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Beschreibung des Oberamts Ravensburg/Kapitel B 7

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7. Gemeinde Eschach.

bestehend aus 33 P. mit 1097 kath. Einw. Der Gemeinde-Bezirk breitet sich zwischen Ravensburg und Tettnang auf der linken Seite der Schussen und über die östlichen Anhöhen des Schussenthals aus. Die meisten Orte gehörten in die Landvogtei, nur zu Oberhofen und Weissenau nebst Mariathal, Höllholz, und theilw. U. Eschach und Weingartshof, hatte das Kloster Weissenau Landeshoheit; 2 H. zu Tennenmoos gehörten zur Grafschaft Tettnang. Gutsherr war in der Gemeinde mit wenigen unten bemerkten Ausnahmen das Kloster Weissenau später Sternberg, bis zum Verkauf der Herrschaft Weissenau an die Krone.

Jetzt ist die k. Kammer Grund- und Zehnt-Herr. Nur auf dem Hofe Bauern hat die Pfarrstelle Gornhofen das Zehntrecht. Der Gemeinde-Bezirk gehört zum Cameral-Amt Tettnang; in kirchlicher Beziehung ist er unter drei Pfarreien| getheilt, welche in dem Bezirke sich befinden. Die Gemeinde führt noch ihre Benennung von dem ehemaligen Landvogtei-Amt Eschach. Der wichtigste Ort darin ist Weissenau, den wir daher hier voranstellen.
  • 1) Weissenau, Pfarrweiler mit 89 Einw., 3/4 St. südlich von R., mitten im Schussenthal, an einem Arm der Schussen, vormals Reichsabtei Prämonstratenser-Ordens und nachher Gr. Sternbergisches Schloß, jetzt Staatsdomäne. Der Ort hat ein sehr schönes Aussehen, eine schöne Lage und schöne Gebäude. Er besteht aus dem vormaligen Kloster, mit vielen Nebengebäuden, 1 Schildwirthschaft, 2 Mahl- und 2 Sägemühlen, 1 Eisenhammer, 1 Ziegelhütte etc., welche mit wenigen Ausnahmen Staatseigenthum sind.

    Das Hauptgebäude ist das ehemalige Klostergebäude, mit der Klosterkirche, beide schön und solid unter dem Abt Mauch von 1708 bis 1724 gebaut. Wie das Äußere, so ist auch das Innere des Klostergebäudes sehr großartig angelegt, übrigens unter Sternbergischem Besitz ziemlich in Zerfall gekommen. Die Kirche gehört zu den schönsten in Oberschwaben; sie enthält auch einige schätzbare Gemälde. Unter Sternbergischer Herrschaft war Weissenau Sitz des gräflichen Rentamts, jetzt ist es der Sitz eines königl. Revierförsters. Auch befindet sich die Pfarrwohnung und die Schule des Pfarrsprengels darin. In dem Schlosse befand sich auch bis auf die neuesten Zeiten das alte, leider vernachlässigte Klosterarchiv mit sehr schätzbaren Urkunden und andern Schriften. Die Pfarrkirche ist jetzt die eben erwähnte vormalige Klosterkirche zu den h. Peter und Paul. Die Baulast liegt auf der königl. Kammer, als der Grundherrschaft. Das Patronat, früher Sternbergisch, ist nun königlich. Die Klosterkirche diente auch zum pfarrlichen Gottesdienst für die Klosterleute und die Bewohner von Marienthal, Höllholz, Neuberg, Theuringer und Weingartshof. Im J. 1803 wurde die Pfarrei von Gr. v. Sternberg mit 600 fl. dotirt, und im J. 1820 Rahlen und Vogler, letzteres Parzelle der Gemeinde Thaldorf, O. A. Tettnang, dahin eingepfarrt. Der Gottesacker befindet sich zu| Marienthal, s. o. Von den oben erwähnten Sägemühlen ist die eine jetzt zu einer Nudelfabrik eingerichtet, welche ein vorzügliches Erzeugniß liefert. Die Schussen schickt ihr Wasser durch einen Canal, der von ihr bei Ravensburg ausgeht und 3/4 Stunde unterhalb Weissenau sich wieder mit ihr vereinigt, mitten durch das Kloster. Dieser Canal ist ein sehr altes Werk des Klosters. Zuerst hatte das Kloster eine Wasserleitung angelegt, die das durch Ravensburg gehende Wasser, also das des Flattbachs, ihm zuführte. Da aber diese Leitung nur wenig und schlechtes Wasser gewährte, so wurde ein von der Schussen abgeleiteter Canal angelegt, wozu die Ritter Heinrich von Bigenburg, Heinrich von Raderach und Manstock von Ravensburg die nöthigen Grundstücke theils unentgeldlich, theils gegen Bezahlung abtraten. Dieß geschah unter dem Propst Ulrich, der 1237 starb. Später sperrte Bertold Manstock den Canal, indem er und sein Sohn Jacob die Abtretung des Vaters und Großvaters nicht anerkennen wollten. Sie verglichen sich jedoch endlich mit dem Kloster, laut Urkunde vom J. 1251, unter der Bedingung, daß dem Vater Berthold 10 Saum Wein, dem Sohn Jacob aber ein Pferd, im Werth von 2 Pfund, gegeben werden mußten.

    Das Kloster W. wurde 1145 von dem Ritter Gebizo von Bisenburg, auch Wisenburg, gestiftet, s. Blitzenreute.[1] Unter seinen Besitzungen hatte Gebizo ein Gut (mansus) auf dem linken Ufer der Schussen, unter Ravensburg gelegen, welches man die Au (Owe) nannte.[2] Dahin wurde im J. 1145 das Kloster erbaut, welches man das Kloster in der Au zum| h. Peter, oder zum Unterschiede von der Reichenau und der Au (Mehrerau) bei Bregenz, die Minderau, oder aber, da die Norbertiner-Mönche ganz weiß gekleidet waren, die Weissenau nannte. Augia dives, Augia major, Augia minor waren die lateinischen Namen der 3 Klöster. Der Name Weissenau wurde später der gewöhnliche dieses Klosters. Der erste Vorsteher, Propst, desselben hieß Hermann. Die ersten Stiftungsgüter, womit Gebizo das Kloster ausstattete, waren außer Au Herwigisreute (jetzt Rahlen genannt), Riwinsperg und Mühlbruck. Nachdem Gebizo bald nachher zu Ravensburg ums Leben gekommen war, vollendete seine Schwester Luitgard, Wittwe des Ritters Heinrich von Essenhausen, die Stiftung, indem sie dem Kloster ihre Güter zu Oberhofen, Erbisweiler, Algwang, Feldmos und Hunoldsberg schenkte, s. Blitzenreute und Essenhausen[3]. Der Grundstein zur Kirche wurde 1152 gelegt. In demselben Jahre bestätigte auch der Welfe Herzog Heinrich von Bayern und Sachsen in Gegenwart des Kaisers und vieler Fürsten zu Merseburg diese Stiftung seines Ministerialen. Nach damaliger Sitte ward mit dem Mannskloster ein Frauenkloster verbunden, welches aber bald nach der Stiftung davon getrennt und nach Maisenthal (Maisuntale), heut zu Tage Marienthal genannt, s. o., verlegt wurde. Das Gut in Maisenthal hatte Ortolf von Bisenburg, ein Verwandter des Gebizo, welcher nachher Abt des Klosters wurde, hergegeben.[4] Im J. 1166 wurde die Kirche daselbst, im J. 1172 aber die Kirche zu Weissenau, beide von Otto, dem damaligen Bischofe zu Constanz, feierlich eingeweiht. Das Frauenkloster Maisen- oder Marienthal erlosch in der Mitte des 15ten Jahrhunderts. K. Friedrich I. bestätigte| die Freiheiten und Besitzungen des Klosters im J. 1164 und stellte es unter den unmittelbaren Schutz des Kaisers; das Nämliche that K. Heinrich VI. im J. 1192; zugleich erneuerte er dem Kloster die schon von Welf V. eingeräumte Zollfreiheit und das Recht, im Altdorfer Forst alles benöthigte Holz schlagen zu dürfen. Eben dieser Welf V. übergab dem Kloster im J. 1180 auch den Ort Fidazhofen und andere Güter, s. u. K. Philipp mit seiner Gattin Irene schenkte dem Kloster im J. 1197 die Kirche zur h. Christina mit allen ihren Rechten und Zugehörden. Auch die spätern Fürsten aus dem Hohenstaufischen Hause beschenkten das Kloster Weissenau.[5] Von dem unglücklichen Conradin erhielt das Kloster noch 1264 wieder das Beholzungsrecht in dem Altdorfer Walde und das Floßrecht auf der Schussen. Päpstliche Schutz- und Freiheitsbriefe erhielt es von Innocenz II., Honorius III. und Gregor IX., Urban IV. etc. Das Kloster nahm rasch zu, und trotz des Schadens, den es während der Unruhen des Zwischenreichs und durch Fehden und Kriege der spätern Zeit erlitten hatte, gelang es ihm doch, einen ansehnlichen Grundstock zu sammeln. Wenn auch Weissenau nicht unter die reichern Reichsprälaturen gezählt werden konnte, so wurden doch zu Regensburg (1802) die reinen Einkünfte desselben auf 30.000 fl. berechnet. Die Schirmsvogtei hatte Östreich als Inhaber der Landvogtei an sich gezogen. Die ersten Vorsteher hießen Pröpste (Praepositi). Heinrich, der neunte Propst, erwählt im J. 1257, wurde der erste Abt oder Prälat, und Abt Christian Hablizel erhielt 1596 das Recht, sich der Inful und des Stabs zu bedienen. Bonaventura (Brem, von Kaufbeuren gebürtig) schloß die Reihe der Prälaten, deren dieses Kloster, einschließlich der Pröpste, im Ganzen 46 zählte.
| Eine gedruckte Geschichte des Klosters ist zu Constanz von John 1763 erschienen unter dem Titel: Historia Imperialis Canoniae Minoraugiensis etc. Sie ist aber von geringem Werth. Gründlicher und ausführlicher behandeln ihren Gegenstand Libri Praelatorum etc., in Mscr., VI Fol. B., welche jetzt in dem königl. Staats-Archiv aufbewahrt sind.

Die Besitzungen des Klosters bestanden in 137 Dörfern, Weilern und Höfen, mit vielen Patronatrechten, und lagen in den jetzigen Oberämtern Ravensburg, Tettnang, Wangen und Waldsee, ein Theil auch – Bernloch – auf der Würt. Alp. Aber alle standen unter der hohen Gerichtsbarkeit der Landvogtei, der Herrschaft Tettnang u.a., und auch die Nieder-Gerichtsbarkeit mit dem Besteuerungsrechte hatte das Kloster nur in einem Theile derselben, nämlich in dem Amte Oberhofen, und zwar über die Orte Oberhofen, Furt, Marienthal, Rahlen, einen Theil von U. Eschach und U. Tennenmoos, nebst dem Kloster Weissenau, sodann über die im Oberamte Tettnang gelegenen Orte Berg bei Liebenau, Buch, Hasenwinkel, Hegenberg, Lohner, Rebholz, Schwarzenbach, Senglingen, Thaldorf und U. Theuringen, und über das Amt Eisenbach, O. A. Tettnang. Dieselben Klagen, welche das Kloster Weingarten gegen die Landvogtei zu führen hatte, wurden auch von Seiten des Klosters Weissenau geführt: in einem großen Theil seiner Besitzungen wurde es von jener von der Ausübung der Niedergerichtsbarkeit und des Collectationsrechtes verdrängt, und es fühlte sich daher auch, wie Weingarten, in dem alten Reichsmatricular-Anschlag sehr beschwert. Durch Vertrag von 1760 erhielt das Kloster pfand- und lehenweise für die Summe von 30.000 fl. auf 40 Jahre von Östreich die hohe Obrigkeit innerhalb der Klostermauern und in den Dörfern und Weilern Oberhofen, Thaldorf und Reute mit mehrern Höfen.

Durch die Reichsdeputations-Schlüsse von 1802 und 1803 wurde die Abtei aufgehoben und nebst der Abtei Schussenried mit allen ihren Besitzungen dem Grafen von Sternberg-Manderscheid als eine reichsunmittelbare Grafschaft zur Entschädigung| überlassen[6], durch die rheinische Bundesacte aber 1806 der würtembergischen Hoheit unterworfen. Indeß hatte Östreich, gleich nach der Aufhebung des Klosters, auch auf die in der Landvogtei gelegenen Weissenauischen Güter das Heimfallsrecht angewendet, den größten Theil derselben in Beschlag genommen und einen Theil von diesen sogar 1804 durch Vertrag an Nassau-Oranien vertauscht. Auf vielfache Beschwerden hatte sich Östreich jedoch dazu verstanden, am 3 Februar 1805 mit Sternberg einen ähnlichen Vertrag wie mit Nassau-Oranien abzuschließen. Kraft dieses Vertrags sollte die ganze Herrschaft Weissenau mit allen und jeden obrigkeitlichen und grundherrlichen Rechten gegen die Schussenriedischen und andere Epaven an Östreich abgetreten werden. Ehe jedoch der Vertrag ganz zur Ausführung kam, brach der Krieg mit Östreich aus, und durch den noch in denselben Jahre zu Stande gekommenen Preßb. Frieden fielen auch die von Östreich epavisirten Besitzungen an Würtemberg und Bayern. Die Vollziehung des Vertrags unterblieb jetzt; von Bayern wurde aber am 27 Novbr. 1806 der Beschlag auf die in seinem Gebiete gelegenen Besitzungen, deren Ertrag übrigens nicht mehr als 1474 fl. betrug, gegen Bezahlung einer Ablösungs-Summe, welche in dem sechsten Theil des mit 4 Procent berechneten Revenüen-Capitals bestand, aufgehoben. Als dasselbe später auch von Seiten Würtembergs geschehen wollte, brach wieder ein Krieg mit Östreich aus, der die Avocatorien vom 9 März und 9 April 1809 veranlaßte und die unter dem 3 Mai 1809 ausgesprochene Confiscation sämmtlicher Sternbergischen Besitzungen zur Folge hatte. Die Confiscation wurde jedoch im Februar 1811 wieder aufgehoben und wegen der Epaven kam am 30 August 1814 eine Ausgleichung dahin zu Stande, daß an Sternberg 5/6 zurückgegeben wurden, 1/6 aber der k. Kammer verblieb. Von der Ausgleichung waren übrigens die im J. 1804 von Östreich| an Nassau-Oranien vertauschten Gegenstände ausgenommen, deren jährlicher Ertrag zu 4945 fl. geschätzt war, während der reine Ertrag der übrigen Epaven auf 13.519 fl. berechnet war. Im J. 1821 wurden dem Grafen auch noch von den Schulden, welche auf der vormaligen Landschaftskasse Weissenau lagen, 28.000 fl. abgenommen.

Nachdem der letzte Besitzer, Graf Franz v. Sternberg, den 8 April 1834 ohne männliche Nachkommenschaft gestorben war, verkauften dessen Erben am 30 März 1835 die beiden allodialen Herrschaften Schussenried und Weissenau an die Krone Würtemberg für Eine Million Gulden und gegen Übernahme einer lebenslänglichen Rente von 3000 fl. an den Grafen J. W. v. Sternberg-Manderscheid, so wie einer von dem Reichsdeputations-Schluß herrührenden Rente von 600 fl. an den Grafen v. Sickingen, jetzt Wartemberg-Roth, sodann gegen Übernahme eines Processes wegen der reichsschlußmäßigen Hallbergischen, von Sternberg aber darum hauptsächlich nicht anerkannten Rente, weil die beiden Herrschaften den beim Reichsdeputations-Schluß angenommenen reinen Ertrag nicht gewährten und überdieß durch die östreichische Epavisirung geschmälert worden waren. Nach den dem Verkauf zu Grunde gelegten Berechnungen gewährten die beiden Herrschaften nach ihrem damaligen Stande (also ohne die schon 1804 an Nassau-Oranien abgetretenen Theile, und ohne den Betrag des Sechstels von den zurückgegebenen Epaven) einen jährlichen Ertrag

 a) Schussenried ... 65.153 fl.;
 nach Abzug der Lasten 31.492 fl.
 b) Weissenau ... 31.693 fl.;
 ebenso ........... 13.390 fl.
  • 2) Aich, H. mit 7 Einw., s. o. Graf Hug von Werdenberg schenkte dem Kloster Weissenau 1286 die Höfe Aich, Gutenfurth, Lachen, Brunoldsberg oder Karrer etc.
  • 3) Alznach, M. und H. mit 13 Einw., an der Schwarzach, Filial von Gornhofen; vormals G. H. Weissenau, s. Oberhofen.
  • 4) Bauren, H. mit 13 Einw., Filial von Gornhofen, s. Aich. Gehörte zuletzt dem Nonnenkloster in Ravensburg.|
  • 5) Blaser, H. mit 15 Einw., Filial von Gornhofen, G.H. war der Spital Ravensburg.
  • 6) Bottenreute, W. mit 26 Einw., Filial von Gornhofen. Weissenau erwarb den Ort allmählich durch Käufe 1427, 1431, 1513, von den von Arnsberg, Montfort etc.
  • 6b) Bruggen, s. Tennenmoos.
  • 6c) Christus, s. Ober-Sulgen.
  • 7) Fidazhofen, W. mit 46 Einw., Filial von Eschach, mit einer Schildwirthschaft. Herzog Welf behielt sich bei Überlassung seiner Güter Vidanshofen vor, und schenkte es 1180 dem Kloster Weissenau. Die Gegend bringt vorzügliche Kirschen und Nüsse hervor.
  • 8) Fildenmoos, W., Fil. von Gornhofen, mit 29 Einw. Eine alte Weissenauische Besitzung.
  • 9) Furth, H. mit 14 Einw., Fil. von Eschach. „Furth an der Ach“ (Schwarzach) ist eigentlich ein aus 3 Höfen bestehender Ort, wovon aber 2 jenseits der Ach im Oberamte Tettnang liegen. Der diesseitige Hof wurde 1449 mit Oberhofen von Weissenau gekauft, die Hoheitsrechte wurden aber, wie an andern Orten , von Östreich weggenommen, weil der Hof innerhalb der Landvogtei-Grenzen lag. S. Schwarzach.
  • 10) Gornhofen, Pfarrweiler mit 41 Einw. und einer Schildwirthschaft und Ziegelhütte, 2 St. südlich von Ravensburg, etwas hoch gelegen. Das Patronatrecht, das vormals Weissenau-Sternbergisch war, ist jetzt königlich. Die Pfarrkirche zu St. Waldburg und Ottilia wurde von dem Kloster Weissenau neu gebaut und 1746 geweiht. Die Pfarrei, die mit der zu Eschach 1324 dem Kloster Weissenau einverleibt worden, wurde vom Kloster aus versehen; erst 1824 baute der Graf von Sternberg, als Grund- und Patronatsherr, einen neuen Pfarrhof. Nachdem Östreich 1803 auch Gornhofen mit dem Kirchengut epavisirt hatte, setzte es 600 fl. für einen Pfarrer aus. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses hat der Kirchenpatron. In die Pfarrei gehören, außer den in dem Gemeindebezirk Eschach gelegenen Orten, auch 3 Parzellen von der Gemeinde Grünkraut; in einer derselben, in Hinter-Solbach, ist die Schule für den Pfarrsprengel. Gornhofen, ehemals auch Gailnhofen genannt, gehörte mit dem Patronatrecht den Schenken von Schmaleneck; vermuthlich besaßen sie es als Lehen von den Grafen von Grüningen. Laut Urkunde dat. Constanz, den 13 März 1265, verkaufte Hainricus Pincerna de Smalunegge, mit Zustimmung seiner 5 Brüder: Eberhards, Canonicus in Constanz, Ulrichs, Hermanns, Conrads und Rudolphs, den Ort Gailnhoven, d. h. praedium in Gailnhoven, jus patronatus, possessiones, homines etc.| für 120 M. an das Kloster Weissenau.[7] Nach einer Urkunde vom folgenden Tage, gleichfalls von Constanz datirt, focht Graf Hartmann von Grüningen den Kauf an, indem er behauptete, das Eigenthumsrecht des Verkauften zu haben, und der Verkäufer mußte dem Kloster Weissenau, mit seinen beiden Brüdern Eberhard und Ulrich, der nun Rector Ecclesiae in Biberach heißt, während Eberhard Eberhardus de Winterstetten Canonicus eccl. Const. genannt wird, für alle, Folgen der Einsprache Gewähr leisten. Gr. Hartmann verzichtete jedoch, laut Urkunde dat. Gottlieben, 20 März 1266, auf seine Ansprüche. Die Zehnten wurden dem Kloster schon 1171 von Bischof Otto von Constanz, mit Zustimmung des Gr. Heinrich von Veringen, geschenkt; also auch hier wieder die Veringer und Grüninger an demselben Orte betheiligt!
  • 11) Gutenfurt, W. von 2 H. mit 13 Einw., Fil. von O. Eschach, s. Aich.
  • 12) Höllholz, W. von 2 H. mit 12 Einw., Fil. von E., hat seinen Namen ohne Zweifel von seiner Lage an dem Rande einer Bergschlucht; Weissenau besaß es als Parzelle von Oberhofen mit Landeshoheit.
  • 13) Hüttenberg, H. mit 8 Einw., Filial von E.
  • 14) Karrer, W. mit 14 Einw., Fil. von E.; hieß vormals Brunoldsberg, s. Aich.
  • 15) Kemmerlang, W. mit 49 Einw., in einem wasserreichen Thälchen, Filial v. E. Das Kloster Weissenau kaufte einen Hof zu K. 1250 von einem H. v. Raderach, sodann das Dorf K. 1356 von Conrad und Hans, den Richtern zu Buchhorn, wobei Gr. Albrecht von Werdenberg auf das Eigenthumsrecht verzichtet. Östlich von K., auf einem runden Hügel, soll vor Zeiten ein Schloß gestanden haben, der Hügel wird „Heidenschloß“ genannt.
  • 16) Kögel, H. mit 8 Einw., Filial von Gornhofen, vormals G. H. Weingarten.
  • 17) Lachen, H. mit 22 Einw., Filial von E. Zu Lachen hatte, nach dem Weissenauer Codex, ein Ritter Gebizo seinen oder einen Sitz, denn er ist vermuthlich derselbe, der auch zu Maisenthal wohnte; er ging 1192 in das Kloster Salem und brachte diesem sein Gut „zu den Lochen“ zu, während sein Bruder Cuno, der seinen Sitz zu Richlinsreuti hatte, in das Kloster Weissenau ging und| diesem letzteres (d. h. seinen Hof daselbst) zubrachte. Von Salem kaufte nachher Weissenau, auch Lachen. Übrigens hatte nach Weissenauer Urkunden Gr. Hugo von Werdenberg 1286 dem Kloster unter Anderem auch einen Hof zu Lachen geschenkt, s. Aich.
  • 18) Mariathal, ehemals Maisenthal, W. mit 9 E., Filial von Weissenau, mit einer Kirche, der vormals klösterlichen Ziegelhütte und dem Gottesacker für den Pfarrsprengel von Weissenau, im Schussenthal, 1/2 St. südlich von Weissenau und mit diesem durch eine Allee verbunden; hatte vor Zeiten ein Frauenkloster, s. Weissenau und Oberhofen. Die Kirche war theilweise die Pfarrkirche für die Klosterhintersassen von Weissenau, worin getauft wurde, und wobei auch das Begräbniß für jene war.
  • 19) Neuberg, Hs. mit 15 Einw., Filial von Weissenau.
  • 20) Ober-Eschach, Pfarrweiler, bestehend aus dem Pfarrhofe mit der Kirche, einem Bauernhause und einer Mahlmühle, einer Schildwirthschaft und Brauerei, mit 26 Einw., 11/2 St. südlich von Ravensburg, links von der Straße nach Tettnang, hat eine sehr freundliche Lage. Die Pfarrkirche zu St. Johann d. Täuf. wurde 1751 bis 1754 erbaut. Die Baulast des Pfarrhauses und aushülflich auch der Kirche hat nun die k. Kammer. Das Patronatrecht, das früher Weissenau-Sternbergisch war, ist nun landesherrlich. Der Pfarrsprengel erstreckt sich, außer den unten bezeichneten Gemeinde-Orten, auch noch über mehrere Orte in den Gemeinden Liebenau und U. Meckenbeuren, Oberamts Tettnang. In ältern Zeiten umfaßte er auch noch andere Orte, die theils 1811 und 1814, theils schon 1559 getrennt worden sind. Die Schule für den Pfarrsprengel ist in O. E.

    Eschach ist ein sehr alter Ort; unter dem Namen Ascpach kommt es schon in einer Urkunde vom J. 785 vor. Es kam von den Herren von Löwenthal und den Grafen von Werdenberg-Heiligenberg an das Kloster Weissenau. Zuerst schenkte Friedrich von Löwenthal dem Kloster ein Gut in Ascah, dann verkaufte 1246 sein Bruder, der Ritter Johannes von L., sein Gut Aschah (vermuthlich O. Eschach) und alle seine Leute an das Kloster um 203 M. und 19 Karren Wein. Die Grafen Hugo und Albert von Werdenberg verkauften 1309 den Weiler Unter-Eschach mit ihren Besitzungen in dem Weiler oder Städtchen O. Zell und dem halben Patronat daselbst an das Kloster für 304 M. S. In beiden Orten, O. und U. Eschach, übte die Landvogtei alle Hoheitsrechte aus, nur in 3 Häusern zu U. E., jenseits des Grenzbachs, behauptete das Kloster die N. Gerichtsbarkeit und das Besteurungsrecht. Das Patronatrecht zu O. Eschach| gehörte dem Grafen Hartmann von Grüningen-Landau.[8] Hartmann schenkte dem Kloster, 25 März 1256, die Kirche in Aschach mit dem Patronatrecht, mit Leuten und allem Zugehör. Heinrich von Schmaleneck, der die Kirchenvogtei von Hartmann zu Lehen hatte, verkauft solche mit Genehmigung des Lehensherrn an das Kloster um 124 M. S. S. Würtemberg. Jahrb., Jahrg. 1827. S. 189 u. ff. Im J. 1324 wurde die Kirche dem Kloster einverleibt und von da an durch einen Kloster-Geistlichen versehen. Der letzte weltgeistliche Pfarrer war Gr. Conrad von Montfort, der 1353 auf die Pfarrstelle verzichtete. Als das Kloster 1803 aufgehoben wurde und Östreich die Weissenauischen Besitzungen sequestrirte, wurde von ihm eine Pfarrbesoldung von 600 fl. ausgesetzt.
  • 21. Oberhofen, W. mit 172 Einw., Filial von E., vormals Weissenauisch mit Landeshoheit; der Ort hat eine Kapelle zum heil. Nikolaus, die 1706 von dem Kloster Weissenau neu gebaut wurde. Dabei stand vor Alters ein Frauenkloster, s. Weissenau. Oberhofen gehörte ehemals den Gr. von Montfort, mehrere Edelleute hatten aber daselbst Lehen und Güter. Es gab auch ein adeliches Geschlecht, das sich von dem Orte schrieb. Hainricus miles de Oberhoven schenkte mit seiner Gattin dem Kloster Weissenau 26 M. S. Einen Hof hatte Luitgard von Essenhausen, die Schwester des Stifters von Weissenau, schon bei der Stiftung dem Kloster geschenkt; 1256 wurden die Lehengüter des von Raderach, 1291 die des Joh. von Rinkenburg dem Kloster überlassen; 1294 überläßt Ulrich v. Königsegg, im Namen seiner Bruderskinder, wegen des dem Kloster von seinem Bruder Bertold von Frohnhofen zugefügten Schadens, seine Güter daselbst. Weiter erwarb Weissenau 1355 den Zehnten, auf dessen Lehenschaft der Truchseß von Waldburg verzichtete; 1365 einen Hof von Ulrich Raster und 1437 von H. Summers Erben ihren Hof, welchen H. Summer mit 19 Leuten, dem Gericht und Bännen 1383 von Heinrich Vogt zu Summerau in Leutpolz erkauft hatte, wo ausdrücklich bemerkt wird, daß Gericht und Bänne mit dem halben Nutzen dem Gr. Heinrich von Montfort zustehen. 1449 endlich verkauft Ulr. Gr. von Montfort an Weissenau um 3382 Pfd. Heller sein Dorf O. mit allen Rechten, Gütern über der schwarzen Ach gelegen, mit Gericht, Zwing und Bännen, 2 Mühlen, Tafern, im Ganzen 19| Höfe und 1 Häusle zu O. Hofen, Furth, Tennenmoos und Schwärzach; den Rest der Güter mit den Leuten erhielt durch Kauf das Kloster Weissenau von Ruf v. Besserer in Ulm. 1/8 St. von O. Hofen, an der Straße, steht das Siechenhaus, welches ehedem bei der Kapelle zu U. Eschach gestanden und dermal als Armenhaus benutzt wird. S. U. Eschach. Es gab ein eigenes Weissenauisches Amt Oberhofen, welches die oben bei Weissenau bezeichneten unmittelbaren Orte umfaßte.
  • 22.) Ober-Sulgen, W. mit 38 Einw., Filial von Gornhofen, vormals Weingart. G. H. In einiger Entfernung liegt der dazu gehörige Hof Christus. O.-S. kommt schon in der Urkunde von 1090 unter den Stiftungs-Gütern des Kl. Weingarten vor; 1269 verkaufte Heinrich von Liebenau auch das Vogtrecht an das Kloster.
  • 23) Rahlen, H. mit 3 Einw., Filial von Weissenau. R. liegt sehr schön auf einer Anhöhe und war ein Lust-Schlößchen der Äbte von Weissenau, jetzt ist es k. Staatsdomäne, Pachtgut mit Brauerei. Seinen Namen erhielt es von einem Lehensbauern, Namens Rahl, der sich im Bauernaufruhr hervorthat; in ältern Zeiten hieß es Herwisreute, Herwigisreute, und ist eines der ersten Stiftungs-Güter des Kl. Weissenau. Das Schlößchen wurde von dem Abt Unold 1742 erbaut.
  • 24) Schwärzach, W. mit 39 Einw., Filial von Gornhofen; 9 H. gehörten vormals den von Hundbiß. S. auch Oberhofen.
  • 25) Strietach, H. mit 11 Einw., Filial von O. Eschach, vormals Weingartische G. H.
  • 26) Tennenmoos, W. an der Schwarzach mit 41 Einw., Filial von Gornhofen. Der Weiler theilt sich in Ober- und Unter-Tennenmoos, wovon jenes auch den Hof Bruggen begreift. Der Ort kam 1449 von den Gr. von Montfort an Weissenau (s. O. Hofen). Auf den diesseits der Schwarzach oder des Grenzbachs liegenden Höfen übte die Landvogtei hohe und niedere Gerichtsbarkeit, auf den jenseits der Ach gelegenen Höfen die Herrschaft Tettnang die hohe Gerichtsbarkeit, das Kloster Weissenau aber, kraft Vertrags mit den v. Montfort von 1329, die niedere Gerichtsbarkeit und das Besteuerungs-Recht aus. Wegen dieser Verhältnisse kamen die letztern Höfe auch erst 1810 mit Tettnang unter würtembergische Hoheit.
  • 27) Theuringer, H. mit 4 Einw., Filial von Weissenau.
  • 28) Torkenweiler, W. mit 67 Einw., Filial von E., mit einer Schildwirthschaft. 1241 verkaufte Conrad von Schmalneck an Weissenau villam Torquilare. Es scheint übrigens einst einen Edelmannssitz gehabt zu haben, da ein Ritter Werner von Dorchenwilare| ums J. 1160 ein Gut zu der Stiftung des Frauenklosters Marienthal bei Weissenau gab. Der Name rührt wohl von Torkel, Kelter her.
  • 29) Unter-Eschach, W. mit 125 Einw., an der Schwarzach, mit einer Schildwirthschaft und der St. Georgskapelle, deren Fonds mit dem Armenhaus in Oberhofen vereinigt ist. Die Höfe jenseits des Bachs standen unter Tettnangs Hoheit, s. Nr. 20 und 26.
  • 30) Vorder-Solbach, H. mit 4 Einw., Fil. von Gornh.
  • 31) Waidenhofen, W. von 2 H. mit 16 Einw., Fil. von O.-Eschach. Ein Stiftungsgut des Klosters Weissenau.
  • 32) Weiherstobel, W. mit 45 Einw., Fil. v. E. 1239 kaufte der Schenk Conrad v. Winterstetten das Gut W. um 33 M. S. von Friedrich von Löwenthal und schenkte es Weissenau.
  • 33) Weingartshof, W. mit 61 Einw., Fil. von Weissenau, an der Friedrichshafer Straße. Österreich hatte hier eine Zollstätte.

  1. Nach dem in St. Gallen liegenden Codex Traditionum Weissenaugiensium, wovon mir der Freiherr v. Laßberg zu Eppishausen eine mit eigener Hand und bewunderungswürdiger Genauigkeit und Zierlichkeit gemachte Abschrift mitzutheilen die Gefälligkeit hatte, hätte das Kloster schon 1118 seinen Anfang genommen. Nach dem geographischen Lexikon von Schwaben wäre sogar schon 990 eine dortige Einsiedelei in ein Kloster verwandelt worden. Allein die urkundlichen Nachrichten des Klosters enthalten nichts hierüber, und jener Codex selbst nimmt das Jahr 1145 als das Stiftungsjahr an.
  2. Auch oberhalb Ravensburg hieß ein Bezirk Au – noch jetzt die Kuppelau. Die alte Schreibart Owe verleitete den Weissenauer Chronisten zu ganz lächerlichen Bemerkungen. Ja wohl: O we! ruft er aus, denn der Ort war eine Wüste etc., und „O we“ könnte man auch sagen wegen der großen Armuth und wegen der übertriebenen Strenge der Prälaten.
  3. Schon vorher hatten auch der Gemahl Heinrich und sein Bruder Ortolf von Essenhausen Äcker zu Riwinsberg (Rimensberg bei Essenhausen) geschenkt.
  4. Nach dem oben erwähnten Codex hatte ein Ritter Gebizo (nicht der Stifter) das Gut Maisenthal von Ortolf von Bisenburg zu Lehen gehabt. S. auch Lachen und Furth.
  5. Außer den Welfen und den Hohenstaufen werden in den Weissenauer Traditionsbüchern die von Waldburg, Winterstetten, Schmalneck, Liebenau, Löwenthal, Summerau, Rinkenburg, Fronhofen etc. als Wohlthäter des Klosters gerühmt. Eines der ersten Stiftungsgüter war auch der Ort Bernloch auf der Alp, im Oberamte Münsingen, s. Würt. Jahrbücher, Jahrg. 1830, S. 413 u. ff.
  6. Nach den vorangegangenen Berechnungen wurde der reine Ertrag beider Abteien zu 78.900 fl. berechnet. Davon sollte Sternberg für sich 65.000 fl. erhalten, der Überschuß von 13.900 fl. aber als ewige Rente an Andere zu bezahlen haben. S. Oberamt Waldsee, S. 196 und 197.
  7. Es ist also unrichtig, wenn, wie dieß neuerlich in zwei Schriften geschehen ist, mit Berufung auf Urkunden behauptet wird, Graf Hartmann von Grüningen habe 1265 Gornhofen an Heinrich von Schmaleneck verkauft.
  8. Der Besitz war auf ihn nach der Urkunde durch Erbschaft gekommen, ohne Zweifel von dem Grafen von Veringen-Nellenburg. Zwar war nach der Weissenauer Chronik 1234 Gr. Hugo von Montfort im Besitze: aber 1172 war es Mangold von Nellenburg mit seinen Söhnen Mangold und Heinrich; ein neuer Beweis von der Verwandtschaft der beiden Häuser Grüningen-Landau und Veringen-Nellenburg.