mächtiger Felsklotz auf der Grenzscheide des Oberamts oberhalb Brücken (OA. Kirchheim) einen herrlichen Standpunkt, der Bruckerfels oder die Scheuernweite bei Erkenbrechtsweiler (2240' hoch); eine gleich großartige Aussicht genießt man weiter vorwärts auf dem vorspringenden Beurener-Fels oder dem Kalbssprung; beide aber übertrifft in dieser Hinsicht der Gipfel des Neuffener-Festungsberges, vor welchem sich das ganze reiche Gemälde des Neckarlandes, in weiter Ferne eingerahmt von dem Schwarzwald, dem Odenwald, den Löwensteiner- und Ellwanger - Bergen, ausbreitet; man gibt die Zahl der, von einem scharfen Auge zu erkennenden Orte auf 163 an. Weniger der ausgedehnten Fernsicht wegen als durch den anziehenden Niederblick in die schönen Thäler am Fuße der Alp empfehlen sich die Hochpunkte des Sattelbogens, das Hörnle, der Jusi- oder Clausen-Berg, der Kohlberg. Unter den Kuppen des Hügelgeländes sind vorzugsweise zu nennen der Grafenberg (s. d. Ortsbeschr.), der Geigersbühl bei Groß-Bettlingen, der Ersberg bei Nürtingen. Auf der linken Neckarseite gewinnt man eine sehr schöne Ansicht des Hauptthales, des in dasselbe einmündenden Ermsthales und der ganzen Alpkette über der Neckarburg auf dem Altenriether-Weg, und in noch größerem Umfang auf der Altenriether-Schafweide. Ebenfalls herrliche Aussichten öffnen sich zwischen Wolfschlugen und Hardt, und besonders wegen des schönen Vordergrundes, in welchem die Stadt Nürtingen sehr vortheilhaft sich darstellt, beim Austritt aus dem Wolfschluger-Wald auf der Straße von Stuttgart. Den Vorzug aber vor allen Aussichten von dieser linken Seite des Neckarthales verdient die zwischen Neckar-Thailfingen und Grötzingen, auf dem Fußweg, weil hier der Vordergrund durch den der Länge nach sichtbaren Fluß belebt ist, im Hintergrund aber die Alpkette fast in ihrer ganzen Ausdehnung emporsteigt. |
3. Gewässer.

Der Flächengehalt sämmtlicher Gewässer im Oberamt, d. h. der Flüsse, Bäche und Teiche (letzterer nur 16/8 M.) beträgt 7537/8 M.


a. Quellen.

Es fehlt im Bezirk nirgends an gutem und hinreichendem Quellwasser, selbst der Alport Erkenbrechtsweiler hat zwei Quellbrunnen. Am reichsten hieran ist das Aichthal. Das vorzüglichste Wasser haben Balzholz, Kohlberg und Wolfschlugen. Frickenhausen und Linsenhofen stehen hierin zurück, und in Altdorf, Tischardt und dem obern Theil von Grafenberg tritt bisweilen einiger Mangel ein. Periodische oder sogenannte Hungerbrunnen will man in frühern Zeiten in Aich, Neuenhaus und Groß-Bettlingen beobachtet haben.

Ungeachtet der Liasschiefer, aus welchem die reichlichen Schwefelbrunnen der Alpnordseite quillen, den Bezirk quer durchzieht, so ist doch keine solche Quelle bis jetzt zu allgemeiner Kenntniß gekommen. Übrigens scheint eine nähere Beachtung der sogenannte Rautenbrunnen zu verdienen, ein lauliches Wasser, das im Tiefenbach aus einem Felsen zwischen dem Spital- und Bruder-Wald dringt, und welchem wenigstens früher eine gute Wirkung gegen die Krätze zugeschrieben wurde. — Sonst stehen beim Landvolk in einem gewissen Ansehen eine Quelle in Aich und der Wasenbrunnen bei Linsenhofen, s. d. Ortsbeschr.


b. Flüsse und Bäche.
Der Neckar durchströmt den Bezirk in nordöstlicher Richtung, nach der Flußbahn in einer Länge von 5,4 geom. Stunden von seinem Eintritt aus dem OA. Urach bei Mittelstadt, wo er auf 1/4 St. die Oberamtsgrenze bildet, bis zu seinem Austritt zwischen Unter-Boihingen und Köngen | in das OA. Eßlingen. Er verläßt auf dieser Strecke die angegebene Richtung in keinen bedeutenden Windungen; einige derselben sind mittelst Durchstiche theils abgekürzt, theils beseitigt worden, wovon hiernach. Sein Lauf ist von der Ermsmündung bei Neckar-Tenzlingen an bis Neckar-Thailfingen sehr sanft und geregelt, indem der Fall (vergl. oben) auf dieser Strecke von 7/8 St. Länge nur 5', also 1' auf 2275' Länge beträgt; rasch dagegen und reißend strömt er zwischen dem letztern Orte und Neckarhausen, unterhalb welchen Ortes die Schwellung durch das Nürtinger-Mühlwehr eintritt. Auf dieser Strecke, wo der Strom seinen sandigen Grund regellos ausgewühlt und viele Seitenarme und Altwasser gebildet hat, fällt er (von der Neckar-Thailfinger bis zur Nürtinger Brücke) auf 11/2 St. nach der Flußbahn 53', oder 1' auf 368' Länge. Von letzterm Punkt abwärts bis zur Oberamtsgrenze oder unter die Köngener-Brücke, auf 17/8 St. Strombahn, verbraucht er 40' Gefäll, oder 1' auf 609' Länge. Somit berechnet sich der Stromfall durch das ganze Oberamt, wenn wir noch die Strecke von der Oberamtsgrenze bei Mittelstadt bis zur Ermsmündung mit 30' auf 1 St. oder 1' auf 433' Länge hinzunehmen, im Durchschnitt auf 128', oder auf 23,7' per 1 St. - 13,000', oder auf 0,180 Procent. Die Breite des Wasserspiegels ist sehr verschieden, am ansehnlichsten oberhalb Nürtingen (300') und Unter-Ensingen, wo die Schwellung der Mühlwehre den Fluß ausdehnt. Im Durchschnitt kann die Breite auf 160–180' angenommen werden. Das Bette ist gewöhnlich nicht tief eingeschnitten, am tiefsten bei Nürtingen und weiter unten, wo die Correktionen dem Fluß ein tieferes Rinnsal angewiesen haben. Der Grund ist theils steinig, theils kiesig und sandig, letzteres besonders bei Nürtingen, selten sumpfig wie theilweise bei Neckarhausen. Sehr steinig ist das Bette zwischen Nürtingen und Zitzishausen, bei welch letzterem Ort der Strom, wie man noch deutlich erkennt, eine Felsbank unterwühlt und zum Einsturz gebracht hat. Verwüstungen, | die der ausgetretene Fluß im Thal anrichtet, sind seltener bei Neckar-Tenzlingen und Nürtingen, häufiger bei Neckar-Thailfingen und Neckarhausen, und ehe die neuesten Correktionen eintraten bei Zitzishausen und weiter abwärts. Schützende Uferbauten und selbst Abgrabungen des Flußbettes haben zu verschiedenen Zeiten und wiederholt stattgefunden, z. B. in der untern Strecke in den Jahren 1600, 1680, 1791, aber der großen darauf verwendeten Kosten ungeachtet nie den gewünschten Erfolg herbeigeführt.


Neckar-Einflüsse.
1. Von der rechten Seite

Die Erms kommt aus dem OA. Urach und fällt nach einem 1/2stündigen Lauf durch den diesseitigen Bezirk bei Neckar-Tenzlingen, wo sie eine Mühle treibt, in den Neckar; sie führt Forellen und wird zur Wiesenwässerung benützt.

Die Autmuth (richtiger Otmuth, da jenes nach der Volksaussprache, d'Aotmet, nach der Analogie von taudt für todt hervorgegangen ist; auch hört man Augmet und Aubet aussprechen); ein Bächlein von 21/2stündigem Lauf, aber geringer Wassermasse; es rinnt aus mehreren Quellbrunnen am Fuß des Kohlberges zusammen, nimmt rechts den Treuschachbach unterhalb Kohlberg, einige Bächlein von Tischardt und aus dem Kirchertwald, den Bohnbach von Groß-Bettlingen, links einige schwache, häufig ganz ausbleibende Zuflüsse von Grafenberg, darunter der Lauterbach, endlich den Nettelbach auf, windet sich, die Markungen von Neckar-Thailfingen und Raidwangen scheidend, an der rechten Neckarthalwand hin und vermischt sich oberhalb der Neckarhauser-Brücke mit einem Seitenarm des Neckars. Das Bette ist schmal, bisweilen tief, der Grund theils steinig, theils lettig und schlammig. Es finden sich Steinkrebse und Grundeln. Der Bach ist zu schwach, ein Mühlwerk zu treiben und trocknet in seinem obern Lauf im heißen Sommer ganz ein, tritt aber gleichwohl bisweilen verwüstend aus seinen Ufern. Zugleich mit ihm fällt bei Neckarhausen

der Schlierbach in den Neckar, ein häufig versiegendes Bächlein, das in einer Klinge vom Reigerwäldchen herabstürzt und bei Regengüssen zu einem gefährlichen Gießbach anschwillt.

Der Seebach oberhalb Nürtingen führt nur bei sehr nasser | Witterung Wasser, da seine Quellen gefaßt sind und den Brunnen der Stadt zugeführt werden.

Die Steinach. Vgl. oben Thäler. Sie entsteht aus mehreren Quellbächen im Neuffener Thalkessel, am Fuße der Alp dem Bauerloch- und Dürrenbach, Wendenbach etc., fließt durch die Neuffener Vorstadt und um die Südseite des Städtchens herum, fällt sehr raschen Laufes und über mehrere Wasserfälle in einem tief eingerissenen Bette mit Schiefergrund nach Linsenhofen hinab, von da nach Frickenhausen, wo der Lauf minder rasch, das Bett sehr kiesig wird, bildet unterhalb dieses Ortes einen schönen Wasserfall und fließt nach einem Lauf von 3 Stunden, auf welchen sich ein Gefäll von 442' vertheilt, an der Südseite der Stadt Nürtingen vorüber in den Neckar. Ihre Zuflüsse sind von der rechten Seite: der Balzholzer-Bach aus der Brunnenhalde am Festungsberg, der Beurener-Bach (bisweilen auch Beurener Steinach genannt), der im Beurener-Tobel am Fuß der Alp entspringt, in Beuren eine Mühle treibt, unterhalb des Orts die Stockach aufnimmt und bei Linsenhofen in die Steinach fällt, einige häufig ganz wasserlose Bächlein von den Höhen der rechten Seite, der Kaibach, der durch Frickenhausen und in einem Kanal der Landstraße entlang läuft; von der linken Seite: der Dentelbach vom Jusiberg, mündet bei Neuffen, der Krummbach, ein häufig ungestümes Wasser, der vom Kohlberg herab unter dem Namen Sallenbrunnen in tief eingerissenem Bette fließt, rechts den von der Koppensteig zwischen Kohlberg und Neuffen herabkommenden Lenghardbach aufnimmt und unterhalb Frickenhausen, wo eine steinerne Brücke über ihn führt, in die Steinach geht, und der Humpfenbach aus dem Kirchert, der eine kleine Viertelstunde oberhalb Nürtingen sich mit der Steinach vereinigt. Eigenthümlich ist es, daß die Steinach oberhalb Frickenhausen auch in der trockensten Jahrszeit Wasser führt, während sie unterhalb fast zu allen Zeiten ärmer daran ist und nicht selten ganz unter dem Kies verschwindet. Man fängt Grundeln, Gruppen, weiter oben auch schöne Forellen; Krebse führen mehr die Nebenbäche, namentlich der Krummbach. Mühlen treibt die Steinach in Neuffen 3 mit 1 Säg- und Öl-Mühle, in Linsenhofen 1, in Frickenhausen 1. Brücken führen über dieselbe 2 (eine neue steinerne) in Neuffen, 2 in Linsenhofen, 1 in Frickenhausen, 1 steinerne und 3 neue hölzerne bei und in Nürtingen.

Der Tiefenbach, ein bisweilen ganz eintrocknender, bisweilen aber sein enges Wiesenthälchen überfluthender Waldbach, kommt aus dem Seebrunnen und aus dem Buddentobel am Fuß der Alp auf Owener Markung, OA. Kirchheim, schlängelt sich, auf eine | halbe Stunde die Grenze zwischen dem genannten und dem diesseitigen Oberamt bildend, durch das nach ihm genannte Wiesenthal nordwestlich und fällt auf der Nordseite der Stadt Nürtingen in den Neckar, den er nach einem dreistündigen Lauf, wovon zwei Stunden ganz in unsern Bezirk fallen, erreicht. Rechts nimmt er aus dem Eisenwinkel auf der Markung Dettingen den Grenzbach zwischen dieser und der Markung Beuren, den Stöcklensbrunnen und Riedbach, links den Preisenbach vom Engelberg bei Beuren her, den Mosbach, den Schabenbach zwischen Beurener und Linsenhofer Markung und einige einzelne Brunnen auf. Im obern Theil seines Laufes, wo er im Liasschiefer fließt, will man hie und da, namentlich beim Stöcklensbrunnen, einen schweflichen Geruch seines Wassers verspüren; weiter abwärts ist sein enges Bett sandig und lehmig. Er führt Forellen, Grundeln und Pfellen.

Der Marbach, richtiger Markbach, weil er die Feldmarken von Nürtingen und Ober-Boihingen scheidet; er kommt von der Höhe von Reudern herab, bildet einige kleine Wasserfälle, vertrocknet aber in jedem warmen Sommer. Seine Mündung ist oberhalb Ober-Boihingen. Die Straße von Nürtingen nach Plochingen führt mittelst einer Brücke über denselben.

Der Klosterbach, auch Thalbach genannt, kommt aus dem Wald Eisenwinkel und der Hahnwaide auf Kirchheimer Markung, fließt unten an Tachenhausen vorüber, sodann mitten durch Ober-Boihingen und fällt nach einem Lauf von 15/8 Stunden bei letzterem Ort in den Neckar. Ein unbedeutendes, doch selten versiegendes Bächlein kommt aus einem Teich bei Tachenhausen und läuft auf der Markungsgrenze zwischen beiden Boihingen bis in den Neckar.


2. Von der linken Seite.

Der Mühlbach, auch Merzenbach, entspringt bei Walddorf OA. Tübingen und fällt durch eine Klinge rasch dem Neckar entgegen, nachdem er die Oberamtsgrenze gegen Tübingen und Urach gebildet hat.

Der Höllbach, zwischen Altenrieth und Schlaitdorf durch eine waldige Schlucht ins Neckarthal abstürzend, ist im Sommer trocken, aber bei Regengüssen ein wildes, den Wiesen gefährliches Wasser, welche daher durch eine Eindämmung geschützt sind. Er hat ein sehr sandiges und steiniges Bette. Die Straße von Neckar-Thailfingen nach Neckar-Tenzlingen führt mittelst einer steinernen Brücke über diesen Bach.

| Die Aich[3] gehört dem diesseitigen Bezirk, in welchen sie oberhalb Neuenhaus eintritt, nur mit der untern Hälfte ihres Laufes (33/4 Stunden nach den Hauptkrümmungen), mit der obern den Oberämtern Stuttgart und Böblingen an, wo sie in dem Dorf Hildrizhausen ihren Anfang nimmt. Eine Tochter des Schönbuchs verläugnet sie ihren Charakter als Waldbach nicht, indem sie, sonst sanft und still, nach Gewittern oder schnellem Schneeabgang wild und tobend sich über das Thal ergießt, wiewohl ihr Gefäll, wenigstens auf diesseitiger Strecke, nicht sehr bedeutend ist. Genauere Aufnahmen stehen uns übrigens nicht zu Gebote. Nach Schüblers barometr. Messung hat ihr Niveau in Waldenbuch 1073'; nehmen wir ihre Mündung zu 838' (reduc. 826') an, so ergeben sich 234' Fall auf 43/4 Stunden nach den Hauptkrümmungen oder 47,7' auf 13.000' Lauf =0,367 Procent. Von diesem Gefäll kommt aber das meiste auf die Strecke von Waldenbuch bis Neuenhaus; denn von hier schlängelt sich der Bach in vielen oft wunderlichen Krümmungen, im Ganzen aber immer die östliche Richtung beibehaltend, zwischen tief eingerissenen Ufern auf sandigem, auch schlammigtem Grund in langsamer Bewegung an Aich und Grötzingen vorüber nach Ober-Ensingen und fällt unterhalb dieses Ortes in den Neckar. Die Farbe des Wassers ist nur bei sehr trockenem Wetter ganz klar, sonst röthlich und besonders gegen die Mündung hin, wo der Bach träg hinschleicht, trüb und schmutzig. Der Reichthum an Fischen, der sonst bei Ober-Ensingen nicht unbedeutend war, hat sehr abgenommen; doch finden sich hier noch Hechte und Aale, weiter aufwärts nur Weißfische und hie und da Barben und Gründlinge. Von der rechten Seite münden in die Aich, die Schaiach (Schaich), der bedeutendste Nebenbach der Aich: der von Dettenhausen her raschen Laufs in sandigem Bette zwischen bewaldeten Bergen der Aich zueilt, mit welcher er sich bei Neuenhaus vereinigt, und der Baierbach, ein kleines Bächlein von Schlaitdorf her, das bei Aich einfällt; von der linken Seite: der Bombach von Bonlanden, | mündet gleich oberhalb Aich, wo eine steinerne Brücke über ihn führt; der Finsterbach von der Höhe der Aicher-Markung, mündet auf der Markungsgrenze gegen Grötzingen; der Weiherbach von Harthausen, OA. Stuttgart, mit einem oft versiegenden Zufluß vom Benzberg, fällt bei Grötzingen in die Aich und wird nicht selten ungestüm, ebenso der Brückenbach von Wolfschlugen, der mit dem im hohen Sommer wasserlosen Föllbach (Fallbach, Klingenbach) durch eine Schlucht unterhalb Grötzingen sich ins Aichthal herabstürzt, und von dessen ehemaliger Gewalt die durcheinander geworfenen Felstrümmer in seinem Bette zeugen, s. die Ortsbeschreibung von Grötzingen; endlich das Teufelsklingenbächlein aus dem Wald bei Hardt, über welches die Teufelsbrücke (s. Hardt) führt. Eine Mühle in Neuenhaus, zwei bei und in Aich, zwei in Grötzingen, eine Mahlmühle und einige andere Werke in Ober-Ensingen werden theils vom Bach unmittelbar, theils durch Kanäle aus demselben getrieben. In Neuenhaus führen 6, in Aich 2 steinere und 3 hölzerne, in Grötzingen und Ober-Ensingen je 1 steinerne Brücke über die Aich.

Noch fallen weiter abwärts einige kleine Bäche in den Neckar, der Eschenbach bei Zitzishausen, der Dittel- oder Stelzen-Bach vom Waldhauser-Holz, der an Unter-Ensingen vorüber unterhalb des Orts einmündet, der Bett- und Gruben-Graben und endlich der Herrenbach mit dem aus Köngener Markung kommenden Bubenbach, welche vier aber sehr häufig den Strom nicht erreichen.

Im Oberamtsbezirk entspringen zwar, treten aber sogleich in das Oberamt Urach ein, um in die Erms zu fallen: der Leberbach bei Kappishäusern, eigentlich nur ein Regenbach, der Lindenbach, südlich von Grafenberg, ebenso, und der etwas bedeutendere Steidenbach bei Klein-Bettlingen, der bei Bempflingen mündet.


c. Seen und Weiher.
Eigentliche Seen hat der Bezirk nicht mehr, wohl aber waren deren in früheren Zeiten mehrere, größere und kleinere, vorhanden, z. B. drei im Tiefenthal oberhalb Nürtingen, bei Balzholz, zwischen Groß-Bettlingen und Raidwangen, bei Ober-Boihingen und Reudern, im Marbach und besonders bei Wolfschlugen, s. Ortsbeschr. Kleine Weiher, zum Theil als Reservoir für Feuersgefahren dienend, haben Beuren, Hardt, Kohlberg, Wolfschlugen, wo | die sogenannte Höfellache mit Karpfen besetzt ist. Ein paar Teiche mit Roßigeln finden sich bei Tachenhausen. Aber keiner dieser Weiher und Teiche erreicht einen Morgen Flächengehalt.


4. Boden.
Die Verhältnisse des Bodens in dem Bezirk sind sehr verschieden und richten sich ziemlich genau nach den unterliegenden Felsarten. In den zu den Fildern gehörigen Ortschaften ist derselbe durchschnittlich sandigthonig, etwas kalkhaltig, sehr locker und ziemlich tiefgründig, daher vorzugsweise dem Getreidebau günstig, ebenso in Nürtingen und denjenigen Ortschaften in der Nähe, wo der untere Lias mit seinen Sandsteinen die Grundlage der Ackerkrume ausmacht. Wo dagegen die Thonmergel derselben Formation überhandnehmen, wie dieß in den Hügelpartien um Neckar-Thailfingen, Klein- und Groß-Bettlingen, Frickenhausen, Reudern, Unter- und Ober-Boihingen der Fall ist, da wird der Boden auch thonreicher und schwerer. Wo die Keuperformation mit ihren bunten Mergeln erscheint, wie z.B. bei Neckar-Tenzlingen, Neuenhaus, Altenrieth, Mittelstadt, Ober- und Unter-Ensingen, da tritt auch jener rothe Thonboden auf, welcher überall diese Formation charakterisirt, ein Boden, der dem Getreide-, Obst- und Wiesenbau sehr günstig ist, und wo die obern Bänke des Keupersandsteins sehr entwickelt sind, wie an mehreren Punkten der so eben angeführten Orte es der Fall ist, da wird der Boden sandig und leicht, so daß oft sehr nahe beisammen liegende Güterstücke in dieser Beziehung eine sehr verschiedene Beschaffenheit zeigen. Die Vorhügel am Fuß der Alp, welche dem braunen Jura angehören, wie z. B. um Kappishäusern, Kohlberg, Grafenberg, Neuffen, Beuren, Balzholz und ein Theil von Linsenhofen besitzen meist einen ziemlich tiefgründigen, gelblich-grauen oder durch Eisenoxyd bräunlichgelb gefärbten Thonboden, der in den höher | gelegenen Gegenden, unmittelbar unter dem weißen Jura, oft sehr schwer und lettenartig wird, an andern Stellen aber von dem lichtgrauen Schutt des weißen Jurakalks bedeckt wird, welcher durchgängig thonig und voller Kalkgerölle ist; so ist es namentlich in den Umgebungen von Kohlberg, Kappishäusern, Neuffen und Beuren der Fall; solche Stellen sind meist sehr unfruchtbar. Auch der aus verwittertem Basalttuff erzeugte Boden dieser Distrikte ist meist ziemlich unfruchtbar. Auf dem weißen Jura (Erkenbrechtsweiler und Grabenstetten) ist der Boden meist sehr flachgründig, schwarz, humusreich und leicht, daher von geringer oder mittelmäßiger Fruchtbarkeit. Das aufgeschwemmte oder Schuttland des Neckar- und Steinach-Thals dagegen, aus Geröllen, Sand und Thon in veränderlicher Mischung zusammengesetzt, ist wenigstens da, wo die Gerölle zurücktreten, meist sehr fruchtbar und namentlich den Futterkräutern sehr zuträglich.


5. Luft und Witterung.

Leider hat sich bis jetzt noch Niemand in dem Bezirk gefunden, der sich anhaltend mit Witterungsbeobachtungen abgegeben hätte, daher auch das Nachstehende sich mehr auf allgemeine Verhältnisse bezieht.

In klimatischer Beziehung gehört der größte Theil des Bezirks zu den günstigeren im Lande, wie dieß der mit Erfolg betriebene Wein-, Obst- und Getreide-Bau zur Genüge beweist, wobei die geschützte Lage mancher Orte, wie z. B. Neuffen, Frickenhausen, Linsenhofen noch begünstigend einwirkt. Die Luft ist durchschnittlich gesund und frisch, im Bereich des Neckar- und Aich-Thales etwas feucht, im Herbst und Frühling wohl auch neblich, auf den Berghöhen meist bewegt, scharf und rein, dagegen in den Alpthälern im Sommer oft drückend und schwül. Die Witterung auf der Alphöhe unterscheidet sich von der in den Niederungen hauptsächlich durch starken und schnellen Temperaturwechsel, | so daß selbst im hohen Sommer auf heiße Tage nicht selten kühle Abende und Nächte folgen; Frühlingsfröste sind daselbst häufig. Frühling, Ernte und Herbst treten um etwa 8 Tage früher als aus der hintern Alp und 14 Tage später ein als im Thal, dennoch gedeihen Bohnen, Gurken u. dergl. noch ganz gut, wenn sie nur nicht zu frühe gelegt werden. Gewitter sind häufig und nicht selten mit Hagelschlag verbunden.

Die unmittelbar am Fuß oder auf den Vorhügeln der Alp gelegenen Orte haben je nach ihrer relativen Höhe und Lage verschiedenes Klima, Kohlberg z. B. ist seiner hohen Lage ungeachtet immer noch ziemlich mild, Nächte und Morgen sind nicht besonders kühl, Frühling, Ernte und Herbst nur einige Tage später als in den tiefer gelegenen Orten in der Nähe; Hagelschlag ist selten. Grafenberg ist den Winden sehr ausgesetzt, hat im Frühjahr und Herbst sehr heftig anstürmende Westwinde, dabei aber weder über kühle Sommernächte, noch Frühlingsfröste zu klagen. Die Ernte fällt nur einige Tage später als in Nürtingen, und etwa 8 Tage später als im Remsthal ein; Gewitter sind nicht häufig, Hagelschlag selten. In Nürtingen und den übrigen im Neckarthal gelegenen Orten tritt Frühling, Ernte und Herbst etwa um 8 Tage später als im Unterland ein; die Nächte sind auch im Sommer nicht selten kühl, Gewitter streifen meist nur leicht vorüber, Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Filderorte haben reine, nebelfreie Luft, kühle Abende und Nächte, Frühling und Ernte etwa 8 Tage später als die im Neckarthal gelegenen; selten heftige Gewitter.

In Beziehung auf Hagelschlag gehört der Bezirk überhaupt zu den weniger gefährdeten des Landes. In den 15 Jahren von 1828–1842 betraf der Hagel im Ganzen 4065 Morgen, was durchschnittlich 271 Morgen per Jahr bei einer Kulturfläche von 36.087 Morgen beträgt.[4]

| Als Wetterscheide werden betrachtet die Alpvorsprünge, wie z. B. der Kohlberg, Hohen-Neuffen, und sodann der Grafenberg, doch sind über letzteren die Stimmen getheilt. Auch bei Altenrieth ist eine Wetterscheide.


6. Gebirgsarten und Mineralien.

Die geognostischen Verhältnisse des Oberamts sind, wie es die geographische Lage und das Terrain erwarten läßt, ziemlich verwickelt. Die tiefer gelegenen Partien längs des Neckarthales zeigen die Keuperformation entblöst, ebenso das Gerinne der Aich von Neuenhaus und Aich an bis an ihren Einfluß in den Neckar bei Ober-Ensingen. Die dem Plateau der Filder und der Vorterrasse der Alp angehörigen Theile dagegen bestehen aus der Liasformation, welcher sich in dem Bereich von Grafenberg, Kohlberg, Neuffen und Beuren der braune Jura auflagert, während die der Alp anhörigen Theile dem weißen Jurakalk angehören. Von diesen Gebirgsarten werden nur die juraßischen Glieder an einigen Stellen vom Basalt- und Trapp-Tuff durchsetzt. Von jüngeren Gebilden erscheint in dem Bezirk das sogenannte Diluvium hauptsächlich als Lehm. Die Niederungen und Thäler enthalten überdieß zum Theil sehr beträchtliche Ablagerungen von Alluvialschutt.

Von der Keuperformation erscheinen nur die oberen Glieder, nämlich die braunrothen und bunten Thonmergel, sammt dem grobkörnigen obern Sandstein (Stubensandstein) im Bereich des Neckars und der Aich, und sind im Neckarthal hauptsächlich auf der linken Seite entwickelt, wo sie meist nur in geringer Mächtigkeit zu Tage stehen, während sie auf der rechten größtentheils von Schutt oder den untern Schichten der Lias bedeckt werden; im Aichthal setzen sich die bunten Mergel bis über die Markung von Neuenhaus und durch das Schaiachthal in die Oberamtsbezirke Stuttgart und Tübingen fort und hängen daselbst | mit der Keuperpartie des Schönbuchs zusammen. Sie sind wie überall in Württemberg fast ganz frei von organischen Einschlüssen und lassen sich leicht an der braunrothen Färbung des Bodens erkennen.

Der Stubensandstein, meist von weißer oder gelblicher Farbe und vorherrschend thonigem Bindemittel, ist besonders bei Ober-Ensingen und Neckar-Tenzlingen in der Schlucht gegen Wolfschlugen und Hardt entwickelt und bildet dort sehr mächtige Ablagerungen, wovon die festeren Bänke zu Mühlsteinen gebrochen werden. Er enthält da und dort verkohlte Pflanzenstämme und kleine Nester von Pechkohle, die jedoch hier so wenig als an andern Orten bauwürdig sind.

Sämmtliche Keuperschichten zeigen ein geringes Einfallen theils gegen Süden, theils gegen Südosten und verschwinden auf dem rechten Neckarufer unter den Geröllen, von Nürtingen an abwärts unter dem Lias.

Die Juraformation ist in dem Bezirk sehr entwickelt und bietet an einigen Stellen schöne Profile.

Der schwarze Jura oder Lias setzt nicht nur die der Filderfläche angehörigen Theile des Bezirks, sondern auch die niedrigen Vorhügel der Alp bis an den Neckar herab zusammen. Der gelbe feinkörnige Liassandstein bildet in der Regel das unterste Glied der Formation und tritt bei Nürtingen bis an das Ufer des Neckars herab, während er auf dem linken Neckarufer bis zu den Höhen von Wolfschlugen, Grötzingen und Aich hinansteigt und sich der Neigung der Keuperschichten anschließt. Er ist regelmäßig geschichtet, meist von plattenförmiger Absonderung, hat durchschnittlich ein kalkiges Bindemittel und feines Korn, wodurch er von den obern Keupersandsteinen sich leicht unterscheiden läßt. Die unteren Bänke sind in der Regel petrefaktenleer, die oberen enthalten eine kleine Thalassitenbank (Thalassites concinna) und schöne Steinkerne von Ammonites angulatus und Gryphaea arcuata.

Der Liaskalk zeigt wie an andern Orten auf den Fildern keine regelmäßige Verbreitung, sondern erscheint | vielmehr in muldenförmigen Vertiefungen des Liassandsteins, so z. B. in den Umgebungen von Aich, Neckar-Thailfingen, Wolfschlugen, Altdorf, Raidwangen, Unter- und Ober-Boihingen.

Der Liasschiefer, meist von schwärzlichgrauer Farbe und in seinen mittleren und oberen Regionen von ausgezeichnet schieferigem Gefüge, erscheint den Gryphitenkalk überlagernd in sehr ungleicher Entwicklung. Während er auf dem linken Neckarufer nur geringe Mächtigkeit zeigt, so daß die unteren und mittleren Glieder sich kaum und nur durch die Petrefakteneinschlüsse unterscheiden lassen, tritt er mit der Annäherung gegen die Alptraufe immer mächtiger auf, scheint sogar bei Neuffen eine bedeutende Mulde auszufüllen, wie das daselbst getriebene Bohrloch nachzuweisen scheint. Dieser auf das Gutachten und unter spezieller Leitung des Herrn Kreisforstraths Grafen v. Mandelslohe zum Behuf der Auffindung von Steinkohlen angestellte Bohrversuch fand in einer kleinen Thalschlucht, westlich von Neuffen gelegen, statt und zeigte nachstehende Schichtenfolge:

 1) Liasschiefer 162' - 6"
 2) Deßgleichen mit Kalkstein und Sandstein wechselnd 84' 9"
 3) Deßgleichen 83' 10"
 4) Liasschiefer 313' 5"
 5) Liaskalk mit Schiefer wechselnd 39' 7"
 6) Harte Kalkflöze und darauf dunkle Schiefer 32' 11"
 7) Liasschiefer 75', 6"
 8) Liaskalk 17' 6"
 9) Schwarzer, sehr bituminöser Schiefer 30' 4"
10) Kalk und Schiefer wechselnd 35' 2"
11) Liasschiefer 42' 6"
12) Schiefer und Liaskalk 16' —
13) Lichtgrauer Liaskalk 11' 2"
14) Sehr fester Liaskalk 18' 11"
15) Liaskalk 7' 11"
16) Weicher Schiefer 156' 8"
17) Ziemlich schwarzer, etwas sandiger Schiefer 9' 6"
18) Liaskalk mit grauen, sandigen Schichten wechselnd 5' 3"
19) Sandiger Liaskalk 4' 10" |
20) Weicher Schiefer mit Kalk abwechselnd 11' —
21) Liaskalk und Sandstein, wechselnd, 12' 3"
22) Schiefer mit weißlichem Kalk wechselnd 7'
23) Grauer Sandstein 9' 2"
24) Sandstein, sehr harter 16' 10"
25) (Bei 1206' 3" Tiefe) sandige Liasschichten 3' 9".[5]

Die ganze Tiefe des am 3. August 1832 begonnenen und im April 1839 wegen wiederholten Nachstürzen und Brüchen des Gestänges aufgegebenen Bohrlochs betrug nach genauer Messung 1192' 5". Die Differenz zwischen dieser und der obigen Angabe beruhte wahrscheinlich auf den zu verschiedenen Zeiten geschehenen Nachstürzen.[6] Aus diesen Versuchen ergibt sich eine sehr bedeutende Mächtigkeit sowohl der ganzen Liasformation als des Liasschiefers im Besondern, und es ist das wiederholte Wechsellagern von Liaskalk und Sandsteinen mit dem Schiefer außer Zweifel, so daß es scheinen könnte, es habe hier eine bedeutende Verwerfung und ein Übereinanderschieben derselben Schichten stattgefunden.

Nicht ohne Interesse ist auch die in diesem Bohrloch geschehene Messung der Temperatur in den verschiedenen Tiefen, welche ebenfalls durch den Herrn Grafen v. Mandelslohe mit dem Magnus’schen Geothermometer veranstaltet wurde; sie geschahen am 26. und 27. Febr. 1839 und zeigten

Bei 100 württ. Fuß Tiefe + 10,8 Cels. = 8,6° R.
   "  200     "       "      "     + 13,8   "     =11,0° R.
   "  800     "       "      "     + 27,8   "     =22,0° R.
   " 1100     "       "      "     + 37,7   "     =31,0° –
| so daß auf 100′ Tiefe eine durchschnittliche Wärmezunahme von 2.8° Cels. stattfand.

Die Erhebung der einzelnen Glieder der Liasformation in unserem Bezirk über die Meeresfläche ist nach den barometrischen Messungen von Schübler und Graf v. Mandelslohe folgende: [7]

Liegendes  des  Liassandsteins  im Hardt bei Nürtingen 1133′
" " " in Lützelöhr bei Ober-Ensingen 986′
Mächtigkeit 147 Par. Fuß.
Ausgehendes des Liasschiefers am Bohrloch bei Neuffen (untere Grenze des braunen Jura (?) 1295′.
Formationsgrenze zwischen Lias und Keuper bei Nürtingen unter der Brücke 846′.
Deßgleichen bei Neckar-Thailfingen 999′.
Deßgleichen bei Hardt 1061′.
Obere Schichten des Liassandsteins in der Steinmauer bei Nürtingen auf dem linken Neckarufer 1053′.
Liasschiefer, Erdfläche beim Hirsch in Linsenhofen 1109′.

Von organischen Einschlüssen finden sich im Liaskalk und Sandstein: Ammonites angulatus, psilonotus, Bucklandi, Conybeari; Gryphaea arcuata, Pinna Hartmanni, Nautilus aratus, Plagiostoma giganteum, Hermanni, punctatum, Pecten textorius, glaber, Belemnites brevis, Terebratula triplicata, vicinalis.

Im unteren Liasschiefer bei Neckar-Thailfingen, Groß-Bettlingen und in den benachbarten Hügelzügen: Ammonites Taylori, Pettos, Pentacrinites basaltiformis, subangularis, Spirifer Walcotii, Terebratula numismalis, rimosa, tripticata, Nucula complanata, variabilis, Cucullaea Münsteri, Pholadomya ambigua und viele Bruchstücke von Ammonites Jamesoni, Birchi, natrix, Bronni, lataecosta, Maugenestii.

Die Posidonienschiefer mit Posidonia Bronni, Inoceramus dubius, Ammonites bollensis, depressus und fimbriatus, Belemnitus acuarius u. s. w., sowie die darunter liegenden Amaltheenmergel mit Ammonites amaltheus und | Belemnites paxillosus sind nur an wenigen Stellen des Bezirkes sichtbar und überlagern die vorigen. Dagegen sind die obersten Liasmergel mit Ammonites opalinus, Trigonia Navis, Nucula Hammeri und Gervillia pernoides am Bett der Steinach bei Frickenhausen sehr deutlich zu sehen. Der braune Jura bildet den Fuß der Alp und läßt sich schon von weitem an den sanft gerundeten höheren Hügelpartien und Vorsprüngen erkennen, deren Gestalt mit den meist vorherrschenden, leicht verwitternden Mergelschichten der Formation zusammenhängt. Er bildet den Grafenberg, die Hügel von Kappishäusern, Kohlberg, um Neuffen, Linsenhofen, Balzholz, Beuren u. s. w., mit Ausnahme der zur Alp selbst gehörigen höhern Berge. Sandige Mergel und wenig mächtige Sandsteinschichten mit Pecten personatus und demissus, Ammonites Murchisonae etc. überlagern bei Linsenhofen und Neuffen die obersten blauen Mergelschiefer des Lias, auf sie folgen sandige Kalksteine von bläulicher Farbe und ockergelbem Thon begleitet, die dem Ansehen nach viel Ähnlichkeit mit dem Gryphitenkalk der Filder haben, auch an manchen Stellen, wie z. B. in den Weinbergen hinter Neuffen, eine ziemliche Mächtigkeit besitzen. Über diesen Kalkbänken folgen schmutziggelbe oder bläulichgraue Kalkmergel mit Belemnites giganteus, Myacites Alduini, Trigonia costata, und dann die muschelreichen Austernkalke und Kalkmergel mit Ostrea Marshii, eduliformis, Lima proboscidea, Perna quadrata, Pholadomya Murchisoni, Ammonites Humphreysianus, Terebratula resupinata, Pleurotomaria ornata u. m. a. Diese Mergel werden an manchen Stellen nach oben oolithisch, indem sie kleine rundliche Körner von Thoneisenstein einschließen, und gehen in den eigentlichen Eisenrogenstein über, welcher in den westlichen Partien des Alpsaums, z. B. beim Harras, Wellendingen, Spaichingen und bei Geisingen am Randen so sehr entwickelt ist. Die unteren Bänke dieses Ooliths enthalten sehr schöne Exemplare von | Ammonites Parkinsoni und hecticus, Belemnites giganteus und Altdorfiensis, etc., die oberen Ammonites macrocephalus, coronatus, triplicatus. Terebratula varians, und dann folgen die obersten bläulichen zu einem zähen Letten verwitternden Mergel des braunen Jura mit meist verkiesten und sehr wohl erhaltenen Ammoniten, welche der Schmuck der Sammlungen sind, namentlich: Ammonites ornatus, Guilelmi, Lamberti, hecticus, convolutus, annularis, dentatus, flexuosus, Athleta, bipartitus, polygonius, pustulatus und die kleinen Mergelknollen mit Scheeren und Schwanzstücken eines zierlichen Krebses (Clytia Mandelslohi v. Meyer). Diese schöne Schichtenfolge läßt sich besonders deutlich beim Aufsteigen am Nordabfall des Festungsberges von Neuffen und am Hohbölle und Engelberg bei Beuren wahrnehmen.

Über die Erhebung des braunen Jura sind folgende Messungen angestellt worden:

Liegendes des braunen Jura beim Bohrloch [8] 1295′.
Höchster Steinbruch im untern Rogenstein beim Gaisweg gegen den Sattelbogen 1560′.
Formationsgrenze zwischen weißem und braunem Jura am Weg zur Festung 1586′.
Deßgleichen beim Bauerloch 1524′.
Der weiße Jura setzt die eigentlichen Gebirgspartien des Bezirkes und die damit zusammenhängende Hochfläche zusammen, bildet daher einen verhältnißmäßig nur kleinen Theil desselben, nämlich die im Süden gelegenen Alpvorsprünge, vom Kohlberg an, über den Sattelbogen, das Hörnle, Hohen-Neuffen mit dem Plateau von Erkenbrechtsweiler, den Beurenfels und die Gehänge gegen Ober- und Unter-Lenningen, Brucken u. s. w. Isolirt erscheint er noch auf der Spitze des Grafenbergs, ähnlich wie am Florian. Es sind die regelmäßig geschichteten, meist horizontal gelagerten Bänke eines farblosen oder graulich-, | seltener gelblich-weißen Kalksteins, welche die zum Theil mauerförmig anstrebenden oder pralligen Wände des Gebirgs zusammensetzen, und nur an den obersten Felsen der Festung Neuffen, am Beurenfels und den mit diesem gleich hoch gelegenen Schichten wird die Schichtung undeutlich und es ragen krystallinisch-körnige, massige, wenig zerklüftete, grobzellige Felsenkalke mit Schwammkorallen hervor und bilden die in weiter Ferne sichtbaren weißen Felsen, welche die Berge krönen. Auf der Spitze des Kohlbergs und am Beurenfels findet sich weißer Juradolomit ohne alle Petrefakten.

Die Petrefakten des weißen Jura sind:

a) in den untersten thonigen Kalksteinen: Terebratula impressa, Ammonites alternans und complanatus;

b) in den regelmäßig geschichteten Bänken: Ammonites flexuosus, planulatus, polyplocus, gigas, biplex, triplex, lingulatus, Terebratula biplicata, Belemnites semisulcatus;

c) in den obern, mehr massigen Schichten und unmittelbar unter denselben: außer den soeben angeführten Ammoniten, Terebratula lacunosa, Tragos acetabulum, patella, Scyphia rugosa, cylindrica, articulata, Cnemidium rimulosum u. m. a. Schwammkorallen.

Die gemessenen Punkte des weißen Jurakalks sind:

Sattelbogen, Grenze des Oberamts 1865′.
Hörnle, Spitze 2205′.
Hohen-Neuffen, höchster Punkt im Innern der Festung 2298′.
Neuffener Steige, Sattlersfelsen 2219′.
Grabenstetten am Hirsch 2198′.
Das aufgeschwemmte Land bedeckt nicht nur sämmtliche Niederungen und Thäler, sondern größtentheils auch die höher gelegenen Theile des Bezirks. Von dem Diluvium ist besonders der Lehm sehr verbreitet und dehnt sich über die den Fildern, sowie die den Vorhügeln der Alp angehörigen Theile bald mehr, bald weniger mächtig aus. Er führt hier wie an andern Orten rundliche Knauer von Kalkmergeln und einige kleine Schnecken, namentlich | Helix hispida var. Diluvii, Succinea oblonga u. dergl. und enthält von den jetzt in der Gegend vorkommenden gewöhnlichen Landschnecken keine Spur. Von fossilen Knochen wurde bis jetzt nur ein Backenzahn des Mammuth bei Tischart gefunden. Neckargerölle, bisweilen von Sand begleitet, finden sich demselben aufgelagert in der Gegend von Köngen und steigen dort ziemlich hoch über die Thalsohle empor.

Erratische Blöcke eines feinkörnigen Liassandsteins trifft man am westlichen Saume des Hardter Waldes, Granit- und Gneußgerölle mit denen vom Floriansberg bei Metzingen übereinstimmend, sowie Trümmer von buntem Sandstein finden sich am Kohlberg.

Das Alluvium besteht im Bereich des Neckar-, Steinach-, Tiefenbach- und Ermsthales vorherrschend aus Trümmern und Geröllen von Jurakalk, mit sparsamen Einmengungen von Lias- und Oolithgesteinen. Sie sind in den obern Theilen der kleinen Thäler meist scharfkantig, im Neckarbett und seiner nächsten Umgebung meist abgerundet, oft wie polirt und führen bisweilen auch einzelne Petrefakten mit sich. Sand- und Thonablagerungen kommen nicht selten damit vor. Lehm und Töpferthon findet sich fast überall, von besonders guter Beschaffenheit bei Neuenhaus.

An vulkanischen Gebirgsarten ist der Bezirk nicht arm, obwohl die benachbarten Gesteine nichts weniger als bemerkenswerthe Störungen zeigen. Das bedeutendste Vorkommen ist:

1) am westlichen und nordwestlichen Abfall des Kohlbergs nahe an der Straße, welche von Metzingen nach Neuffen führt, sichtbar, wo ein schwärzlichgrauer Basalttuff, der große Blöcke von Jurakalk einschließt, zu Tage steht. Es ist ein grobkörniges Trümmergestein, bald mit thonigem, bald mit kalkigem Bindemittel, worin Körner von olivinreichem Basalt, halbverglaste Granit-, Gneuß-, Hornblendeschiefer-, Sandstein- und Porphyrbrocken neben | körnigem Kalkstein, Liasmergel u. dergl. liegen. Vielleicht stammen die oben angeführten Gerölle von plutonischen Gesteinen aus diesem Trapptuff. Von besonderem Interesse sind die zuweilen darin vorkommenden Brocken von rothgebranntem Thon, der Bohnerze einschließt, insofern dieselben einen Beweis liefern, daß das Auftreten dieses Conglomerats nach der Ablagerung der Bohnerze, die an der schwäbischen Alp durchgängig in die Diluvialperiode fällt, stattfand. Dieser Basalttuff bildet den größten Theil des Kohlbergs, der durch seine abgerundete Gestalt schon von Weitem auffällt und dadurch gegen die benachbarten Juraberge bedeutend absticht, und steht wahrscheinlich mit dem gegen Südwesten dem Ermsthal zufallenden Jusiberg und seinen Basalt- und Basalttuffeinlagerungen in Verbindung.

Ein zweites Basalttuffvorkommen im Liasschiefer ist im Stubenthal sichtbar.

3) Findet sich Basalttuff am Grafenberg, an den sich das Dorf gleichen Namens anlehnt. Derselbe ist am nördlichen Abfall etwa 100′ unter der Spitze des ziemlich isolirt stehenden Berges aufgedeckt und enthält in einem thonigen, eisenschüssigen Bindemittel Gerölle von schwärzlichem Mergel, gebranntem Thon, Jurakalk, Granit, Gneuß u. dgl. und eine große Masse von bläulichgrauem Jurakalk, der weiter nördlich nirgends mehr ansteht und sich auch nirgends zu dieser Tiefe herabsenkt, was für einen Beweis gelten dürfte, daß der Jurakalk sich früher weiter nördlich erstreckt hat als jetzt.

4) Östlich von Beuren, am Fuß des Beurenfelsen findet sich im Breisenbach ein Lager von aschgrauem, ziemlich feinkörnigem Basalttuff, welcher deutlich geschichtet ist, leicht verwittert und in einem thonigen Bindemittel kleine Thonmergel- und Kalkkörner nebst sparsamen Glimmerblättchen enthält.

5) Bei Linsenhofen findet sich östlich vom Dorfe im Bereich des Liasschiefers ein ähnlicher Basalttuff, der ebenfalls scharfkantige Jurakalkstücke einschließt und

| 6) im Autmuththal bei Kohlberg.

7) An der Steige von Beuren nach Erkenbrechtsweiler.

8) An der Steige zwischen Neuffen und Grabenstetten finden sich zwei Trapptuffgänge am sogenannten blauen Rang am Wege. An beiden letztern Orten tritt der Trapptuff aus Spalten des Jurakalks hervor, an letzter Stelle ist der Jurakalk nach Farbe und Korn mannigfach verändert, theils körnig, theils stänglich, theils klingend und durchscheinend, sehr spröde geworden, von rother, violetter, buntgefleckter Farbe u. s. w., am ersten Ort völlig unverändert.

9) Bei Kappishäusern erscheint im Waldsaume gegen Metzingen zu, Basalt von schwärzlichgrauer Farbe mit zahlreichen Olivinkörnern, von großer Härte und Eigenschwere, der einen schwärzlichgrauen Thonmergel durchbrochen hat, welcher vielleicht dem Bradfordthon entspricht. Auch dieser Mergel ist völlig unverändert und scheint horizontal zu lagern.

10) Im Rupfenthal findet sich ein Basalthügel im braunen Jura.

11) In Grabenstetten (nun OA. Urach) findet sich auf der Alphöhe, im Dorfe ein graulicher, fester Basalttuff, aus Jurakalk hervorbrechend.

Die bis jetzt gemessenen Punkte, wo der Basalttuff auftritt, sind:

Linsenhofen, untere Grenze des Basalttuffes, einige hundert Schritte östlich vom Dorfe 1141 Par. Fuß.
Linsenhofen, höchster Punkt desselben 1248′.
Beuren, am Fuß des Beurer Felsen, im sog. Breiserloch 1467′.
Neuffen, Steige nach Grabenstetten, am blauen Rang, im Weg, tiefste Stelle des Trapptuffs 1961′.
Neuffen, höchster Punkt dieses Ganges 2005′.
Mächtigkeit dieses Ganges 205′.
Neuffen, oberer Trapptuffgang, 2 Fuß mächtig auf derselben Steige 2189′.
Grabenstetten, Erdfläche am Hirsch 2198′.
Kappishäusern, Basalthügel im Rupfenthal 1595′. |
Kohlberg, höchster Punkt des geschichteten Basalttuffes 2027′.
      "      tiefste Stelle des Basalttuffes 1501′.
      "      Basalt mit Basalttuff, 20′ über dem Aubertbach, im Liasschiefer 1228′.
Grafenberg, Basalttuff in der Sandgrube 1297′.
      "            Spitze desselben, veränderter Jurakalk 1418′.

Von eigentlichen Mineralien finden sich Feuersteine im weißen Jura der Alp und unter den Neckargeröllen; Eisenkies, theils krystallisirt, theils als Versteinerungsmittel im mittlern und untern Liasschiefer, Thoneisenstein in Nieren im untern braunen Jura; Olivin in kleinen Körnern in den soeben aufgeführten Trappgesteinen, körniger Kalk im Basalttuff des Kohlbergs.


7. Pflanzen- und Thierreich.
A. Pflanzen.

Die Flora des Bezirks gehört zu den interessanteren des Landes, wie dieß schon die Abwechslung von Berg und Thal, Kalk-, Sandstein- und Thon-Boden erwarten läßt. Besonders reich an Pflanzen sind die Höhen und Abhänge der Alp und das Tiefenbachthal. [9]

a) Bäume. Die Wälder unseres Bezirks bestehen fast durchgängig aus Laubhölzern, und zwar herrscht in den Niederungen die Eiche (Quercus robur et pedunculata), im Bereich der Alp die Rothbuche (Fagus sylvatica) vor. Außerdem finden sich an den Alpabhängen: die Weißbuche (Carpinus Betulus), der Weiß- und Spitzahorn (Acer pseudo-platanus et platanoides), der Maßholder (Acer campestre), die Winter- und Sommerlinde (Tilia parvifolia et grandifolia Ehrh.), die Mehlbeere (Pyrus Aria), Vogelbeere (Sorbus aucuparia), Esche (Fraxinus excelsior); die Ulme (Ulmus campestris) und der Elzenbeerbaum | (Pyrus torminalis) finden sich mehr vereinzelt. Nadelhölzer, aus Roth- und Weißtannen (Pinus picea et abies du Roi) oder Forchen (Pinus sylvestris L.) bestehend, finden sich mehr gegen dem Schönbuch zu, z. B. bei Neuenhaus, die Lerche (Pinus larix) angepflanzt im Steigerwäldchen bei Nürtingen; der Wachholder (Juniperus communis) ist besonders häufig bei Neuenhaus, wo auch die Beeren in Menge eingesammelt werden. An der Aich findet sich häufig neben den gewöhnlichen Weiden die Traubenkirsche (Prunus padus) und die graue Erle (Alnus incana).

b) Sträucher. Von Gesträuchern trifft man außer den gewöhnlichen Wald- und Heckensträuchern, die durch das ganze Land verbreitet sind, einige seltnere, z. B.: die strauchartige Kronenwicke (Coronilla Emerus) an Hohen-Neuffen; die starkbedornte Rose (Rosa spinosissima) am Beurenfels; den Steinapfel (Cotoneaster vulgaris Lindl.), ebendaselbst; die Besenpfrieme (Spartium scaparium) im Hülenbergwald; den Färbeginster (Genista tinctoria) bei Tischardt; das deutsche Gaisblatt (Lonicera periclymenum) bei Hohen-Neuffen; den Kreuzdorn (Rhamnus catharctica) am Hülenberg und bei Reudern; das große Wintergrün (Pyrola rotundifolia) bei Grafenberg und Tischardt; das einseitswendige Wintergrün (Pyrola secunda) im Hülenbergwald.

c) Kräuter. An seltneren krautartigen Pflanzen ist besonders der Alpdistrikt ziemlich reich, wir heben hervor: den langhaarigen Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus) bei Neuffen, den vielblüthigen Hahnenfuß (Ran. polyanthemus L.) im Hülenberg bei Nürtingen; die Trollblume (Trollius europaeus L.) auf Wiesen bei Beuren; den Akelei (Aquilegia vulgaris) bei Ober-Ensingen; das Sandkraut (Arabis arenosa et hirsuta L.) bei Hohen-Neuffen und am Beurenfels; das Waldschaumkraut (Cardamine sylvatica) auf dem Sattelbogen; den Felsendotter (Kernera saxatilis Rb.) bei Hohen-Neuffen; das glatte | Thurmkraut (Turritis glabra) auf der Alp; den durchwachsenen Steindotter (Myagrum perfoliatum) bei Ober-Boihingen und Neckar-Thailfingen; die schöne Nelke (Dianthus superbus L.) im Gaigersbühl bei Groß-Bettlingen; die punktirte Nelke (Dianthus deltoides L.) auf dem Beurenfels; das nachtblühende Leimkraut (Silene noctiflora L.) auf dem Kohlberg; das Mauergypskraut (Gypsophila muralis L.) auf Äckern bei Nürtingen; die großblüthige Malve (Malva Alcea) bei Hohen-Neuffen; das schöne und Bergjohanniskraut (Hypericum pulchrum et montanum) im Hülenberg; die Bergkronenwicke (Coronilla montana) auf Hohen-Neuffen und dem Beurenfels; die einblüthige Platterbse (Lathyrus nissolia L.) auf Äckern bei Groß-Bettlingen; die zweijährige Nachtkerze (Oenothora biennis) an den Uferbauten der Steinach; das glatte Bruchkraut (Herniaria glabra) bei Neckar-Thailfingen; den immergrünen und Mauersteinbrech (Saxifraga aizoon et tridactylites) bei Hohen-Neuffen; den haarigen Kälberkropf (Chaerophyllum temulum) am Beurenfels; das breitblättrige Laserkraut (Laserpitium latifolium) auf Hohen-Neuffen; die große Sterndolde (Astrantia major) ebendaselbst und auf dem Sattelbogen; den gespaltenblättrigen Baldrian (Valeriana tripteris) auf der Alp; die haarige Karte (Dipsacus pilosus) bei Nürtingen und Frickenhausen; das niedrige Habichtskraut (Hieracium humile) auf Hohen-Neuffen; den weidenblättrigen Aster (Aster salignus) an der Steinach bei Nürtingen; den weidenblättrigen Alant (Inula salicina) und das weidenblättrige Rindsauge (Buphthalmum salicifolium) auf Hohen-Neuffen und am Beurenfels; die Bergflockenblume (Centaurea montana) im Hülenberg; die stachlige Flockenblume (Centaurea calcitrapa) zwischen Nürtingen und Neckar-Thailfingen an der Straße; den Frühlingsenzian (Gentiana verna) bei Erkenbrechtsweiler und Hohen-Neuffen; das blaue Sperrkraut (Palemonium coeruleum) am Beurenfelsen; den officinellen Steinsamen (Lithospermum officinale) an den Alpgehängen bei Kohlberg, Neuffen und Beuren; | den blaublüthigen Steinsamen (Lithospermum purpureo-coeruleum) am Waldsaum beim Hörnle; den Labkraut-, Quendel- und blauen Ervenwürger (Orobanche Galii, Epithymum et coerulea) am Beurenfelsen und bei Hohen-Neuffen; den Traubengamander (Teucrium Botrys) an den Mauern von Hohen-Neuffen; die Waldsalbei (Salvia sylvestris) in Tiefenbach; die Alpenroßnestel (Stachys alpina) an den Alpgehängen; die Wasserdolde (Butomus umbellatus) im Altwasser bei Neckar-Thailfingen; das kugelblüthige und lederduftige Knabenkraut (Orchis globosa et coriophora) bei Neuffen und Schlaitdorf; die Drehähre (Spiranthes autumnalis Rich.) am Fuß der Alp; die rothblüthige Ragwurz (Cephalanthera rubra) am Beurenfelsen; die quirlblüthige Maiblume (Convallaria verticillata) ebendaselbst; die Traubenhyazinthe (Muscari botryoides) bei Erkenbrechtsweiler sehr häufig; die schirmblüthige Vogelmilch (Ornithogalum umbellatum) am Saubach bei Nürtingen in einer Hecke; die niedrige Segge (Carex humilis) bei Wolfschlugen; die Hornschuchische Segge (Carex Hornschuchiana) bei Beuren und Balzholz, an Gräben feuchter Wiesen; die blaue Seßlerie (Sessleria coerulea) am Beurenfelsen und bei Hohen-Neuffen. Von Arznei- und Giftpflanzen finden sich: die Küchenschelle (Anemone pulsatilla) am Beurenfelsen und bei Hohen-Neuffen; der schwarze Senf (Sinapis nigra) zwischen Geröllen am Neckar in großer Häufigkeit; die bittere Kreuzblume (Polygala amara L.) bei Balzholz und Erkenbrechtsweiler; die Raute (Ruta graveolens) auf der Schloßruine Neuffen; der Baldrian (Valeriana officinalis) überall auf der Alp und im Neckarthal; die Eberswurz (Carlina acaulis) bei Ober-Ensingen und Hohen-Neuffen; der Wermuth (Artemisia Absynthium) auf Hohen-Neuffen und im Neckargeröll bei Unter-Ensingen; das Tausendguldenkraut (Erythraea Centaureum) am Hülenberg und im Säuhag; das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) bei Nürtingen; die Judenkirsche (Physalis Alkekengi) bei Frickenhausen | und am Sattelbogen; der Stechapfel (Datura Strammonium) bei Neckarhausen; das Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) bei Hohen-Neuffen und Zizishausen; die Tollkirsche (Atropa Belladonna) am Hülenberg und bei Hohen-Neuffen; der Bittersüß (Solanum Dulcamara) bei Nürtingen; die Osterluzei (Aristolochia clematitis) bei Ober-Ensingen und Zizishausen; die Haselwurz (Asarum europaeum) im Tiefenbach; der Aron (Arum maculatum) ebendaselbst.
B. Thiere.

Von Säugethieren finden sich Hirsche sehr selten, Rehe etwas häufiger, am häufigsten Hasen; Dachse, Füchse, Baum- und Hausmarder trifft man vereinzelt, Igel und Wiesel weniger selten, wilde Katzen sehr selten.

Von Vögeln finden sich die gewöhnlichen kleinen Raubvögel und die meisten Singvögel des Landes. Am Neckar und dem in dessen Bereich gelegenen Altwasser erscheinen alljährlich auch die gewöhnlichen Wasservögel, Enten, Reiher u. dergl.; Schnepfen und Rebhühner sind nicht selten.

Von Fischen trifft man im Neckar unsere gewöhnlichen Flußfische, in den Bächen Forellen und Grundeln. Krebse sind ebenfalls vorhanden.

Von Insekten trifft man namentlich am Alprande manche schöne Schmetterlinge, wie z.B. den Apollo.

Von Schnecken finden sich manche zierliche Schnirkel- und Schließmund-Schnecken (Helix, Clansilia, Pupa) an den feuchten und bemoosten Abhängen der Alpwand.

Fußnoten:

  1. Der jetzt gewöhnliche Name dieses Bergs ist Jusiberg oder Jus, richtiger aber ist wohl Clausenberg oder Nicolausberg. Wahrscheinlich stand auf seiner Höhe eine Nicolauskapelle.
  2. Über die Falkensteiner-Höhle s. unten Grabenstetten.
  3. Nicht leicht findet sich ein Name in älteren und neueren Schriften, so verschieden geschrieben, als der dieses Flüßchens; man liest bald Ai, Aiha, Aja, bald Oi, Oeha oder Oiha, aber nie findet man aus früherer Zeit Aich oder Aych geschrieben, wie auch das Volk nicht spricht, welches vielmehr d'Aja sagt, was aber nach unserem schwäbischen Bauern Idiom fast wie d'Oje klingt. Der Name ist erst im vorigen Jahrhundert dem Dorf Aich accommodirt worden, welches aber früher Ech geschrieben wurde. Am richtigsten wird wohl Aia oder Aiach gesagt werden, wie auch Schaiach richtiger ist als Schaich, wie man nie gesprochen und früher auch nie geschrieben hat.
  4. Er traf die Gemeinde Grabenstetten allein viermal in diesem Zeitraum.
  5. Es ist Schade, daß dieses den Bohrregistern entnommene Verzeichniß nicht mit Beachtung der eingeschlossenen Petrefakten gefertigt wurde; wodurch sich die wahren geognostischen Verhältnisse erst herausstellen würden. Wie dem auch sey, so gehören gewiß die Schichten 1–3 dem untern braunen Jura, die Schichte 4 und vielleicht noch einige der folgenden den Opalinusthonen an, welche in der benachbarten Thalsohle sehr entwickelt sind.
  6. Die Kosten des ganzen Versuches beliefen sich auf 36.082 fl. 37 kr. und wurden von der Staatskasse bestritten.
  7. S. Graf von Mandelslohe geognostische Profile der schwäbischen Alp, S. 30.
  8. Man sehe die Note S. 25.
  9. Viele der folgenden Angaben verdanken wir dem Herrn Apothecker Beck in Nürtingen, und dessen Gehülfen Herrn Melde.
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