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Beschreibung des Oberamts Neresheim/Kapitel A 7

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« Kapitel A 6 Beschreibung des Oberamts Neresheim Kapitel B 1 »
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VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.
1. Politischer Zustand.

Das Herdtfeldt ist nach Zeilers Topografie „ein rauh, hart, bergicht und ungeschlacht Ländlein so wenig Wasser, aber viel Holz hat“. Dieß scheint in ganz alten Zeiten etwas anders gewesen zu sein, sofern die vielen Trockenthäler doch wohl einmal ihre Wasserläufe hatten. Ob das Herdtfeld im bekannteren Mittelalter noch fruchtbarer und stärker bewohnt gewesen ist? wohin die bedeutende Zahl von abgegangenen Orten weisen könnte, deren Namen wenigstens überliefert sind, – das ist eine andere Frage. Es ist möglich, daß sich die auf Höfen zerstreute Bevölkerung nur mehr concentrirt hat in größeren Dorfschaften, schwerlich zum Besten des Feldbaus. Doch mag steigender Wassermangel mitgewirkt haben.

Die Spuren germanischer (vorher wohl auch keltischer) Bevölkerung im Bezirk, die Grabhügel besonders und z. B. auch die Ringwälle auf dem Ipf (Spuren eines alten Heiligthums wahrscheinlich) gehen theilweise in die vorrömische Zeit zurück, Anderes gehört in die nachrömische Periode, vgl. VII., 4.

Zwischen hinein bildete das ganze Oberamt einen Bestandtheil des Römischen Reichs, etwa seit Ausgang des ersten Jahrhunderts nach Christus, und zwar gehörte diese Gegend zur Provinz Rhätien. Schon unter Kaiser Gallienus aber, † 268, wurde Rhätien diesseits | der Donau bleibend verloren und seitdem herrschen da wieder deutsche Stämme. Die peutingersche Tafel setzt in der Nähe die Armelausi an, ein germanisches Volk, das von seinem Hauptkleidungsstück jenen Namen trug. Der bekanntere, umfassendere Namen des in dieser Gegend herrschenden Stamms ist – der alemannische.

Bekanntlich wurden die Alemannen zur Zeit der Merovinger und Pipininge allmählig der fränkischen Oberherrschaft unterworfen. Ein Denkmal der fränkischen Kriegszüge scheint „die Frankenstraße“ zu sein. Diesen Namen trägt heute noch eine römische Heerstraße über’s Herdtfeld an die Donau, der Sinn kann aber nicht wohl sein „Straßen aus oder nach Franken“, wie hundert andere Wege mit gleichem Recht heißen könnten. Wahrscheinlicher ist, daß der Weg, auf welchem in einem entscheidenden Feldzug (vielleicht als Karlmann 742 bis an den Lech vordrang) die Franken herbeikamen, im Andenken des Volks jenen Namen behielt. Den Namen Katzenstein von den Katten abzuleiten, ist mehr als gewagt.

Unser ganzer Bezirk gehörte einst zum „Ries“ im weiteren Sinn des Wortes, das identisch ist mit Rhätien. Dagegen der Riesgau im engeren Sinn hatte seine westliche Grenze auf dem Herdtfeld, wo er mit dem Brenzgau zusammenstieß, in welchem ausdrücklich Kuchen genannt wird. Den Riesgau verwalteten die Grafen von Oettingen, den Brenzgau die Grafen von Dillingen und beider Gerichtsgrenze lief ehemals (vgl. 29. und 30. Jahresbericht des histor. Vereins von Schwaben und Neuburg S. 125) von der Wernizmündung bei Donauwörth über Oppertshofen, Amerdingen und längs des Rennwegs bis Eglingen und Dunstelkingen an die Muße (Mißwald bei Katzenstein) und zur Egau bei Dischingen, die Egau hinauf bis zur Quelle bei Neresheim, dann zu einem Bronnen bei Weilermerkingen, am Walde Dürrreiß vorbei zu einem Bronnen bei Dorffen zu des Botzen Wichstein (nach einer Notiz von 1580 ein Steinhaufen) bei Rüffingen, hierauf gen Hohenberg und zum Bopfinger Stock (Berg und Wald bei Hohenberg), zum Eggenbühl (jetzt Eichenbühl) und weiter über Röttingen an die Wassertraufe des Herdtfeldes, dieser folgend an den Kieselberg (Wald hinter Oberalfingen) und von da hinab nach Aalen in die Kocherfurt u. s. w.

Daß (Schenken-) Stein an den Grenzen des Ries lag, eigentlich in einer Ecke, ist urkundlich ausgesprochen. Die nordwestliche Spitze des Bezirks, Baldern mit Umgebung, gehörte wohl zum Riesgau, welcher bis an den Kocher und bis Ellwangen sich ausgedehnt zu haben scheint, wie ja auch die Grafenherrlichkeit der Oettinger ehemals bis Aalen, Hüttlingen und Ellwangen reichte.

Die ursprüngliche Gaugrenze ist übrigens dadurch verwischt worden, daß die öttinger Grafen einen Theil des Brenzgaus in ihre Hand bekamen durch die Vogtei über das Kloster Neresheim. Ein | anderer Theil der gräfl. Dillingenschen Besitzungen, die Hinterlassenschaft der 1191 ausgestorbenen pfalzgräflichen Linie zu Donauwört und Lauterburg, kam an die Hohenstaufen und darum erscheinen gräfl. Dillingensche Ministerialen, z. B. die Herren von Dunstelkingen, Trugenhofen u. a., eine Zeit lang auch als Reichsministerialen. Von den Hohenstaufen scheint namentlich der Bezirk von Höchstädt a. d. Donau an Bayern gekommen zu sein und zwar erhob das Höchstädter Landgericht begründete Ansprüche auf die hohe Jurisdiction bis Katzenstein, Baumgries und Hofen. Unter den dorthin gehörigen Landschrannen, d. h. Gerichtsplätzen, wird auch Tomingen oder Dümingen, d. h. Demmingen genannt.

Die Reste der Dillingenschen Grafenrechte brachte Bischof Hartmann, der letzte Dillinger Graf, an sein Hochstift Augsburg, von diesem aber wurden sie auch an Bayern 1273/77 vertauscht.

Zur Kultur des Bezirks mögen die Besitzungen des Klosters Fulda (z. B. in Bopfingen, Uzmemmingen und besonders bei Kösingen, Igenhausen und Hohenstat) beigetragen haben, weil das Kloster gewöhnlich Mönche ausschickte, um die Ökonomie der Klosterhöfe zu besorgen; das gab häufig Musterwirthschaften für die Umgegend. Doch wurden so entlegene Besitzungen allmählig veräußert oder von benachbarten Herrn an sich gerissen, im besten Falle als Lehen, wie z. B. die Oettinger Grafen später Kösingen inne hatten. Die Wohnsitze Hubatsweiler und Diepertsbuch könnten wohl ihre Anlegung den Dillinger Grafen Hubald und Diebald verdanken, jedenfalls stifteten die Dillinger Grafen das für unsern Bezirk besonders wichtige Kloster Neresheim 1095, dem Heiligen der Familie, dem Bischof St. Ulrich geweiht.

Von kaiserlichen Gütern findet sich in älterer Zeit keine Spur, erst zur Hohenstaufenzeit erscheint im Besitze dieser Kaiserfamilie Bopfingen samt Flochberg. Jedenfalls eine grundlose Phantasie ist es, daß der Oster- und Weihnachtshof von kaiserlichen Hoftagen, zu Ostern und Weihnachten ebenda abgehalten, ihren Namen haben. Eher hängt der Name mit gewissen Abgaben auf Ostern und Weihnachten zusammen.

Die Hohenstaufenschen Besitzungen zogen manchen Kriegssturm in diese Gegend im 12. und 13. Jahrhundert; vgl. VII, 3. Die Vesten Flochberg, Bopfingen und Waldhausen mit ihrem Gebiet kamen in den Besitz der rotenburger Linie der Hohenstaufen (a. 1188, Stälin II, 234.) und es gehörte deßwegen im 13. Jahrhundert Flochberg mit Bopfingen zur Hohenstauf’schen Präfectur Nürnberg. Diese Verbindung war im 14. Jahrhundert gelöst und Bopfingen mit Nördlingen, Dinkelsbühl, Giengen, Aalen u. s. w. gehörte zur Landvogtei Niederschwaben.

Von den Zuständen des Brenzgaus ist natürlich gar wenig | und nichts unsern Bezirk näher Betreffendes bekannt. Wir begnügen uns deßwegen, von der auch andere württemb. Oberämter (Aalen, Blaubeuren, Geißlingen, Gmünd, Heidenheim, Ulm, Welzheim etc.) manchfach berührenden Grafenfamilie das Wichtigste zusammenzustellen, zumal weil Stälin die Linie des Stifters von Neresheim nicht aufgeführt hat. Der erste sicher bekannte Stammvater ist:
Hubald Graf im Brenzgau, † 909.

h. wahrscheinlich eine Schwester des Herzogs Burkhard I. von Schwaben.

Ihr Sohn ist Ulrich, Bischof zu Augsburg, † 973, frühe heilig gesprochen. Zwei weltliche Söhne Mangold und Diebold pflanzten die Familie fort, deren Hauptlinie sich folgendermaßen gestaltete (vgl. Stälin I, 562. II, 654):

Graf Aribo (Mon. boic. 31. nr. 163)
Graf Hupald II. c. 1050
zu Dillingen.
Manegold I. † 1053
Stifter des Klosters Heiligkreuz
zu Donauwörth.

Graf Hupald III. † 1074.

Mangold II. † 1074.

Graf Hartmann † 1121.
Stifter des Kl. Neresheim
h. Erbgräfin Adelheid
von Kiburg.
Pfalzgraf.

Pflzgf. Mangold III. † 1126.
Stifter des Klosters
Anhausen a. d. Brenz.
Hartmann II.
1080 –
† 1134.
Adilbert I.
†1151, Graf von
Kiburg und Dillingen.
Pflzgf. Mangold IV.
1156 †
Adelbert 1128
Pfalzgraf zu
Lauterburg.
Hartmann III.
Stammvater
der Grafen
von Kiburg
† 1180.
Adilbert II.
† 1170
Graf von Dillingen.

Adilbert III. † 1214.
Pfalzgraf Mangold † 1191.
Die Pfalzgrafenwürde kommt an die
Grafen von Tübingen, die
Besitzungen hauptsächlich an
die Hohenstaufen.

Graf Hartmann IV. † 1258.  
Stifter des Klosters Maria Mödingen 1246.
Adilbert IV. † 1257
Ludwig † 1251.
Hartmann V. † 1286
Bischof zu Augsburg.

Der Bischof verschenkte den Rest der Familienbesitzungen und darunter die Advocatie über Neresheim an sein Hochstift Augsburg; 3 Schwestern waren an Graf Friedrich von Zollern, Graf Ulrich von Helfenstein, und an den Edelherrn Degenhard von Hellenstein-Gundelfingen vermählt und brachten diesen Herrn einzelne Besitzungen im Brenzgau zu, wahrscheinlich z. B. die gundelfingenschen Güter um Bopfingen.

Wichtiger noch und für unsern Bezirk bedeutsamer sind die Grafen des Riesgaus, heute noch blühend als Fürsten von Oettingen. | Ihre Besitzungen umfassen einen ansehnlichen Theil unseres Oberamts und etliche Gemeinden des Oberamts Ellwangen, sie greifen aber auch ein in die Geschichte der Oberämter Aalen, Gaildorf, Crailsheim. Wir halten es deßwegen für nöthig, das Wichtigste über die Grafen und Fürsten von Oettingen in einer Oberamtsbeschreibung beizubringen und zwar beim Oberamt Neresheim gerade, in welchem auch die Residenzen mehrerer Speciallinien gelegen sind.

Die älteste Genealogie der Riesgrafen ist nicht ganz sichergestellt; wir beginnen daher – für unsere Zwecke genügend – mit Graf Ludwig VI. dem Stifter des Klosters Kirchheim,

Vogt von Neresheim, † nach 1273.
Ludwig VII. † 1313. Konrad II.
im Besitz auch von Lobenhausen.
Friedrich I.
† vor 1314
bisweilen auf
Baldern.
Ludwig IX.
† 1346.
Ludwig VIII.
† vor 1307.
Konrad III.
gen. Schrimpf, † 1313,
h. Adelheid von Hohenlohe,
Besitzer von Crailsheim, Lohr
und Hohenhard u. s. w.
Ludwig X. Friedr. II.
Landgrafen
im Elsaß.
Albrecht
† 1357
besitzt Kapfenburg.
† 1378,
belehnt mit
Flochberg,

Ludwig XI. † 1370 verkauft Kapfenburg, Lauterburg,
 Heubach und Aalen;
Katzenstein,  
Duttenstein,
Dunstelkingen.
Ludwig XII. mit dem Barte,
† 1440.
Friedrich III.
† 1423.
Johann
† 1449,
alte Wallersteiner
Linie mit Baldern.
Ulrich
† 1477,
Flochberger
Linie.
Wilhelm
† 1467,
Oettinger
Linie.

Ludwig XIV.
† 1486.

Joachim † 1520
zu Wallerstein.

Wolfgang † 1522
pflanzt die
Familie fort.
Martin † 1549
erwirbt Kerkingen.
Ludwig
† 1548.
(s. die nächste S.)
|
Graf Wolfgang zu Oettingen
geb. 1456 – † 1522.
Karl Wolfgang
† 1549.
Ludwig XV. † 1577.
reformirte.
Ludwig XVI.
† 1569.
Stifter der Oettingen-
Oettingischen Hauptlinie,
evangelisch,
gefürstet 1674,
ausgestorben 1731,
beerbt von
Oettg. Spielberg
(Walxheim)
u. Oettg. Wallerstein
(Dorf Kirchheim).
Wolfgang
† 1573
zu
Flochberg.
Friedrich IV. † 1579,
Stifter der Oettingen-
Wallersteinschen
Hauptlinie, katholisch.
Schwiegersohn u. Erbe des
Grafen Martin.

Friedrich V. und Wilhelm sen. † 1602.
Wilhelm jun.
Stifter der
Spielberger,
jetzt Oettingen-
Oettinger Linie,
gefürstet 1734.
Wolfgang
† 1598, Stifter
der blühenden
Wallersteiner
Nebenlinie,
gefürstet 1774.
Ernst, † 1626,
Stifter der
Balderner Linie.
Graf Martin Franz
auf Baldern.
Friedrich Wilhelm
Ernst auf
Katzenstein.
Ferdinand
Max, † 1687.
Gf. Notger Wilhelm.

Gf. Anton Wilhelm Kraft
auf Baldern u. Katzenstein.

Gf. Joseph Anton
auf Baldern.

Gf. Franz Wilhelm,
† 1798 auf Baldern,
der letzte dieser Linie.
Ludwigs XIV. Tochter verkaufte ihres Vaters Antheil an der Grafschaft an Herzog Georg in Bayern und mit Mühe konnten die Vettern, durch Kaiser Maximilians Beihilfe, denselben zurückerwerben, nur Baldern durfte der Herzog auf Lebenszeit behalten. Die Hinterlassenschaft wurde nach Köpfen getheilt und so bekam die Flochberger Linie zu ihrem Drittel 1/12, wozu Wallerstein gehörte, die Oettinger Linie 3/12, Graf Ulrich verkaufte Hohenburg und Bissingen an die Schenken von Schenkenstein, und Baldern, welches der Sohn mit Mühe wieder an sich brachte. Graf Martin, eifrig katholisch, setzte deßwegen seinen gleichgesinnten Schwiegersohn, den Grafen Friedrich IV. testamentarisch zum Erben ein und es gelang diesem auch sich zu behaupten. Er nahm nun Residenz zu Wallerstein. Ein Bruder Graf Wolfgangs, Johann, war durch seine Gemahlin Graf von Condé geworden und hatte sein Vatererbe an Brandenburg verkauft, | z. B. einen Theil von Flochberg. Graf Wolfgang und Graf Joachim lösten das wieder ein. Graf Wolfgang und seine Nachkommen brachten die Grafschaft wieder zusammen. Ludwig XV. kam wegen seines Eifers für die Reformation in die Acht, wurde jedoch 1553 restituirt. Von seinen Söhnen testirte Graf Wolfgang auf Flochberg zu Gunsten seines Bruders Friedrich, was einen langen Proceß hervorrief, wie denn gewöhnlich die Erbtheilungen kostspielige Processe verursachten.

Ludwig XVI. war, seinem Vater ähnlich, ein Beförderer der Reformation z. B. in Trochtelfingen und Dorf Kirchheim. Von den 3 Söhnen Wilhelms sen. zu Wallerstein, verglich sich Graf Ernst 1623 mit seinem Neffen über die Theilung der Herrschaft, und es wurden ihm die Ämter Baldern und Katzenstein zugeschieden, also die Hauptbesitzungen im jetzigen Württemberg, während Flochberg und die Neresheimer Vogtei der Wallersteiner Linie zufielen. Da jedoch diese Theilung mehrfache Unzufriedenheit verursachte, so entstand ein langwieriger Erbstreit bei den Reichsgerichten und erst 1694 kam die Haupt- und Grundtheilung der 3 Linien zu Stande; wobei aber die einzelnen Besitzungen so durcheinander geworfen wurden,[1] daß spätere Conflicte und Vertauschungen die nothwendige Folge waren.

Das Aussterben der Oettinger evangel. Hauptlinie 1731 verursachte nicht blos wieder eine Reihe von Erbsprocessen der drei katholischen Linien unter einander (von welchen Oett.-Baldern leer ausging), sondern bald auch Religionsbeschwerden, deren sich 1751 das corpus evangelicorum annahm, cf. VII., 2. Nochmals eine Erbtheilung wurde nöthig durch das Erlöschen der Balderner Linie und in Folge derselben gehören jetzt, das Dorf Walxheim in OA. Ellwangen ausgenommen, alle württemb. Besitzungen Oettingens dem Fürsten von Wallerstein. Stellen wir die Bestandtheile des Gesamtfürstenthums kurz zusammen, so besaß ehemals (vgl. ob. I, 5) –

I. Oettingen-Oettingen (evangelisch) 1) Stadt und Amt Oettingen zum größern Theil, O.A. Aufkirchen, O.A. Mönchsroth mit Walxheim; soweit erbte Oet. Spielberg. 2) Die O.-Ämter Alerheim, Harburg, Hochhaus, das Pflegamt Klosterzimmern und das Amt Christgarten, endlich das Pflegamt Kirchheim mit dem Klosterschutz und Theil an Trochtelfingen, das erbte Oet. Wallerstein.

II. Von der Wallersteiner Hauptlinie besaß 1) Oet.-Spielberg: einen Theil von Stadt und Amt Oettingen und die Ämter Dürrwangen und Spielberg samt der Verwaltung Dornstatt; dazu I, 1.

2) Oet.-Wallerstein die Ämter Wallerstein, Marktoffingen und | Thannhausen, das O.A. Neresheim mit der Klostervogtei, Markt Hohenburg mit Bissingen und das Kastenamt Flochberg (von Oet.-Baldern bestritten). Dazu kam I, 2.

3) Oet.-Baldern und Katzenstein: a) Schloß und Amt Baldern mit Zöbingen und der Gerichtsbarkeit in Röttingen; Amt Dunstelkingen. b) Schloß und Amt Katzenstein, Schloß und Amt Aufhausen a. d. Eger und Einkünfte zu Röttingen.

Das Gesamtfürstenthum wurde 1806 der Krone Bayern unterworfen, 1810 ein Theil an Württemberg abgetreten (was oben gesperrt gedruckt ist). Eine besondere Declaration der standesherrlichen Verhältnisse Oettingens im Königreich Württemberg kam nicht zu Stande. Die Gemeinden des Oberamts Neresheim erhoben bei der Kammer der Abgeordneten 1845 Klagen über das Verfahren der Wallersteiner Grundherrschaft, wider die Prinz Karl von Oet.-W. eine Gegenerklärung ausgehen ließ; das Jahr 1848 brachte die Ablösung.

Die Oettingenschen Besitzungen waren meist alodial oder Reichslehen, einiges ging von Ellwangen zu Lehen: Baldern mit Lippach und einzelne Güter zu Ober-Riffingen, Dehlingen und Utzmemmingen. 1586 sollte Graf Wilhelm sen. von Oettingen wegen Geleitsstreitigkeiten auf einer Jagd mit Herzog Ludwig von Württemberg die Äußerung gethan haben: „der lose, nichts werthe, verlogene Pfaff von Ellwangen.“ Obgleich der Graf dessen nicht geständig war, wollte ihn der Propst feloniae causa seiner Lehen verlustig erklären. Doch wurde vermittelt, aber erst 1601 brachte der Bischof von Augsburg eine volle Wiederversöhnung und Wiederbelehnung zu Stande.

Die uralte Grafschaft Oettingen, durch die brenzgauische Vogtei Neresheim erweitert, hätte alle Anlage gehabt ein geschlossenes, sehr bedeutendes Fürstenthum zu werden, welches tief ins Württembergsche hineingereicht haben würde, vgl. O.A. Aalen S. 125. Die fortdauernden Erbtheilungen, Verkäufe u. s. w. traten hindernd in den Weg und nur langsam, besonders 1495 und 1521, band man sich durch Erbeinigungen einigermaßen die Hände. Das Primogeniturrecht wurde in der Spielberger Linie erst 1695 eingeführt, in der Wallersteinschen erst im Anfang des 18. Jahrhunderts.

Die Grenzen der Grafschaft wurden 1725 gegen die Kommende Kapfenburg, Kloster Neresheim und das Herzogthum Württemberg, 1746 gegen Brandenburg-Onolzbach festgestellt, 1764 gegen Ellwangen. Innerhalb der Grafschaft war von den alten Zeiten her ein Landgericht in Ausübung geblieben, das z. B. auf der Goldburg und zu Kirchheim manchfach gehalten worden ist. Eben dadurch erhielt sich auch die Erinnerung an die alten Grafschaftsrechte und im 16. Jahrhundert entstand deßwegen das Bestreben der Grafen von Oettingen, innerhalb der von ihnen vorausgesetzten Grenzen der | ursprünglichen Grafschaft ihre Oberhoheit und ausschließliche fraischliche Gerichtsbarkeit wieder in Ausübung zu bringen, was natürlich viele Streitigkeiten mit den Betroffenen (z. B. vgl. O.Amt Aalen S. 126) hervorrief. Kaiser Sigmund hatte 1419 die Grenzen des öttingschen Landgerichts umschrieben (welche auch ein Lehenbrief von 1361 angab) und den Grafen das Privilegium der Befreiung von allen fremden Gerichten, auch vom Hofgericht zu Rottweil, ertheilt und Kaiser Max bestätigte das öttingensche Landgericht in dem Maße wie das burggräflich Nürnbergische, 1509 wurde eine gräfl. Oettingensche Gerichtsordnung verfaßt (also nur 1 Jahr jünger als die Bamberger Halsgerichtsordnung), um die Landschaft vor Übel und Mißbrauch zu bewahren und soviel möglich von allen Unthaten und schädlichen Leuten zu reinigen. Eine neue Landgerichtsordnung ist 1621 entworfen worden. Gegenstände, welche vor das Landgericht gehören, sollen sein: Steuern, Zinse, Gülten, Zehnten, obrigkeitliche Schuldsachen, Acht und Executionssachen, Klagen über verzögertes Recht, Geleit, schwere Injurien, Friedensbruch ... nebst allen in der Halsgerichtsordnung begriffenen Verbrechen; auch Erbschaftssachen und Gemeindeklagen, jedoch nicht unter 30 fl. Werth. Exemtion vom öttinger Landgericht wurde selbst den Reichsstädten, namentlich Bopfingen und Nördlingen, blos innerhalb ihrer Mauern zugestanden. Seit dem 17. Jahrhundert wurde das Landgericht nicht mehr in alter Weise besetzt (Privileg von Kaiser Wenzel, ihr Landgericht zu halten mit einem freien Herrn und 7 Rittern), sondern die Geschäfte wurden theils vom Landvogt und den gräflichen Ämtern, theils von der Regierung besorgt.

1

Als wichtige gräfliche Hoheitsrechte wurden in Anspruch genommen das Geleits-, Zoll- und Jagdrecht. Über das Geleit ertheilte Kaiser Karl IV. 1367 eine erneuerte Belehnung, nach welcher es bestand auf der Landstraße von Donauwörth über Tapfheim, Balmertshofen, Neresheim, Großkuchen, Oberkochen, Aalen, Hüttlingen und zurück nach Nördlingen. Eine Hauptgeleitsstation war Kösingen, wo zur Zeit der Nördlinger Messe ein besonderer Geleitshauptmann aufgestellt wurde, früher ein adlicher Herr mit 6 reisigen Geleitsreitern. Mit der Propstei Ellwangen verursachten diese Geleitsansprüche vielen Streit, noch viel größere Zwistigkeiten aber mit allen Nachbarn verursachten die Zollansprüche, denen schon Kaiser Karl IV. theilweise entgegentreten mußte. Während Oettingen seine Nachbarn sorgfältig überwachte und gegen Ellwangen klagte wegen neuer Zollstätten, gegen Bopfingen wegen Erhöhung seines Zolls u. dgl. m., richteten die Grafen eine lange Reihe von neuen Zollstellen, zum Theil mit erhöhten Ansätzen – auf, welche von den Gegnern auf einer eigenen Karte zusammengestellt worden sind. Auf jetzt württb. Boden wurden als alte und schon 1398 durch ein kaiserliches Privilegium | berechtigte Zollstationen zugestanden: Neresheim, Kösingen, Dossingen, Elchingen, Ebnat, Hülen, Aalen, Zöbingen, Zipplingen; als neu und widerrechtlich wurden bestritten Stationen zu Katzenstein, Dunstelkingen, Auernheim, Großkuchen, Ohmenheim, Hohlenstein, Unter-Riffingen, Utzmemmingen, Trochtelfingen, Aufhausen, Oberdorf, Röttingen, Lippach, Onatsfeld (O.A. Aalen), Walxheim, U.-Schneidheim, Thannhausen u. s. w. Diese vielen Zollanforderungen erschwerten natürlich den Verkehr außerordentlich und vertheuerten die Victualien schon beim Gang auf den nächsten Wochenmarkt. Erst die württb. Verwaltung machte dem gründlich ein Ende, nachdem lange Processe bei den Reichsgerichten vergeblich gewesen waren. Das Jagdrecht wurde schon z. B. 1333 geübt und 1381 sprach das öttingensche Landgericht den Grafen als Landgrafen – die Jagd und den Vogelfang zu; 1383 wurde vom Landgericht verboten zu fahen alles Wild, außer Wolf, Schwein und Eichhorn, item zu fahen Fasan, Rebhuhn und Wachtel, bei Verlust eines Daumens. Als gräfliches Regal galten alle Bergwerke.

Das Münzregal übten die Grafen von Oettingen auch und schon 1396 ist von einer Münzvereinigung der benachbarten Herrschaften und Städte die Rede. 1509 z. B. werden auch bambergische, pfalzgräfliche, markgräfliche, schwabacher, nürnberger, donauwörther und nördlinger Münzen als cursfähig bezeichnet; auch württembergische, würzburger und ulmer Münzen waren im Umlauf.

Polizeiverbote finden sich schon in der Gerichtsordnung von 1509 z. B. gegen Lästerworte, Zutrinken u. dgl. Ein Edict gegen Hurerei ergieng 1608. Besonders fruchtbar wurde, wie überall, das 18. Jahrhundert, z. B. 1707 werden Rockenlichter verboten, es wären denn alte, ehrliche Leute dabei; 1710 eine Almosenordnung zur Aufhebung des Bettels, 1711, 15, 17 – gegen liederliche Haushälter sollen die Ämter vigiliren und Gefängniß oder Relegation anwenden; 1734 wird das Neujahrs- und Weihnachtssingen verboten, 1736 Strohdächer, 1739 der Schleifertanz, 1753 das Maienstecken und Neujahranschießen; 1771 werden alle Kirchweihen auf einen Tag verlegt; gegen das Schmusen der Juden ergehen Warnungen u. dgl. m. Die öttinger Feuerschau mußte noch 1754 Errichtung von Kaminen befehlen wo noch gar keine sind, z. B. auch ellwangischen Unterthanen auf dem Herdtfelde. Die Einkünfte der Grafschaft bestanden aus Strafgeldern, aus Nachsteuer, Gewerbs- und Viehsteuer, Umgeld, Consens-, Schutz-, Zoll-, Weggeldern, Friedschatz für die den Gemeinden verliehenen Schutzbriefe, Forst-, Holz-, und Jagdgefällen, Gülten, Zehnten, Hauptrecht, Sterbfall und Bestandlohn, Grundzinsen, Pachtgeldern, Brauereiertrag, eigenen Gütern, See- und Weiherbestand, Diensten u. s. w. Die Juden hatten ein jährliches Schutz- und Kopfgeld zu bezahlen.

| Die Lehengüter im Oettingenschen gaben gewöhnlich 1/20 oder 1/15 Handlohn, bisweilen fixirt; Weglosin wurde selten bezahlt. Man unterschied: Besitzlehen (von einem Ansitz nicht trennbar), Feldlehen (Güter ohne einen Ansitz) und fliegende Lehen (andere Objecte als Feldgüter). Hofgüter heißen zum Theil noch Huben. Eigengülten werden Gülten von eigenen Gütern genannt. Unter der Bevölkerung im Oettingenschen war ehliche Gütergemeinschaft uraltes Herkommen, durch spätere Gesetze bestätigt.

Zu bezahlen hatte die Grafschaft Oettingen-Wallerstein an’s Reich 1) zu einem Römermonat 236 fl., woran die Abtei Neresheim 1764 – 10 fl. 51/2 kr. übernahm, 2) zu einem Kammerziel 21 Rthlr. 381/2 kr., wovon Neresheim 4 Rthr. übernahm.

Zum Zweck der Landesverteidigung wurde 1525 eine „Ordnung gegen Feinde“ entworfen. In den Schlössern Baldern, Wallerstein u. s. w., zu Neresheim, Ohmenheim u. a. O. sollten Pechpfannen gerüstet sein, um drohende Gefahr ankündigen zu können, je nach der Dringlichkeit mit 1, 2, 3 Pfannen. Sturmleuten mit 1, 2 Glocken 1, 2 mal soll anzeigen, ob die zu „Reis und Folge“ verpflichtete Mannschaft theilweise oder ganz zusammen kommen soll.

Nach der Reichsmatrikel von 1521 und nach der schwäbischen Kreisexecutionsordnung von 1563 hatte Oettingen zu stellen:

dem Reich 045 Mann zu Fuß, 08 Reiter
zum Kreis 224
"
"
"
40
"

Dazu kamen noch 6 Mann bei Übernahme einer fürstlichen Kreisstimme anno 1767. Dagegen hatte Kloster Neresheim 1764 als reichsunmittelbar 12 Mann übernommen. Oettingen-Wallerstein hatte 20 Mann, worunter ein Lieutenant, zum Regiment Württemberg-Dragoner zu stellen, 21/2 Reiter zum Regiment Hohenzollern, 70 Mann Infanterie zum Regiment Wolfegg, später zu den Regimentern Baden-Baden und Baden-Durlach. Das Militär wurde durch Werbung aufgebracht, welche mit Trommelschlag umherzog. – Daneben bestand eine Landmiliz aus den angesessenen Bürgern und Unterthanen, welche bewehrt sein mußten, später auch montirt, und von Zeit zu Zeit exercirt wurden.

Leicht könnte es scheinen, als ob südlich vom Fürstenthum Oettingen allmählig ein zweites Reichsfürstenthum sich gebildet habe, nämlich das Fürstenthum Taxis, dessen Wiege doch gewiß das Schloß Taxis bei Dischingen zu sein scheint. Es verhält sich aber ganz anders, denn im zweiten Theile werden wir näher hören, daß im Jahre 1819 erst der ehemaligen Burg Trugenhofen der Name Schloß Taxis beigelegt worden ist. Die Fürstenfamilie selbst stammt aus Oberitalien und ist in verschiedenen Gegenden des Königreichs angesessen. Weil aber doch das jetzige Schloß Taxis den wenigstens nominellen Mittelpunkt aller taxisschen Herrschaften bildet, so wird | hier der geeignetste Platz sein, um auch über die fürstliche Familie (katholischer Confession) und deren Geschichte das Wichtigste zusammen zu stellen.

Ein edler Herr della Torre e Tassis auch Herr de Valsassina u. s. w. – Roger I. kam um’s Jahr 1450 an den Hof Kaiser Friedrichs III. und legte den Grund zur Blüthe seines Geschlechts durch Einrichtung des Postwesens zunächst in den Niederlanden und in Österreich. Baptist von Taxis errichtete 1516 eine reitende Post von Brüssel bis Wien, sein Sohn Franzisko aber wurde von Karl V. zum Generalpostmeister der Niederlande, späterhin auch der österreichischen Erblande ernannt. Franzisko’s Bruder, Leonardo I., gab den fahrenden und reitenden Posten eine zweckmäßige Ausdehnung durch ganz Deutschland und wurde vom Kaiser Ferdinand als Generalpostmeister bestätigt 1563, sein Sohn Lamoral von Kaiser Rudolf 1585. 1595, 26. Juni, hat Kaiser Rudolf den Leonhard v. Taxis zum kaiserlichen Generaloberpostmeister für’s ganze deutsche Reich erhoben und seine Posten als Reichsposten benannt. Von Kaiser Mathias wurde Lamoral v. Taxis 1615, 24. Juli, für sich und seine männlichen Erben mit dem Generalpostmeisteramte des deutschen Reichs belehnt, also mit einem neuen Regal und Reichsmannlehen, das jedoch 1621 auch zum Kunkellehen gemacht worden ist von Kaiser Ferdinand II., welcher dem Lamoral die deutsche Reichsgrafenwürde 1615 verliehen hatte. Sein Urenkel Graf Eugen Alexander v. Taxis wurde von König Karl II. in den spanischen, von Kaiser Leopold I. in den deutschen Reichsfürstenstand erhoben. Sein Enkel Fürst Alexander Ferdinand wurde kaiserlicher Prinzipalkommissär auf dem Reichstag zu Regensburg 1743 – † 1773 und nahm deßhalb seinen bleibenden Wohnsitz zu Regensburg. In dieser Stellung folgten ihm auch Sohn und Enkel, Fürst Karl Anselm, resignirt 1797, und Fürst Karl Alexander bis zur Auflösung der Reichsverfassung 1806.

Das Reichsgeneraloberpostmeisteramt war inzwischen von Kaiser Karl VII. zu einem Reichsthronlehen erhoben worden 1744/47 und 1754 wurde Fürst Alexander Ferdinand in das reichsfürstliche Collegium eingeführt, trotz vielen Widerspruchs, mit einer Virilstimme.

Die ersten Besitzungen des fürstlichen Hauses im Umfang des jetzigen Königreichs Württemberg wurden im Neresheimer Oberamt erworben: 1727 die Herrschaft Eglingen und Duttenstein mit Wagenhofen und Demmingen, woraufhin Taxis Sitz und Stimme auf der Grafenbank des schwäbischen Kreises bekam; 1734 Dischingen mit Schloß Trugenhofen; 1748/49 Balmertshofen; 1786 der von sirgenstein’sche Theil von Dunstelkingen und Schrezheim, – vergl. diese Orte. Natürlich lag es den Fürsten ganz besonders daran, alle diese Herrschaften reichsfrei zu machen und durch Vertrag mit der Pfalz gelang | es auch 1773, die Herrschaft Dischingen von der ehemaligen (brenzgauischen) Landsäßigkeit zu befreien. Viel bedeutendere Erwerbungen folgten bald nach.[2] 1785 wurden die Herrschaften Scheer, Friedberg, Dürmentingen und Bussen um 2.100.000 fl. gekauft und vom Kaiser Josef II. zur gefürsteten Reichsgrafschaft Friedberg-Scheer erhoben 1786, wofür Fürst Taxis Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des schwäbischen Kreises bekam; der Fürst dagegen nahm diese gefürstete Grafschaft als Thronlehen von Österreich. Durch allerlei Käufe wurde diese Herrschaft wiederholt vergrößert und als Entschädigung für die verlorenen Posten auf dem linken Rheinufer u. a. m. erhielt Taxis 1802/1803: das Reichsstift und die Stadt Buchau, die Abteien Marchthal und Neresheim, (die secularisirten Klöster wurden in Schlösser umgewandelt), die Klöster Salmansweiler, Ostrach und Schemerberg u. s. w., zusammen etwa 8 Quadratmeilen mit voller Landeshoheit. Diese gieng durch den Rheinbund verloren und zwar wurden die fürstl. Besitzungen theils der fürstl. Hohenzollernschen, theils der Kgl. bayerischen (Neresheim-Dischingen) und württembergischen Hoheit unterworfen, die bayerische Souveränität jedoch 1810 abgetreten an Württemberg, wo die Declaration der staatsrechtlichen Verhältnisse des Fürstenthums 1819 den 8. August erfolgte. Wegen der Posten hatte Taxis mit Württemberg, wie mit verschiedenen anderen Reichsständen, besondere Verträge abgeschlossen und die Landkutschen pachtweise übernommen. 1761 wurde dieser Vertrag auf zwölf, a. 1775 auf dreißig Jahre verlängert, 1806 aber zog König Friedrich die Posten an sich. Nachdem in der deutschen Bundesakte Art. XVII. dem Fürsten von Taxis seine Posten oder eine Entschädigung dafür neu zugesprochen worden waren, gab sie König Wilhelm 1819 zurück und übertrug dem Fürsten als Erb-Mann-Thronlehen das Erb-Landes-Postmeisteramt, bis 1851 das nutzbare Eigenthum der Posten zurückgekauft wurde um 1.300.000 fl.

Die königliche Declaration über die standesherrlichen Verhältnisse des Taxis’schen Fürstenhauses erfolgte 1819.

Die fürstliche Familie selbst blüht gegenwärtig in zwei Linien, wie in den genealogischen Handbüchern des Näheren zu sehen ist.

Natürlich war auch unser Bezirk die Heimath nicht bloß von gräflichen, sondern auch von allerlei edlen und adlichen Familien. Wir dürfen wohl für gewiß annehmen, daß im 12. Jahrhundert – im Sinn jener Zeit – freiherrliche Familien z. B. auf dem Stein, zu Baldern, Flochberg und in Trochtelfingen saßen. Im | Ganzen kennen wir jedoch wenig dergleichen edelfreie alte Geschlechter aus dem Bezirk. Dagegen liegt keine Meile jenseits der Grenze das Stammhaus einer besonders ausgezeichneten Edelfamilie im Ries, welche auch innerhalb des Oberamts Neresheim viele Besitzungen hatte und von welcher eine besondere Linie lange Zeit von der Burg Katzenstein sich nannte. Ja, es wäre sogar möglich, daß Flochberg der älteste Stammsitz gewesen ist. Deßwegen empfiehlt es sich, über diese auch sonst in Württemberg begüterte und angesessene Familie hier das Hauptsächlichste zusammen zu stellen, – nach dem „Versuch einer urkundlichen Geschichte der Edelherren von Hürnheim“ von Dekan Bauer im 29. und 30. Jahresbericht des historischen Vereins für Schwaben und Neuburg.

In der Nähe des bayerischen Dorfes Hürnheim, nordöstlich von Schweindorf, liegen die Ruinen der Burg Hürnheim (Niederhaus) und auf einem Berge jenseits des Faulenbachthals die stattlichen Bauwerke der Burg Hochhaus, während von der Burg Rauhhaus, hinter Christgarten, wenige Spuren übrig sind.

Die urkundlich gesicherten Anfänge der Familie sind folgende:

Rudolf, nobilis vir de Hurnheim 1153 ff.

Albert sen. v. Hürnheim Rudolf II., 1210,
0gesess. zu Burghagel0
Hartwich †1208
0Bischof zu Augsburg0
Albert0
jun.
1216-40.
A. Rudolf0
1216
gen. vom
Hochhaus.
Heinrich
de Tanbach,
1224.
0Walther0
von
Feimingen.
0Marquard0
von (Burg) Hagel.
B. Rudolf,0
gen. vom
Rauhhaus.
0C. Hermann,0
gen. von
Haheltingen.
0Ulrich,0
geistlich.

Die Linie von Burghagel und Feimingen berührt uns nicht näher; von dem zu Dambach bei Stödlen im O.A. Ellwangen gesessenen Heinrich ist Weiteres nicht bekannt, dagegen greifen die drei Linien vom Hochhaus, Rauhhaus und von Haheltingen vielfach in die Geschichte unseres Bezirks und Landes ein.

Wir geben darum einen Überblick über die einzelnen Linien.

|
A. Rudolf 1216, de alta domo oder alto castro – 1275.
Rudolf II.,
1259–85. 1287 †.0
Rudolf,
und
Rüdiger,
0Domherren.0
Conrad I.,
1262-85. 1293 †.
0h. Ysaldo v. Gundelfingen.
Rudolf IV.,
1287-95.
Conrad II.
v. Hochhaus,
1287-1348.
Mangold
und
Siboto,
1287
Conrad III. 
v. Hurnheim, 
1293-1317. 
1310-17 von Herdtfeldhausen.
1310 von Hellenstein. 
? 
Rudolf,
Propst zu
St. Moriz;
Domdekan
zu Augsburg,
1332–44.
Albrecht,
Friedrich,
Heinrich,
Domherren.
Sybold,
1339–1347.
? Geistliche Herren.

Dieser Familienzweig scheint durch Vermögenszerfall abgegangen zu sein; man wußte die Söhne nur noch in der Kirche zu versorgen und Conrad III. hatte seinen Ansitz auf einer geringen Burg in Herdtfeldhausen genommen, während er die an die Hinterlassenschaft der Edelherren von Gundelfingen-Hellenstein (von seiner Mutter her) gemachten Erbansprüche gegen den Kaiser selbst nicht durchzusetzen vermochte. Von den Besitzungen dieser Linie nennen wir (als württembergische) solche in Goldburghausen, Jagstheim, Dirgenheim, Herdtfeldhausen, Elchingen und Diepertsbuch; vergl. diese Orte.

B. Rudolf von Hurnheim gen. vom Ruhenhus o. de hirsuta domo,
1238–58; 1264 †.
Albert,
1278–1318
Johanniter
O.-Commenthur.
Ulrich,
1279–1315
Hermann I.
v. Hürnheim 1282–1315
gen. von Katzenstein.
Hermann II. 1317–43
v. Hürnheim.
Herdegen I. 1318–42
v. Katzenstein.
Herdegen II. 1351–86
v. Hürnheim und
v. Katzenstein.
Jose 1351–59
v. Katzenstein
Würzb. Domherr.
Hermann III. 1379
Hans 1379 Herdegen III.
von Hürnheim, gen. v. Katzenstein. 1379–1406
Deutsch-Ordens?

Georg v. Hürnheim gen. v. Katzenstein.
1400–1424, 1428 †

Gertraud v. Katzenstein 1430–41.
h. Jörg v. Weineck.
| Besitzungen dieser Linie sind bekannt (in Württemberg) zu Trochtelfingen, Utzmemmingen, Pflaumloch, Kirchheim, Goldburghausen, Schweindorf, Mörtingen und Altebürg, beide Merkingen, Ohmenheim, Dossingen, Diepertsbuch, Oggenhausen u. s. w. Dazu kommt natürlich die Herrschaft Katzenstein mit allerlei Besitzungen im Weihnachtshof, Frickingen, Iggenhausen, Balmertshofen, Hohenstatt, Schrezheim, Dischingen, Trugenhofen, vielleicht auch Dunstelkingen, u. s. w. (vergl. diese Orte). Zu Hebsack im Remsthal wurde 1315 ein Gut verschenkt.

Unbekannt ist das Haus „die Neuburg“, auf dem Herdtfeld gelegen, welches Herdegen III. 1406 vom Grafen Johann von Wertheim und seiner Gemahlin gekauft hatte. Diese Gemahlin, eine geborne Herzogin von Teck, ist durch ihre Mutter ein Nachkömmling gewesen des Grafen Ulrich von Helfenstein c. u. Willibirg, Gräfin von Dillingen und daher stammt wohl dieses Besitzthum auf dem Herdtfelde, auf welcher wohl ein festes Haus erst spät erbaut wurde, ebendeßwegen die „neue Burg“ genannt.

C. Hermann von Hürnheim 1238–1275, genannt von Haheltingen
(im Ries, auch Hochaltingen und Holtingen genannt).
Friedrich
1259–68
mit Konradin
enthauptet.
Hermann II.
1261– † 1270.
Rudoph † 1312
Propst zu Feuchtwangen,
D.-Dekan zu Augsburg.

Conrad I. v. Hürnheim, gen. v. Haheltingen
1271–1311/12; 1314 †

Conrad II. 1311/12–1356
h. Ytta.
Conrad III., senior
1341 Conrad mit dem
Bart, – 1364.
Conrad IV. junior
1350–97.
h. Anna v. Rechberg.
Herdegen
1367–1413.
h. Elisabeth
v. Stammheim,
Conrad V.
1367–75 †
h. Anna v.
Paulsdorf.
Wilhelm, 1397 †
h. Ytta v. Geroldseck.
Stammeltern der sog.
Bernsteiner und
mittleren Well-
steiner Linie.
Conrad VI.
1397–1435,
Stammvater
der Nieder-
alfinger
Linie.
Walther I.
1408–36.
Stammvater der
ältern und jüngsten
Wellsteiner und der
Haheltinger Linie.

Das weitere über diese Linien siehe in der O.Amtsbeschreibung von Aalen S. 153 ff. Besitzungen hatte Linie C. im bayerischen Ries, die Rittergüter in Württemberg wurden erst später erworben. Ansprüche auf Flügelau und Ilshofen hat Conrad II. um seiner Frau willen erhoben, jedoch vergeblich, 1337.

| Alle 3 Hauptlinien haben verschiedene Wappenbilder geführt: die vom Hochhaus drei Handsägen, auch drei Gebißstangen; die von Katzenstein eine Gans, welche späterhin mit einer gekrönten Katze auf einem dreizackigen Stein vertauscht wurde; die von Haheltingen ein Hirschgeweihe.

Ritterliche Familien (des niederen Adels) sind urkundlich nachweisbar von Auernheim, Baldern, Bopfingen, Dirgenheim, Dischingen, Dunstelkingen, Eglingen, Elchingen, Flochberg, Hohlenstein, Jagstheim, Itzlingen, Katzenstein, Kerkingen, Kirchheim, Kösingen, Merkingen, Neresheim, Ohmenheim, Pflaumloch, Röttingen, Rüffingen, Schenkenstein, Trochtelfingen, Trugenhofen, Utzmemmingen, Waldhausen. Wahrscheinlich saßen auch solche Familien auf Duttenstein z. B. und auf längst abgegangenen festen Häusern, deren Namen nicht einmal sicher bekannt sind, vgl. VII., 4. B. Zahlreiche andere Geschlechter haben für längere oder kürzere Zeit Besitzungen im Oberamt erworben, z. B. die Herren Adelmann, v. Ahelfingen, Diamantstein, Ellrichshausen, Emershofen, Fugger, Grafeneck, Gundelsheim, Hack, Hausen, Horkheim, Leonrod, Schwabsberg, Sirgenstein, Stauffenberg, St. Vincenz, Vohenstein, Waiblingen, Wellwart, Westernach, Westerstetten, Zipplingen u. a. m., s. die Ortsgeschichte.

Ob die siegelfähigen, im Bezirk begüterten Nördlinger Patricierfamilien, z. B. die Protzer und Totter, auch ritterlicher Abkunft waren? ob namentlich die Dehlinger und Frickinger ursprünglich als ritterliche Dienstleute in den betreffenden Dörfern saßen? müssen wir unentschieden lassen; ebenso die Herkunft der Sauerzapf in Utzmemmingen u. dgl. m.

Vereinigungen des Adels bildeten sich frühe und schon 1428 z. B. gehörten die ritterlichen Herren unserer Gegend zur Gesellschaft mit dem St. Georgenschild der Partei zu Unterschwaben an der Donau. Eben diese Vereinigung des St. Jörgenschilds bestand noch gegen Ende des Jahrhunderts und umfaßte z. B. 1488 auch die benachbarten kleinen Reichsstädte.

Im 16. Jahrhundert, nach Untergang des schwäbischen Bunds, organisirte sich die schwäbische Ritterschaft in fünf Cantone und zwar berührten die zwei an der Donau (mit Dischingen?) und am Kocher (mit Schenkenstein, Utzmemmingen, Trochtelfingen, Dorfmerkingen, Dunstelkingen, Katzenstein, Trugenhofen) unsern Bezirk. Zur Aufrechterhaltung des Landfriedens hielten alle die verschiedenen Herrschaften zusammen und vereinigten sich z. B. 1490 mit Oettingen zu einer gewissen Ordnung, um Einfällen und anderen Gefahren zu begegnen, Nacheile zu leisten u. dgl. Dabei wurden gewisse Malstätten bezeichnet, um an denselben zusammenzukommen.

Die Verwaltung der mancherlei Bestandtheile des Oberamts geschah ehemals auf verschiedene Weise. Von den mehrfachen | öttingenschen Linien hatte I. Oettingen-Oettingen ein Amt zu Kirchheim, II. Oettingen-Wallerstein Ämter zu Wallerstein, Flochberg u. Neresheim. Die Speciallinie Oettingen-Baldern hatte eine besondere Regierung zu Baldern, mit einem Kanzler, drei Hofräthen u. s. w., eine Rentkammer mit einem Director, zwei Kammerräthen u. s. w., ein Oberamt zu Baldern, wohin auch Zöbingen gehörte, und ein Pflegamt zu Katzenstein, wohin auch das Amt Aufhausen-Röttingen gehörte; ein Forstamt, ein Landschaftskassenamt und ein Kastenamt. Oettingen-Wallerstein ordnete später die Ämter Flochberg (nach Trochtelfingen verlegt), Baldern, Neresheim, Katzenstein – dem Oberamte in Wallerstein unter.

Ein fürstlich Taxis’sches Oberamt wurde zuerst in Eglingen errichtet (für alle Erwerbungen), später 1768 nach Dischingen verlegt als Amt „Eglingen-Dischingen“, dem auch die Erwerbungen von 1786 zugetheilt wurden. Durch die Säcularisation kam dazu ein Amt (Kloster) Neresheim. Das Königreich Bayern ließ beiden Fürsten 1806 ff. die eigene Verwaltung und die Gerichtsbarkeit in I. und II. Instanz; es bestanden Mediatgerichte zu (Stadt) Neresheim (der Justizkanzlei in Wallerstein untergeordnet), und Dischingen. Von Württemberg wurde die Patrimonialgerichtsbarkeit aufgehoben, aber durch Declaration der staatsrechtlichen Verhältnisse 1819 dem Fürsten von Taxis wieder zugestanden und dieser errichtete 1827 auf Schloß Neresheim ein fürstliches Amt und Amtsgericht für alle seine Besitzungen im Bezirk, das bis 1848 bestand.

Die Verhältnisse von Bopfingen siehe unten; die Reichsstadt Nördlingen hatte besondere Lokalgerichte zu Goldburghausen und Schweindorf. – Die Rittergüter waren zum Theil im Besitz eigener Jurisdiction gewesen, mit Stock und Galgen auch, z. B. Katzenstein, meist aber hatten sie bloß die niedere Gerichtsbarkeit und Obrigkeit, dem ötting’schen oder pfälzischen Landgericht unterworfen (vgl. oben). Die Verwaltung wurde überall durch „Vögte“ besorgt.

Die geistlichen Besitzungen im Bezirk standen auch fast alle unter ötting’scher Vogtei und das Kloster Neresheim ließ es sich endlich einen ansehnlichen Theil seiner Besitzungen kosten, um durch ihre Abtretung für den Rest die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen 1764, worauf ein besonderes Kloster-Oberamt errichtet wurde 1765. Die Besitzungen des Klosters Kirchheim wurden durch einen Pfleger verwaltet; Kloster Kaisersheim besaß die niedere Gerichtsbarkeit über seine Hintersaßen und lag mit Oettingen häufig im Streit, weil dieses seine Hoheits- und Steueransprüche auszudehnen suchte. Das Kloster Heilsbronn hatte einst ein besonderes Amt zu Nördlingen gehabt, einen „Pfleghof“ für seine Besitzungen in der Umgegend u. a. in Utzmemmingen und Trochtelfingen.

Die Besitzungen der Propstei Ellwangen bei Unterkochen gehörten | in dieses O.Amt; die zu Dehlingen, Aufhausen, beiden Rüffingen und Herdtfeldhausen aber gehörten in’s ellwangische Amt Röthlen, späterhin Westhausen (O.A. Wasseralfingen). Diesen Theil ihrer Güter verkaufte die Propstei 1796 an Oettingen-Wallerstein, wohin sie in’s Oberamt gewiesen wurden.

Die Deutsch-Ordens-Kommende Kapfenburg hatte ein Amt und eine Tresoleyverwaltung mit dem Sitze zu Lauchheim.

Für seine unmittelbaren Besitzungen hatte Bayern – der Regierung in Dillingen, später auch der Kriegs- und Domänenkammer in Ansbach untergeordnet – ein Landgericht zu Nördlingen errichtet, welchem besonders Goldburghausen, Pflaumloch und Theile von Utzmemmingen und Trochtelfingen zugewiesen waren; die Einkünfte erhob ein königl. Rentamt zu Nördlingen.

Württemberg bildete aus seiner ersten Erwerbung Kapfenburg ein Unteramt, dem Oberamte Ellwangen zugetheilt, und errichtete in Kapfenburg ein Kameralamt, beides für die Besitzungen und Einkünfte der ehemaligen Deutsch-Ordens-Kommende. Als aber 1810 die Abtretungen Bayerns dazu kamen, wurde ein eigenes Oberamt zu Neresheim gebildet, welchem Oberamte Ellwangen das Unteramt Kapfenburg abtrat, O.A. Aalen die paar ehemals ellwangenschen Weiler auf dem Herdtfeld: Bernlohe, Simmisweiler und Beuren. Beim O.A. Ellwangen war geblieben Lauchheim mit Zubehörden und zugetheilt bekam es Goldburghausen, Pflaumloch und Itzlingen, – doch nur, um diese drei Orte 1812 an’s O.A. Neresheim zu überlassen, welches von seinem ersten Bestand an’s O.A. Ellwangen abtreten mußte: Zöbingen, einen Theil von Zipplingen, Lippach Finkenweiler, Lindorf und die Stockmühle. Das O.A. Neresheim, der Landvogtei am Kocher zugewiesen, kam 1817 zum Jagstkreis. Ein Unteramt bestand anfänglich zu Baldern, wurde aber nach Bopfingen verlegt 1811.

Verschiedene Veränderungen hat das Kameralamt in Kapfenburg erlitten; 1808 erhielt es einige ellwangische Orte zugetheilt (Amt Westhausen) und 1811 verschiedene Einkünfte vom früheren bayerischen Rentamte Nördlingen (Goldburghausen, Pflaumloch etc.). Ein in Neresheim selbst errichtetes Kameralamt wurde schon 1811 vertheilt unter die Ämter Heidenheim, Unterkochen und hauptsächlich Kapfenburg. 1849 wurde das Landkameralamt Ellwangen aufgelöst und das Kameralamt Kapfenburg mit einigen Theilen desselben nochmals erweitert. Die Schultheißerei Jagsthausen wurde zwar 1840 dem K.A. Unterkochen zugewiesen, aber schon 1842 zurückgegeben und Ebnat dazu. Außer dem ganzen O.A. Neresheim umfaßt jetzt das K.A. Kapfenburg einen ansehnlichen Theil des O.A. Ellwangen.

An Wald kamen zu den Kapfenburger Wäldern 1810–11 2847 Morgen von Bayern an Württemberg und es wurde deßwegen | ein eigenes Forstamt zu Kapfenburg errichtet, bis 1872, unter welchem die Revierförster zu Aalen, Dettenroden, Kapfenburg und Michelfeld standen. s. o.

Natürlich hatten die Grundherrschaften des Bezirks jeder Zeit ihre eigenen Forstämter und Reviere. Der Hospital zu Nördlingen stellte zu Schweindorf einen Forstwart auf.

Reichs-Postämter gab es einst 1) zu Dischingen, an der Poststraße zwischen Ulm und Nördlingen; 2) zu Hülen bei Kapfenburg, an der Straße zwischen Aalen und Bopfingen, Nördlingen. Eine dritte Poststraße von Nördlingen nach Ellwangen ging durch Dirgenheim. Natürlich haben sich diese Verhältnisse durchaus geändert.


2. Kirchliche Verhältnisse.

Einer – freilich ganz phantastischen Sage nach kam Apostel Paulus auf einer seiner Reisen (von Ulm nach Regensburg ziehend!) auch nach Nördlingen, wo er dreimal predigte. Ebenso wird von Bischof Emmeran, dem Apostel der Bayern, erzählt, er habe auch zu Nördlingen gepredigt. Glaublicher ist, daß Bonifacius einmal durch diese Gegend kam, während die Sage, er habe zuerst das Nördlinger Hospital gestiftet, so haltlos ist, wie jene paulinische. Über die ersten Anfänge des Christenthums im O.A. Neresheim wissen wir nichts gewisses; am wahrscheinlichsten sind dafür thätig gewesen die Bischöfe von Augsburg und eifrig giengen diesen an die Hand des heiligen Bischofs Ulrich Geschlechtsgenossen, die Brenzgaugrafen „von Dillingen.“ Auch vom Ries aus und durch die Riesgrafen wird manches geschehen sein, und gewiß haben sich auch die Klöster der Christianisirung angenommen, denen in alter Zeit schon Schenkungen hier gemacht wurden, z. B. Fulda und wohl auch das benachbarte Ellwangen, wovon eine Spur bieten mag, daß ehemals von Ellwangen zu Lehen gehende Patronat der Kirche zu Auernheim u. a. Von Pfarrkirchen ist uns aus der Carolingerzeit nichts überliefert, vielmehr wird erst im 12. und 13. Jahrhundert die eine und andere genannt.

Das Kloster Fulda hat geschenkt bekommen von einer Bilihild Güter in verschiedenen Dörfern des Ries, darunter Uzmaningen. Ein Fricho schenkte in villa Kuchen & Norderenhusen eine Hube mit Zubehör; Rutnit gab proprietates in pophingen und ein Wolfolt schenkte bona sua in villa Kesingen & Higenhusen et Hohenstat (nicht Hohlenstein), 12 mansos & 38 mancipia. Das allein ist entschieden eine Schenkung von bedeutender Ausdehnung gewesen und es ist nicht unwahrscheinlich, daß Fulda auch kirchliche Einrichtungen in Kösingen traf. Das Patronatrecht ebenda kam übrigens irgendwie an’s Kloster Solenhofen. Auch das Kloster Reichenau | hatte Hintersaßen im Ries und auf dem Herdtfelde noch 1314 z. B., mancherlei Erwerbungen hat das Domkapitel in Augsburg gemacht (besonders Zehnten und Pfarrsätze), das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth (z. B. in Eglingen), die Klöster Ellwangen, Lorch, Anhausen a. d. Brenz (in Auernheim) Herbrechtingen, Maria Medingen, Zimmern im Ries, Mönchsdeggingen (in Utzmemmingen), Christgarten (Dorf Trugenhofen), Heilsbronn (so in Trochtelfingen), Kaisersheim, Ochsenhausen (in Demmingen) u. a. m.

Der deutsche Orden konnte eine eigene Kommende in Kapfenburg gründen, die Johanniterkommende Kleinerdlingen erwarb Güter in Utzmemmingen z. B., die Deutsch-Ordens-Kommende Oettingen zu Itzlingen u. s. w.

Auch eine halbkirchliche Wohlthätigkeitsanstalt, der Spital zu Nördlingen, hat ansehnliche Erwerbungen gemacht, besonders in Goldburghausen und Schweindorf.

Im Bezirk entstanden – das Frauenkloster Kirchheim (s. u.) und das Mönchskloster Neresheim (s. d.), auf einem Punkte, wo der heilige Ulrich schon eine Kapelle gestiftet hatte, zur Grablege seines Vaters.

Über die Pfarreien des Bezirks fehlt es sehr an alten urkundlichen Nachrichten; nur Ohmenheim wird schon im 12. Jahrhundert genannt, – jedenfalls im 13. bestanden Pfarrkirchen zu Auernheim, Ballmertshofen, Bopfingen, Ebnat, Elchingen, Großkuchen, Kirchheim, Schweindorf, Trochtelfingen, Utzmemmingen und Waldhausen; ein viceplebanus in Röttingen ist 1236 genannt.

Der ganze Bezirk gehörte ehemals zum Bisthum Augsburg und zum Archidiaconat Ries. Die einzelnen Pfarreien waren zugetheilt: 1) dem Kapitel Giengen*: Ballmershofen, dem Kapitel Neresheim: Auernheim, Diemingen, Dischingen, Dunstelkingen, Ebnat, Eglingen, Elchingen, Großkuchen, Kösingen, Merkingen, Schweindorf*, Trugenhofen, Ummenheim; 3) dem Kapitel Ellwangen: Aufhausen, Bopfingen*, Herdtfeldhausen, Lauchheim mit seinen Filialen Hülen und Kapfenburg, Rüffingen, Röttingen, Trochtelfingen*, Utzmemmingen, Waldhausen; 4) dem Kapitel Wallerstein: Dirgenheim, Goldburghausen*, Izlingen, Kerkingen, Kirchheim*, Pflaumloch*; 5) dem Kapitel Aalen: Unterkochen mit Simmisweiler und ein paar anderen Höfen auf dem Herdtfelde.

Nach der Reformation, wobei die mit * bezeichneten Gemeinden evangelisch geworden waren, wurde ein Kapitel Lauingen errichtet und demselben Diemingen, Dischingen und Trugenhofen zugetheilt, Balmertshofen dagegen dem Kapitel Neresheim, wie auch Flochberg, ein ehemaliges Filial von Bopfingen*.

Württemberg errichtete zuerst ein katholisches Dekanat zu Lauchheim, das 1803–17 bestand und besonders auch die wallerstein’schen | Kapitelsorte zugetheilt erhielt 1810; bald aber wurden die sämtlichen Pfarreien des Oberamts dem Kapitel Neresheim zugewiesen, 1817 vollends Waldhausen, Aufhausen, Röttingen, Kerkingen, Izlingen, Dirgenheim, Kirchheim und Pflaumloch. Nur die Filialien von Lauchheim gehören noch zum Dekanat Ellwangen. Ein besonderes Generalvicariat für die Katholiken Württembergs ist 1812 errichtet worden, 1827 das Landesbisthum Rottenburg.

Daß Luther selbst einmal über’s Herdtfeld gekommen sei und in Kösingen gepredigt habe, ist eine Sage, ebenso wahr wie die vom Apostel Paulus.

Die Reformation fand bleibenden Eingang in Bopfingen und seinem Filial Oberdorf; durch die Stadt Nördlingen in Schweindorf und Goldburghausen, durch die Grafen von Oettingen-Oettingen in Trochtelfingen und Dorf Kirchheim; vgl. hinten Pflaumloch. – Graf Ludwig XV. war durch seinen Eifer für die evangelische Sache in des Kaisers [3] Acht gekommen, wurde aber nach dem Passauer Vertrag restituirt und führte nun die Reformation in seinem Lande durch. Er verbot allen seinen Pfarrern das Meßlesen und die papistischen Gottesdienste; sie sollen sich nach der augsburgischen Confession und nach der markgräflichen (ansbachischen) Kirchenordnung halten. Auch das Kloster Neresheim suchte er – als Schirmvogt – zu reformiren und die Mönche zu verdrängen, was jedoch der Kaiser verhinderte 1554.

In dieser Zeit bemühten sich auch die Pfalzgrafen von Neuburg aus in ihrem Lande die Reformation einzuführen und als hohe Obrigkeit über die Rittergüter im südlichen Theil des Oberamts forderte Pfalzgraf Otto Heinrich Einführung seiner Kirchenordnung auch in Dischingen und Trugenhofen 1556. Mit Mühe durften die katholisch gesinnten Gutsbesitzer in Eglingen und Trugenhofen einen katholischen Burgkaplan behalten und auch diesen mußte Herr v. Leonrod 1580 entlassen. Das währte bis zur bekannten pfalz-neuburgischen Antireformation 1616, nachdem der Pfalzgraf selbst zur Förderung seiner jülichischen Erbansprüche wieder katholisch geworden war. Auch die Herrschaft Aufhausen, so weit sie den Herren von Gundelsheim gehörte, war von diesem reformirt worden, bis zum Verkauf an Oettingen-Wallerstein.

Während des 30jährigen Kriegs setzte Bopfingen als Patron nach Dirgenheim einen evangelischen Geistlichen 1632–34, und als der schwedische General von Hofkirchen die Grafschaft Wallerstein und Kloster Neresheim von der Krone Schweden bekommen hatte – 1632–33, befahl er Abschaffung des katholischen Cultus | und berief evangelische Geistliche, im Frühjahr 1634. Der evangelische Pfarrer zu Neresheim wurde am 5. August von Croaten erschossen und mit der Schlacht von Nördlingen hatte dieses ganze Zwischenspiel ein Ende.

Die evangelischen Grafen von Oettingen hatten in der Stadt Oettingen ein Consistorium errichtet mit einem Generalsuperintendenten über ihre 42 Pfarreien. Die öttingenschen Pfarreien unseres Bezirks gehörten auch zur Specialsuperintendenz Oettingen, eine Zeit lang bestand aber eine Superintendenz Trochtelfingen mit 11 Pfarreien und wieder einmal wurden unsere Pfarreien der Superintendenz Hohenaltheim zugetheilt. Nach dem Aussterben der evangelischen Fürsten erlaubten sich die neuen katholischen Herren mancherlei Bedrückungen, so daß 1751 das corpus Evangelicorum beim Kaiser klagte – über Besetzung der Amtsstellen mit Katholiken, Einführung eines Simultaneums, Zwang die katholischen Festtage zu feiern, Praktiken um Conversionen zu erzielen, Aufstellung von Heiligenbildern, Zwang vor dem venerabile zu knieen, Erschwerung des Bürgerrechts für Evangelische u. dgl. m.

Die evangelische Pfarrei der Stadt Bopfingen war ganz selbstständig; in Nördlingen bestand eine Superintendenz für die Landpfarreien der Stadt.

Die gesamte evangelische Kirchenverfassung blieb unter bayerischer Herrschaft ungeändert, nur ist das Stadtgericht zu Nördlingen bestimmt worden zum Ehegericht für die Evangelischen der Umgegend. Die württembergische Regierung theilte die evangelischen Gemeinden des Oberamts dem Dekanat Aalen zu, Nov. 1810, welches damals zur Generalsuperintendenz Ulm gehörte, seit 1823 zur Generalsuperintendenz Hall.

Seit der württembergischen Besitzergreifung haben sich allmählig zahlreiche Evangelische im Bezirk angesiedelt und es wurde zur Pastorirung eines Theils derselben eine eigene evangelische Pfarrverweserei zu Kapfenburg errichtet, deren Bezirk auch einen Theil des O.Amts Ellwangen umfaßt. Andere solche außerordentliche Filialisten sind nach Bopfingen, Trochtelfingen und Schweindorf gewiesen worden (dahin anfänglich die Oberamtsstadt selbst); zum Theil auch an die Pfarreien Fleinheim, Nattheim, Steinheim und Oberkochen in andern Oberämtern.

Das Schulwesen betreffend, fanden wir erstmals einen rector scolarum genannt a. 1278 in Tischingen. Das Schulthor in Bopfingen, 1357 gelegentlich genannt, setzt ein länger schon bestehendes Schulhaus voraus und 1422 war dort Schulmeister Ulrich Heynold. . . . Solche ältere Schulen dienten übrigens vorzugsweise den Bedürfnissen des katholischen Cultus und lehrten etwas Latein und Singen. Das eigentliche Volksschulwesen kam erst nach der | Reformation in Aufnahme und die evangelischen Kirchenordnungen nahmen gewöhnlich auch auf das Schulwesen Rücksicht. So war es mit der pfalzgräflichen Kirchenordnung, weßwegen wir um 1580/90 Spuren finden von Schulen zu Dischingen, Eglingen, Trugenhofen . . . Es erging eine besondere Schulvisitationsordnung. In Oettingen organisirte namentlich Graf Gottfried c. 1610–20 das Schulwesen; jede Gemeinde sollte ihre Schule haben.

Im 18. Jahrhundert wurde Förderung des Volksschulwesens fast eine Modesache bei beiden Confessionen. Das Kloster Neresheim erließ 1721 eine Schulordnung, 1751 wurde auch eine Sommerschule angeordnet, 1772 eine Visitation eingeführt. Im Oettingenschen wurde schon 1731 eine zweimalige Sommerschule angeordnet, damit die Kinder das im Winter Gelernte nicht vergessen.

Zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia ging Österreich mit seinem Normalschulwesen voran, ihm wurde vielfach nachgemacht. Eine Instruction für den Schulmeister der öttingenschen Stadt Neresheim von 1769 fordert: der Lehrer soll sehen auf christliche Lehre, gute Sitten, Lesen, Schreiben, Rechnen, Tonkunst und Anfangsgründe des Latein. Die Herrschaft Oettingen-Baldern erklärte 1796 bei Neuordnung ihrer Schulen ausdrücklich, daß man nicht die sogenannten Normalschulen wolle, welche täglich an Schätzung verlieren und vom Volke gehaßt werden.

Bayern organisirte das Volksschulwesen neu und führte namentlich überall Inspectionen ein, welche zum Theil noch gemangelt hatten. Mit dem Übergehen an Württemberg trat die dortige neue Schulgesetzordnung von 1810 in Kraft und es wurden Schulinspectorate zu Dorfmerkingen und Lauchheim errichtet, weil man da geeignete Männer fand. 1819 ist der jetzige katholische Schulinspectionsbezirk gebildet worden, zu dem noch Itzlingen kam 1821. Die evangelischen Schulen waren dem Dekanat Aalen zugetheilt, neuestens einer eigenen Bezirksschulinspection, gegenwärtig mit dem Sitz zu Bopfingen.

Zu Neresheim und Bopfingen sind Realschulen gegründet worden. Ein Lyceum, das 1804 vom Fürsten Taxis in Neresheim errichtet worden war (Gesetze und Vorschriften für das „Lyc. Carolinum zu Neresheim“, gedruckt Buchau 1805), wurde schon 1806 wieder aufgehoben.

Von den Israeliten im Bezirk mag hier auch noch die Rede sein. Wahrscheinlich saßen für unsere Gegend die ersten Juden in Nördlingen. 1331 erhielt Graf Ludwig von Oettingen ein – wiederholt bestätigtes – Privilegium: Juden in seinem Lande zu haben und nach einem Privileg von 1388 soll Niemand die in der Grafschaft Oettingen angesessenen Juden vor andere Gerichte laden. Es saßen öttinger Juden in Wallerstein, Neresheim, Pflaumloch und | Oberdorf; die Schenken von Schenkenstein nahmen solche auch in Aufhausen auf. Über alle Juden in der Gegend war ein jüdischer Hochmeister gesetzt zu Nördlingen, mit kaiserlicher Gerichtsbarkeit, z. B. 1487.

Auch in Bopfingen scheinen Juden gewesen zu sein, weil die Stadt 1402/03 Judensteuer zahlte, sie wurden wahrscheinlich bald wieder verjagt. Das geschah auch zu Nördlingen 1510 und diese Stadt erwirkte jetzt vom Kaiser ein Privileg, daß fortan für ewige Zeiten auch in der Grafschaft Oettingen kein Jude aufgenommen werden solle ungefähr zwei Meilen Wegs um Nördlingen. Das hätte die oben genannten Orte auch betroffen und wirklich wurde auch den Juden befohlen, zwischen jetzt (29. April) und St. Michelstag mit ihren Leuten, Hab und Gut wegzuziehen. Beim Befehlen blieb’s.

Den Juden besonders feind war die Propstei Ellwangen. Sie verbot ihren Unterthanen allen Handel mit Juden und da und dort confiscirte man diesen ihre Waren. Selbst in die Erblehensbriefe der Unterthanen wurde die Bedingung aufgenommen, sich in keine wucherischen Händel mit Juden einzulassen. Im Oettingenschen dagegen durften sie Häuser und Güter besitzen, Manufacturen einrichten u. s. w. Sie standen unter dem Stadt- und Land-Rabbiner zu Oettingen. Das jährliche Schutzgeld betrug 1–12 Gulden, neben den gewöhnlichen Steuern für Grundbesitz und Gewerbe.

Unter Württemberg wurde in Oberdorf ein Rabbiner aufgestellt; Synagogen sind ebenda und zu Pflaumloch und Aufhausen.


3. Besondere Schicksale und Ereignisse.

Aus älteren Zeiten ist uns keine wichtige Begebenheit überliefert; auch die Einfälle der Ungarn (zwischen 950–52) auf dem Herdtfeld sind blos Sage.

Zuerst in den Kämpfen der Hohenstaufen mit ihren Gegnern wird unserer Gegend ausdrücklich gedacht und zwar soll das Kloster Neresheim 1126 von Herzog Heinrich dem Welfen und seinen Bayern verbrannt worden sein. 1150 (nicht 1139/40) belagerte Welf VI. Flochberg und wurde da von König Konrads Sohn, Heinrich, den 8. Februar geschlagen. – Während der Kämpfe König Konrads IV. stand Kloster Neresheim mit seinem Patron, dem dillingenschen Grafen Hartmann, Bischof zu Augsburg, auf päpstlicher Seite und wurde 1246, 47 und 48 geplündert und verbrannt und die Umgegend verwüstet.

1258–60 hatte dieselbe Gegend viel zu leiden im Streite des Klosters mit Graf Ludwig von Oettingen; fast hundert Jahre später, 1353, entbrannte wieder eine Fehde des Klosters mit dem Grafen | Albrecht von Oettingen, welcher den Abt gefangen nahm; in einer Fehde des Schenken von Wittislingen mit dem Kloster 1375 wurden Stetten und Kuchen verbrannt.

Im Kriege Karls IV. gegen Graf Eberhard von Württemberg 1360 versammelte der Kaiser das Aufgebot der Umgegend zu Bopfingen den 22.–24. August, und zog dann weiter nach Aalen.

1418–20 lag Nördlingen in Fehde mit Oettingen und wurde namentlich aller Verkehr mit der Stadt gesperrt.

1419/20 entbrannte eine Fehde zwischen Herzog Ludwig von Bayern und den Grafen von Oettingen, wobei 17. März 1420 Aufhausen auf dem Herdtfelde, 19. März beide Kuchen von den Bayern verbrannt, Dossingen, Ohmenheim, Schweindorf und andere Orte verwüstet wurden.

Im großen Städtekrieg 1448–50 zog Markgraf Albrecht von Brandenburg gegen Ende des Jahrs 1449 über Neresheim und Bopfingen wurde von Flochberg aus beschossen.

Herzog Ludwig von Bayern überzieht 1462 die Grafschaft Oettingen und besetzt 20. April Neresheim, muß sich aber bald wieder zurückziehen.

1487–88 berührte die öttingensche Fehde mit Herzog Georg von Bayern auch unseren Bezirk. Doch schonte dieser das Kloster Neresheim.

Im Bauernkrieg erhoben sich auch die öttingenschen und nördlinger Bauern; ein Lager war bei Demmingen, wurde aber 11. April 1525 ins Jagstheimer Holz bei Kirchheim, bald aber wieder nach Demmingen verlegt. Eytel von Westernach auf Trugenhofen hatte sich den Bauern angeschlossen und der Kaplan Johann Anhauser von Auernheim war einer der Anführer.

Im Schmalkaldischen Krieg kam der Landgraf von Hessen im Juli und August 1546 durch unsere Gegend, belagerte Wallerstein, brandschatzte das Kloster Neresheim u. s. w. Am 13. Oktober rückten die Verbündeten von Nördlingen aus über Dischingen nach Ballmertshofen und am 14. nach Giengen. Nach Trennung der Verbündeten besetzte der Kaiser 24. November Giengen und seine Truppen durchstreiften plündernd die Gegend, nachdem vorher schon beide Theile geplündert und Requisitionen gemacht hatten. So war eine spanische Streifparthie den 14. November nach Ohmenheim gekommen, gegen welche die Bauern sich zur Wehr setzten und in die Kirche retirirten, wo aber die meisten niedergemacht wurden. Der Kaiser selbst zog am 25. November über Neresheim, wo er im Kloster übernachtete, nach Bopfingen und Nördlingen.

1552 Markgraf Albrecht von Brandenburg und nachher Kurfürst Moritz von Sachsen zogen übers Herdtfeld; das Kloster Neresheim | und die ganze Gegend litten viel von Plünderung und Contributionen.

1565 wegen eines Jurisdictionsstreits überfielen die Grafen von Oettingen mit 200 Mann Katzenstein und hieben 17. September den dortigen Galgen um.

1566 waren der sogenannte Lerchenkrieg und 1569 wieder eine Fehde zwischen Nördlingen und den Grafen von Oettingen nicht ohne Einfluß auf unsern Bezirk; z. B. wird die Nördlinger Walkmühle bei Trochtelfingen abgegraben.

1581 wurden die öttingenschen Unterthanen aufgeboten zu einem Zug gegen Unterkochen wegen Jurisdictionsstreit mit Ellwangen; 1597 gabs ein Gefecht bei Pflaumloch zwischen Nördlingen und Graf Wilhelm von Oettingen, wegen der Pfarrbesetzung in Pflaumloch.

Die unseligen Zeiten des 30jährigen Kriegs fielen auch auf unsern Bezirk [4] mit aller Schwere. Schon 1619, 1620 ff. gabs Durchzüge von Soldaten verschiedener Herren und so wieder alle Jahre von 1627–32. Im Jahr 1626 waren Croaten, Ungarn, Böhmen und Welsche dagewesen und alle hatten schlimm gehaust. 1632 wurden zuerst für Tilly Contributionen plündernd eingetrieben, im Mai kamen Schweden, welche die Kommende in Kapfenburg und viele Kirchen ausplünderten.

Die Grafschaft Wallerstein erhielt Generalmajor Lorenz von Hofkirchen geschenkt (dessen Gemahlin eine Gräfin von Oettingen war) samt dem Kloster Neresheim, und 1633, 3. März, ließ sich der neue Landesherr huldigen (bis 1634).

Wiederum die Schweden bedrückten 1633 die Gegend und 1634 concentrirten sie sich auf dem Herdtfelde, um das von den Kaiserlichen belagerte Nördlingen zu entsetzen. Herzog Bernhard von Weimar lagerte auf dem Breitwang bei Bopfingen, Feldmarschall Horn stand bei Dischingen, zwischen durch suchten aber auch kaiserliche Streifcorps die Gegend heim, z. B. 5. August, ein Haufen Croaten das Kloster Neresheim. Nach der Schlacht von Nördlingen, 27. August bis 6. September, wurde ein großer Theil des schwedischen Heergeräths bei Bopfingen erbeutet und auf dem Herdtfeld fielen noch etliche Scharmützel vor zwischen den Flüchtigen und ihren Verfolgern, voran Croaten. Goldburghausen, Trochtelfingen, Utzmemmingen, Schweindorf und andere Orte wurden angezündet, Pflaumloch fast ganz eingeäschert.

Im Jahr 1646 zog ein französisches Heer über das Herdtfeld und 1648 zog das französisch-schwedische Heer unter Turenne und Wrangel auch über das Herdtfeld gegen die Bayern. Bei dieser | Gelegenheit wurden die Schlösser Flochberg und Katzenstein zerstört, Elchingen verbrannt, das Kloster Neresheim geplündert. Als Abt Meinrad 1649 wieder nach Neresheim kam, fand er das ganze Herdtfeld fast als Einöde, die Dörfer fast verlassen, die Acker unbebaut; mit noch einem Religiosen mußte er selbst mit Aas seinen Hunger stillen! Aber schon vom Jahre 1634 heißt es: Die wenigen Menschen sahen vor Hunger und Schwachheit fast nicht mehr wie Menschen aus, fingen Katzen und Hunde aber auch Luder nahmen sie reisenderweise, suchten Wurzeln und Gras zur Nahrung u. dgl. 1660 ist die Rede von dem „noch nicht halberbauten Herdtfeld.“

Die Jahre 1673, 1677–82 brachten wieder viele Durchmärsche, Fouragirungen und Lieferungen; zu einiger Sicherung wollte Oettingen 1682 einen bewaffneten Gemeindeausschuß bilden lassen.

Im Franzosenkriege a. 1688 zog General Feuquière von Nördlingen her nach Dillingen durch den Bezirk überall brandschatzend. 1692–93 gab’s wieder mancherlei Quartiere und eine bedeutende Aushebung.

Im spanischen Erbfolgekrieg zog Mai 1703 der kaiserliche Feldmarschall Styrum über das Herdtfeld nach Ulm; nach einem verlorenen Gefecht kam er zurück bis Nördlingen 28. Sept. und von da über Kirchheim und Bopfingen nach Wasseralfingen (18. October) u. s. w.

Der sächsische General von Schulenburg zog von Nördlingen (8. Oct.) über Neresheim nach Heidenheim u. s. w. Beides natürlich nicht ohne vielfache Belästigung der Umgegend, wozu noch Streifzüge der Franzosen in Ulm kamen (1703 u. 1704). Diese setzten sich in Katzenstein fest und trieben aus der Umgegend Contributionen ein, was zu Baldern einen kleinen Aufruhr veranlaßte. Der wallersteinische Oberamtmann Freihammer nämlich hatte eine Extrasteuer zum Theil durch Dragoner eintreiben lassen, um die französische Contribution zahlen zu können, weil aber das Geld nicht abgeliefert wurde, so fiel eine französische Streifparthie 20. Januar 1704 in Aufhausen ein, verbrannte ein Haus, plünderte und führte fünf Einwohner fort mit der Drohung, wenn das Geld in drei Tagen nicht komme, Röttingen zu verbrennen. Nun wollte in diesen Tagen Oberamtmann Freihammer nach Dünkelsbühl flüchten mit der herrschaftlichen Kasse und die Bauern von Aufhausen, Röttingen, Baldern, Zöbingen rotteten sich deßwegen zusammen und forderten vorher Auslieferung der Contribution oder eine Quittung über deren Ablieferung. Mit Mühe zwangen sie 700 Gulden heraus, zu welchen nochmals 400 Gulden zusammengeschossen werden mußten. Der Oberamtmann aber peinigte nachher die Bauern wegen dieses „Aufruhrs“ mit Untersuchung und Geldexecutionen durch Dragoner.

Im Juni 1704 kamen die verbündeten Heere in die Gegend | und 30. Juni auf 1. Juli hatte Herzog Marlborough sein Hauptquartier zu Ballmertshofen; englische, holländische, dänische, preußische und sächsische Truppen lagen im Bezirk. Einquartierung brachten auch die folgenden Jahre, besonders 1707 ff.

1721 regte wieder einmal ein Streit zwischen den Grafen von Oettingen und der Stadt Nördlingen die Gegend auf durch Verhinderung des gewohnten Verkehrs mit der Stadt.

Im österreichischen Erbfolgekrieg marschirten 1741 Ende Augusts die Franzosen unter Marschall Belleisle von Aalen über Bopfingen nach Nördlingen u. s. w. Umgekehrt zog 1743 ein Theil der kaiserlichen Armee unter General von Thüngen über das Herdtfeld aus dem Ries nach Aalen u. s. w. 1744 kam ein österreichisches Armeecorps durch Neresheim und dabei der Prinz von Baden und Prinz Karl von Lothringen. Im Oktober reiste auch Kaiser Franz selbst dieses Wegs, auf welchem 1745 viele gefangene Franzosen abgeführt wurden.

Im siebenjährigen Krieg drangen preußische Streifcorps 1762 bis aufs Herdtfeld vor, weiterhin aber gabs nur Durchmärsche z. B. 1771, 1786 und seit 1791 alle Jahre, bis 1796 wieder einmal die Franzosen in die Nähe kamen. Erzherzog Karl übernachtete auf seinem Rückzug vor General Moreau den 2. August in Neresheim und ging 3. August nach Nördlingen, während Fürst Liechtenstein Oberdorf, Bopfingen, Michelfeld, Trochtelfingen u. s. w. besetzt hielt und ein anderes österreichisches Korps bei Ohmenheim stehen blieb und 4. August unter Feldmarschalllieutenant Hotze wieder vorrückte. Es gab nun Gefechte bei Bopfingen und Kirchheim, bei Neresheim und Katzenstein, in Folge deren schließlich die Österreicher zurückgingen, während die Franzosen unter General Desaix zwischen Dunstelkingen, Neresheim und Bopfingen sich aufstellten 8–9. August. Am 10. gabs ein Gefecht bei Eglingen, am 11. eine Schlacht. Neresheim, Osterhof, Eglingen, Frickingen, Dunstelkingen, Dischingen, Kösingen, Schweindorf, Dorfmerkingen, Trochtelfingen u. a. wurden vom Kampfe berührt, welcher am heftigsten wüthete zwischen Trugenhofen und Dunstelkingen, das von Granaten in Brand geschossen wurde. Die Generale Moreau und St. Cyr übernachteten in Katzenstein. Weil sich aber die Österreicher am 11. zurückzogen, so hörte der Bezirk auf, Kriegsschauplatz zu sein.

Doch schon 1800 wurde er es wieder. Feldmarschall Kray zog sich vor General Moreau zurück über Heidenheim und Neresheim nach Nördlingen, den 22. Juni ff. Die Nachhut hatte bei Dossingen am 23. ein Gefecht und kämpfte noch einmal den 24. bei Bopfingen, wo General Ney im Kanzleigebäude sein Hauptquartier hatte. Ein anderes Gefecht fand bei Trochtelfingen und Pflaumloch statt. Die Franzosen hielten die Linie von Neresheim, Ohmenheim und beiden Riffingen besetzt.

| 1805 zog Kaiser Napoleon selbst mit seiner Garde u. s. w. über das Herdtfeld gegen Ulm; von daher kam Feldmarschalllieutenant von Werneck mit etwa 8000 Mann über Oberkochen und Ebnat nach Neresheim, den 17. Oktober, wo seine ermatteten Truppen von den Franzosen angegriffen wurden. Ein Theil der Österreicher mußte sich bei Ohmenheim, andere bei Trochtelfingen, den 18. Okt., und – mit vielen Bagagewägen – nach einem letzten Kampf bei Bopfingen ergeben. Im November kam nochmals ein kleines Korps österreichischer Cavallerie über Neresheim, das sich abenteuerlich vom Allgäu aus nach Böhmen retirirte.

Besonders bedeutungsvoll für die einzelnen Bestandtheile des Bezirks waren die Säcularisation und Mediatisirung 1802 und 1806 und die Übergabe von Bayern an Württemberg 1810. König Friedrich besuchte im Juli 1811 die neuen Landestheile.

Vom Herdtfeld stammen ein paar Künstlerfamilien; von Großkuchen die Maler, Kupferstecher und Lithographen Mettenleiter, von Dorfmerkingen die Hofmusiker Beerhalter. Ein Bopfinger Kind war G. M. Haakh, geschickter Porträt- und Historienmaler, geb. 1632, dessen Gemälde namentlich zu Bopfingen verbreitet sind; dann Dr. Johann Daniel Herrenschmied, Theologe und geistlicher Dichter, Professor und Mitvorstand am Waisenhaus in Halle, geb. 1699, gest. 1769. Auch des mythischen „Gelbfüßlers“ aus Bopfingen wollen wir nicht ganz vergessen; sind ja doch die sieben Schwaben in der deutschen Welt allberühmt.

Von Naturereignissen sei eines am 18. Mai 1733 verspürten Erdbebens gedacht und eines großen Rings um die Sonne, welcher zur selben Zeit gesehen wurde. Vorangegangen war eine so große Kälte, den 17. Mai, daß Obst und Roggen erfroren.


4. Alterthümer.[5]
A. Römische.

Der Oberamtsbezirk liegt ganz innerhalb der römischen Grenzlinie (limes transdanubianus), die etwa zwei Stunden von der nordwestlichen Grenze des Bezirks entfernt vorbeilief. Überdieß zieht die römische Konsularstraße durch denselben (s. hier. Paulus, Erklärung der Peutinger Tafel).

Schon aus diesen Gründen ist anzunehmen, daß ein bedeutendes Straßennetz und verschiedene römische Wohnplätze im Bezirk bestanden, | was sich auch durch viele oft noch sehr kenntliche Reste nachweisen läßt. Die bis jetzt aufgefundenen römischen Straßen sind:

1) Die Konsularstraße, die röm. Hauptheerstraße von Windisch (Vindonissa) nach Regensburg; sie kommt von Aalen her, zieht zwischen Simmisweiler und Brastelburg hindurch nach Michelfeld (unter dem Namen alte Heerstraße), von da die Schlucht hinab nach Aufhausen, von hier über (Bopfingen) Oberdorf, von wo sie auf der Landstraße weiterläuft bis Kerkingen, und von da immer nördlich bis zur Oberamtsgrenze, um im Oberamt Ellwangen fortzusetzen.

2) Die auf große Strecken noch wohlerhaltene, von Heidenheim über Nattheim herkommende, zieht östlich an Steinweiler, westlich von Stetten, und östlich von Elchingen vorüber, schnurgerade gegen Norden; von Elchingen schlägt sie eine etwas nordöstliche Richtung ein und zieht gerade nach Michelfeld, wo sie sich mit der obengenannten vereinigt.

3) Die von Faimingen herkommende, die nach der Sage der Teufel geflastert haben soll, gerade nordwärtsziehende Römerstraße tritt bei Trugenhofen in den Bezirk, läuft östlich an diesem Ort vorüber, zwischen Katzenstein und Dunstelkingen hindurch, östlich an Frickingen vorbei und wendet sich von da in schnurgerader nordwestlicher Richtung über Hohenberg und durch eine Seitenschlucht nach Aufhausen; Hohlenstein und Dehlingen bleiben östlich; die Straße ist noch auf große Strecken wohlerhalten und hat den Namen Frankenstraße.

4) Von ihr zieht sich, die nördliche Richtung fortsetzend, von Frickingen an eine weniger gut erkennbare nach Trochtelfingen, und von da immer nördlich, wieder besser zu erkennen, über den Heerhof nach Kirchheim, Wessingen und weiter an den Limes.

5) Eine röm. Straße von Nördlingen über Baldingen berührt den Bezirk östlich von Dirgenheim und läuft nach Zipplingen.

6) Eine römische Straße von Bopfingen über Osterholz nach Pflaumloch und Nördlingen, um den Thalweg im Egerthal zu umgehen.

Eine „alte Straße“, die jedoch nicht als entschieden römisch nachzuweisen ist, läuft von Steinweiler nach Dossingen, östlich an Weilermerkingen und Dehlingen vorüber gegen Utzmemmingen, es ist dieß die alte Heidenheim-Nürnberger Straße; eine andere zog als Heerweg, Heuweg, über Stetten nach Dossingen, wo sie eine Strecke weit auf der vorhingenannten fortzieht, dann am Hungersbuck die Frankenstraße kreuzend und von hier aus vielleicht auf der Landstraße fort an Altenbürg vorbei nach Hohlheim und Nördlingen. Die von Faimingen herziehende, an Hohenmemmingen vorbeigehende, Römerstraße lief wahrscheinlich unter dem Namen grasiger Weg über Niesitz und Ebnat gegen Aalen. Vielleicht zog auch von der Heidenheim-Bopfinger | Straße eine römische Straße von Michelfeld über den Bildwasen auf die Höhe westlich von Röttingen gegen Baldern.

Vermuthlich ist auch die Straße von Aalen über Westhausen, Lauchheim, Bopfingen nach Nördlingen schon von den Römern angelegt worden, als der nächste Verbindungsweg zwischen dem Kocherthal und dem Ries.

Von Kösingen nach Forheim führt der sog. Weinweg, eine alte Straße.

Von den im Bezirk bis jetzt entdeckten römischen Wohnplätzen ist in erster Linie zu nennen:

Bopfingen mit Oberdorf, wo schon der sich entwickelnde Straßenknoten eine Niederlassung von Bedeutung bekundet, nach den neuesten Forschungen das auf der Peutinger Tafel angeführte Opie (siehe hierüber wie über die einzelnen anderen Funde im Bezirk die betreffenden Ortsbeschreibungen). Ferner 1/4 St. südlich von Baldern, auf der sogen. vorderen Heide, und beim Blankenhof, dann bei Ballmertshofen, Dirgenheim, Dorfmerkingen, bei Elchingen, Kerkingen, Kirchheim, Kösingen, Trugenhofen, Utzmemmingen, und eine nördlich vom Ipf beim Munkenthal.

Vermuthliche Wohnplätze waren bei Stetten auf dem Birkicht, bei Frickingen, Ebnat, Ohmenheim, in Röttingen und Trochtelfingen.

Von Bildwerken und Denksteinen fand man bei Baldern drei Bildwerke, worunter einen Mars, dann ein Mitrasdenkmal bei Ballmertshofen, und einen röm. Denkstein bei Kirchheim.

Ferner fand man eine 3″ hohe Bronzestatuette eines Merkur beim Munkenthal, einen Meilenstein zwischen Oberdorf und Meisterstall, römische Münzen bei Auernheim, Baldern, Dorfmerkingen, Großkuchen, Katzenstein, Kerkingen, Kösingen, Oberdorf, Goldburghausen, Kapfenburg, Kirchheim, Weilermerkingen und sonst im Bezirk.

Zu der Vertheidigung des Albrandes durch die Römer gehören ohne Zweifel die Verschanzungen auf dem sog. Schlößle bei Aufhausen, und bei Michelfeld; gewiß waren auch die Punkte Kapfenburg und Flochberg, und als vorgeschobene Posten Ipf und Hohen-Baldern von den Römern militärisch besetzt. Weitere Schanzen, deren Ursprung vermuthlich römisch ist, finden sich auf der Burg bei Auernheim, auf dem Buchberg bei Dunstelkingen und die viereckige Schanze bei Jaxtheim; die ursprüngliche Anlage der Wasserschlösser bei Bopfingen, in Röttingen und Trochtelfingen, ist wohl auch auf die Römer zurückzuführen.


B. Deutsche.
Von altgermanischen Überresten ist in erster Linie zu nennen der auf dem Ipf angelegte Ringwall mit seinen Gräben, Vorschanzen | und Laufgräben; wohl zugleich eine Opferstätte. Eine ähnliche Anlage bestand auf dem Goldberg bei Goldburghausen.

Die altgermanischen Grabhügel (Hügelgräber) sind sehr zahlreich vertreten sowohl auf dem Herdtfeld als auch im nördlichen Theil des Bezirkes. Die bis jetzt bekannt gewordenen und zum Theil geöffneten liegen bei Auernheim, im Gemeindewald Höllbuck mehrere Hügel, einer bei Bopfingen bei der Edelmühle, jetzt abgetragen, einer im Birkhäule bei Duttenstein, Markung Demmingen, 10 bei Dischingen im Gemeindewald, einer auf der Markung Dorfmerkingen, und einer auf der Höhe von Dossingen, einer bei Dunstelkingen am Buchberg, auf der Markung Ebnat, 16 bei Niesitz, 3 bei Diepertsbuch, einer auf der Oberamtsgrenze, und einige jetzt abgetragene im Ort selbst, 3 im Heiligenwald bei Elchingen, gegen 20 auf der Markung Großkuchen, auf dem Bückeleshau bei Meisterstall (Kerkinger und Oberdorfer Markung) einst gegen 60 Hügel; endlich viele bei Unter-Riffingen und bei Waldhausen und zwei jetzt eingeebnete bei Trochtelfingen. (Über die Funde in einzelnen Hügeln u. s. w. siehe die Ortsbeschreibungen).

Gräber aus der allemanischen (fränkischen) Periode, sogen. Reihengräber, wurden entdeckt bei Neresheim auf den Fluren „auf den Gräbern“ und „Todtenäcker“; auf der Burg bei Auernheim, unfern des Bopfinger Bahnhofes, in Kösingen, auf dem Reistenbühl bei Ohmenheim, und bei Röttingen.

Von Schlössern, Klöstern, Burgen, Burgruinen und Stellen ehemaliger Burgen, Schanzen u. s. w. finden sich im Bezirk:

1) Ganz oder zum größten Theil erhaltene Schlösser, Burgen, Klöster: das Schloß Hohen-Baldern, das Schloß in Ballmertshofen, das Jagdschloß Duttenstein, das Schloß in Eglingen, die Burg Katzenstein, Schloß Kapfenburg, das Kloster Kirchheim, Schloß und Kloster Neresheim, zwei Schlößchen in Trochtelfingen, Schloß Taxis, drei Schlößchen in Utzmemmingen.

2) Größtentheils oder ganz abgegangen sind folgende Burgen, Schlösser, Klöster, Schanzen:

Auf der Markung Neresheim die sog. Burg.
0"f d"r Mar" Auernheim die Burg.
0"f d"r Mar" Aufhausen die Burgruine Schenkenstein und das sog. Schlößle; ferner ein abgegangenes Schlößchen im Ort.
0"f d"r Mar" Ballmertshofen die St. Gotthardskapelle.
0"f d"r Mar" Bopfingen der Burgstall der Herren von Bopfingen.
0"f d"r Mar" Demmingen die alte Burg.
0"f d"r Mar" Dirgenheim das ganz verschwundene Schloß im Ort.
0"f d"r Mar" Dischingen, auf dem Eisbühl eine abgegangene Burg, bei den 14 Nothhelfern die sog. Knollenburg,
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Auf der Markung im Wald Ohrberg eine Schanze; auf dem Mühlberg soll ein Kloster gestanden sein; bei dem Hochstatter Hof ein mit Graben umgebener Hügel.
0"f d"r Mar" Dorfmerkingen ein Wöllwartsches Schloß im Ort, auf der Burghalde eine Burg der Herren von Wöllwart, in Hohenlohe Reste einer Kapelle.
0"f d"r Mar" Flochberg die Burgruine Flochberg.
0"f d"r Mar" Goldburghausen die Goldburg.
0"f d"r Mar" Kerkingen ein Wasserschloß.
0"f d"r Mar" Kösingen, soll auf der Stelle des Forsthauses ein Schloß gestanden sein.
0"f d"r Mar" Neresheim (Schloß) im Wald Bergholz großartige Verschanzungen.
0"f d"r Mar" Oberdorf, auf dem Karstein ein Wartthurm.
0"f d"r Mar" Pflaumloch, im Ort zwei Kapellen.
0"f d"r Mar" Röttingen drei abgegangene Wasserschlösser, eine lange Schanze im Erbisberg.
0"f d"r Mar" Schweindorf eine Kapelle bei den Mörtinger Höfen.
0"f d"r Mar" Trochtelfingen drei abgegangene Schlösser im Ort, bei der Neumühle eine Kapelle zu St. Bartholomäus.
0"f d"r Mar" Unter-Riffingen, bei Michelfeld ein Schlößchen, das jetzige Försterhaus, und eine Verschanzung, das sog. Schlößle, auf dem Nonnenbühl soll ein Kloster gestanden sein.
0"f d"r Mar" Utzmemmingen die Burg Altebürg und 1/2 St. südwestlich vom Ort die Ruitersburg. Näheres s. die Ortsbeschreibungen.

Abgegangene Orte und Gebäude, von denen sich einzelne Spuren oder die Namen noch erhalten haben, kommen vor:

Auf der Markung Neresheim (Stetten), Eschenbach.
0"f d"r Mar" Ballmertshofen, Buebertshofen.
0"f d"r Mar" Demmingen, Ober- und Mittel-Köpfingen und Marlishausen, vielleicht schon auf bayrischem Gebiet.
0"f d"r Mar" Dirgenheim, Stolzenberg.
0"f d"r Mar" Dischingen, auf dem Rußel ein Bauernhof.
0"f d"r Mar" Dunstelkingen, der Raithof.
0"f d"r Mar" Ebnat, Singenweiler und ein Hof auf der Flur Hofstättle.
0"f d"r Mar" Eglingen, eine Mühle.
0"f d"r Mar" Frickingen, Distelweiler.
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0"f d"r Mar"ung Kerkingen, ein Jägerhaus bei der Edelmühle.
0"f d"r Mar" Kirchheim, Hof Goldbach.
0"f d"r Mar" Oberdorf, am nordöstlichen Fuße des Ipf ein Ort Mugenhofen.
0"f d"r Mar" Ohmenheim, Mittelstetten, Sommerhof, Adellohesberg,[ER 1] Heckenlohesberg,[ER 2] ferner auf dem Buch.
0"f d"r Mar" Trochtelfingen, bei der Brändelhecke soll ein Gebäude gestanden sein.
0"f d"r Mar" Utzmemmingen, in der Nähe des Ortes soll eine Stadt gestanden sein.

Urkundlich wird noch genannt:

Klein Neresheim vertauschte 1470 an die Kommende Kapfenburg den Hof zu Ermersweiler mit Zubehörden, den Zehenten zu Mittelbuch und Hohensalach und allen Zehenten im Waldhäuser Felde, gegen einen Hof zu Affalterwang und den Zehenten zu Braitenbuch. Neben predia in Waldhausen und Braitenbuch wird 1284 auch ein predium in Langenwalt genannt.

Von Mittelbuch ist mehrmals die Rede. Rudolf v. Bopfingen verkaufte diesen Hof 1442 um 140 fl., der Käufer überließ ihn 1443 samt den Hölzern an den Deutschorden um 200 fl. Hohensalach könnte der Ort sein, von welchem Heinricus und Chunradus de Salhach, fratres, stammen, 1251 in einer ötting. Urkunde genannt. Noch a. 1330–40 lebten Herrn von Salach. Heinrich und Ulrich von Salach mit ihrer Mutter Agnes (Wittwe Heinrichs v. Salach) verkaufen 1331 u. 1333 z. B. Güter zu Birkahausen.

Ein Gut Buch, von Oettingen gekauft 1355, wird zwischen Herdtfeldhausen und Dehlingen genannt.

Mehrere Güter auf dem Herdtfeld, zu Dithmarswinden, zu Wiesen, zu Neusselbuch und Beuren verkaufte Rudolf von Bopfingen 1396 – ausnehmend seinen Wald Asang – an den Deutschorden; 1431 wird bei Lauchheim die Neisselburger Staige genannt.

1496 wird genannt die Schaftriebsgrenze von Elchingen gen Lebern in das Mayenthal.

Der Illenberger Hof gehörte zu den Schenkensteinschen Besitzungen.

Ein Erb- und Zinsgut zu Flugen verlieh 1480 die Kommende Kapfenburg, Heinrich v. Merkingen vermachte dem Kl. Neresheim sein predium zu Merkingen und was er zu Herrichsgaab hatte, 1317.

Bei Neresheim soll Marterfelden gelegen sein, ein Sommerhof bei Ohmenheim (nach Abel).

Zwischen Kösingen und Frickingen wird 1380 ein Gütlein zu Roßstall genannt in einem Kaufbriefe. Bei dem Mörtinger Hofe kommt wiederholt ein Sommerfeld vor.

| Hinter dem Ipf lag der Hof zu dem Hanenberg 1339, im Besitz Fritz des Hanenbergers. Bei Kirchheim soll ein Weilerhof gelegen sein. Bei Dirgenheim auf dem Stolzenberg lag 1343 der Hof zu dem Stolzenberg. Noch werden Ziegelsteine da gefunden.

Ein Hof zu Heherberg 1260, oder 1498 Heherberg, scheint auch in der Gegend gewesen zu sein; er wird genannt in Verbindung mit Trochtelfingen und Kerkingen.

Heinrich Junge, Bürger zu Bopfingen, verkaufte 1283 an das Kl. Kaisersheim – die Berkmül?

In Verbindung mit dem Kirchsatz zu Riffingen werden 1332 Äcker zu Widendorf, das Gereut, verkauft, beides zusammen württembergisches Lehen.

Aus Allem geht hervor, daß das Herdtfeld früher von einer größeren Anzahl menschlicher Ansiedlungen belebt war, zusammenhängend wohl mit größerem Wasserreichthum.

Überdieß kommen Flurbenennungen vor, die auf abgegangene Wohnorte, Burgen, Schanzen u. s. w. hindeuten, und zwar

auf der Markung Neresheim, Maueräcker, Burg und in der Nähe Zwing, bei Stetten Walbinger Hau.
0"f d"r Mar" Bopfingen, 1/2 St. nordöstlich vom Ort Kalkofen, 1/8 St. südwestlich vom Ort Häuslensfeld.
0"f d"r Mar" Demmingen, südöstlich vom Ort Kapellenfeld.
0"f d"r Mar" Dirgenheim, südlich vom Ort „Flecken“, nicht weit davon der Eulen- oder Eigelstein.
0"f d"r Mar" Dorfmerkingen, Markung Weilermerkingen, 1/4 St. südwestlich Haseläcker, nördlich Freilaß.
0"f d"r Mar" Dunstelkingen, Markung Hofen, Hohwiel.
0"f d"r Mar" Ebnat, auf dem Rosengarten soll ein Gebäude gestanden sein.
0"f d"r Mar" Eglingen, nördlich vom Ort „alte Mühl“.
0"f d"r Mar" Elchingen, 1/2 St. südwestlich vom Ort Dulleneck, nahe dabei Heidenbuck, 1/8 St. südwestlich vom Ort Wasserstall.
0"f d"r Mar" Frickingen, bei Katzenstein Kahlhof.
0"f d"r Mar" Flochberg, Kapellenfeld; Markung Herdfeldhausen, 1/8 St. östlich vom Ort Freilaß.
0"f d"r Mar" Goldburghausen, 1/8 St. südöstlich vom Ort Wasserstall.
0"f d"r Mar" Großkuchen, Kapellenberg.
0"f d"r Mar" Hülen, 1/8 St. westlich vom Ort Kläpperhäuslen, nördlich vom Ort beim Kapelle.
0"f d"r Mar" Kirchheim, nordöstlich vom O. Weilerwiesäcker.
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0"f d"r Mar"ung Kösingen, am Ort Kasten und Schloßäcker, ferner Roßstallfeld.
0"f d"r Mar" Oberdorf, 3/8 St. nördlich vom Ort Freilaß, südöstlich bei Meisterstall Häuserfeldle.
0"f d"r Mar" Ohmenheim, 1/2 St. südöstlich vom Ort zu Michelstetten, nicht weit davon „auf dem Kirchthurm“; 1/4 St. südwestlich vom Ort Hagen; bei Dehlingen 1/8 St. nordwestlich vom Ort Windendorf (zunächst der Römerstraße).
0"f d"r Mar" Röttingen, südlich vom Ort Thurmwiesen.
0"f d"r Mar" Trochtelfingen, südwestlich vom Ort Aalen.
0"f d"r Mar" Unter-Riffingen, 1/2 St. nordwestlich von Michelfeld Harthausen.
0"f d"r Mar" Ober-Riffingen, 1/4 St. westlich vom Ort Freilaß.
0"f d"r Mar" Waldhausen, bei Arlesberg Kirchenfeld, bei Beuren Ettenweiler und Bürgle, bei Geißelwang ein kleiner Burgstall „zum Steinhof“; bei Bernlohe soll auf dem Wellerstein ein Wartthurm gestanden sein.



  1. Z. B. Oettingen-Spielberg und Wallerstein erhielten Güter und Einkünfte zu Dorf- und Weilermerkingen, Oettingen-Baldern das Schlößchen zu Dorfmerkingen und Unterthanen zu Weilermerkingen.
  2. Kurz erwähnt sei, daß die Fürsten von Taxis auch große Herrschaften besitzen in Bayern, Preußen, Böhmen, Tyrol und im Hennegau. Alle Besitzungen sind angeschlagen auf ca. 15 Quadratmeilen mit ca. 36.000 Bewohnern.
  3. Dieser berief die Ritter des Kocherviertels im Februar 1549 nach Gmünd, um über die Kaiserl. Declaration und das Interim zu verhandeln.
  4. Durch Aufzeichnungen eines Pfarrers Baumann in Rüffingen und in einem Tagebuch des Klosters Neresheim hat man genauere Kunde.
  5. Schätzenswerthe Beiträge verdanken wir dem früheren, unter dem Vorsitze des damaligen Oberamtsrichters Bazing, in Neresheim gegründeten Zweigverein des Württembergischen Alterthumsvereins.

Errata

  1. S. 166, Zeile 5 von oben l. Adellohesberg. Siehe Berichtigungen, Seite 454.
  2. S. 166, Zeile 6 von oben l. Heckenlohesberg. Siehe Berichtigungen, Seite 454.


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