Beschreibung des Oberamts Waiblingen/Kapitel B 3
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liegt auf der rechten Seite des Remsthales, am westlichen Eingang in dasselbe, zunächst der Rems, 3/4 Stunden südöstlich von Waiblingen, südlich und südwestlich an das Oberamt Canstatt grenzend. Der Ort gehört in die II. Classe der Gemeinden, ist reichlich mit Wasser versehen, gesund und fruchtbar. Jedoch leiden Weinberge und Obstgärten wegen ihrer niedern Lage leicht Schaden durch Frühlingsfrost. Durch einen zunächst beim Orte 1825/26 vorgenommenen Durchstich der Rems wurde der Fluß etwas davon entfernt, in dessen Folge nicht nur die Überschwemmungen weniger häufig und gefährlich, sondern auch die Fröste etwas seltener geworden sind. Zugleich wurde vom Staat die Straße neu angelegt und eine neue steinerne Brücke erbaut, wozu der Staat 4000 fl. und die Hofkammer 2000 fl. gaben.
Beinstein ist ganz der Länge nach gebaut und zählt 167 zum Theil ansehnliche Haupt- und 72 Neben-Gebäude.
Die Kirche, im Jahr 1450, deren Chor im Jahr 1454 erbaut, liegt an der äußersten westlichen Spitze des Ortes. Der massive Thurm hat ein auffallend hohes spitziges Dach. Die Kirche, unverhältnißmäßig klein dagegen, ist in gutem Zustand und Eigenthum der Stiftungspflege; diese hat alle Unterhaltungskosten unter, die Gemeindekasse alle über 10 fl. zu bestreiten. Die Emporkirche wurde 1835 erweitert, wozu H. Jon. Deininger in Reading in Pennsylvanien, ein Beinsteiner, 300 fl. stiftete. Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche her. Das gut erhaltene Pfarrhaus wurde 1745 neu erbaut und ist von der Hofdomainenkammer zu erhalten. Das Rathhaus hat die Jahreszahl 1582. Das Schulhaus bauten 1813 die Ortskassen. Beinstein war die erste Gemeinde, welche (1837) ein Gemeindewaschhaus mit Backofen errichtete.
Die Einwohner (1792 – 770) sind sehr geordnet und arbeitsam, haben aber meist ein nur bescheidenes Auskommen. Doch kam in den 5 Jahren 1831/36 kein Gant, kein Exceß und nur ein Diebstahl vor. Die Markung enthält 455/8 Morgen Gärten, 9847/8 Morgen Äcker, 2852/8 Morgen Wiesen, 1745/8 Morgen Weinberge; die Größe des Baufeldes steht also zur Einwohnerzahl unter dem Durchschnitt des Bezirkes. Die Bodencultur ist unter theilweiser Betreibung freier Wirthschaft auf einen sehr hohen Grad gediehen. Der Schwerz’sche Pflug findet seit 9 Jahren immer mehr Eingang. Sommergerste wird häufig gebaut. Zur Erntezeit kommen auswärtige Schnitter. Flachs wird auf Äckern gebaut; er ist nicht sehr fein, aber von vorzüglicher Güte. Auch etwas Reps wird gebaut. Der Weinbau, der viel durch Frühlingsfrost leidet, ist nicht Haupterwerb. Von 1813 bis 1825 war hier kein Herbst; 1817 und 1822 ging nur Ein Baum. Der „gute rothe Wein“ des Ortes wurde 1575 und 1605 namentlich gelobt, und daß noch 1687 viele Klevner hier gebaut worden, ist erwiesen. Die besten Lagen sind Kirchhalden und Wannen. Ein Morgen Acker wird zu 400 fl., | Wiese oder Weinberg zu 300 fl. durchschnittlich verkauft. Die Brache ist meist vollständig eingebaut; auch wird viel Obst erzeugt, wenn es geräth. Deßgleichen werden viele Kalksteine gebrochen und theilweise auswärts verkauft. Etwas Schweinzucht. Einiges Getreide kann verkauft werden. Von den Gewerben verdienen nur die 10 Weber und 2 Blättersetzer Erwähnung.Die Einnahmen der Gemeinde sind nicht groß, daher eine Umlage von 1555 fl. nöthig ist. Sie besitzt 210 Morgen Laub- und Nadel-Wald, der in gutem Zustand ist. Das Vermögen der Stiftungspflege ist 3700 fl.
Zur Pfarrei gehört nur noch die Keimenmühle. Das Patronat stand von jeher den Regenten Württembergs zu. An der Schule stehen ein Schulmeister und ein Unterlehrer. Winters ist eine Industrieschule im Gange.
Beinstein hat im Dorf und Feld viele Brunnen mit gutem und reichlichem Wasser. Der im obern Wiesenthale gelegenen Mineralquelle ist S. 11 gedacht.
Die Keimenmühle, auch, aber unrichtig, Geheimenmühle, liegt 1/8 Stunde südlich von Beinstein. Sie kommt als Kymenmühle (wohl von einem frühesten Besitzer, Kymo, so genannt) schon im Jahr 1442 mit einem Müller Konrad vor und ist jetzt Eigenthum der Hofdomainenkammer und verpachtet. Es gehören dazu 91/2 Morgen Güter und das Fischereirecht in einem gewissen Theile der Rems. Dieses Gut ist älteres Eigenthum der Hofdomainenkammer oder Kammerschreiberei, welche dasselbe zur Hälfte 1688 von der Gemeinde Beinstein für 2000 fl. und zur andern Hälfte 1690 von dem Burgvogt Georg Raab für 1642 fl. erworben und der Schloßverwaltung Winnenthal zur Verwaltung übergeben hat.
Die älteste Schreibung des Orte ist Beinstein (1086), Bayenstein (1399). – Ein thurmartiges Gebäude mit der Inschrift: CLODIVS HOC FECIT VXORI SVAE, welches hier gestanden hatte und nach freilich sehr jungen Nachrichten um 1311 in den Unglücksjahren Graf Eberhards des Erlauchten zerstört worden seyn soll, ist schon S. 89 und 90 gedacht; auch bereits erwähnt, daß hievon der Ortsname abgeleitet werden wollte. Die erste urkundliche Nennung des Ortes, eines ursprünglichen Reichsgutes, fällt ins Jahr 1086, als K. Heinrich IV. ausgedehnte Güter (26 Mansus), welche wohl mit dem Kammergut in Waiblingen in Verbindung standen, an das Hochstift Speier vergabte (in villa N. Beinstein. Wirt. Urk. Buch 1, 286). Wie es bei Waiblingen der Fall zu seyn scheint, so mag Württemberg in Beinstein in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts in den ehemaligen Reichsbesitz eingetreten | seyn. – Die Erinnerung an früher speierischen Besitz, vielleicht auch der Besitz selbst, hat sich in Beinstein noch länger erhalten, als dieß bei Waiblingen geschah; noch im Jahr 1417 verkauften Heinrich und Hans von Iberg an Werner Keßler, württemberg. Schreiber, 3 Pf. Heller Geld und 1 Scheffel Korngülten aus den stiftspeirischen Gütern in Beinstein für 70 fl. rhein.; im Jahr 1454 ist von ehemaligen Bezügen des Stiftes Speier die Rede (Gabelk.).In einer Eßlinger Spitalurkunde von 1304 werden hiesige Äcker als am „Burgweg“ gelegen bezeichnet, wonach eine Burg allhier gestanden zu haben scheint. Mit Zehnten im Beinsteiner Feld belehnte Württemberg im Jahr 1369 Hans Vetzer von Gmünd.
Was die hiesige Kirche betrifft, so versprachen im Jahr 1426 die Statthalter der Herrschaft Württemberg, solche nach Ableben des damaligen Pfarrherrn an Johann von Stein von Arneck, welchem sie von Graf Eberhard dem Milden, † 1417, verschrieben worden war, zu übergeben (Gabelk.) Graf Ulrich von Württemberg überließ im Jahr 1466 die damals zur Pfarrei Waiblingen gehörige Kirche und Caplanei dem Stift Stuttgart, worauf sie im Jahr 1472 von Waiblingen getrennt und den 16. März d. J. durch Bischof Hermann von Constanz dem Stifte einverleibt wurde, welches denn auch 1482 dem Grafen Eberhard dem jüngern den Wein- und Korn-Zehnten sammt Kelter für 2630 fl. abkaufte. Die Einverleibung dauerte aber nur kurz; schon vor dem Interim war ein eigener Pfarrer hier. Im Jahr 1494 wurde eine Caplanei gestiftet. Im Jahr 1502 ist von der St. Bernhardscapelle im Dorf die Rede.
In Beinstein bestand auch ein kleines Nonnenkloster Barfüßer-Ordens, welches in Urkunden von 1355 und 1357 erwähnt wird.
Von fremden Klöstern und Spitälern hatten allhier Besitzungen: Kloster Weil, welches 1280 Einkünfte geschenkt erhielt; Kloster Kaisersheim, welches 1468 hiesige Güter für 11 Pf. Heller veräußerte, aber noch 1622 und später hier einen Hof und Gefälle hatte, ferner das Spital Eßlingen, welches schon 1304 einen Hof besaß und 1351 Gülten erkaufte. Auch die Caplanei Klein-Heppach besaß ein Lehen, ebenso (1568) das Stift Backnang den Fronhof und 5 Lehen. Im Übrigen war die Herrschaft Grundherr, welche 1494 3 Höfe, 9 Lehen und sonstige Grundrechte besaß.
Beinstein, das vor der Nördlinger Schlacht 130 Bürger hatte, zählte 1638 nur 16 Bürger. Am 25. Juli 1796 wurde es von den Franzosen geplündert. Im September 1799 riß eine Rindviehseuche in fast allen Ställen ein.
- ↑ Als Hilfsmittel ist das schon oben erwähnte Memorabilienbuch über Beinstein von dem vorm. Herrn Pfarrer Wolff zu erwähnen.
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