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Beschreibung des Oberamts Oehringen/Kapitel B 38

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Waldenburg,


Gemeinde II. Klasse, 1426 Einw., wor. 157 Kath. a. Waldenburg, Stadt, 931 Einw.; b. Bierhaus, Haus, 8 Einw.; c. Buchhaus, Haus, 4 Einw.; d. Fasanenmühle, Haus, 7 Einw.; e. Fischhaus, Haus, 6 Einw.; f. Goldbach, Weiler, 53 Einw.; g. Hohebuch, Hof, 7 Einw.; h. Hohenau, Weiler, 95 Einw.; i. Jagdhaus, Haus, 7 Einw.; k. Klingenhaus, Haus, 10 Einw.; l. Laurach, Weiler, 32 Einw.; m. Lohmühle, Haus, 5 Einw.; n. Neumühle, Haus, 26 Einw.; o. Obermühle, Weiler, 27 Einw.; p. Rebbigshof, Hof, 9 Einw,; q. Rebbigsmühle, Haus, 6 Einw.; r. Schafhaus, Haus, 10 Einw.; s. Streithof, Haus, und Armenhaus, Haus, 45 Einw.; t. Tommelhardt, Weiler, 53 Einw.; u. Untermühle, Weiler, 57 Einw.; v. Ziegelhaus, Weiler, 28 Einw. – Paritätische Pfarrei; sämtliche Parzellen sind nach Waldenburg eingepfarrt.

Unterm 27° 18′ 23,58″ östlicher Länge und 49° 11′ 27,92″ nördlicher Breite, mit einer Erhebung von 1771 württembergische Fuß über dem Mittelmeer (Schloßhof) liegt die Stadt Waldenburg auf einem gegen Norden auslaufenden, schmalen, auf drei Seiten steil abfallenden Vorsprunge, der nach ihr benannten Waldenburger Berge und hängt nur gegen Süden durch einen äußerst schmalen, etwas eingesattelteten Bergrücken mit dem eigentlichen Höhenzug zusammen. Die Lage der Stadt ist demnach auf drei Seiten von Natur fest und war an der südlichen, allein zugänglichen, mittelst zweier Gräben und bedeutender Vorwerke unzugänglich gemacht; über den ersten Graben führt eine steinerne Brücke zu dem äußeren Stadtthor, über dessen spitzem Bogen das Hohenlohensche Wappen angebracht ist. Bald gelangt man zum zweiten Thor und dann zur Brücke, die über den inneren Graben führt; am nördlichen Ende der Brücke stehen zu beiden Seiten Thurmreste und nun folgte das dritte Thor, das erst 1830 abgebrochen wurde. Neben (westlich) der Stelle dieses ehemaligen Thors steht der sogenannte Hochwächtersthurm, ein Muster von Alterthümlichkeit; derselbe bildet ein längliches Rechteck, ist etwa 100′ hoch aus Buckelsteinen erbaut und hat bis zum obersten Stockwerke, an dem eine romanische Wulst herumzieht, keine Lichtöffnungen; das oberste Stockwerk ist erst in späterer Zeit zur Wohnung des Hochwächters eingerichtet worden, wie auch das dem Thurme aufgesetzte Zeltdach, aus dem eine sogenannte Laterne emporstrebt. Etwa 50′ über der Erdfläche befindet sich der ursprüngliche rundbogige, jetzt zugemauerte Eingang, zu dem man von der Stadtmauer aus gelangen konnte. Die Treppe führt innerhalb der Mauer zu den obersten Räumen des Thurms, der in vielen Beziehungen Ähnlichkeit mit einem sogenannten Burgmantel hat und als ein Mantelthurm anzusehen ist. Zu Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Thurm von den Franzosen dermaßen beschossen, daß er ausgebessert werden mußte.

| Außer diesen Thoren befinden sich noch an der Westseite der Stadt ein Thor, durch welches in der Nähe des Schlosses die vom Thal heraufziehende Hauptstraße in die Stadt führt, und südlich von diesem ein ehemaliges, jetzt zugemauertes Thor, neben dem ein kleiner Eingang hergestellt wurde. Über diesem ursprünglichen Thor erhob sich ein fester, viereckiger Thurm, von dem nur das untere, mit einem romanischen Rundbogenfries versehene Stockwerk noch vorhanden ist.

Die Stadt selbst ist klein, etwas winkelig angelegt, ringsum mit uralten, meist aus Buckelsteinen erbauten Mauern, Wall und Graben befestigt, und trägt sowohl in seinem Inneren als an seinem Äußeren noch das gut erhaltene, echte Gepräge eines im Mittelalter stark befestigten Orts.

An der nördlichsten Spitze der Stadt steht das mit in die Befestigung der Stadt gezogene, sehr ansehnliche Schloß, welches zu den mannigfaltigen malerischen Ansichten Waldenburgs wesentlich beiträgt und eine besondere landschaftliche Zierde der ganzen Umgegend bildet. Von dem Schloß, noch mehr aber von dem bis zum Knopf 116′ hohen Schloßthurm (Mändlesthurm), erschließt sich dem Auge eine weitgedehnte, herrliche Rundsicht, welche gegen Osten nach Bayern hinein bis an das Schloß Schillingsfürst, gegen Süden an die schwäbische Alp, gegen Westen an die Vogesen und gegen Norden an den Odenwald reicht. Zur Zeit der Repsblüthe lockt der Blick über das weite, in frischem Grün und Gelb schmuck gekleidete Flachland zahlreiche Besuche nach Waldenburg, wo noch vor kurzer Zeit ein von Auswärtigen viel besuchtes Lokalfest, das Repsblüthenfest, abgehalten wurde.

Auch der nahe gelegene, schön angelegte, fürstliche Wildpark Theresienberg bildet mit seiner herrlichen Aussicht einen freundlichen Ausflugspunkt für die Bewohner der Umgegend. Der Park umfaßt einen Flächenraum von etwa 300 Morgen und beherbergt gegenwärtig 80–90 Stück Damwild und 6–8 Stück Edelwild.

Das gegenwärtige dreistockige Schloß wurde mit Ausnahme eines aus sehr alter Zeit stammenden Thurms (Mändlesthurm) theils im Jahr 1529 von Georg I. größtentheils aber erst im Laufe des 18. Jahrhunderts auf der Stelle einer früher hier gestandenen Burg im einfachen Renaissancestyl neu erbaut; die Gebäude bildeten ursprünglich ein Dreieck, von dem aber die nordöstliche Seite abgetragen ist, so daß jezt der südliche und nordwestliche Flügel mit der an die Stelle des abgebrannten Flügels getretenen, mit Zinnen und Thürmen versehenen Schloßmauer einen beinahe dreieckigen Hofraum,| jetzt als Garten schön angelegt, einschließen. An den Ecken des Schlosses stehen runde Thürme, die mit ihren Kuppeln über den Fries des Schloßdaches hinausragen. Überdieß steht der sog. Mändlesthurm in dem südlichen Schloßflügel und ragt majestätisch über denselben hinaus; er ist viereckig, in seiner unteren Hälfte sehr alt, aus Buckelsteinen erbaut und enthält 30′ über der Erdfläche den ehemaligen, spitzbogigen Eingang. Die obere Hälfte des Thurms ist jünger und sein mit Figuren gezierter, aus der Renaissanceperiode stammender Aufsatz will mit dem übrigen Aussehen des Thurms nicht harmoniren. In dem Inneren des Schlosses, das für den Sommeraufenthalt des Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg dient, befindet sich die 1783 im Rococogeschmack erbaute, mit schönen Stuckarbeiten ausgestattete Schloßkirche. Auch ist in einigen Gelassen des Schlosses eine interessante Geweihsammlung aufgestellt, unter der sich namentlich die ein ganzes Zimmer füllende Zusammenstellung abnormer Rehgeweihe besonders auszeichnet. Zwischen dem Schloß und der Stadt lauft quer über den schmalen Bergrücken ein tiefer ausgemauerter Graben, über den eine steinerne Brücke zu dem Schloßeingang führt; in demselben hält gegenwärtig der Fürst einiges Edelwild. Außerhalb (westlich) des Schloßcomplexes haben sich einige Reste der zum ursprünglichen Schloß gehörigen Vorwerke erhalten.

Außer dem Schloß nennen wir von Hauptgebäuden die in den Jahren 1589–94 von Graf Georg Friedrich I. und seiner Gemahlin Dorothea, einer geb. Reuß von Plauen, an der Stelle einer früheren Kirche erbaute evangelische Pfarrkirche, welche 1717 renovirt wurde; sie hat wenig architektonischen Werth und bildet einen geschmacklosen Übergang von der späten Gothik in den modernen Rundbogenstyl, indem in die hohen, rundbogigen Fenster spätgothisches Maßwerk eingesetzt wurde. Der aus fünf Stockwerken bestehende viereckige Thurm trägt ein modernes Bohlendach. Das weiß getünchte Innere der Kirche ist dreischiffig und die aus einem Kreuzgewölbe bestehende Decke des Langhauses ruht auf vier runden Pfeilern; der Chor hat ein Sterngewölbe. In letzterem steht ein gut gearbeiteter Altar, den die beiden Grafen von Hohenlohe-Waldenburg, Wolfgang Friedrich und Philipp Gotfried, im Jahr 1653 errichten ließen. Indessen scheint der Altar erneuert worden zu sein, dagegen hat sich das in der Predella vorhandene, kunstreich gemalte Bild noch unverändert erhalten. In der Kirche sind mehrere Grabdenkmale der hohenl. Grafen, unter denen sich die des Grafen Wolfgang Friedrich und dessen Gemahlin besonders auszeichnen.

| In der Kirche, jedoch nicht in der Gruft, sind beigesetzt:
Georg I., geb. 17. Januar 1488, † 16. März 1551.
Georg II. (sein Sohn), geb. 1544, † 9. April 1554.
Felicitas, † 1. März 1601.
Anna, † 2. Dezember 1583.
Ernst, † 1560, ein Sohn des Grafen Eberhard von Waldenburg.
Philipp Heinrich, geb. 1591 den 3. Juni zu Waldenburg, † 25. März 1644 und seine Gemahlin:
Dorothea Walburgis von Hohenlohe-Neuenstein, † 20. Dezember 1656.
Johann Ernst, geb. 7. Oktober 1622, † 19. Dez. 1622.
Johann Christian, geb. 21. Juni 1625, † 14. Jan. 1639.
Walburgis Martha, geb. 6. Dez. 1626, † 13. Dez. 1626.
Maximilian Heinrich, geb. 29. Nov. 1627, † 19. Jan. 1628.
Praxedes Martha, geb. 26. Dez. 1630, † 9. März 1631.
Eleonora Anna Eusebia, geb. 25. Sept. 1633, † 24. Julii 1635.
Graf Wolfgang Friedrich, ebenfalls Sohn von Philipp Heinrich, geb. 17. April 1617, † 22. März 1658, regierender Graf und seine Gemahlin:
Eva Christina, geb. von Hohenlohe-Langenburg, † 25. März 1681 und ihre Kinder:
Carl Philipp Friedrich, geb. 21. Julii, † 8. Dez. 1649.
Maria Juliana, geb. und † 6. Mai 1650.
Joachim Heinrich, geb. 12. Mai 1651, † 5. Sept. 1651.
Georg Friedrich, geb. 10. Mai, † 4. Junii 1655.
Maria Clara, geb. 1. Februar, † 5. März 1657.
Graf Philipp Gottfried, geb. 6. Junii 1618, † 14. Dezbr. 1679, ebenfalls ein Sohn von Philipp Heinrich und seiner Gemahlin.
Anna Christina von Limpurg Sontheim, gest. 28. Mai 1685 und deren Kinder:
Catharina Sophia, geb. 10. Okt. 1652, † 24. März 1670.
Georg Friedrich, geb. 10. Mai, † 4. Junii 1655.

In der Kirche hängt auch ein gut gemalter Gedächtnißschild mit der Umschrift: Anno domini 1586 starb Kröll, Amptmann etc.

Der Begräbnißplatz liegt 1/4 Stunde südlich vom Ort, auf demselben befindet sich eine Kapelle, in welcher die Leichenreden gehalten werden. Früher wurde sie von Oehringen aus versehen; in dem Obleybuch des Stiftes kommen verschiedene Kapellani in Waldenburg| im 15. Jahrh. vor. 1498 verkaufte Heinrich Boxberger, hohenl. Protonotar, an die Kapelle außer dem Städtlein Waldenburg, ein Dritttheil seines Hofs in Labach.

Die ursprüngliche Schloßkapelle wurde 1487 von Neuem begabt und dieß von Pabst Innocenz VIII. confirmirt. Die jetzige Schloßkirche dient nun als katholische Kirche.

Das Pfarrhaus, in welchem beide evangelische Geistliche wohnen und das von dem Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg unterhalten wird, liegt unfern der Kirche an der Hauptstraße; über dem Eingang ist das hohenlohische Wappen und die Jahreszahl 1709 angebracht.

Der kath. Geistliche wohnt in einer von der fürstlichen Herrschaft gemietheten Wohnung.

Das hinter der Pfarrkirche stehende Schulhaus wurde im Jahr 1856 erkauft und für seine gegenwärtige Bestimmung eingerichtet; es enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnungen der von der fürstlichen Herrschaft angestellten zwei Lehrer. Die Schule besuchen auch die Kinder von Löcherholz und Lindig.

Das kath. Schulhaus mit einem Lehrzimmer und der Wohnung des Lehrers ist ein der fürstlichen Herrschaft gehöriges Gebäude an der Hauptstraße. Das Recht zur Ernennung des Lehrers hat ebenfalls der Fürst.

Eine Industrieschule ist vorhanden.

Das 1757 erbaute dreistockige Rathhaus befindet sich in ziemlich gutem Zustande.

Ein zweistockiges Armenhaus steht gegenüber dem Begräbnißplatz.

Überdieß sind zu nennen das fürstliche Kanzleigebäude mit der Wohnung des Domänendirektors, das sog. Kammergebäude, in welchem der Rentamtmann seinen Wohnsitz hat, das ehemalige Reithaus und die Zehntscheuer mit der Kelter.

Das Wasser wird aus Cisternen bezogen, dagegen ist am Abhang des Bergs, etwa in der Mitte desselben, eine reichhaltige, gutes Trinkwasser liefernde Quelle, zu der 223 steinerne Stufen von der Stadt aus führen.

Auf den Fall der Feuersgefahr und zum Tränken des Viehs, ist in der Stadt ein Weiher angelegt. Die Seen, deren noch einige auf der Höhe und am Fuße des Höhenzugs vorhanden sind, wurden in neuerer Zeit zum Theil trocken gelegt; sie mögen früher den Fischbedürfnissen der herrschaftlichen Tafel zu Waldenburg und der Klöster Goldbach und Gnadenthal reichlich genügt haben. Auch jetzt| noch wird ein nicht unbedeutendes Quantum an Karpfen, Hechten und Schleien aus denselben jährlich zum Verkauf gebracht. Außerdem dienen die nahe bei Waldenburg gelegenen Seen den Einwohnern zum Abhalten von Waschen etc. Die Seen sind theils Eigenthum der fürstlichen Herrschaft, theils der Gemeinde und Privaten.

Die Einwohner sind durch die Lage ihrer Güter (theils auf der Anhöhe, größtentheils aber an dem Bergabhange und am Fuß des Bergs) auf körperliche Anstrengungen und durch die Schwierigkeit ihr Brod zu verdienen, zur Arbeitsamkeit und Mäßigkeit hingewiesen; diese ungünstigen Verhältnisse haben eine günstige Entwicklung der geistigen Fähigkeiten zur Folge, indessen auch den Drang sich nach auswärts zu wenden, hervorgerufen. Der Gesundheitszustand ist im allgemeinen gut und die Krankheitsformen sind in Folge der hohen Lage und der häufigen rauhen Winde meist entzündlicher Natur. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und ziemlich viel Kleingewerbe. Die Handwerker treiben nebenbei noch Landwirthschaft, um sich ihr nöthiges Auskommen zu sichern.

Ausgezeichnete Waldenburger sind: Rosinus Lentilius (Linsenbart), Sohn des hohenlohischen Kanzleidirektors, geb. den 3. Jan. 1657, herzoglicher Leibmedikus, Verfasser von mehreren medicinischen Schriften, auch von Abhandlungen über die bei Canstatt gefundenen Mamuthsknochen, über die Heilquellen in dieser Stadt und in Göppingen, gestorben als ausgezeichneter Arzt den 12. Februar 1733 zu Stuttgart. Ferner der bayerische General von Bosch; Scheidt, J. G. Friedrich, Darmstädtischer Minister zu Gießen; Christian Ludwig Scheidt, Sohn des Amtmanns, geb. den 26. September 1709, Professor der Rechte in Göttingen 1738, in Kopenhagen 1739, Hofrath und Bibliothekar in Hannover 1748, gestorben allda den 25. Okt. 1761, verdient als Schriftsteller im staatsrechtlichen und geschichtlichen Fache, besonders bekannt als Herausgeber der Origines Guelficae. (Sein Leben bei Büsching Beiträge zur Biographie 3, 263–316.)

Eine Vicinalstraße führt die steile Steige hinab zu der 1/2 St. nördlich von der Stadt gelegenen Eisenbahnstation an der Oehringen–Haller Bahnlinie und 1/4 Stunde nördlicher zu der Oehringen–Haller- beziehungsweise Künzelsauer Landstraße. Auf der Bahnstation, die einen sehr bedeutenden Verkehr hat, befindet sich zugleich die Post, von der Eilwägen nach Künzelsau und Langenburg gehen. Eine weitere Vicinalstraße ist von der Stadt nach Gnadenthal angelegt, von der eine Vicinalstraße über Ober-Steinbach nach| Michelbach abgeht, so daß dem Ort der Verkehr mit der Umgegend gesichert ist.

Die sehr ausgedehnte Markung, von der übrigens ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, liegt theils auf der Hochebene der Waldenburger Berge, theils an den Abhängen und am Fuß derselben und hat auf der Hochebene einen mageren, aus den Zersetzungen des grobkörnigen Keupersandsteins bestehenden Boden; an den Abhängen ist der Boden meist ein gebundener Thon (Zersetzung des Keupermergels) und am Fuße derselben tritt theilweise ein fruchtbarer Lehm auf.

Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse gestatten, umsichtig und sehr fleißig betrieben. Im Dreifeldersystem baut man vorzugsweise Dinkel, Haber, Gerste, Roggen, dreiblättrigen Klee, Runkeln und hauptsächlich viel Kartoffeln, die hier sehr gut gerathen und die gesuchtesten im Oberamtsbezirk sind. Der magere Sandboden bedarf eine kräftige Düngung und starke Aussaat, bei der die durchschnittliche Ernte an Dinkel 6–7 Scheffel, an Haber 7 Scheffel, an Gerste 5–6 Scheffel und an Roggen 3–4 Scheffel per Morgen beträgt. Von den Getreideerzeugnissen ist der Verkauf nach Außen nur bei einzelnen Parzellen, wie Hohebuch, Unter- und Obermühle, Laurach und Goldbach von Bedeutung.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt, so daß noch Futter nach Außen verkauft werden kann; der Morgen erträgt 20 Centner Heu und 10 Centner Öhmd. Die Güterpreise bewegen sich bei den Wiesen von 100–300 fl. und bei Äckern von 50–300 fl. per Morgen.

Auf der Schafweide, die von Seiten der Gemeinde nebst der Pferchnutzung um 500 fl. jährlich verpachtet wird, laufen 400–450 Stücke Bastardschafe.

Von großer Ausdehnung ist die Obstzucht, welche sich vorzugsweise mit Mostsorten, übrigens auch mit Tafelobst und viel Zwetschgen beschäftigt; das Obst leidet indessen in der Blüthe nicht selten durch Frühlingsfröste und kalte Nebel; in günstigen Jahren ist der Verkauf nach Außen von Belang.

Der Gartenbau ist von Bedeutung und wird sehr fleißig betrieben; die gezogenen Küchengewächse werden vielfältig in Handel gebracht und sichern den Einwohnern theilweise eine erkleckliche Nebeneinnahme.

Der Weinbau ist unbedeutend und wird mehr als Nebensache betrachtet.

Ein guter Viehstand (Neckarschlag und Allgäuer) ist vorhanden;| es wird mehr auf Melk- und Schmalvieh gesehen, während Mastung seltener statt findet; zur Nachzucht sind zwei Farren aufgestellt, die ein Bürger Namens der Gemeinde und unter Aufsicht derselben hält. Der Handel mit Vieh ist nicht bedeutend.

Eigentliche Schweinezucht besteht nur ausnahmsweise, dagegen werden viele Ferkel (englische, hällische und hessische) aufgekauft und theils für den Verkauf, theils für den eigenen Bedarf gemästet.

Von den Gewerben sind drei Schildwirthschaften, vier Kaufleute und drei Krämer zu nennen; Steinhauer, Maurer und Zimmerleute sind ziemlich zahlreich vertreten.

Auf der Markung bestehen fünf Gipsbrüche; mit Gips wird Handel nach Außen getrieben.

Im Jahr 1666 wurde in den Waldenburger Bergen nach Eisen, jedoch erfolglos, gegraben.

Die Stadt hat das Recht den 2. Februar, den 24. August, den 15. November Vieh- und Krämermärkte, den 5. April und den 17. Mai Viehmärkte und den 16. Mai einen Krämermarkt abzuhalten; die Viehmärkte gehören zu den besuchtesten im Oberamtsbezirk. –

An den Kirchen stehen drei Geistliche, zwei evangelische (ein erster und ein zweiter Stadtpfarrer) und ein katholischer Stadtpfarrer. Außer den Gemeindeparzellen sind noch nach Waldenburg eingepfarrt: Beltersroth, Lindig, Löcherholz und Westernach.

Patron ist Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.

Die Stadt besitzt 70 Morgen Waldungen, deren Ertrag über Abzug des für die Gemeinde nöthigen Holzes in 10 Klaftern besteht, welche verkauft werden. Überdieß sind 250 Morgen Gemeindegüter vorhanden, wovon der größere Theil den Ortsbürgern unentgeldlich zur Benützung überlassen wird.

Über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege siehe Tabelle III.

Das ältere Siegel der Stadt ist rund und enthält einen deutschen Schild, quer in zwei Felder getheilt, im unteren einen von Rechts nach Links springenden Leoparden, im oberen drei Waldbäume. Umschrift: SIGIL. WALDENBVRG. Im neuen Siegel des Stadtschultheißen-Amts ist der Schild ungetheilt und der Leoparde springt von der Linken zur Rechten an den hinten stehenden Waldbäumen vorbei. Die Farben des Wappens können nicht ermittelt werden. In dem an dem| Rathhaus ausgehauenen und gemalten Wappen von 1757, renovirt 1835, welches die grünen Bäume in ein grünes Feld und den goldenen Leoparden auf Silber stellt, sind jedenfalls die Tinkturen unrichtig angegeben.

Waldenburg (Waldenberg) wird zuerst genannt 1253, als Ort, wo Gotfried von Hohenlohe 1253 urkundete. Es gehörte zu den Regensburgischen Lehen, also zu den von Bischof Gebhard herrührenden Besitzungen, und kam mit Oehringen und Neuenstein im 13. Jahrhundert an das Haus Hohenlohe.

Es war fortwährend Regensburger Lehen und wird als solches „Veste und Stadt“ von 1391 bis in das 17. Jahrhundert aufgeführt. 1390 war es an den Bischof Gerhard von Würzburg versetzt von Gotfried von Hohenlohe, wurde aber wieder gelöst. Walther von Tullau hatte Lehen daselbst, die er an Hohenlohe wieder zurückgab 1409.

Im Jahr 1806 kam die Regensburgische Oberlehensherrlichkeit an Württemberg (s. Oehringen).

Waldenburg war stets im Besitz der von Kraft I. herstammenden Weikersheimischen Linie.

Es gab auch Herren von Waldenberg:

Rudolph von Waldenberg 1329.
Heinrich, Ulhards Sohn von Waldenberg 1339.
Ulhard von Waldenberg 1342.
Konrad, genannt Waldenberg 1346.
Adelheid Kubachin, genannt von Waldenberg und Hanns, Contz, Adelheyt Ir Kint 1362.
Elisabeth de Waldenberg (Oehringer Obleybuch).

Hohenlohische Vögte zu Waldenburg waren:

1289 Rabeno de Nuenstein, Advocatus Senior de Waldenberg.
1292 Henricus Gutjar quondam advocatus de Waldenberg.
1338 Heinrich von Enslingen.
1362 Konrad von Sachsenflur.
1373 Götz von Stetten.
1380 Dietrich von Berlichingen.
1383 Hofwart Nachtschad von Sickingen.
1397 Götz von Belsenberg.
1410 Marquard von Bachenstein.
1355 werden die 12 Richter und Bürger, gesessen zu Waldenberg, angeführt. Es saßen mehrere von Adel hier, wie 1371 Ulrich| von Neuenstein, Götz von Michelfeld. Auch diente es als Gefängniß für hohenl. Vasallen, wie 1330 für Engelhard von Neudeck, 1351 Wortwein von Waldeck, 1362 Creß von Büttelbronn.

Graf Georg I., geb. 17. Januar 1488, residirte daselbst. Bei der Landestheilung seiner Söhne (1555) fiel der Waldenburger Stammestheil an Graf Eberhard, geb. 11. Okt. 1535 zu Waldenburg. Seine Gemahlin war Agathe, Gräfin von Tübingen. Er starb 9. März 1570, in Folge der Brandwunden der Fastnacht zu Waldenburg und auf ihn folgte sein Sohn, Georg Friedrich I., geboren 30. April 1562 und † 22. Okt. 1600, vermählt mit Dorothea, Gräfin Reuß von Plauen. Seine Söhne theilten 1615, wobei Graf Philipp Heinrich, geb. 3. Juni 1591 und † 25. August 1644, Waldenburg erhielt; er war vermählt mit Dorothea Walburgis von Hohenlohe-Neuenstein. Auf ihn folgten in gemeinschaftlicher Regierung seine Söhne Wolfgang Friedrich, geb. 17. April 1617 zu Waldenburg und † 22. Mai 1658, vermählt mit Eva Christina von Hohenlohe-Langenburg, dessen Söhne vor ihm starben und Philipp Gotfried, geb. 6. Juni 1618 und † 14. Dec. 1679 zu Waldenburg (ux. Anna Christina von Limpurg-Sontheim), der seinen Bruder beerbte und als Letzter der Linie Hohenlohe-Waldenburg starb.

Die Güter dieser Linie fielen an Hohenlohe-Pfedelbach (und zwar der Theil Waldenburg mit den dazu gehörigen Ämtern) und Hohenlohe-Schillingsfürst, welches letztere der einzige noch vorhandene Zweig des Waldenburger Hauptstammes ist und in die drei Linien Bartenstein, Waldenburg und Schillingsfürst zerfällt.

Der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst hat zu gewissen Zeiten seine Residenz in dem Schlosse zu Waldenburg.

Von speziellen Schicksalen Waldenburgs ist die Pest von 1634, die 452 Personen wegraffte, ein Erdbeben, 24. Nov. 1691, sowie 1688 ein Franzosenangriff zu bemerken, wobei der Thurm beschossen worden sein soll.

1795 lagen viele französische kriegsgefangene Offiziere in Waldenburg. In einer Eingabe (ohne Zweifel an die fürstliche Regierung) erklären sie:

Les officiers français … prisonniers de guerre, detenus en cette ville, ne pouvant supporter plus longtemps la rigueur de leur position, vous invitent … de leur procurer … les secours qui sont en votre pouvoir etc.

Folgen die Unterschriften von 29 Offizieren und Unteroffizieren.

| An milden Stiftungen hat die Stadt, namentlich von der Gräfin Louise Charlotte von Hohenlohe-Pfedelbach, 1000 Rthlr. zur Haltung eines Pferdes für die 2 Geistlichen und einige kleine Stiftungen.

Graf Philipp Heinrich, † 1644 und seine Gemahlin ließen das in früherer Zeit bei dem Gottesacker gestandene Lazareth durch Kauf und Tausch von Gütern zu einem Bauernhof herrichten. Als das Gut an Graf Philipp Gottfried fiel, ließ es dieser 1674 zu einem Pfründner-Spital herrichten, wozu seine Gemahlin noch 300 fl. gab. Die hohenl. Mitherrschaft Pfedelbach übernahm es später um 1500 fl., verkaufte es 1721 an einen Bauern und setzte 1500 fl. als Kapital für Hausarme aus. 1772 kam auf diesen Streithof ein Armenhaus mit vier Stuben; das alte Armenhaus existirt nicht mehr, an seiner Stelle ist das ursprüngliche Streithofer Bauernhaus angekauft.

Die Waldenburger Fastnacht 1570.
Schilderung des gleichzeitigen Hofpredigers in Oehringen Anton Apin.

Anno 1570 den 7. Februar ist zu Waldenburg übel hergegangen; hat sich ein leidiger Fall begeben, da hat der leidige Satan aus Gottes Verhangnuß eine schröckliche Tragödien und Spectacul angerichtet, und als ein arger Schadenfroh sein Müthlein nach Lust gekühlt: darum soll man ihn nit über die Thür malen, noch zu Gast laden, denn er kommt wol von ihm selbst, oder wo er gleich selbst nit hinkommt, da schickt er seine Boten hin.

Damals waren zu Waldenburg in der Fastnacht, neben den Graven und neben denen von Adel beyeinander neun Grävinen, deren etliche vermummten sich mit einem englischen schönen Habit, gingen daher in gar weißer Kleidung mit weißen papiernen Flügeln, wie man die Engel pflegt zu malen, und trugen auf ihren Häubtern weiße papierne Kronen, darinnen kleine Waxlichtlein brennten und leuchteten: dagegen vermumten sich die Herren und der Adel mit einem scheuslichen Habit, ließen an ihre Hosen und Wammes, Arm und Beinen, dick Werk von Flachs mit Faden stark annehen und knüpfen, daß sie hereintraten zoticht und zerlvmpt, wie man die Cacodaemones und schwarze Höllhund pflegt zu malen. Indem sie nun nach gehaltenem Tanz bei nächtlicher Weile um 10 Schlag uf dem obern Saal bei dem Licht kniend einander ein Mumtanz bringen, und mit dem Licht nicht fürsichtig umgehen, da gehet vom brennenden Licht das Werk unversehens an: bald da wird auf dem Saal| ein großer Tumult und Auflauf, ein großer Schreck, Schreyen und Klagen: Kuntz von Velberg gibt bald die Flucht, und also vermumt springt er die Schneken ein, daß er unversehrt davon kommt, und von den Andern nit angestekt wird, aber Veltlin von Berlichingen und Simon von Neudeck, auch Graf Albert von Hohenlohe (Neuenstein) verbrennen so hart, daß sie etliche Wochen zu Bett liegen müssen.

Graf Georg von Tübingen empfaht das Nachtmahl den 22. Februar. Darnach (am 5. März) war der Sontag Lätare (da ihm unversehens ein ander und neuer Zufall zum Brand geschlagen), stirbt um 8 Uhr Vormittags und wird darnach den 7. hujus mit seines Gemahls großem Leid, Schmerzen und Wehklagen, begraben zu Oeringen in der Stiftskirchen, da ich dann ihm eine Leichenpredigt gethan, die ich hernach seiner Frau Mutter auf ihr Begehren den 22. Maii mit meines G. H. Leichtpredigt hinein gen Lichteneck geschickt, dagegen ihr Gnaden mir folgendes den 24. Juli durch den von Bubenhofen hat überantworten lassen, ein silbernen Becher mit einem Deckel, darauf deren von Tübingen Wappen ist ausgestochen gewesen.

Mein gn. Herr, Graf Eberhard, verbrannt so hart, daß man ihm hernach den 21. und 22. Februar alle Finger an beeden Händen mußte fornen abschneiden, empfieng doch zuvor den 29. (das war damals der Sontag Reminiscere) das Hochwürdige Abendmal, that gar eine schöne christliche Bekanntnus, daran ich einen sonderlichen Gefallen hatte. Hernach den 9. Martii, vier Tag nach seines Herrn Schwagers Graf Georgen Abschied, stirbt in der Frauenzimmerstuben um 10 Schlag Vormittag in meinem Beywesen, wird den 11. Tag hujus zu Oeringen in der Stiftskirchen neben seiner Frau Mutter und neben Graf Georgen christseliger Gedechtnuß begraben, da ich dann ihm eine Leichtpredigt gethan. Den 14. Martii ließ sich Graf Albrecht wieder heim nach Neuenstein fahren, und ist mit Rath und Hülf seiner Frau Mutter wieder aufkommen.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Bierhaus, ein Wirthshaus mit einem kleinen Bauerngütchen, das unfern des Mutterorts an der Vicinalstraße nach Gnadenthal liegt.

c. Buchhaus, ein einzeln stehendes, von einer Familie bewohntes Haus, zu dem ein kleiner Grundbesitz gehört, etwa 1/4 St. südöstlich von Waldenburg am Abhange der Waldenburger Berge gelegen.

| d. Fasanenmühle, liegt 1/2 Stunde nördlich vom Mutterort zunächst der Eisenbahn und hat zwei Mahlgänge, einen Gerbgang und eine Schwungmühle.

e. Fischhaus, ganz nahe an dem Bahnhof gelegen.

f. Goldbach, liegt 3/4 Stunden südöstlich vom Mutterort an dem Goldbach in einem Seitenthälchen des Biberthals. An der östlichen Seite des Orts ist der Goldbach zu einem ansehnlichen Weiher geschwellt und ein See (Ursprung des Goldbachs) liegt 1/8 Stunde nördlich vom Ort.

Zu dem Ort gehören 264 Morgen ziemlich ergiebige Güter, die unter sieben Bauern vertheilt sind, deren Vermögensverhältnisse zu den mittelmäßigen gehören.

Das ehemalige Klostergebäude, dem man seine ursprüngliche Bestimmung nicht mehr ansieht, dient jetzt als Wohnung und Scheune; die Klosterkapelle wird als Stall benützt.

Goldbach wurde von Kraft III. und seiner Gemahlin Anna von Leuchtenberg 1382 aus einer Kapelle in ein Kloster verwandelt. Es war dem Eremitenorden St. Pauli nach der Regel des h. Augustin gewidmet und heißt 1391 „conventus apud Sanctum Laurentium in Goltpach, prope Waldenberg.“ Zur Bewidmung hatte es den Weiler, einige Wälder und Zehnten. Nach einer Urkunde des Bischofs Gerhard von Wirzburg von 1382 erhielt die von Anna von Hohenlohe gestiftete „salutaris inclaustratio ac monasterialis seu coenobialis fabrica et structura in Capella dicta Goltpach infra limites parochialis ecclesiae Munkeim (Untermünkheim, O.-A. Hall), das Patronat der Pfarrkirche in Münkheim von gedachter Anna von Hohenlohe mit Zustimmung ihres Sohnes Ulrich nebst allen Zehnten und Einkünften, wobei das Kloster aber einen beständigen Vicarius erhalten sollte. 1388 wurde diese Schenkung von Pabst Urban VI. bestätigt mit dem Bemerken, daß das Kloster für 1 Prior, 4 presbyter und 5 conversi bestimmt worden sei, während die regelmäßigen Einkünfte nicht über 20 fl. geschätzt worden seien, deßwegen die Pfarre Monckeyn (Untermünkheim), deren Einkünfte 100 Goldgulden nicht überschreiten, demselben inkorporirt worden sei.

1391 wurde Herr Engelhard von Weinsberg und seine Gemahlin in die Ordensbrüderschaft aufgenommen.

1418 nahm Pabst Martin V. das Kloster mit seinen Besitzungen in den Schutz des h. Petrus und erneuerte die Privilegien desselben.

| 1428 stiftete Graf Albrecht 100 fl. in dasselbe.

1450 geben Johannes, Prior und der ganze Konvent des Klosters zu Goltpach und Konradus ein „kirchherre der Pfarrkirche zu Municken“ ihre Erlaubniß, daß „die meng und gemeinschaft der Gebaurin und Dorffleute zu Enslingen (O.-A. Hall) eine ewige Meß St. Briccio in Enslingen, Unterkirche von Münkheim aufrichten.“

1470 bekennen die Grafen Kraft und Albrecht von Hohenlohe, daß Prior und Konvent zu Goldbach ihnen etliche Zins und Gült zu Neuenstein, sowie auch das jus patronatus zu Münkheim zu kaufen gegeben und sie (die Grafen) es vom Pabste erlangt haben, daß Prior und Konvent die Kirche versehen mögen, weßwegen sie denselben die genannte Lehenschaft übergeben.

1472 verschreiben sich Prior und Konvent von Goldbach für Frau Elisabeth von Lichtenberg, geborene von Hohenlohe, zu einer Seelenmesse für ihren Gemahl Ludwig, sie selbst und ihre Altvordern.

1490 bestätigte Bischof Rudolf von Wirzburg einen Vergleich zwischen Prior und Konvent und dem Pfarrer von Ilshofen wegen der Einkünfte dieser Pfarrei.

1498 übergab Graf Kraft VI. dem Konvent die Aufsicht über das von ihm gestiftete Almosen in Oehringen.

1511 verschrieb sich Prior und Konvent gegen Markgraf Rudolf von Baden, Domherrn in Straßburg für ein Leibgeding von 50 fl. wegen einer Forderung an Graf Sigmund von Hohenlohe.

Das Kloster litt im Bauernkriege an seinem Besitze Schaden und wurde 1560 von Graf Eberhard aufgehoben. Bei dem Theilungsvergleich zwischen Graf Philipp von Hohenlohe-Neuenstein und Graf Georg Friedrich von Hohenlohe-Waldenburg, wegen der Klöster Goldbach und Gnadenthal, kam Goldbach an Hohenlohe-Waldenburg 1587.

g. Hohebuch, 3/4 Stunden nordöstlich von Waldenburg in einem fruchtbaren Flachlande gelegen. Der 340 Morgen große Hof ist Eigenthum der Familie Möricke, die ihn rationell bewirthschaften läßt und der sich durch die in Verbindung damit stehenden Bierbrauerei, durch Anlage von Drainage etc., in neuerer Zeit sehr verbessert hat. Die Obstzucht ist sehr bedeutend. Ein schöner Viehstand ist aufgestellt.

Im Oehringer Obleybuch kommen vor: Heinricus, Adelheydis et dicta Demutt de Hohenbuch.

Der halbe Hof daselbst gehörte der Kaplanei Neuenstein gegen| welche 1387 Adelheid von Roth, Wittwe des Götz von Michelfeld, darauf verzichtete. Später gehörte er der Herrschaft Hohenlohe-Waldenburg. Im Jahre 1772 wurde der Hohebucher, Goldbacher und Schafhof von der Herrschaft Hohenlohe-Waldenburg verkauft. Die Verkaufsurkunde lautet:

„Von Gottes Gnaden, Wir Karl Albrecht, regierender Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg etc., verkünden, daß wir nach dem Vorgang anderer Herrschaften im Reich … aus verschiedenen kameralischen Bewegursachen, auch zur Bevölkerung unserer Lande … den Entschluß gefaßt haben, unsere Waldenburger Domänen und Kameralgüter, statt der bisherigen Selbstbenützung … an Unterthanen zu begeben und hierauf einen ewigen Erbzins oder Canonem, nebst Zehnten, Handlohn und Sterbfall zu legen.“

Käufer waren Burkhard von Belzhag, Ziegler von Kupferzell, Happold von Gelbingen, Hofjud Falk Schlamel, Hänlein Hayum, Josef Schlamel, Juden.

Verkaufsobjecte waren:

a) Hohebucher Hof an Äckern, Wiesen, Gütern, Weiden 139 Morgen.
b) Goldbacher Hof 871/2 Morgen.
c) Brübelwiesen 40 Morgen.
d) Hohebucher See 69 Morgen, nebst Fischgrube und Butzensee.
e) Schafhof 116 Morgen.

Canon jährlich für a) 250 fl., b) 80 fl., c) 80 fl., d) 80 fl., e) 425 fl.

Verkaufspreis 50.000 fl.

h. Hohenau, besteht aus vereinzelt stehenden, von minder bemittelten Einwohnern bewohnten Häusern, die nahe 1/8 Stunde südöstlich vom Mutterort an einen östlich geneigten Bergabhang hingebaut sind.

i. Jagdhaus, liegt auf der Hochebene, eine Stunde südwestlich von Waldenburg am Saum eines Waldes und ist von einem fürstlichen Waldschützen und dem Pächter des dazu gehörigen kleinen Guts bewohnt.

k. Klingenhaus, mit einem kleinen Gütchen, ganz in der Nähe von Waldenburg am Bergabhang gelegen.

l. Laurach, ein der Herrschaft Hohenlohe-Waldenburg gehöriger Pachthof mit etwa 150 Morgen Felder. 1079 schenkt Graf Burkhard in Komburg dem Kloster Komburg 5 mansos in Liuraha.| Konrad von Krautheim schenkt 1266 dem Kloster Gnadenthal Güter in Laurach.

Herren von Laurach kommen vor 1387 und 1396, Heinrich und Konrad, Heinrich der ältere 1386 „das Gut gelegen zu Laurach“. 1460 Seitz von Laurach und Katherin seine eheliche Hausfrau und der bescheidene Mann Claus von Laurach, unser Vetter.

m. Lohmühle, wozu ein Söldnersgütchen gehört, besteht nicht mehr als Mühle und liegt im Thal 1/8 Stunde südöstlich vom Mutterort.

n. Neumühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, 3/4 Stunden südlich von Waldenburg im Biberthal gelegen.

o. Obermühle, liegt im Thal, 1/8 Stunde östlich vom Mutterort; eine Mühle mit einem Mahlgang und einem Gerbgang, wie auch einige Bauernhöfe, sind vorhanden.

p. Rebbigshof, ein ansehnlicher Hof, zu dem 80 Morgen gute Felder gehören, liegt 1/2 Stunde nordwestlich von Waldenburg am Fuße der Waldenburger Berge.

q. Rebbigsmühle mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang, einer Schwungmühle, Ölmühle, Gypsmühle und Hanfreibe, nebst einem dazu gehörigen, in Pacht gegebenen schönen Hof, der Eigenthum des Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg ist.

r. Schafhaus, ein nahe (östlich) bei Waldenburg gelegener Schafstall mit Wohnung und einigen dazu gehörigen Wiesen.

s. Streithof und Armenhaus[1] liegt am Ursprung der Biber, auf der Hochebene, 1/4 Stunde südwestlich vom Mutterort; der Hof wurde 1841 von der Gemeinde Waldenburg erkauft und wieder an einzelne Bürger verkauft.

t. Tommelhardt, 3/4 Stunden südlich von Waldenburg auf der Hochebene, oben an dem Abhang gegen das Biberthal angenehm gelegen. Die Einwohner sind minder bemittelte Bauern.

u. Untermühle, liegt 1/4 Stunde östlich von der Stadt im Thal; der Ort besteht neben einer Mühle mit einem Mahlgang und einem Gerbgang, aus einigen Bauernhöfen, unter denen drei von einiger Bedeutung sind.

v. Ziegelhütte, 1/4 Stunde südlich vom Mutterort im| Biberthal gelegen; außer der Ziegelhütte sind hier noch ein paar Bauernhäuser vorhanden.
  1. Stretelnhof in der Gnadenthaler Urkunde von 1252 ist vielleicht hierauf zu deuten. Zwar ist Streithof nach Wibel 1, 675 keine so alte Anlage, doch könnte dieser Name von einer Wüstung hergenommen sein.
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