Beschreibung des Oberamts Saulgau/Kapitel B 16

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16. Pfrungen,

ein kath. Pfarrdorf, das ehemals zur Commende Altshausen gehörte, an der südwestlichen Grenze des Oberamts und des Königreichs, 6 St. von Saulgau, mit 158 Einw., Hof-C.A. und F.V. Altshausen, C.A. Waldsee, F.A. Altdorf. Grundherr: die K. Hofkammer, den großen Zehnten bezieht 1/2 die Hofkammer, 1/2 das Großh. Baden und das Spital Überlingen; die Neubruchzehnten (bis 1806), den kleinen, den Heu-, Obst- und Blutzehnten von Geflügel die Pfarrey.

Pfrungen liegt an dem großen Pfrunger (Ostrach-) Ried, auf der Wasserscheide am Hange und Fuße einer grünen Bergwand, größtentheils von Badischem Gebiete umgeben. Es hat eine Pfarrkirche zum h. Sebastian, 2 Capellen vor dem Orte – St. Maria und St. Barbara, worin aber kein Gottesdienst mehr gehalten wird, 1 Mahlmühle und 1 Schildwirthschaft. Die Mühle liegt so, daß der Müller ihr Wasser nach Belieben in die Donau oder in den Rhein| (Bodensee) abfließen lassen kann. In die Pfarrey gehören die Fürstl. Fürstenbergischen, unter Badischer Oberhoheit stehenden, Orte Niederweiler, Tafern und der Birkhof, welche auch Schule und Gottesacker zu Pfrungen haben; bis 1825 waren auch die Fürstenbergischen Orte Egelreute, Gampenhof, Krombach und Ruschweiler nach Pfrungen eingepfärrt.

Pfrungen, in ältern Zeiten Pfruwangen, Pfrunwangen genannt, hatte ehemals seinen eigenen Adel. Der Bischof Rumold von Constanz (1051 bis 1069) gab dem Grafen Heinrich von Heiligenberg das Gut Pfrungen zu Lehen, das Meguizo von Pfruwangen, der Sohn Cunos, Nobilis viri de Pfruwangen, der Constanzer Kirche mit Vorbehalt des Patronatrechts geschenkt hatte. Heinrich übertrug sodann das Lehen wieder dem Benno von Spaichingen. Ein Streit zwischen diesem und dem jüngern Cuno von Pfruwangen wegen des Patronatsrechts wurde auf dem Concilium zu Constanz i. J. 1098 durch den Grafen Luithold von Achalm zu Gunsten Benno’s entschieden[1]. Übrigens gehörte Pfrungen zur Grafschaft Heiligenberg; die Grundherrschaft aber war mehrfach vertheilt und wechselte vielfältig. I. J. 1436 kaufte endlich die Commende Altshausen den Ort nebst Zugehör, d. h. Pfrungen, Ruschweiler, und den Burghof, jetzt Birkhof genannt, von Conrad Gremlich zu Zußdorf[2]. Einzelne Lehen und Gefälle blieben jedoch fortwährend in andern Händen. (S. S. 84.) Die hohe Obrigkeit und Gerichtsbarkeit wurde erst i. J. 1788 von Fürstenberg erkauft. S. S, 72.


  1. Chron. Peterhus. L. IV. §. 5. Neugart Episc. Const. p. 455.
  2. Nach dem Kaufbriefe hatte das Gotteshaus Petershausen jährlich 600 Gangfische von seinen Gütern zu liefern.