Beschreibung des Oberamts Nürtingen/Kapitel B 26

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26. Tischardt,

Dorf, Gemeinde III. Cl. mit 397 Einwohnern, Filial von Frickenhausen, 11/2 Stunde südlich von Nürtingen (Forstamts Urach). Tischardt hat eine ziemlich abgeschiedene, von Waldungen umgebene Lage und ist erst durch die vor drei Jahren neu angelegte Straße von Frickenhausen nach Metzingen mehr in Verbindung mit der Nachbarschaft gesetzt worden. Der Boden der Markung ist ein wenig fruchtbarer, mühsam zu bearbeitender Thonboden und der Feldbau bei weitem der unbedeutendste im Oberamt. Ertragreicher und besser, auch beinahe um das Dreifache ausgedehnter als das Ackerfeld ist das Wiesenareal. Der Ort hat etwas Weinbau und erzeugt ein angenehmes, aber nicht haltbares Gewächs. Der wichtigste Culturzweig ist die Obstzucht, deren Verhältnisse denen von Frickenhausen gleichen. Früher wurde viel Süßobst gezogen und gedörrt; neuerlich aber werden die noch tauglichen Bäume abgeworfen und mit andern Obstgattungen geimpft. Die Rindviehhaltung ist im Verhältniß zur Wiesenfläche nicht bedeutend. An Holz leidet die Gemeinde ungeachtet einigen Waldbesitzes Mangel, was der benachbarte Nürtinger und Neuffener Staatswald zu fühlen hat.

Wohlhabend sind nur einige Einzelne, der bei weitem größte Theil der Bürgerschaft ist sehr arm und nährt sich nebenbei durch | den dem hiesigen Ort eigenthümlichen Erwerbszweig der Baumwollenwattfabrikation, deren Erzeugnisse von den Leuten selbst im ganzen Land umher durch Hausiren abgesetzt wird. Im Orte besteht ein öffentliches Waschhaus; Schildwirthschaften sind 3 vorhanden. Sämmtliche Zehnten, mit Ausnahme des kleinen, welcher der Pfarrstelle Frickenhausen zusteht, bezieht der Staat.

Von dem Dörfchen selbst ist keine Merkwürdigkeit zu nennen, als die alte aber schlechte Orgel, welche 1802 aus der ehemaligen Festungs-Kapelle Hohen-Neuffen in das hiesige heitere Filialkirchlein versetzt worden ist. Der Pfarrer des 3/4 Stunden von hier entlegenen Frickenhausen hat hier einige Gottesdienste zu versehen. Die Schule (mit 1 Lehrer) und das Gemeinderathslokal befinden sich in Einem Hause. Bei trockener Witterung tritt leicht Wassermangel ein.

Der Ort gehörte ins Amt Neuffen, aber (1526) ins Gericht Nürtingen. Der große Zehnten stand stets der Herrschaft zu. Von 1639–1652 war der Ort ganz öde und verlassen. Über den Namen, der jedenfalls von Haard (s. Hardt) abzuleiten und daher richtiger Tischhardt zu schreiben seyn dürfte, s. Kappishäusern. Wiesen auf der Markung des nahen Frickenhausen, „bei dem Herrentisch“ genannt, führt das Kellerei-Lagerbuch von 1526 auf.



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