Beschreibung des Oberamts Weinsberg/Kapitel B 30

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Waldbach,


Gemeinde III. Cl. mit 746 evang. Einw. und 3 nach Wimmenthal eingepfarrten Katholiken. Evang. Pfarrei mit den Filialen Dimbach, Rappach und Scheppach.

Um 99' höher als die Mittelstraße der Oberamtsstadt, 25/8 Stunden (geom.) nordöstlich von ihr entfernt, liegt Waldbach, zum Brettachgebiete gehörig, in einer leichten Niederung am östlichen Abhange des Höhenzuges, welcher von Norden gegen Südosten und gegen die Löwensteiner Berge allmählig ansteigend, das Sulmthal

und Brettachthal scheidet. Ein aus diesem Höhenzuge in mehreren| Quellzweigen hervorkommender und unfern vom Dorfe sich vereinigender Bach, der Waldbach, bildet einen leichten Thaleinschnitt gegen Rappach hin, wo er, mit dem Dimbach und Schwabbach verbunden, vor Bretzfeld in die Brettach fällt. Der Ort selbst erhebt sich leicht über die Sohle dieses Baches auf seinem linken Ufer. Der Verkehr mit der Oberamtsstadt (und Heilbronn), und zwar der nähere, ist vermittelt durch eine kleine Vicinalstraße, welche über Dimbach, Wimmenthal und Sülzbach führt und dort in die Poststraße Weinsberg-Löwenstein einmündet; der entferntere (zugleich mit Öhringen) durch ein Vicinalsträßchen, das über Rappach führt und von da bei Schwabbach, oder andererseits über Bretzfeld bei Bitzfeld in die Weinsberg-Öhringer Poststraße ausläuft. Da die letztere, die Brettachthal-Vicinalstraße, von Bretzfeld aufwärts sich fortsetzt und über Unter-Heimbach auf die Höhen des Burgfriedens hinaufsteigt, wo sie sich bei Weihenbronn in die Löwenstein-Mainhardter Poststraße verläuft, so ist auf dieser Seite auch eine Verbindung mit Hall erstrebt.

Das ziemlich regelmäßig gebaute Dorf hat eine gekrümmt durchziehende, steinbeschlagene, gekandelte Hauptstraße und mehrere nicht unansehnliche, zweistockige Wohngebäude mit seltenen steinernen Unterstöcken. Daneben sind aber auch viele kleinere, nur einstockige, von minderem Wohlstande zeugende zu finden, besonders in den Seitengassen.

An der südöstlichen Seite des Dorfes liegt, etwas erhöht über die gegen die Bachsohle hinab sich senkenden Häuser, die stattliche Pfarrkirche, rings umgeben von einem kleinen Platze und von einer ziemlich hohen Mauer, welche einst den jetzt vor das Dorf hinaus verlegten Kirchhof umschloß. Vom Dorfe her sind drei weite Eingänge in diese Mauer gebrochen, wovon ein Bogen durch ein an dieselbe angebautes Wohnhaus führt, während noch ein altes schmales und niederes Bogenthörlein die Verbindung mit dem tiefer gelegenen Pfarrhaus erhält. Die alte Kirche wurde, nach der in einem Dreieck über dem rundbogigen Portale der westlichen Giebelseite stehenden Jahreszahl, im Jahr 1616 abgebrochen und im Geschmacke der damaligen Zeit neu aufgeführt, und im Jahr 1748, nach einem an der Südseite der Kirche angebrachten Denksteine, ringsum um 10′ erhöht, so daß sie jetzt zu den größten und geräumigsten des Bezirks gehört. Über dem, durch einen breiten rundbogigen Triumphbogen vom Langhause geschiedenen, mit einem Netzgewölbe bedeckten, halb achteckigen Chore, an dessen Seite die kleine Sacristei, mit einem Eingang von außen, angebracht ist, steht der| im ersten Stocke viereckige, im zweiten und dritten von Holz aufgeführten Stock achteckige, mit einem spitzen, achteckigen Schieferdache gedeckten Thurm, auf welchem über der Uhr drei Glocken hängen, von welchen nach den angebrachten Inschriften die mittlere und die kleinste von den Jahren 1748 und 1819 (Glockengießer Leonh. Lösch und C. G. Neubert in Ludwigsburg) stammen. Die größte, offenbar älteste, hat unleserliche gothische Schrift und keine Jahreszahl. Unter einem Thürmchen-Dachladen, an der Nordseite des Schieferdaches, hängt eine vierte kleine, der Gemeinde gehörige Glocke ohne Inschrift. Auf der äußeren Nordseite der Kirche steht in der Mitte zwischen vier langen, spitzbogigen Fenstern ein thurmartiges, achteckiges bis an das Dach reichendes Stiegenhaus. Das Innere der Kirche ist im Jahr 1850 sehr freundlich renovirt worden. Den früher weißgetünchten Wandungen wurde eine Rosafärbung gegeben, das Chorgewölbe himmelblau mit goldenen Sternchen bemalt. Die Kirchenstühle erhielten einen eichenholzfarbigen Anstrich und die Gemälde an den Füllungen der Empore, schon ursprünglich nicht geschmacklose Bilder der Apostel und biblischer Geschichten, wurden gefällig restaurirt. Die hoch an der Südseite stehende Kanzel, der ursprünglich hohle, kelchartig gearbeitete Taufstein und der einfache Altar wurden neu bekleidet. Die im Verhältniß zu der Kirche stehende Orgel ist mit ihrer Empore gerade über dem Triumphbogen, welcher Chor und Langhaus trennt, ohne denselben zu verdecken. Noch ist an der äußeren, südlichen Seite der Grabstein von Wild, Hofmeister in Lichtenstern, vom Jahr 1604 zu bemerken.

Der früher um die Kirche herum gelegene, nach den Resten der hohen Mauer zu schließen, feste Kirchhof ist seit 1602 vor’s Dorf hinaus auf eine kleine Anhöhe über der Straße von Rappach verlegt, St. Anna genannt, und mit einer Mauer umgeben. Auch die Filiale Dimbach und Scheppach haben daran Theil. Die Baulast an Beiden hat das pium Corpus.

Wenige Schritte unterhalb der Kirche liegt von einem Hof und Garten umgeben, mit Aussicht in’s Freie gegen Süden, das ziemlich geräumige Pfarrhaus nebst Scheuer und Stallung. Es ist Eigenthum des Staats und wohlerhalten.

Am westlichen Ausgang aus dem Kirchplatze und an der Straße steht das schon ziemlich alte Schulhaus, das zur ebenen Erde ein ziemlich niederes, aber geräumiges Lehrzimmer für den Schulmeister und über diesem im zweiten Stock ein zweites für den Lehrgehilfen enthält. Die Wohnung der Lehrer aber ist seit 1846 in einem eigenen, von der Gemeinde erkauften, am östlichen Ausgang aus dem| Kirchplatze stehenden, zweistockigen, aber gut eingerichteten Hause. Der untere Stock gehört noch einem Privatmanne. Die Baulast an ersterem hat das pium Corpus an dem zweiten oberen Lehrzimmer die Gemeinde; die an der Lehrerwohnung die Gemeinde.

Nördlich von der Kirche, auf der anderen Seite der Straße, ist über einer einem Privatmanne gehörigen Wagenremise, welche früher die Ortskelter war, in deren oberem Stocke, mit einem abgesonderten Eingange, das geräumige Rathszimmer mit Zubehör. Das Gebäude gehört zur Hälfte, d. h. der obere Stock, der Gemeinde.

Die Ortskelter, 1822 neu erbaut, jetzt von der Finanzverwaltung an die Gemeinde käuflich übergegangen, steht zunächst dem Rathhause gegen Norden und hat drei Bäume nebst englischer Presse. In ihr ist auch das heizbare Ortsgefängniß.

Ein Armenhaus, das der Gemeinde gehört, steht oben im Dorfe neben der Adlerwirthschaft.

Ein massives Gemeindebackhaus ist erst im vorigen Jahre auf Gemeindekosten erbaut worden.

Auf der Area einer Burg, welche hier am östlichen Ende des Dorfes gestanden und im Jahr 1471 zerstört wurde (s. unten das Geschichtliche), steht vielleicht das große hohe Wohngebäude eines hiesigen großen Güterbesitzers, welches erst Kloster Lichtensterner, nachher Finanzkammerlicher Hof war und Anfangs der 30ger Jahre an den Privatmann von der Finanzkammer verkauft wurde.

Gutes Trinkwasser liefern das ganze Jahr über ein öffentlicher und viele Privatpumpbrunnen. Das Thälchen ist überhaupt wasserreich und hatte mehrere, jetzt trocken gelegte Seen. Für Feuersgefahr ist am südlichen Ende des Dorfes ein Feuersee, der durch Quellen gespeist wird. Ein sog. Hungerbrunnen findet sich in der Schelmenhälde.

Waldbach ist auch der Sitz eines Revierförsters und das zum Forstamt Neuenstadt gehörige Revier trägt seinen Namen.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner sind Ackerbau, Weinbau und Viehzucht. Von Gewerben, außer den gewöhnlichen für örtliche Bedürfnisse arbeitenden Handwerken, sind zu nennen: zwei Schild-, zwei Speisewirthschaften und eine Gassenwirthschaft, zwei Spezereihandlungen.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, wohlgebaute Leute, bei welchen keine Spur von Cretinismus vorkommt wie in anderen Theilen des Bezirks. Sie haben schon den hohenlohischen Typus als Angränzer und sind im Ganzen ein guter Menschenschlag. Man findet wohl viel Liebe zum Weingenuß, aber auch vielen Berufsfleiß. In| Beziehung auf ihre Vermögensverhältnisse waren früher nicht Wenige verschuldet und verarmt; durch die drei letzten günstigen Jahre hat sich aber der Wohlstand wieder mehr gehoben. Der größte Güterbesitz beträgt etliche 60 Morgen, der mittlere und gewöhnliche 10–12 Morgen, der geringste 1–2 Morgen. Ganz Besitzlose, die sich nur mit Taglohnarbeiten fortbringen, giebt es keine. Bettler, die der öffentlichen Unterstützung anheimfallen, kommen wenige vor.

Die klimatischen Verhaltnisse sind schon der Lage nach weniger mild als im Sulmthale. Doch sind Frühlingsfröste und Hagelschlag seltener.

Die meist wellenförmige, ziemlich fruchtbare, 1961 Morgen große Markung, enthält 35 Morg. Gärten und Länder, 744 Morg. flürlich und 21 Morgen willkührlich gebaute Äcker, 140 Morg. Weinberge, wovon 28 Morg. derzeit zu anderen Culturen verwendet sind, 242 Morg. zweimähdige, 4 Morg. einmähdige Wiesen, 677 Morg. Laub- und 15 Morg. gemischte Waldungen, 4 Morg. Weiden, 7 Morg. Öde, 1 Morg. Thongrube. Davon gehören dem Staate: etwas weniges an Gärten, 8 Morg. Äcker, 3 Morg. Wiesen, 643 Morg. Laubwald; der Gemeinde: über 6 Morg. Äcker, etwas Wiesen, 31 Morg. Laub- und 1 Morg. gemischter Walde (für ein Laubrecht hat die Gemeinde durch die Ablösung gegen 39 Morgen Waldung weiter bekommen), über 2 Morg. Weiden; der Stiftung: über 6 Morg. Äcker, etwas Weinberg, über 4 Morg. Wiesen.

Die Landwirthschaft wird in großer Ausdehnung auf 765 Morg. der Markung mit Fleiß und Umsicht betrieben. Der deutsche Wendepflug ist durchweg dem Brabanter gewichen. Auch Walzen und Repssäemaschinen finden allmählich Eingang. Das einfache Joch hat das Doppeljoch verdrängt. Außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln kommt auch die Jauche und der Pförch, bei Futterkräutern der Gyps in Anwendung. Von den gewöhnlichen Getreidearten wird vorzugsweise Dinkel, Haber, Gerste, auch etwas Roggen und Einkorn (Weizen) gebaut. In der vollständig angeblümten Brache pflanzt man hauptsächlich Kartoffeln, Futterkräuter, wie dreiblättriger Klee, Lucerne und Esper, Wicken, Angersen, Rüben (Riesenmöhren sind wieder abgegangen), neuerdings auch Zuckerrüben, Ackerbohnen, Reps und Hanf, in den Ländern Kraut. Bei einer Aussaat von 7–8 Simri Dinkel, 31/2–4 Simri Haber, 31/2 Simri Gerste, 3 Simri Roggen schätzt man den durchschnittlichen Ertrag eines Morgens zu 71/2–8 Scheffeln Dinkel, 6–7 Schff. Haber, 5 Schff. Gerste, 4 Schff. Roggen. Die ergiebigsten Äcker liegen im Mühlweg gegen Rappach und in der Wanne gegen Schwabbach. Die| Preise eines Morgens Ackers bewegen sich zwischen 100 fl. und 400 fl. Der Absatz von Getreide, meist nur von den größeren Güterbesitzern, geht auf die Heilbronner Schranne und an Bäcker der Nachbarschaft. Ebendahin kommt der Reps wie die gebauten Zuckerrüben zum Verkaufe.

Die Wiesen, welche ungefähr den achten Theil der Markung ausmachen, liegen hauptsächlich in der Niederung der Bachsohle, sind mehr entwässerungs- als bewässerungsbedürftig und liefern an ziemlich gutem, nahrhaftem Futter per Morgen durchschnittlich gegen 20 Ctr. Heu und 10–12 Ctr. Öhmd. Ausfuhr von Futter findet statt.

Die den 14ten Theil der Markung ausmachenden Weinberge liegen theils an dem nicht hohen, südlichen Gehänge der Höhe, welche den Dimbacher vom Waldbacher Thaleinschnitte scheidet, theils an den gleichfalls nicht hohen, südlichen Gehängen über den Quellen des Waldbächleins. Sie sind hauptsächlich mit Silvanern, Elblingen, schwarzen Rißlingen, mit Trollingern und Clevnern bestockt, werden auf die gewöhnliche Weise gebaut und bezogen und liefern ein Erzeugniß, das bei der amtlichen Classification von 1809 in die dritte (niederste) Classe des Bezirks gesetzt wurde, in neuerer Zeit aber eine höhere Classe verdient. Der Ertrag eines Morgens wird in günstigen Jahren zu 4–5 Eimer geschätzt. Der Eimer kostete 1846 36 fl. im Durchschnitt, 1847 20 fl., 1850 9 fl. 30 kr., 1851 21 fl. 15 kr., 1857 (Mittelpreis) 41 fl. 37 kr. Die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich zwischen 120 fl. und 300 fl. Der Absatz des Weines geht gewöhnlich nach dem Hohenlohischen und Hallischen.

Die Obstzucht ist bedeutender als in den angränzenden Filialgemeinden. Man zählte im Jahr 1854 auf der Markung gegen 1000 Kern- und 1460 Steinobstbäume mit einem Ertrag von 600 Sri. und 400 Sri. Außer den gewöhnlichen Mostsorten werden auch edlere gepflanzt. Zwetschgen, welche keiner Pflege bedürfen, sind vorherrschend. Man verwendet sie zum Brennen und Dörren. Zum Verkauf nach außen kommt ziemlich viel Obst.

Die der Gemeinde gehörigen, jetzt etliche 60 Morgen Wald, werfen einen jährlichen Ertrag von etwa 20–25 fl. ab.

Auf den 2 Morgen Gemeinde-Weiden nebst der Stoppelweide hat der Hofbesitzer unentgeldliches Weiderecht, welcher, nach der neuesten Aufnahme, 60 Stücke Bastardschafe darauf laufen läßt und sie hier auch überwintert. Der Pförch ist ganz allein für das Hofgut. Der Hofbesitzer begünstigt aber zuweilen auch Privaten.

| Ein Morgen Thongrube ist Gemeinde-Eigenthum, erträgt aber nichts.

Pferdezucht wird nur wenig getrieben. Es waren bei der neuesten Aufnahme unter im Ganzen 18 Pferden 2 Füllen und 3 Stuten vorhanden.

Verhältnißmäßig nicht so bedeutend, wie im benachbarten Scheppach, ist die Rindviehzucht. Doch zählte man bei der jüngsten Aufnahme unter 304 Stücken 2 Farren, 29 Ochsen und Stiere, 140 Kühe, 124 Stück Schmalvieh, 9 Kälber. Vorherrschend ist der sog. Neckarschlag, der durch 2 Landfarren gezüchtet wird. Für Haltung dieser 2 Farren bezahlt die Gemeinde, nachdem der Hofbesitzer das onus abgelöst hat, einem Ortsbürger 180 fl. an Geld. Viehmastung wird ziemlich getrieben von den größeren Gutsbesitzern. Mit Kühen und Schmalvieh wird auf den Viehmärkten von Heilbronn und anderen benachbarten Orten lebhafter Handel getrieben.

Schafzucht (s. oben Weiden).

Die Schweinszucht ist von bedeutendem Belang. Man fand hier bei der neuesten Aufnahme 95 Stücke, worunter 5 Mutterschweine, 55 Mastschweine, 35 Läufer und Milchschweine. Ferkel werden übrigens mehr ein- als ausgeführt. Was von gemästeten Thieren nicht in’s Haus geschlachtet wird, findet guten Absatz an die Metzger der Umgegend.

Ziegen kommen hier, wo mehrere ärmere Familien solche halten, häufiger vor, als in den übrigen Orten dieser Gegend. Man zählte deren bei der letzten Aufnahme 19.

Sehr unbedeutend ist die noch nach altherkömmlicher Weise getriebene Bienenzucht. Nur 21 Stöcke wurden bei der jüngsten Aufnahme im ganzen Orte gefunden.

Von Geflügel werden hauptsächlich Gänse und Hühner gehalten, theils für das eigene Bedürfniß, theils für den Handel. Handel mit Butter und Schmalz und Eierhandel wird in die Nachbarstädte viel getrieben.

An Gemeindeschaden werden jährlich umgelegt ca. 2–300 fl.

An der ziemlich vermöglichen Stiftung (pium Corpus) haben auch die Filiale Theil.

An Armenstiftungen sind Liegenschaften mit einem Ertrag von ca. 60–70 fl. vorhanden (Pfarrer Herrmann’sche Stiftung).

Der Ortsschulfond hat ein Vermögen von 400–500 fl.

Zur Kirchengemeinde, von welcher im Jahre 1481 die Filiale Schwabbach und Siebeneich abgetrennt wurden, gehören von alten Zeiten her die bürgerlichen Gemeinden Dimbach, Rappach und| Scheppach als Filialien. Von diesen hat jedoch Rappach eine eigene kleine Kirche (s. Ortsbeschr. von Rappach) und einen eigenen Gottesacker. Dort hat der Pfarrer von Schwabbach alle drei Sonntage eine Nachmittagspredigt, der Parochus von Waldbach aber nur die Leichenpredigten und zwei- bis viermal das heilige Abendmahl zu halten. Im Übrigen sind die Rappacher den anderen Filialisten gleich. Von 1634 und dann wieder von 1612–47 war auch die Kirche Lichtenstern Filial von Waldbach. Waldbach (Walpach 1367. Mone Zeitschrift 11, 347; Waltpach 1461. ebendas. 5, 358) gehörte vermuthlich ursprünglich zur Grafschaft Calw-Löwenstein und es mochte mit dem Erwerb Löwensteins durch König Rudolf zusammenhängen, daß die Herzoge von Österreich allhier die Oberlehensherrlichkeit hatten. Als Inhaber des Lehens erscheinen die Herren von Maienfels, wenigstens durfte mit herzoglich österreichischer Bewilligung Engelhard der Ältere von Maienfels und Engelhard der Jüngere Edelknecht am 14. Oktbr. 1363 gegen anderweitige Lehenssurrogirung den hiesigen Kirchensatz dem Kloster Lichtenstern übergeben (Lichnowsky Habsburg 4 Reg. Nr. 1363, vgl. dagegen Cleß Versuch 3, 86). Am 12. Aug. 1387 erhielt Gottfried von Hohenlohe das Lehendorf Waldbach zu eigen von dem Herzog Albrecht von Österreich, welchem er dagegen das hohenlohische eigene Dorf Gerabronn zu Lehen auftrug (ebendaselbst Nr. 2066). Im Jahr 1459 verkaufte Eberhard von Sickingen das Dorf Waldbach um 120 fl. Leibgeding an Ritter Lutz Schott, kurpfälzischen Obervogt zu Weinsberg, und dieser veräußerte es im Jahr 1469 um 6000 fl. an das Kloster Lichtenstern. Von dieser Zeit an blieb Waldbach beim Kloster Lichtenstern und theilte dessen Schicksale. Die Burg wurde im J. 1471 wegen Räubereien zerstört (s. Wibel). Im Bauernkriege vom Jahr 1525 wurde Waldbach, als dem Kloster Lichtenstern angehörig, von dem von Öhringen anrückenden „hellen Haufen“ geplündert, wie eine Abtheilung desselben nach dem Kloster selbst gezogen war und es geplündert hatte. Es zogen aber auch Waldbacher mit dem „hellen Haufen“ vor Weinsberg und bei dem Spießjagen war Urban Metzger von Waldbach an der Seite des unglücklichen Grafen von Helfenstein, um ihn an die Gasse zu führen und gegen die Spieße zu stoßen. Das Racheschwert des Truchseßen ereilte Metzgern wahrscheinlich bei der Eroberung von Neckarsulm. Der Ort selbst wurde zwar nicht verbrannt, aber das Vermögen der Flüchtigen confiscirt. Mit der kurz darauf, 1534, erfolgten Reformation und Aufhebung des Klosters Lichtenstern wurden dessen Güter, worunter auch Waldbach, durch einen eigenen Kloster-Hofmeister,| nachher Kloster-Oberamtmann – als evangelisches Kirchengut – verwaltet.

Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49 hier: a) die Finanzverwaltung, b) die hiesige Stiftungspflege.


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