Beschreibung des Oberamts Waiblingen/Kapitel A 2
« Kapitel A 1 | Beschreibung des Oberamts Waiblingen | Kapitel A 3 » | |||
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
| |||||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Sämmtliche Thäler des Bezirkes gehören demnach zum Gebiete des Neckarthals, obwohl von diesem selbst nur eine kleine zwischen Aldingen und Hochberg gelegene, zu den Gemeinden Neckarrems und Hochberg gehörige Strecke von etwas über 3/4 Stunden hereinfällt. Das Neckarthal bildet hier eine anmuthige, etwas gekrümmte Erweiterung, die sanft gegen Westen ansteigt, aber auf der rechten Seite von ziemlich steilen Gehängen umsäumt wird; besonders romantisch ist der Kessel von Neckarrems, wo das hier verengte und von steilen Wänden umgebene Remsthal einmündet. Der Thalgrund ist meist von grünenden Wiesen, die Gehänge zur Rechten sind mit Weinbergen bepflanzt.
Das Remsthal bildet das Hauptthal des Bezirkes, nicht nur in so fern es seinen ganzen mittlern und untern Verlauf, eine Strecke von 41/2 Stunden, durch denselben nimmt und mehrere kleine Thäler aufnimmt, sondern auch weil es die meisten bedeutenden Ortschaften enthält und der Gegend wie den Bewohnern seinen besondern Stempel aufdrückt. In hohem Grade anmuthig und fruchtbar gleicht besonders die mittlere Partie desselben, die obere unseres Bezirkes, einem von fleißigen Menschen reichlich bevölkerten und bebauten Garten, der einerseits – gegen Westen – sich in ein weites Getreidefeld verliert, anderseits – gegen Nordosten – von weinumkränzten Berggehängen umsäumt wird, die verschiedene, ebenso fruchtbare Thalschluchten zwischen sich bergen, und in dessen Wiesengrund die Städte und Länder verbindende Hauptstraße sich hinschlängelt, welche einen lebhaften Verkehr zwischen dem Herzen des Landes und | dem obern Kocher- und Brenz-Gebiet nicht nur, sondern auch zwischen den Rheinlanden und dem bayrischen Ries und Oberfranken herstellt. Anders gestaltet sich das Thal unterhalb Waiblingen, von da an bis zu seiner Ausmündung. Hier verengt es sich auf einmal, schon oberhalb des Bades Neustadt, und zeigt die schroffen Wände, welche in der Regel den Muschelkalk charakterisiren; zugleich macht es, was bis hieher nicht der Fall war, vier größere Schlangenwindungen, in welche jedesmal kleine Schluchten einmünden. Der Wiesengrund ist hier zurückgedrängt; auf der rechten Thalseite reichen die Weinberge, auf der entgegengesetzten die Äcker und Gehölze bis in die Thalsohle herab. Die Erhebung des Thales über der Meeresfläche beträgt beim Eintritt der Rems in das Oberamt 700, in Waiblingen bei der untern Bürgermühle, unterhalb des Wehrs 691 nach Schüblers barometrischen Bestimmungen, bei der Ausmündung in das Neckarthal 622 Pariser Fuß (trigonometrischer Messung).Der Thalgrund, theils aus Geröllen, hauptsächlich aber aus gutem Quarzsand, zum Theil mit feinem Thon untermengt, bestehend, ist häufigen Überschwemmungen ausgesetzt, die hauptsächlich die Wiesen oberhalb Waiblingen bisweilen hart betreffen, und theils dem geringen Fall des Bettes, theils aber auch den vielen Krümmungen desselben zuzuschreiben sind.
Die Zuflüsse der Rems in unserm Bezirke sind sehr unbedeutend, und so sind es auch die Thäler. Von der linken Seite mündet bei Endersbach das Strümpfelbachthal aus, das sich übrigens schon unterhalb Strümpfelbach verflacht.
Der von Felbach und Rommelshausen sich gegen die Keimenmühle herabziehende Schüttelgraben kann kaum noch als ein unbedeutendes Rinnsal bezeichnet werden, das bei heftigen Regengüssen die Gewässer der hieher geneigten Ebene aufnimmt. Ähnliche Einschnitte und Rinnsale münden unterhalb Waiblingen, z. B. bei der Waldmühle und Hegnach ein.
| Von der rechten Seite münden aus:das Zehndbachthal, von den südwestlichen Gehängen bei Buoch mit mehreren Rinnsalen herkommend, gehört nur in seinem obersten Theil dem Bezirk an.
Das Gundelbachthal, westlich von der Buocher Höhe, ebenfalls mehrere Einschnitte vereinigend und unterhalb Grunbach auslaufend.
Das Heppachthal, oberhalb Korb mit mehreren Rinnsalen und Klingen beginnend und durch eine Hügelreihe von dem Remsthal getrennt, mit südlichem Verlauf, die Dörfer Korb, Steinreinach und Klein-Heppach enthaltend und bei Groß-Heppach ausmündend. Während die Gehänge von der rechten Seite sanft sind und sich zuletzt ganz verflachen, sind die zur Linken ziemlich steil abfallend und gesellen sich bei Korb und Steinreinach beträchtliche Schluchten zu, die vor der Hochfläche diesseits Buoch prallig abfallen und tief einschneiden.
Zwei kleinere und flächere Furchen, von Klein-Heppach herkommend, münden in und unterhalb Beinstein aus.
Das Ketzenbachthal verläuft von der Korber Höhe gegen Waiblingen herab.
Eine ähnliche Furche, durch welche die neue Straße nach Winnenden angelegt ist, mündet etwas tiefer in der Stadt Waiblingen aus.
Zwei kurze, aber tief einschneidende Schluchten münden unterhalb Neustadt, zwei andere bei und unterhalb Hohenacker aus.
Das Zipfelbachthal, nordöstlich von Buoch mit flacher Einfurchung beginnend, zwischen Breuningsweiler und Hahnweiler, erst nordöstlich, dann ostwärts verlaufend und hier das Thälchen von Hahnweiler aufnehmend, wendet sich gegen Winnenthal zu und erweitert sich in den Kessel von Winnenden, verlauft aber diesseits der Stadt, durch einen Hügelzug von dem Buchenbachthälchen geschieden, über Schwaickheim, Bittenfeld und Hochdorf, von der rechten Seite überall kleine Furchen und Rinnsale aufnehmend, westlich, um oberhalb Poppenweiler in das Neckarthal auszumünden. Der größere Theil des Thales ist von Winnenden an ziemlich flach, und nur auf der rechten Seite steigt ein sanft gewelltes Hügelland gegen Norden an, das bei Hochdorf etwas prallig abfällt.
Das Buchenbachthal, von den nördlichen Gehängen des Welzheimer Waldes bei Öschelbronn und jenseits Rettersburg mit mehreren Einschnitten und Schluchten beginnend, dann über | Oppelsbom und Ödernhardt westlich verlaufend, nimmt hier mehrere Einschnitte, die von der Buocher Höhe herablaufen, auf, richtet sich dann nördlich nach Bretzenacker und Birkmannsweiler, wo es in den Kessel von Winnenden ausweitet, verläuft sodann durch den nordöstlichen Theil der Stadt und verläßt zwischen Leutenbach und Weiler zum Stein den Bezirk, um bei Steinächle die Exklave von Kirschenhardthof eine kurze Strecke weit zu begrenzen und westlich von Burgstall, im Oberamt Marbach, in das Murrthal auszumünden. Der mittlere Verlauf des Thales ist bis unterhalb Winnenden ziemlich flach, der untere dagegen tief in den Muschelkalk eingeschnitten, so daß es daselbst von steilen Wandungen begrenzt wird.Von solchen befinden sich keine bemerkenswerthen in dem Bezirk.[1]
Die von Kohler[2] trigonometrisch bestimmten Punkte sind:
Par. Fuß. | |
Beinstein, Erdfläche an der Kirche | 691,0 |
Bittenfeld, Erdfläche an der Kirche | 756,7 |
Buoch, Erdfläche an der Kirche und am Pfarrhaus | 1558,4 |
Bürg, Erdfläche am Thurm | 1284,1 |
Endersbach, Erdfläche an der Kirche | 726,3 |
Groß-Heppach, Erdfläche an der Kirche | 709,0 |
Hegnach, Jägerhaus gegen die Landstraße | 901,3 |
Hochdorf, Erdfläche an der Kirche | 673,8 |
Hohenacker, Erdfläche an der Kirche | 856,3 |
Klein-Heppach, Erdfläche an der Kirche | 791,5 |
Klein-Heppach, Signal am Kopf | 1359,0 |
Korb, Erdfläche an der Kirche | 909,9 |
Neustadt, Erdfläche an der Kirche | 874,9 |
Neustadt, Sehrenberg, Signal | 1139,4 |
Schwaickheim, Erdfläche an der Kirche | 846,2 |
Steinreinach, Erdfläche an der Kirche | 939,2 |
Waiblingen, Erdfläche südlich am Pfarrkirchenthurm | 704,6 |
Waiblingen, Niveau der Rems am untern Thor | 672,9 |
Waiblingen, Erdfläche an der Post | 702,9 |
Winnenden, Erdfläche unter dem Wachthurm | 887,2 |
Winnenden, Erdfläche an der Kirche | 898,7 |
Die von Schübler barometrisch gemessenen Punkte sind:[3]
Buoch, Erdfläche am Pfarrhaus | 1557,0 |
Korb, Niveau des Sees im Dorfe | 895,0 |
Korb, am obern Ende des Dorfes bei den ersten Weinbergen | 959,0 |
Korber-Kopf, obere Grenze der besseren Weinberge | 1206,0 |
Waiblingen, Niveau der Rems unter dem Wehr der Bürgermühle | 691,0 |
Waiblingen, Erdfläche an der Post | 723,0 |
Winnenden, Niveau des Zipfelbaches unter der steinernen Brücke gegen Waiblingen |
852,0 |
Winnenden, Erdfläche an der Krone | 944,0 |
An gewöhnlichem Quell- und Trink-Wasser hat der Bezirk keinen Mangel und wo es an fließenden Quellen fehlt, da ersetzen Pumpbrunnen dieselben hinlänglich.
Von Mineralquellen führen wir folgende an:
1) Das Mineralwasser zu Neustadt; es quillt in der Nähe der Rems hervor, ist fast klar, farblos und erinnert durch den Geruch etwas an Schwefelwasserstoffgas, das sich aber durch die Analyse nicht nachweisen läßt. Es trübt sich etwas an der Luft und setzt Flocken von bräunlichgelber Farbe (Eisenoxydhydrat) ab, wobei der Geruch verschwindet. Es schmeckt erfrischend, schwach salzig, kaum zusammenziehend. Beim Erwärmen oder längeren Stehen in einem Glas perlt es ein wenig und gibt etwas freie Kohlensäure ab, wobei sich kohlensaurer Kalk absetzt.
Die festen Bestandtheile betragen nach C. G. Gmelin in einem Pfund klaren Wassers (zu 16 Unzen = 7680 Gran) 3,869 Gran, nämlich:
Chlor-Magnesium | 0,170 Grane |
Schwefelsaure Bittererde | 0,339 | „
Schwefelsaures Natron mit Spuren von schwefelsaurem Kali |
0,353 | „
Schwefelsauren Kalk | 0,456 | „
Kohlensaure Bittererde | 0,230 | „
Kohlensauren Kalk | 2,148 | „
Kieselsäure | 0,102 | „
Eisenoxyd | 0,044 | „
3,869 Grane. |
Die Temperatur der Quelle fand Rühlen bei 15° R. der Luft im Schatten = 11° R.; das specifische Gewicht des Wassers fand Gmelin bei +93/4° R. = 1,0005024.
Der scharf getrocknete Mineralschlamm aus der Quelle enthält nach demselben Chemiker in 2 Grammen:
|durch Wasser ausziehbare organische Materie (Extraktivstoff | 0,089 | |||
In Salzsäure löslich. | Einfach Schwefeleisen | 0,006 | ||
Eisenoxyd mit Spuren von Thonerde und Manganoxyd | 0,037 | |||
Kohlensauren Kalk | 0,059 | |||
Kohlensaure Bittererde | 0,038 | |||
In Salzsäure unlösliche Substanzen, Thon und Quarzsand. | Organische Materie (von harzartiger Beschaffenheit | 0,067 | ||
Kieselsäure | 0,796 | |||
Thonerde | 0,204 | |||
Eisenoxyd mit Spuren von Manganoxyd | 0,071 | |||
Bittererde mit Spuren von Kalk | 0,009 | |||
Quarzsand | 0,621 | |||
1,997 | ||||
Verlust | 0,003 | |||
2,000 | Grammen. |
Dieses Wasser wird sowohl zum Trinken als zu Bädern verwendet, der Schlamm dient zu Bädern. Die Bäder haben sich seit einer Reihe von Jahren in Krankheiten des Uterinsystemes und solchen, die auf allgemeiner Schwäche beruhen, bewährt, werden aber auch mit Nutzen gegen rheumatische, rhachitische und skrophulöse Leiden gebraucht.[4]
2. Die Mineralquelle bei Endersbach, in der Nähe der Rems entspringend, ist mit keiner Badanstalt verbunden und wird von den Bewohnern der Umgegend als Heilmittel in ähnlichen Fällen wie die Neustadter benutzt. Das Wasser ist klar, perlt wenig und scheint nach dem Geschmack und einigen chemischen Versuchen auch ähnliche Bestandtheile zu besitzen, wie es denn auch aus Muschelkalk entspringt; überdieß setzt es Eisenschlamm ab.[5]
3. Bei Beinstein ist eine ganz ähnliche Quelle, auf der rechten Seite der Rems, der Salzbrunnen genannt.
4. In Winnenden wurde in dem Hofe des Schönfärber | Hägele vor einer Reihe von Jahren ein Brunnen gegraben, welcher eisenhaltiges Wasser lieferte und eine Zeit lang zu Bädern benutzt wurde; da aber eine später mit dem Wasser vorgenommene chemische Analyse kein Eisen mehr zeigte, so wurde die Anstalt wieder aufgegeben. Eine vor etwa 12 Jahren, 1/2 Stunde nördlich von Winnenden in einer sumpfigen Wiese aufgefundene Ausmündung einer alten Wasserleitung, welche früher für den vormaligen in der Nähe befindlichen Fasanengarten gedient haben soll, lieferte ebenfalls einen Eisenschlammniederschlag, aber die angestellten Versuche, die eigentliche Quelle aufzufinden, schlugen fehl.Periodisch fließende Brunnen sind bei Hohenacker, Korb, Öschelbronn und Oppelsbom.
Sämmtliche Flüsse und Bäche des Bezirks ergießen sich theils unmittelbar, theils durch Vermittlung der Rems und Murr in den Neckar und gehören somit dessen Flußgebiet an.
Der Neckar selbst berührt den Bezirk oberhalb Neckarrems und begrenzt denselben gegen den Bezirk Ludwigsburg auf eine Strecke von etwas über 3/4 Stunden, bis er unterhalb Hochberg ganz in den letztern eintritt. Er hat hier einen langsamen Lauf, bildet einige sanfte Krümmungen und nimmt bei Neckarrems die Rems und oberhalb Poppenweiler den Zipfelbach auf. Der Fall des Neckars beträgt auf die Entfernung von 1,1 Stunde seines Laufes von dem Remseinfluß bis zur Mündung des Zipfelbachs nur 14 Fuß.
Die Rems empfängt von der rechten Seite schon vor ihrem Eintritt in den Bezirk, oberhalb Grunbach, den Zehendbach, der südöstlich von Buoch entspringt; tritt sodann oberhalb Groß-Heppach in den Bezirk ein und nimmt gleich bei ihrem Eintritt von der rechten Seite den Gundelsbach auf, welcher mit einer Quelle diesseits des Eichenhaus bei dem Immerich, mit einer andern hinter Gundelsbach | entspringt und vor seiner Einmündung auf eine kurze Strecke die natürliche Grenze gegen das Oberamt Schorndorf bildet, setzt dann ihren mit bedeutenden Schlangenwindungen versehenen Lauf, die gleiche Grenze bald fortsetzend bald verlassend, in unserm Bezirke bis nach Groß-Heppach fort, nimmt hier von der rechten Seite den theils nordwestlich, theils südwestlich vom Korber Kopf entspringenden Heppach auf. Unterhalb Groß-Heppach mündet rechts der von Beutelsbach herkommende Schweizerbach ein. Unterhalb Endersbach mündet von der linken Seite der Strümpfelbach, der bei Schanbach, Oberamts Canstatt entspringt, nachdem er oberhalb des Dorfes den von Stetten kommenden Haldenbach aufgenommen hat, und etwas weiter unten der von Rommelshausen herkommende Beibach ein. Nach einigen weitern Krümmungen gibt sie durch den Kanal der Keimenmühle den größten Theil ihres Gewässers für diese ab und setzt ihren ursprünglichen Lauf in der Richtung gegen Beinstein fort, um sich unterhalb der Mühle wieder mit dem Kanal zu verbinden, empfängt sodann von der linken Seite noch den auf einer Fläche der Felbacher Äcker entspringenden Bach des Schüttelgrabens, von der rechten einen kleinen oberhalb des Gaisbergs entspringenden Bach und windet sich nun durch den Wiesengrund Waiblingen zu. Oberhalb der Stadt nimmt sie den von der Anhöhe gegen Korb herkommenden Ketzenbach auf, umfließt sodann in mehrere Arme geschnitten und dadurch verschiedene Inseln bildend, im Südosten die Stadt und vereinigt unterhalb derselben ihre verschiedenen Arme wieder, um sich Neustadt zuzuwenden. Zwischen hier und Neustadt münden von beiden Seiten einige unbedeutende oft wasserleere Furchen ein, ebenso zwischen Neustadt und Hohenacker. Der einzige etwas bedeutendere Bach, von dem Erbacher Hof herkommend, mündet oberhalb Hegnach von der rechten Seite ein, ein anderer, der Hohenacker Bach, unterhalb dieses Dorfes. Zwischen Hegnach und Neckarrems setzt der Fluß seinen gekrümmten Lauf mit geringem Gefäll fort, nimmt | jenseits Hohenacker den vom Schwöllbrunnen herkommenden Bach auf und mündet sodann unterhalb Neckarrems, das er durchschneidet, in den hier mit einer Brücke versehenen Neckar ein.Das Bett der Rems ist sehr sandig, verflacht, das Wasser meist durch feinen Thonschlamm etwas getrübt. Würde dieselbe in regelmäßiger Kurve den Bezirk durchschneiden, so würde dieß die Wegstrecke von etwa 3 Stunden betragen, während ihre eigentliche Flußbahn gegen 6 Stunden beträgt. Diese vielfachen Krümmungen, verbunden mit dem geringen Gefäll, führen daher auch häufig genug Überschwemmungen des Thalgrundes herbei, welche namentlich bei und oberhalb Waiblingen nicht selten die Heuernte gefährden, bisweilen auch die Wiesen mit Sand überschütten, in andern Fällen aber freilich auch den Graswuchs durch Düngung befördern.
Der Fall der Rems beträgt:
Pariser Fuß.
| |
von Grunbach bis Waiblingen auf eine Wegstrecke von 3 Stunden | 40,6
|
von Waiblingen bis zum Neckar auf eine Wegstrecke von 3,1 Stunde | 50,9
|
Das Flußgebiet der Rems ist im Ganzen 101/4 Quadratmeilen groß, wovon jedoch der kleinste Theil unserm Bezirke angehört; die Wassermenge, welche dieselbe durchschnittlich im Jahr dem Neckar zuführt, beträgt nach Kohler[6] 96952/5 Millionen württemb. Eimer; sie steht daher unter den Neckarzuflüssen zwischen der Eyach und Fils mitten inne.
Der Zipfelbach führt die von den letzten Vorsprüngen und nordwestlichen Gehängen des Welzheimer Waldes kommenden Gewässer in eigenem selbstgewähltem Lauf dem Neckar zu. Er entspringt im Rücken der Buocher Höhe, südlich von Breuningsweiler, vereinigt sich unterhalb Hahnweiler mit einem im Rücken dieses Dorfes, nordöstlich vom Korber Kopf und unterhalb desselben entspringenden Bach, läuft sodann vielfach geschlängelt durch ein schönes Thälchen gegen Winnenthal zu, nimmt, dieses und die Stadt Winnenden zur | Rechten lassend, sodann einen westlichen Verlauf nach Schwaickheim, empfängt unterhalb der Rienzenhöfer Mühle einen kleinen, von den Bittenfelder Gehängen herkommenden Bach, von der rechten Seite und bei der Schnellenmühle den vom Böllenbodenhof herkommenden Bittenfelder Bach, fließt an Hochdorf vorbei, nimmt unterhalb des Dorfes noch ein anderes Bächlein, ebenfalls von der rechten Seite, auf und verläßt sodann den Bezirk, um nach verschiedenen Krümmungen oberhalb Poppenweiler sich in den Neckar zu ergießen.Der Buchenbach nimmt die Gewässer der östlich von Winnenden gelegenen Gehänge des Welzheimer Waldes, der sogenannten Bergle, auf. Er entspringt aus drei verschiedenen Quellen oberhalb Öschelbronn und Rettersburg an der Grenze des Oberamts Welzheim, erhält bei Oppelsbom zwei andere kleine Bäche, den Hambach und Gruppenbach und fließt dann unter verschiedenen Krümmungen nach Ödernhardt; unterhalb dieses Weilers fließt ein von Steinach herkommender, am nordöstlichen Gehänge der Buocher Höhe entspringender Bach demselben zu und nun wendet er sich über Bretzenacker und Birkmannsweiler der Stadt Winnenden zu, nachdem er noch zwei kleine Rinnsale, einen von Bürg herkommenden bei der Ruizenmühle, und einen andern, den Hertmannsweiler Bach, bei Winnenden aufgenommen hat. In der Stadt treibt er mehrere Mühlen und zertheilt sich daher hier auch in einen Mühl- und Ablauf-Kanal; ober- und unterhalb Leutenbach empfängt er von der rechten Seite zwei kleine namenlose Bächlein und verläßt dann diesseits Weiler zum Stein den Bezirk, um nach kurzem Verlauf durch den Bezirk Marbach bei Steinächle die Exklave Kirschenhardthof zu berühren, und sich unterhalb Burgstall in die Murr zu ergießen. Das Bett des Buchenbachs ist in dem obern Theil sandig und steinig, in dem untern mehr schlammig; das anfangs klare Wasser wird unterhalb Winnenden schon schmutzig trübe und hat in seinem weitern Verlauf durch den Muschelkalk keine Veranlassung sich wieder abzuklären.
Derselbe beträgt nach der Aufnahme vorn Jahr 1834 im Ganzen 3167/8 Morgen.
Die Luft des Bezirks ist im Allgemeinen gesund und frisch, besonders in den höher gelegenen Ortschaften. Nebel sind selten und treffen zumeist die an der Rems gelegenen Orte und den Thalbezirk um Oppelsbom. In Beziehung auf Nebeltage gehört Winnenden zu den am Meisten begünstigten Beobachtungsorten im Lande. Die Witterung ist oft schnellem Wechsel unterworfen und namentlich mehr als im Oberamt Backnang und Welzheim.
Da uns nur von Winnenden regelmäßige Witterungsbeobachtungen zu Gebot stehen, so theilen wir aus diesen, welche bei einer Meereshöhe von 898,7 Par. Fuß von Herrn Dr. Wunderlich daselbst angestellt wurden, das Wichtigste mit.
im Jahr | in Winnenden | in Stuttgart |
1836 | +7,85 | +7,95 |
1837 | +7,56 | +7,17 |
1838 | +7,48 | +7,00 |
1839 | +7,41 | +7,91 |
1840 | +7,86 | +7,21 |
1841 | +6,94 | +8,52 |
1842 | +7,86 | +7,88 |
1843 | +7,77 | +8,05 |
1844 | +6,51 | +7,49 |
1845 | +6,77 | +6,97 |
1846 | +8,25 | +9,15 |
Hieraus ergibt sich, daß die 11jährige Mitteltemperatur = 7,48, für Stuttgart in den gleichen Jahren 7,75° Reaum. beträgt, was eine Durchschnittsdifferenz von 0,27° ausmachte. Über die Vertheilung der Schnee-, Eis- und Sommer-Tage gibt folgende Tabelle Auskunft.
Letzter Frost. |
Erster Frost. |
Letzt. Schnee. |
Erst. Schnee. |
Schnee- tage. |
Eis- tage. |
Sommer- tage. | |
1836 | 11. Mai | 29. Oct. | 10. Mai | 28. Oct. | 38 | 64 | 45 |
1837 | 18. April | 27. Oct. | 17. April | 6. Nov. | 35 | 97 | 62 |
1838 | 12. Mai | 3. Oct. | 29. April | 15. Oct. | 42 | 110 | 65 |
1839 | 16. April | 25. Oct. | 25. April | 29. Oct. | 41 | 96 | 48 |
1840 | 12. April | 4. Oct. | 29. März | 20. Nov. | 45 | 124 | 37 |
1841 | 15. April | 22. Oct. | 3. März | 15. Nov. | 41 | 96 | 53 |
1842 | 11. Mai | 6. Oct. | 10. April | 3. Nov. | 34 | 135 | 74 |
1843 | 12. Mai | 30. Sept. | 24. April | 12. Oct. | 29 | 90 | 40 |
1844 | 9. April | 9. Oct. | 21. März | 24. Nov. | 43 | 125 | 23 |
1845 | 11. April | 31. Oct. | 23. März | 23. Nov. | 45 | 139 | 28 |
1846 | 30. April | 4. Nov. | 27. April | 30. Nov. | 30 | 84 | 76 |
1847 | 20. April | 28. Sept. | 18. April | 17. Nov. | 36 | 117 | 53 |
Daß übrigens in den Temperaturverhältnissen die höher gelegenen Ortschaften, wie z. B. Oppelsbom und in noch höherem Grade Buoch, gegen Winnenden etwas zurückstehen und sich dieses auch in der Blüthe- und Ernte-Zeit geltend macht, wird kaum erwähnt werden dürfen; gegen das Remsthal stehen hierin dieselben um 8–10, gegen Canstatt um etwa 14 Tage zurück.
|Dieselbe betrug auf 1 Par. Quadratfuß folgende Mengen in Cubikzollen:
im Jahr | in Winnenden | in Canstatt | in Stuttgart |
1841 | 2859 | – | 3247 |
1842 | 1993 | – | 2145 |
1843 | 4662 | – | 3414 |
1844 | 4336 | 3578 | 3470 |
1845 | 4672 | 4034 | 3817 |
1846 | 3893 | 3251 | 3258 |
1847 | 4284 | 3559 | 3368 |
Aus diesen Beobachtungen geht hervor, daß Winnenden in Bezug auf die daselbst fallende Regenmenge zu den mittleren Orten des Landes gehört, gleich Canstatt und Stuttgart, und daß es diese beiden Orte, wohl wegen der Nähe des Welzheimer Waldes und seiner etwas höheren Lage, in der Regel noch etwas übertrifft.
Die vorherrschende Windrichtung ist Ost, Süd, West und Südwest. Winnenden hatte
Ost. | Süd. | West. | Südwest. | Nordwest. | Nordost. | Südost. | Nord. | stürmisch. | |
1841 | 223 | 202 | 218 | 190 | 156 | 60 | 54 | 41 | 39 |
1842 | 262 | 101 | 165 | 186 | 71 | 188 | 53 | 69 | 36 |
1843 | 215 | 125 | 231 | 269 | 61 | 104 | 40 | 49 | 46 |
1844 | 152 | 133 | 245 | 216 | 84 | 121 | 46 | 101 | 37 |
1845 | 161 | 199 | 248 | 149 | 95 | 76 | 83 | 84 | 36 |
1846 | 149 | 157 | 192 | 186 | 125 | 105 | 62 | 116 | 27 |
1847 | 196 | 152 | 206 | 141 | 156 | 109 | 52 | 75 | 25 |
In der Zahl der stürmischen Tage aber steht Winnenden höher als alle Beobachtungsorte des Mittellandes, und kommt sogar noch über Hohenheim zu stehen.
Daß in den meisten Witterungsmittheilungen, die uns zu Gebot stehen, die Zusammenstellung über Barometerstände anderer Orte außer Stuttgart fehlen, so können wir nur folgende wenige mittheilen:
|Höchster Barometerstand | |||||
1845 | in | Winnenden | 27″ 11,48‴ | den | 22. März. |
„ |
„ |
Stuttgart | 28″ | 0,61‴„ |
22. März. |
1846 | „ |
Winnenden | 27″ 11,83‴ | „ |
9. Jan. |
„ |
„ |
Stuttgart | 28″ | 1,46‴„ |
9. Jan. |
1847 | „ |
Winnenden | 27″ | 9,59‴„ |
1. Nov. |
„ |
„ |
Stuttgart | 27″ 10,93‴ | „ |
2. Nov. |
Tiefster Barometerstand | mittlerer. | |||||
1845 | in | Winnenden | 26″ 3,50‴ | den | 23. Dec. | 27″ 3,68‴ |
„ |
„ |
Stuttgart | 26″ 5,26‴ | „ |
23. Dec. | 27″ 4,71‴ |
1846 | „ |
Winnenden | 26″ 4,85‴ | „ |
23. Dec. | 27″ 3,94‴ |
„ |
„ |
Stuttgart | 26″ 4,72‴ | „ |
23. Dec. | 27″ 4,56‴ |
1847 | „ |
Winnenden | 26″ 6,57‴ | „ |
2. April | 27″ 4,24‴ |
„ |
„ |
Stuttgart | 26″ 6,58‴ | „ |
2. April | 27″ 5,01‴ |
Hiernach würde sich der durchschnittliche Barometerstand dieser 3 Jahre für Winnenden auf 27″ 3,95‴, für Stuttgart aber auf 27″ 4,76‴ berechnen, wobei zu bemerken ist, daß die Höhe des Beobachtungsortes in Winnenden = 898,7′, die von Stuttgart = 831 Par. Fuß ist. Hiernach ist die Differenz = 0,59‴, während der Höhenunterschied der Beobachtungsorte = 67,7 Par. Fuß beträgt.
Gewitter wurden in Winnenden beobachtet:
1841 28, | erstes | den | 2. Mai, | letztes | den | 20. Nov. |
1842 37, | „ |
„ |
24. April, | „ |
„ |
19. Sept. |
1843 22, | „ |
„ |
4. April, | „ |
„ |
10. Sept. |
1844 33, | „ |
„ |
19. April, | „ |
„ |
17. Sept. |
1845 34, | „ |
„ |
8. April, | „ |
„ |
10. Oct. |
1846 44, | „ |
„ |
6. März, | „ |
„ |
20. Sept. |
1847 41, | „ |
„ |
24. März, | „ |
„ |
18. Oct. |
Die geognostischen Verhältnisse des Bezirkes sind sehr einfach. Sämmtliche tiefer gelegenen Theile bestehen aus Muschelkalk, die vorgeschobenen Vorhügel und einige höhere Flächen der Ebene aus Lettenkohle, die Berge und Hügel selbst aus Keuper, welchem nur auf den höchstgelegenen Stellen der untere Lias sich auflagert; fast überall sind diese Flötzgebilde von aufgeschwemmtem Land in unbedeutender Mächtigkeit bedeckt. Vulkanische und ältere Gesteine fehlen völlig.
Der Muschelkalk bildet die Grundlage aller übrigen Gesteine; er erscheint zuerst in der Thalsohle bei Groß-Heppach, tritt bei Beinstein mit einer ziemlich mächtigen Dolomitbank auf und ist durch das ganze Remsthal von Waiblingen an abwärts sehr schön aufgeschlossen. Die obern, theils thonigen, theils dolomitischen Bänke erstrecken sich längs der neuen Straße gegen Winnenden fast bis auf das Plateau, am Fuß des Hohenreusches hinauf, so daß die Formation hier zu einer Mächtigkeit von wenigstens 200′ aufgeschlossen erscheint. Sämmtliche hier zu Tag stehenden Bänke gehören den mittleren und oberen Schichten an. Diese bestehen in thonigen, meist zerreiblichen Dolomiten, mit sparsamen Steinkernen von Myophoria vulgaris, Goldfussii, Myacites musculoides u. dgl.; jene aus rauchgrauen, deutlich geschichteten, stark zerklüfteten Kalksteinen, von körnigem, in’s Dichte verlaufendem Gefüge, | von thonreichen Zwischenschichten durchsetzt, und sind nicht selten mit eingesprengtem Quarz verunreinigt, der auch an mehreren Stellen das Versteinerungsmittel mancher Petrefakte bildet. Von Versteinerungen finden sich darin nur die allergewöhnlichsten der Formation, nämlich: Terebratula vulgaris v. Schl., Gervillia socialis Goldf., Lima striata, Pecten laevigatus, Myophoria vulgaris. Ammonites nodosus und Nautilus bidorsatus sind sehr selten, und von Encrinites liliiformis trifft man bloß Stielglieder. In dem Becken von Winnenden erscheint der Muschelkalk zuerst in der Thalsohle bei der Stadt Winnenden und setzt sich fort bis zum Ausfluß des Zipfelbachs in den Neckar und des Buchenbaches in die Murr, überall nur in den Thälern und ihren nächsten Gehängen aufgeschlossen. Die obersten Schichten des Muschelkalks (thonige Dolomite) liefern zum Theil einen guten hydraulischen Kalk, die übrigen werden zu Kalkmörtel und zum Straßenbeschlag verwendet.Die Keuperformation ist nach der vorigen die am Meisten verbreitete und bildet hauptsächlich die Hügel- und Berg-Partien des Bezirks, denen sie auch ihr Gepräge überall aufdrückt. Das unterste Glied derselben, die Lettenkohle, bildet in der Regel die sanften Anhöhen und Hügelzüge, welche auf dem Muschelkalkplateau des ganzen untern Bezirks aufruhen, sowie die Vorhügel des gebirgigen Theils. Sie besteht aus bläulichgrauen und gelblichen Thon- und Kalk-Mergeln, die zusammen bisweilen eine Mächtigkeit von 30–50 Fuß erreichen und an manchen Stellen unregelmäßige Einlagerungen von Sandsteinen einschließen. Von Versteinerungen trifft man nur selten Steinkerne des Myacites musculoides und einiger Myophorien, sowie Lingula tenuissima, welche als bezeichnend für die Lettenkohle betrachtet werden kann. Über den blauen Kalkmergeln folgen in der Regel die buntgefärbten Thonmergel des Keupers, welche in ihren untern Schichten nicht selten isolirte Gypsflötze, weiter nach oben aber ebenfalls unregelmäßig vorkommende Sandsteinbänke einschließen. | Die schönsten Gypse, von rother Farbe, finden sich in der Nähe unseres Bezirks bei Beutelsbach, andere von weißer Farbe am Fuße des Hohenreusches gegen Korb und Hohenacker, bei Großheppach u. s. w.; am Erbachhof bei Neustadt wird derselbe ausgebeutet.
Der Schilfsandstein ist in sehr schönen Bänken am Korber Kopf und auf dem Hohreusch an der alten Straße von Waiblingen nach Winnenden entblöst und wird dort seit einer Reihe von Jahren für Bauzwecke ausgebeutet; es ist ein gelblich- oder grünlichgrauer, selten bläulicher feinkörniger Sandstein, mit thonigem Bindemittel, der vortreffliche Werksteine liefert und außer den gewöhnlichen Kalamiten (Cal. arenaceus Jaeg.) und Schachtelhalmen (Equiset. columnare), auch einige Farrenkräuter und Cykadeen (Pterophyllum Jaegeri Brongn.), sowie eine kleine Zahl höchst interessanter fossiler Früchte, die vielleicht Nadelhölzern angehören, geliefert hat.
Die bunten Mergel selbst, meist von braunrother Farbe, sind unter allen Keupergesteinen am Meisten entwickelt und verleihen den Gehängen meist jene sanften, gerundeten Formen, dem Boden aber die rothe Farbe, welche uns überall in ihrem Gebiet entgegentreten; die untern Schichten derselben sind indeß gerade in unserm Bezirk nicht selten bläulichgrau und bilden so unmerkliche Übergänge in die Lettenkohlenmergel.
Der grobkörnige Keupersandstein oder Stubensandstein nimmt die obere Region der Keuperformation ein und ist das regelmäßigste Sandsteingebilde derselben, welches fast nirgends fehlt. Er bildet die oberen Gehänge der verschiedenen Vorsprünge und Ausläufer des Welzheimer Waldes und deren oberen Einfurchungen, und tritt, wie in den übrigen Theilen dieser ausgedehnten Hochfläche, in zwei Hauptabänderungen auf: einer unteren, festen, mit kalkigem Bindemittel, und einer obern weichern, mit weißem thonigem Bindemittel. Jener ist besonders schön aufgeschlossen am Waldsaume zwischen Hertmannsweiler | und Bürg und enthält hier zahlreiche Trümmer versteinerter Holzstämme von weißer und schwärzlicher Farbe, welche Nadelhölzern anzugehören scheinen; – obgleich grobkörnig, ist er so fest und hart, daß er zum Straßenbau verwendet wird. Die thonigen oberen Bänke sind hauptsächlich um Oppelsbom und Breuningsweiler, sowie oberhalb Steinreinach und Korb aufgeschlossen und werden da und dort als Werksteine und zu Weinbergsmauern gebraucht, oder, wo sie sehr weich sind, wie auf dem Hörnleskopf bei Waiblingen und hinter Endersbach, zu Fegsand zerklopft und verkauft.Die Liasformation erscheint nur in schwachen Schichten auf den höchsten Punkten des Bezirks, z. B. bei Buoch und hinter Oppelsbom, bei Stöckenhof u. s. w. Es ist ein feinkörniger, plattenförmig abgesonderter, durch Eisenoxydhydrat schmutzig gelb gefärbter, bald thoniger, bald kalkiger Sandstein, der das unterste Glied des Lias bildet und an einigen Stellen Bänke von blaugrauem Liaskalk einschließt, worin Gryphiten (Gryphaea arcuata), Kamm- und Feilen-Muscheln (Lima gigantea und Pecten glaber) gefunden wurden.
Das ältere Schwemmland erscheint in unserm Bezirk hauptsächlich als Lehm, welcher nicht allein in der Ebene und deren Vertiefungen fast die ganze Oberfläche einnimmt und hier oft bedeutende Ablagerungen bildet, sondern an einigen Stellen auch ziemlich hoch hinansteigt. In der Nähe von Waiblingen, besonders thalaufwärts, sowie bei Beinstein enthält er nicht selten wohlerhaltene Überreste von Mammuth[7] (Elephas primigenius), Nashorn (Rhinoceros tichorrhynus) und Pferd; in der Ebene fehlen darin selten die charakteristischen Kalkmergelknauer und kleinen Diluvialschnecken: Succinea oblonga, Helix hispida Var. diluvii etc.
| Das jüngere Schwemmland ist besonders wegen der großen Menge Sandes bemerkenswerth, welche die Rems alljährlich thalabwärts führt, so daß das Ausschöpfen desselben zum Behufe der Mörtelbereitung einen eigenen Erwerbszweig für Waiblingen bildet (s. Ortsbeschreibung). Die Beschaffenheit der Damm- und Acker-Erde wird bei dem Abschnitt „Boden“ ihre Erledigung finden. An gutem Töpferthon ist nirgends Mangel, feuerfester Thon findet sich im Waiblinger Wald; eine Torfgrube bei Winnenden, welche aber kein gutes Brennmaterial liefert.Von eigentlichen Mineralien können wir nur folgende aufzählen:
Gemeiner Quarz, milchweiß, in sechsseitigen Pyramiden und Säulen, oft an beiden Enden auskrystallisirt, findet sich in Spalten des Muschelkalks bei Waiblingen.
Kalzedon, weiß und bläulich, eingesprengt, gleichfalls im Muschelkalk.
Kalkspath, in ungleich kantigen, sechsseitigen Doppelpyramiden (Skalenoedern), in Klüften des Muschelkalks.
Gyps, blättrig, faserig u. s. w., hinter Klein-Heppach und Korb.
Zinkblende, gelbbraun, blättrig, als Seltenheit im Muschelkalk eingewachsen.
Pechkohle in Trümmern, dem Stubensandstein eingewachsen, hinter Hertmannsweiler.
Die Flora des Bezirkes ist die des württembergischen Mittellandes überhaupt: in den bewaldeten Gehängen steigen die Bergpflanzen herab und vermischen sich mit denen der Niederungen.
a) Bäume. Die Wälder sind meist gemischt, so zwar, daß bald das Laubholz, bald die Nadelbäume stellenweise vorherrschen. Unter den Laubbäumen nimmt die Rothbuche | den ersten Rang ein, dann folgt die Stein- und Stiel-Eiche (Quercus Robur et pedunculata), außerdem findet sich die Weißbirke und Hainbuche (Carpinus Betulus), zuweilen mit der Zitterpappel oder Espe und Saalweide (Salix Caprea) untermengt; ebenso der Maßholder (Acer campestre), der weiße Ahorn (Acer pseudoplatanus), der Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia), die Mehlbirne (Pyrus aria), die Linde, der wilde Birn- und Apfel-Baum. Die Nadelhölzer beschränken sich meist auf die Rothtanne oder Fichte und die Föhre, und selten trifft man die Weißtanne und Lerche. Im Jahr 1846 wurde im Winnender Stadtwald eine Eiche gefällt, deren Stamm 4′ über dem Boden 22′ im Umfang hatte.Unter den angebauten Bäumen sind die vielen Kirschbäume auf der Buocher Höhe zu erwähnen, deren Früchte einen nicht unbeträchtlichen Handelsartikel abgeben. Von Kernobst werden hauptsächlich die gewöhnlichen zur Mostbereitung und zum Hausgebrauch dienenden Sorten, seltener feines Tafelobst gezogen.
b) Sträucher. Außer den gewöhnlichen Wald- und Hecken-Sträuchern des Unterlandes finden sich: die Berberitze (Berberis vulgaris), der Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), die Stachelbeere (Ribes grossularia), die Waldrebe (Clematis vitalba), der Färbeginster, Pfeil- und Stechginster (Genista tinctoria, sagittalis, germanica), das rundblättrige und überhängende Wintergrün (Pyrola rotundifolia, secunda), sowie die Brombeer-, Himbeer- und Heidelbeer-Sträucher.
Von Arznei- und Gift-Pflanzen finden sich: die Haselwurz (Asarum europaeum), der Aaron (Arum maculatum), Bitterklee (Menyanthes trifoliata), Waldmeister (Asperula odorata), Tausendguldenkraut (Erythraea centaurium et ramosissima), Judenkirsche (Physalis Alkekengi), Baldrian (Valeriana officinalis), Eberswurz (Carlina acaulis), Zaunrübe (Bryonia dioica), Hauhechel (Ononis spinosa), Seidelbast (Daphne Mezereum), Bittersüß (Solanum | Dulcamara), Stechapfel (Datura Stramonium), Tollkirsche (Atropa Belladonna), Fleckenschierling (Conium maculatum), Bilsenkraut (Hyoscyamus niger).Von andern bemerkenswerthen Kräutern: Die Spurre (Holosteum umbellatum), auf Äckern der Ebene; Schafskabiose (Jasione montana) und feinblättriger Lein (Linum tenuifolium) auf dem Klein-Hegnacher Kopf; Sanikel (Sanicula europaea), Steinbrech (Saxifraga granulata), Garten- und stolze Nelke (Dianthus armeria, superbus), mehrere Johanniskräuter (Hypericum pulchrum, humifusum, montanum, hirsutum), die großblüthige Maiblume (Convallaria polygonatum) in den Wäldern auf der Höhe; die schirmblüthige Vogelmilch (Ornithogalum umbellatum) bei Groß-Heppach; die zweiblättrige Meerzwiebel (Scilla bifolia) bei Hegnach; das nachtblühende Leimkraut (Silene noctiflora) bei Groß-Heppach; die gelbe Seerose (Nymphaea lutea) bei Neustadt; der vielblumige, haarige, und Gifthahnenfuß (Ranunculus polyanthemos, lanuginosus, sceleratus), die Feldmünze (Calamintha officinalis), gelber Augentrost (Euphrasia lutea), Sumpfläusekraut (Pedicularis palustris), Ackerleinkraut (Linaria spuria), rothblühendes Leinkraut (Antirrhinum orontium), gelber und Alpenklee (Trifolium ochroleucum, alpestre), sämmtlich bei Groß-Heppach; der rothe Bergklee (Trif. rubens), die niedrige Distel (Cirsium acaule) bei Buoch; die gelbe Flockenblume (Centaurea solstitialis) bei Neckarrems; mehrere Knabenkräuter (Ophrys ovata, Orchis bifolia, conopsea, morio, maculata) bei Groß-Heppach und in den Bergwäldern.
Von Säugethieren finden sich Hirsche und Rehe nur noch als Seltenheit, etwas häufiger Hasen; Dachse, Füchse, Iltis, Haus- und Baum-Marder, großes und kleines Wiesel sparsam; Eichhörnchen nicht selten, Fischotter und wilde Katzen selten.
| An Vögeln[8] ist der Bezirk ziemlich reich; von Tagraubvögeln finden sich der gemeine oder Wanderfalk (Falco communis), der Taubenstößer oder Habicht (F. palumbarius), der Sperber (F. Nisus), Gabelweihe (F. Milvus), Bussard (F. buteo), der Rothfalk oder Stoßweihe (F. rufus) und Thurmfalk (F. tinnunculus); von Nachtraubvögeln hat sich der Uhu (Strix bubo) schon bisweilen auf der Höhe von Buoch eingefunden; häufiger sind die mittlere Ohreule (S. otus), die gemeine Nachteule (S. Aluco), der Nachtkauz (S. noctua) und die Schleiereule (S. flammea). Von krähenartigen Vögeln trifft man am Seltensten den Tannenheher (Corvus caryocatactes), häufiger den Eichel- oder gemeinen Heher (C. glandarius), die Elster, Dohle, Nebelkrähe und den kleinen Raben, bisweilen auch den großen Waldraben (C. corax). An Singvögeln ist der Bezirk ziemlich reich und es finden sich: die Baum-, Feld- und Hauben-Lerche; die Gold- und Garten-Ammer; der Berg- und Haus-Sperling, Grünling, Hänfling, Distelfink, Buchfink, Flachsfink, Zeisig; der Gimpel (Loxia pyrrhula), Kreuzschnabel (L. curvirostra), Kernbeißer (L. coccothraustes); die Kohl-, Blau-, Hauben-, Schwanz- und Sumpf-Meise; die Goldamsel (Oriolus galbula); der Seidenschwanz (Ampelis garrula), in manchen Jahren in großen Zügen; der Staar, die Wasseramsel (Cinclus aquaticus), die weiße, graue und gelbe Bachstelze; die Amsel, Singdrossel, Misteldrossel, der Krammetsvogel; der Zaunkönig, das Goldhähnchen, die Nachtigall, der Wald- und Garten-Laubvogel (Sylvia sibilatrix, hypolais), die Grasmücke (S. curruca), die Dorngrasmücke (S. cinerea), das Blaukehlchen (S. suecica), Rothkehlchen (S. rubecula), Rothschwänzchen (S. phoenicurus), der Schwarzkopf (S. atricapilla), der Steinschmäzer (Saxicola oenanthe); der schwarze und graue Fliegenschnapper (Muscicapa atricapilla, grisola); der rothköpfige | und große Würger (Lanius rufus, excubitor), der Neuntödter (L. collurio); die Haus-, Rauch- und Ufer-Schwalbe, der Ziegenmelker, Eisvogel, Wiedehopf. Von Klettervögeln: der Kukuk, Baum- und Mauer-Läufer, Blauspecht, Grün-, Schwarz- und mittlerer Bunt-Specht; von hühnerartigen Vögeln die Turtel- und Waldtaube (Columba turtur, oenas); die Wachtel und das Feldhuhn; von Sumpfvögeln der graue Reiher, die Wasserralle, der Kiebitz, Wachtelkönig, die Schnepfe; von Schwimmvögeln: das Wasserhuhn (Fulica atra), die dreizehige Möve, die wilde Gans, die wilde und Kriek-Ente (Anas boschas et crecca).Von Fischen führt die Rems hauptsächlich Weißfische (Cyprinus nasus), Schuppfische (C. cephalus), Barben und Aale, seltener Barsche, Karpfen und Hechte, am Seltensten Forellen, welche dagegen in den kleinen Bächen, zum Theil neben den Grundeln, häufiger sind.
Krebse sind nicht selten und werden, hauptsächlich in den Bächen, oft von bedeutender Größe gefangen.
- ↑ Nach einer Mittheilung von Herrn E. Kayser in Hegnach befindet sich in dem auf Hegnacher Markung liegenden Hardtwaldtheil ein trichterförmiger Erdfall, die sogenannte „Hölle,“ der oben einen Durchmesser von 40–60′ und eine Tiefe von 30–40′ hat; wie tief aber die Trichterröhre hinabgeht, ist unbekannt. In der Nähe finden sich Vertiefungen, welche das in einer schmalen Klinge (Muschelkalk) herabfließende Regenwasser aufnehmen und unter dem Boden, wahrscheinlich in die Rems, fortleiten.
- ↑ Memminger Beschreibung von Württemberg. 3. Aufl. 1841. S. 838.
- ↑ Württ. Jahrbücher 1832. S. 240.
- ↑ S. J. G. Ege über das Mineralwasser zu Neustadt bei Waiblingen. Inaug. Diss. u. d. Präs. von Chr. G. Gmelin. Tüb. 1839.
- ↑ S. übrigens unten die Ortsbeschreibung.
- ↑ Memminger, Beschreibung von Württemberg, 3te Aufl. Beil. C.
- ↑ Schon um 1585 wurden auch bei Hertmannsweiler „Riesengebeine“ gefunden und in die Kunstkammer abgegeben. (Pistorius descr. Winnend.)
- ↑ Nach gütigen Mittheilungen des Herrn Apotheker Marggraff sen. in Waiblingen.
« Kapitel A 1 | Beschreibung des Oberamts Waiblingen | Kapitel A 3 » | |||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|